Terminator Genisys
Meinem Vorredner kann ich mich leider nicht anschließen. Der Film war nicht schlecht, aber, wenn auch nicht mit Abstand, für mich eindeutig die schwächste Fortsetzung. Das hängt auch damit zusammen, dass der Film genau das verkörpert, was die Franchise jetzt eigentlich nicht gebrauchen kann. Kritisiert an Salvation so viel wie ihr wollt, der Film hatte ein neues und interessantes Setting und versuchte sich gleich an mehreren neuen Figuren, die etwas Abwechslung reinbrachten. Genisys dagegen wirkt wie ein Patchwork aus vorwiegend alten Ideen und Figuren, ein Recycling der Vorgänger oder, böse gesagt, wie eine Resterampe. Der Humor in Rise of the Machines war cleverer, in Genisys ist er zwar wenigstens überhaupt wieder vorhanden (im Gegensatz zu Salvation), beschränkt sich jedoch meistens auf die gewohnten Situationen bzw. Sprüche und Zitate. Rentner-Arnie wurde zwar gut integriert, aber bedeutet für mich nicht wie offenbar für manch anderen eine automatische Qualitätssteigerung durch Nostalgie-Bonus.
Ich habe (bekanntermaßen?) ja eine ziemliche Abneigung gegen Zeitreisen als Plotdevice, zumindest wenn sich die Geschichten der Filme selbst recht ernst nehmen. Nun, Genisys ist ein absolutes Musterbeispiel dafür, warum ich sowas nicht leiden kann. Terminator als Franchise bräuchte weniger Brimborium und Komplexität, schaut euch nur mal an, was für eine im Grunde einfache Story das im ersten Teil noch war - und mit Abstrichen gilt das auch für die Fortsetzungen. Der aktuelle Teil dagegen übertreibt völlig mit diversen Zeitsprüngen, pseudowissenschaftlichen Technobabble-Erklärungen (schlimmer als Star Trek zu seinen besten Zeiten!) und Veränderungen der bisher bekannten Timeline. Nein, mit den Änderungen an sich habe ich kein so mächtiges Problem wie anscheinend einige Hardcore-Fans, die sauer sind, dass nun effektiv die anderen Filme ausradiert wurden (selbst die guten -_^). Aber war es wirklich nötig, so etwas in drei verschiedenen Zeitebenen spielen zu lassen? Noch dazu entstehen dadurch klaffende Logiklöcher. Klassischer Fehler: Wie bekloppt muss man sein, um zu einem Punkt ein paar Stunden vor der Apokalypse zu springen, wenn man sich stattdessen alle Zeit der Welt lassen und über zehn Jahre an der Problemlösung arbeiten könnte? Selbst wenn man argumentiert, dass sie vorbereitet und trainiert genug waren, wäre es mehr als sinnvoll gewesen, sich ein paar Monate Spielraum zu lassen. So oder so - die Timeline ist inzwischen ein einziges, chaotisches Durcheinander. Ich dachte vorher schon, es sei recht abgefuckt, aber mit Genisys haben sie es auf die Spitze getrieben.
Den großen Twist schon in den Trailern zu spoilern war eine der krassesten Fehlentscheidungen, die ich seit langem bei irgendeiner Film-Werbekampagne gesehen habe. Das macht hier noch viel mehr aus als damals die Sache in T2. Man wurde quasi im Vorfeld des größten WTF?-Momentes beraubt, wodurch der Film massiv an Reiz verliert, weil sonst einfach nicht mehr allzu viel geboten wird. Die Figur um die es geht in eine solche Richtung zu lenken, war originell und mutig. Wenn es schon bekannte Charaktere sein müssen, wie oben kritisiert, dann doch wenigstens so überraschend anders. Doch auch hier gäbs einiges zu mäkeln. Ich beschränke mich einfach mal darauf zu sagen, dass ich die Beweggründe nicht verstanden habe. Besagte Figur scheint prinzipiell noch sie selbst zu sein, wurde sie einfach nur "umprogrammiert"? Das wäre doch etwas zu billig und einfach. Wie kommt diese völlige Kehrtwende zustande? Und wäre es nicht abgefahren gewesen, mit ihr eine Art dritte Partei zwischen Menschen und Skynet/Maschinen ins Spiel zu bringen, die ihre eigenen Ziele verfolgt? Stattdessen gibts wieder nur einfachstes Gut gegen Böse.
