Zitat Zitat von Whitey Beitrag anzeigen
Ad erster Quote: du wirst wahrscheinlich noch merken, wie sehr sich die eigene Einstellung von praktiziertem Handeln unterscheiden kann, wenn es der situative Kontext schlicht nicht erlaubt der eigenen Einstellung zu folgen.
Aber davon kann hier doch nicht die Rede sein. Ich sehe das durchaus ein, dass, obwohl man etwas gegen Heuchelei und Floskeln hat, zum Beispiel bei einem schlecht geführtem Bewerbungsgespräch widerwillig darauf zurückgreifen muss, um den Job zu bekommen, aber es gibt doch keinen Grund im Freundeskreis auf solche zurückzugreifen. Das grenzt doch schon an eine Lüge, wenn man ohne eigenen Antrieb und aus gesellschaftlicher Pflicht Grüße versendet. Entweder man will es tun, oder man lässt es bleiben. Vor allem wenn man diese inhaltslosen Mitteilungen ja selbst verurteilt.
Es ist wie jemanden zu fragen, wie es ihm geht, obwohl man gar nicht wirklich an einer ehrlichen Antwort interessiert ist sondern nur ein Gespräch anfangen will. Ich hasse das.
Ich kannte mal Leute, die haben ihre Geburtags-, Weihnachts- und Silvestergrüße davon abhängig gemacht, ob sie selbst letztes Jahr einen von der Person bekommen haben. Wie aufrichtig.

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Ad zweiter Quote: [...] Die eigenen Werte sind aber eben auch_nicht unantastbar wie du schreibst, sondern kritikwürdig (und Kritik meint hier nicht nur negative Kritik, sondern die Auseinandersetzung). Nur weil ich ein Ideal oder persönliche Werte kritisiere, heißt das ja nicht, dass ich die Person angreife, abwerte, aber ich kann durchaus diese Ideale und Werte zur Diskussion stellen und die abweichenden Haltungen ausdiskutieren.
"unantastbar" meine ich in dem Zusammenhang, dass man es argumentativ nicht angreifen kann, da es auf persönlichen Werten fundiert ist, die wiederum tief in der Persönlichkeit verankert sind. Keine Frage von richtig oder falsch sondern ein simples unumstößliches Gefühl.
Natürlich kann das von anderen Leuten kritisiert oder gar nicht verstanden werden. Aber das bedeutet nichts. Denn es ist nicht ihr Glaube sondern der eigene. Und wenn man an eine bestimmte Sache glaubt und sich diesem Ideal verschreibt, dann hat man ohnehin schon jede mögliche Kritik daran durchdacht.

Das ist auch der Grund, warum ich die Diskussion hier rund um die persönliche Lebensgestaltung etwas kritisch finde. Denn es gibt keine ultimative richtige Art und Weise sein Leben zu führen. Carpe Diem zum Beispiel ist schön und gut, aber man darf die Menschen auch nicht dafür verurteilen, wenn sie sich aktiv dagegen entscheiden. Soll jeder so leben wie er es für richtig hält. (Nur sollte man sich mal bewusst Gedanken gemacht haben, selbst wenn man dann zu der Erkenntnis kommt, dass man sich lieber keine Gedanken dazu machen möchte.)
Man kann sich natürlich austauschen und Inspiration holen, aber so ein Internetforum hat es ja an sich, dass man hier seine eigene Ansicht als die einzig wahre hinstellt und andere (möglicherweise unabsichtlich dadurch) denunziert. Vielleicht ist das der Grund, warum in diesem Thread sich ständig gegenseitig angetrollt wird