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Drachentöter
Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer, Falensarano
Als Dreveni die Kammer verlassen hatte, führten sie ihre Schritte wieder in die Richtung der Gaststube. Als sie nach einem vorsichtigen Blick durch die Tür feststellte, dass sich die irre Altmer nicht hier aufhielt, und es auch sonst eher leer war, setzte sie sich an einen der Tische, nachdem sie einen Krug Mazte beim Wirt organisiert hatte. Ihr ging durch den Kopf, dass sie eigentlich nach Tirian sehen sollte, und nahm sich vor, bald in der Kammer vorbeizusehen. Gleich darauf verwarf sie den Gedanken, wenn er sich dort aufhielt, wäre er vermutlich sicher vor den schmierigen Fingern Ilucarias, und wenn sie sich wirklich schon an ihm vergriffen hatte, würde sie dort auch keine Spuren mehr vorfinden. Die Söldnerin mochte zwar irre sein, aber dumm mit Sicherheit nicht. Das machte sie nur umso gefährlicher.
Sie saß noch eine Weile brütend in der Gaststube, rührte allerdings den Krug kaum an. Er diente ihr mehr dazu, die Hände an etwas anderem als dem Dolch des toten Assassinen festzuhalten. Es war ja irgendwie klar gewesen, dass sie das Ganze noch einmal einholen würde. Und das natürlich Tirian Zeuge des Ganzen wurde. Tirian... Sie horchte in sich hinein, aber sie hatte nicht das geringste schlechte Gewissen, dass sie gerade mit dem anderen Dunmer das Bett geteilt hatte. Wieso auch? Zwischen ihr und Tirian war nichts, davon abgesehen dass der Heiler sie mit seiner Art regelmäßig in den Wahnsinn trieb. Er war zu jung, er war zu weich, er war zu gutmütig. Ganz anders als der Dunmer, dem sie in die Kammer gefolgt war, auch wenn sie noch immer nicht wusste, wie er überhaupt hieß. Als ob das auch eine große Rolle gespielt hätte. Sie waren sich beide einig gewesen und sie war sich sicher, dass er es ebenso wenig bereute wie sie. Im Gegenteil, es hatte ihr gefehlt, in der ganzen Einfachheit und Unkompliziertheit, die es haben konnte. Kein Gesülze von Vertrauen und ähnlichen hohlen Worten.
Schließlich stand sie auf, um nach ihrem Begleiter zu sehen, und die Lage zu sondieren, wann sie sich unbemerkt davon stehlen konnte. Sie lief für eine knappe Stunde ziellos durch die Festung, bis ihr einfiel, dass sie auf dem Plateau nachsehen könnte.
Dort angekommen, war von Tirian immer noch weit und breit keine Spur, was sie langsam aber sicher doch leicht nervös machte. Dann wurde ihre Aufmerksamkeit von dem grollenden Vulkan eingefangen, und sie ging zur Brüstung, stützte die Hände darauf und sah zu dem Berg hinüber.
Langsam, fast unmerklich näherte sich Illucaria der Brüstung. Sie lehnte sich neben Dreveni darüber. "Na war es angenehm für euch? Ich stelle ihn euch gerne weiter zur Verfügung, wenn ihr ihn noch häufiger benutzen wollt. Der Bogenschütze der Wachmannschaft oben auf den Zinnen ist auch nicht zu verachten. Er ist zwar klein wie alle Bosmer, aber seine Finger sind nicht nur geschickt darin einen Bogen zu spannen": bot sie an.
Dreveni zuckte fast unmerklich zusammen, als sie von der Altmer aus dem Anblick des Berges gerissen wurde, in den sie versunken gewesen war. Sie warf ihr einen Blick zu, in dem sich nichts davon zeigte, wie sehr sie die Andere inzwischen anwiderte. Inzwischen sah sie den Umgang mit dieser •••••••• nur noch auf einer rein professionellen Ebene, und zwar im Verhältnis Mörder zu Opfer. Hatte man es einmal eingekreist, durfte man sich durch nichts verraten, durch keine noch so kleine Geste, einen Blick oder gar ein unbedachtes Wort.
"Bosmer... Ich glaube ich stehe dann doch eher auf etwas größeres.", antwortete sie mit einem anzüglichen Grinsen. "Über den Dunmer mit der Narbe könnten wir allerdings verhandeln. Ich werde ihn auch nicht überstrapazieren."
"Oh keine Sorge. Er kann seine Kraft ganz euch widmen. Ich bin schließlich keine ••••. Ich habe immer nur einen Favoriten": sagte sie und schaute einen Moment versonnen in den Himmel. "Und ihr müsst ja jetzt auch keine lästigen Störungen mehr fürchten, wo sich euer schwächlicher Freund davon gestohlen hat. Aber hier bei uns wird es euch ohnehin viel besser gehen": meinte sie. "Der Rote Berg... Er hat etwas von den Totenländern": wisperte die Söldnerin dann Gedanken verloren.
Langsam hatte die Altmer Dreveni so weit, dass diese ihre Einstellung zur Folter zum reinen Selbstzweck noch einmal überdenken würde.
Davon gestohlen? Tirian? Du mieses Stück Dreck, sollte ich herausfinden dass du ihn aus dem Weg geräumt hast, dann wirst du dir wünschen dass deine Mutter dich abgetrieben hätte.
Dass Tirian wirklich verschwunden war, glaubte sie der Anderen keine Sekunde. So weit glaubte sie ihn dann doch noch einschätzen zu können. Oder? Hatte ihn nicht vielleicht doch mehr schockiert was er gesehen hatte, als sie jetzt dachte?
"Er ist weggelaufen? Das sieht ihm ähnlich. Vermutlich hatte er die Hosen dabei gestrichen voll, oder?" antwortete sie wie beiläufig, während sie ebenfalls den Berg betrachtete.
"Gestrichen voll?": sie zuckte mit den Schultern. "Ihr kennt ihn besser als ich. Ich dachte er hätte sich bei euch verabschiedet. Ich habe mich auch gewundert, dass er einfach so sang- und klanglos verschwinden wollte. Ich habe bei dem Schmied noch sein Schwert abgeholt und es ihm gegeben und da hat er gesagt, dass er aufbrechen wolle. Ohne euch. Er meinte diese Angelegenheit mit dem Attentäter hätte er nicht ertragen können. Er meinte, das er euch nicht mehr ertragen kann, weil ihr so skrupellos seid und all dieses moralisch, überheblich tuende Geseiere. Auch Priester-Scheiße stinkt!": bei den letzten Sätzen redete sie sich wieder in Rage. "Er hat seine Sachen auf den Guar geladen und ist dann davon. Ich wollte ihn nicht aufhalten. Mir erschien er für euch ohnehin nur eine Behinderung zu sein, die man schnell ablegen sollte": berichtete die Altmer. "In einem Punkt hatte er aber nicht ganz so unrecht. Wir sind uns ähnlich. Und mit mir an eurer Seite braucht euch die Tong auch nicht mehr zu schrecken": sagte sie weiter.
Dreveni versuchte - während sie der Söldnerin mit einem Ohr zuhörte - immer noch herauszufinden, ob Tirian wirklich ohne ein Wort verschwunden war. Auch wenn sie sich nicht restlos sicher war, sie glaubte es nicht. Und schon gar nicht dass er dabei noch den Guar mitgenommen hatte. Ja, sie kannte ihn besser als die Altmer, und das sah Tirian nun nicht unbedingt ähnlich.
"Dann haben sich ja meine Probleme in Luft aufgelöst, wenn er verschwunden ist.", antwortete sie schulterzuckend. "Nur dass er meinen Guar geklaut hat, werde ich ihm so schnell nicht vergessen. Das Vieh war teuer. Und was die Tong angeht, ich finde es eigentlich ganz entspannend, meine Klinge ab und an in einem von denen zu versenken". Dabei sah sie die Altmer wieder von der Seite her an und schaffte es tatsächlich, einen mordlustigen Ausdruck in ihre Augen zu legen, der zwar nicht an die Blutgier in den Augen der Altmer reichte, aber ein guter Anfang war. In Gedanken bereitete sich Dreveni schon darauf vor, die Festung auf den Kopf zu stellen, um Spuren von Tirian zu finden. Irgendwann musste das Weibsbild ja auch mal schlafen, und so ein paar Tricks und Zauber die Hilfreich waren, beherrschte Dreveni auch noch.
"Schön das ihr so denkt. Wo jetzt dieses Problem aus dem Weg ist: Habt ihr über mein Angebot nachgedacht? Noch immer schuldet uns diese Diamanten-Mine unseren Sold und ich fände es schön, wenn wir uns in Naturalien den geschuldeten Betrag holen. Ihr bekommt auch was davon ab. Wäre doch eine gute Feuertaufe für euch": meinte Illucaria. "Wenn ihr bald aufbrechen, könntet ihr vielleicht sogar euren abgelegten Begleiter noch einholen. Ich habe ja das Gefühl ihr hängt noch etwa an ihm. Ein Gespräch oder eine Klinge könnten das zu gegebener Zeit klären": schlug sie vor und lachte dann wieder.
"Er wird alleine dort draußen ohnehin nicht weit kommen, kein Grund mein Schwert zu besudeln.", meinte Dreveni nur lakonisch und deutete mit einer ausladenden Geste zu der Landschaft die sich vor ihr erstreckte. "Wie viele Leute wolltet ihr denn zu der Mine schicken?" Sie brauchte jetzt vor allem eins, und das war Zeit. Zeit sich zu vergewissern, ob Tirian wirklich aufgebrochen war, oder ihn die Söldnerin irgendwie aus dem Weg geräumt hatte.
"Da sich meine Redoraner, die sich sonst um die Außeneinsätze bemüht haben, nicht mehr gemeldet haben - vermutlich wurden diese Narren von irgendwelchen Daedra erwischt - werde ich eine Gruppe von sieben Leuten schicken euch inbegriffen, wenn ihr mitkommen möchtet. Die paar Wächter töten und die Minenarbeiter überwachen, damit sie ja auch fleißig weiter Schutzgeld fördern, dürfte wohl kaum so schwierig werden": antworte die Altmer. "Am liebsten würde ich euch noch heute Nachmittag losschicken. Ich möchte nämlich zur selben Zeit noch eines der Tore ausheben. Ein paar Dremora-Sklaven wären für die nächste Zeit ganz gut": fügte sie versonnen an. Dann verhärteten sich ihre Züge ganz plötzlich. "Diese faulen Katzen fressen und schlafen und trotzdem meckern sie die ganze Zeit! Für die harte Arbeit völlig ungeeignet. Wenn wir die nicht bald verkauft bekommen, werde ich mir ein paar schöne Mäntel aus ihnen machen lassen. Dann könnte Himmelsrand das nächste Ziel werden!": ereiferte sie sich und schlug mit der Faust auf die Brüstung. Dann räusperte sie sich. "Kommt nachher doch noch einmal in meine Kammer. Dann können wir noch ein paar Einzelheiten des Auftrages besprechen und über euren Sold verhandeln": bat sie noch und entfernte sich ohne weitere Worte.
Redoraner? Waren das nicht die Typen, die die Aschländer angegriffen haben? Dreveni war sich fast sicher, dass Tirian sie als Redoraner bezeichnet hatte. Würde sie den Heiler jemals wieder sehen, würde sie ihm mit Sicherheit vorhalten, was passiert wäre, hätte er den Gefangenen gehen gelassen. Dann wären sie vermutlich wirklich als Zombiefutter in der Kanalisation gelandet.
Dreveni sah der Söldnerin nach, als sich diese entfernte. Deren ganze Haltung brachte ihre unsägliche Arroganz zum Ausdruck, genauso wie ihr Blick Bände sprach über ihren Wahn. Es juckte sie wirklich in den Fingern, vor allem jetzt wo die andere ihr Angeboten hatte, später in ihre Kammer zu kommen. Wie viel Zeit würde ihr wohl für eine Flucht bleiben, bis jemand die Leiche fand? Gleich darauf schüttelte sie still den Kopf. So sehr sie es auch wollte, solange sie sich nicht sicher war über Tirians Verbleib konnte sie diesem arroganten Miststück kein Härchen krümmen.
Sie sah noch eine Weile in die Ebene hinab und bedauerte es ernsthaft, dass sie kein Gift hatte, mit dem sie der Altmer einen netten Abschiedsgruß hinterlassen konnte.
Dann stieß sie sich von der Brüstung ab und schlug den Weg in ihre Kammer ein, vielleicht konnte sie ja doch einen Hinweis auf Tirian finden.
Dort angekommen fiel ihr als erstes auf, dass die Wache verschwunden war, was sie mit einem irritiertem Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm. Als sie die Tür öffnete, wäre sie bei dem Anblick der sich ihr bot, fast vom Glauben abgefallen. Die Kammer war... leer. Nicht nur Tirians Gepäck fehlte, auch ihr eigenes, inklusive ihres Schwertes, dem Bogen und der Pfeile. "••••.", presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als sie die Tür schwungvoll ins Schloss warf. Jetzt hast du gerade definitiv dein Todesurteil unterschrieben, du kleines dreckiges Miststück, Altmer-Abschaum, pissgelbe ••••••••..., fluchte sie in Gedanken vor sich hin, als sie die Kammer näher in Augenschein nahm. Sie war tatsächlich komplett leer bis auf die Einrichtungsgegenstände und wirkte sogar noch gereinigt.
Schließlich blieb sie mitten im Zimmer stehen und versuchte, sich wieder zu beruhigen, da sie vor Wut gerade schon mit den Zähnen knirschte. Sie atmete ein paar Mal tief durch, bis sie sich wenigstens wieder halbwegs im Griff hatte. Sie konnte sich jetzt einfach keine Affekthandlung leisten, und ihr einziger Affekt im Moment wäre, der Altmer bei Sicht ihren Dolch ins Auge zu rammen.
Schließlich verließ sie die Kammer und fragte sich bei den Söldnern die ihren Weg kreuzten zu der Kammer der Altmer durch. Als sie vor der Tür stand nickte sie den Wachen kurz zu, welche keine Anstalten machten, sie aufzuhalten, rief sie sich noch einmal innerlich zur Ordnung, setzte ein möglichst neutrales Gesicht auf und Klopfte fest und entschlossen an die Tür.
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Mythos
Weidenländer, Falensarano
Tirians Weg führte ihn von der Kammer weg direkt wieder in die tieferen Bereiche der Festung. Es schien den Wachen egal zu sein, dass er sich hier aufhielt. Womöglich waren sie von Illucaria noch gar nicht instruiert worden. Egal aus welchem Grund, er war froh darum, dass sie ihn nicht behelligten und er in aller Ruhe nach seiner verschwundenen Begleiterin suchen konnte. Er glaubte wirklich nicht, dass sie ihn für die verrückte Söldnerin sitzen lassen würde. Er glaubte es einfach nicht. Er wusste, dass sie ihren Auftrag nicht so einfach hinwerfen würde. Nicht nur, dass sich ihre ‚Gastgeberin’ sich zuvor verplaudert hatte, Lyviani - Dreveni, verbesserte sich Tirian in Gedanken – hatte zuvor auch mehr als deutlich gemacht dass sie nicht viel von der Söldnerhauptfrau hielt. „Doch wo ist sie jetzt?“: fragte sich der Heiler, als er sich weiter durch die Festung bewegte. In ihrer Kammer war sie nicht mehr anzutreffen, ebenso wenig wie ihre Kleidungsstücke. Bei Tirian machte sich der schreckliche Verdacht breit, dass die Altmer sie womöglich gefangen gesetzt hat und zwingen will, sich ihr anzuschließen. Dies war auch der Grund, warum seine Schritte sich doch allmählich dem Kellergewölbe der Festungsanlage näherten. Dort waren die Zellen der Sklaven. Wenn er an Illucarias Stelle jemanden einzusperren hätte, würde er es auch dort tun. Außerdem befanden sich dort auch nicht nur die Zellen, in denen die Söldnerin ihre Unfreien einkerkerte, sondern auch zwei verschlossene Räume, die dem Dunmer wie gemacht erschienen um dort jemanden gefangen zu setzen. Er hoffe die Assassinin genau an diesem Ort anzutreffen. Aber noch etwas Anderes zog ihn geradezu magisch nach dort unten. Die zwei Gelegenheiten zu denen er an den verschlossenen Räumen vorbei gekommen war, als der Attentäter der Morag Tong seinen Anschlag auf Dreveni verüben wollte, hatten ihm unsägliche Kopfschmerzen bereitet, aber eben nur wenn er sich dort in der Nähe dieser Räume aufhielt, sodass sie auch stärker wurden, wenn er sich ihnen näherte. Ein Gefühl, wie es ihn auch jetzt wieder überkam – ein dumpfes Pochen, das mit jedem Schritt in Richtung Kellertreppe immer mehr im Innern seines Schädels zu klopfen und zu drücken begann. *poch* *Poch* *POCH* *POCH!* Immer kräftiger, bis der Druck nicht mehr nur dumpf war, sonderlich deutlich dröhnender.
Tirian schüttelte den Kopf und versuchte das Gefühl zu ignorieren, seine Gedanken wieder auf die eigentliche Sache zu fokussieren. Den Kopfschmerz verbannte er für den Moment in einen hinteren Winkel seiner Wahrnehmung. Wieder dachte er an die Kammern im Keller und die seltsame Ausstrahlung die sie hatten und sie scheinbar auch nur auf ihn zu haben schienen. Das Illucaria selbst bei brennendem Kopfschmerz nicht einmal mit der Wimper zucken würde, konnte er noch glauben und sich vorstellen, aber er war sich sicher, dass Dreveni oder zumindest die Khajiit-Sklaven ein Anzeichen gezeigt hätten, wenn ihnen ebenso wie ihm Etwas Pein bereitet hätte. Irgendetwas musste die Altmer dort unten verstecken, an dem er interessiert war. Irgendetwas schien er, Tirian wusste selbst nicht wieso, zu spüren. War es vielleicht etwas Magisches? Auch dies wollte der Dunmer heraus finden und natürlich Dreveni zu befreien, wenn Illucaria sie wirklich am unteren Ende der Treppe festhielt, auf die er nun zusteuerte. Söldner sah er nun nicht mehr. Im funzeligen Fackellicht, das ohnehin bestimmend für das Innere des mächtigen Trutzbaus war, bewegte er sich schnell nach unten. Er mochte sich nicht ausmalen, was passierte, wenn die Altmer feststellte, dass der Guar noch im Stall stand und daran bemerkte, dass er die Festung noch nicht verlassen hatte. Sie wollte Dreveni unbedingt und da konnte er ihr nur im Weg stehen.
Beim Abstieg merkte er schnell, wie die Schmerzen in seinem Kopf zunahmen, je näher er seinem Ziel kam. Das Pochen ging nun deutlich im Gefühl von Nadelstichen unter. Seinem Willen die Türen aufzustoßen, Dreveni zu finden und auch dem Geheimnis hinter diesem Kopfschmerz auf die Spur zu kommen, tat das keinen Abbruch. Zwar nagte die Pein an seiner Konzentration, aber beirren ließ er sich nicht. Schließlich langte er auch schon unten an und hatte die geheimnisvollen, wie üblich verschlossenen Durchgänge im Blick. Erst als Tirian sie direkt ansteuerte, ging ihm auf, dass er eigentlich keinerlei Ahnung hatte, wie er sie aufbekommen sollte. Schlösserknacken zählte leider nicht zu seinen Talenten und ein entsprechender, praktischer Zauber entzog sich leider auch seinem Wissen. Tarrior hatte ihn seinerzeit darauf hingewiesen, dass derlei Magie auch in allerlei legalen Situationen von Nutzen sein konnte, sei es um in einer Ruine voranzukommen oder einen uralten Schatz zu heben, nicht zuletzt aber um sich Zugang zum eigenen Haus zu verschaffen, wenn man sich dummerweise ausgeschlossen oder den Schlüssel verloren hatte. Der Heiler allerdings hatte auf seinen Freund nicht hören wollen. Natürlich hatte er geglaubt auch nie in eine solche Situation zu kommen. Jetzt ging es allerdings nicht um einen verlorenen Schlüssel oder irgendeinen Schatz, den er zu seiner persönlichen Befriedigung heben wollte. Nein. Hier ging es womöglich um das Leben von Dreveni und das mochte unter anderem davon abhängen, dass er nun diese Türen aufbekam.
Guter Rat war nun teuer, als der Dunmer seine Hand auf die Klinke legte und sie eher in einem Anflug von Hilflosigkeit als einem bewussten Versuch hinunter drückte. Umso überraschter war er, als sie plötzlich nach innen aufschwang und er ihr stolpernd in einen dunklen Raum folgte. Nur das Fackellicht aus dem Kellergang erhellte in einem breiter werdenden Kegel das Innere der Kammer und enthüllte Berge von Kisten, Tüchern und Körben. Ein betäubender Geruch fasste Tirian ein. Es roch… nach allem möglichen. Der intensive Geruch verschiedener Kräuter, der von frisch würzig bis bestenfalls übel riechend reichte, überdeckt vom schweren Duft exotischer und einheimischer Gewürze, angereichert durch das Aroma mitunter nasser Felle und Tücher, dem Odeur eingelegter Nahrungsmittel deckte sich mit dem Odeur feiner Düfte, die Tirian einem Haufen Kreckenseife und mit farbigen Flüssigkeiten gefüllten Fläschchen zuschrieb. Er war direkt in ein Beutelager dieser Söldner gestolpert. In Anbetracht der Art der hier gelagert waren, waren es aber aus Sicht der Heilers viel eher Banditen. Es war mehr als offensichtlich, dass Illucarias Bande hier allerlei Handelsgüter hortete und die waren gewiss nicht ihr Eigentum. Offenbar war die Altmer sich nicht zu schade auch vorbeiziehende Händler um ihr Hab und Gut zu erleichtern. Er schüttelte den Kopf. „Diese Frau hat kein Gewissen“: stellte er beim Anblick des aufgeschichteten Diebesgutes fest und wandte sich, die Tür hinter sich schließend, ab. Hier war Dreveni nicht und der Dunmer hatte auch Nichts entdecken können, dass irgendwie für seine Kopfschmerzen verantwortlich sein konnte. So wandte er sich der zweiten Tür zu.
Es passte. Das Stechen wurde nun noch intensiver, als er direkt vor dem massiven Holz dieses Durchganges stand. Diesmal probierte Tirian die Klinke gleich, bevor er sich wieder in Hilflosigkeit verlor, doch diesmal wäre dies angebracht gewesen. Die Klinke ließ sich zwar drücken, aber dem Heiler blieb Nichts als das hilflose Rütteln an der verschlossenen Tür, denn aufdrücken ließ sie sich nicht. Die gleiche Situation wie eben zuvor. Was sollte er nun tun? Noch als er überlegte, wie er sein Ziel am besten erreichen konnte, hörte er schwere Schritte und angestrengtes Keuchen die Treppe hinunter dringen. Der Heiler löste sich rasch von der Tür und eilte den Gang hinunter, um sich in den Eingang zu den Baderäumen zu drücken, in denen sich im Moment glücklicherweise niemand aufhielt. „Packt das Zeug in die vordere Kammer“: hörte er aus seinem Versteck eine raue Männerstimme. Mit einem Poltern wurde deutlich hörbar die Tür aufgestoßen. Ächzen war zu vernehmen. Das ging eine Weile so. Tirian vermutete, dass die Söldner gerade dabei waren irgendwelche Waren zu verstauen. „Was ist in der Truhe?“: hörte er die Stimme wieder. Eine zischende Frauenstimme antwortete: „Schmuck, Perlen und so ein Kram.“ Eine kurze Pause. „Das sind keine Handelswaren. Die kommen in das ‚Schatzdepot’ rein“: meinte der Befehlsgeber daraufhin. Schatzdepot betonte er so, dass es dem Wort einen lächerlichen Klang gab. „Ich schließe auf“: fügte er noch an und das Klimpern eines Schlüsselbundes ließ den Heiler aufhorchen. Er lehnte sich nach vorne und konnte sehen, wie ein Nord in einer abgewetzten Lederrüstung tatsächlich die Kammer aufschloss, in die er hinein wollte. Ein Bretone in seinen Vierzigern und eine adlergesichtige Dunmer mit einem Irokesen drängten sich mit einer schwer aussehenden, beschlagenden Truhe vorbei.
Der Nord drehte seinen Kopf. Umgehend zog Tirian seinen zurück. Mit klopfendem Herzen hoffte er, dass der Söldner ihn nicht bemerkt hatte. Anscheinend war das auch der Fall. Zumindest näherten sich ihm keine Schritte. „Gut das war es“: zischelte die Frau wieder. Das Klimpern der Schlüssel war wieder zu hören. „Verdammt“: schoss es Tirian durch den Kopf: „nicht abschließen.“ In diesem Moment ertönte die Stimme der Bretonin wieder: „Lass die Tür geöffnet. Ich hab keine Lust nachher noch einmal solange mit ner schweren Truhe zu warten, bis du den richtigen Schlüssel ins Schloss gefriemelt hast. Du kannst ja immer noch abschließen, sobald wir keinen Trupp mehr zurückerwarten.“ Der Nord machte nur einige dumpfe Hmmpf-Geräusche. Erst nach einigen Augenblicken gab er nach: „Du weist ja nicht, was die Chefin mit mir macht, wenn etwas aus dem Lager gestohlen wurde. Aber na schön.“ Bei den ersten Worten klang er reichlich kleinlaut. Illucaria mochte eine noch so fiese Schlange sein, aber eines musste Tirian leider zugeben – ihre Söldnerbande hatte sie wirklich vollends im Griff. Dem Heiler schauderte allerdings bei dem Gedanken daran, wie sie sich solche Kerle gefügig machen konnte. Er schüttelte diese Überlegungen ab und widmete sich seinem eigentlichen Ziel, als diese Banditen endlich abzogen, nachdem ihr Diebesgut verstaut war. Gewiss hatten sie das Zeug, das gerade eingelagert worden war, einem unschuldigen Händler abgenommen.
