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  1. #1
    Zitat Zitat von liferipper
    Was du nicht sagst...
    Kannste mal sehen. Ich muss nichtmal mehr Spiegel Online lesen um zu wissen, was die so schreiben.

    Zitat Zitat von Whitey
    Nachdem Dio der Schlingel noch nicht geantwortet hat...
    Als ob ich dich absichtlich warten lassen würde. Gönn mir auch mal ne Pause. ^^

    Zitat Zitat
    Ich sehe jedenfalls nichts verwerfliches oder problematisches daran, die Dinge zu tun, die man sich vorgenommen hat bzw. die man gerne tun möchte.
    Gleich vorweg gesagt: Ich sage nicht, dass es etwas verwerfliches ist. Ich sage nicht, es sei unmoralisch oder festgestellt "falsch". Für problematisch halte ich es allerdings in gewisser Weise schon, da ich nicht glaube, dass die aus diesem Motto abgeleitete Lebensweise wirklich dem entspricht, was man sich von ihr erhofft. Vielleicht kann ich das noch etwas deutlicher machen.

    Zitat Zitat
    Die Dinge die du beschreibst drücken doch gerade auch eine Zukunftsgerichtetheit aus.
    Ich habe diese Beispiele ja schon bewusst so gewählt, weil sich in ihnen meines Erachtens nach das ausdrückt, was sich aus diesem "Leben für Heute" ableitet. Ich denke auch, dass man innerhalb dieser Denkweise plant und auf etwas hinarbeitet, allerdings stets zweckgebunden. In ihr werden Ziele verworfen, sobald sich herausstellt oder abzeichnet, dass sie nicht erreicht werden können. Weiterhin werden Ziele erst gar nicht gesteckt, wenn sie nicht der eigenen Vorstellung entsprechen, mit ihnen etwas erreicht zu haben. Ich weiß, dass das jetzt erstmal etwas unsinnig klingt: Warum sollte ich mir auch Ziele setzen von denen ich nichts habe oder mit denen ich nichts erreiche?
    Die Frage wird dann tatsächlich schwierig, wenn man bereits weiß, dass man nicht mehr erreichen kann, was man sich eigentlich vorgenommen hat, oder was man als Teil der Erfüllung seines Lebens betrachtet. Z.B. Zeugungsunfähigkeit, wenn man sich fest vorgenommen hat, Kinder zu kriegen. Das ist etwas, das sich nicht einfach ersetzen lässt mit Adoption, Samenspende oder ähnlichem, denn die Gewissheit bleibt da, dass es von der Abstammung her niemals die eigenen Kinder sein werden. Unsensible Menschen könnten nun dazu sagen, dass man doch durch die Erziehung ohnehin sehr viel mehr Einfluss auf die Entwicklung des Kindes hat und dadurch trotzdem noch durch die Kinder etwas weitergibt, auch wenn man nicht der biologische Erzeuger ist. Wäre natürlich nicht falsch, ist aber in der Situation ähnlich hilfreich, wie als wenn man jemandem sagt, er könne sich ja einem anderen Glauben zuwenden, wenn er in seinem eigenen erschüttert wurde.
    Solche Extremfälle stellen das Konzept des "Lebens für Heute" auf die Probe: Was hat man von dem Tag noch, wenn man nach gegenwärtigem Standpunkt nichts mehr erreichen kann, das dem eigenen Tun einen Zweck gibt, bzw. in seinem Leben keinen Sinn mehr erkennt?
    Vielleicht sehe ich das ein bisschen zu eng, allerdings lässt sich für mich mit dem ziel- und zweckorientierten Leben, was für mich Essenz des "carpe diem" bleibt, nicht vereinbaren an etwas zu arbeiten, dem man von sich aus keinen großen Wert mehr beimisst, da es gewissermaßen außerhalb des Planungsbereiches liegt.
    Ein anderes Beispiel, das es vielleicht noch eher auf den Punkt bringt: Menschen mit einer sehr viel geringeren Lebenserwartung als üblich, die vielleicht nicht viel älter werden als 20 oder 30 (sicher kann für manche die Lebenserwartung durch Krankheit/ genetischen Defekt/ schlechte Lebensbedingungen auch noch geringer sein, aber das ist nochmal ein anderer Fall). Wenn man absehen kann, dass man einen wesentlichen Teil dessen, worauf man sonst hinarbeiten würde, nicht mehr erreichen könnte, was soll man dann mit der Zeit tun, die man hat? Sie möglichst genießen oder ganz normal weitermachen und schauen was kommt? Soll man sich Ziele setzen, und wirklich auch solche, die man wahrscheinlich nicht mehr verwirklichen kann? Würde man unter den Umständen noch eine Bürolaufbahn einschlagen bei der man sonst über 30 Jahre hinweg stetig die Karriereleiter raufklettert? Geht es darum, irgendetwas zu erreichen oder etwas bestimmtes getan zu haben was dem Leben einen Sinn geben würde?
    Eben diesen Menschen würde ich nicht empfehlen, nur für den Tag zu leben. Das heißt nicht, dass sie wie irgendwer sonst weiterleben sollten, der kerngesund ist, aber natürlich genauso mit 32 durch einen Unfall umkommen kann, sondern bewusst etwas anfangen, was sie nicht ewig fortsetzen können, und damit das eigene Ende im Tun und Denken entwerten. Ich denke, es hilft dabei, sich in seinem Standpunkt weniger auf sich selbst zu konzentrieren, was ebenso Begleiteffekt eben des Planes ist, den Tag zu nutzen: Anstelle der Fixiertheit auf eigene Zielsetzung und Erreichen der eigenen Ziele schafft man es womöglich, sich durch einen anderen Ansatz ein Bewusstsein zu schaffen, das über die eigenen Grenzen, wodurch auch immer sie gegeben sind, hinausreicht und entsprechend anders zum Handeln motiviert.

    Zitat Zitat
    Ich vermute auch, dass man auch schon früher gesagt hat, die Jugend kümmere oder interessiere sich nicht mehr für dies oder das. Nur wird dabei glaube ich übersehen, dass gerade das Jugendalter eine Lebensphase ist, in der man vieles ausprobiert, ja ausprobieren muss, um eigene Erfahrungen zu machen.
    Nah, eine bloße Jugendschelte mit hirnerweichenden Begriffen wie "Generation Facebook" ist das hier ja nicht. Das stünde mir ohnehin nicht zu. Ich denke, Mentalitäten sind eher unabhängig vom Alter, oder zumindest hat das Alter nur insofern einen Einfluss darauf, inwieweit man sich noch mit einer Mentalität identifizieren kann. Und diese Denkweise würde ich durchaus als Mentalität einstufen, da sich über individuelle Blickwinkel hinaus Dinge danach richten, wie es mir zumindest scheint. Aber das werde ich, sollte sich mein Verdacht erhärten, zu einem anderen Zeitpunkt nochmal ausführlicher beschreiben.

