Ich fand den Teaser im Grunde ganz nett (mal abgesehen davon, dass es nicht nach Star Trek aussieht). Problem ist eben, dass es storymäßig offenbar genau so läuft, wie ich es schon vor Jahren vorausgesagt habe. Wird besonders deutlich, wenn man sich die japanische Version des Trailers anschaut, die noch 10 Sekunden länger geht. Manche Szenen wirken wie ein 1:1 Remake von Star Trek II, was ich nun nicht gerade sehr kreativ finde. Besonders bescheuert kommt das für mich rüber, weil sie bereits im ersten Abrams-Trek einen Bösewicht mit Rachemotiv hatten, der laut den Autoren auch schon an Khan angelehnt war (man erinnere sich nur mal an die Szene mit diesen hirnfressenden Würmern).

Ich weiß auch nicht, warum immer von Reboot geredet wird. Ein echtes Reboot war der Film von 2009 jedenfalls nicht. Auch keine normale Fortsetzung. Irgendwas dazwischen - nichts Halbes und nichts Ganzes. Aber ein kümmerlicher Versuch, eine Verbindung zu den anderen Teilen herzustellen und dadurch irgendwie fragwürdig zu legitimieren (einen anderen Zweck hatte Leonard Nimoy in dem Film nicht).
Zitat Zitat von Dennis Beitrag anzeigen
Für mich bedeutete der Reboot, dass aus Star Trek endlich richtig gute Filme werden und kein Kammerspieltrash mehr, denn sind wir mal ehrlich: Die Alten Filme (Teil 1 bis 6) waren überwiegend Bullshit. Die Machart war okay, die Charaktere markant, von mir aus. Aber die Storys waren Blödsinn, die Dramaturgie nicht vorhanden und oftmals zogen die Filme sich selbst ins Lächerliche. Genauso die Original Series. Das ist nichts weiter als 60er-Jahre-Trash. Deshalb kann ich nicht nachvollziehen, wieso so viele Leute auf den neuen Film einhacken und das alte Star Trek Universum derart lobpreisen, als hätte man damals noch sonstwas großartiges daraus gemacht.

Klar, die Serienableger wie Next Generation oder Deep Space Nine haben etwas mehr Ernst und Anspruch reingebracht. Das war aber immer losgelöst von den Kinofilmen, die reinen Unterhaltungswert bieten sollten und selbst wenn ich mir heute mal Next Generation anschaue dann erinnert mich das an eine Sci-Fi-Soap-Opera mit ein bisschen Action drin.
Die Originalserie war vielleicht Trash, aber nicht ohne Vision und Ambition, insbesondere wenn man es als politisch-kulturelle Allegorie versteht, was Roddenberry mit Sicherheit tat. Darüber hinaus war sie in vielerlei Hinsicht ein Sci-Fi-Wegbereiter. Auf den heutigen Zuschauer wirken die Papp-Kulissen vielleicht befremdlich, aber damals, als es nichts anderes gab, hatte das Publikum auch eine größere Bereitschaft zur Suspension of Disbelief.
Wie auch immer, ich konnte selbst nie soo viel mit der Originalserie anfangen, denn ich bin mit der Next Generation Ära groß geworden. Die nahm sich den alten Kram immerhin als Grundlage, und das funktionierte. Da dadurch das Universum aber so gigantisch ausgebaut wurde, weit mehr als die paar Folgen der Originalserie es je konnten, würde ich bei The Next Generation & Co (DS9 und Voyager spielen ja in der gleichen Zeit) auch nicht von "Ablegern" sprechen, sondern von mindestens gleichberechtigten Nachfolgern. Daher hat es mich auch so genervt, dass sie nun die alten Figuren und Geschichten nehmen und neu verpackt nochmal umsetzen! Einerseits, weil es die Kontinuität zerstört (ich hätte mir eine Fortsetzung gewünscht, die entweder die Next Gen würdig abschließt, oder ein Prequel wie es ursprünglich mit Star Trek: The Beginning auch geplant war, oder eben ein Sequel in fernerer Zukunft), die über so viele Jahrzehnte mühsam und immer in sich schlüssig aufgebaut wurde, und andererseits, weil es so überhaupt gar nicht dem Motto von Star Trek entspricht "to boldly go where no man has gone before".
Was du allerdings über die Geschichten und Dramaturgie schreibst, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Diverse Momente nicht nur in ausgewählten hervorragenden Serienepisoden (siehe z. B. "Das zweite Leben"), sondern ebenso in den Filmen - auch in den ersten sechs, insbesondere dem zweiten - zeugen von weit mehr schauspielerischem Können und/oder vernünftigen Drehbüchern als in dem von 2009 zu sehen war. Und versteh mich nicht falsch - ich bin auch durch und durch für gute Unterhaltung. Aber wenn man dabei noch etwas mit auf den Weg gegeben bekommt, was zum Nachdenken anregt, dann ist das imho umso besser. Und dieser Aspekt hat Star Trek bis dahin immer ausgemacht. Egal ob manchmal cheesy umgesetzt, es gab eine Aussage. Das kann das Pseudo-Reboot nicht von sich behaupten, denn das war nur laut und bunt und schnell, ohne Hirn, ohne eigenständige Ästhetik, die zuvor immer mehr oder weniger durchgehalten wurde.

Eine große Leistung von Abrams & Co sehe ich da ganz und gar nicht. Natürlich ist es einfacher, mehr ausufernden Bombast zu zeigen, wenn man ein so viel größeres Budget zur Verfügung hat (das Problem bei den alten Filmen war oft, dass sie wie eine verlängerte TV-Episode wirkten). Das heißt nicht, dass die Filme mit traditionellerer Herangehensweise und ohne "Reboot" nicht trotzdem mehr nach deinem Geschmack hätten sein können, wenn sie die Chance dazu gehabt hätten. Die haben ihnen die Studiobosse von Paramount aber nicht gegeben, sodass wir das nie erfahren werden.
Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
Ich glaube, das Reboot war einfach die einzige Möglichkeit, den Star Trek Nerds neuen Diskussionsstoff zu geben ohne sie direkt abzuschrecken. Speziell, wenn man dabei auch noch einen modernen Film machen wollte ... insofern, ziemlich kluge Schadensbegrenzung.
Och, mir fallen eine Millionen alternative Möglichkeiten ein, wie sie einen neuen Star Trek Film hätten machen können. Mit viel Diskussionsstoff für Nerds und mit einem weitaus zufriedeneren Enkidu. Reboots und Prequels mit inbegriffen. Gerne auch mit mehr Action und Effekten, und zu aller Not wär ich sogar mit Abrams klargekommen. Aber bitte kein Zeitreise-wir-verdrehen-alles-Vorangegangene-bis-zur-Unkenntlichkeit-Quatsch. Ich finds daher nicht so klug. Sie hätten so viel mehr draus machen können, einen echten Neuanfang, oder etwas, das die alten Geschichten würdigt. Gerade bei dieser Gelegenheit. Dass etwas anders laufen würde, war klar, die Aufmerksamkeit auch von Nicht-Trekkies hatten sie so oder so. Klug finde ich eigentlich nur, dass sie den Zeitlinien-Kram den ich so hasse mit reingenommen haben, um einige der Hardcore-Fans mit Spock-Prime versöhnlich zu stimmen. Allerdings nur klug von einem Marketing/Geldverdienen-Standpunkt aus. Denn was das mit der Handlung gemacht hat, da kann ich nur den Kopf schütteln :-/