Er schlich an die Tür heran, horchte noch einmal die Treppe hoch, ob auch niemand kam und drückte dann die Klinke nach unten. Tirian war kaum über die Schwelle getreten als ihn die Kopfschmerzen abermals mit voller Wucht überkamen und er sich ein leichtes Aufkeuchen nicht verkneifen konnte. Wieder erhellte nur traniges Fackellicht aus dem Gang draußen die Kammer, doch diesmal wollte der Heiler mehr sehen und ergründen, was Illucaria in ihrem „Schatzdepot“ aufbewahrte. Außerdem war es gefährlich die Tür offen zu lassen. Wer wusste schon, wann genau die nächsten Ladungen verstaut werden mussten und ob nicht jemand anders zwischenzeitlich hier entlang kam, die offene Tür bemerkte und noch nachgiebiger seiner Herrin gegenüber wäre und sie direkt über die ungesicherte Schatzkammer informieren würde. So ging er noch einmal kurz nach draußen, nahm sich eine der vielen Fackeln von den Wänden, um damit einen silbernen Kerzenleuchter mit halb herunter gebrannten Leuchtstummeln zu entzünden, den er im Lichtkreis der Tür in der Kammer seitlich des Zugangs auf einem Tisch hatte entdecken können. Die Stummel fingen schnell Feuer. Die Flammen bauten sich schnell zu voller Größe auf und entrissen den Raum der Dunkelheit, auf den Tirian aber kaum einen Blick warf, weil seine Aufmerksamkeit dem Zurückbringen der Fackel und dem nochmaligen Lauschen in Richtung Treppe galt. Erst als er die Kammer hinter sich schloss, war er soweit beruhigt, dass er sich nun – den Leuchter in der Hand haltend – dem Inhalt des Raumes zuwandte. Von Dreveni war keine Spur zu sehen, aber das hatte er auch nicht mehr erwartet, nachdem klar geworden war, dass die Altmer hier ihre Schätze bunkerte. Zwar fragte er sich, wo die Dunmer womöglich sonst festgehalten werden könnte, ohne dabei jedoch auf eine Antwort zu kommen, widmete sich aber unter verstärkten Messerstichen im Kopf deren Quelle ausfindig zu machen.
Sein Blick folgte dem Licht des Kerzenhalters, das fortwährend neue Kisten und Schalen mit Schmuck, aufwendigen Gefäßen, silbernen oder goldenen Schalen, Körbe gefüllt mit wertvollen Juwelen oder billigeren Halbedelsteinen. Daneben hingen feinsäuberlich auf Rüstungspuppen oder in Ständern Bewappnungen und Waffen feinster Machart oder teures Material wie Ebenerz oder Vulkanglas. Gerade auch hübsche Glasarbeiten als letzterem Material neben der eigentümlichen Bronze einiger mehr oder weniger unförmiger Dwemer-Artefakte, die Tirian nicht beschreiben oder gar einem Verwendungszweck oder einem bestimmten Namen zuordnen konnte. Wiederum etwas prunkvoller ausgestellt, fanden sich offenbar auch einige rituelle Waffen als auch, der magische Hauch war unverkennbar spür- als auch schimmernd sichtbar, ein paar Artefakte. In einer liebloseren Ecke türmten sich offene Kisten mit gemischtem Tand und vor allem Stapeln an Büchern. Die Altmer schien wirklich wie eine Elster alles zusammen zu räubern, dessen sie hier in der Gegend habhaft werden konnte.
Von den Artefakten aber, die er nun genauer im Verdacht hatten, schienen die seltsamen, peinigenden Schmerzen nicht zu stammen. Vielmehr führte ihn das unangenehme Gefühl in eine dunklere Ecke des Raumes. Das Licht des Kerzenhalters schob sich flackernd über ein voll gestelltes Regal, in dem wertvoll aussehende Keramik untergebracht war. Tirians Blick blieb allerdings bei einer, zwischen zwei hohen Schalen regelrecht eingeklemmten, Steinfigur hängen, die aus einem dunklen, roten Gestein gefertigt war. Der Heiler trat näher heran, um im Kerzenlicht noch mehr Einzelheiten ausmachen zu können. Die Augen der Statue schienen zwei kleine Rubine zu sein. Ein noch größerer, blutroter Stein prangte in der Stirn der Figur, die etwas Gruseliges und Widernatürliches an sich hatte und doch war er so fasziniert von dem Anblick, er wusste gar nicht wieso, dass er sogar seine Kopfschmerzen einen Moment vergaß. Er starrte die Skulptur an, glaubte plötzlich ein leises Rauschen wie das fast unmerkliche wispern von Stimmen im Wand zu hören und verlor sich schließlich gänzlich im roten, stoischen Blick der kleinen Steinfigur.
Plötzlich fuhr ihm roter Schmerz durch den Kopf. Es war ihm, als würden glühende Eisen direkt in sein Gehirn geschoben und als würden ihm die Augen ausgebrannt und zerrissen. Er konnte nicht einmal vor Schmerz schreien. Der gepeinigte Laut blieb ihm im Halse stecken, während aus seiner trockenen Kehle nur noch ein Krächzen entwich. Schließlich verdrehte er, die Steinfigur immer noch fixierend, seine Augen, bis statt des üblichen tiefen Rots nur noch weiß zu sehen war und fiel schließlich bewusstlos zu Boden. Das Scheppern des Kerzenhalters, als auch dieser auftraf, nahm er schon nicht mehr wahr.
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Drachentöter
Weidenländer, Falensarano, Ilucarias Kammer
Nach ein paar Augenblicken erklang in der Kammer unerwarteterweise eine Männerstimme, die Dreveni hereinbat. Damit hatte sie nicht gerechnet, und es hätte sie fast für einen Moment aus der Fassung gebracht. Schließlich siegte aber ihre hart erarbeitete Professionalität, sie rief sich noch einmal kurz die wichtigsten Zaubersprüche ins Gedächtnis und langte nach dem Türgriff. Als sie die Türe langsam öffnete, hatte sie sich innerlich schon zur Hälfte damit abgefunden, dass eventuell gerade ihr letztes Stündlein geschlagen hatte. Was hatte diese Altmer jetzt schon wieder vor?
Der Raum der vor ihr lag, war länglich und nicht gerade klein, auch wenn er so wirkte, da er bis unter die Decke vollgestopft schien. Vollgestopft von Dingen, denen Dreveni gerne nicht mehr als einen kurzen Blick gewidmet hätte, und doch konnte sie nicht verhindern, dass sie die Gegenstände mit der Faszination des Ekels weiter betrachtete. Die blutige Trainingsmatte mit den Trainingspuppen waren da noch das Harmloseste. Während sie weiter in den Raum ging und die Tür vorsichtig hinter sich schloss, fielen ihr der abgeschlagene Daedrothkopf auf, der über einem Schreibtisch zu ihrer linken hing. Der Schreibtisch selbst wurde von einem Totenschädel geschmückt, welcher vermutlich von einem Dremora stammte, davon abgesehen füllten die Kammer noch zahlreiche Waffen, an denen teils noch Blut klebte. Aufgrund dieser Tatsache war die Kammer auch von dem leicht metallisch-süßlichen Geruch erfüllt, den Blut so mit sich brachte, vor allem wenn es nicht mehr ganz frisch war. Wenn man sich länger hier aufhalten würde, würde es einem vermutlich gar nicht mehr auffallen, dafür aber umso stärker, wenn man ihn gerade betreten hatte, so wie Dreveni. Schließlich blieb ihr Blick an mehreren Säcken hängen, wovon einer offen und bis zum Rand voll mit Draken war. Alles in allem wirkte die Kammer mehr als beeindruckend, und die Dunmer fragte sich zum wiederholten Male, wo sie da bloß hinein geraten waren. Die Karten von verschiedenen Regionen Tamriels zeugten jedenfalls davon, dass sich die Bande tatsächlich nicht alleine mit Morrowind zufrieden gab.
Schließlich blieb ihr Blick an dem kleinen, runzligen Bosmer hängen, der auf einem der beiden Stühle vor dem Schreibtisch saß und eine Messer polierte, das verdächtig nach Ebenerz aussah.
"Ich nehme an, dass ihr Dreveni seid. Setzt euch bitte", sagte die ungepflegt wirkende Gestalt zu ihr und deutete auf den zweiten Stuhl. Dreveni ließ noch einen kurzen Blick durch den Raum schweifen, der mehr einer Schatzkammer als den Gemächern der Irren glich, und folgte schließlich seiner Aufforderung. Als sie ihm gegenüber saß, begnügte sie sich damit, ihm als Antwort kurz zuzunicken und ansonsten zu schweigen.
Der Alte lächelte freundlich und fuhr mit seiner Tätigkeit fort. Schweigend saßen sie einige Minuten nebeneinander. Dann hielt er das Messer gegen das Licht und betrachtete zufrieden das Funkeln auf der spiegelglatten, schwarzen Oberfläche. Dann erhob er sich und steckte die Klinge in die Scharte im Dremora-Schädel zurück. Dann ließ er sich mit einem hörbaren angestrengten keuchen wieder neben Dreveni nieder. "Verzeiht, dass ihr warten müsst, aber die junge Herrin wird sicherlich bald hier sein. Möchtet ihr etwas zu trinken? Einen Tee oder einen Wein?": fragte der Bosmer mit sanfter Stimme.
Dreveni hatte den Bosmer die ganze Zeit ebenso schweigend beobachtet, und als er sie endlich ansprach, wurde auch ihre Hoffnung zerschlagen, sich so bald nicht mehr mit der Altmer abgeben zu müssen. Als er ihr etwas zu trinken anbieten wollte, war sie schon kurz davor abzulenken, das Erlebnis mit dem Ashkhan war noch zu frisch, aber dann wollte sie der anderen wiederum keine Gelegenheit zu noch größerem Unmut geben. "Wein, wenn ihr so freundlich wärt.", sagte sie schließlich, wobei ihr neutraler Tonfall und Ausdruck in ihrem Gesicht in Kontrast zu den freundlichen Worten standen. Nur weil sie etwas Wein nahm, mußte sie ja noch lange nicht davon trinken.
"Wie ihr wünscht. Das wird euch die Wartezeit hoffentlich etwas verkürzen": sagte der alte Bosmer und erhob sich abermals keuchend und wanderte zum abgetrennten Bereich der Kammer hinüber. Er tat dies langsam und gemächlich. Es war mehr als deutlich, dass ihm das Gehen schwer fiel. Es dauerte eine ganze Weile bis er mit einer verkorkten Flasche und einem Tonbecher zurückkehrte, den er Dreveni dann vor die Nase stellte. Dann entkorkte er mithilfe des Obsidian-Messers den Flaschenhals und schenkte hellen Wein ein. Er roch kurz verträumt an der Flasche und atmete dann zufrieden aus. "Aus der alten Heimat. Ach wenn das Mädchen doch nur wieder nach Hause zurückkehren würde": meinte er und wirkte plötzlich betrübt und setzte sich wieder auf seinen Platz.
Dreveni tat der alte Mann fast ein bisschen leid, als er so keuchend hinter der Abtrennung verschwand, aber sie sagte nichts. Schließlich erschien er wieder und als er fertig mit Einschenken war, nahm sie den Becher und roch ebenfalls an dem Wein, schwenkte in leicht hin und her, aber trank noch nicht, sondern hielt ihn wie beläufig in der Hand, während sie weiter den Alten betrachtete und sein plötzlich betrübtes Gesicht studierte. Was hatte dieses Weibsbild nur mit ihm gemacht, dass er von ihr fast wie von einer Tochter sprach? "Ihr kommt nicht aus Valenwald?", fragte sie den Bosmer schließlich, um die Stille zu unterbrechen. Interessieren tat es sie nicht wirklich.
"Nein. Meine Familienzweig stammt ursprünglich von dort, aber ich bin geboren und aufgewachsenen in Summerset. Das ist schon sehr lange her. Aber es kommt mir inzwischen auch so vor, als wäre ich eine Ewigkeit nicht mehr dort gewesen. Ich wünschte, ich könnte bald dorthin zurück. Die dichten Wälder, die Sonne und das Meer. Die kristallnen Türme und die stolzen Ritter und Paladine in ihren schimmernden Rüstungen...": erzählte er und der betrübte Blick verschwand allmählich. "Schmeckt euch der Wein? Er stammt von einem Weingut in der Nähe von Erstburg. Ein Hügel mit perfekter Sonnenlage - fruchtige, schwere Trauben": fragte er.
Die Dunmer hörte den Ausführungen des Alten geduldig zu, war sie doch selbst nie in Summerset gewesen. Nicht dass es sie dorthin gezogen hätte, aber es gab auch sonst nicht unbedingt viele Möglichkeiten, etwas über die anderen Länder zu erfahren. Auf seine Frage hin überlegte Dreveni kurz, ob ihm überhaupt aufgefallen war, ob sie schon getrunken hatte oder nicht, hob aber dann doch den Becher zum Mund und tat zumindest so, als ob sie trinken würde. Tatsächlich merkte sie den Geschmack des Weines, und ja, er war wirklich gut, aber noch war ihr Mißtrauen nicht vergessen. "Er ist ausgezeichnet.", sagte sie schließlich. "Ihr wart die ganze Zeit mit Ilucaria unterwegs? Ihr müsst sie schon sehr lange kennen...", fragte sie ihn, immer noch mehr im Plauderton als ehrlich interessiert.
"Natürlich. Meine Familie dient seit Generationen den Camorern. Die Herrin kenne ich seit ihrer Geburt. Sie war schon damals ein richtiger Wirbelwind - das völlige Gegenteil zu ihren Schwestern. Es war abzusehen, dass sie den Wünschen seiner Lordschaft nicht folgen würde. Sie raufte lieber mit den Söhnen der anderen Adligen, als sich um das Lernen der Hofetikette und ihr magisches Studium zu kümmern": breitete er seine Erinnerungen aus. Dann seufzte er. "Als sie sich mit seiner Lordschaft überwarf und der alten Heimat den Rücken kehrte. Begleitete ich sie natürlich. Es ist schließlich meine Pflicht auf die junge Herrin Acht zu geben und ihr zu Diensten zu sein. Ich darf meiner Familie keine Schande machen, auch wenn ich mit dem Tempo der jungen Herrin nicht mehr so gut mithalten kann, wie früher": erklärte der Alte selbstvergewissernd.
Ein Höfling, sie hätte es ahnen können. Jetzt war ihr auch klar, warum er so fast schon devot zu seiner Herrin stand. Dreveni kannte die Sitten zumindest an den Fürstenhöfen in Cyrodiil, war sie doch gelegentlich rein beruflich dort. Wenn er meinte, die Altmer hatte ihre magischen Studien vernachlässigt, hieß dass dann, dass es um ihre Zauberkünste nach wie vor schlecht bestellt war? Im Umgang mit der Klinge stand sie Dreveni sicherlich nicht im geringsten nach, aber Dreveni war wiederum in Teilbereichen eine ganz passable Magierin, auch wenn sie sich selbst überhaupt nicht so sah und niemals als Magierin bezeichnet hätte. Tatsächlich war es ihr auch nie darum gegangen, eine Schule der Magie komplett zu meistern, sondern nur ausgewählte Teilbereiche, die ihr nützlich erschienen. Dazu kam, dass ihr der Zugang zur Magie relativ leicht fiel. Sie hatte sich nie so abmühen müssen, wie sie es an Erynn gesehen hatte, als sie ihre erste und vorerst letzte Übungsstunde abgehalten hatten.
"Ich bin sicher, dass ihr eurer Familie keine Schande bereitet habt.", sagte Dreveni zu ihm und prostete ihm mit dem Becher zu, und nippte wieder ohne wirklich daraus zu trinken.
"Habt Dank für euren Zuspruch. Aber ich kann sie auch verstehen. Wer würde sich schon von einem alten Greis noch etwas sagen lassen, wenn man einem Daedroth mit einem Axthieb den Kopf abtrennen und jeden Mann und jede Frau dieser Unternehmung hier im Zweikampf besiegen kann": sagte er und seufzte. "Wäre seine Lordschaft damals nur nicht so streng gewesen und hätte ihr gestattet...": er wurde unterbrochen: "Getso, das reicht. Nerve Dreveni nicht mit deinem Geschwafel. Ich habe mit der Familie gebrochen. Ich brauche sie nicht. Und nun entferne dich." Illucaria war inzwischen in die Kammer getreten. So schnell es dem altem Bosmer möglich war, entfernte er sich. Die Altmer wartete, bis er hinaus war und trat dann an das vergitterte Fenster. "Schenkt den Worten dieses rührigen, alten Narrs kein Gehör. Er ist nicht mehr klar bei Verstand. Ich hätte ihn längst erlösen sollen": meinte sie streng. "Die Familie und die Heimat, pah. Der Name Camoran ist Nichts weiter als eine Last": sprach sie und ging dann zu ihrem Thronstuhl hinüber, doch anstatt sich zu setzen, stützte sie sich nur auf die Lehne. Ihr Gesicht schaltete umgehend von ernst auf freundlich lächelnd um. "Verzeiht die Verspätung, aber ein Spähtrupp war zurückgekehrt": entschuldigte sie sich für die Verspätung.
Erlöst wird hier früher oder später sicher jemand, ich glaub nur dass es nicht derjenige ist, an den du gerade denkst...
Bei dem Namen Camoran klingelte bei Dreveni etwas, oder sie hatte zumindest das Gefühl, dass es das sollte. Nur leider wußte sie weder wo, noch ob überhaupt sie diesen Namen schon gehört hatte. Was interessierten sie auch die Altmer? Sumerset war weit. Und doch überlegte sie, während sie der Hochelfe zuhörte und ihr Blick auf den Sigelsteinen ruhte. Hatte sie ihn beiläufig in einer Taverne gehört? Oder hatte jemand von einem Namen gesprochen, der diesem nur im Klang ähnelte? Hatte sie ihn gelesen?
"Manche Dinge haben einfach Priorität.", nahm Dreveni lächelnd die Entschuldigung an. "Für mich zum Beispiel der Verbleib meines Schwertes. Ihr wisst nicht zufällig etwas davon? Ich bezweifle dass der kleine Heiler es gewagt hat, sich an meiner Waffe zu vergreifen. Sowie an meinen anderen Sachen. Da wären noch mein Bogen, und etwas Gepäck" Ihre Stimme war nach wie vor freundlich und sie schaffte es den selben Plauterton wie vorher dem Waldelf gegenüber beizubehalten.
"Priorität hätte eigentlich das Oblivion-Tor, dass sich in der Nähe der Festung geöffnet hat": überlegte die Altmerin laut, während sie an Dreveni vorbei zum Fenster hinüber sah. Doch dann, als hätten sie die Worte der Assassine erst einen Moment später wirklich erreicht, antwortete sie: "Ich habe das Gepäck in eine kleinere Kammer mit einem besseren Bett verlegen lassen. Da euer Begleiter abgereist ist, müsst ihr nicht einen Raum mit zwei Betten in Anspruch nehmen. Ehrlich gesagt, hat uns eure Unterbringung das Geld von Händlern gekostet, die wir an eurer Stelle dort hätten einquartieren können. Es geht ja auch ums Geschäft." Dann wandte sie ihren Blick zur Seite. "Ihr habt die Sigil-Steine betrachtet, nicht? Jeder steht für ein Tor, das ich und meine Männer geschlossen haben. Stein Nummer drei war sehr blutig erkämpft, danach musste ich meine Reihen mit neuen Freiwilligen füllen. Stein Nummer 2 bescherte mir die Trophäe, die ihr an der Wand sehen könnt. Es ist ein unglaubliches Gefühl nach diesem Stein zu greifen und ihn aus dem dämonischen Feuer zu ziehen. Es ist als würde das All um einen herum einem leicht werden": schweifte sie schließlich ab.
Dreveni reichte es jetzt definitiv. Es interessierte nicht wie leicht es der Altmer bei was auch immer wurde, und auch nicht, wieviele Obliviontore sie geschlossen hatte. Seit sie mit Erynn und Arranges nur zu dritt duch das Tor war, hatten diese viel von ihrem Schrecken für die Dunmer verloren.
"Ich wäre gerne dabei, wenn ihr euch um das Tor hier kümmert. Dremoras abzuschlachten hat etwas befriedigendes.", sagte Dreveni. "Wie auch immer, wir wollten über meinen Sold und über die Diamantmine sprechen." Sie würde dieses hinterhältige Weib in Sicherheit wiegen, und sobald sie ihr etwas von der Pelle gerückt war, hatte sie hoffentlich genug Gelegenheit, nach Spuren von Tirian zu suchen.
"Ah ja die Mine. Eigentlich ist es nichts Aufregendes. Wir gehen in der Gruppe rein, überwältigen die Wachen, nehmen die Minenarbeitet gefangen. Dann nehmen wir uns das, was sie dort gelagert haben und stellen sicher, dass die Arbeiter auch weiterhin ihren Dienst für uns tun und brav und fleißig weitere Edelsteine schürfen. Die gehen dann an die Festung solange wir uns noch hier aufhalten. Allzu lange wird das wohl nicht mehr sein. Wir werden wohl noch vier Tore schließen und die Gegend von versprengten Daedra säubern. Danach dürfte die Region auch gut ausgeblutet sein. Um den Rest darf sich dann gerne Meister Aryon selbst kümmern": erklärte Illucaria. "Aber ich schweife ab. Zu eurem Sold: Täglich erhaltet ihr 20 Draken. Für Missionen gibt es pauschal 300 Draken. Für Missionen ins Reich des Vergessens 500": bot die Altmer an und setzte sich nun doch auf den Thronstuhl.
Die Dunmer hatte nicht die geringste Lust zu verhandeln, als ihr die Söldnerin das Angebot vorlegte. Dabei hätte sie fast laut gelacht, 20 Draken? Dafür dass sie sich mit diesem Abschaum hier den Hintern platt saß? Niemals. Andererseits wäre es vermutlich auch aufgefallen, wenn sie nicht gefeilscht hätte.
"In Ordnung. Fürs Erste jedenfalls.", sagte sie gedehnt. "Mit der Option auf neue Verhandlungen, nachdem wir die Leute in der Mine wieder auf Kurs gebracht haben." sagte sie und sah die Altmer herausfordernd an.
Illucaria lachte. "Verhandlungen? Ihr gefallt mir": meinte die Altmer. "Ich weise euch aber nur darauf hin, dass andere Söldner fürs Nichtstun gar nichts bekommen. Ich bin schon wie eine verdammte Mutter zu diesen Nichtsnutzen hier": wobei sie beim letzten Satz wieder etwas lauter wurde. "Ihr bekommt hier kostenlose Unterkunft und kostenloses Essen und dürfte die Dienste unseres Schmieds ebenfalls kostenlos in Anspruch nehmen und Aufträge für mehr Geld haben wir auch genug. Da dürfte ein kleiner täglicher Sold angemessen sein. Aber wir können gerne noch einmal über eine kleine Erhöhung sprechen, wenn ihr mir die Diamanten hierher bringt": meinte sie und überging den herausfordernden Blick einfach. "Ihr könnt euch jetzt entfernen. Euer Zimmer wird noch hergerichtet. Ich lasse euch dann informieren, sobald die Sklaven damit fertig sind": sagte sie noch und wandte sich dann dem Buch vor ihr zu.
Dreveni war egal, was die Andere von ihrer Forderung hielt, besser sie hielt die Dunmer für unverschämt als dass es ihr suspekt vorkam, wenn Dreveni überhaupt nicht versuchte zu verhandeln. Mehr störte sie im Moment ohnehin, dass ihr die Altmer das Zimmer noch nicht zeigen wollte, in welches ihre Sachen angeblich gebracht worden waren. Sollte sie überhastet aufbrechen müssen, wollte sie auf keinen Fall ihr Schwert und ihren Bogen zurücklassen müssen. Vor allem ohne das Schwert wäre es Wahnsinn gewesen, sich weiter - und eventuell noch alleine - durch Vvardenfell zu bewegen.
Sie nickte der söldnerin noch einmal kurz zu, sagte: "Es wäre nur schön wenn die Sklaven fertig sind, bevor wir aufbrechen, ich brauche mein Schwert.", und verließ dann das Zimmer.
Ilucaria ließ sich nicht mehr zu einer Antwort herab, sie schien schon wieder anderweitig beschäftigt zu sein, und so stand Dreveni wieder vor der Tür im Gang und überlegte, wie sie möglichst planvoll nicht nur nach Tirian, sondern auch nach ihren Sachen suchen sollte.
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Mythos
Weidenländer, Falensarano, Schatzkammer
Er schlug seine Augen auf. Wo war er? Sein Blick taxierte die Umgebung. Er sah die Steinwände von Falensarano. Er befand sich nicht mehr in der Kammer, in der er… er versuchte sich zu erinnern. Rote Augen. Die Erinnerung versagte ihm den Dienst. Langsam richtete er sich auf und wusste nicht so ganz, wo in Ilucarias Festung er sich befand. Der Raum hatte schmale, nur oberhalb in die Wand eingelassene, vergitterte Fenster, durch die fahles Zwielicht nach innen drang, als wäre der Himmel draußen eine Mischung aus Grautönen, die Sonne selbst nur eine seelenlose, weiße Scheibe. Die Kammer selbst war auch nicht sonderlich lebendiger. An den Wänden zeugten Rußflecken, von lange schon verloschenen Fackeln, ansonsten war sie leer. Langsam trat er an die Tür heran, die mehr windschief als wirklich massiv in den Angeln hing. Er versuchte sie aufzustoßen und zu seiner Überraschung schwang sie knarrend und knarzend aber ohne Fisimatenten zu veranstalten nach draußen auf. Verwunderte schaute er sich vorsichtig in dem Gang davor um. Es war niemand zu sehen. Auch hier sorgten schmale Gitterfenster in dem schier endlosen Gang dafür, dass er zumindest zwielichtig beleuchtet war. Von Fackeln waren auch hier nur noch die Rußreste auf dem Stein zu erahnen. Tirian versicherte sich noch einmal, ob auch wirklich niemand kam und verließ den Raum wieder und ging den Gang nach rechts entlang. Offenbar mussten sich Kammer und Gang an der Außenwand der Festung befinden, ansonsten könnte ja auch kein Licht herein scheinen. Er musste noch immer Dreveni finden, sodass sie gemeinsam von diesem verfluchten Ort entkommen konnten.
