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Mythos
Molag Amur, Tel Uvirith, Fundament
„Ich habe doch schon gesagt, dass ich beeindruckt war von…“: wollte er das wiederholen, was Tarrior ohnehin schon wusste. „Das erklärt überhaupt nichts, es sei denn eure Technik ist doch nicht so genial, wie ihr immer behauptet und ihr braucht doch ein paar fähige Dunmer, wie mich“: stichelte Tarrior. Behram zog die Augenbrauen zusammen. Es schien als hätten sich Gewitterwolken über den Augen gebildet. „Wäret ihr nicht so nützlich, dann würdet ihr dort unten in den Kerkern verfaulen! Niemand braucht eure Kampfkraft oder hinterhältige Verschlagenheit, Dagoth. Ohnehin sind eure besonderen Fähigkeiten nur erstohlen!“: fuhr Behram ihn an. Tarrior trat instinktiv einen Schritt zurück und entging damit einem rüden Schubser. „Besondere Fähigkeiten? Erstohlen?“: überlegte der Hlaalu. Als er es in Verbindung mit „Dagoth“ setze, begriff er langsam. Er lächelte, denn endlich hatte er verstanden. „Euch fehlt etwas wichtiges, nicht wahr? Dafür braucht ihr mich“: fragte er. Behram sah ihn missbilligend an. „Was sollte mir schon fehlen?! Ihr überschätzt eure Rolle. Es war ein gut gemeintes Angebot von meiner Seite aus, ein Gefallen…“: doch weiter kam er nicht, denn Gildres fiel ihm ins Wort: „Ihr braucht einen Dagoth, ihr braucht jemanden der sich mit den Träumen und Visionen auskennt. Ist es nicht so?“ Behram wurde totenstill. Seine Lippen verengten sich zu einem Strich. „Die Dwemer besaßen eine Art übergeistige Kräfte der Legende nach. Ich habe davon von meinen Meistern am Roten Berg erfahren, die sich mit den Nebenwirkungen des Herzens von Lorkhan befassten. Dir fehlt das Wissen darum, ist es nicht so?“ Tarrior sah mit einer gewissen Befriedigung wie Behram pikiert zur Seite schaute und seine Augen hin- und her zuckten. In seinem Kopf arbeitete es ganz offensichtlich gerade heftig. Doch der Moment hielt nicht lange an. Als er sich wieder zum hindrehte, war ein neuer, harter Ausdruck in seine roten Augen getreten.
„Sehr scharfsinnig, kleiner Dagoth. Ich hatte seinerzeit gehofft in euren Basen das nötige Wissen darum zu finden, wie Dagoth Ur es geschafft hatte noch über riesige Entfernungen mit euch Träumern zu kommunizieren und wie ihr das anwenden konntet. Visionen, Träume, Dinge allein mit der Kraft des Geistes beeinflussen und auch aus dem Körper heraustreten. Nicht nur das einige Dwemer seinerzeit diese Fähigkeiten ganz offenbar beherrschten, sondern sie wären mehr als nur geeignet für eine neues Herrenvolk dieser Welt. Diese Fähigkeit würde es auch erlauben es den Daedra gleich zu tun: der Animus unsterblich, der Körper unwichtig. Es wäre vielleicht auch eine Möglichkeit mit den Geistern der Verstorbenen in Kontakt zu treten. Ihr werdet sicherlich verstehen, dass ich diese Fähigkeit unbedingt haben muss. Doch leider fand ich in den Überresten eurer Lager nichts. Keine Aufzeichnungen, keine Überleben, gar nichts. Die Aschevampire waren zu Staub zerfallen oder erschlagen und alle Träumer, die ich fand, waren wahnsinnig geworden oder konnten sich an nichts erinnern. Was glaubst du wie überrascht ich war, als ich eine kleine unscheinbare Höhle entdeckte, als ich mich wieder in das verheerte Gebiet um den Roten Berg wagte und dort tatsächlich Aufzeichnungen und Reliquien des Hauses fand? Eure Aufzeichnungen. Ein sehr gutes Versteck. Kaum jemand hätte so ein großes Interesse gehabt, dass er sich in diese enge Kluft gewagt hätte. Doch ich fand das Versteck und mir war klar, dass ich euch finden musste und das ich euch benutzen konnte, um unauffällig die Sache in Cyrodiil für mich zu regeln“: erzählte Behram.
