Kannste mal sehen. Ich muss nichtmal mehr Spiegel Online lesen um zu wissen, was die so schreiben.Zitat von liferipper
Als ob ich dich absichtlich warten lassen würde. Gönn mir auch mal ne Pause. ^^Zitat von Whitey
Gleich vorweg gesagt: Ich sage nicht, dass es etwas verwerfliches ist. Ich sage nicht, es sei unmoralisch oder festgestellt "falsch". Für problematisch halte ich es allerdings in gewisser Weise schon, da ich nicht glaube, dass die aus diesem Motto abgeleitete Lebensweise wirklich dem entspricht, was man sich von ihr erhofft. Vielleicht kann ich das noch etwas deutlicher machen.Zitat
Ich habe diese Beispiele ja schon bewusst so gewählt, weil sich in ihnen meines Erachtens nach das ausdrückt, was sich aus diesem "Leben für Heute" ableitet. Ich denke auch, dass man innerhalb dieser Denkweise plant und auf etwas hinarbeitet, allerdings stets zweckgebunden. In ihr werden Ziele verworfen, sobald sich herausstellt oder abzeichnet, dass sie nicht erreicht werden können. Weiterhin werden Ziele erst gar nicht gesteckt, wenn sie nicht der eigenen Vorstellung entsprechen, mit ihnen etwas erreicht zu haben. Ich weiß, dass das jetzt erstmal etwas unsinnig klingt: Warum sollte ich mir auch Ziele setzen von denen ich nichts habe oder mit denen ich nichts erreiche?Zitat
Die Frage wird dann tatsächlich schwierig, wenn man bereits weiß, dass man nicht mehr erreichen kann, was man sich eigentlich vorgenommen hat, oder was man als Teil der Erfüllung seines Lebens betrachtet. Z.B. Zeugungsunfähigkeit, wenn man sich fest vorgenommen hat, Kinder zu kriegen. Das ist etwas, das sich nicht einfach ersetzen lässt mit Adoption, Samenspende oder ähnlichem, denn die Gewissheit bleibt da, dass es von der Abstammung her niemals die eigenen Kinder sein werden. Unsensible Menschen könnten nun dazu sagen, dass man doch durch die Erziehung ohnehin sehr viel mehr Einfluss auf die Entwicklung des Kindes hat und dadurch trotzdem noch durch die Kinder etwas weitergibt, auch wenn man nicht der biologische Erzeuger ist. Wäre natürlich nicht falsch, ist aber in der Situation ähnlich hilfreich, wie als wenn man jemandem sagt, er könne sich ja einem anderen Glauben zuwenden, wenn er in seinem eigenen erschüttert wurde.
Solche Extremfälle stellen das Konzept des "Lebens für Heute" auf die Probe: Was hat man von dem Tag noch, wenn man nach gegenwärtigem Standpunkt nichts mehr erreichen kann, das dem eigenen Tun einen Zweck gibt, bzw. in seinem Leben keinen Sinn mehr erkennt?
Vielleicht sehe ich das ein bisschen zu eng, allerdings lässt sich für mich mit dem ziel- und zweckorientierten Leben, was für mich Essenz des "carpe diem" bleibt, nicht vereinbaren an etwas zu arbeiten, dem man von sich aus keinen großen Wert mehr beimisst, da es gewissermaßen außerhalb des Planungsbereiches liegt.
Ein anderes Beispiel, das es vielleicht noch eher auf den Punkt bringt: Menschen mit einer sehr viel geringeren Lebenserwartung als üblich, die vielleicht nicht viel älter werden als 20 oder 30 (sicher kann für manche die Lebenserwartung durch Krankheit/ genetischen Defekt/ schlechte Lebensbedingungen auch noch geringer sein, aber das ist nochmal ein anderer Fall). Wenn man absehen kann, dass man einen wesentlichen Teil dessen, worauf man sonst hinarbeiten würde, nicht mehr erreichen könnte, was soll man dann mit der Zeit tun, die man hat? Sie möglichst genießen oder ganz normal weitermachen und schauen was kommt? Soll man sich Ziele setzen, und wirklich auch solche, die man wahrscheinlich nicht mehr verwirklichen kann? Würde man unter den Umständen noch eine Bürolaufbahn einschlagen bei der man sonst über 30 Jahre hinweg stetig die Karriereleiter raufklettert? Geht es darum, irgendetwas zu erreichen oder etwas bestimmtes getan zu haben was dem Leben einen Sinn geben würde?
Eben diesen Menschen würde ich nicht empfehlen, nur für den Tag zu leben. Das heißt nicht, dass sie wie irgendwer sonst weiterleben sollten, der kerngesund ist, aber natürlich genauso mit 32 durch einen Unfall umkommen kann, sondern bewusst etwas anfangen, was sie nicht ewig fortsetzen können, und damit das eigene Ende im Tun und Denken entwerten. Ich denke, es hilft dabei, sich in seinem Standpunkt weniger auf sich selbst zu konzentrieren, was ebenso Begleiteffekt eben des Planes ist, den Tag zu nutzen: Anstelle der Fixiertheit auf eigene Zielsetzung und Erreichen der eigenen Ziele schafft man es womöglich, sich durch einen anderen Ansatz ein Bewusstsein zu schaffen, das über die eigenen Grenzen, wodurch auch immer sie gegeben sind, hinausreicht und entsprechend anders zum Handeln motiviert.
