90 Grad Nord (Deutschland, 2015)



20 Minuten Kurzfilm-Horror-Komödie (?) über eine menschenfressende Verkehrsinsel. Genius ! Wir hatten ja schon viele bizarre Genre-Monstrositäten, aber eine Killer-Ampel ist neu und wirklich originell. Businessman bleibt irgendwo in der Pampa am Waldrand stecken, hört seltsame Schreie, durchquert den Wald und kommt an einen etwas anderen Fußgängerübergang, auf dem er vorerst strandet. Wenn er überleben und nicht das nächste Opfer der diabolischen Maschine mit unstillbarem Hunger werden will, muss er sich was einfallen lassen, denn das Biest hat einige fiese Tricks auf Lager.
Die Geschichte und vor allem die drastische Darstellung ist eigentlich genuin verstörend, doch das ganze Konzept gleichzeitig so surreal und trotzdem nah am Alltag, dass man sich einige entsetzte aber gewiss auch so gewollte Lacher nicht verkneifen kann und wissen möchte, wie es ausgeht. Auch ist der Film mehr als oberflächliche Unterhaltung, untersucht viel mehr unseren Glauben in Systeme im Allgemeinen und spielt amüsant mit der bekannten Marotte der Deutschen, bei Rot nicht über die Straße zu gehen, selbst wenn weit und breit gar kein Auto kommt ^^ Falls ihr demnächst irgendwann, irgendwo, irgendwie die Gelegenheit kriegen solltet, diesen Film anzuschauen, verpasst sie nicht, es lohnt sich



Scouts vs. Zombies /Scouts Guide to the Zombie Apocalypse (USA, 2015)



Horror-Komödie. Wirkt leicht trashig. Der Titel fasst den Film eigentlich bereits komplett zusammen, man bekommt exakt das, was zu erwarten ist. Wobei man aus dem Ansatz mit den Pfadfindern schon noch mehr hätte rausholen können. Ein paar ganz lustige Szenen und Ideen dabei, alles auf altbekanntem, pubertärem Teenie-Comedy-Niveau und für einen Zombie-Film wird natürlich kaum ein Klischee ausgelassen. Für die anderthalb Stunden trotzdem halbwegs unterhaltsam. Muss man sich echt nicht geben, aber habe auch schon schlechtere Filme gesehen. Hauptrolle spielt übrigens Tye Sheridan - das war der neue, junge Cyclops in X-Men Apocalypse, falls euch der Name nichts sagt. Schätze, von dem werden wir in Zukunft mehr sehen.



Die glorreichen Sieben /The Magnificent Seven (USA, 2016)



Joah, war okay. Für ein unnötiges Remake gar nicht mal übel. Beeindruckende Cast-Ansammlung, wenn auch übertrieben politisch korrekt weil ethnisch geradezu unglaubwürdig bunt zusammengewürfelte Truppe. Chris Pratt mochte ich am meisten. Die Landschaftsaufnahmen und Sets waren ebenfalls klasse. Gefallen hat mir auch, dass sie sich nur grob an die Vorlage gehalten haben, mit dem selben Grundkonzept, aber anderen Charakteren und anderem Setting.
Bei ein paar Punkten wäre hier aber etwas mehr Treue gut gewesen. Mich störte nämlich, dass es erst einen ewig langen Vorlauf gibt, in dem es noch kaum groß zu Action kommt, und dafür dann am Ende ein riesiges und für meinen Geschmack etwas zu bombastisches Schlachtengemetzel, in dem die halbe Stadt dem Erdboden gleich gemacht wird. Sowohl der Film von 1960, als auch Die sieben Samurai davor, hatten wenn ich mich recht erinnere eine Weile vor dem Finale noch einen Abschnitt, in dem das feindliche Lager ausspioniert wird. Zumindest bei Kurosawa starben dabei auch ein oder zwei der Gruppe, was wenig später in der besten Szene des Films resultierte, nämlich dem Begräbnis. Darüber hinaus behaupte ich, dass es in den älteren Filmen mehr Szenen über die Sieben untereinander und gleichermaßen mehr Interaktion zwischen ihnen und der Stadtbevölkerung gab, also weitreichendere Charakterentwicklung. Das aktuelle Remake kommt zwar mit einer streamlined Handlung daher, aber verliert dabei auch ein wenig von dem Charme und den Wendungen der Vorgänger.
War nachdem ich Die sieben Samurai gesehen hatte, der mich wirklich von Anfang bis Ende begeisterte, kein Riesenfan von der 1960er Western-Version. Solide und gut, aber nicht überragend. Leider muss ich sagen, dass ich das Remake noch darunter ansiedeln würde, obgleich der Film sehenswert ist und seine Stärken hat. Das berühmte musikalische Titelthema wird erst ganz am Ende im Abspann gespielt, schade. Klingt aber davor schon mehrfach mit ein paar Noten latent im Soundtrack an.