Die Musik von dem zu Recht weitgehend unbekannten Komponisten Lorne Balfe bleibt leider total ausdruckslos. Sogar das berühmte Titelthema wird lediglich kurz im Abspann angespielt :-/ Die Action war in Ordnung, aber wenn ich diesbezüglich an die Verfolgungsjagden aus Judgment Day und Rise of the Machines denke, hat Genisys nicht viel entgegenzusetzen.
Das klingt jetzt alles seeehr negativ. Aber eine Katastrophe war es nicht. Ich fühlte mich schon ganz gut unterhalten, und der Film bietet einige coole Stellen, besonders in der ersten ("Kennenlern"-)Hälfte. Die kurzen Szenen vom Krieg in der Zukunft haben (eigentlich wie immer ^^) gerockt, am liebsten hätte ich dort noch etwas mehr Zeit verbracht. Positiv überrascht hat mich Emilia Clarke, die imho eine überzeugende Vorstellung als Sarah Connor abliefert und hier außerdem die sympathischste Inkarnation des Charakters darstellt. Vor Jai Courtneys Kyle Reese hatte ich im Vorfeld Bammel, denn in Die Hard 5 fand ich den Schauspieler furchtbar. Doch in Genisys war er nicht so schlimm wie befürchtet, besser noch, Clarke und er sind nicht gänzlich ohne Chemie. Dann zündet auch der Running Gag mit Arnies Drängen zur "Paarung" *g* War vielleicht nicht mit der Altersfreigabe kompatibel, aber ich hätte es dann doch passend gefunden, wenn das auch vollzogen worden wäre -_^ Etwas mehr Zweisamkeitsgefühl trotz brutaler Umstände, das hat diesmal irgendwie gefehlt, war aber ein großer Pluspunkt in Teil 1 und 3. Jedenfalls viel wert, dass der Film nicht an den Hauptrollen krankt.
Ebenfalls erfreulich waren viele Kleinigkeiten oder oberflächlichere Aspekte. Zum Beispiel fand ichs super, dass die Terminatoren endlich wieder als Infiltrationseinheiten vorkommen und diese ursprüngliche Funktion extra betont wird. Dann diese Sache mit der Genisys-App aus dem Titel. Das war schon raffiniert, das alte Thema auf diese Weise stärker der heutigen Zeit anzupassen. Früher war Skynet ein rein militärisches Projekt, jetzt wird man gewissermaßen ganz persönlich auf die eigene Technik-Abhängigkeit angesprochen ^^ Das hätte ruhig noch in ein paar philosophischeren Dialogzeilen erörtert werden können, wenn ihr mich fragt. Oh, und darüber hinaus war da noch das Design. Die Farben und all das orientieren sich klar an den beiden Cameron-Klassikern, und die T-1000 Effekte sind heute natürlich nicht mehr halb so beeindruckend, wie vor über 20 Jahren. Aber wer visuell wirklich die Show stiehlt, ist der neue T-3000. Das hatte echt was und sah gerade in angeschlagenem Zustand klasse aus.
Unterm Strich fällts mir sehr schwer, Genisys einzuordnen. Kaufen werd ich mir den bestimmt, schon aus Filmreihen-Verpflichtungen (wenn man einmal angefangen hat zu sammeln... xD). Leider macht der fünfte Teil zu wenig wirklich neu, und das, was er neu macht, macht er nicht immer gut, sondern verwirrt eher mit seiner Timetravel-Firlefanz-Handlung. Was diese Serie braucht, wäre ein deutliches Back-to-Basics, gerne auch ganz ohne Zeitreisen, aber dafür mit ein paar neuen prominent vertretenen Charakteren und Orten. J. K. Simmons wurde diesmal total verschwendet, das war ja kaum mehr als ein Cameo-Auftritt, sehr schade.