Mit der Zeit wurde ihm aber langsam seltsam zu Mute. Der Gang schien kein Ende zu nehmen. Wenn er auf Türen traf, so waren diese verschlossen und langsam wurde ihm auch unheimlich, dass er keinen anderen Menschen oder Mer antraf. Es war zudem gespenstisch still in der Festung. Keine Stimmen von fern her, keine Schritte, nicht einmal das Tönen von Türen, die geöffnet oder geschlossen werden. Eine unsägliche Ruhe lag über der ganzen Festung. Auch durch die Fenster drang kein Laut – nicht das Rauschen des Windes, nicht ein noch so leises Vogelzwitschern. Wären da nicht wenigstens seine eigenen Schritte, die hin und wieder widerhallten, hätte er sich schon für taub gehalten. Der ganze Ort wirkte geradezu bedrückend still und unlebendig. Der Dunmer wollte schnellstmöglich heraus und begann nun zu rennen da es offenbar keine Wachen hier gab, die ihn hätten aufhalten wollen, auch wenn er das Gefühl hatte, dass er einfach nicht vorwärts kam, weil der Gang sich schlicht und ergreifend nicht veränderte. Die gleiche endlose Flucht. Eine Tür und eine Rußstelle nach der Anderen- Auch wenn er rannte, meinte er sogar inzwischen nur noch auf der Stelle zu treten. Seine Muskeln brannten, sein Atem ging stoßweise, als er schließlich stehen blieb und sich gegen die Wand der Festung lehnte und die Hände vor die Augen schlug. Ein Zeichen seiner Verzweiflung. Wie verflucht lang mochte dieser Gang noch sein. Er wollte hier endlich raus.
Bei diesen Gedanken ertönte ein lauter Knall weiter vorn im Korridor. Er sprang schleunigst auf und sah, doch in einigen Metern eine offen stehende Tür. Sie musste aufgeschlagen sein. Tirian stürmte zu ihr hinüber. Vielleicht war das der Ausweg, nach dem er gesucht hatte. Schließlich stand er vor dem offenen Durchgang. Der Raum dahinter war jedoch nur ein einziges Schwarz. Nur ein winziger Lichtkegel verriet, dass es überhaupt einen Boden in der Düsternis gab. Da es keine andere Möglichkeit gab, nahm der Heiler allen Mut zusammen und trat in die Kammer ein. Mit einem lauten Knall schloss sie sich plötzlich hinter ihm. Der Dunmer zuckte zusammen und saß nun in absoluter Dunkelheit fest. Er versuchte umgehend die Pforte wieder zu öffnen, aber sie blieb verschlossen. Schweiß trat auf seine Stirn und sein Herz klopfte wie wild, während er sich tastend nach vorne bewegte. Als er die Augen zusammenkniff, um vielleicht doch wenigstens ein paar Konturen erkennen zu können, wurde er in grelles rotes Licht getaucht. In der Finsternis vor ihm schwebten, Leuchtfeuern gleich, zwei rubinrote Augen. Sein Blick wurde sofort von dem Anblick gefesselt. Er spürte, wie sich der Raum um ihn herum zu drehen begann und dann gab der Boden nach. Er fiel noch tiefer in die Dunkelheit hinein, während sein Blick noch immer von den starrenden, roten Augen gefangen war. Langsam wurde ihm schwindlig. Vor den Augen verschwamm es ihm zunehmend. Schließlich fühlte sich Tirian am Rand der Bewusstlosigkeit. Langsam löste sich der dämonisch-rote Blick auf und er schloss seine Lider, um sich zu sammeln. Im nächsten Moment spürte er wieder Boden unter den Füßen.
Als er die Augen vorsichtig wieder öffnete, war die Szenerie eine gänzlich andere. Der dunkle Raum war verschwunden. Er befand sich zwar immer noch in der Festung, doch kam ihm dieser Teil bekannt vor. Er stand direkt vor dem Speisesaal, wie er erkannte. Tirian zog es dort hinein. Mittlerweile war ihm egal, wenn er einem Söldner begegnen sollte, inzwischen wollte er einfach nur einen anderen Menschen oder Mer sehen, damit er sich sicher sein konnte, nicht das einzig verbliebene Wesen auf dieser Welt zu sein. Er fühlte sich im Moment unsäglich verlassen und einsam. Zitternden Schrittes betrat er die Kantine der Festung… und wünschte sich im nächsten Moment, dass er lieber draußen geblieben wäre. Es wirkte als wäre er in Dagons Reich gelandet. Der Raum war erleuchtet von umherstehenden Kohlebecken aus denen die Flammen gierig und breit nach oben und zu den Seiten züngelten. Von der Decke hingen Ketten und Haken an denen man einen ausgewachsenen Guar hätte aufhängen können. Die Küche war neben grobschlächtigen Beilen und Hackmessern auch mit allerlei Folterinstrumenten ausgestattet. Tirians Augen weiteten sich, als er sah, wer an Stelle des dicken Nords nun von oben bis unten mit Blut besudelt ein rostiges Fleischerbeil schwang. Ihre goldene Haut verriet die Altmer sofort. Ilucaria drehte sich zunächst um, sondern ließ das Metzgerwerkzeug weitere Male schwingen und Blut in die Höhe spritzen. Erst dann drehte sie sich um. Lächelte gewohnt süffisant aus einem mit feinen aber auch breiten Blutspritzern gesprenkelten Gesicht. Sie leckte Blut von der rostigen Klinge und tat einen Schritt zur Seite. „Ihr kommt gerade rechtzeitig. Der Braten ist bereits fertig zerlegt“: sagte sie und deutete mit ausgestrecktem Arm auf einen zerstückelten Mann, den Tirian erst nach etlichen Schreckensmomenten als den Attentäter der Morag Tong identifizierte. Mit offenem Mund stand er da. „Den hat unsere Kleine doch fachgerecht erlegt“: meinte sie und deutete auf einen tiefen Schnitt an der Kehle des Mannes etwas oberhalb der Stelle, wo sie den Kopf vom Torso abgetrennt hatte.
Noch bevor Tirian auch nur in der Lage war die Sache zu begreifen und soweit entfernt war von der Frage, wen die Söldnerin mit ‚unsere Kleine’ gemeint hatte, wie Elsweyr von Himmelsrand, erklang nun seitwärts von ihm: „Tirian, du hast nach mir gesucht?“ Er kannte die Stimme. „Dreveni!“ Zunächst überglücklich fuhr er zu ihr herum, doch schreckte er sofort vor ihr zurück, als er ihres Anblicks gewahr wurde. Er blickte nicht in das kühle Gesicht der Assassinin sondern in die schreckliche Fratze einer Dremore. Spitze, gefährliche Reißzähne, ein böser Ausdruck in den Augen aber ein Lächeln das nicht dazu passte und das ganze geziert von brennenden Augen und zwei mächtigen Hörnern, die ihr aus der Stirn wuchsen. Dies kam ihm auf ungeheure Art bekannt vor, doch als er diesem Gedanken weiter folgen wollte, blitze kurz wieder der stechende, rote Blick in seinem Kopf auf. Schnell ließ er die Überlegungen fallen. Vielmehr drängte sich nun die Assassinin, besser ihr dämonisches Zerrbild, an ihn heran. „Warum so geschockt? Gefalle ich dir denn immer noch nicht?“: säuselte sie. Ilucaria leckte sich derweil mit bluttropfender Zunge über ihre verstörend weißen Zähne. Tirian schluckte, während sich die daedrische Dreveni auf seinen Rücken lehnte und den Kopf auf seine Schulter legte. „Du kannst es einfach nicht leugnen. Ich weis doch, was du willst, mein kleiner, naiver Tirian“: meinte sie. Der Atem des Heilers setzte aus. Er fühlte sich wie von einem Raubtier gepackt und hatte Angst, dass ein falscher Atemzug zu einem Angriff führen würde. Mühsam kämpfte er gegen die Panik, die in seinem Innern zu toben begann. Ihre Finger glitten an seinem Hals entlang. Sein Blick war stur geradeaus gerichtet, doch seine Lider zuckten nervös und eine Ader an seinem Hals pochte immer stärker. Ihre Hand glitt hinunter, streifte seine Hüfte und mit einem schnellen Zug zog sie ein Messer von ihrem Gürtel. Als er das bemerkte, setzte sein Fluchtreflex unaufhaltsam ein. Er riss sich aus Drevenis Umarmung los, stieß sie zur Seite und begann zu rennen. Vor ihm dehnte sich die Kantine in die Länge. Von einem begrenzten Raum verwandelte sie sich in eine lange, schier endlose Säulenhalle, dessen Ende nicht mehr abzusehen war. Umso mehr er rannte, umso länger dehnte sich die Räumlichkeit in die Ferne, wie in die Länge gezerrt. Er lief Slalom um die Säulen und Kohlebecken, verlor langsam sowohl den Eingang als auch Dreveni und Ilucaria aus den Augen, büßte allerdings auch jedwede Orientierung ein.
Tirian irrte eine Weile im unendlichen Raum umher, verloren irgendwo zwischen der von ihm geschätzt hundertsten und zweihundertsten Säule. Dann tat sich etwas. Er rieb sich die Augen, als die Säulen langsam näher rückten und sich die ausgedehnte Kammer plötzlich in erbarmungsloser Geschwindigkeit verkleinerte und sich schließlich ein gänzlich anderer Raum um ihn herum bildete. Der Blick nun nur noch von wenigen Pfeilern verstellt, kam ihm diese Örtlichkeit seltsam bekannt vor. Er hörte ein leises Röcheln. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend trat er hinter einem der Pfosten hervor. Entsetzen befiel ihn nun erneut, als er einen schwarzhaarigen, ausgeweideten, schwach röchelnden Dunmer an Ketten von der Decke hängen sah. Von der Faszination des Schreckens gefangen, stolperte er wie ein Zombie an die bemitleidenswerte Gestalt heran. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Kopf. Die rubin-roten Augen tauchten wieder in seinen Gedanken auf, doch diesmal erschienen ihm auch Erinnerungsfetzen vor seinem geistigen Auge. Die Szene war ihm vertraut – der Raum, die Ketten, der Mann und … Dreveni ... das Monster! „Dieser arme Kerl. Dreveni hat ihm das angetan“: wie er sich nun erinnerte. „Das Monster“: ergänzte er fassungslos, leise flüsternd. „Das Monster“: ertönte seine Stimme plötzlich erneut. Er blickte überrascht auf. „Was war das?“: fragte er laut und sah sich um. Er war sich sicher, Nichts gesagt zu haben. „Magst du wirklich so erhaben urteilen?“: vernahm er erneut sich selbst. Wieder sah er sich um. Von wo kam das bloß? „Was soll das heißen?“: fragte er zurück. Vielleicht konnte er den Sprecher ja in einen Dialog verwickeln und ihn so enttarnen, doch die Stimme schien von überall aus dem Nichts heraus zu kommen. „Wo du doch selbst genau weißt, was du wirklich bist“: redete dieses körperlose Ding weiter. „Was weis ich?“: frage Tirian seinerseits wieder zurück. „Du kannst es nicht verleugnen. Die Wahrheit ist dir so bewusst wie mir“: sprach es weiter ohne eine direkte Antwort zu geben. Tirian war sichtlich verunsichert und wich in die Mitte des Raumes zu der aufgehängten Gestalt zurück. „Was soll mir bewusst sein. Sag’s mir“: warf er herausfordernd in den Raum. „Das was du in deinem Innern hinter deiner moralischen Fassade verbirgst. Das, was du qua Geburt immer schon warst und auch immer sein wirst“: kam prompt die Antwort direkt hinter ihm. Tirian erstarrte und drehte sich geradezu in Zeitlupe um. Voller Schrecken schaute er zu, wie die Ketten langsam länger wurden und den gedärmlosen Körper langsam zu Boden ließen. Er blickte hinauf und sah den zerschnittenen Mund unter den filzigen, schwarzen Haaren des Mannes zu einem triumphierenden Grinsen verzogen. „Derjenige der wütet, der hasst, der tötet bist du“: sprach der Tote weiter, während und nachdem er herabgelassen war. „Du bist ein Mörder“: warf er ihm vor. „Du weist es“: wiederholte er. Tirian traten Erinnerungen vor Augen an seiner Ausbrüche und an seinen Handabdruck, der sich seinem Opfer in das Gesicht hinein gebrannt hatte.
Die Bilder fingen an ihn zu quälen. Er schloss die Augen und hielt sich den Kopf, wollte nichts mehr sehen und nichts hören. „Mörder, Mörder“: drang die Stimme weiter in seinen Kopf vor. „Nein!“: rief er und versuchte dem ausgeweideten Körper entgegen zu treten, ihn zu fixieren. Da fiel ihm auf, dass der Raum um ihn herum verschwunden war. Nur er und der Gefolterte waren da und schwebten geradezu im Nichts. Über den Ausruf konnte sein Gegenüber nur weiter hämisch lächeln. „Ich bin kein Mörder“: widersprach Tirian noch entschiedener. „Ach mein kleiner, naiver Tirian. Natürlich bist du das und noch viel mehr“: hörte er nun die vertraute aber zugleich boshaft verzerrte Stimme Drevenis. Sie trat in ihrer dämonischen Form neben dem Ausgeweideten einfach aus dem Nichts. „Nein, Nein, Nein“: schüttelte der Heiler den Kopf: „Das Alles ist nur ein Alptraum. Das ist nicht real“: versuchte er sich zu beruhigen und selbst zu vergewissern. „Dann ist unsere Verwandtschaft also nicht real, kleiner schwacher Abkömmling?“: hörte er eine weitere, bekannte Stimme. „Tarrior!?“: keuchte der Dunmer auf und tatsächlich schälte sich nun auch noch sein Vater in schrecklich entstellter Art und Weise aus dem leeren Raum. „Wir sind vom selben Blut. Du bist wie ich. Das was in mir ist, steckt auch in dir“: redete nun auch er auf ihn ein. „Nein, Nein, das ist nicht echt… das ist nicht echt“: widersprach Tirian immer wieder. „Dasselbe Blut und dieselbe Mordlust. In dir steckt das gleiche Monster wie in mir“: beharrte Tarrior. Inzwischen waren die Widerstandsversuche des Heilers nur noch kläglich. „Du konntest weder Hand an deine Begleiterin legen, obwohl du wusstest, dass sie ein Monster ist, weil du genau weist, dass du von derselben Art bist und spürst du nicht die Furcht so deutlich, so zu sein, wie dein Vater ist? Warum diese Angst, wenn an ihr nichts Wahres ist?“: sprach der Ausgeweidete nun wieder mit seiner Stimme zu ihm. „Verleugne nicht, was du tief in deinem Innern bist“: sagte er. Tirian schüttelte den Kopf. „Sieh mich an!“: forderte der Gedärmlose. Zögerlich richtete der Dunmer seinen Blick wieder nach oben. Sie waren wieder allein. Die Hand seines Gegenübers fuhr nach oben und schob dann quälend langsam die Haare zur Seite.
Am Rande des Wahnsinns blickte Tirian nun in sein eigenes, zerstörtes und schrecklich verzerrtes Gesicht mit dem dämonischen Lächeln. Mit aufgerissenen Augen und offenem Mund starrte er sich selbst an. „Wir sind uns gleich. Du und ich. Wir sind eins. Ich bin ein Teil von dir. Du kannst mich nicht verleugnen. Ich bin du und du bist ich. Ich bin das, was wahrhaft unter deiner Oberfläche lauert“: verkündete der zweite Tirian. Auf den Schultern des diabolischen Spiegelbildes bildeten sich plötzlich Geschwüre und im nächsten Moment brachen die dämonischen Fratzen Tarriors und Drevenis aus dem Fleisch und wanden sich zuckend neben dem entstellten Gesicht. „Auch wir sind du“: sagten sie. Er spürte das Winden und das Zucken selbst körperlich sah an sich herab. Tiefstes Entsetzen befiel ihn, als er sah, dass die Fratzen tatsächlich aus seinem eigenen Körper kamen. Er versuchte die zuckenden Tumore mit den Händen herauszureißen, erntete aber nur das höhnische Gelächter der aufgerissenen Münder. Sein Spiegelbild riss die Arme nach oben, packte den Heiler am Kopf und zog ihn zu sich heran. „Ich bin du. Du bist ich. Wir sind uns gleich. Ich bin ein Monstrum und DU. BIST. ES. AUCH!“: sagte es und um Tirian wurde es endgültig schwarz.
Schreiend schoss der Dunmer in der Schatzkammer von Falensarano in die Höhe. Sein Schrei war ohrenbetäubend und markerschütternd. Es war kein einfacher Hilfeschrei sondern ein Laut der aus der reinen, nackten Panik geboren war.
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Drachentöter
Weidenländer, Falensarano
Dreveni war gerade auf dem Weg in die untere Etage der Festung, da sie - genau wie Tirian - zu dem Schluss gekommen war, dass man dort am besten Leute gefangen setzen konnte, die man verbergen wollte, gerade wenn immer wieder Händler und andere Reisende hier einkehrten, als ihr der Dunmer über den Weg lief, mit dem sie vorhin das Bett geteilt hatte.
Eigentlich wollte sie gerade weitergehen, nachdem sie sich beide einen kurzen Blick zugeworfen hatten, aber nachdem der Gang gerade bis auf sie beide ziemlich leer zu sein schien, überlegte sie es sich doch anders.
"Wisst ihr, wo Ilucaria meine Sachen hingebracht hat?"
Anstatt ihr zu antworten, wandte er sich jedoch ab und wollte schon weitergehen.
"Typisch.", murmelte Dreveni, der es inzwischen wirklich reichte mit diesem Pack hier. "Es wundert mich überhaupt nicht, dass sich Ilucaria hier so aufführen kann, wenn ihr sogar buckelt wenn sie weit und breit nicht zu sehen ist."
Das schien zu wirken, denn er hielt inne und drehte sich um. Allerdings bedachte er sie mit einem Blick, bei dem wohl nicht wenige auf der Stelle tot umgefallen währen. Doch Dreveni wäre nicht Dreveni, würde sie sich durch so etwas aus der Ruhe bringen oder auch nur Beeindrucken lassen. So starrten sie sich ein paar Augenblicke gegenseitig an, bis er ihr schließlich antwortete: "Ihr wart auf dem richtigen Weg, den Gang runter und noch drei Türen, wenn sie dort nicht sind, weiß ich es nicht." Danach wandte er sich zum gehen ohne noch einmal zurück zu schauen, auch nicht als sie ihm noch leise sagte: "Kommt mit. Wenn ihr jemals flüchten wolltet, dann wäre jetzt die Gelegenheit."
Es war nicht so, dass sie unbedingt wollte, dass genau er mitkam, denn nur weil sie mit ihm geschlafen hatte, hieß es nicht dass sie den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen wollte, aber momentan wäre jede Hilfe willkommen.
Schließlich setzte sie ebenfalls ihren Weg fort, bis sie vor der dritten Tür stand. Natürlich war sie verschlossen, was ihr ein Griff zur Klinke verriet. Sie sah sich kurz um, konnte aber immer noch niemanden sehen, dann konzentrierte sie sich und legte ihre Hand auf das Schloss. Es leuchtete kurz auf unter ihrer Handfläche, dann hörte sie das leise Klicken, mit dem sich das Schloss entriegelte. Kurz kam ihr in den Sinn, was ihr Tirian über Fallen hier erzählt hatte, aber darauf konnte sie jetzt keine Rücksicht nehmen, auch wenn Ilucaria tatsächlich verrückt genug war, die Türen hier derart abzusichern. Von Vertrauen schien diese noch wesentlich weniger zu halten als Dreveni selbst, und das wollte etwas heißen.
Jedoch geschah nichts, als sie die Tür öffnete, und dahinter in einer kleinen Abstellkammer fand sie tatsächlich ihre Sachen. Sie überlegte kurz, ob sie sie noch hier lassen sollte, entschied sich dann aber dagegen. würde sie den Heiler finden - was voraussetzte dass er tatsächlich gefangen gehalten wurde und nicht verschwunden war - und sie ihn befreien, würden sie wohl eher schneller als langsamer fliehen müssen, und dann noch einmal hier her zurückkehren zu müssen wollte sie nicht riskieren.
Sie packte die Sachen so gut es ging zusammen, schlang sich den Schwertgürtel um die Hüfte und hängte den Köcher auf den Rücken. Es würde schon gehen das alles zu tragen, den Rest nahm sie so, dass sie es im Falle eines Kampfes schnell fallen lassen konnte.
Als sie alles hatte, ging sie wieder den Gang zurück, bis sie an der Treppe nach unten stand. Kaum hatte sie den Fuß auf der ersten Stufe, erstarrte sie. von unten erschall ein Schrei, der kaum noch etwas menschliches an sich hatte. Er ging ihr durch Mark und Knochen und konnte einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Sie brauchte ein paar Augenblicke um sich wieder zu fassen, allerdings gelang ihr das noch bevor der Schrei verklungen war. Was tat dieses Weib hier unten? Betrieb sie dort ihre private Folterkammer? Aber auch die Söldnerin war nicht so dämlich, Leute derart hier zu foltern dass man die Schreie durch halb Falensarano hörten konnte. sie rannte die Treppe nach unten, vorsichtig musste sie jetzt wirklich nicht mehr sein, andere mussten ebenfalls diesen infernalischen Lärm gehört haben, und so würde es hier vermutlich bald vor Söldnern wimmeln.
Unten angekommen, sah sie nur eine Reihe geschlossener Türen rechts und links des Ganges. Sie hielt sich immer noch nicht mit übermäßiger Vorsicht auf, und so drückte sie einfach nacheinander die Klinken herunter, bis sie eine Tür fand, die sich öffnen ließ. Das innere der Kammer dahinter war von Kerzenlicht erhellt, und es schien eine Art Schatzkammer zu sein. Für die ganzen Schätze hier hatte die Dunmer aber keinen Blick, denn da sah sie schon Tirian mitten im Raum stehen, im Gesicht das nackte Entsetzen und vor Panik geweiteten Augen, die doch nichts zu sehen schienen.
Sie hielt sich auch nicht lange mit der Frage auf, warum zum Henker in die Altmer hier eingesperrt hatte - auch über die Tatsache dass die Tür gar nicht verschlossen war, dachte sie gerade nicht nach - genauso wenig versuchte sie zu ergründen, was sie mit ihm gemacht hatte. Statt dessen ließ sie ihre Tasche fallen als sie den Heiler erreicht hatte, legte beide Hände auf seine Schultern und schüttelte ihn kräftig. "Tirian, reißt euch zusammen, wir müssen hier raus!"
Der Heiler reagierte allerdings nicht, sondern starrte an ihr vorbei ins Leere, immerhin schrie er inzwischen nicht mehr so grausam. Sie unternahm noch einen letzten Versuch ihn wieder zur Besinnung zu bringen, und gab ihm eine kräftige Ohrfeige, was ebenfalls leider nicht den gewünschten Effekt brachte.
"Scheiße.", fluchte sie halblaut, raffte ihre Sachen zusammen, packte Tirian am Handgelenk und zog ihn hinter sich her aus der Kammer heraus. Immerhin ging er widerstandslos mit, ihre Freude darüber währte aber nur so lange, bis sie Schritte oben an der Treppe hören konnte, zweifellos hatten die Söldner und vermutlich sogar Ilucaria den Lärm ebenfalls gehört und kamen nun nachsehen.
Hektisch sah sich Dreveni um, aber es gab keine Möglichkeit zur Flucht. Sich in einer der Kammern zu verbarrikadieren würde ihr unweigerliches Ende nur herauszögern, sie war hoffnungslos unterlegen, selbst wenn Tirian nicht dermaßen kampfunfähig gewesen wäre. Ein kurzer Blick zu dem Heiler überzeugte sie davon, dass sich sein Zustand immer noch nicht geändert hatte.
Kurz schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, ihn einfach stehen zu lassen, aber auch alleine und mit einem Unsichtbarkeitszauber stiegen ihre Chancen kaum. Zwar würde sie aus Falensarano entkommen zu können, aber dann? Ohne Guar, ohne Orientierung?
Die Schritte auf der Treppe kamen unweigerlich näher, und sie wandte sich um, da ihr die Idee sich zu verbarrikadieren gerade doch nicht so schlecht erschien - vielleicht würde ihr ja so noch etwas einfallen - da erscholl von oben ein infernalisches Gebrüll. Allerdings nicht so panikerfüllt wie Tirian eben noch geschrien hatte, es hatte mehr von Kriegsgeschrei.
Was bei den Höllen Oblivions...?
Die Schritte verstummten kurz, dann wurden oben ein paar herrische Befehle gebrüllt, wobei Dreveni meinte, Ilucarias Stimme zu erkennen, dann entfernten sich die Schritte wieder. Lediglich zwei der Söldner erschienen unten an der Treppe, da hatte die Dunmer aber schon Tirian wieder in die Schatzkammer geschubst, ihre Sachen fallen gelassen und schleuderte dem ersten einen Schockzauber entgegen, noch bevor dieser wusste, wen er vor sich hatte. Als dieser sich noch am Boden wälzte holte sie mit dem Schwert aus und stach ihm damit durch die Kehle. Mit Schwung zog sie es zurück und holte gerade nach dem anderen aus, als dieser seinen Schreck überwunden hatte und ihren Hieb parierte. Er legte etwas zu viel Schwung in die Abwehr, so dass Dreveni mit dem Knauf des Schwertes nachsetzen konnte und ihm das Nasenbein zertrümmerte. Als er vor Schmerz aufheulte und sich hektisch die Tränen aus den Augen blinzelte, hatte sie schon zu einem weiteren Hieb gegen seinen Hals ausgeholt. Blut spritze und auch der zweite Gegner ging zu Boden. Schwer atmend hielt sie einen Moment inne und versuchte, die inzwischen komplett geänderte Situation zu überblicken. Von oben ertönte eindeutig Kampfeslärm - Schwertklirren, Schmerzensschreie und dazwischen immer wieder die jetzt schrille und laute Stimme Ilucarias. Wurde die Festung angegriffen? Nun ja, ihr sollte es recht sein, wenn sie es geschickt anstellte und der Heiler keine Zicken machte, konnten sie es in dem Tumult eventuell aus der Festung schaffen. Erfahrungsgemäß hatten alle Kämpfenden einen leichten Tunnelblick, und solange man sich selbst nicht einmischte, hatte man gute Chancen, durchzukommen. Man musste sich nur in Acht nehmen, um nicht versehentlich einen Klinge in die Seite zu bekommen.
Dreveni ging noch einmal zurück in die Schatzkammer, in der Tirian immer noch stand, mit der Hand eine kleine Statue umklammert. Gut, sollte er sie mitnehmen, ihr war es momentan reichlich egal, das Ding wirkte nun wirklich nicht schwer und sollte sie nicht behindern. Hatte er die kleine Figur vorhin schon in den Händen gehalten? Sie hätte es nicht sagen können, hatte sie doch auf andere Dinge geachtet.