    Zitat Zitat
    Klar wollen Erfinder nützliche Dinge erfinden, aber ob die Motivation ist, in die Geschichte einzugehen, halte ich zumindest für fragwürdig. Auch ob eine Beziehung "eh nicht lange halten wird" kannst du doch nur aufgrund deiner bisherigen Erfahrung einschätzen (und ggf. negativ beeinflussen), aber du kannst nicht wissen ob die neue Beziehung tatsächlich so sein wird, denn sie hat definitiv das Potenzial längerfristig zu sein.
    Hm, das ist etwas zweischneidig. Es wäre albern den Anspruch zu haben, nicht weniger zu erreichen als weltveränderndes, andererseits wäre es genauso albern, sich selbst das Potential abzusprechen, Bedeutungsvolles erreichen zu können. Schwierig ist es da zu sagen, was man von sich erwarten darf. Was hier aber auch nicht der Punkt sein soll. Wie bereits erläutert, geht es mehr darum, dass man unter einem neuen Ansatz sein Tun in einem größeren Kontext einordnen könnte, und sich damit ermöglicht, es nicht alleine danach zu bewerten, ob es einem selbst zuträglich ist oder letztlich zu einem Erfolg führt, sondern es danach bewertet, was es über einen selbst hinaus bewirken könnte, beispielweise eine Grundlage für andere schafft, selbst tätig zu werden.
    Was Beziehungen mit voraussichtlich kurzer Haltbarkeit angeht... nun, vielleicht bin ich da etwas voreingenommen, allerdings scheint es mir, dass es nicht allzu viele Menschen gibt, die es darauf ankommen lassen wollen sofern sie sich nicht wenigstens für den Moment sicher sind. Sobald Zweifel aufkommen, ob es länger halten wird, hält sich die Bereitschaft in Grenzen, dem ganzen eine Chance zu geben.

    Zitat Zitat
    Hier ist mir der Zusammenhang (oder die Abgrenzung) nicht klar.
    Nun, der Unterschied liegt in der Herangehensweise. Im einen (dem Tun, welches einem größeren Kontext geschuldet ist) liegt keine Verbissenheit im Hinblick auf das Erreichen. Das soll nicht heißen, dass es keinen Ehrgeiz geben dürfe, sondern dass man es als natürlichen Fall annimmt, mit seinem Unterfangen nicht so weit zu kommen wie man es sich wünscht. Im anderen (dem Tun, welches der eigenen Person geschuldet ist) ist der Ehrgeiz des Erreichens die einzige Triebfeder, und entsprechend fragil die Motivation, die mit der Unerreichbarkeit von etwas zu verschwinden droht.

    Vielleicht hilft dieses Bild hier beim Verständnis:
    Streben nach Perfektion ist ein zielloses Unterfangen, da Perfektion quasi per Definition nie erreicht wird, solange der Gegenstand, genauer die Form seiner Vollkommenheit, wandlungsfähig ist. Als Beispiel nehme man nun meinetwegen eine Komposition: Wann sie der Perfektion genügt, wird sich wohl stets ändern, je öfter man sie sich anschaut und mit jedem Mal, da man etwas an ihr ändert, weicht sie von einer Form von Perfektion hin zu einer anderen Form von Perfektion ab.
    Strebe man dagegen nach Perfektion, wo ein Zustand dafür bereits vollkommen beschrieben ist, ist es nur eine Frage der Zeit, wann man sie erreicht. Wenn etwa bereits Perfektion schon bedeutet, dass etwas so ist, wie es sein müsse, dann gibt es keinen Grund, über das Erreichen der Perfektion hinaus noch sich mit einem Gegenstand zu befassen da er ja bereits perfekt, also vollendet ist. Z.B. so ein simples Ziel wie "verheiratet sein". Die Art und "Vollkommenheit" der Ehe spielt eine sekundäre Rolle, der Zustand an sich ist klar definiert, wird verfolgt und mit etwas Glück auch erreicht.

    Das eine folgt eher der ersten Vorstellung von Perfektion, das anderer eher der zweiten. Das heißt, während das eine Vollkommenheit noch sucht und niemals wirklich findet und strebt ohne Ziel, wird das andere nur suchen wollen, was bereits als vollkommen verstanden wird und nur das Erreichen der gegebenen Vollkommenheit rechtfertigt das Unterfangen, bzw. den Versuch.

    Zitat Zitat
    Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass in all dem was du schreibst die Frage steckt, was man mit seinem Leben anfangen soll und wie man leben soll.
    Ersetze mal "soll" durch "kann".
    Mir geht es um einen alternativen Ansatz, der meines Erachtens nach mehr der menschlichen Natur entspricht. Aber wie bereits gesagt, würde ich nicht so weit gehen zu sagen, dass der hier angegriffene falsch bzw. schlecht ist. Wenn überhaupt, dann nur nach Betrachtung schlechter.
    Weiterhin, und das scheint vielleicht etwas kontrovers, baue ich diesen Ansatz konträr zu dem auf, was ich aus dem "Nutze den Tag"-Motto heraus ableite. Wahrscheinlich würde sonst keiner auf die Idee kommen, hinter dem Motto gleich eine Mentalität, eine allgemeine Denkweise oder gar noch etwas größeres auszumachen. Allerdings scheint mir das angemessen, wenn diesem Motto mittlerweile so viel Beachtung geschenkt wird und ich es viel zu oft erlebe, dass jemand sich damit erklären möche.
    Geändert von Diomedes (03.01.2013 um 13:29 Uhr)

  2. #2
    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Ich habe diese Beispiele ja schon bewusst so gewählt, weil sich in ihnen meines Erachtens nach das ausdrückt, was sich aus diesem "Leben für Heute" ableitet. Ich denke auch, dass man innerhalb dieser Denkweise plant und auf etwas hinarbeitet, allerdings stets zweckgebunden. In ihr werden Ziele verworfen, sobald sich herausstellt oder abzeichnet, dass sie nicht erreicht werden können. Weiterhin werden Ziele erst gar nicht gesteckt, wenn sie nicht der eigenen Vorstellung entsprechen, mit ihnen etwas erreicht zu haben. Ich weiß, dass das jetzt erstmal etwas unsinnig klingt: Warum sollte ich mir auch Ziele setzen von denen ich nichts habe oder mit denen ich nichts erreiche?
    Ich würde eher sagen, dass die Ziele gewählt werden die man erreichen kann bzw. sie verworfen werden, wenn klar ist, dass man sie nicht mehr erreichen kann. Oft geht das sicher mit der Alternativensuche einher, also dass man alternative Strategien sucht, um sein Ziel doch noch zu erreichen oder irgendein Substitut sucht, welches ggf. einen ähnlichen Effekt für einen hat oder vielleicht nicht ganz so gut ist, aber immer noch gut (bspw. wenn ich sehe ich packe das Gymnasium nicht, gehe ich nicht komplett von der Schule ab, sondern mache die Realschule fertig und ggf. im Anschluss ein Fachabitur).

    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Solche Extremfälle stellen das Konzept des "Lebens für Heute" auf die Probe: Was hat man von dem Tag noch, wenn man nach gegenwärtigem Standpunkt nichts mehr erreichen kann, das dem eigenen Tun einen Zweck gibt, bzw. in seinem Leben keinen Sinn mehr erkennt?
    Ich sehe in keinem deiner Beispiele eine Situation in der "das Leben" als solches keinen Sinn oder Zweck hätte, denn ein Leben ist mMn. das, was ich daraus mache und wenn ich eine geringe Lebenserwartung habe, oder keine Kinder zeugen kann, dann gibt es evtl. eben Alternativen (wie du ja selbst geschrieben hast). Allerdings sind diese Einschränkungen nicht das ganze Leben bzw. das Zentrum des Lebens - oder sie sind es nur, wenn man sie dazu macht. Wenn ich immer nur auf die Defizite (kurze Lebenserwartung, Zeugungsunfähigkeit) achte, dann werde ich doch nicht glücklich. Aber ich kann auch andere Dinge in den Fokus nehmen, die mein Leben und evtl. das meines Umfeldes bereichern. Ich selbst werde z.B. nie ein Auto fahren können, dadurch fallen bestimmte Berufe für mich weg und ich bin auch sonst im Alltagsleben hinsichtlich der Mobilität stark eingeschränkt, von vielen anderen Problemen oder Barrieren mit anderen Menschen etc. ganz zu schweigen. Allerdings kreise ich nicht ständig darum, sondern lebe halt damit und versuche für mich Dinge zu finden die ich eben machen kann und die mir Spaß machen. Klar, würde ich Rennfahrer werden wollen, hätte ich ein Problem. Aber die Ziele die ich setze entsprechen mir ja, dass ich kein Rennfahrer werden kann, damit muss ich eben leben, aber es kann eben niemand "alles" sein/werden. Jeder muss mit Einschränkungen in seinem Leben klar kommen, das ist doch normal.