„Ihr selbst interessiert mich nicht. Nichts weiter als eure Fähigkeiten möchte ich mir aneignen“: setzte der Hexer noch hinzu. „Und ich gebe euch, was ihr wollt und bin dann nutzlos für euch? Das habt ihr euch schlau ausgedacht. Von wegen Erben der Häuser. Ihr wolltet, dass ich mich euch anschließe, mein Wissen mit euch teile und ihr hättet mich fallen lassen, sobald ich meine Schuldigkeit getan hätte“: warf Tarrior ihm vor. Meradanz zuckte mit den Schultern. „Ich meinte es durchaus ernst. Wir sind die Erben unserer Häuser. Ihre einzige Zukunft“: meinte der Telvanni. „Eine Zukunft unter euch und der Knechtschaft der Daedra!“: warf der Hlaalu ein. „Die einzige, die ihr habt. Oder die Vernichtung“: drohte Behram und zog einen spitzen Dolch hervor, den er Tarrior an die Kehle hielt. „Das letzte Mal war es Gift. Diesmal wäre es allein der nackte Stahl, der dein Fleisch aufreißen und dich ausbluten lassen wird wie ein Schaf“: machte er ihm die Alternative klar. „Ihr könnt mich nicht töten. Ihr braucht mich, sonst bleiben eure ‚Dwemer‘ unvollständig“: wies ihn Tarrior auf ein Problem hin. Das hätte er besser nicht getan, denn im nächsten Moment packte ihn der Hexer an der Schulter und er spürte wieder das unmenschliche Brennen an seinen Handgelenken. Tarrior Gesicht verzerrte sich zu einer gequälten zusammengezurrten Grimasse, bevor er anfing zu schreien. Erst in diesem Moment ließ der Hexer los. Tarrior fiel auf die Knie und musste sich einen Moment erholen.
„Ihr könnt entscheiden, ob ihr euer Wissen freiwillig mit mir teilen und euch einen Platz unter dem Schutz der Dwemer sichern wollt oder ob ihr es mir schwer machen wollt. Ihr habt Recht. Ich brauche euch noch. Aber euer Wissen werde ich bekommen, ob ihr mir helfen wollt oder nicht. Ihr seid nicht der Einzige, der sich mit Folter auskennt“: zeigte ihm Behram seine Möglichkeiten auf. „Also?“: war die abschließende Frage des Telvanni. Tarrior versuchte sich aufzurichten und schaute von unten in das Gesicht des Hexers. Es musste sein gekränkter Stolz gewesen sein, der ihm das nächste eingab, denn statt einer Antwort, spuckte er Meradanz ins Gesicht. „Versucht es. Ihr seid größenwahnsinnig, völlig verrückt. Dagon wird euch und all eure Pläne zerstören. Ihr werdet diese Welt zugrunde richten und dann hoffentlich selbst in ihren Ruinen verbrennen. Niemals werde ich euch helfen!“: war Tarriors begleitender Ausruf. Behrams Gesicht war unbewegt, als er sich den Speichel mit dem Ärmel seiner Robe wegwischte. „Es tut mir leid, dass ihr das so seht. Ich werde euch im Kerker verrotten lassen. Leider werdet ihr keinen Logen-Platz haben, wenn wir dies Land in den Hochofen werfen mit dessen Hilfe ich ein neues Dwemer-Reich schmieden werde. Doch ihr werdet noch einen Blick auf die neue Ordnung werfen können, bevor ich eure Geheimnisse und euer Leben aus euch herausfoltern lassen werde“: beurteilte der Telvanni diese Entscheidung kopfschüttelnd. Ein Fingerschnippen von ihm ließ dann zwei gepanzerte Wächter auf den Plan treten, die ihn sofort in ihre Mitte nahmen. „Bringt ihn weg!“: befahl Meradanz.