"Kommt.", sprach sie ihn noch einmal an, woraufhin er wieder nicht reagierte, und zog ihn wieder am Handgelenk hinter sich her, sammelte im Gang wieder ihre Sachen auf, und stieg vorsichtig über die Leichen. Der Heiler wäre fast darüber gestolpert, aber ansonsten schien sein Gang halbwegs sicher zu sein.
Vorsichtig bewegte sie sich die Treppe nach oben, und es war wie sie gedacht hatte, niemand interessierte sich wirklich für sie. Es standen noch ein paar verlorene Gestalten an die Wände gedrückt herum, offenbar Reisende, die genauso wenig Lust hatten, zwischen die Fronten zu geraten, wie Dreveni. Auch Ilucaria war nicht zu sehen, dafür aber immer noch gelegentlich zu hören. Schließlich erreichten sie das Plateau, von dem aus man die Festung wieder verlassen konnte, und trat ins Freie. Hier oben war es noch lauter, auch wenn man jetzt sehen konnte, dass hier nur vereinzelte Kämpfe statt fanden. Dafür zischte haarscharf über ihrem Kopf ein Pfeil hinweg, der offenbar von der Ebene unten abgeschossen worden war. Dreveni duckte sich an die Wand der oberen zwei Stockwerke, wobei sie Tirian mit sich unsanft auf die Knie zog. Dort verharrte sie kurz, um sich zu orientieren. Außerdem warf sie dem Heiler einen Blick zu, auch wenn sie wenig Hoffnung hatte, dass er wieder zur Besinnung gekommen war.
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer, Falensarano
Ihm war als würde er durch schwarzen Nebel waten, der sich gallertartig um seinen ganzen Körper und vor allem um seine Beine und Füße spannte, seine Bewegungen fahrig machte, sie blockierte. Tirian war so als würde er gar nicht mehr vorankommen. Glücklicherweise war dort dieser Zug an seinem Arm, der ihn nach vorne trug. Die Bewegung erleichterte sein Gemüt etwas, auch wenn sein Kopf seltsam leer und gedankenlos war, er nur noch die roten Augen vor sich wusste, gefangen war von ihrem durchdringenden Blick. Der Weg führte aufwärts, geradeaus um Kurven und dann wieder geradeaus und dann wieder nach oben. Ein lautes Geräusch und auch ein leises Rauschen wie weit entferntes Klirren drang durch den Nebel. Um sein Gesicht wurde es kalt und plötzlich schoss frische Luft heran und durchbrach die schweren Schwaden. Während er spürte wie ihn eine Kraft zu Boden zog, konnte er wieder richtig atmen. Das bleierne Gefühl wich von seiner Lunge, sie blähte sich auf und er saugte noch mehr davon ein. Die Dunkelheit verschwand langsam zusammen mit dem ergreifenden, karminroten Blick und verblasste, wurde durchscheinend. Verdutzt blickte er in das Gesicht von Dreveni, das plötzlich vor ihm aus dem Dunst auftauchte. Schreckliche Bilder durchfuhren in diesem Moment seinen Schädel. Verzerrte, monströse Gesichter, sein eigenes. Er kniff die Augen zusammen, Schweiß brach ihm aus und sofort bedeckte er den Kopf mit seinen Händen. Der Heiler presste seine Nägel in die Kopfhaut und nach einigen Augenblicken verschwanden die Bilder.
Knacken, Knirschen und Brechen drang nun langsam an seine Ohren. Die Geräusche entstanden direkt über ihm und er füllte Splitter auf sich herabregnen. Nur zögerlich traute er sich die Augen zu öffnen. Wieder Dreveni, doch die Bilder in seinem Kopf blieben aus. Noch etwas verwirrt wo er war blickte er nach oben und sah wieder Bolzen und Pfeile gegen die Wand klatschen und zerbersten, vor der sie offenbar kauerten. Seine Augen tasteten weiter, doch es dauerte noch einen Moment, bevor Tirian den Himmel, das Gebäude vor sich und das große Plateau in einen sinnvollen Zusammenhang stellen und als Falensarano identifizieren konnte. Sein Geist war ausgelaugt, offenbar gestresst. Ein leichter Kopfschmerz quälte seine Nerven und doch versuchte sein Verstand knirschend zu erfassen, was passiert war und warum er und Dreveni sich an diesem Ort befanden. Sein Blick glitt zurück zu seiner Begleiterin. Die Assassine schaute ihn nun seinerseits ungläubig an. „Wir müssen hier weg“: zischte sie. „Weg. Ähm ja der Guar ist im Stall. Öhh aber wir müssen noch Dreveni und ihre Sachen finden“: sagte er. Erst im nächsten Moment kam ihm noch einmal direkt zu Bewusstsein, dass Dreveni ja direkt neben ihm lag. Die Dunmer zog ihn kräftig auf die Beine. Er vermisste etwas. Panisch sah er sich um und erblickte seine roten Augen auf dem Boden liegend. Die Assassine wollte ihn weiterzerren. Mit einem rüden Griff schüttelte er ihre Hand jedoch ab. Während weitere Geschosse über ihre Köpfe hinweg pfiffen, bückte er sich und hob seine Augen wieder auf, nahm sie in den Arm und umklammerte sie fest. Dann schaute er seine Begleiterin wieder an. „Ich dachte wir wollten hier weg“: sagte er und schwankte leicht in Richtung der improvisierten Stallungen. Dreveni packte ihn erneut, drückte ihn in eine gebeugte Stellung hinunter und gemeinsam schlichen sie nun weiter.
„Ilucaria! Zeig dich! Oder sollen wir die gesamte Festung mit Bolzen spicken?!“: rief eine männliche Stimme über die Mauer. Tirian riskierte einen Seitenblick sah die Söldnerin unter zwei Turmschilden auftauchten, die zwei Söldner schützen vor sie gehalten hatten. Sie trat an die Brüstung der Festung heran. „Eure mickrigen Zahnstocher haben offenbar nicht gereicht uns zu stürmen. Deine Leute sind Säuglinge im Vergleich zu meinen kleinen Mädchen hier“: rief sie lachend herunter. „Dafür seid ihr aber schnell in Deckung gegangen wie kleine Wiesel“: dröhnte es herauf. Die Altmer schnippte plötzlich mit dem Finger. Ein Bolzen flog plötzlich von der Seite heran, zischte knapp an ihrem Kopf vorbei und flog weiter nach unten. Ein lautes „Uff“ war zu vernehmen. „Du dreckige ••••“: brüllte die Stimme. „Sei froh, dass ich meinen Scharfschützen nicht auf dich losgelassen habe“: meinte sie bloß. „Das hättest du mal versuchen sollen“: entgegnete ihr Gesprächspartner. „Damit deine stinkenden Hundesöhne ohne Herrchen dastehen? Wen sollte ich denn dann noch zu eurem Herrn zurückschicken. Man kann ja schon froh sein, wenn dieser Pulk, den ihr angeheuert habt überhaupt weis, wie sein Name ist“: spottete die Elfe weiter. „Die Festung ist umstellt, Hexe, wir lassen euch ziehen, wenn ihr freiwillig geht und uns eure Beute überlasst“: forderte der Mann. „Soll das heißen ihr wollt uns hier vertreiben?“: fragte die Altmer nun in einem freundlicheren Ton. „Wir übernehmen jetzt eure Geschäfte hier. Dieses Land gehört nun uns“: stellte der Angreifer klar. „Euch? Natürlich“: sagte sie und begann zu lachen.
Tirian und Dreveni schlüpften derweil in das Zelt, das die provisorischen Stallungen darstellte und gingen zu ihrem Guar hinüber. Der durchlöcherte Stoff zeugte davon, dass auch hier der Pfeilhagel der Angreifer Spuren hinterlassen hatte. Das Tier lag, soweit es mit dem Gepäck möglich war, zusammengekauert im Stroh. Offenbar aber war die Fracht, seine Rettung gewesen. Einige Schäfte ragten aus dem Bündel, das der Heiler aufgeladen hatte, heraus. „So hier ist der Guar. Jetzt müssen wir nur noch springen“: sagte er und schwankte noch etwas. Sein Kopf fühlte sich an als wäre er mit Watte gefüllt. Derweil draußen inzwischen das Lachen endete. „Wie dumm von mir“: meinte die Altmer: „ich vergaß das, dass euer Land hier ist.“ Eine kurze Pause folgte. „Ach Moment. Nein. DAS HIER IST JA MEIN LAND. DU ANMASSENDER HUND. ICH WERDE DICH UND DEINE BASTARDE AUFSCHLITZEN UND DEINEN HÄSSLICHEN SCHÄDEL DEM ZAUBERER ZURÜCKSCHICKEN!“: brüllte sie. Im nächsten Moment erklang wieder Kampflärm. Offenbar ließ Ilucaria ihre Gegner angreifen. Tirian versuchte ihren Worten zu folgen und war einen Moment lang abgelenkt. Dreveni packte ihn an der Robe. „Was verflucht nochmal meint ihr mit springen. Wir müssen hier weg“: rief sie ihm ins Bewusstsein. Er guckte sie erst verdutzt an und streichelte versonnen die Augen in seinen Armen. „Ich sage doch springen. Hast du den Plan etwa schon vergessen?“: sagte er und half dabei ihr Gepäck mit auf den Guar zu laden und zu verschnüren, während draußen bekanntgegeben wurde, dass die Angreifer offenbar Skampe an ihre Seite riefen. Erst als er ihren verwirrten Gesichtsausdruck sah, wandte sich Tirian ab. „Nein“: flüsterte er fast nur noch: „So war es nicht.“ Er hielt sich wieder den Schädel. Wieder packte ihn Dunmer am Kragen. „Was meint ihr?“: fragte sie nachdrücklich und rüttelte ihn ordentlich durch. Die Augäpfel des Heilers zuckten hin und her und konzentrierten sich langsam auf ihren Blick. „Ich.. ich hatte mir einen Plan ausgedacht. Wir springen über die Brüstung und entkommen so. Ich nehme nicht an, dass ihr den Aufweg hinunter wollt, wo jetzt der Kampf tobt“: erzählte er, doch nur wenige Augenblicke später verfiel er wieder den roten Augen in seinen Armen.
Draußen wurde der Ton langsam rauer. „Ja schneidet diesen Kötern die Klöten ab. Treibt sie zurück. Ich will Skampenblut!“: ertönte Ilucarias sonore Stimme von draußen. Kurz darauf erklang eindeutig unirdisches Kreischen, gefolgt von irrem Lachen. Tirian klammerte sich derweil weiter an den roten Augen fest. Dreveni packte ihn wieder fest am Arm und zog nun ihn wie auch den Guar hinter sich her nach draußen. „Niemand nimmt mir mein Land ihr Bastarde. ES GEHÖRT MIR!“: erklangen Ilucarias Schreie. Tirians Blick glitt zur Seite. Er sah sie mit einem Dolch, der ihm sehr bekannt vorkam, Skampe und einen Mann in Robe aufschlitzen. Sie war von oben bis unten voll mit Blut. Der Kampf tobte zwar auch auf dem Plateau aber gemessen am Lärm noch mehr vor der Festung. In diesem Getümmel war es ihnen glücklicherweise möglich sich unerkannt zwischen den Zelten hindurch zum Rand der Festung zu schleichen. Der Pfeil- und Bolzenhagel war überstanden so drohte auch keine Gefahr mehr von oben, der Tirian im Moment ohnehin keine Aufmerksamkeit schenkte, da er sich intensiv um die Skulptur in seinen Armen bemühte. Er wusste nicht wieso, aber er konnte sich davon einfach nicht trennen. Der rot-schwarze Vulkanstein, die roten Augen, die seltsame Aura. Es zog ihn regelrecht magisch an. Sein Blick löste sich erst wieder davon, als sie plötzlich anhielten.
Dreveni stand an der Brüstung der Festung und beugte sich hinüber. Sie runzelte ihre Stirn. „Springen?“: schlug der Heiler vor. Die Assassine drehte sich kopfschüttelnd zu ihm um. „Springen? Seid ihr verrückt?! Das Plateau ist zwar geneigt, aber viel zu hoch. Der Heiler schaute die Skulptur an, legte den Kopf schief und lächelte dann. „Der Plan. Vergesst den Plan nicht“: sagte er und trat selbst an die Brüstung heran. „Schaut dort“: sagte er und zeigte mit dem Finger in die Ferne. Die Assassine folgte seinem Zeigefinger und lehnte sich etwas vor. In diesem Moment bildete sich eine leicht blaue Aura um Tirians Hand. Er legte sie der Dunmer auf die Schulter. Sie drehte noch ihren Kopf zu ihm herum, als die Magie übersprang. Mit einem Lächeln, gab er ihr einen Stoß. Um nicht über die Brüstung zu fallen, sprang sie stattdessen von der Kante mit einem überraschten Aufschrei ab. Tirian wirkte den Akrobatikzauber sowohl auf sich als auch den Guar, den er mit leichten Blitzen in der Handfläche ebenfalls zu einem Sprung brachte. Im Moment in dem auch er sich mit einem Sprung von der Brüstung aus der Festung flüchtete, ertönte hinter ihm Ilucarias Stimme. Schon in der Luft drehte er den Kopf und sah die Altmer, mit Blut besudelt wie ein tollwütiger Metzger, zu ihm herüber schauen. „Dreveni! Ihr Bastarde! Niemand verrät mich. Niemand!“: schrie sie. Tirian hielt schon die linke Hand vor sich und legte den Kopf auf die Brust, um sich abzurollen. Der rechte Arm hielt weiterhin die roten Augen umklammert. Wie in Zeitlupe nahm er wahr, wie die Altmer Armbrustschützen heranholte. Sie legten an und schossen. Sie selbst stürmte bereits auf die Brüstung zu. Tirian setzte auf. Er fühlte sein eigenes Gewicht deutlich auf seinem Handgelenk lasten und spürte gleichzeitig die stabilisierende Wirkung seines Zaubers. Andernfalls hätte er sich womöglich etwas gebrochen. Sie konnte er sich einige Meter tiefer auf der Schräge abrollen und noch einmal abstoßen und fiel schließlich wie eine Katze auf die Füße als er unten ankam. Es dauerte einen Moment, bis er sich wieder zurechtfand und er sich versichert hatte, dass der Statuette Nichts geschehen war.
Seine Aufmerksamkeit wurde schnell von einer wütenden Dreveni wieder auf sich gezogen. Doch bevor sie etwas sagen oder tun konnte, flogen auch schon die ersten Bolzen nach unten. Dreveni griff so nur nach seinem Arm und schleifte ihn hinter sich her, auf direktem Weg weg von der Festung. Hinter ihnen tobte Ilucaria auf den Wällen, wilde Drohungen und wüste Beschimpfungen ausstoßend. Sie ließ ihre Schützen feuern, aber offenbar waren ihre besten Männer noch mit den Angreifern beschäftigt. Die wenigen Bolzen verfehlten sie, wenn auch nur knapp. Irgendwann waren sie außer Reichweite der Armbrüste. „DREVENI!“: brüllte sie immer wieder. Doch, sie befanden sich beinahe außer Sichtweite, erklang eine andere Stimme. Auch sie rief den Namen der Dunmer, doch es handelte sich dabei um eine Männerstimme. Dreveni blieb wie vom Donner gerührt stehen und wandte sich um. Von dem plötzlichen Halt wieder aufgeschreckt, riss sie Tirian von der Betrachtung seiner Augen los und er wandte sich ebenfalls wieder nach Falensarano um. Klein sah er die Altmer mit ihrem Dolch auf dem Plateau stehen. Sie hielt die Klinge einem hochgewachsenen Dunmer an die Kehle. „Dreveni! Hast du nur einen Moment gedacht, dass dein Liebhaber damit durchkommen würde? Niemand hintergeht mich. NIEMAND! Fühl dich nirgendwo auf Vvardenfell sicher. Die Morag Tong wird dein geringstes Problem sein. HÖRST DU!“: brüllte sie schäumend für Wut in die Ebene. Einen Moment später zuckte ihr Arm schnell zur Seite und der Dunmer ging zu Boden. Dreveni schaute dem ungerührt zu. Tirian kümmerte sich lieber weiter um die Statue, als die Attentäterin ihn weiter mit sich zog. Noch eine Weile klang das irre Lachen der Söldnerin im Wind nach. Sie selbst liefen und liefen, hielten sich von den Wegen fern und machten auch keine Pause als es zu dämmern begann, sondern erst als die Dunkelheit schon hereingebrochen war.
Der Heiler lehnte sich, völlig erschöpft an einen Baum, an dem sie vorbeikamen, ließ sich zu Boden sinken und blieb sitzen. Selbst Dreveni forderte ihn nicht mehr dazu, wieder aufzustehen, sondern setzte sich ebenfalls zu ihm. „Wir sollten kein Feuer entzünden“: entschied die Assassine. Tirian war es egal. Er hatte die roten Augen. Er hatte alles, was er brauchte.
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Drachentöter
Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer
[Dreveni]
Ihre Flucht war absolut irre, und selbst wenn sie nicht getroffen werden sollten, war immer noch das Problem, wie sie samt Guar vom Dach kommen sollten. Als Tirian sie einfach schubste, wäre sie fast durchgedreht, aber schließlich kam sie doch unverletzt unten an, nachdem sie ein paar unelegante Saltos gedreht hatte auf dem letzten Stück Schräge des untersten Geschosses. Sogar der Guar schaffte es unverletzt. Auch die Drohungen der Söldnerin ließen sie kalt, hatte sie doch selber oft genug ähnliches von sich gegeben und es drohte ihr nun wirklich nicht das erste Mal jemand. Das war doch meistens mehr heiße Luft als ein Grund, wirklich Angst zu bekommen. Darüber hinaus hatte sie eh langsam aber sicher die Schnauze voll von Vvardenfell, lange würde sie hier ohnehin nicht mehr bleiben. Und sollte sich diese •••••••• nur nach Cyrodiil trauen...
Einzig als Ilucaria dem Dunmer die Kehle durchschnitt, musste sie kurz schlucken, zeigte aber nichts von ihren Gedanken auf ihrem Gesicht. Er hätte einfach mitkommen sollen, so aber hatte er sein Schicksal selbst gewählt und es lag wirklich nicht in ihrer Verantwortung. Außerdem regte sie der Heiler mit seiner dämlichen Statue langsam aber sicher auf, an die er sich klammerte, als würde sein Leben daran hängen. Darüber hinaus gab sie ihm überhaupt die Schuld an allem, hätte er nicht geschrien wie abgestochen wären sie sicher einfacher entkommen. So hatte ihnen nur das pure Glück in die Hände gespielt, wäre die Festung nicht angegriffen worden, wären sie verloren gewesen.
Schließlich waren sie weit genug von allem entfernt, dass sie Tirian nicht weiterzog, als er sich erschöpft an einen Baum setzte. Sie setzte sich neben ihn und sagte: "Wir sollten kein Feuer entzünden." Der schien sie jedoch gar nicht zu hören, und sie betrachtete ihn skeptisch. Sein Blick machte immer noch einen leicht abwesenden Eindruck, und er hielt nach wie vor die Statue in den Händen.
Langsam kam ihr der Gedanke, dass Tirian ganz andere Probleme hatte, dagegen war die Morag Tong Kleinkram.
Sie rutschte ein Stück, so dass sie Tirian fast gegenüber saß und sagte mit scharfer Stimme und mühsam unterdrückter Wut: "Was zum Henker ist das", und deutete auf die kleine Statue, "und was war das vorhin?"
Sie hatte gerade noch soviel Beherrschung, ihm nicht erstmal die längst überfällige Ohrfeige zu geben oder ihrer Frage gleich mit ihrem Dolch an seinem Hals Nachdruck zu verleihen.
[Tirian]
Tirian strich noch immer über die Statuette und konnte seinen Blick nur mühsam auf die Dunmer, die ihm jetzt plötzlich gegenüber saß richten. Er schaute sie an, als hätte sie etwas Dummer gefragt. "Das sind meine Augen": sagte er. "Und was meint ihr? Ich dachte wir wären aus der Festung gesprungen? Sind wir das nicht?": stellte er Gegenfragen und rieb sich das Kinn. "Oder waren wir gerade bei den Aschländern?": überlegte er laut. "Ahja ich habe euch vor dem Ashkhan gerettet. Genau!": sagte er. "Also vorhin habe ich mich mit dem Ashkhan geprügelt. Komisch. Ich dachte aber ich hätte mich dabei verletzt": beantwortete er ihre Frage und wandte sich dann wieder seinen Augen zu und schaute direkt in die Rubine.
[Dreveni]
Tirian hatte Dreveni schon des öfteren während ihrer gemeinsamen Reise Sprach- und Fassungslos gemacht, aber dieses Mal übertraf er alles. Was immer die Altmer mit ihm gemacht hatte, nun war er völlig und komplett übergeschnappt. Noch immer brachte sie seinen Zustand nicht mit der Statue in Verbindung, auch wenn sie das dämliche Teil am liebsten in hohem Bogen in die Pampa geschleudert hätte.
Nachdem ihr die Statue nicht als das primäre Problem erschien, konzentrierte sie sich wieder auf den Heiler, dem sie nun doch kräftig mit der flachen Hand ins Gesicht schlug, um ihn gleich darauf unsanft am Kragen zu packen und ihn so zu ihr her zu ziehen. Inzwischen war sie halb in die Hocke gegangen und hielt ihm mit der anderen Hand die Spitze ihres Dolches an die Kehle. Noch nicht so fest, dass man die ersten Blutstropfen sehen konnte, aber viel fehlte dazu nicht mehr.
"Ihr habt jetzt genau eine Chance, mir eine vernünftige Antwort zu geben, sonst wird wirklich jemand verletzt.", zischte sie ihm zu, und ihre Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass sie mit ihrer Geduld bis jetzt noch nie so am Ende gewesen war seit sie unterwegs waren, wie jetzt in diesem Moment.
[Tirian]
Der Schlag saß und riss den Heiler unsanft aus der Betrachtung. Seine Augen zuckten kurz zwischen Dreveni und dem Dolch in ihrer Hand her. Ein sengender Schmerz fuhr durch seinen Kopf und plötzlich schmolz das Gesicht der Dunmer und gerann erneut einer monsterhaften, den Daedra nicht unähnlichen, Fratze. Erinnerungen kamen hoch. "Nein, ich bin kein Monster. Ihr seid es": schrie er voller Verzweiflung und riss ganz reflexhaft die Skulptur nach oben. Dreveni fiel zur Seite. Tirian wusste nicht, ob er sie getroffen hatte, war aber froh dem Griff und dem Messer entkommen zu sein, wusste er doch, was als nächstes passiert wäre. Die Augen hatten es ihm gezeigt. Er sprang auf lief einige Meter, bevor er dann plötzlich stehen blieb und weinend ins Gras sank. "Nein. Ich bin ein Ungeheuer. Es steckt in mir": stammelte er und krallte seine Finger so fest in den Stein der Statue, dass unter einigen Nägeln bereits Blut hervorquoll. "Ich bin ein Monster": wiederholte er immer wieder, während er mit leeren Augen ins Nichts stierte und vor und zurück wippte.
[Dreveni]
"Nein, ich bin kein Monster. Ihr seid es", hörte sie Tirian plötzlich, scheinbar ohne Zusammenhang, sagen. Sie sah noch, wie er die Statue hochriss, und dann für einen kurzen Moment nichts als Sterne. Sie verlor das Gleichgewicht und als sie sich wieder aufgerappelt hatte, war Tirian schon aufgesprungen und machte Anstalten, wegzulaufen. Sie ignorierte das Blut dass ihr aus einer Schramme an der Schläfe lief, wo Tirian sie mit der Statue getroffen hatte, und setzte ihm nach. Lange dauerte die Verfolgungsjagd nicht, da er sich nach wenigen Metern schon ins Gras sinken ließ, die Figur umklammerte und wie ein Irrer wackelnd sitzen blieb. Sie betrachtete ihn ein paar Augenblicke und wusste beim besten Willen nicht, wie sie ihn wieder zurück in die Spur bringen sollte.
Sie hatte jedenfalls nicht vor, sich noch einmal die Steinfigur über den Kopf ziehen zu lassen, so zog sie ihr Schwert und hielt die Spitze auf Augenhöhe so vor Tirians Gesicht, dass auch jemand der von Schwertkampf nicht den Hauch einer Ahnung hatte sehen konnte, dass es die ideale Position war, um blitzschnell zuzustechen.
"Du bist höchstens völlig übergeschnappt.", blaffte sie ihn an. "Und jetzt leg endlich diese beschissene Statue weg." Dass sie die Ansprache jetzt zum vertrauteren Du gewechselt hatte, entsprang mehr ihrem Zorn als freundschaftlichen Gefühlen für Tirian. Zorn gemischt mit Hilflosigkeit, wie sie sich widerstrebend eingestehen musste. Sie hatte wirklich keine Ahnung, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte, geschweige denn dass sie überhaupt wusste, was zum Henker mit dem Heiler los war.
[Tirian]
Die Klinge hing direkt vor seinem Gesicht in der Luft. Er sah die Waffe fast ebenso hypnotisiert an, wie seine Augen, die Tränen versiegten. Das Wippen stellte er ein. Durch Dreveni selbst schaute er einfach hindurch. Er nahm eine Hand von der Statue und packte die Spitze der Waffe plötzlich fest mit der blanken Hand. Aufkommenden Schmerz, als die Assassine am Griff zu rucken begann, drang gar nicht zu seinem Bewusstsein vor. Vielmehr führt er die Waffe nun an seine Kehle. "Die Augen haben mir alles gezeigt. Töte mich du Monster": sagte er zornig, dann wieder weinerlich: "Ich will kein Monster sein." "Die Augen sie sehen mit brennender Klarheit alles": faselte er und die Tränen liefen ihm erneut über die Wangen.
[Dreveni]
Dreveni nahm gerade dazu Anlauf, ihm die Spitze ihres Schwertes aus der Hand zu ziehen, da setzte er sie von allein an seine Kehle. Aus dem Gefasel, was dann folgte, wurde sie nicht eben schlauer, sie verstand nur was er von ihr wollte, nicht warum. Diesen Gefallen würde sie ihm allerdings nicht tun.