Nun frage ich mich, wie es weitergehen soll? Theoretisch könnte man Genisys auch einfach so stehen lassen, trotz Zusatzszene im Abspann. Aber die Rede war von einer Trilogie, wie auch schon bei Salvation. Immer dieser schädliche Übermut, sie sollten lieber einen nach dem anderen die bestmöglichen Geschichten erzählen, als könnte es die letzte sein. Erstaunlicherweise entspricht Genisys mitunter dem, was damals über die geplanten Salvation-Sequels enthüllt wurde (quasi ein Krieg, quer durch alle möglichen Zeitlinien). Da ich die aktuellen Versionen der bekannten Protagonisten mochte, habe ich die Vermutung, dass sie erst in Fortsetzungen ihr wahres Potential entfalten würden und ich hätte nichts dagegen, wenn die Schauspieler die Rollen erneut übernehmen. Schon wieder jemand anderes, das wäre langsam etwas lächerlich, nachdem sooo viele Leute Sarah und John gespielt haben. Vielleicht wurden interessante Elemente genau für diese Sequels zurückgehalten - insbesondere bleibt die Frage offen, wer Sarahs Beschützer-Arnie in die Vergangenheit geschickt hat.
Das Problem ist bloß, dass es im Moment so aussieht, als würde es dazu nicht mehr kommen. Paramount mag unter Druck stehen, da die Rechte soweit ich weiß 2019 an Cameron zurückgehen. Doch nach dem schwachen Einspielergebnis dürften Sequels definitiv auf der Kippe stehen und werden inzwischen unwahrscheinlich geworden sein. Wenn man Marketing mit einberechnet, hat das Studio an dem Film noch keinen einzigen Dollar verdient. Ein Break Even ist noch drin, aber Erfolg sieht anders aus, ganz anders. Das hier ist Underperforming par excellence, und das, obwohl es der erste Terminator-Film ist, der ab 12 freigegeben wurde bzw. ein PG-13 Rating bekommen hat. Die Minions haben in einem Drittel der Zeit fast das Doppelte eingespielt, während Jurassic World, der bald schon drei Wochen länger läuft, jetzt noch an den Kinkassen mehr verdient als Terminator, der irgendwo auf dem vierten Platz rumdümpelt. Und das ist traurig. Ich schätze, die Veröffentlichung fällt schlichtweg in eine Zeit, in der die Zuschauer der Franchise erstmal gleichgültig gegenüberstehen, weil sie davon übersättigt worden sind. Hier hätten eine längere Wartezeit und ein frischer Anstrich gut getan, und das gilt noch immer.
Minions
War ganz süß, das zentrale Trio echt amüsant und sympathisch, aber ein wenig enttäuscht bin ich schon. Der ganze England-Plot wirkte so gezwungen und zu Slapstick-lastig... Letztenendes hat man zu deutlich gemerkt, dass ein paar vernünftige menschliche Charaktere fehlen (warum nicht die Familie von der Autofahrt zur Messe ausgebaut wurde, sodass sie auch später noch eine Rolle spielt, ist mir schleierhaft). Despicable Me 1 und 2 sind um Längen besser, weil sie viel mehr Handlung und Emotion haben. Die Minions sind die geborenen Sidekicks und das sollten sie imho auch auf der großen Leinwand bleiben. Vielleicht können sie durchaus alleine einen Film tragen, aber nicht ohne die erwachseneren Zuschauer in der zweiten Hälfte ein wenig zu ermüden. Für die Sammlung auf BD brauche ich den nicht.





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Der Fatih Akin ist ja noch so einer, von dem alle total begeistert sind.


