Ich hab dann jetzt auch mal Maleficent gesehen, und ich fand den Film okay. Was vielleicht sogar ein kleinwenig über meinen Erwartungen lag und mich daher überrascht hat. Kein Highlight oder instant Classic, aber meiner Ansicht nach sicherlich deutlich besser als Alice im Wunderland, Oz und Snow White & Hans Man. Ich versuch das mal mit Pros und Cons zusammenzufassen.

Gelungen:
- Soundtrack by James Newton Howard. Hat mal wieder gezeigt was er kann, sehr schön. Hat einige Momente richtig emotional gemacht, die sonst in hoffnungslosem Kitsch untergegangen wären.
- Ich bin weiß der Soheil kein Fan von Angelina Jolie, aber selbst ich muss zugeben, dass sie ausgezeichnet in die Rolle passt. Isobelle Molloy als die junge Version von Maleficent hat mir am Anfang aber auch super gefallen, hätte gerne mehr von ihr gesehen.
- Kostüme, Make-up (diese Hörner...) und bei einigen Details und Szenen auch die Spezialeffekte und CGI-Gedöns (zu letzterem aber gleich mehr) haben für Stimmung und Atmosphäre gesorgt.
- Aurora war zwar ein einziges Positivitäts- und Naivitätsbündel, aber irgendwie fand ich Elle Fanning in der Rolle sympathisch (btw., genau genommen haben in dem einen Film vier verschiedene Menschen diesen einen Charakter gespielt *g*). In dem Zusammehang mochte ich es zum Teil auch, wie die Geschichte von der Vorlage abgewichen ist (der Prinz etc.).
- Bei Alice hat Linda Woolverton versagt, aber vielleicht liegt es ihr ja mehr, für Geschichten mit nur wenigen oder einzelnen Figuren zu schreiben? Es scheint fast so. Maleficent funktioniert jedenfalls und wirkt unterm Strich viel runder, was wohl auch daran liegt, dass der Film sich ganz auf die Titelfigur konzentriert und mit 97 Minuten auch nicht zu lang geht.

Vergeigt:
- So toll die Effekte bei einzelnen Charakteren und Hintergründen /dem Szenenbild auch waren, mich nervt dieser richtig dick aufgetragene CGI-Lack total. Stellenweise war es echt ähnlich schlimm wie bei Alice und Oz, wenn nicht schlimmer: Wann immer eine der Fantasiekreaturen aus dem Sumpfland mit Gesicht gezeigt wurde, sah das richtig billig und unglaubwürdig aus. Immerzu mit großen Kulleraugen und übertriebenen Bewegungen, fast wie aus einem Videospiel für Sechsjährige. Aber auch sonst fiel mir kaum ein Moment auf, der nicht massiv digital nachbearbeitet worden ist und keine offensichtlichen Greenscreen-Elemente hatte. Die Illusion geht mir dabei irgendwie total flöten. Wir habe hier eine Charakterstudie, da sollten solche Punkte nur Nuancen setzen und nicht permanent ablenken.
- Erzählerin aus dem Off. An sich wäre das ja völlig in Ordnung, aber nicht für praktisch die ganze erste Hälfte des Films (und dann zum Ende nochmal kurz). Hätte man das nicht auch mit ein paar mehr clever geschriebenen Dialogen rüberbringen können?
- Bei der Sache mit Maleficent selbst muss ich Loki irgendwie weitgehend zustimmen: Wenigstens bei den Basics hätte ich mir gewünscht, dass sie sich enger an die Vorlagen halten (sowohl die Märchen als auch der hauseigene Animationsfilm). Auch wenn es so wie es ist irgendwie funktioniert hat, hätte der Film massiv davon profitiert, Maleficent ein bisschen fieser und edgier zu machen. Hier geht die ja genau genommen gar nicht mehr als Bösewicht oder Antiheld durch. Vielleicht verraten und missverstanden, aber im Grunde bis auf den einen zentralen Ausrutscher der klassischen Story bei der Taufe die ganze Zeit über "nett". Zu nett. Denn als Antagonist taugt der König ebensowenig sonderlich viel.
- Ähnliches gilt auch für das Ende. Nicht nur war das Finale irgendwie etwas enttäuschend, der Schluss ist auch brutal verkitscht worden. Hier fehlte die Durchsetzung des Konzeptes in letzter Konsequenz. Auch ich hatte im Vorfeld gehört, dass es das Märchen aus der Sicht des Bösewichts sei, aber so richtig stimmt das ja nun nicht. Revisionistisch hin oder her, sie können ja gerne was ändern, aber ein paar Sachen habe ich da doch ziemlich vermisst. Erst recht wenn sie so viel Potential für zusätzliches Drama bieten.
- Die Feen-Tanten. OMG waren die nervig! Ich habe jeden Moment gehasst, in dem die vorkamen. Der oben erwähnte CGI-Kritikpunkt kommt noch hinzu, die draufkopierten Gesichter ihrer "kleinen Formen" waren bei denen so gruseliges Uncanny Valley wie ich es schon lange nicht mehr gesehen habe!
- Logiklücken, Märchenlogik... Okay, hier will ich mich nicht zu sehr aufregen, das geht schon weitgehend in Ordnung. Aber manches davon hätte man besser lösen können und sorgt bei mir im Kino dann schon für einiges Stirnrunzeln. Warum die Tochter wegschicken in die Wildnis/den Wald, wo jeder hinkann und der gewiss viel gefährlicher ist als das Schloss und außerdem allem Anschein nach auch noch näher an den Feensümpfen dran? 16 Jahre und nicht ein Besuch ^^ ? Wozu die Geheimnistuerei? Und warum stehn da noch so viele Spinnräder im Keller? Ich dachte die wären alle vernichtet worden?

Ansonsten, warum hat man die Figur und den Film in Deutschland eigentlich nicht Malefiz genannt? Unter dem Namen kannte ich den Disney-Charakter. Habe Maleficent übrigens in 2D gesehen und bin sehr glücklich darüber. Glaube nicht, dass 3D hier irgendwas gebracht hätte (die durchaus schönen Flugszenen dauern nur wenige Sekunden). Um die 40 Sekunden, die in der deutschen Kinoversion geschnitten wurden um die Altersfreigabe zu bekommen, fühle ich mich allerdings betrogen. Davon lese ich erst jetzt >_> Ahso, und die thinly disguised rape-allegory fand ich als Plot-Device durchaus legitim.