"Monster? Du sitzt da und heulst wie ein Kind und hast Angst ein Monster zu sein?", sagte sie mit Abscheu in der Stimme. Dann zog sie mit einer schnellen Bewegung an ihrem Schwert und befreite es aus Tirians Griff. Dass sie ihm dabei wohl in die Hand schnitt, war ihr egal. Vielleicht würde ihn der Schmerz ja wieder zur Besinnung bringen, auch wenn sie daran nicht wirklich glaubte. "Du solltest dieses Ding da wirklich weg legen.", sagte sie schließlich und klopfte mit der Schwertspitze gegen die Statue. "Es scheint dir nicht zu bekommen." Sie sah ihn lauernd an, und überlegte, wie sie ihm diese elende Figur am besten aus der Hand schlagen konnte.
Warum gab sie sich überhaupt noch mit ihm ab? Es war nicht allein die Tatsache, dass sie hier mitten im Nirgendwo war, und Tirian sich wenigstens auskannte. Hatte sie sich doch schon so sehr an ihn gewöhnt? Wieso ließ sie ihn nicht einfach sitzen, wo er doch offensichtlich endgültig übergeschnappt war?
[Tirian]
Nur widerwillig ließ er zu, dass sie das Schwert zurückzog. Doch als sie mit dem Schwert auf seine Augen schlug, verengte er selbige. Aufmerksam beobachtete er Dreveni. Sie wollte ihm offenbar die Augen nehmen. Das durfte sie nicht. Sie waren das Einzige was ihm Halt und Wärme gab. Ohne sie fühlte er sich leer. Ohne ihre Wahrheit wollte sein Kopf nicht mehr funktionieren. Er brauchte die Bilder und Stimmen, die ihm seine Augen zeigten. Sie sollte es nicht wagen sie ihm zu rauben. Es mochte ihr Ende sein, wenn sie, sie antastete. Er drehte sich von ihr weg. "Wagt es nicht sie anzufassen, Monster": sprach er und hielt für den Fall der Fälle Magie bereit, um zu reagieren.
[Dreveni]
Also doch, es schien irgendwie mit dieser komischen Figur zusammenzuhängen. Jedenfalls sah ihr Tirians Reaktion ganz danach aus.
"Dann eben nicht.", murmelte sie und ließ das Schwert fallen - nur um gleich ihr Stilett zu ziehen um es dem Heiler nötigenfalls in die Hand zu stechen, sollte er dieses Ding nicht freiwillig loslassen. Ihr Dolch lag leider noch an der Stelle, an der er ihr die Statue über den Kopf gezogen hatte. Dieses Mal würde sie jedenfalls vorsichtiger sein. Mit einem Satz warf sie sich mit ihrem ganzen Gewicht auf Tirian und wollte versuchen an seine Hand zu kommen, die immer noch die Figur umklammert hielt
[Tirian]
Er hatte sich vorbereitet, war dennoch überrascht, als sich das Monster auf ihn stürzte. Ihr ganzes Gewicht versuchte ihn zu bändigen. Ihre Klauen griffen nach seinen Augen. "Nein sie darf sie nicht bekommen": befand er in Gedanken. Er stemmte sich mit aller Kraft gegen ihren Körper. Sie hatte seine unverletzte Hand gepackt und wollte ihr die Statue entwinden. Tirian griff mit der Verletzten herüber und versuchte die Klaue abzuwehren. Gerade hatte er die Hand erhoben und wollte die gegen die dämonifizierte Assassine damit vorgehen, da spürte er auch schon einen schweren Stich darin. Er schrie auf, sah die schmale, runde Klinge von Drevenis Stilett darin stecken. "Monster": zischte er, ließ die Statuette los und holte mit der anderen Hand aus. Die Energie des Schockzaubers knisterte dabei schon gefährlich in der Luft. Er erwischte sie an der Schulter und wischte Dreveni wie ein Insekt von seinem Rücken. Mit einem Aufschrei rollte sie sich von ihm herunter.
Die Statue blieb im Gras liegen, während er sich erhob und sich nun gänzlich Dreveni zuwandte. Blut troff von seiner Hand, doch er machte keine Anstalten die Waffe herauszuziehen. Stattdessen bildete sich eine Aura aus Blitzen um die Andere herum. Die Zähne gefletscht ging er nun seinerseits auf Dreveni los.
[Dreveni]
Es war nicht so, dass sie es darauf angelegt hatte, Tirian das Stilett durch die Hand zu stechen, aber es hatte sich eben so ergeben. Gleich darauf fühlte sie einen stechenden Schmerz an ihrer Schulter, der ihren Arm sofort taub werden ließ. Mit einem Aufschrei ließ sie von dem Heiler ab und landete unsanft im Gras. Sie war immer noch leicht benommen und auch ihre Muskeln in ihrem linken Arm gehorchten ihr noch nicht. Dazu gesellte sich ein brennender, fast schon lähmender Schmerz, durch den direkten Kontakt mit dem Schockzauber hatte sie außerdem noch eine böse Brandwunde davon getragen.
Kaum hatte sie ihr Gesicht wieder dem Heiler zugedreht, sah sie ihn auch schon auf sich zukommen, und der Anblick war nun wirklich kein angenehmer. Neben dem Stilett dass noch aus seiner Hand ragte, und dem blauen Leuchten des Zaubers um seine andere Hand war es vor allem der Ausdruck blanken Hasses und Mordlust den sie in seinem Gesicht sah, der sie erschauern ließ.
Wenigstens war somit auch die Frage beantwortet, wo sich ihre Waffe befand. Das Schwert war ebenfalls gerade außerhalb ihrer Reichweite. Und trotzdem würde sie nicht so einfach aufgeben.
Sie biss die Zähne zusammen und versuchte sich auf einen Zauber zu konzentrieren. Sie musste ihn nur für kurze Zeit ablenken, bis sie wenigstens wieder an ihr Schwert gekommen war. Sie wählte einen Stillezauber, nicht weil sie den Heiler nicht verletzen wollte, sondern weil sie sich nicht sicher war, ob er in seiner Rage überhaupt merken würde, wenn sie mit etwas anderem auf ihn zielte. Im Moment ging es um Leben und Tod, das war ihr klar.
Schließlich bildete sich ein grünliches Leuchten um ihre rechte Hand, und mit einer schnellen Bewegung schleuderte sie es Tirian entgegen, um sich gleich darauf über den Boden zu ihrem Schwert zu rollen. Sie hielt sich nicht damit auf zu beobachten, ob sie überhaupt getroffen hatte oder ob der Zauber auch wirklich wirkte.
Es ging um Sekunden, da blieb für so etwas keine Zeit. Auch war ihr bewusst, dass es wesentlich einfacher war, einen ungerüsteten mit dem Schwert zu töten als ihn bloß handlungsunfähig zu machen. Andererseits würde sich dieses Problem auch erübrigen, wenn Tirian nur endlich wieder zur Besinnung kommen würde.
[Tirian]
Mit Befremden stellte er fest, dass sich der Zauber in seiner Hand plötzlich auflöste und seine Magie überhaupt nicht mehr zusammenfand. Kein Zauber war mehr möglich. Wie konnte diese Kreatur es nur wagen. "Ich werde dieses Monster erschlagen": entschied er und das notfalls mit bloßen Händen. Er stürzte weiter in ihre Richtung. Sie versuchte nach ihrem Schwert zu greifen, doch er hatte die Augen, die ihm die Wahrheit zeigten. Er musste dieses Monster töten. Das Schwert konnte ihn nicht aufhalten. Es würde ihn nicht aufhalten. Sie brachte die Waffe zwischen sich und ihn, doch er ließ sich nicht beirren, wollte in die Waffe fassen und sie zur Seite rücken, doch stattdessen zog sie das Glasschwert einfach zur Seite. Er stolperte an ihr vorbei und kassierte einen Schlag in den Rücken, der ihn zu Boden schickte. Doch anstatt sich zu fügen, sprang er umgehend wieder auf, um den Angriff wieder aufzunehmen.
[Dreveni]
Sie schaffte es gerade noch das Schwert zur Seite zu nehmen, als der Irre schon wieder mit der blanken Hand in die Klinge greifen wollte. Noch dazu hatte sie kaum Kraft in ihrem linken Arm, es wäre also durchaus möglich gewesen, dass sie ihre Klinge nicht mehr so schnell hätte befreien können.
Auch der Schlag in seinen Rücken, bei dem sie das Schwert noch so gedreht hatte, dass sie mit der flachen Seite zuschlug, war nicht mit voller Kraft geführt, reichte aber, um den Heiler von den Füßen zu holen, jedoch rappelte er sich sofort wieder auf und ging erneut auf sie los.
Dreveni ging ein paar Schritte rückwärts, weg von der Statue, die immer noch im Gras lag, das Schwert vor sich haltend und mit der Spitze auf den Dunmer zeigend. Sie hoffte dass Tirian nicht zu einem neuen Zauber ausholen würde, sonderlich lange konnte der Stillezauber nicht anhalten. Für einen kurzen Augenblick fragte sie sich, warum sie die Klinge überhaupt im letzten Moment noch gedreht hatte, und dem Heiler so noch eine Chance gegeben hatte, wieder anzugreifen. Er schien es jedenfalls überhaupt nicht zu honorieren, dass sie ihn verschont hatte.
"Tirian, hör auf.", unternahm sie einen letzten Versuch, wobei man die Erschöpfung und den Schmerz in ihrer Stimme hören konnte. "Du bist sonst kein Stück besser als ich."
[Tirian]
Drevenis Worte drangen an seine Ohren. Er blieb stehen und schaute die Elfe an. Es war als würde ihre Monsterfratze zerfließen. Er rieb sich die Augen. Das Gesicht der Dunmer waberte wie Nebel. "Was ist das?": fragte er sich. Für einen Moment sah er wieder ihr altes Gesicht. Sah einen sanfteren Ausdruck in ihren Augen, bevor sich der Nebel wieder schloss und die abscheulichen Hauer das Bild wieder dominierten. Sein Schädel tat weh. Er fasste sich an den Kopf. Ihm war schwindlig. "Die Augen... die Wahrheit. Du, Monster. Ich, Monster": brüllte er. Mühsam unterdrückte er den Reflex wieder auf Dreveni loszugehen. "Wo... sind... meine... Augen": sagte er. Inzwischen war ihm der kalte Schweiß ausgebrochen. Seine Augen tasteten das Gras ab und suchten nach der verlorenen Statuette.
[Dreveni]
Diese verfluchte Statue, dachte sich die Dunmer nur, als sie Tirian ansah. Es war ihr absolut schleierhaft, warum er sie die ganze Zeit als 'seine Augen' bezeichnete, aber das war ihr jetzt auch egal.
Wäre hier ein See oder das Meer hätte sie das Drecksteil schon längst versenkt, so war sie sich nicht einmal sicher, wie weit sie es hätte werfen können, noch dazu mit ihrer verletzten Schulter. Sie wusste nicht einmal, wie schwer das Ding war. So ging sie kurzerhand auf Tirian zu, seine Verwirrung ausnützend, legte ihm die Schneide des Schwertes von hinten an die Kehle, und packte ihn mit dem anderen Arm, während sie ihn mit sich zog, weg von der Steinfigur die immer noch im Gras lag.
Beiläufig registrierte sie, dass er immer noch ihr Stilett in der Hand hatte, und wunderte sich abermals in was für einem Zustand er sich befand. Ihre eigene Verletzung schmerzte inzwischen tierisch, aber Brandwunden fand sie selbst bei weitem schlimmer als Stiche oder Schnitte.
Als Dreveni schließlich meinte, dass sie sich weit genug von der Statue entfernt hatten, drehte sie den Heiler mit dem Gesicht zu ihr und schüttelte ihn kräftig und anhaltend. "Werd endlich wieder normal, verflucht noch mal.", sagte sie dabei, allerdings mehr zu sich selber.
[Tirian]
Er befand sich wenig später wieder in ihrem Würgegriff. Wäre da nicht sein schmerzender Kopf und das Verschwinden seiner Augen gewesen, hätte er sie spüren lassen, dass er sich keinem Monster ergab. Doch er fand die Statue nicht. Sie war seinem Blick entglitten und er fand sie auch nicht, als Dreveni ihn weiter wegzerrte. Dann plötzlich schaute er sie wieder an. Sie schob ihr Gesicht vor seines, verstellte ihn den Blick und schüttelte ihn. "Werd endlich wieder normal, verflucht noch mal": sagte sie zu ihm. "Ich bin normal, du Monstrum. Durch die Augen der Wahrheit sehe ich die Wirklichkeit. Wo sind meine Augen. Wo sind Sie?!": wollte er wissen.
[Dreveni]
"Wo deine Augen sind? WEG! Du hast sie verloren! Und zwar da hinten!", wobei sie in eine ganz andere Richtung zeigte, als dort, wo die Figur tatsächlich lag. Dreveni platzte der Kragen, und es fehlte nicht viel, da hätte sie es an dem Heiler ausgelassen. Mit dem letzten Rest Beherrschung wandte sie sich ab und ging mit schnellen Schritten zu der Stelle, an der die Statue im Gras lag und kniete sich vor die Figur. Sie nahm ihr Schwert mit dem Knauf nach vorn an der Parierstange und der Fehlschärfe und begann mit damit auf die rotleuchtenden Augen der Statue einzuschlagen. Diese lag so in einer Kuhle, dass sie sich kaum bewegte, und es dauerte nicht lange, da splitterte der erste der Steine, und schließlich der zweite. Sie wunderte sich noch dass es so leicht ging, da sie gedacht hatte, dem Stein ohnehin nichts anhaben zu können, andererseits legte sie auch alle Kraft der Wut und des Schmerzes in ihre Hiebe. Außerdem war das Vulkanglas wirklich erstaunlich hart, auch wenn sie meinte, ein paar Splitter abplatzen zu spüren. Es geschah nicht oft, aber sie war gerade wirklich kurz davor, komplett die Beherrschung zu verlieren und auf alles einzuschlagen, was sie in diesen Zustand versetzt hatte, namentlich diese Statue und Tirian. Tirian. Kaum dachte sie an ihn, hörte sie auch schon seine panischen Schreie, als er auf sie zugestürzt kam...
[Tirian]
Sie ließ ihn los und wies in eine Richtung. Er lief sofort los, um seine verlorenen Augen zu suchen. Doch konnte er an der gewiesenen Stelle Nichts im Gras liegen sehen. Er schaute sich auch noch genauer um, aber entdeckte auch so Nichts. Stattdessen hämmerte plötzlich rhythmisch Schmerz durch seinen Schädel. Begleitet wurde er von Schlaggeräuschen im selben Takt. Er wandte sich der Assassine wieder zu. Sie schlug auf etwas ein. "Meine Augen!": entfuhr es ihm, als er die Statue erkannte. Das erste der Augen gab unter den brutalen Schlägen der Dunmer nach. "NEIN!!!!": brüllte Tirian in Panik seine Augen zu verlieren und blind zu sein. Doch noch bevor er sie erreichen konnte, zersprang auch das zweite Auge. Mit einer Pein, als hätte jemand ihm einen glühenden Speer in den Schädel getrieben, brach der Heiler schreiend und sich den Kopf mit beiden Händen haltend in die Knie. Die Qualen hielten einige Momente an um dann plötzlich zu verschwinden und nur noch sein gequältes Selbst zurückzulassen. Blinzelnd öffnete er die Augen und sah die monsterhafte Dreveni über sich knien, doch im nächsten Moment löste sich das Antlitz der daedrischen Bestie auf und er blickte wieder in das vertrauten Augen. Der Schleier des Traums lichtete sich vor seinen Augen. Der Träumer erwachte. "Dre... Dreveni?": sagte er und ein unendlich glückliches Lächeln zeigte sich in seinem Gesicht: "Ich habe... euch... endlich gefunden." Dann konnten allerdings nicht einmal mehr die brennenden Schmerzen in seiner Hand verhindern, dass er in Ohnmacht fiel.
[Dreveni]
Noch bevor Tirian sie erreichte, brach er schreiend in die Knie, die Hände vorm Gesicht. Zuerst wollte sie nicht zu ihm gehen, weniger aus Angst dass er wieder auf sie losgehen würde, sondern mehr deshalb, weil ihr immer noch danach war, irgendetwas oder irgendwen zu erschlagen. Als er aber dann still wurde, stand sie doch auf und beugte sich über ihn.
Seine Worte klangen ganz danach, dass er endlich wieder bei Verstand war, aber gänzlich sicher war sie sich noch nicht, es klang immer noch irgendwie verwirrt. Bevor sie ihn aber fragen konnte, was das Ganze gewesen war, wurde er bewusstlos.
"Wunderbar."
Dreveni sah sich um, aber bis auf den Guar, der scheinbar verwundert in ihre Richtung blickte, konnte sie niemanden sehen. Das Geschrei, dass sie beide veranstaltet hatten, hatte offenbar niemanden angelockt. Sie sah wieder auf Tirian, der arg mitgenommen wirkte, und das nicht nur wegen der Klinge in seiner Hand. Sie überlegte kurz, das Stilett herauszuziehen, andererseits war ER hier der Heiler und sie wollte nicht dass er jetzt noch verblutete.
Jetzt wo alles vorbei war, merkte sie den Schmerz in ihrer verbrannten Schulter um so mehr, und so blieb sie einfach neben Tirian sitzen und wartete, dass er wieder wach werden würde. Viel mehr blieb ihr ohnehin nicht übrig, außer nebenbei ihre Wunde mit dem kalten Glas ihres Schwertes zu kühlen, und davon abgesehen war sie selbst inzwischen auch ziemlich fertig.
Geändert von Andromeda (02.09.2013 um 21:38 Uhr)
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer
[Tirian]
Übergangslos schlug Tirian die Augen auf. Er blickte in den sternenklaren Nachthimmel und sah das endlose Leuchten am Firmament über sich. Sein Kopf fühlte sich viel leichter an, als noch zuvor. Das seltsame Gefühl wie von Watte und der seltsame Schleier in seinen Gedanken waren verschwunden, dennoch blieb seine Erinnerung bruchstückhaft. Er versuchte sich daran zu erinnern, wie er hierher gelangt war, doch das letzte, dem er sich entsinnen konnte, war der Einbruch in das Schatzlager in der Festung, danach war alles... merkwürdig. Während er regungslos lag und weiter in den Himmel starrte, versuchte er die Bilder zu ordnen. Dort waren Aufnahmen eines Sprunges von der Mauer als auch einer mordenden Ilucaria und doch erschien ihm dies wie aus einem Traum zu stammen. Viel mehr noch verstörten ihn die Gedanken an eine ambivalente Dreveni mit dem normalen herb-schönen Dunmergesicht einerseits und andererseits der schrecklichen Fratze einer Dremore. Auch kehrte langsam die Memoria an die Träume der letzten Zeit wieder. Er zuckte dabei zusammen und schüttelte sich. Ein Monster sollte er sein. Er schloss für einen Moment die Augen. Eine Träne lief ihm bei den Gedanken an das Monster, das sein Vater vielleicht war, über die Wange. "Es steckt in mir": wiederholte er etwas aus dieser alptraumhaften Begegnung. Er fürchtete sich davor. "Mag das die Wahrheit sein?": er zweifelte und der Zweifel wurde ihm zur Qual. Was wenn er so wirklich sein sollte. Sein Talent galt der Zerstörungsmagie. Er war wie sein Vater dazu geschaffen zu töten und zu zerstören. Er dachte an den Dunmer zurück, dessen Gesicht er regelrecht weggebrannt hatte und erkannte die Parallele zu Tarrior, kaum weniger zimperlich mit Gegnern umsprang. Tirian ekelte sich vor sich selbst.
Er ballte die Faust zusammen. Ein anderer Gedanke befiel ihn, als Schmerz seine Hand und seinen Arm durchzuckte. Er riskierte einen Blick zur Seite und sah das Stilett von Dreveni aus seiner Hand ragen. Sie war damit durchstochen. "Zerstörungsmagie": kam es ihm in den Sinn. "Oh nein. Dreveni!": dachte er panisch und setzte sich auf. Noch immer knirschte sein Verstand bei der Aufgabe Traum und Wirklichkeit der letzten Stunden zu rekonstruieren, in Verbindung zu setzen und zu ordnen, doch beim Anblick des Stiletts kamen ihm immer eindrücklichere Bilder hoch, wie er die Dunmer verletzt hatte. Er sah sich schnell nach ihr um. Seine Augen tasteten wild umher. Er hoffte inständig, dass er ihr Nichts angetan hatte. Das hätte er sich niemals verzeihen können. Sein Herz beruhigte sich jedoch, als er die Assassine im Dunkeln an den Baum gelehnt sitzen sah. Schnell ging er zu ihr hinüber. Es schien als wäre sie eingenickt. Er wollte sich vergewissern, dass es ihr gut ging, kniete neben ihr nieder und schaute sie an. "Dreveni, geht es euch gut?": fragte er zögernd.
[Dreveni]
Dreveni hatte sich in den letzten Stunden immer wieder vergewissert, dass Tirian noch lebte, ansonsten hatte sie nicht viel getan. An Schlaf war kaum zu denken, aber immerhin tat die Kühle der Nacht gut. Schließlich hörte sie, wie sich aus der Ecke in der der Heiler lag, etwas rührte. Sie hatte nicht wirklich geschlafen, aber immerhin war sie etwas zur Ruhe gekommen.
"Dreveni, geht es euch gut?"
Der Heiler klang zwar wieder normal, was aber nichts heißen mußte. Noch zu gut war ihr sein Gehabe von vorhin im Gedächtnis. Sie hob den Dolch, den sie inzwischen wieder eingesammelt hatte und der auf ihrem Schoß gelegen war, und hielt ihn Tirian entgegen.
"Zwei Schritte zurück. Und dann habt ihr genau eine Chance mir klarzumachen, dass ihr wieder normal seid."
Sie hatte sich in den letzten Stunden genau überlegt, wie es weitergehen sollte. Würde Tirian nicht mehr zu sich selbst zurückfinden, würde er ihr keine Wahl lassen. Ihn hier zurücklassen in diesem Zustand wäre grausam, und ihn weiterhin mitzunehmen, wäre zu gefährlich. Was sollte sie auch mit ihm tun? Zu einem Heiler bringen? Würde Dreveni selbst einmal dem Irrsinn so anheimfallen, würde sie sich jedenfalls wünschen, dass sie jemand erlösen würde.
[Tirian]
Überrascht von der Klinge, die sich plötzlich vor ihm befand, stolperte er zurück und fiel mit einem plumpen Ton auf den Boden. "Wieder normal?": sagte er und schluckte. Er überlegte fieberhaft was wirklich vorgefallen war und schüttelte dann den Kopf. Noch mochte sein Verstand den Schleier des Traums nicht ganz zerreißen. "Ich hatte gehofft, dass ihr mir erklären könntet, was passiert ist und wie wir hierher kommen. Ich kann mich nur noch an die Festung erinnern. Der Rest erscheint mir geradezu wie ein... Alptraum. Alles ist so seltsam unklar und vernebelt": gab er sich ahnungslos. Er hob seine Hand, in der immer noch brennend das Stilett steckte. "Ich hatte hiervon geträumt und ich dachte": er schluckte wieder und wich ihrem Blick aus: "ich hätte euch verletzt." Was war nur passiert. Tirian wollte es wissen. "Aber bitte nehmt den Dolch herunter": wer wusste schon, ob Dreveni nicht einfach auf ihn losgehen würde.
[Dreveni]
Die Dunmer war sich inzwischen fast sicher, dass Tirian - wenigstens im Moment - relativ normal war. Aber wer wußte schon wie lange das anhalten würde.
"Ihr habt mich verletzt, aber ich denke wir sind quitt.", sagte sie und deutete auf Tirians Hand. Den Dolch senkte sie, hielt ihn aber immer noch in der Hand. "Und ich hoffe ihr wollt mir nicht ernsthaft weismachen, dass ihr nichts mehr wisst? Nichts von dieser dämlichen Statue? Euren... 'Augen'?" Sie beobachtete ihn lauernd, allerdings war es zu dunkel, um wirklich etwas in seinem Gesicht lesen zu können. "Ihr habt euch aufgeführt wie ein Irrer, und erst recht als ich sie euch wegnehmen wollte, und rumgeheult dass ihr kein Monster sein wollt.", fügte sie noch an. Dreveni war immer noch leicht angefressen ob der vergangenen Ereignisse, und es war ihr dabei egal ob Tirian etwas für sein Verhalten konnte oder nicht.
[Tirian]
Jede Aussage von Dreveni kam einem Hammerschlag gleich, der durch seinen Schädel dröhnte und das Getriebe, das sein Verstand war, wieder in Schwung brachte. Er hielt sich wieder den Kopf. "Nein... ich will euch garnichts weismachen": sagte er, während es in seinem Schädel dröhnte. "Augen!": das war das richtige Stichwort. "Meine letzte klare Erinnerung ist an dieses Schatzlager und eine seltsame Skulptur, besetzt mit roten Rubinen und dann wurde... allles... so merkwürdig. Ich sah euch, doch ihr wart nicht ihr und ich sah meinen Vater. Ihr beiden wart schrecklich entstellt, als wäret ihr zu Daedra mutiert. Es glich Träumen, die ich zuvor hatte, aber es schien so, so, so schrecklich real": versuchte er zu beschreiben, woran er sich noch erinnern konnte. Er konnte das Gesicht der Assassine im Dunkel nicht sehen und konnte nicht erkennen, wie sie seine Worte aufnahm. Sein Verstand arbeitete ruckend weiter. "Doch das Schlimmste, auch ich verwandelte mich in so eine Kreatur. Es war als würde ein Teil tief in mir, zu mir sprechen. Er meinte, dass mein wahres Ich ein Monstrum wäre": sprach er und wurde dabei immer leiser. Er packte im nächsten Moment das Stilett, das noch immer in seiner Hand steckte und zog es mit einem kräftigen Ruck heraus und steckte es dann in den Boden.
Ein schwacher Heilzauber stillte nur die Blutung und beschleunigte das Nachwachsen des Fleisches, doch ganz heilen, wollte er sie nicht. "Und ich bin mir nicht sicher, ob die Stimme nicht Recht gehabt hat. Wenn es stimmt was ihr sagt, dann ist auch der Angriff auf euch wahr und war kein Traum. Ich hätte euch sonst etwas antun können. Es tut mir schrecklich leid": sagte er und schlug die Hände vor das Gesicht. Ihm war nach weinen zumute, doch es kamen keine Tränen.
[Dreveni]
Dreveni sah Tirian skeptisch und leicht abweisend an, während sie ihm zuhörte. Als er ihr frisch geschliffenes Stilett einfach in den Boden rammte ohne Rücksicht auf eventuelle Steine, kam außerdem noch ein missbilligender Ausdruck in ihren Augen dazu.