    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Vielleicht sehe ich das ein bisschen zu eng, allerdings lässt sich für mich mit dem ziel- und zweckorientierten Leben, was für mich Essenz des "carpe diem" bleibt, nicht vereinbaren an etwas zu arbeiten, dem man von sich aus keinen großen Wert mehr beimisst, da es gewissermaßen außerhalb des Planungsbereiches liegt.

    Ein anderes Beispiel, das es vielleicht noch eher auf den Punkt bringt: Menschen mit einer sehr viel geringeren Lebenserwartung als üblich, die vielleicht nicht viel älter werden als 20 oder 30 (sicher kann für manche die Lebenserwartung durch Krankheit/ genetischen Defekt/ schlechte Lebensbedingungen auch noch geringer sein, aber das ist nochmal ein anderer Fall). Wenn man absehen kann, dass man einen wesentlichen Teil dessen, worauf man sonst hinarbeiten würde, nicht mehr erreichen könnte, was soll man dann mit der Zeit tun, die man hat? Sie möglichst genießen oder ganz normal weitermachen und schauen was kommt? Soll man sich Ziele setzen, und wirklich auch solche, die man wahrscheinlich nicht mehr verwirklichen kann? Würde man unter den Umständen noch eine Bürolaufbahn einschlagen bei der man sonst über 30 Jahre hinweg stetig die Karriereleiter raufklettert? Geht es darum, irgendetwas zu erreichen oder etwas bestimmtes getan zu haben was dem Leben einen Sinn geben würde?
    Ich würde sagen das man sich in so einer Situation überlegen sollte, was man mit seiner verbleibenden Zeit noch machen möchte. Ich glaube nicht, dass es hierfür ein Patentrezept gibt, aber als eigenständiger Mensch kann man sich überlegen, wie man seine Zeit nutzen möchte. Ich denke da wird man dann schon wissen, wie und was man machen möchte. Wenn man Lust dazu hat, warum sollte man nicht eine Bürolaufbahn einschlagen? Wer weiß ob man wirklich stirbt, wer definiert den "Nutzen" oder den "Sinn" dahinter? Das muss doch jeder für sich selbst festlegen. Wenn du hier argumentierst von wegen "das nützt ja nichts" bist du doch genau in eben jenem Zweckrationalismus, den du am carpe diem kritisierst. Es geht aber für viele Menschen nicht (immer nur) um einen objektiven Nutzen oder Zweck, sondern um das, was sie subjektiv in einer Sache sehen. Wer immer [Beruf] sein wollte, wird diese Erfüllung vielleicht auch weiterhin verspühren, auch wenn er weiß, dass er nicht mehr 30 Jahre in diesem Beruf arbeiten kann.

    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Eben diesen Menschen würde ich nicht empfehlen, nur für den Tag zu leben. Das heißt nicht, dass sie wie irgendwer sonst weiterleben sollten, der kerngesund ist, aber natürlich genauso mit 32 durch einen Unfall umkommen kann, sondern bewusst etwas anfangen, was sie nicht ewig fortsetzen können, und damit das eigene Ende im Tun und Denken entwerten. Ich denke, es hilft dabei, sich in seinem Standpunkt weniger auf sich selbst zu konzentrieren, was ebenso Begleiteffekt eben des Planes ist, den Tag zu nutzen: Anstelle der Fixiertheit auf eigene Zielsetzung und Erreichen der eigenen Ziele schafft man es womöglich, sich durch einen anderen Ansatz ein Bewusstsein zu schaffen, das über die eigenen Grenzen, wodurch auch immer sie gegeben sind, hinausreicht und entsprechend anders zum Handeln motiviert.
    Verstehe ich nicht ganz, denn genau das führt diese Leute doch wieder zu einem rein zweckgerichteten Handeln bzw. zu Zielen, die sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten (z.B. Zeit) noch erledigen können, was wiederum ausschließlich der Optimierung von Ziel und Zeit (Rationalität) wäre.
    Ich würde im Gegensatz zu dir genau das Gegenteil "raten" (siehe die Zeilen von gerade eben, einen Quote drüber). Eben weil es nicht darauf ankommt, irgendwelche Ziele zu erreichen, sondern glücklich zu sein, wie auch immer man für sich Glück definiert. Es geht mMn. nicht darum, sich selbst "nützlich" oder "brauchbar" zu machen und sich danach zu richten, was man an Arbeit noch "erbringen" kann. Und wenn ich nur noch einen Tag zu leben habe und das Bedürfnis empfinde, Latein zu lernen, dann mach ich das, wenn es mir den Tag versüßt. (Nur als Beispiel).

    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Nah, eine bloße Jugendschelte mit hirnerweichenden Begriffen wie "Generation Facebook" ist das hier ja nicht. Das stünde mir ohnehin nicht zu. Ich denke, Mentalitäten sind eher unabhängig vom Alter, oder zumindest hat das Alter nur insofern einen Einfluss darauf, inwieweit man sich noch mit einer Mentalität identifizieren kann. Und diese Denkweise würde ich durchaus als Mentalität einstufen, da sich über individuelle Blickwinkel hinaus Dinge danach richten, wie es mir zumindest scheint. Aber das werde ich, sollte sich mein Verdacht erhärten, zu einem anderen Zeitpunkt nochmal ausführlicher beschreiben.
    Wieso sollen "Mentalitäten" altersunabhängig sein? Ich glaube das die meisten Leute im Laufe ihres Lebens neue Erfahrungen machen und sich ihre Meinung zu vielen Dingen im Laufe ihres Lebens ändert. Allein schon, dass bei vielen im Laufe ihres Lebens die persönlichen Verantwortlichkeiten steigen (z.B. gegenüber Familie, Kinden, Arbeit etc.) führt dazu, dass die meisten Leute - zumindest in gewisser Weise - konservativer werden, mehr auf Sicherheit aus sind etc..

    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Hm, das ist etwas zweischneidig. Es wäre albern den Anspruch zu haben, nicht weniger zu erreichen als weltveränderndes, andererseits wäre es genauso albern, sich selbst das Potential abzusprechen, Bedeutungsvolles erreichen zu können. Schwierig ist es da zu sagen, was man von sich erwarten darf. Was hier aber auch nicht der Punkt sein soll. Wie bereits erläutert, geht es mehr darum, dass man unter einem neuen Ansatz sein Tun in einem größeren Kontext einordnen könnte, und sich damit ermöglicht, es nicht alleine danach zu bewerten, ob es einem selbst zuträglich ist oder letztlich zu einem Erfolg führt, sondern es danach bewertet, was es über einen selbst hinaus bewirken könnte, beispielweise eine Grundlage für andere schafft, selbst tätig zu werden.
    Ah ok, aber das eine schließt das andere ja nicht prinzipiell aus. Ich meine, mein Ziel kann ja bspw. sein, ein guter Handwerker zu sein, der durch seine Dienstleistung anderen hilft, oder ich werde Wissenschaftler um durch meine Forschung wichtige Erkenntnisse zu erzeugen. Das hilft mir genauso wie anderen Leuten (prinzipiell). Im Grunde kann man das für viele Berufe konstatieren, denn alle sind in irgendeiner Weise relational mit anderen Menschen verbunden, ohne diese "nur" auszubeuten oder "nur" dem eigenen Zweck zu dienen. Auch kann man, wenn dies möchte, ja auch ehrenamtlich aktiv werden und so etwas uneigennütziges (zumindest primär uneigennütziges) tun, dass einem zwar vielleicht ein gutes Gefühl bietet, aber in der Hauptsache eher den anderen Menschen hilft. Dabei ist das Ehrenamt in Deutschland nicht gerade gering ausgeprägt:

