Ernest & Celestine vor ein paar Wochen zufällig auf IMDb entdeckt und nach dem Trailer gleich mal auf BD bestellt, weil mich das total angesprochen hat ^^ Habe es nicht bereut. Ein superschöner, niedlicher Film der eine wohlige Atmosphäre versprüht und zwei total liebenswerte zentrale Charaktere hat, aber auch zwei oder drei typisch "französische" Momente, die jüngere Kinder als ziemlich verstörend empfinden könnten. Habe mich köstlich amüsiert, besonders zwei Szenen sind mir gut in Erinnerung geblieben - einmal wie sich Ernest und Celestine zum ersten mal begegnen und einmal die Gerichtsverhandlung ("Kinder, mache ich euch etwa Angst?" ), aber auch der Anfang im Waisenhaus ist eine tolle Einstimmung.
Der Film basiert auf einer Kinderbuchreihe einer bekannten französischen Illustratorin, verwebt die einzelnen Elemente aber zu einer zusammenhängenden Geschichte (was die Bücher nicht waren) und geht auch sonst eher frei mit dem Material um (das Charakterdesign weicht natürlich auch stark ab, weil ein Animationsfilm in dem etwas realistischeren Originalstil nicht bezahlbar gewesen wäre ...ehrlich gesagt finde ich das Design aus dem Film aber auch viel tolliger ^^). Es geht um das kleine Mäuse-Waisenmädchen Celestine und den quasi arbeitslosen Alleinunterhalter-Bären Ernest, beides Außenseiter in einer zweigeteilten Gesellschaft, in der die Bären an der Oberfläche und die Mäuse unterirdisch leben (das kam in der Vorlage übrigens auch nicht vor, da standen die Bären eher für die Erwachsenen und die Mäuse für die Kinder, fand die Idee im Film aber sehr cool). Mäuse und Bären zusammen? Das geht mal gar nicht. So denken zumindest viele und entsprechend möchte der ständig hungrige Ernest die aufgeweckte Celestine auch essen, als er sie zum ersten Mal trifft. Aber zwischen den beiden entwickelt sich eine wunderbare Freundschaft, die die Welt ziemlich durcheinanderbringt.
Die Grundaussage mit ihrem "Freundschaft kennt keine Grenzen" ist so simpel wie schön und sehr gut umgesetzt, besonders wie es gegen verbreitete Vorurteile eintritt (was besonders lustig ist, wenn man bedenkt, wie die Macher des Films bewusst viele Klischees über Bären bzw. Mäuse haben in die Geschichte einfließen lassen). Vor allem die Waisenhaus-Oberin, die den Kindern immer Horrorgeschichten über den "großen, bösen Bären" erzählt unterstreicht dies und ist in ihrer Überzeugung hinreißend anzusehen
Habe vorhin erst festgestellt, dass der Film für den Oscar als bester Animationsfilm nominiert ist, die Verleihung ist ja schon heute/morgen. Das hat mich echt kalt erwischt, weil der Film eigentlich schon 2012 veröffentlicht wurde, aber für die Oscars zählt wohl immer nur der heimische US-Release. War aber natürlich positiv überrascht und drücke nun die Daumen dafür. Visuell ist das ganze übrigens in Aquarell-artigen Bildern umgesetzt. Nicht nur die Hintergründe bekommen dadurch einen ganz eigenständigen Look, auch die Figuren wurden alle mit "nicht durchgezogenen" schwarzen Linien gezeichnet (das kann man auf dem Poster schlecht sehen). Jedenfalls endlich mal wieder ein richtig guter traditioneller Animationsfilm, die heutzutage ja leider ziemlich rar geworden sind! 10/10