"Bei den Neun.", murmelte sie genervt, als er fertig war und wieder den Eindruck machte, als würde er gleich anfangen zu weinen. "Ja, ihr hättet mich mit Sicherheit getötet, hätte ich euch die Gelegenheit gegeben, und das nur weil ich euch diese dämliche Statue wegnehmen wollte. Ich euch übrigens auch fast.", sagte sie schließlich kühl. "Und man kann sich sicherlich streiten, ob der Begriff 'Monstrum' so passend ist, aber ja, ihr habt definitiv das Potential zu töten. Wie übrigens fast jeder, es ist nur eine Frage der richtigen... Motivation." Langsam reichte es ihr. Sie griff nach ihrem Stilett und schob es wieder in die Halterung an ihrem linken Arm, nachdem sie es an ihrem Kleid, dass sie immer noch trug, abgewischt hatte. Dabei keuchte sie kurz vor Schmerz als die Reste des Stoffes an der Brandwunde rieben. "Und im Austeilen von Schockzaubern seid ihr ohnehin nicht schlecht. Hört endlich auf herumzuheulen und akzeptiert was ihr seid, und zwar alle Teile davon." Inzwischen war sie aufgestanden und streckte sich vorsichtig, den Dolch immer noch in der Hand haltend.. "Was ist das überhaupt für eine Statue? Hattet ihr solche Aussetzer schon mal?" Ihre Stimme klang nach wie vor abweisend, was auch damit zu tun hatte, dass sie noch immer nicht sicher war, dass Tirian nicht im nächsten Moment wieder auf sie losgehen würde.
[Tirian]
"Natürlich hat man das Potenzial zu töten. Doch es ist schändlich wenn sich Leidenschaft in Blutrausch verwandelt. Man tötet nicht mehr der Notwendigkeiten wegen, sondern für das Töten an sich. In einem Zustand, in einer Situation in der man in der Lage sein könnte, über das Lebens eines anderen zu verfügen, die Kontrolle über sich zu verlieren ist Verachtung. Man verachtet das Leben des Anderen und gibt sich damit völlig ignorant dem Rausch hin zum Schaden des Anderen": widersprach er der Assassine. Eine Erinnerung kam ihm hoch. Wieder schüttelte er sich angewidert vor sich selbst. In diesem Moment hörte er das Keuchen seiner Begleiterin. Ihre Hand wollte kurz zu ihrer Schulter hochfahren, doch unterließ sie es. Sie redete, doch er fixierte sich auf ihre offenkundige Verletzung. "Lasst mich das bitte anschauen und behandeln": sagte er. Er wollte seinen Aussetzer zumindest an ihr wieder gut machen, auch wenn das nur eine schwache Entschuldigung war. "Schockzauber, ja. Wäre es nach meiner Mutter gegangen, wäre ich ein Kampfmagier geworden und hätte mich vielleicht den Ordinatoren angeschlossen": sagte er. Sein Blick zeigte, dass er nicht gerne daran zurückdachte. Allerdings war er womöglich doch nur ein Werkzeug, das zum Töten geschaffen war.
[Dreveni]
Was kümmern mich schon die Anderen?, wollte Dreveni dem Heiler erst Reflexhaft antworten. Sie selbst hatte nie bestritten, dass man gewisse Charakterzüge brauchte, um zum bezahlten Meuchelmörder zu werden. Natürlich ging es um Macht, sicher auch um Rausch, wenn auch nicht gerade um Kontrollverlust. Es war eher das Gegenteil für sie, sie hatte in diesen Momenten nicht nur ihr eigenes Leben unter Kontrolle, sondern auch noch das ihres Opfers.
Mein eigenes Leben? Sicher?, hörte sie eine Stimme in ihren Gedanken. Sie schüttelte unmerklich den Kopf und sah den Heiler mit kalten Augen an. Inzwischen waren die beiden Monde durch die Wolken gebrochen und tauchten die Landschaft in geisterhaftes Licht, in dem sie nun immerhin wieder Tirians Gesicht erkennen konnte. Da wurde ihr auch bewußt, dass er wohl immer noch auf eine - wie auch immer geartete - Antwort von ihr wartete. Wieso schockierte es ihn nur so, dass er nicht nur gute Seiten hatte? Für Dreveni war das nun wirklich nichts neues, seit ihrer Kindheit hatte sie unter Elfen und Menschen gelebt, für die das Morden tägliches Geschäft war. Natürlich hatte sie einen gewissen Respekt und einen Berufsethos von Mordan vermittelt bekommen, und sie hatte sich im Griff, im Gegensatz zu dem Dunmer vor ihr, der dauernd zwischen Selbstvorwürfen und Blutrausch schwankte. Würde er nur akzeptieren, wie er nun einmal war, dann...
Was wäre aus ihr selbst geworden, wäre sie nicht von Mordan aufgezogen worden? Wäre sie dann ebenfalls so innerlich zerissen wie Tirian? Sie wischte diese Gedanken mit einer ärgerlichen Geste ihrer rechten Hand beiseite und sagte schließlich gedehnt:
"Kampfmagier.", während sie immer noch nach Worten suchte. "Vielleicht wäre das nicht einmal so verkehrt gewesen. Dann hättet ihr vielleicht eure 'dunkle' Seite akzeptiert und gelernt, sie zu beherrschen. Ich sagte doch schon, ihr könnt nicht gewinnen. Ihr seid wie ihr seid." Sie versuchte den Blick seiner Augen einzufangen, während sie sprach, und meinte dass sie sogar im fahlen Mondlicht deren glutrote Farbe sehen konnte. Widerstrebend mußte sie sich eingestehen dass es mit ihrem Plan, sämtliche Gefühle die sie vielleicht für ihn hegte zu verdrängen, nichts wurde, je mehr sie sah, wie gefährlich er werden konnte. Etwas dass sie auch schon bei Feryn so angezogen hatte...
Nein.
"Meinetwegen schaut es euch an, so kann ich ohnehin nicht kämpfen, und hier rennen Daedra durch die Gegend.", antwortete sie auf seine Bitte, ihre Verletzung behandeln zu dürfen. "Aber vorsichtig. Mit der Rechten bin ich vermutlich immer noch schneller als ihr. Und ihr habt meine Frage nach der Statue noch nicht beantwortet."
[Tirian]
"Meinetwegen schaut es euch an, so kann ich ohnehin nicht kämpfen, und hier rennen Daedra durch die Gegend": gestattete Dreveni die Behandlung. Er bat sie den Arm frei zu machen und setzte dann ein ernstes Gesicht auf, als er im aufkommenden Mondlicht einen Blick auf die Wunde warf. Die Haut war von seinem Blitz ziemlich verschmort worden. Es brachte Nichts die Wunde vorzubehandeln. Hier half nur pure Magie, alles andere war vergeudete Zeit. Er hob seine Hände an, sodass sich die beiden Handflächen leicht gekrümmt gegenüber lagen. "Ich hatte sie lange Zeit akzeptiert. Etwas zu kontrollieren heißt, sich auch im Klaren darüber zu sein, was man kontrolliert. Niemand es nur gut, ich sagte es schon. Das Gute in uns ist daher zu einem Großteil die Fähigkeit unsere dunkle Seite zu kontrollieren. Wir mögen ihr manchmal erliegen, aber sie darf uns nicht bestimmen. Und wenn ich ehrlich bin, ist wohl das... Wenn ich an diese Träume denke... Mich schreckt die Vorstellung das es nicht Ein Teil von mir, sondern Der Teil ist. Das ich nicht gut sein kann, weil ich die dunkle Seite gar nicht kontrolliere, sondern dass alles was ich vermeintlich Gutes tue nur eine Fassade ist, hinter der ich mich verstecke": erklärte er und versuchte eigentlich seine Träume und Gefühle mehr selbst zu verstehen, als dass er sie der Assassine begreiflich machen wollte. Sein Blick glitt einen Moment hinauf zu den Sternen, wurde jedoch schnell wieder von seinem Zauber gefangen.
Langsam bildeten sich Energiefäden zwischen den Fingern, die sich immer schnellen zu drehen begannen. Die einzelnen Fäden flossen in die Breite und langsam bildete sich eine leicht blau-leuchtende Sphäre in seinen Händen, eine Kugel rotierender Heilmagie. "Wisst ihr. Als Kind zeigte sich die Zerstörungsmagie bei mir besonders stark ausgeprägt. Ich war wie dazu geschaffen mit einer kombinierten Ausbildung aus Kampfzauber und Klinge in den Kampfmagier-Verbänden Morrowinds zu dienen. Zumindest dachte meine Mutter das. Sie schickte mich zur Ausbildung an die Akademie und ich war gut darin und ich mochte sehr was ich tat. Ich liebte es im Trainingskampf einen Gegner nach dem anderen zu besiegen. Ich war einer der besten Novizen meiner Gruppe. Schaffte ich es nicht mit dem Schwert, dann schaffte ich es mit der Magie. Es war ein erhebendes Gefühl über den eigenen Trainingspartner zu triumphieren. Und doch...": er brach ab und schloss für einen Moment die Augen. Vor seinem Geist blitzten Bilder eines Dunmer-Jungen mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. Ein hoher Schrei gellte in seinen Ohren nach. Er schüttelte den Kopf. Der Zauber brach kurz ab. Er schaffte es geradeso die Sphäre intakt zu halten und weiter aufzuladen.
[Dreveni]
Dreveni hörte Tirian schweigend zu, wobei sie immer wieder einen skeptischen Blick auf seine Hände warf. Solange sie nicht genau wußte, was ihn vorhin in diesen Zustand versetzt hatte, traute sie ihm in dieser Richtung einfach nicht. Vermutlich war es die Statue gewesen, aber ganz sicher konnte sie sich noch nicht sein.
Nach Tirians Logik müsste sie das personifizierte Gute sein, schaffte sie es doch so gut wie immer, ihre dunkle Seite zu beherrschen, jedenfalls das, was sie selbst dafür hielt. Immerhin zog sie nicht durchs Land und tötete wahllos, auch nicht im Affekt. Tatsächlich hatte sie sich was das anging, ziemlich gut im Griff.
Sie wollte ihm gerade ihre Überlegungen mitteilen, da fing er an über seine Ausbildung zum Kampfmagier zu erzählen. Es steckte also doch mehr in dem jungen Heiler als man auf Anhieb sehen konnte.
"Und doch?", fragte Dreveni leise und fast sanft nach, als er nicht weitersprach. Sie hatte sein Gesicht, dass dem ihren gerade ziemlich nahe war, genau beobachtet, und für einen kurzen Moment hatte sich die Weichheit seiner Züge verloren, als er die Augen geschlossen hatte.
"Ihr habt die Ausbildung nicht beendet, oder?"
Sie musterte den Heiler weiterhin mit einem jener Blicke, von denen der Kaiserliche in Skingrad einmal gemeint hatte, man wüßte nie ob sie einem im nächsten Moment um den Hals fallen oder den Dolch ins Herz rammen würde.
[Tirian]
"Ja, ich habe sie nicht beendet. Ich... habe sie hingeworfen": sagte er knapp und konzentrierte sich wieder auf die Heilsphäre. Inzwischen war das Rotieren nicht mehr zu sehen. Die Energie bewegte sich so schnell, dass nur noch eine glatte Oberfläche für das Auge zu sehen war. "Perfekt": überlegte er. "Achtung. Das wird jetzt etwas ziehen, aber sonst nicht weh tun": warnte Tirian die Assassine vor. Er rückte die Handflächen nun oberhalb der Kugel zusammen und drückte sie langsam nach vorne. Sie drang mühelos durch Drevenis Schulter hindurch. Die Magie durchfloss Haut und Gewebe. Tirian konnte im blauen Licht seines Zaubers sehen, wie das versehrte Fleisch sich selbst von der schweren Brandwunde in Windeseile erholte. Er wurde nachdenklich. Erinnerungen kamen ihm wieder hoch bei diesem Anblick.
"Wisst ihr. In den Gruppen waren wir damals mehrere Leute. Man kannte sich, stammte vielleicht sogar aus befreundeten Familien und war nicht selten auch selbst befreundet, aber man war sich natürlich auch in Rivalität zugetan. Mein bester Freund, Sero, war auch in unseren Novizengruppe. Er war nicht so gut wie ich mit der Zerstörungsmagie aber konnte es mit der Klinge mit mir aufnehmen. Heute mögen meine Schwertkünste nicht viel hermachen, aber unter den Novizen war ich auf unserem Trainingsniveau einer der Begabtesten. An jenem Tag trainierten wir Novizen in Zweikämpfen gegeneinander unsere Fähigkeiten mit dem Schwert. Mein letzter Gegner sollte Sero sein. Zuvor hatte ich bereits drei andere Gegner nieder gerungen. Von ihren Fähigkeiten her, sehr begabte Novizen, eine Herausforderung aber kein Problem. Ich fühlte mich geradezu als Tagessieger und so ging ich auch ins Gefecht mit meinem besten Freund. Wir umkreisten uns, arbeiteten die Grundtechniken an einander ab, prüften unser Kampfverhalten auf Lücken und Fehler, die wir nutzen konnten und gingen dann schnell aufeinander los": begann Tirian noch zu erzählen, während sich die Blitzwunde regenerierte.
Nach einer kurzen Atempause fuhrt er fort: "Unsere Waffen klirrten, wir drückten und warfen uns gegeneinander, versuchten die Klinge des Anderen beiseite zu schlagen, um eine Lücke für den finalen angesetzten Streich oder Stich zu öffnen und unseren Gegner zur Kapitulation zu zwingen. Ich geriet immer mehr in die Defensive. Meine Kräfte ließen nach. Ich konnte nur noch abwehren nicht mehr angreifen. Dann machte ich einen Fehler, war zu langsam. Er konnte mein Schwert mit seinem eigenen zur Seite schieben und verpasste mir einen Schlag in den Magen. Eigentlich war ich in dem Moment erledigt, doch ich wollte gewinnen und das um jeden Preis. Ich hatte mit meinen Gegnern zuvor den Boden gewischt und wollte schon gar nicht meinem besten Freund unterliegen. Ich musste einfach gewinnen. Ich weis nicht mehr genau, wie es geschah. Ich kann mich nur noch an diese Wut und diesen Rausch erinnern. Der Sieg sollte mein sein. Ich merkte nur noch, wie sich die Magie in meiner Hand zusammenballte. Und gerade als sich die Spitze des Schwertes vor mir positionierte, brach die Hölle über Sero herein." Inzwischen beendete Tirian den Heilzauber. Im Mondlicht hob sich die regenerierte Haut hell gegen die dunklere Umgebene ab. Von der Wunde war nichts mehr zu sehen. "Als ich schwer atmend wieder zur Vernunft kam, stand ich über ihm. Ich... ich sehe noch heute dieses schmerzverzerrte Gesicht vor mir und die Augen...": Tirian schluckte: "voller Entsetzen. Und dieser unmenschliche, schrille Schrei... Ich hatte ihm mit einem Blitz die rechte Seite seines Oberkörpers völlig verbrannt. Von der Schulter quer über die Brust bis zum Hals und habe schließlich noch das Kinn gestreift. Der Blitz musste quer darüber gegangen sein. Ein Stück steiler und er wäre womöglich...": Tirian brach ab und schlug mit der Faust auf den Erdboden.
[Dreveni]
Sie hatte ihm schweigend zugehört, während er ihre Schulter behandelt und erzählt hatte. Sie hatte schon halb befürchtet, er hätte seinen Trainingspartner ins Jenseits befördert, aber er hatte ihn anscheinend nur verletzt.
"Ihr seid also weggelaufen. Vor dem was ihr getan habt und vor dem zu was ihr fähig seid. Ihr seid Heiler geworden in der Hoffnung, nicht mehr mit Situationen konfrontiert zu werden, in denen ihr die Kontrolle verlieren könntet. Ihr kontrolliert nichts, ihr lauft davon. Ist es nicht so?", fragte sie schließlich, mit leichter Kälte in der Stimme und doch ohne jeden Vorwurf. Während sie das sagte, formte sich in ihrem Kopf der Ansatz einer Erkenntnis. Tat sie nicht gerade das selbe? Warum lief sie hier durch Morrowind, auf einer Mission die eindeutig Söldnerarbeit war, wenn nicht um vor dem zu fliehen was sie zuhause in Cyrodiil getan hatte? Tatsächlich entkam sie hier den Gedanken daran, und somit auch dem Zwang zu akzeptieren was nicht mehr zu ändern war, aber nur weil sie hier fast ständig abgelenkt war.
Kurz kam ihr in den Sinn, ob sie nicht einfach Angst davor hatte, wie alles über sie hereinbrechen würde, wenn sie nicht mehr abgelenkt war. Und diese Tatsache machte ihr ebenfalls Angst. Und wenn sie bisher etwas kaum gekannt hatte, dann Furcht oder Angst. Vorsicht, ja, aber sie hatte schon viel zu früh gelernt, dass Angst einen verletzlich machte und einem das Genick brechen konnte. Sie wollte aber diese Verletzlichkeit, die sich auch kurz in ihrem Gesicht zeigte, nicht fühlen, und so konzentrierte sie sich wieder auf Tirian: "Sero hat überlebt? Habt ihr noch einmal mit ihm gesprochen?"
[Tirian]
Tirian holte Luft. Es fiel schwer sich zu erinnern und es tat weh. "Ich stand daneben als sie ihn wegtrugen. Ich konnte in dem Moment kaum begreifen, was ich und vielmehr warum ich es getan hatte. Ich hatte meinen besten Freund schwer verletzt, nur weil ich unbedingt gewinnen wollte. Geradezu wie in Trance folgte ich unserem Ausbilder und den Männern, die Sero wegtrugen. Meine erste Sorge galt, und das macht mich auch heute noch fassungslos, nicht Sero selbst sondern vielmehr der Frage, ob sie mich von der Akademie werfen würden": erzählte er und schüttelte dabei über sich selbst den Kopf. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort und scharrte dabei mit seinem Finger etwas im Erdboden: "Fremdländer witzeln ja häufig darüber, dass es in Morrowind alle 200 Meter einen Tempel geben würde. In diesem Moment war ich froh, dass einer der Akademie benachbart war. Der Priester war schnell zur Stelle. Sie hatten Sero inzwischen auf einem Steintisch aufgebahrt, als dieser alte Mann in der blauen Robe mit den gold-gelben Spruchbändern hinzutrat. Er richtete zwar zuvor ein schnelles Gebet an die Almsivi aber tatsächlich war es wohl die Magie die Sero rettete. Er legte seine Hand auf und ein intensives, blaues Leuchten hüllte den ganzen Raum ein. Ich trat interessiert näher und sah geradezu mit Erstaunen, wie sich die Wunden einfach wie von Geisterhand schlossen. Allerdings kostete es den alten Mann sehr viel Kraft. Er konnte die Wunden schließen aber nicht völlig verheilen lassen. Es bliebe noch einige fiese Brandnarben zurück. Sero hatte inzwischen aufgehört zu brüllen und schlief. Die anderen verließen den Raum. Ich blieb noch einen Moment an seiner Seite und dann..." Tirian stoppte. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Dreveni sah ihn fragend an. "Ich rannte dem Priester nach": erinnerte sich der Dunmer.
"Er sollte mir erklären, was er darin gerade gemacht hatte. Er erzählte mir von den Künsten der Heilmagie und der Berufung eines Heilers. Ich dachte an das, was er mit Sero gemacht hatte. Er erzählte mir von der Verantwortung als letzte Barrikade zwischen Leben und Tod zu stehen. Wenn dem Körper seine eigenen Kräfte nicht mehr halfen, waren die Heiler das letzte Hindernis für den herannahenden Tod im Ernstfall. Ansonsten linderten sie das Ungemach ihrer Mitmenschen oder -elfen. 'Dein Freund', sagte er, 'hat wie du den Weg des Kriegers gewählt. Auch wenn es wie ein Kampf gegen Windmühlen erscheint, ist es auch unsere Aufgabe, den Leuten, die selbst den Tod bringen, zu helfen, denn auch sie sind Kinder des Lebens. Wir beenden keine Kriege und bezwingen nicht Tod und Verfall, wir sind hier um im Namen des Lebens die Auswirkungen zu lindern.' Ich glaube es war jener Moment in dem ich begriff, wie sinnlos der Kampf und das Töten eigentlich sind. Sicher ist es nötig sich verteidigen zu können, wenn man angegriffen wird und auch zu töten, wenn es so nötig ist. Aber wie viele Tode werden aus niederen Gründen vollstreckt, wie viele Kriege wegen Nichtigkeiten vom Zaun gebrochen?": berichtete Tirian.
Der Heiler richtete seinen Blick wieder zum Himmel. "Ihr habt gefragt, ob ich noch einmal mit Sero gesprochen habe. Ja, das habe ich. Er kam zwei Tage später wieder zu sich, solange hatte er gebraucht, um sich zu erholen. Ich hatte jede freie Minute an seinem Bett in der Akademie verbracht, war allerdings nicht zugegen, als er aufwachte. Ich hatte Kehrdienst in den Schlafsälen. Ich wurde aber bald hinzugerufen. Sero hatte, nachdem man ihn noch einmal untersucht und ihm etwas zu Essen gebracht hatte, nach mir gefragt. Schließlich waren wir dann auch allein im Schlafsaal. Wir saßen eine ganze Weile schweigend nebeneinander. Ich war wohl der Erste der sprach, "Es tut mir leid, Sero, ich wollte das nicht, ich...' Er allerdings winkte ab. 'Ist schon gut, Tiri, du wolltest mich bestimmt nicht so schwer treffen', meinte er. Ich war beruhigt. Schließlich war Sero immer noch mein Freund. Allerdings waren es seine nächsten Worte, die mich mitten ins Herz trafen. 'Wir sind nun einmal Kämpfer, Tiri, und du wolltest gewinnen. Ich hätte in einer ähnlichen Situation wohl das Gleiche getan. Wäre es ein richtiger Kampf gewesen, hättest du auch nicht zögern dürfen', sagte er mit einem verständnisvollen Lächeln. Er meinte es aufmunternd, aber ich musste an die Worte des Priesters denken. Kämpfen, Verletzten, Töten und das nur für einen Sieg. Und den Gegner betrifft dies ebenso. Und die Heiler versuchten ihr möglichstes, um den Leuten zu helfen, Verletzungen zu kurieren und sie vor dem Tode zu retten, nur dass sie wieder in den Kampf ziehen konnten. Ein Kreislauf, nur das der Kampf an sich noch unsinniger war, denn die Heiler versuchten in ihrer Funktion zumindest das Leben zu schützen. 'Danke, Sero. Ruh dich bitte aus. Ich muss weg', sagte ich ihm und ließ ihn dann allein": erzählte Tirian von dem Gespräch mit seinem Freund.
Er wurde nachdenklich. "Es war, denke ich, dieser Moment, in dem ich beschloss Heiler zu werden. Nicht um wegzurennen, sondern weil das Kämpfen als Selbstzweck für mich seinen Sinn verloren hatte. Ich dachte daran, wie der Priester Sero gerettet hatte. Wie sich die Wunden, die ich geschlagen hatte, unter der heilenden Hand des altes Mannes einfach schlossen und das es ihm zu verdanken war, dass ein Leben, das Leben meines besten Freundes gerettet war. Ich beschloss den Leuten ebenso helfen zu wollen. Nicht, um etwas gut zu machen oder meine Tat zu verleugnen. Nein, ich wollte es tun. Ich wollte meinem Leben einen Sinn geben, einen Sinn den ich bei den Kampfmagiern nicht mehr finden würde. Ich verließ die Akademie nur wenige Tage später und trat dem Tempel als Adept bei. Und mit der Zeit wusste ich, dass es genau das ist, was ich immer werden wollte, auch als ich den Tempel verließ und meine Ausbildung auf eigene Faust fortsetzte, war mir klar, dass ich ein Heiler sein sollte": sagte Tirian und wirkte plötzlich seltsam glücklich. "Was ich sein sollte": er wiederholte seine Worte noch einmal andächtig.
[Dreveni]
"Sero hatte Recht.", antwortete die Dunmer. "Vielleicht ist die ganze Übung ...etwas... aus dem Ruder gelaufen, aber prinzipiell hatte er Recht. Man darf keine Gnade walten lassen, und auch ich bin euch nicht böse, immerhin war das ein fairer Kampf vorhin.", wobei sie leicht schief lächelte. "Für euch wäre es übrigens auch um ein Haar weniger glimpflich ausgegangen, meine Klinge war mehr als ein Mal an eurem Hals."
Sie sah kurz überlegend an Tirian vorbei, bevor sie weitersprach: "Man kann sich viele Dinge überlegen, die man sein sollte. Beeinflussen kann man es letzten Endes doch nicht. Irgendetwas holt einen ein, oder man tut etwas, mit dem man nicht so zurecht kommt, wie man sollte."
Sie sah den Heiler noch einmal kurz an und schüttelte ärgerlich den Kopf, als hätte sie viel zu viel gesagt. "Wir sollten weiter gehen."
[Tirian]
Tirian nickte. Das war es vielleicht. Er hatte sich entschieden Heiler zu sein. Und er spürte jetzt wieder instinktiv, wie vor Jahren zuletzt, dass er das auch sein sollte. Die Erinnerungen waren schmerzlich, doch sie zeigten ihm zugleich auch wieder, warum er Heiler geworden war. Er mochte von Tarrior die Zerstörungsmagie geerbt haben und er mochte sein Sohn sein, auch mochte er hier mit einer Assassinin durch Vvardenfell ziehen, die er tatsächlich auf gewisse Weise mochte und doch hatte er sich zum Guten entschieden. Er hatte wie jeder Mer oder Mensch seine dunklen Seiten, doch wusste er jetzt wieder, dass sie ihn nicht kontrollieren würden, wenn er sich daran erinnerte, was er für sein Leben eigentlich entschieden hatte. Er wollte ein Heiler sein und er war sich sicher, dass es auch das war, was er sein sollte. Es fühlte sich einfach nur richtig an. "Danke, Dreveni": sagte der Heiler und lächelte erst ihr und dann dem Mond entgegen. "Ich bin Tirian Morvayn, ein wandernder Heiler. Das ist das was ich bin. Alles andere ist nur ein Teil von mir": rief in er in Gedanken aus. "Ich bin Tirian Morvayn": vertraute er leise der Nacht an.
