Hab nun auch Tomb Raider gesehen und würde meine Meinung irgendwo zwischen Cipolla und Cutter Slade einordnen. Fand den Film okay und solide, aber nicht wirklich in irgendeiner Weise herausragend. Würde ich sogar als perfektes Beispiel für den neuen Thread zu "passablen" Filmen nennen ^^ Sowohl den erwähnten Kritikpunkten, als auch dem Lob schließe ich mich größtenteils an. Kenne übrigens abgesehen von ein paar Gameplay-Szenen das Reboot-Spiel nicht, aus dem viel übernommen worden ist.

Vikander ist wie erwartet super in der Hauptrolle. Passt perfekt und auch körperlich ne tolle Leistung. Das alleine ist schon ein riesiges Plus. Auch die Auflösung der Legende um Himiko und der Frage nach Realität oder Mythos war in der Tat sehr gelungen. Mochte darüber hinaus die Fallen im Grab. Weckte angenehme Erinnerungen an Indiana Jones und der Letzte Kreuzzug. Warum gibt es nicht mehr Action-Abenteuerfilme, die so etwas einbauen? Egal wie unrealistisch es ist, dass das nach Jahrtausenden noch funktioniert - die Möglichkeiten für originelle, tödliche Gefahren sind praktisch unbegrenzt, hehe.

Hatte nach den Trailern zu viel CGI befürchtet, was die physischen Strapazen hätte schmälern können. Das war hier glücklicherweise nicht oder kaum der Fall. Selbst das Flugzeugwrack über dem Wasserfall, das in der Vorschau noch total nach Videospiel aussah, schien überzeugend, sobald man erstmal in der Handlung drinsteckt. Überhaupt war die Action gut. Humor habe ich nicht vermisst oder gebraucht, Lara Croft ist kein Indiana Jones. Das Reboot sollte ja etwas realistischer und bodenständiger werden, daher habe ich es begrüßt, dass sie die Story nicht mit schlechten Witzen überfrachtet oder einen Comic-Relief-Sidekick eingebaut haben. So etwas hätte sich mit den härteren Szenen nur gebissen, und auf letztere kam es an.

Der Wandel von Lara ging wirklich zu schnell, besonders die Sache mit dem Töten, hat mich aber trotzdem nicht übermäßig rausgerissen. Ich mochte zwar den nur minimal zu langen Anfang zum Kennenlernen und hätte es nicht gut gefunden, sofort ins Abenteuer zu starten, aber handlungstechnisch war das schon ein wenig holprig. Viel erklärt und nachvollziehbar gemacht wird da nicht, bleibt trotz Screentime oberflächlich. Dass solche Sachen wie die Legende von Himiko oder einige der Rückblenden zu Klein-Lara & Dad doppelt gezeigt werden, hat mich sehr genervt. Ach ja, und der Teaser für eine Fortsetzung am Ende war auch nicht besonders gut.

Meine zwei größten Kritikpunkte hat Cutter Slade aber schon vorweggenommen: Erstens das Abenteuer auf der Insel an sich, dem es an Abwechslung fehlt; da hätten weitere interessante Schauplätze echt helfen können (Schiffsfriedhof klingt toll). Die Gestaltung der Kulissen vor allem im Grabtempel schließe ich darin mit ein. Alles etwas zu dunkel gehalten... und die Steine bei dem Puzzle sahen wirklich aus wie überdimensionale Gummibärchen xD War grün eigentlich schon immer die Farbe des Lebens? Sowas ist doch von Kultur und Zeitalter zu Kultur und Zeitalter verschieden, oder nicht? Ließe sich auch für rot oder blau argumentieren. Hätte hier ebenfalls ein anderes, universelleres Rätsel mit Zahlen oder so besser gefunden. Naja.

Und zweitens waren da die schwachen Nebencharaktere. Vikander /Lara hält den Film ganz alleine zusammen, denn niemand der anderen Figuren hat mich wirklich gekümmert. Klischeebösewicht, über den wir kaum was erfahren und der kaum was zu tun bekam zum Beispiel, und aus dem chinesischen Begleiter hätte man auch so viel mehr machen können. Da es überhaupt nur so wenige handelnde Personen gibt, fühlt sich der Film von den erzählerischen Ausmaßen seltsam klein an. Vergleicht das nur mal mit Jäger des Verlorenen Schatzes! In Tomb Raider wäre es wirklich gut gewesen, den einen oder anderen Charakter von Anfang an mitzuziehen, dann hätte sich der Start auch nicht so zusammenhanglos angefühlt. Vorschlag: Den Cliffhanger am Ende noch in diesem Film als echtes Finale mit zehn Minuten mehr Laufzeit voll ausspielen (zumindest Konfrontation mit der Firmen-Tussi, eine größere Bedrohung wäre ja so oder so schon angeteasert gewesen). Hätte einen schönen Bookend-Effekt gehabt.

Unterm Strich immer noch um Längen besser als beide Jolie-Versionen, aber trotzdem nicht ohne diverse eigene Probleme. Als Originstory und Start einer Reihe würd mir das vielleicht schon reichen. Könnte mir vorstellen, dass weitere Abenteuer echt was taugen und diese durch alles, was im ersten Teil etabliert wurde, an Tiefe gewinnen würden. Aber wie so oft reicht es dafür vielleicht nichtmal, weil das Einspielergebnis zu schmal ausfällt. Übrigens, wenn die Macher Vikander durch jemand anderen ersetzen sollten, bin ich raus. Wäre ein Riesenfehler, hätte dann NULL Interesse an einer Fortsetzung, wenn es überhaupt eine geben sollte. Wäre aber schon wünschenswert dass da noch was kommt. Ein Sequel könnte sich ganz auf das Abenteuer konzentrieren, ein großer Teil der Exposition wäre aus dem Weg und Lara als Action-Heldin fertig.