Wenig später fand sich Tarrior in seiner Zelle wieder. Er setzte sich im Schneidersitz ins Stroh und wartete eine Weile bis die Wächter ganz sicher weg waren. „Na habt ihr erfahren, wonach es euch gelüstet hat?“: hörte er die sonore Stimme des Dremoren von nebenan. „Ich habe genug erfahren um zu wissen, dass ich hier unbedingt heraus muss“: gab Tarrior nur eine knappe Antwort, bevor er zu seinem eigentlichen Interesse überging: „Die Beweise, von denen ihr gesprochen habt, was sind dies für welche? Und wo sind sie? Wenn ich hier herauskomme, müssen Herzog Dren und die Häuser davon erfahren und etwas unternehmen. Ich brauche sie, damit sie mir glauben. Ich fürchte die Ordinatoren werden nicht genug sein, um diesen Saustall hier aufzuräumen.“ Der Dremora lachte: „Ihr habt euch also selbst davon überzeugt. Es ist schade, dass eure Welt so oder so brennen wird, auch wenn ihr euch noch so anstrengt, aber ihr Sterblichen braucht eure Hoffnung.“ „Spart euch den Spott. Noch ist das letzte Kapitel dieser Geschichte nicht geschrieben. Noch gehört eurem Meister Nirn nicht. Doch jetzt sagt schon, was habt ihr, was mir weiterhelfen kann“: drängte der Dunmer den Daedroth. „Die Kinder des Drachens sind tot. Es ist bald vorbei, aber wie gesagt, klammert euch ruhig an eure Hoffnung. Mir ist es gleich. Mir ist nur wichtig, dass ihr an den Preis denkt, den ihr zu zahlen habt. Leistet den Schwur, dass ihr meinen Körper im Austausch für die Informationen, die ich euch geben kann, zerstören werdet!“: verlangte sein dämonischer Gesprächspartner. Zwar behagte es Tarrior nicht dieser Kreatur dadurch die Freiheit zu schenken, aber er konnte den Telvanni damit ein doppeltes Schnippchen schlagen. Einerseits nahm er ihm einen wichtigen Gefangenen, den er als magische Energiequelle missbrauchen konnte, andererseits konnte er sich so in den Besitz der notwendigen Beweise bringen, um dessen Machenschaften offen zu legen. „Ich schwöre auf mein hochgeschätztes Haus und alle Aedra und Daedra, die diesen Schwur bezeugen wollen, dass ich eure Seele freisetzen werden, wenn ihr mir im Gegenzug die Beweise gegen Behram Meradanz verschafft“: schwor Tarrior.
„Also gut, Mer. Ich verlasse mich auf euer Wort.“
„ Das, was ihr sucht ist ein Kontrakt. Wenn der Dunmer schlau gewesen ist, das gestehe ich ihm zu, wird er sich die Übereinkunft mit Fürst Dagon absichern lassen haben, was beide bindet. Ihr müsst also nach einem Vertrag suchen. Euer Gegner wird ihn gewiss bei sich hier im Turm verwahren. Er ist viel zu kostbar, um ihn einfach so herumliegen zu lassen“: offenbarte der Dremora. „War das die magische Übereinkunft gewesen, von der Behram gesprochen hatte?“: fragte sich Tarrior. Zumindest deckte es sich und das befand er als das Entscheidende. „Ein…. Kontrakt erscheint mir ein wenig profan zu sein. Woran soll ich ihn erkennen? Der Hexer hat sicher mehr als nur dieses eine Stück Papier hier im Turm?“: wollte der Dunmer wissen. „Ihr werdet es schon erkennen, wenn ihr es seht, denn es ist für einen Sterblichen schwerlich, es nicht zu erkennen. Ein solcher Vertrag ist eine Übereinkunft mit dem Reich des Vergessens. Aufgesetzt auf einem Stück Pergament gefertigt aus der Haut eines Skampen, wird der Kontrakt einerseits mit der Seele des betreffenden Skamps durchtränkt und mit dem feurigen Fingerzeig meines Meisters signiert, andererseits mit dessen Blut in den Zeichen und Sprache unserer Welt formuliert. So sollte ein unkundiger daedrischer Sprache auch Vorsicht walten lassen einen Pakt zu schließen, wer weiß, wem und wofür er seine Seele tatsächlich hergibt. Der Dunmer selbst wird dem Kontrakt dann mit eigenem Blut – und somit einem Teil seiner Seele – sein Signum gegeben haben“: erklärte der Daedroth das Aussehen und die Wirkweise des Kontrakts. Der Hlaalu verzog daraufhin das Gesicht und schwieg für einen Moment. „Ein mit Blut unterschriebener Vertrag? Es scheint, als bezöget ihr euer Wissen aus eher zweifelhaften Geschichten, die man vielleicht erzählt um sich zu unterhalten oder Kinder Angst zu machen, aber mit der Beschwörung soviel zu tun haben, wie Himmelsrand und Elsweyr“: zweifelte Tarrior. Ihm erschien ein Kontrakt unterschrieben mit Blut doch recht lächerlich.