Geändert von KingPaddy (10.09.2013 um 12:43 Uhr)
Grund: Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer
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Drachentöter
Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer
[Dreveni]
Dreveni wandte sich ab um aus ihrem Gepäck, dass sich immer noch auf dem Rücken ihres armen Guars befand, neue Kleidung zu holen, und sagte während dessen: "Bevor wir weitergehen, sollten wir vielleicht noch eine Runde...", weiter kam sie nicht, denn sie stieß sich die Zehen schmerzhaft an etwas, das im hohen Gras lag. Sie dachte erst, es wäre ein Stein, und setzte schon zu einem deftigen Fluch an, da sah sie, dass es die verdammte Statue war. Sie wandte sich kurz zu Tirian um, während sie überlegte, ob sie den Heiler noch einmal auf das Ding ansprechen sollte. Er würde schon nicht gleich wieder durchdrehen, oder?
Nachdem sie kurz mit sich gerungen hatte, hob sie die Figur schließlich doch auf, ging wieder zu Tirian, sah ihn lauernd an und hielt sie ihm vor das Gesicht: "Könntet ihr mir vielleicht jetzt endlich verraten, was bei den Ebenen Oblivions das hier ist?"
[Tirian]
Tirian war noch ein wenig im Anblick des Sternenhimmels versunken und bemerkte eher am Rande, dass sich Dreveni von ihm entfernte. "Bevor wir weitergehen, sollten wir vielleicht noch eine Runde...": setze sie an, brach dann aber plötzlich ab. Der Heiler drehte sich zu ihr um und sah, wie sie sich bückte, um etwas aufzuheben. Sie schaute kurz zu ihm hinüber, drehte sich dann aber wieder um. Er wartete noch einen Moment neugierig, wandte sich dann aber wieder dem Sternenhimmel zu, da die Assassine keine Anstalten machte, noch etwas zu sagen. Er merkte nicht wie sie wieder an ihn herantrat. Er zuckte zurück als sie ihm plötzlich irgendetwas Großes vor die Nase hielt und kippte nach hinten um. Er hatte leichte Panik, dass sie ihm mit irgendeinem Stein erschlagen würde. "Könntet ihr mir vielleicht jetzt endlich verraten, was bei den Ebenen Oblivions das hier ist?": wollte sie nachdrücklich wissen. "Ähm, öh, ein Stein?": war sich Tirian nicht sicher, was die Assassine von ihm wollte.
"Moment, war das?": fragte er sich und nahm sie in die Hand und drehte sie etwas in dem zwielichtigen Mondlicht. Der Stein war bearbeitet und hatte die Konturen einer Statue. Die Farbe konnte man jetzt im Mondlicht, dass nur noch helle oder dunkle Kontraste zuließ, nicht erkennen. "Ist das die Statue, von der ihr gesprochen habt?": fragte er. Er fuhr die Oberfläche mit der Hand entlang und stieß im oberen Bereich, der mit etwas Fantasie der Kopf sein mochte, auf Kerben im Stein. "Hier sind Kerben": teilte er ihr das Ergebnis seiner Betastungen mit.
[Dreveni]
"Ähm, öh, ein Stein?"
Bei dieser Antwort verengten sich Drevenis Augen. Wollte er sie auf den Arm nehmen? Das wäre in diesem Moment die schlechteste aller möglichen Ideen. Doch gerade als sie ihn anfahren wollte, schien es ihm wohl zu dämmern.
"Ja, das ist die Statue.", antwortete sie mit einem distanziertem Klang in der Stimme. "Und in den Kerben waren zwei rote Steinen, an denen ich mir vermutlich den Knauf meines Schwertes ruiniert habe." Der distanzierte Klang war inzwischen einem Vorwurfsvollem gewichen, welcher sich ebenfalls in ihrem Blick zeigte. Noch immer machte sie den Heiler für das ganze Elend mit verantwortlich, wenigstens zu einem Teil. "Jedenfalls schien es euch etwas auszumachen, dass ich die Steine herausgeschlagen habe, und dann seid ihr bewusstlos geworden."
[Tirian]
"Zwei rote Steine?": wiederholte er laut. Jetzt ging ihm auch ein Licht auf, woher er dieses Ding kannte. "Ich war in der Festung auf der Suche nach euch. Die Söldnerin hatte mir gesagt, dass ihr mich nicht mehr sehen wolltet und ich alleine weiterziehen sollte. Ihr hättet bei ihr bleiben wollen. Das kam mir reichlich merkwürdig vor, deshalb wollte ich heimlich die Festung nach euch durchsuchen. Es gab da diese zwei Räume im Schlosskeller, in denen Ilucaria etwas zu verstecken schien. Außerdem überkamen mich so seltsame Kopfschmerzen, wenn ich mich ihnen näherte. Ich schaffte es in eine der Kammern zu gelangen und dann...": er stoppte. Die Erinnerung wurde wieder schwammig und ein leichter Schmerz glomm in seinem Kopf auf. Er dachte nach. "In einer der Kammern entdeckte ich etwas. Die... Erinnerung... ist verschwommen. Ich erinnere mich aber an glühende roten Augen. Es war als würden sie tief in meinen Verstand schauen. Und danach... Dieser Alptraum! Ja ich hatte diese alptraumhafte Vision von euch... und...": er brach ab. Ihm war es unangenehm darüber zu sprechen. "Ihr habt dem Ding die Augen zerschlagen?": er rieb sich das Kinn. "Vielleicht enthielt die Skulptur einen Fluch und ihr habt ihn zerstört, in dem ihr sie beschädigt habt": versuchte er sich das zu erklären. Allerdings hatte er das Ding nur angesehen und nicht berührt. Von so etwas hatte er noch nie gehört und offenbar waren Andere nicht davon betroffen gewesen. Er zuckte mit den Schultern. "Ich habe keine Ahnung, was es mit diesem Ding auf sich hat, aber ich danke euch, dass ihr sie zerschlagen habt. Wer weiß, was ich sonst womöglich noch getan hätte": meinte er und warf das Ding angewidert von sich.
[Dreveni]
Ein Fluch? Und warum hatte es sie selbst dann nicht beeinflusst sondern nur Tirian? Dreveni hatte den Verdacht, dass an dieser komischen Statue noch weit mehr war, aber sie konnte beim besten Willen nicht sagen, was.
"Alptraumhafte Vision?", hakte sie statt dessen nach und sah den Heiler interessiert an. Sein Unbehagen war ihr nicht entgangen.
[Tirian]
Tirian seufzte. "Ich hatte seit wir der Festung näher kamen seltsame Träume von euch und meinem Vater. Ihr verwandeltet euch in Monster und versuchtet mich davon zu überzeugen, dass ich auch eines sei, weil ich euch gegenüber nicht die Abscheu empfinde, die ich empfinden müsste und von meinem Vater nun einmal abstamme. Der letzte Traum war der Schrecklichste...": Tirian brach wieder ab. "Ich verschone euch mit den Details. Es war schrecklich": sagte er bloß und schwieg eine Weile. "Allerdings sehe ich jetzt wieder klarer vor mir, wer ich eigentlich bin. Vielleicht auch dank euch": sagte er und meinte das Gespräch, das er mit ihr geführt hatte.
[Dreveni]
"Nicht die Abscheu empfinden, die ihr müsstet...", sagte Dreveni langsam und betrachtete Tirian lauernd, jetzt allerdings mit einem leichten Grinsen. "Haltet euch nur in Zukunft vielleicht von kleinen Steinstatuen mit roten Augen fern. Auch wenn mich euer letzter Alptraum brennend interessieren würde, sollten wir uns doch noch etwas ausruhen, bevor wir weitergehen. Einer von uns sollte Wache halten." Bei ihrem letzten Satz sah sie den Heiler herausfordernd an.
[Tirian]
"Legt ihr euch hin. Es war ein langer Tag und ich habe vorhin schon etwas geruht, nachdem ihr, dieses... Ding zerschlagen habt. Ich denke es ist nicht mehr weit bis zur Amur und dort wird es dann anstrengend werden. Wir sollten beide ausgeruht sein. Vor allem jetzt, wo wir diese Verrückte hinter uns haben": bot Tirian an. Ein Schauer lief ihm über den Rücken als er die Altmer zurückdachte. Für einen Moment kam ihm der schreckliche Gedanke, dass sie sie vielleicht verfolgen ließ. Aber womöglich fehlten ihr durch den überraschenden Angriff, der sie gerettet hatte, auch die Männer. Tirian legte den Kopf schief und wartete ab, was Dreveni zu sagen hatte.
[Dreveni]
Die Dunmer war tatsächlich ziemlich müde, war doch der Kampf vorher nicht einfach gewesen. Wer hätte auch ahnen können, dass der Heiler dermaßen außer sich geraten konnte? Inzwischen sah sie ihn wirklich mit anderen Augen, und sie hatte das Gefühl, dass sie immer noch nicht alle Facetten von ihm kannte.
"Es könnte tatsächlich sein, dass sie uns verfolgt, zumindest bis sie das Interesse verliert. Ich denke sie ist wirklich irre genug dazu, ihre Ressourcen auf uns zu verschwenden.", überlegte sie laut. Sie wurde mehr oder weniger regelmäßig von irgendwelchen Leuten bedroht, und bis jetzt war es auch meistens dabei geblieben. Auch sie selbst setzte bei weitem nicht alles in die Tat um, und doch war die Altmer ein anderes Kaliber als ihr sonstiger Umgang.
Dreveni sah Tirian noch einmal tief in die Augen und in das von den Schatten des Mondlichts geschärfte Gesicht und kam zu dem Schluss, dass von ihm wohl vorerst wirklich keine Gefahr mehr ausging.
"Weckt mich, wenn ihr aufbrechen wollt oder ebenfalls etwas schlafen.", sagte sie schließlich. "Und natürlich wenn die Verrückte doch auftaucht."
Damit drehte sie sich um, ging zu dem Baum und setzte sich mit dem Rücken an selbigen gelehnt. Innerhalb kürzester Zeit fiel sie in einen leichten Schlaf.
[Tirian]
Der Heiler wurde nachdenklich bei dem Seitenhieb auf die Rachegelüste der Altmer. Konnte sie wirklich so wahnsinnig sein? Ihn schauderte. Er hoffte, dass sie ihre Mission in Tel Uvirith nicht gefährden würde. Allerdings hielt er diesen Ort gerade wegen der Gefahr, die von Meradanz ausging, für absolut sicher was Ilucaria und ihre Bande anbelangte. Der Hexer würde wohl kaum eine andere bewaffnete Gruppierung in seiner Stadt dulden. Die Frage war nur, wie es von dort aus weitergehen sollte. Im Moment hatten sie vielleicht einen Vorsprung und mochten noch vor der Elfe die Amur durchqueren, aber wenn sie aus Tel Uvirith fliehen mussten, blieb kaum mehr als diese tote Aschewüste übrig, um aus dem Telvanni-Gebiet herauszukommen, in dem sie nirgendwo sicher waren. Und dort waren sie im Zweifel leichte Beute für die Schergen der Söldnerin. Es war vertrackt. Erst jetzt wurde ihm auch so bewusst, dass sie sich hier wirklich mit jedem anlegten. Als hätte der Hexer, den sie bald gegen sich aufbringen würden, nicht gereicht, war nun auch noch eine eindeutig verrückte, blutrünstige Söldneranführerin hinter ihnen her. "Und die Morag Tong": wie sich Tirian erinnerte. Die Aussichten waren von Anfang an nicht gerade auf ihrer Seite gewesen, aber so langsam war fast jeder hinter ihnen her, den man in diesem Teil Vvardenfells verärgern konnte.
Tirian wischte die Gedanken beiseite. Sie mussten Tarrior retten, koste es, was wolle. Er konzentrierte sich auf die Nachtwache und versank nun endgültig im Anblick der Sterne.
Geändert von KingPaddy (23.09.2013 um 19:54 Uhr)
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Mythos
Molag Amur, Tel Uvirith, Kerker
Die Kälte hielt ihn umklammert. Er schwebte im leeren Raum. Kein Gedanke, kein Gefühl erfasste ihn. So musste der Tod wohl sein. Ein weites Feld der Schwärze, ein Nichts weder Schmerz noch Leben. Kein Geist, kein Körper. Und doch eine Erwartung, dass es etwas sei, dass die Seele ganz unbewusst noch da war. Treibend. Harrend, vielleicht noch einmal mit der Welt des Lebens in Kontakt zugeraten und Bewusstsein, wie es nur in einer existenziellen Welt sein kann, zurückzugewinnen. So musste der Tod wohl tatsächlich sein. Die Abwesenheit von allem, was eine Welt des Lebens ausmacht. Wenn man von der Kälte oder kalten Hand des Todes sprach, meinte man doch hauptsächlich die Abwesenheit von Wärme, das schwindende Licht und Gefühl im Augenblick dahin scheidender vitaler Kraft und dem Ende eines irdischen Bewusstseins. So wurde der plötzliche Kontrast für ihn nur zu überdeutlich. Das Nichts auf das sich seine Welt reduziert hatte, füllte sich plötzlich mit Feuer. Ein wahnsinniges Brennen breitete sich tief in ihm aus. Ein tiefes, starkes, rhythmisches Vibrieren ging von ihm aus. Er spannte. Es schien ihn zu zerreißen, geradezu zu zersprengen und pumpte das Feuer vom Kern der Vibration nach außen, bis der Brand ihn schließlich ganz und gar verzehrte.
Nach Luft gierend röchelnd schoss Tarrior in die Höhe. Schwindel überkam ihn jedoch im gleichen Moment und er fiel zurück auf ein strohiges Lager. Sein Verstand war unfähig sich zu konzentrieren und die Gedanken zu fokussieren. Ihm wäre wohl unkontrolliert der Speichel aus dem Mund gelaufen, wäre dieser nicht ausgetrocknet gewesen, wie das Aschland von Vvardenfell, seine Zunge ein geschwollener Fremdkörper, wie von Corprus befallen und seine Lippen rissig wie die vulkanischen Schluchten des Roten Berges. Seine Augen zuckten umher, waren ebenso trocken, brannten, aber entdeckten nur wenige Handbreit entfernt einen Krug. Noch einmal strafften sich die mageren Muskeln, stemmten den widerspenstigen Leib in die Höhe. Der Kopf erhob sich in die Höhe, der Rumpf streckte sich hin, doch vermochten die Sehnen, die Spannung kaum zu halten. Der Dunmer brach wieder zusammen. Doch in seiner Hand spürte er die tönerne Oberfläche des Kruges, öffnete geschwächt noch einmal die Augen und erspähte die lebensspendende Flüssigkeit, wie sie über den Rand des Kruges schwappte. Die Finger krampften sich reflexartig um das Gefäß. Tarrior zog seinen Kopf heran, setzte die spröden Lippen an und hob mit letzter Kraft das Behältnis. In einem strömenden Bach ergoss sich das Wasser in sein Inneres. Der Dunmer trank und trank, bis der Krug leer war und er ihn achtlos fallen ließ, nur um sich auf eine ebenso bereitstehende Schüssel mit einem schleimartigen Brei zu stürzen, die er während des Trinkens entdeckt hatte. Mit beiden Händen schaufelte er den Haferschleim, um den es sich offenbar handelte, gierig in seinen Mund und vergaß sämtliche Manieren. Er fraß wie das hungrige Tier, dass er im Moment war. Schließlich viel auch die Schüssel zu Boden und Tarriors Körper dessen Ur-Bedürfnisse nun befriedigt waren, brachte nicht mehr die Kraft für eine aufrechte oder sitzende Position auf und brach wieder zusammen. Apathisch richtete sich der Blick des Dunmers gegen die Wand während er zitternd und von Krämpfen geschüttelt wieder im Stroh lag, auf dem er schließlich erwacht war. Kalter Schweiß brach ihm aus und sein Verstand kapitulierte schließlich davor, die Situation zu erfassen, zu verstehen oder gar sich dem eigenen Körper entgegenzustemmen. Stumpfsinnig stierte er vor sich hin und glitt mit der Zeit hinüber in seligen Schlaf.
Tarrior erwachte eine unbestimmte Zeit später. Das Erwachen selbst zog sich zu einem quälend langen Prozess. Die Augen hatten sich lange geöffnet, doch in ihnen war offenkundig kein Leben. Der Blick richtete sich in die Leere. Der Kopf des Dunmers war leer. Erst langsam begannen sich wieder Gedanken zu regen, in gleichem Maße wie Eindrücke der Umgebung die Nervenbahnen – von Ohren, Haut, Augen, Nase – wieder anregten und in Funktion setzten und aus den Resten des Schattenschleiers der vorangegangenen tiefen Bewusstlosigkeit rissen. Eine neue Zielstrebigkeit trat in Tarrior Gesicht. Langsam begann der Verstand wieder zu arbeiten und wollte die essentielle Frage klären, wo er sich befand. Ohne sich zu bewegen tastete er seine Umgebung optisch ab. Er lag nach wie vor auf einem Bett aus Stroh. Die Schüssel und der Krug, von denen er sich genährt hatte, lagen direkt neben ihm. Der Raum war recht dunkel. Das Licht rötlich, diffus. Es fiel durch Balken zerfasert von links herein. Die Luft war schwer, stickig, heiß und roch nach Schwefel. Der Raum selbst war offenbar aus dem nackten Fels geschlagen. Sowohl der Boden als auch die Wände zeugten davon. Offenbar war der Raum eine kleine Höhle im Gestein. Gestützt wurde es durch ein kompliziertes Wurzelgeflecht, das sowohl die Wände als auch die Decke in einem unregelmäßigen Muster überzog, aber zentral auf einen orange-roten Kristall zulief, der jedoch nur äußert schwach leuchtete, vielmehr nur leicht glimmte und gegen das rötliche Licht von links nicht antreten konnte. Eine große, auffällige Wurzel führte von dem Edelstein ausgehend nach links und entschwand dann aus seinem Blickfeld. Er verändert es nun, in dem er seinen Kopf drehte und die Ausrichtung seines Körpers etwas anpasste, um bequemer liegen zu können. Die offensichtliche Schwäche seines Leibes zeigte sich ihm darin, dass selbst die geringe Anstrengung unglaublich viel Kraft und Willenskraft erforderte. An Aufstehen war für ihn so gar nicht zu denken. So aber rückte nun die linke Seite seines Aufenthaltsortes in den Bereich seiner Aufmerksamkeit. Ein Blick nach rechts erübrigte sich mit dem Anblick. Die „Balken“ stellten sich als ein Gitter heraus, das ebenfalls aus einem grobmaschigen Wurzelgeflecht bestand. Der große Strunk lief zwischen den Gitterstäben hindurch und wand sich dann nach oben und verschwand schließlich. Tarrior befand sich offenbar in einer Zelle, weshalb ihm die Rückwand wohl auch nicht soviel zutragen würde. Er versuchte etwas aus der Zelle hinaus zu spähen. So weit er sehen konnte, war er wohl nicht der einzige Gefangene an diesem Ort.
Die Zelle selbst war wohl nur eine Nische von vielen und das in einer viel größeren Höhle. Soweit der Hlaalu von seiner Position aus sehen konnte, reihten sich mehrere dieser Nischen an der Höhlenwand entlang. Seine eigene war wohl eine hintere in dieser Reihe. Vorstellen konnte man sich die Höhle annähernd kreisförmig. Die Zellen waren um eine große Lavagrube in der Mitte herum gruppiert. Tarrior konnte auch eine Art Treppe oder Laufbahn erkennen. Sie bestand teils aus einem Wurzelgeflecht, dass sich um Felsen und Felsnadeln wickelte, die aus dem Boden, dem Lavabecken und den Wänden ragten und sich nach oben reckten, teils aus in die Seiten der Höhle geschlagenen Treppenstufen. Der Dunmer brachte noch einmal Kraft auf, um näher an das Gitter seines Gefängnisses heranzurobben, drehte den Kopf und schaute weiter nach oben. Tatsächlich musste er sich wohl an der Sohle eines großen Höhlentrichters befinden. Mit dem Blick nach oben sah er durch die dunstgeschwängerte Luft weitere Ebenen, wie die, auf der er sich befand und das obere Ende des Trichters entzog sich ganz der Reichweite seines Blickes. Auffallend waren jedoch auch hier weitere Wurzelstrukturen, die zum Gehen dienten, als auch dicke Wurzeln, wie die, die auch aus seiner Zelle ragte, offenbar auch aus alle anderen Zellen kamen, sich nach oben wanden und weiter verflochten, um sich dann immer höher schraubten und sich dann auch seinen Augen entzogen. Erst der Anblick der Lavagrube ließ ihn überhaupt bemerken, wie stickig, heiß und erschlagend die nach Schwefel stinkende Umgebung überhaupt war. Er befand sich offenbar an einem Ort tief unter der Erde Viel zu sehr waren seine Gedanken noch darauf gerichtet, seine Position festzustellen und überhaupt zu verstehen, warum er sich an diesem Ort befand. Doch noch bevor er sich auf seine Erinnerungen und seine Gedanken dazu konzentrieren konnte, spürte er wieder die Schwere seiner körperlichen Erschöpfung und er gab ihr, unfähig sich länger zu wehren, nach.
Mehrfach pendelte er in der kommenden Zeit zwischen den Zuständen – Wachsein und Bewusstlosigkeit, Übelkeit und Wohlsein, Erschöpfung und Ausgeruhtheit. Jedes Mal wenn er für längere Zeit in Schlaf fiel, fand er bei seinem nächsten Erwachen neues Wasser und frischen Brei vor und schlang beides schnellst gehend herunter und bemerkte bald, dass es ihm langsam wieder besser ging. Die Wachphasen wurden länger und sein Verstand kehrte in einem Normalzustand zurück, natürlich nur an Tarriors Norm gemessen. Ihm kehrten auch die Erinnerungen an die Höhle im Aschland zurück und er dachte mit Schrecken und Schaudern an das abscheuliche Gefühl zu „sterben“. Er hatte wirklich geglaubt, dass ihn dieser kleine bretonische Wicht Aytor dem Tod überantwortet hätte, hatte sich noch in den Qualen des Herzstillstandes bei dem Gedanken an den Triumph Meradanz' gewunden und nun war er doch noch am Leben. Er hatte zwar keine wirkliche Vorstellung vom Leben nach dem Tod. Man konnte ohnehin nie wissen, was danach kam, aber eine Gefängniszelle im Fels, gesperrt durch Wurzelgeflecht, mochte wohl in keiner der Jenseitsvorstellungen irgendeiner Religion, die denkbar war, vorkommen. Er konnte sich nicht erklären, wie diese nahe Todeserfahrung und sein Erwachen an diesem Ort zusammenhingen, aber er war sich doch recht sicher, dass er sich den Händen des Telvanni befand. Ob er nun durch eine falsche Dosierung oder reinen Zufall oder den bewussten Willen des Hexers noch am Leben war, brauchte ihn nicht zu interessieren. Die viel interessantere Frage war, wie er hier wieder hinaus kam. Zu diesem Zweck machte er sich, als er sich wieder kräftig genug fühlte, daran mehr über sein Gefängnis in Erfahrung zu bringen. Tarrior trat an das Wurzelgitter heran und versuchte diesmal gezielt in die Zellen hinein zu spähen und zu erkennen, ob noch jemand und wer außer ihm hier gefangen gehalten wurde. Allerdings musste er feststellen, dass er durch die Position seiner Zelle nur einen guten Blick auf die Felsnische ihm direkt gegenüber hatte. Da die Aussparungen im Gestein, wie sein eigener Haftort bewies, durchaus etwas nach innen ragten, konnte er bei den anderen Zellen nicht sehen, ob sich jemand im hinteren Teil aufhielt. Einen Gefangenen hätte er nur gesehen, wenn er sich direkt am Gitter aufgehalten hätte. Ihm gegenüber saß aber offenbar kein Insasse ein. Er versuchte es mit Lauschen. Auch wenn eine gewisse Grabesstille in dem Komplex vorherrschte, machten die natürlichen Geräusche der Umgebung – das allgegenwärtige Knirschen des Fels', das Brodeln der Lava und das Ächzen heißen Wasserdampfes, der aus Rissen im Gestein austrat – es für den Dunmer unmöglich zu erhören, ob sich außer ihm noch jemand hier unten befand.
Nach einiger Zeit gab er die Versuche auf allein durch Hören oder Sehen zu ermessen, ob er allein war oder nicht. Etwas entmutigt ließ er die Hand lustlos auf die Wurzelstreben sinken und sank selbst direkt vor dem Gitter zu Boden. Eine Idee kam ihm. Das Wurzelwerk musste magisch durchdrungen sein, wenn es die Temperaturen hier unten aushielt ohne auch nur die geringsten Spuren von Verbrennungen zu zeigen. Allerdings mochten die Strukturen nachgeben, wenn er sie direkt Feuermagie aussetzte. Bisher war er zu schwach gewesen, generell fühlte er sich hinsichtlich seiner magischen Fähigkeiten geradezu ausgesaugt gefühlt, aber der Schlaf und das Essen hatten ihn wieder Kraft schöpfen lassen. Vielleicht würde sie ausreichen die Stäbe seines Gefängnisses herauszubrennen. Er erhob sich mit neuem Elan und legte seine Hände auf das Gitter. Er konzentrierte sich. Er spürte schon wie seine Handflächen warm wurden. In dem Moment, in dem er den Feuerzauber auf die Wurzeln loslassen wollte, fuhr ihm stattdessen ein brennender Schmerz durch den Kopf. Er schrie, von der Qual völlig überrumpelt, auf. Ebenfalls machte sich ein Brennen an seinen Handgelenken bemerkbar und der Kristall an der Decke seine Zelle leuchtete für einen Moment stark auf, um dann aber wieder schnell zu einem schwächeren Leuchten zurückzukehren. Er schlug die Ärmel seines langen Leinenhemdes, in das man ihn gekleidet hatte, hoch und entdeckte, dass er Fesseln trug. Sie waren aus einem, ihm unbekannten, stoffartigen Material gefertigt. Auch jetzt, wo er sie vor sich sah, spürte er sie kaum an den Gelenken. Das Gewebe hatte einen eigenen Glanz, was auf Magie schließen ließ. Auffällig war auch der kleine Edelstein, der in die Schelle eingelassen war. Er sah aus wie eine verkleinerte Version des Deckenkristalls. Die Handschelle verfügte über keinerlei Schloss und saß offenbar auch nicht unverrückbar fest. Er versuchte das Band abzustreifen, doch musste er feststellen, dass es sich in Richtung Hand immer mehr verengte und sich schließlich gar nicht mehr bewegen ließ. Eine magische Fessel offenbar, die ihm auch seine magische Fähigkeiten verwehrte. Tarrior richtete seine Aufmerksamkeit zum Kristall an der Decke und erinnerte sich an die Propylon-Kammer in Andasreth. Langsam begann er zu begreifen, warum er sich magisch so ausgelaugt fühlte. Offenbar blockierte das Armband nicht nur seine Zauber sondern absorbierte auch seine ganze magische Kraft. Behram hatte ihn damit ruhig gestellt. Seine Möglichkeiten zu handeln, waren damit begrenzt. Die Wurzeln würde er mit reiner Muskelkraft nicht aufbiegen können. An Flucht war also nicht zu denken.