    Zitat Zitat
    Die Angaben über die Anzahl der in Deutschland ehrenamtlich tätigen Menschen sind je nach Quelle unterschiedlich. Das Bundesfinanzminsterium gibt für das Jahr 2004 an, dass 70 Prozent aller Menschen über 14 Jahre ehrenamtlich tätig waren.[3] Das Deutsche Rote Kreuz geht von 17 Millionen Freiwilligen und Ehrenamtlichen aus.[4] Eine Untersuchung des Internetportals betterplace.org im Auftrag der Bank ING-DiBa AG kommt auf über 23 Millionen Menschen, die Bereitschaft sich zu engagieren hätten der Studie zufolge insgesamt 24 Millionen Menschen.[5][6]

    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ehrenam...in_Deutschland
    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Was Beziehungen mit voraussichtlich kurzer Haltbarkeit angeht... nun, vielleicht bin ich da etwas voreingenommen, allerdings scheint es mir, dass es nicht allzu viele Menschen gibt, die es darauf ankommen lassen wollen sofern sie sich nicht wenigstens für den Moment sicher sind. Sobald Zweifel aufkommen, ob es länger halten wird, hält sich die Bereitschaft in Grenzen, dem ganzen eine Chance zu geben.
    Klar werden Chancen auf Längerfristigkeit geprüft, was aber auch mit den spezifischen Interessen zu tun hat. Gibt ja auch Leute, die keine langfristige Beziehung wollen. Oder solche, die eine eher offene Beziehung wünschen. Grundsätzlich sind aber Familie und Kinder nach wie vor hoch im Kurs, insbesondere auch bei jungen Menschen. Das zeigen auch Ergebnisse (bspw.) der 16. Shell-Jugendstudie von 2010: 65% der männlichen jungen Leute und 73% der weiblichen möchten später Kinder haben (Quelle) was mMn. durchaus darauf hindeutet, dass auch hier eine langfristige Beziehung erwünscht ist und zwar unabhängig davon, ob die Scheidungsraten in den letzten 50 Jahren gestiegen sind oder nicht. Der Wunsch ist mMn. hier wichtig, denn darum gehts ja.

    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Nun, der Unterschied liegt in der Herangehensweise. Im einen (dem Tun, welches einem größeren Kontext geschuldet ist) liegt keine Verbissenheit im Hinblick auf das Erreichen. Das soll nicht heißen, dass es keinen Ehrgeiz geben dürfe, sondern dass man es als natürlichen Fall annimmt, mit seinem Unterfangen nicht so weit zu kommen wie man es sich wünscht. Im anderen (dem Tun, welches der eigenen Person geschuldet ist) ist der Ehrgeiz des Erreichens die einzige Triebfeder, und entsprechend fragil die Motivation, die mit der Unerreichbarkeit von etwas zu verschwinden droht.
    Naja klar, Motivation kann immer fragil sein, aber deshalb bleiben manche Leute eben bei ihren langfristigen Zielen, andere schmeißen hin und brechen ab. Ich sehe darin aber eher etwas individuelles als etwas grundlegendes. Es kann vielleicht auch nicht jeder "etwas Großes" schaffen und die Frage ist mMn. auch, ob dies je anders war. Letztlich sind doch in allen Zeitaltern ein paar Leute "groß" geworden, andere vielleicht genauso fähige eben nicht, was aber natürlich nicht heißt, dass deren gesellschaftlicher Beitrag nicht ebenso wichtig gewesen wäre. Ich glaube man kann sowas nicht wirklich werten, weil man die Bedeutung oder den Beitrag nur schwer bemessen kann, insbesondere nicht, wenn man die anderen Beziehungen die für die Leute ggf. wichtig und wesentlich waren, nicht auch berücksichtigen kann. Deshalb sollte man die eigenen Leistungen auch nicht überhöhen, sondern immer im Kontext der anderen, für einen wichtigen Menschen sehen.
    Mit deinem ersten Beispiel im obigen Quote verweist du eben auch auf Dinge, die letztlich nicht planbar oder abschätzbar sind, wärend andere konkretere Dinge/Ziele eher greifbar sind. Was aus einem Leben (wenn man es denn letztlich leistungsmäßig werten möchte) wird, kann mMn. aber niemand einschätzen, weil die Zukunft eben Kontingent ist und das "Erreichte" wohl nur im Rückblick überhaupt zu bewerten ist. - wenn überhaupt.

    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Streben nach Perfektion ist ein zielloses Unterfangen, da Perfektion quasi per Definition nie erreicht wird, solange der Gegenstand, genauer die Form seiner Vollkommenheit, wandlungsfähig ist. Als Beispiel nehme man nun meinetwegen eine Komposition: Wann sie der Perfektion genügt, wird sich wohl stets ändern, je öfter man sie sich anschaut und mit jedem Mal, da man etwas an ihr ändert, weicht sie von einer Form von Perfektion hin zu einer anderen Form von Perfektion ab.
    Strebe man dagegen nach Perfektion, wo ein Zustand dafür bereits vollkommen beschrieben ist, ist es nur eine Frage der Zeit, wann man sie erreicht. Wenn etwa bereits Perfektion schon bedeutet, dass etwas so ist, wie es sein müsse, dann gibt es keinen Grund, über das Erreichen der Perfektion hinaus noch sich mit einem Gegenstand zu befassen da er ja bereits perfekt, also vollendet ist. Z.B. so ein simples Ziel wie "verheiratet sein". Die Art und "Vollkommenheit" der Ehe spielt eine sekundäre Rolle, der Zustand an sich ist klar definiert, wird verfolgt und mit etwas Glück auch erreicht.

    Das eine folgt eher der ersten Vorstellung von Perfektion, das anderer eher der zweiten. Das heißt, während das eine Vollkommenheit noch sucht und niemals wirklich findet und strebt ohne Ziel, wird das andere nur suchen wollen, was bereits als vollkommen verstanden wird und nur das Erreichen der gegebenen Vollkommenheit rechtfertigt das Unterfangen, bzw. den Versuch.
    Aber das sind doch trotzdem zwei völlig unterschiedliche Dinge, denn das eine verweist auf eine absolut abstrakte, wandelbare Sache, wärend das andere auf einen konkreten, fortsetzbaren und erweiterbaren Zustand abzielt. Außerdem können beide Ebenen auch aufeinander verweisen. Sie schließen sich jedenfalls nicht aus und gehen oft Hand in Hand. Du kannst auf abstrakter Weise einer glücklichen Beziehung nachjagen (abstrakt, Definition von Glück sehr wandelbar) kannst diese aber auch konkret immer weiter voran treiben, in dem du lange zusammen bist, dich um die Beziehung bemühst, man an Konflikten arbeitet und Kompromisse aushandelt etc.. In dieser Weise wäre der Zustand - sofern er aktuell vorhanden ist - das erreichte Ziel, welches dann aber auch fortgesetzt werden soll.

