Im Fall von Android könnte man das argumentieren, wobei Google sich weigert, wirklich konkrete Daten zu veröffentlichen. Sehen wir uns mal an, was ich so finden konnte.
Forbes meldet: Der iTunes App Store macht einen Umsatz von ca. 5 Mio. US$/Tag, während der Play Store lediglich 600k US$/Tag macht. Apple behält 30% jedes Verkaufspreises ein und macht damit in einem durchschnittlichen Jahr (365,25 Tage) ca. 548 Mio. US$ nur durch den App Store. Dazu kommen Lizenzgebühren für Entwickler und die ungewühnlich große Marge bei der Hardware.
Der Play Store nimmt ebenfalls 30%. Ich komme damit auf jährliche Einnahmen von ca. 74 Mio. US$.
Allerdings gibt Forbes auch Daten für die Werbeeinnahmen. Apple machte im letzten Jahr 92 Mio. US$, während Google über alle Plattformen verteilt (AdMob gibt's auch für iOS) 125 Mio. US$ gemacht hat.
Prinzipiell macht Google immer noch mehr Geld durch Werbung als durch Geräte und den Play Store, allerdings ist das nicht ganz klar festzulegen, weil Google nicht aufschlüsselt, wie viel Geld welche Plattform in mobiler Werbung eingebracht hat. Dazu kommt, daß Android zumindest in der Anfangsphase ganz klar als Loss Leader geführt wurde, einfach um Apple daran zu hindern, den Smartphone-Markt völlig zu dominieren – aber das läßt sich kaum in Zahlen fassen. Android als Plattform kann aber als werbefinanziert bezeichnet werden. (Was allerdings am UX für den Endbenutzer nichts ändert.)
iOS hingegen ist nicht mal annähernd werbefinanziert. Allein der App Store macht Apple sechs mal mehr Geld als die Werbung und das ignoriert jetzt völlig Dinge wie die Marge bei der Hardware und den Verkaufspreis von Upgrades. Wenn Werbung und der App Store die einzigen Einnahmequellen für iOS wären, könnte Apple sofort die Werbung einstellen und würde immer noch 85% der Einnahmen haben. iOS-Werbung ist für Apple ein Nebenverdienst, mehr nicht.
Und mein Standpunkt ist, dass das unerheblich ist. Dass Android als Plattform werbefinanziert ist, ist davon unabhängig, ob das Telefon, für das ich gerade 500 Euro bezahlt habe, mir standardmäßig Werbung zeigt. Ersteres ist nebulös im Hintergrund; Letzteres impliziert, dass der Hersteller direkt versucht, aus mir mehr Profit rauszupressen – und das wirkt sich auf meine Einstellung dem Produkt gegenüber aus.Zitat
Wenn man sich mit Leuten über ihre Smartphones unterhält, kommt so was öfters vor: Ich habe schon mit Android-Usern gesprochen, die überlegt haben, sich ein iPhone zu kaufen, weil der Hersteller ihres Smartphones Crapware bundlet. (Smartphone-Crapware scheint bisher weniger im öffentlichen Bewußtsein angekommen zu sein als Windows-Crapeare.) Nachdem sie über alternative Firmwares ohne Crapware informiert werden, werden diese Leute dann oft nicht Android meiden sondern den spezifischen Hersteller, der ihnen die Crapware mitgeliefert hat. Die Anwesenheit unerwünschter Komponenten (Crapware wie Werbung) wirkt sich negativ auf die UX aus. Negative Komponenten, die direkt ins Betriebssystem integriert werden, bevor ein OEM es jemals anfaßt, wirken sich negativ auf die UX von jedem einzelnen Benutzer aus.
Das ist mein ganzes Argument: Microsoft verschlechtert absichtlich die UX des Betriebssystems im Lieferzustand, um direkte Werbeeinahmen von Endkunden zu erhalten. Das machen andere OS-Hersteller (bisher) nicht.
Der Vergleich sollte illustrieren, daß es einen Unterschied zwischen "es gibt eine API für X" und "X ist beim Betriebssystem mitgeliefert" gibt. Ich denke, aus dem Kontent war klar, daß er sich nicht auf das Geschäftsmodell von Microsofts Windows-Sparte bezog.Zitat
Ich hätte offenbar den Kontext klarer definieren sollen: Es ging mir von Anfang an nur um die UX des Betriebssystems im Lieferzustand. Daß die Firmen bei ihren Betriebssystemen APIs mitliefern, die Werbung einfacher machen, ändert nichts daran, daß vor Windows 8 kein weit verbreitetes Betriebssystem (mit Ausnahme von Ubuntu Linux, welches gratis verfügbar ist) Werbung zeigte. Wenn ich auf einem Droid keine Drittanbietersoftware installiere, dann verdient Google durch mein Gerät auch nichts an Werbung, weil mir nie welche gezeigt wird – und meine UX ist von App-Werbung völlig unbeeinflußt.Zitat
Es macht dem Endbenutzer gegenüber eine gewisse Aussage, wenn offiziell vom Hersteller mitgelieferte Software Werbung anzeigt. Die Software ist für den Benutzer Teil der UX des Betriebssystems – und im Gegensatz zu Crapware nicht nur für die Kunden eines bestimmten OEMs, sondern für alle Kunden. Ich denke, damit ist es legitim, sie gegen das Betriebssystem anzurechnen. Und in diesem Fall verhält das Betriebssystem sich so, wie man es normalerweise nur von Freeware-Apps kennt. "Du hast bezahlt, aber wir zeigen trotzdem Werbung" gilt bei Apps als schlechter Stil und das sollte auch bei Apps gelten, die Microsoft mit Windows bundlet.