„Auch eure beiden Provinzen haben gemeinsam, dass sie zu diesem Kontinent und eurem Kaiserreich gehören. Man sollte selbst noch so profan gewordenen Erzählungen nie den Kern verbliebener Wahrheit absprechen. Blut ist ein ganz besondrer Saft. Es pulst durch eure, wie auch durch unsere physischen Körper beherbergt zugleich aber die Kraft unseres Lebens. Immer wenn wir Blut geben, geben wir auch einen Teil unseres eigenen Lebens. Dem Blut hängen wir alle an, unser Wesen und unsere Seele finden wir dort gelöst, konzentriert. Ob wir es nun in Menge bei einem Ritual vergießen, damit beschwören, wir es mischen oder eben damit einen Kontrakt unterzeichnen, geben wir immer etwas von uns selbst her, dass wiederum in seiner Bedeutung weit über das hinausreicht, was damit greifbar getan ist. Zweifelt also nicht die bindende Macht dieses Kontraktes an, das würde dem nicht gerecht“: philosophierte der Dämon in einer Tonlage, die ihn fröstelnd machte.
„Wenn es also wirklich eine Übereinkunft von Geben und Nehmen ist, würde ich eurem Meister mit eurer Hilfe nicht schaden, in dem ich seinen Diener aus dem Spiel nehme?“: fragte Tarrior. „Das Ende eurer Welt, Fleischsack, ist bereits beschlossen und nur eine Frage des Wann. Euer Kaiserreich steht in Flammen. Ob nun dieser Magier, der meinte er könne sich die größten Kräfte zunutze machen, an einem weiteren Pfeiler rüttelt, ist völlig unerheblich. Seine Schuldigkeit wäre danach ohnehin getan gewesen. Er mag mich hier gefangen gesetzt haben, doch im Vergleich zur flammenden Macht von Fürst Dagon ist er nicht einmal ein Insekt. Was wäre der Meister auch für ein jämmerlicher Fürst des Vergessens, wenn er auf die Hilfe eines solchen Sterblichen angewiesen wäre?“: wischte der Dremora die Frage einfach beiseite. „Ihr wisst nun, was ihr wissen müsst und auch was euch als Preis dafür auferlegt ist. Danach zu handeln, liegt nun an euch“: bekräftigte der Dremora noch einmal und schwieg nun, denn auch Tarrior schwieg.
Er hatte jetzt wieder etwas in der Hand, zumindest in greifbarer Nähe, um sich ein für alle Mal des Telvanni zu entledigen, um seiner selbst willen und tatsächlich auch zum Wohle seines Volkes, des Reiches und vielleicht sogar der ganzen Welt. Nun musste er – und das mochte sich vielleicht noch als das größte Problem erweisen – hier irgendwie herauskommen. Für den Moment blieb ihm aber zunächst nichts anderes übrig, als zu warten, dass sich eine günstige Gelegenheit zur Flucht auftun würde.
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