    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Ersetze mal "soll" durch "kann".
    Mir geht es um einen alternativen Ansatz, der meines Erachtens nach mehr der menschlichen Natur entspricht. Aber wie bereits gesagt, würde ich nicht so weit gehen zu sagen, dass der hier angegriffene falsch bzw. schlecht ist. Wenn überhaupt, dann nur nach Betrachtung schlechter.
    Weiterhin, und das scheint vielleicht etwas kontrovers, baue ich diesen Ansatz konträr zu dem auf, was ich aus dem "Nutze den Tag"-Motto heraus ableite. Wahrscheinlich würde sonst keiner auf die Idee kommen, hinter dem Motto gleich eine Mentalität, eine allgemeine Denkweise oder gar noch etwas größeres auszumachen. Allerdings scheint mir das angemessen, wenn diesem Motto mittlerweile so viel Beachtung geschenkt wird und ich es viel zu oft erlebe, dass jemand sich damit erklären möche.
    Zum einen weiß ich nicht "was die Natur des Menschen" ist. Ich habe in meinem Post an Tyr ja schon kurz dargestellt wie mein "Menschenbild" aussieht. Du bist allerdings auf meine Argumente der gleichzeitigen Zielgerichtetheit nicht eingegangen. Also dass das hier und jetzt auch immer planbare und unplanbare Konsequenzen hat. Mir ist dein alternativer Ansatz auch noch nicht so ganz klar, d.h. ich weiß nicht, welchen Ansatz du nun konkret im Kopf hast, weil mir deine Argumentation noch nicht ganz schlüssig erscheint. Zumal bewusst im Hier und Jetzt zu leben, ein Leben für Morgen ja wie gesagt nicht ausschließt.
    "Du findest eSport gay, weil die Asiaten da nicht gemalt sind" (Medivh VS Don Cuan)

  3. #3
    Zitat Zitat von Whitey
    Ich würde eher sagen, dass die Ziele gewählt werden die man erreichen kann bzw. sie verworfen werden, wenn klar ist, dass man sie nicht mehr erreichen kann.
    Genau das ist es doch, was ich als Problem ansehe. Diese Vorgehensweise, wie du sie beschrieben hast, scheint naheliegend, allerdings drückt sich darin ja genau dieser Anspruch aus, den ich für problematisch halte: Nur das tun, bzw. nur das anfangen, was man auch erreichen kann.
    Ich sehe schon im Rest deines Beitrages, dass wir uns eh ein wenig unfreiwillig im Kreis bewegen, deswegen will ich mal versuchen, jetzt an mancher Stelle stärker ins Deskriptive zu gehen um zumindest in Begrifflichkeiten etwas mehr auf einen Nenner zu kommen, statt nach deiner Antwort wieder das Gefühl zu haben, dass wir so halb aneinander vorbeireden. Aber du siehst hoffentlich, was ich meine. ^^

    Zitat Zitat
    Ich sehe in keinem deiner Beispiele eine Situation in der "das Leben" als solches keinen Sinn oder Zweck hätte
    Ich selbst auch nicht, aber dabei gehe ich ja auch nicht von mir selbst aus.
    Die Überlegung ist folgende: Gehen wir davon aus, dass jemand gemäß der Devise vorgehen möchte, für den Tag zu leben. Das heißt, nur Ziele zu setzen die er erreichen kann und bei Dingen zu bleiben, die er als "gut" oder "sinnvoll" erachtet. Was alles darunter fällt, kann man natürlich nochmal bis auf ewig diskutieren, vor allem wenn man zu einer allgemeinen Gültigkeit gelangen will, aber der Einfachheit halber nehmen wir jetzt für das Beispiel die Weitergabe der Gene. Das heißt, da ist nun jemand, der für das Erreichen eines Zieles lebt und die Fortpflanzung als Zweck seines Lebens erkennt.
    Trifft vielleicht nicht auf dich zu, auch nicht auf mich, vielleicht auf kaum jemanden, aber über die Qualität des Beispieles können wir uns vielleicht streiten, wenn wir uns wenigstens über die Beschaffenheit des Gedankenganges, den ich hier vorbringen möchte, einigermaßen in den Eckpunkten einig sind. Ich sage damit nicht, dass das Beispiel sehr nahe an der Realität ist oder zwingend akzeptiert werden muss, damit das, was ich fasel, erst einen Sinn ergibt, aber sonst bliebe mir ja nur übrig, dich ein Beispiel wählen zu lassen für etwas, das du noch nicht so richtig greifen kannst.
    Fällt nun dieses Ziel, das ja eben gewählt wurde, da es nach Ansicht des Betreffenden einen Sinn hätte, für ihn weg, dann damit auch der Sinn, weiterzumachen. Als Außenstehender kann man natürlich sagen, dass das ja noch nicht das Ende ist, aber für den Betroffenen ist das, und da stimmst du mir hoffentlich zu, nicht ganz so einfach. Ich sage nicht, dass in einer solchen Situation das Konzept bereits ausgehebelt wäre, aber es stößt hier zumindest vorübergehend an ein Problem: Der Betroffene müsste sich nun ein neues Ziel setzen, in dem er gleichzeitig einen Sinn sehen kann und das für ihn noch erreichbar bleibt. Die Alternativen sind bestimmt noch da, aber er kann bis dahin nicht einfach so weitermachen, denn maßgeblich für eine solche Phase ist ja, dass man sich fragt, wozu man überhaupt noch aufstehen soll, wenn man in seinem Tun keinen Sinn mehr erkennt.
    Das andere Beispiel nähert sich diesem problematischen Punkt von einer anderen Seite: Hier ist das Problem, dass es nicht vereinbar ist mit der Ausgangsdevise, sich allzu langfristig angelegte Ziele zu setzen, demnach es schwieriger ist, etwas zu finden, das man erreichen kann und zugleich als sinnstiftend erachtet.

    Um es nochmal festzuhalten: Ich gehe in dieser Diskussion davon aus, dass sich im "carpe diem" ausdrückt, nur unter dem Anspruch des Erreichens ein Ziel gesetzt wird, und sich mit dem Erreichen ein Sinn erfüllen muss. Damit diese These etwas besser nachzuvollziehen ist, will ich das noch kurz erläutern: Wenn jemand sagt "nutze den Tag" oder was immer ungefähr das Gleiche ausdrückt, dann sagt der sich damit "Ich tue, was ich kann und solange ich es kann, denn ich weiß ja nicht, ob ich es morgen noch könnte". Darin ist enthalten, dass man tut was einem Freude macht, woran man interessiert ist usw., allerdings notwendigerweise auch, was man für sinnvoll erachtet, denn sonst würde man es ja gar nicht wollen bzw. wirklich etwas daran setzen, es auch zu erreichen. Dass etwas im eigenen Tun einen sinnnstiftenden Charakter haben sollte, damit nicht immer wieder die Frage aufkommt "was mache ich hier eigentlich?" ist hoffentlich einigermaßen nachvollziehbar. Weiterhin soll hier auch nicht der Eindruck aufkommen, ich würde von einem objektiven "sinnvoll" ausgehen, sondern von einem aus Sicht des im Beispiel Betroffenen gewählten "sinnvoll". Und in den Beispielen will ich diese Denkweise anwenden auf Fälle, in denen das Sinnstiftende entweder Wegfällt (Beispiel mit der Zeugungsunfähigkeit) oder es sich durch gegebene Umstände schwerer ausmachen lässt (Beispiel mit geringer Lebenserwartung). Warum man mit einer geringeren Lebenserwartung schwerer einen Sinn ausmachen kann, würde ich damit begründen, dass man bis zu einem gewissen Alter (vorsichtig geschätzt etwa bis 20) noch kaum eine Vorstellung davon hat, was man für Möglichkeiten im Leben hat, aber sehr wohl schon eine Vorstellung davon, dass man nicht ewig lebt und dass es sich ohne ein Ziel schwer leben lässt, egal wie viel Zeit man noch haben mag. Hinzu kommt, dass man vorgelebt bekommt, womit man selbst nichts anfangen kann.
    Mir erscheint die folgende Erläuterung zwar etwas albern, aber ehe jemand auf die Idee kommt, das noch zu hinterfragen: Eltern bei der Geburt zwischen 20 und 30 Jahre alt, Kind befasst sich mit derlei Fragen wohl frühestens zwischen 12 und 15, Eltern sind da schon mindestens über 30. Kind wird wohl nicht älter als 30 -> unvermeidbar, dass es in einer Umgebung großwird, von der es sich, was Lebensplanung betrifft, abgrenzen muss.