Nah, eine bloße Jugendschelte mit hirnerweichenden Begriffen wie "Generation Facebook" ist das hier ja nicht. Das stünde mir ohnehin nicht zu. Ich denke, Mentalitäten sind eher unabhängig vom Alter, oder zumindest hat das Alter nur insofern einen Einfluss darauf, inwieweit man sich noch mit einer Mentalität identifizieren kann. Und diese Denkweise würde ich durchaus als Mentalität einstufen, da sich über individuelle Blickwinkel hinaus Dinge danach richten, wie es mir zumindest scheint. Aber das werde ich, sollte sich mein Verdacht erhärten, zu einem anderen Zeitpunkt nochmal ausführlicher beschreiben.Zitat
Hm, das ist etwas zweischneidig. Es wäre albern den Anspruch zu haben, nicht weniger zu erreichen als weltveränderndes, andererseits wäre es genauso albern, sich selbst das Potential abzusprechen, Bedeutungsvolles erreichen zu können. Schwierig ist es da zu sagen, was man von sich erwarten darf. Was hier aber auch nicht der Punkt sein soll. Wie bereits erläutert, geht es mehr darum, dass man unter einem neuen Ansatz sein Tun in einem größeren Kontext einordnen könnte, und sich damit ermöglicht, es nicht alleine danach zu bewerten, ob es einem selbst zuträglich ist oder letztlich zu einem Erfolg führt, sondern es danach bewertet, was es über einen selbst hinaus bewirken könnte, beispielweise eine Grundlage für andere schafft, selbst tätig zu werden.Zitat
Was Beziehungen mit voraussichtlich kurzer Haltbarkeit angeht... nun, vielleicht bin ich da etwas voreingenommen, allerdings scheint es mir, dass es nicht allzu viele Menschen gibt, die es darauf ankommen lassen wollen sofern sie sich nicht wenigstens für den Moment sicher sind. Sobald Zweifel aufkommen, ob es länger halten wird, hält sich die Bereitschaft in Grenzen, dem ganzen eine Chance zu geben.
Nun, der Unterschied liegt in der Herangehensweise. Im einen (dem Tun, welches einem größeren Kontext geschuldet ist) liegt keine Verbissenheit im Hinblick auf das Erreichen. Das soll nicht heißen, dass es keinen Ehrgeiz geben dürfe, sondern dass man es als natürlichen Fall annimmt, mit seinem Unterfangen nicht so weit zu kommen wie man es sich wünscht. Im anderen (dem Tun, welches der eigenen Person geschuldet ist) ist der Ehrgeiz des Erreichens die einzige Triebfeder, und entsprechend fragil die Motivation, die mit der Unerreichbarkeit von etwas zu verschwinden droht.Zitat
Vielleicht hilft dieses Bild hier beim Verständnis:
Streben nach Perfektion ist ein zielloses Unterfangen, da Perfektion quasi per Definition nie erreicht wird, solange der Gegenstand, genauer die Form seiner Vollkommenheit, wandlungsfähig ist. Als Beispiel nehme man nun meinetwegen eine Komposition: Wann sie der Perfektion genügt, wird sich wohl stets ändern, je öfter man sie sich anschaut und mit jedem Mal, da man etwas an ihr ändert, weicht sie von einer Form von Perfektion hin zu einer anderen Form von Perfektion ab.
Strebe man dagegen nach Perfektion, wo ein Zustand dafür bereits vollkommen beschrieben ist, ist es nur eine Frage der Zeit, wann man sie erreicht. Wenn etwa bereits Perfektion schon bedeutet, dass etwas so ist, wie es sein müsse, dann gibt es keinen Grund, über das Erreichen der Perfektion hinaus noch sich mit einem Gegenstand zu befassen da er ja bereits perfekt, also vollendet ist. Z.B. so ein simples Ziel wie "verheiratet sein". Die Art und "Vollkommenheit" der Ehe spielt eine sekundäre Rolle, der Zustand an sich ist klar definiert, wird verfolgt und mit etwas Glück auch erreicht.
Das eine folgt eher der ersten Vorstellung von Perfektion, das anderer eher der zweiten. Das heißt, während das eine Vollkommenheit noch sucht und niemals wirklich findet und strebt ohne Ziel, wird das andere nur suchen wollen, was bereits als vollkommen verstanden wird und nur das Erreichen der gegebenen Vollkommenheit rechtfertigt das Unterfangen, bzw. den Versuch.
Ersetze mal "soll" durch "kann".Zitat
Mir geht es um einen alternativen Ansatz, der meines Erachtens nach mehr der menschlichen Natur entspricht. Aber wie bereits gesagt, würde ich nicht so weit gehen zu sagen, dass der hier angegriffene falsch bzw. schlecht ist. Wenn überhaupt, dann nur nach Betrachtung schlechter.
Weiterhin, und das scheint vielleicht etwas kontrovers, baue ich diesen Ansatz konträr zu dem auf, was ich aus dem "Nutze den Tag"-Motto heraus ableite. Wahrscheinlich würde sonst keiner auf die Idee kommen, hinter dem Motto gleich eine Mentalität, eine allgemeine Denkweise oder gar noch etwas größeres auszumachen. Allerdings scheint mir das angemessen, wenn diesem Motto mittlerweile so viel Beachtung geschenkt wird und ich es viel zu oft erlebe, dass jemand sich damit erklären möche.