Außerdem letztens gesehen:
Peter Pan von 2003. Hatte Potential, das aber stellenweise echt schmerzlich verschenkt wurde. Der Film ist keinesfalls schlecht und bleibt vor allem dem Geist des Ursprungsmaterials treu. Mit das beste an dieser Version sind wirklich die jungen Hauptdarsteller Jeremy Sumpter und Rachel Hurd-Wood, zwischen denen die Chemie einfach stimmt und die ihre Rollen richtig lebendig und mit Energie und Freude spielen. Auch nicht zu verachten natürlich Jason Isaacs in der Doppelrolle als Mr. Darling UND Captain Hook. Darüber hinaus mochte ich, dass nicht alles gaaanz so weichgespült war wie in der Disneyfassung, es gab einige düsterere Stellen und zum Beispiel Tinkerbell ist nicht nur lieb und nett. Der Soundtrack von einem meiner Lieblingskomponisten James Newton Howard hält auch, was er verspricht und passt zu der heiter-abenteuerlichen Stimmung, aber trägt manchmal einfach ein wenig zu dick auf. Sogar ein paar echte Lacher gab es bei den Dialogen imho, was vor allem an dem so wunderbar von sich eingenommenen Peter Pan liegt ^^
Richtig Probleme hatte ich allerdings wie so oft damit, dass der ganze Film mal wieder spürbar overproduced wurde und diverse CGI-Effekte nicht gezündet haben und lächerlich wirkten. Etwa, als die Kinder nach Nimmerland fliegen und man im Hintergrund diverse Bonbon-bunte Planetenkugeln dicht beieinander sieht, sowas ist einfach dämlich. Warum außerdem keine echten Straßenszenen für London, sondern alles nur aus dem Computer? Am allerschlimmsten war in dieser Hinsicht jedoch die Sache mit den Farbfiltern. Ich HASSE sowas. Wenn man es dezent macht, kann es die Filme durchaus bereichern (zum Beispiel die Silber-Sättigung in Terminator Salvation), aber nicht so wie hier! Eine spannende, düstere Szene an einem eher dunklen Ort? Alles wird türkisgrün! Und wenn ich sage alles, dann meine ich auch alles. Man kann oft nichtmal mehr die Hautfarbe der Figuren wahrnehmen oder irgendwelche anderen Farben ausmachen. Nur wenn es im Hintergrund blitzt erkennt man für winzige Augenblicke, wie es eigentlich aussieht. Genauso gegen Ende zum Finale, wo alles komplett rot wird. Grausig. Als würde man den Film komplett mit einer dicken Glasscheibe vor der Leinwand bzw. dem Fernseher gucken >_<
Die deutsche Synchronisation hat mich ebenfalls nicht überzeugt, die wirkte sogar oft asynchron und seltsam gestellt. Teilweise wohl sehr junge Sprecher dabei, okay, aber dann doch bitte auch welche nehmen, die ein wenig Theatertalent mitbringen. Oh, und manche Aspekte der Geschichte waren halt auch einfach nicht toll, selbst wenn sie in dem Original-Stück aufgetaucht sein mögen. In einer Filmfassung der Geschichte ist es schon etwas bescheuert, einen Hund als Kindermädchen zu sehen, und diese Millicent-Tante war ätzend. Mir haben diese Dinge den Film echt weitgehend kaputt gemacht, obwohl mir so viel anderes daran gefallen hat. Jüngere Zuschauer wird das natürlich kaum stören, und für die war der Film wohl auch hauptsächlich gedacht. Es ist nur so schade, weil das mit einer etwas bodenständigeren Herangehensweise und mehr praktischen Effekten und Sets anstelle von CGI und ein bisschen mehr Feilen am Drehbuch ein Film hätte werden können, der neben Kindern auch mehr Erwachsene/Jugendliche angesprochen hätte :-/
ParaNorman hab ich gestern gesehen und ich habe auch hier eher gemischte Gefühle, wenn auch mehr auf der positiven Seite. Bin ein großer Fan von Coraline und Studio Laikas Stop-Motion-Animation (diesmal wurde zum Teil mit Farb-3D-Druckern bei den Figurengesichtern gearbeitet, was ich irgendwie faszinierend finde), und war mir nicht sicher, ob sie mit ParaNorman, was ja soweit ich weiß keine Adaption eines schon vorhandenen Stoffes war, das hohe Niveau würden halten können. Unterm Strich müsste ich das verneinen, aber das heißt nicht, dass der film nicht trotzdem was zu bieten hätte.
Die erste Hälfte der Geschichte ist schlicht und einfach zu langweilig und plätschert nur langsam vor sich hin, auch und vor allem ohne eine halbwegs hohe Gagdichte. Das ist deshalb so schade, weil hier durch das Zombie-, Geister- und Hexenthema unglaublich viele Steilvorlagen gegeben waren, die man kaum genutzt hat. Es gibt so viele bekannte Horror- und Gruselfilme, auf die man hätte anspielen können! Außerdem sind alle Hauptfiguren leider ziemliche stereotype Abziehbilder, die nicht so richtig für sich stehen können: Die oberflächliche Schwester, der hirnlose Muskelprotz, der fiese Schulbully, der dicke Freund, der Vater, der seinen Sohn nicht begreift... Alles schon tausendmal gesehen, da war der elfjährige Norman als missverstandener junger Teenager noch das geringste Übel.
Ich war schon ziemlich enttäuscht, bis sozusagen das ganze Finale losging vom Beginn der Enthüllung der wahren Natur des Bösewichts an bis hin zum Ende durch. Denn das war ganz große Klasse und fand ich total super, nicht nur weil es clever mit einigen Klischeevorstellungen spielt, sondern auch spannend, bewegend und visuell grandios umgesetzt wurde (und vermutlich zu gruselig und intensiv für jüngere Zuschauer ist, aber hey, der Film ist erschreckenderweise in Deutschland ohnehin ab 12Verdammte FSK!). Vielleicht bin ich da aber auch nur etwas voreingenommen und fand es deshalb so gut, weil ich selbst vor Jahren einige Notizen zu einer Storyidee von mir zusammengetragen habe, die mit sehr ähnlichen Motiven zum Thema Hexen arbeitet.
ParaNorman weiß als Gesamtwerk wohl einfach nicht so recht, was es eigentlich sein will. Für eine Gruselkomödie ist das letzte Drittel viel zu ernst und der Anfang nicht wirklich witzig genug. Für eine Art "Kinder-Horrorfilm" aber gerade der lange Anfang viel zu lahm und ohne jede Spannung. Ich glaube, dass es als insgesamt ernsterer (und ggf. gerade zu Beginn düstererer) Film besser funktioniert hätte, aber das hätte sich natürlich nicht so gut vermarkten lassen bei der jüngeren Zielgruppe. Also schon auch hier eine Menge verschenktes Potential, aus dem ich aber einige Szenen mitnehme, an die ich mich gerne zurückerinnern werde. Insofern freue ich mich darauf, was Laika im Oktober mit den Boxtrolls ausgebrütet hat.