    Damit du das nicht falsch verstehst (und die Sorge habe ich ein wenig): Ich gebe damit keine Defintion raus, welches Leben sinnvoll ist und welches nicht. Falls ich das nach deiner Auffassung doch tun sollte, dann verwechselst du die Wahl des Modells mit einer Meinung, wogegen ich mich dann auch nicht mehr wehren kann. Sollte also hier noch immer Unklarheit herrschen, dann musst du dir selbst ein Beispiel überlegen das sich auch mit dem Kern der Argumentation befasst, und zu dem ich dann sagen kann, ob es dem nahekommt, worauf ich hinaus will.

    Zitat Zitat
    Ich würde im Gegensatz zu dir genau das Gegenteil "raten" (siehe die Zeilen von gerade eben, einen Quote drüber). Eben weil es nicht darauf ankommt, irgendwelche Ziele zu erreichen, sondern glücklich zu sein, wie auch immer man für sich Glück definiert.
    Hm... von dem, wozu man raten könnte, mal ganz weg (was ich hoffentlich im obigen Abschnitt schon etwas deutlich machen konnte, dass das nicht meine Intention ist): Von "Glück" will ich grundsätzlich nicht reden. Was genau damit ausgedrückt wird, ist schon deswegen schwer zu sagen, weil sich das Wort auch auf verschiedene Weisen verstehen lässt (Glück als glücklicher Zufall, Glück als momentanre Zufriedenheit, Glück als Lebensgefühl) und als Ziel ist es denkbar schlecht geeignet ist, weil man keine dieser Formen von Glück wirklich herbeiführen kann. Man kann tun, wovon man glaubt, es trage zum Glück bei, aber ob man damit glücklich wird, bleibt Dingen überlassen, auf die man keinen Einfluss hat. Ich stör mich ziemlich an dieser Einstellung, man lebe um glücklich zu sein oder glücklich zu werden. Sicher auch aus persönlichen Gründen ein wenig, allerdings schon deswegen, weil man nicht gegenständlich machen und verfolgen kann, was man nichtmal richtig beschreiben kann. Ähnliches gilt für die Formulierung "man sollte sein Leben lieben". Ich glaube, kaum jemand kann sich vorstellen, Liebe als Akt des Willens zu definieren, als ob man es sich aussuchen könne, was und wen man liebt.
    Aber das nur so am Rande.

    Zitat Zitat
    Wieso sollen "Mentalitäten" altersunabhängig sein?
    Unter einer Mentalität verstehe ich eine generelle Einstellung im Denken und Handeln, bildlich gesprochen eine Farbe des Geistes. Der Begriff wird ja üblicherweise gebraucht, um eben so eine generelle Einstellung von größeren Gruppierungen (z.B. Bevölkerung eines Landes) zu beschreiben.
    Und inwiefern eine Person nun einer Mentalität näher ist, hängt deswegen nicht vom Alter ab, weil man innerhalb von ihr aufwächst und durch sie geprägt wird. Natürlich kann man an den Punkt gelangen, an dem man sich sagt, damit nichts anfangen zu können oder sich davon distanzieren zu wollen, aber das ist eben auch keine Frage des Alters sondern der Einstellung, ob man sich damit noch identifizieren kann/möchte, oder nicht.
    Ich habe den Begriff der Mentalität hier eingeführt, um von dem Begriff "Jugend" etwas wegzukommen, und näher bei dem Begriff der "jüngeren Generation" zu bleiben. Wenn ich sage, dass ich einen Trend zu dieser "Mentalität" in der jüngeren Generation sehe, dann meine ich damit, dass es sich zu einer allgemeinen Denkweise herausbildet, die entsprechend das Denken und Handeln einfärbt und prägt, und es sich dabei eben nicht nur um einen Ausdruck jugendlichen Lebensgefühls handelt und mit fortschreitendem Alter verfliegt.

    Zitat Zitat
    Ah ok, aber das eine schließt das andere ja nicht prinzipiell aus. Ich meine, mein Ziel kann ja bspw. sein, ein guter Handwerker zu sein, der durch seine Dienstleistung anderen hilft, oder ich werde Wissenschaftler um durch meine Forschung wichtige Erkenntnisse zu erzeugen.
    Ginge es nur um ehrenamtliche Arbeit oder soziales Bewusstsein, würde sich das nicht ausschließen, aber das meine ich damit ja auch nicht.

    Um meinen Gegenentwurf etwas näher zu erläutern:
    Ich verfolge mit dem Ansatz das Ziel, das Element des Erreichens eines Zieles gegenstandslos für das Handeln zu machen, damit also eine neue Basis für die Motivation zu schaffen. Dazu wähle ich einen unpersönlichen, also einen nicht auf die eigene Person gerichteten Willen, um von diesem "Ich tu das, um..." wegzukommen, da ich darin eben die Probleme sehe, wie ich sie in den Beispielen skizziert habe.
    Ein solcher unpersönlicher Wille sieht nun so aus, dass man natürlich weiterhin tut, was man selbst als sinnvoll erachtet, aber nicht den Sinn im Erfüllen oder Erreichen von irgendetwas sieht sondern im Tun an sich. Es geht also nicht um das, was in erster Linie der eigenen Person zugute kommt, also etwas zu erreichen, was man sich vorgenommen hat. Statt dessen soll sich im Tun der Wille ausdrücken, etwas zu tun: Es spielt erstmal keine Rolle, was das nun im Einzelnen ist, aber charakteristisch ist, dass ein Vorhaben nie als abgeschlossen gesehen wird.
    Das beschränkt sich nicht auf bestimmte Tätigkeiten, allerdings ist dieser Ansatz insofern von der eigenen Person losgelöst, als dass es für die eigene Person unbedeutend bleibt, ob nun etwas zu Erfolg oder Misserfolg führt. Damit geht natürlich ein wesentlicher Teil der Motivation verloren, da man nicht mehr persönlich eingebunden ist. Stell dir vor, du würdest etwas tun, alleine damit du es tust. Du tust es nicht, bis du einen bestimmten Punkt erreicht hast, oder bis dir die Lust vergeht (was ebenfalls ein Punkt wäre), weil du nicht mit der Vorstellung angefangen hast, etwas zu erreichen oder dich daran zu erfreuen. Ich denke, es ist erkennbar, inwiefern dies eine unpersönliche Handlung wäre. Aber das soll auch nicht das Ideal sein, es soll auch kein Ideal geben. Unpersönliches Handeln soll hier, in diesem Ansatz, nur bedeuten, dass das Tun für einen bereits eine Funktion hat.
    Das erfüllend Sinnstiftende liegt dabei im "morgen". Für einen selbst ist an der Tätigkeit nur wichtig, dass man ihr nachgeht, ohne sich fest vorzunehmen, ein Ziel zu verfolgen, da es im Ungewissen bleibt, ob das Ziel erreicht wird. Wenn ein Ziel erreicht wird, ist das ein angenehmer Begleiteffekt, schließt die Handlung aber nicht notwendigerweise ab. Man arbeitet nicht auf etwas hin, sondern immer nur weiter, ohne ein Ende herbeiführen zu wollen.

    Um das gedanklich abzuschließen, will ich auch gleich noch dazusagen, warum dies nach meiner Einschätzung mehr der "Natur des Menschen" entspricht, was dir ja auch noch nicht ganz klar gewesen ist.
    Der Mensch ist als Lebewesen per Definition sterblich. Dem Umstand ist das "carpe diem" (auch dem Ursprung nach) ja eigentlich geschuldet - weil man nicht ewig lebt, und nicht weiß, wie lange man lebt, soll man etwas aus seinem Leben machen, solange man es hat.
    Aber wenn man daraus folgert, dass es Ziel im Leben sei, Dinge zu erreichen und abzuschließen, dann kommt man ja wieder genau zu diesem Punkt zurück: Man weiß nicht, wie lange man lebt, und kriegt vielleicht gar nicht erreicht und abgeschlossen, was man sich vorgenommen hat.
    Was ich schon angedeutet habe mit der Parabel der Schularbeit - volles Blatt, leerer Kopf und noch eine halbe Stunde Zeit übrig - ist eine andere Problematik, die sich aus dem zielorientierten Handeln ergibt: Wenn man in die Situation kommt, in der man kein Ziel mehr hat, bleibt der Rest der Tage, die man noch hat, nach eigenem Ermessen sinnlos. Etwa bei alten Menschen die sich aus dem hohen Alter ergebende Antriebslosigkeit, wäre ein Beispiel dafür (nochmals: das ist NICHT eine verallegemeinerte Aussage, dass man im hohen Alter keinen Antrieb mehr besitzen kann).

    Deswegen halte ich es vor dem Hintergrund der Sterblichkeit für mehr "in der Natur des Menschen liegend", eine andere Motivationsgrundlage zu wählen als das Erreichen von Zielen. Wenn man seinem Leben denn einen Sinn geben möchte (und davon gehe ich allgemein aus), dann hielte ich es für angemessener, nicht erst den Sinn dort zu suchen, wo man etwas erreicht hat oder etwas erreichen kann, sondern dort, wo man etwas tut, ganz gleich was dabei herauskommt (aber womöglich einen Beitrag leistet für etwas, das man noch nicht erahnen kann).

    Zum übrigen:
    Zitat Zitat
    Aber das sind doch trotzdem zwei völlig unterschiedliche Dinge, denn das eine verweist auf eine absolut abstrakte, wandelbare Sache, wärend das andere auf einen konkreten, fortsetzbaren und erweiterbaren Zustand abzielt.
    Das sind natürlich zwei verschiedene Dinge. Deswegen habe ich es ja auch als Bild bezeichnet und hier eingeführt: Ich wollte dir damit anschaulich machen, wie man den Unterschied zwischen den zwei Ansätzen verstehen kann, dass nämlich das eine eher begrenzt ist und das andere eher unbegrenzt. Wäre kein Kontrast im Bild zu erkennen, könnte ich das ja auch nicht daran anschaulich machen.
    Wenn ich extra schon darauf hinweise (was ich zugegebenermaßen nicht oft tu), dass ich etwas veranschaulichen möchte, ohne dass es sich im Wortlauf auf die Sache übertragen lässt, dann erwarte ich halt, dass man da ein bisschen mitdenkt.

    Zitat Zitat
    Du bist allerdings auf meine Argumente der gleichzeitigen Zielgerichtetheit nicht eingegangen. Also dass das hier und jetzt auch immer planbare und unplanbare Konsequenzen hat.
    Was du sagst, stelle ich ja auch gar nicht weiter in Frage. Wenn allerdings die Argumente nicht zur Thematik gehören, kann ich auch schlecht darauf eingehen, sonst behandeln wir zwei Themen parallel. Falls du allerdings immer noch meinst, dass sich die zwei Ansätze, wie ich sie nun hoffentlich ausreichend dargelegt habe, sich nicht gegenseitig ausschließen oder unvollkommen in der Umschreibung sind, dann kann ich mich dem nochmal näher zuwenden.
    Vorsorglich weise ich schonmal darauf hin, dass ich auch in den Beispielen keine Realfälle behandle. Wenn du mich also mit Statistiken über Hochzeitswilligkeit oder meinetwegen als Reaktion auf das, was ich hier schon nannte, Zahlen zu Fällen von Depression bei Zeugungsunfähigen konfrontierst, dann ist das ja durchaus interessant, allerdings sehe ich nicht, inwiefern das irgendetwas innerhalb dieser Diskussion belegen oder widerlegen soll. Bestandteil der These ist ja nicht, wie sich Dinge tatsächlich verhalten. Und eigentlich gehe ich davon aus, dass die Beispiele auch nicht so willkürlich gewählt sind, dass man sie überhaupt nicht nachvollziehen könnte oder als vollkommen irreal abtun müsse. Ehe DAS jetzt falsch verstanden wird: Nein, ich unterstelle dir nicht, dass du eben das tust. Ich will damit nur sagen, dass ich ganz generell etwas Entgegenkommen von einem Diskussionspartner einfordere.

    Sollte ich immer noch in Rätseln zu sprechen scheinen, musst du mir entgegenkommen und versuchen, meinen Gedankengang mit eigenen Worten nachzuzeichnen bis zu dem Punkt, an dem er für dich nicht mehr verständlich ist. Dann seh ich eher, wo es noch Verständnisschwierigkeiten gibt. ^^
    Ich hoffe jedenfalls, es war jetzt ein wenig leichter zu verstehen.

  4. #4
    Ich beziehe mich jetzt mal nur auf diesen Aspekt, um die Diskussion erstmal etwas einzuschränken, auch weil ich denke, dass hier der Kern der Sache liegt.

    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Um meinen Gegenentwurf etwas näher zu erläutern:
    Ich verfolge mit dem Ansatz das Ziel, das Element des Erreichens eines Zieles gegenstandslos für das Handeln zu machen, damit also eine neue Basis für die Motivation zu schaffen. Dazu wähle ich einen unpersönlichen, also einen nicht auf die eigene Person gerichteten Willen, um von diesem "Ich tu das, um..." wegzukommen, da ich darin eben die Probleme sehe, wie ich sie in den Beispielen skizziert habe.
    Ein solcher unpersönlicher Wille sieht nun so aus, dass man natürlich weiterhin tut, was man selbst als sinnvoll erachtet, aber nicht den Sinn im Erfüllen oder Erreichen von irgendetwas sieht sondern im Tun an sich. Es geht also nicht um das, was in erster Linie der eigenen Person zugute kommt, also etwas zu erreichen, was man sich vorgenommen hat. Statt dessen soll sich im Tun der Wille ausdrücken, etwas zu tun: Es spielt erstmal keine Rolle, was das nun im Einzelnen ist, aber charakteristisch ist, dass ein Vorhaben nie als abgeschlossen gesehen wird.
    Ich glaube, dass hier schon der Knackpunkt an der ganzen Geschichte liegt. Du gehst davon aus, dass das möglich ist bzw. sprichst hier von - so verstehe ich das in seiner praktischen Anwendung jedenfalls - einer Sache, die doch recht abstrakt motiviert ist, da sie ja, wie du sagst, nicht an die Person gebunden ist bzw. sein soll. Das meint aus meiner Sicht dann eine sehr idealistisch geprägte Motivation, denn irgendeinen Grund zum Handeln muss es geben, sonst handelt man nicht. Du betonst das ja selbst schon, in dem du sagst, dass es an sich schon sinnhaft sein muss, nur eben nicht im Erreichen des Ziels, sondern im Tun. Sprich, die Philosophie ist "der Weg ist das Ziel" (erwähnte ich ja schon mal). Einerseits glaube ich nicht, dass dies für einen großen Teil der Menschen wirklich "brauchbar" ist als Motivator, denn unsere Gesellschaft ist zunehmend zweckrational z.B. im Vergleich zu früher, wo man ggf. hoffte, man kommt in den Himmel oder ins Paradies, wenn man hier im Diesseits "gut" handelt. Andererseits bin ich der Meinung, dass je abstrakter der Motivator ist, desto geringer bzw. schwächer auch die Motivation die daraus gewonnen wird. Irgendeinen Nutzen, Sinn etc. muss man in seinem Handeln sehen und es spielt mMn. nur eine geringe Rolle, ob diese nun im Erreichen eines Ziels besteht, oder im Handeln selbst. Wenn ich ehrenamtlich handele, dann geht es mir zielgerichtet vielleicht darum, dem Klienten dem ich helfe zu helfen, aber gleichzeitig (!) auch um die Tätigkeit an sich. Insofern werden hier beide Ebenen gleichzeitig mitgeführt, denn die Tätigkeit endet ja nicht, wenn ich der Person geholfen habe.

    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Das beschränkt sich nicht auf bestimmte Tätigkeiten, allerdings ist dieser Ansatz insofern von der eigenen Person losgelöst, als dass es für die eigene Person unbedeutend bleibt, ob nun etwas zu Erfolg oder Misserfolg führt. Damit geht natürlich ein wesentlicher Teil der Motivation verloren, da man nicht mehr persönlich eingebunden ist. Stell dir vor, du würdest etwas tun, alleine damit du es tust. Du tust es nicht, bis du einen bestimmten Punkt erreicht hast, oder bis dir die Lust vergeht (was ebenfalls ein Punkt wäre), weil du nicht mit der Vorstellung angefangen hast, etwas zu erreichen oder dich daran zu erfreuen. Ich denke, es ist erkennbar, inwiefern dies eine unpersönliche Handlung wäre. Aber das soll auch nicht das Ideal sein, es soll auch kein Ideal geben. Unpersönliches Handeln soll hier, in diesem Ansatz, nur bedeuten, dass das Tun für einen bereits eine Funktion hat.
    Das steht aber wieder im Widerspruch mit dem, was du oben geschrieben hast, nämlich dass die Person schon einen Sinn darin sehen soll. Dieser "Sinn" ist wichtig, genauso wie das Erfolgserlebnis. Eine Handlung die keine sinnhafte ist, wird glaube ich, eher selten durchgeführt. Woher soll nun die Motivation kommen, wenn man keinen persönlichen Bezug dazu hat? Daher, dass irgendwer sagt "das ist richtig"? Ich meine, irgendwoher muss ein Sinngehalt kommen, denn woher soll die Motivation entstehen? Daraus, dass man sagt "prinzipiell wäre es gut"? Halte ich für nicht wirklich tragfähig und auf diese Tragfähigkeit kommt es doch letztlich an, ansonsten führen wir hier eine lediglich rein theoretische Diskussion ohne praktischen Nutzen, was das Thema für mich eher uninteressant macht.

    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Das erfüllend Sinnstiftende liegt dabei im "morgen". Für einen selbst ist an der Tätigkeit nur wichtig, dass man ihr nachgeht, ohne sich fest vorzunehmen, ein Ziel zu verfolgen, da es im Ungewissen bleibt, ob das Ziel erreicht wird. Wenn ein Ziel erreicht wird, ist das ein angenehmer Begleiteffekt, schließt die Handlung aber nicht notwendigerweise ab. Man arbeitet nicht auf etwas hin, sondern immer nur weiter, ohne ein Ende herbeiführen zu wollen.
    Wie gesagt, ich glaube, dass viele Handlungen (wie das Beispiel Ehrenamt) durch diese doppelte Ebene geprägt sind, oder Arbeit im sozialen Bereich etc.. Insofern gibt es das mMn. schon, wird aber in seiner Existenz von dir ggf. wenig(er) wahrgenommen bzw. negiert. Auch ich studiere bspw. nicht nur für einen Abschluss, der spielt natürlich auf direkter Weise eine Rolle (wäre ein Ziel), aber auch, um als Mensch zu wachsen und mich weiter zu entwickeln (hier gibt es keinen Abschluss, da man lebenslang lernt).

    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Um das gedanklich abzuschließen, will ich auch gleich noch dazusagen, warum dies nach meiner Einschätzung mehr der "Natur des Menschen" entspricht, was dir ja auch noch nicht ganz klar gewesen ist.
    Der Mensch ist als Lebewesen per Definition sterblich. Dem Umstand ist das "carpe diem" (auch dem Ursprung nach) ja eigentlich geschuldet - weil man nicht ewig lebt, und nicht weiß, wie lange man lebt, soll man etwas aus seinem Leben machen, solange man es hat.
    Du verkürzt diesen Spruch mMn. immer noch. Ich habe ja schon gesagt, dass ich ihn bspw. nicht so isoliert auffasse, sondern er mehrschichtig ist. Das schließen auch die obigen Beispiele von mir mit ein.

    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Aber wenn man daraus folgert, dass es Ziel im Leben sei, Dinge zu erreichen und abzuschließen, dann kommt man ja wieder genau zu diesem Punkt zurück: Man weiß nicht, wie lange man lebt, und kriegt vielleicht gar nicht erreicht und abgeschlossen, was man sich vorgenommen hat.
    Was ich schon angedeutet habe mit der Parabel der Schularbeit - volles Blatt, leerer Kopf und noch eine halbe Stunde Zeit übrig - ist eine andere Problematik, die sich aus dem zielorientierten Handeln ergibt: Wenn man in die Situation kommt, in der man kein Ziel mehr hat, bleibt der Rest der Tage, die man noch hat, nach eigenem Ermessen sinnlos. Etwa bei alten Menschen die sich aus dem hohen Alter ergebende Antriebslosigkeit, wäre ein Beispiel dafür (nochmals: das ist NICHT eine verallegemeinerte Aussage, dass man im hohen Alter keinen Antrieb mehr besitzen kann).

    Deswegen halte ich es vor dem Hintergrund der Sterblichkeit für mehr "in der Natur des Menschen liegend", eine andere Motivationsgrundlage zu wählen als das Erreichen von Zielen. Wenn man seinem Leben denn einen Sinn geben möchte (und davon gehe ich allgemein aus), dann hielte ich es für angemessener, nicht erst den Sinn dort zu suchen, wo man etwas erreicht hat oder etwas erreichen kann, sondern dort, wo man etwas tut, ganz gleich was dabei herauskommt (aber womöglich einen Beitrag leistet für etwas, das man noch nicht erahnen kann).
    Wenn man das Thema so fasst wie ich es tue, dann stellt sich dieses Problem nicht in dieser Form, denn dann gibt es viele Inhalte innerhalb des eigenen Lebens die eben nicht final zielgerichtet sind bzw. nicht abgeschlossen werden (können). Hier kommt es aber eben mehr auf die Art und Weise an, wie ich diese Dinge sehe, rahme, betrachte, bewerte und mit ihnen umgehe. Ich kann theoretisch den Fokus natürlich auf das reine Erreichen des Ziels legen, muss ich aber nicht, ich kann auch den Blick nur auf "die Sache an sich" (also auf einer abstrakten Ebene) richten, was mir dann ggf. die Motivation für das Konkrete nimmt. Ideal wäre, beide Ebenen parallel mit sich zu führen.

    Ich glaube, dass dies der wesentliche Punkt erstmal ist, weil darauf auch deine Beispiele mEn. hinauslaufen und den sollten wir erstmal klären.
    "Du findest eSport gay, weil die Asiaten da nicht gemalt sind" (Medivh VS Don Cuan)

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