Er ließ sich mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden plumpsen. „Erstaunlich. Andere brauchten länger für diese Einsicht“: vernahm er plötzlich eine rauchige Stimme. Reflexhaft drehte er den Kopf aber konnte natürlich niemanden entdecken. „Wer spricht da?“: fragte der Dunmer scharf. Ein kehliges Lachen erklang. „In der Zelle neben euch, Mer“: kam eine eher unbefriedigende Antwort. „Ich hatte schon erwartet, dass ihr nicht tot wart, als sie euch hier herunter brachten. Was sollte man sich auch die Mühe machen, einen toten Fleischsack die Windungen hinunterzutragen. Aber wichtig müsst ihr wohl schon sein, wenn er euch hier am tiefsten Punkt des Kerkers eine Zelle reserviert“: sprach die körperlose Stimme einfach ungefragt weiter. „Wenn ihr meint“: gab sich Tarrior redefaul. Ein Knurren war darauf die Reaktion. „Es kann sehr einsam hier unten werden. Die Wächter verirren sich nicht oft hier hernieder. Nur die Bemantelten kommen ab und an und bringen uns Essen und beseitigen dass, was unsere Körper davon übrig lassen. Wenn ihr nicht mit mir sprechen wollt, dann stellt euch darauf ein, sehr lange mit euren Gedanken allein zu sein“: gab ihm der Sprecher aus der Nachbarzelle zu bedenken. Tarrior seufzte. Er konnte im Zweifel hier Nichts und Niemandem trauen, aber möglicherweise konnte er so doch ein paar Informationen erhalten.
„Offenbar ist das Bedürfnis zu reden bei euch größer als bei mir. Aber wenn ihr unbedingt wollt, könnt ihr mir erzählen, wo wir uns hier überhaupt befinden“: schlug der Dunmer vor. Wieder erscholl das Lachen. Tarrior fiel auf, dass es eine gewisse unmenschliche, gar boshafte Note hatte. „Ich denke wir haben beide etwas davon, wenn wir uns unterhalten, ohne allgemein etwas von der Unterhaltung zu haben. Ihr müsst schon sehr verwirrt sein, wenn ihr nicht zumindest erahnen könnt, wo ihr euch befindet“: meinte der unbekannte Sprecher. „Ich wüsste nicht woher“: gab er sich unwissend. „Wenn ihr hier gelandet seid, habt ihr euch mit dem Hexenmeister angelegt und es gibt doch wohl nur einen sinnvollen Ort, wo ein Hexenmeister seine Gegner einkerkern würde. Oder wollt ihr mir ernsthaft weismachen, dass ihr keine Ahnung habt, wem ihr hier eure Haft zu verdanken habt“: klärte ihn sein Nachbar auf. „Wir befinden uns also in Tel Uvirith?“: fragte Tarrior, auch wenn er die Antwort schon erahnen konnte. Eigentlich hatte er ohnehin vermutet, dass Behram ihn in seiner Nähe behalten würde, um ihn besser kontrollieren zu können, aber man wusste ja auch nie, wo der Kerl nicht noch irgendwelche Verstecke haben mochte. „UNTER Tel Uvirith. Die Wurzeln dieses Pilzturmes reichen tief hinein in die Erde und auch in solche Kavernen wie diese. Perfekt um jemanden für alle Zeiten verschwinden zu lassen und natürlich auch, um ungestört Experimenten nachzugehen und die 'Ergebnisse' zu entsorgen“: klärte ihn der andere Häftling auf.
Tarrior stellte weitere Fragen über den Kerker, um sich ein Bild machen zu können. Offenbar saß sein Mitgefangener schon sehr lange hier unten fest und kannte sich daher recht gut aus. So brachte der Dunmer in Erfahrung das die Kristalle in den Zellen nicht nur dazu dienten die Gefangenen ihrer Magie zu berauben und so einen Ausbruch zu verhindern, sondern sie waren mit dem Wurzelsystem des Turms verbunden. Sozusagen nährte sich der Pilzturm auch von ihrer Magie und konnte deswegen weiter wachsen. Allerdings beschränkte Meradanz' Zauber das Wachstum hauptsächlich auf den Untergrund. Das Wurzelnetz reichte weit genug, um weitere Höhlen und Kammern entweder anzubinden oder selbst auszuheben. Außerdem war der Pilzturm wohl auch mit den anderen Pilzstrukturen in der Stadt vernetzt. Behram konnte also praktisch einen Großteil der umliegenden Stadt einfach von seinem Turm aus kontrollieren. Außerdem erfuhr der Hlaalu, dass auf den oberen Ebenen des Kerkers wohl nur niedere Gefangene untergebracht waren Verbrecher oder Leute, die entführt worden waren, um mit ihnen zu experimentieren, was der Hexer wohl auch gerne tat. Die unteren Ebenen und gerade die, auf der er sich befand, waren für gefährliche und wichtige Häftlinge reserviert. Hauptsächlich wohl mutierte oder magische Kreaturen wie Daedra. Diesem System nach musste er selbst wohl besonders wichtig sein und saß hier vermutlich mit reichlich gefährlichen Kreaturen ein, was wiederum sein Misstrauen gegenüber seinem Gesprächspartner wachsen ließ. Dieser berichtete zwar von den anderen Häftlingen hier unten, soweit er darüber etwas wusste, sparte sich selbst aber völlig aus. Die meisten Kammern waren wohl nicht belegt, aber in einer Zelle fristete wohl ein Ogrim sein Dasein in anderen zwei argonische Schamanen, die kaum mehr am Leben waren und in einem weiteren Käfig fand sich ein gebundener Lich, der wohl dereinst Herrscher eines Ayleid-Königreiches gewesen war. Die Stimme wusste auch noch von zwei Gestalten zu berichten, die man in die Zelle direkt neben der Wurzeltreppe gesperrt hatte, aber hatte sie nicht richtig sehen können und wusste eigentlich Nichts über sie.
Der Zellennachbar gab ihm auch noch ein paar Informationen über die seltsamen, schweigsamen Bemantelten, die sich um die Häftlinge kümmerte und die Wachen, die nur kamen, wenn jemand von Behram zum Verhör oder für die Experimente geholt wurde. Es gab Gerüchte darüber, dass der Kerkermeister bald ausgewechselt werden sollte gegen einen Spezialisten für Magie, der hinsichtlich der übernatürlichen Häftlingsklientel wohl auch besser geeignet war. Tarrior speicherte soviel ab, wie er konnte. Die Informationen selbst aber waren dann doch nicht so nützlich, wie er sich erhofft hatte. Die Zellen wurden praktisch nie wirklich geöffnet und wenn dann nur, um die Leute mit einer schwerbewaffneten Eskorte ihrem Schicksal entgegen zu führen. Und unter den Insassen gab es zwar einige starke Kreaturen, die man für einen Fluchtversuch hätte nutzen können, doch aufgrund der Deckenkristalle und der Sklavenbänder, die sie nicht abnehmen konnten, waren sie auch dafür nicht zu gebrauchen. Ihre Essenz floss unweigerlich dem Turm zu, dessen Wurzeln sie gefangen hielten. Schließlich jedoch stellte Tarrior dann noch eine Frage, die ihn schon länger beschäftigte: „Ihr meintet, dass wir beide von dem Gespräch profitieren würden. Ihr habt meine Neugier befriedigt, aber was habt ihr eigentlich von der ganzen Sache?“ Die Stimme schwieg. Tarrior gab es auf und legte sich ins Stroh. Auch wenn er nicht wollte, war sein Körper doch noch recht kraftlos, auch wenn es sich langsam besserte. Er einige Zeit später, als der Hlaalu schon nicht mehr damit gerechnet hatte, kam dann doch noch eine Antwort von Nebenan: „Beantwortet mir zunächst eine Frage, dann will ich euch auf eure antworten.“ Der Ton war fordernd. Sein Nachbar wollte offenbar unbedingt eine Antwort haben, ansonsten würde er wohl das Gespräch beenden. „Und die da wäre?“: fragte Tarrior lustlos. „Ihr habt mich viel gefragt und ich habe euch viel erzählt, doch möchte ich nicht wissen wer ihr seid, sondern nur, weshalb ihr hier seid“: verlangte die Stimme und der Dunmer kratzte sich nachdenklich am Kinn.
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Drachentöter
Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer
[Dreveni]
Während Dreveni schlief, vermischten sich in ihren Träumen das Gesicht des Dunmers aus der Festung mit dem des Assassinen der Morag Tong und mit dem Feryns. Schließlich schälte sich aus dieser Mischung das Gesicht des Heilers, das im Gegensatz zu der sonstigen Gutmütigkeit etwas verschlagenes hatte, was ihm gleichzeitig einen gewissen fiesen Charme verlieh. Sie hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass sie ihm etwas sagen mußte, wußte aber weder was, noch wem von diesen dreien. Schließlich ließ sie ein entferntes Geräusch aus dem ohnehin nur leichten Schlaf aufschrecken. Noch unfähig, das Geräusch richtig einordnen zu können, setzte sie sich mit einem Ruck auf und sah sich nach Tirian um.
[Tirian]
Der Heiler bemerkte die Bewegung am Rande seines Sichtfeldes. Er wandte sich halb zur erwachten Dreveni um und hielt den Finger vor die Lippen, um ihr zu bedeuten, ruhig zu sein. Dann deutete er in die Ferne. Lichtblitze zuckten dort. Knalle von feurigen Explosionen hallten über die Ebene. Es gab dort einen Kampf. Tirian hatte das Entstehen des Gefechts bereits beobachtet. Da es sich nur in einiger Entfernung abspielte und sie nicht in konkreternGefahr und auch nicht in der Gefahr entdeckt zu werden waren, wollte er die Dunmer nickt wecken. Sie hatte den Tag viel mitgemacht, auch seinetwegen uns sollte sich ausruhen. "Ich glaube es sind Ilucarias Leute. Sie suchen uns wohl. Allem Anschein aber nach sind sie auf Daedra gestoßen. Es ist noch etwas Zeit bis zum Morgengrauen. Tirian musste in diesem Moment gähnen. Er wollte es nicht aussprechen, aber er wäre froh, wenn Dreveni für die restliche Nacht die Wache übernehmen würde, damit er sich auch noch etwas ausruhen konnte. So aber schaute er sie nur noch einen Moment länger an und richtete seine Augen wieder auf das Gefecht in der Ferne.
[Dreveni]
Als sie endlich Tirian erblickte, war ihr auch aufgefallen, dass es immer noch dunkel war. Sie folgte seinem Fingerzeig mit den Augen, und sah nun ebenfalls was dort in der Ebene los war. "Verdammtes kleines Miststück. Begegne du mir nur alleine...", murmelte sie noch leicht schlaftrunken. Dann sah sie in das müde Gesicht des Heilers, das Gähnen hätte es zur verdeutlichung gar nicht mehr bedurft.
"Jetzt wo ich wach bin, könnt ihr den Rest der Nacht schlafen, wenn ihr wollt.", sagte sie nun schon etwas deutlicher, wenn auch immer noch leise, während sie sein Gesicht studierte. In dem aufblitzenden Lichtschein des Gefechts war eine gewisse Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen. Ähnlichkeit mit wem? Andererseits konnte das auch einfach der Tatsache geschuldet sein, dass sie noch nicht richtig wach war, und so wandte sie den Blick schnell wieder ab, bevor Tirian merkte, wie sie ihn anstarrte.
[Tirian]
Der Heiler war der Dunmer sehr dankbar. Er fühlte sich ausgesprochen müde. Angestrengt in die Dunkelheit zu starren und sonst nichts zu tun, zehrten doch mehr an Konzentration und Kräften als man gemeinhin vermuten würden. "Nach dieser Schlacht bei Tel Vos vor ein oder zwei Wochen treiben sich viele Daedra in den Ebenen umher. In der Nacht sind lautstarke Suchmannschaften ein gefundenes Fressen für diese Dämonen. Wenn Illucaria nicht aufpasst, schickt sie all ihre Männer in den Tod": meinte Tirian. "Wir brauchen uns so aber erstmal keine Sorgen zu machen". war er sich sicher. Die Daedra wären abgelenkt und die Söldner hätten genug damit zu tun sich ihnen erwehren. Allerdings glaubte er auch, dass die Altmer ihre Drohung wahrmachen und sie selbst unter enormen persönlichen Kosten hetzen würde, wenn es sein musste. Die Zeit die Weidenländer zu verlassen war lang gekommen, wenn nicht wegen Tarrior, dann hatten sie jetzt endgültig allen Grund dazu. Die Molag Amur selbst mochte ein gefährlicher Ort sein und Mora Uvirith geradezu die Höhle des Löwen, aber das war ein Ort, an den die Altmer ihnen nicht folgen würde.
Er fühlte sich jetzt schon schuldig, dass er Dreveni da mit hineingezogen hatte. Als würde es nicht reichen, dass sie den Hexenmeister der Telvanni gegen sich aufbringen würde, wenn sie seinen Vater aus dessen Kerker entführten, sondern jetzt war hinter ihnen auch noch eine blutrünstige Söldnerin her. Tirian hoffte darauf, dass der Einfluss Tarriors, wenn er denn erst einmal wieder ein Freiheit wäre, dafür sorgen würde, dass die Assassine in Sicherheit zum Festland zurückkehren konnte. "Weckt mich am morgen. Wir sollten früh aufbrechen. Beim Wachbleiben hilft es übrigens den wilden Dochtweizen hier zu kauen. Das steigert auch etwas die Konzentration": gab er ihr noch einen Rat und legte sich dann ein paar Schritte entfernt ins Gras und schlief schon sehr bald ein.
[Dreveni]
Dreveni hörte dem Heiler mit ausdruckslosem Gesicht zu. Illucaria machte ihr nicht soviele Sorgen, wie diese offenslichtlich Tirian machte. Immerhin waren sie jetzt aus der Festung heraus, und hier im offenen Land oder auch in eine der Städte würde sie schon eine gute Chance gegen die Söldnerin haben.
Dochtweizen., dachte sich Dreveni. So weit würde es noch kommen, dass sie auf irgendwelchem Grünzeug herumkaute, nur um wach zu bleiben. Mit einem Schaudern erinnerte sie sich an das Zeug, was ihr Tirian gegeben hatte, als sie die Gruppe Aschländer verteidigt hatten. Weit mehr Sorgen als einzuschlafen oder das Illucaria auftachte machte ihr momentan mehr die Rückkehr nach Cyrodiil, oder vielmehr dem, was danach kam. Was sollte sie Mordan bloß erzählen? Was wußte er überhaupt über das, was sie hier trieb? Mordan hatte seine Augen und Ohren überall, dachte sie schuldbewußt. Sie hatte sich schon wieder weit über den professionellen Einsatz hinaus engagiert, wurde ihr bewußt als sie das friedliche Gesicht des schlafenden Heilers betrachtete.
Dumpf brütend starrte sie weiter in die Dunkelheit und wartete, dass es dämmern würde.
Nach einer Weile zeigte sich am Horizont der erste silberen Streifen Licht des neuen Tages, und während sie überlegte, ob sie Tirian schon wecken sollte, hörte sie das ein leises Gackern. Sie blieb ganz still sitzen, auch wenn es ilusorisch war zu glauben, dass ihr das helfen würde. Was immer dort herumlief, mußte sie schon bemerkt haben. Tatsächlich kam das Geräusch näher, und jetzt konnte sie es auch identifizieren.
Skampe.
Mit einem Satz war sie bei Tirian und schüttelte ihn heftig, während sie ihr Schwert zog. "Aufwachen, wir haben Gesellschaft!"
[Tirian]
Es gab deutlich angenehmere Wege um geweckt zu werden. Ein heftiges Schütteln gefolgt von einem nicht sehr freundlichen "Aufwachen, wir haben Gesellschaft" war nach dem viel zu kurzen Schlaf nicht gerade eine feine morgendliche Begrüßung. Der Heiler war dennoch hellwach. Er rechnete mit Illucarias Schergen, doch wurde er durch den Geruch und die tierischen Laute schnell eines besseren belehrt. "Daedra!": schoss es ihm durch den Kopf. Er schlug die Augen auf, sah noch wie Dreveni vor ihm kniete und ihn schüttelte, da erreichten sie auch schon ein paar Skampe von hinten. Er hob die Hand direkt an Dreveni vorbei und ließ einen Zauber los, der dem ersten Angreifer ins Gesicht schlug. Er hatte die Energie noch genau dosieren können und war nun überrascht, dass sich die Energie des Blitzes in sichtbaren Entladungen am Hinterkopf des widerwüchsigen Dämons wieder manifestiere, in dem sie sich in den Boden ableitete. Das Biest war tot, die Augen aufgeplatzt wie Mais bei zu großer Hitze. Die kurze Zeit nutzten er und die Assassine um wieder auf die Beine zu kommen und nun ihre Waffen gegen die Feinde in Stellung zu bringen.
Ein schneller Blick und der Heiler konnte die Zahl ihrer Gegner auf drei Weitere einschätzen. Zum Glück war es nur eine kleine Gruppe. In stillem Einverständnis teilten sich die beiden nach links und nach rechts auf und nahmen sich jeder eine der stinkenden Kreaturen vor. Der Schlaf war zwar kurz, da aber ohne Träume, ausreichend erholsam gewesen. In den Augen seines Gegenübers flackerte zwar eine gewisse boshafte Intelligenz, aber die vermochte ihm nicht mehr zu helfen, als das Geschöpf Oblivions auf einen Ausfallschritt und einen angetäuschten Hieb von schräg links unten reagierte. Der Schlag war kaum mit Ernst zu nehmendem Schwung geführt, sodass er die Waffe kaum mit Mühe in der Luft abbremsen und stattdessen von schräg rechts oben herabsausen lassen konnte, um sie dem Vieh direkt in den Schädel zu treiben. Tödlich getroffen sank es zu Boden. Tirian wandte sich im gleichen Moment seiner Gefährtin zu, die ihrerseits ihren Skamp erledigt hatte, aber nun von dem Dritten bedrängt wurde. Er zögerte nicht lange. Es wurde Zeit das Biest selbst von zwei Seiten anzugehen.
[Dreveni]
Die Skampe waren heran, kaum hatte Tirian die Augen aufgeschlagen. Dreveni schloss gleich darauf die ihren geblendet, als ein greller Blitz an ihr vorbeifuhr und direkt einen der stinkenden Kreaturen außer Gefecht setzte. Tirian, du hast wirklich deinen Beruf verfehlt., dachte sich die Assassine anerkennend, als sie mit Schwung wieder auf die Beine kam und mit einem schnellen Hieb nach dem nächsten Skamp schlug. Die Klinge streifte das Monster nur, das mit einem empörten Quieken zur Seite sprang, nur um gleich darauf erneut anzugreifen. Tirian war derweil ebenfalls beschäftigt, wo sich er dritte und letzte Skamp aufhielt, konnte sie bedauerlicherweise gerade nicht sehen. Nun gut, wenn er von hinten kommt, werde ich es schon merken., dachte sie grimmig.
Als der Skamp auf sie zuwankte, hielt sie das Schwert mit dem Griff seitlich neben ihrem Körper, und stieß nun die Klinge blitzschnell nach vorn, den Schwung des Monsters ausnutzend und durchbohrte es so. Röchelnd fiel er zu Boden, als sie das Schwert wieder aus seinem Leib gezogen hatte, und einer bösen Ahnung folgend, drehte sie sich um. Keine Sekunde zu spät, denn gerade streifte sie die Klaue des letzten verbleibenden Skamps an der Schulter, die vor nicht allzu langer Zeit Bekanntschaft mit den Schockzaubern des Heilers gemacht hatte. Reichlich ungezielt hieb sie mit dem Schwert nach ihm, und anstatt auszuweichen, griff das dumme Vieh mitten in die scharfe Klinge und hielt sie fest. Dass dabei Blut aus seinen Klauen lief als Dreveni an der Waffe ruckte, schien ihn nicht zu kümmern. "Lass los du dummes Mistvieh.", keuchte sie und trat der Kreatur mit Schwung in den Bauch. Als auch das nichts half, löste sie die linke Hand von dem Schwertgriff und schleuderte einen Schockzauber auf den Skamp, was ihn immerhin dazu überredete, endlich die Klinge loszulassen, ihn aber nicht getötet hatte.
[Tirian]
Der Heiler erkannte, dass der Skamp nur Augen für die Assassine hatte. Eine perfekte Gelegenheit, um das Biest möglichst ohne Anstrengung zu erledigen. Er packte das Schwert fest an, ging leicht geduckt zu den Kämpfenden hinüber und holte aus, als er nah genug war. Er zielte auf die Kniekehlen des Dämons und mit einem kräftigen Hieb ließ er die Klinge direkt durch Fleisch und Muskeln fahren. Der Daedra klappte mit einem Kreischen zusammen. Der Schrei erstarb als Dreveni schließlich ausholte und mit ihrer Schneide durch die Gurgel ihres Gegners fuhr. Tirian atmete durch und steckte das Schwert weg. Sein Blick glitt Richtung Himmel. Die Dämmerung hatte eingesetzt. Es wurde Zeit aufzubrechen und die Weidenländer endgültig hinter sich zu lassen. "Seid ihr verletzt?": fragte er. Später würden sie keine Zeit haben, die Wunden zu versorgen. Er wollte am besten ohne weitere Pausen bis zwischen die Felsklippen kommen. "Wir sollten machen, dass wir von hier verschwinden. Vielleicht sind noch mehr Daedra in der Nähe und Illucarias Männer könnten noch in der Gegend sein. Wir müssen nach Süden zum Pass und halten uns dann Richtung Osten hin zum Meer. Wir sollten von der Amur kaum mehr weit entfernt sein": meinte Tirian und suchte ihre Sachen beisammen. Er entdeckte im Gras liegend die Reste der Statuette. Sie war aus rotem und schwarzem Gestein gemacht. Etwas das er so am vergangenen Abend ohne Licht nicht hatte feststellen können. Dennoch kam ihm weder die Form noch die Verarbeitung irgendwie bekannt vor. Er hob sie hoch, dachte noch einmal darüber nach, ob er so etwas schon einmal zuvor gesehen hatte und zuckte dann mit den Schultern. Er holte weit aus und warf das Ding weg. Was auch immer es war, es kümmerte ihn nicht länger.
[Dreveni]
Dreveni befühlte die Schulter, die der Skamp gestreift hatte. Es tat nicht sonderlich weh, und an ihren Fingern war darüber hinaus kein Blut. "Nein, nicht verletzt, nur eine Schramme.", antwortete sie und suchte ebenfalls ihre Sachen zusammen, während sie Tirian weiter zuhörte. Gleichgültig beobachtete sie, wie der Heiler die augenlose Steinfigur in hohem Bogen weg warf, dann lud sie ihre Sachen auf den Skamp und sagte: "Lasst uns aufbrechen."
Ohne noch einen Blick zurück zur Festung zu werfen, setzten die beiden ihren Weg fort.
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Mythos
Molag Amur, Tel Uvirith, Kerker
Tarrior hatte kurz nachgedacht. Er hätte sagen können, dass ihn das Schicksal von Vvardenfell besonders am Herzen lag und das Behram so etwas einfach nicht machen durfte. Das der Hexer ein Verbrecher war, den man zur Strecke bringen musste, aber Tarrior war das völlig alles egal. Der Grund warum er hinter dem Telvanni inzwischen her war, war nichts weiter als die nackte, kalte und vor allem süße Rache. Vieles hatte er dem Hlaalu mit der Erpressung aufgebürdet. Nicht nur, dass er ihn praktisch weiterhin mit einer Absicherung erpressen konnte, sondern auch das, was davor gewesen war, konnte und wollte er nicht vergessen und schon gar nicht vergeben. Tarrior war nie sonderlich nachsichtig gewesen und Meradanz hatte nun wirklich alles getan, um zu sterben. Zunächst hatte er vorgehabt Beweise gegen ihn sicherzustellen, aber die Möglichkeit war ihm mit dem Tod von Jonicus abhanden gekommen. Trotz der ungleichen Macht – als Magierfürst verfügte Meradanz über deutlich mehr Einfluss und Ressourcen als er – würde er ihn umbringen. Er würde ihn zerstören!
„Er hat mir Übles angetan. Ich will Rache und das um jeden Preis. Der Tod wäre zunächst noch zu gnädig. Er muss völlig zerstört werden“: geiferte Tarrior, dessen eigene Gedanken ihn in Rage versetzt hatten. Aus der Nachbarzelle dröhnte ein Lachen. „Ungewöhnlich. Ist ein Tod denn nicht ausreichend“: schloss sich daran eine Frage an. „Offenbar hattet ihr noch nie Gelegenheit mit Ordinatoren Bekanntschaft zu machen. Gibt es Hinweise für schlimme Ketzerei können sie unglaublich kreativ sein, was das Brechen einer Person angeht. Ich denke sie stehen da den Daedra in nichts nach“: kommentierte der Dunmer dies. Der Zellennachbar ließ sich wieder zu einem Lachen in unmenschlichem Ton hinreißen. „Das bezweifle ich“: meinte er, ließ aber offen, worauf er sich genau bezog. „Einen Hinweis sagt ihr…“: fuhr er deutlich ernster fort: „Für euch ist aber wohl hier ohnehin das Ende erreicht. Ihr seid seiner Ungnade ausgeliefert.“ Tarrior, der sich gerade etwas beruhigt hatte, wurde erneut wütend. Dass man ihn auf das offensichtliche hinwies, war nicht sonderlich hilfreich, vor allem wenn der Hinweis darin bestand, ihm noch einmal vor Augen zu führen, dass ihn dieser verfluchte Hexer in der Hand hatte. „ich werde hier herauskommen. Verlasst euch darauf. Diese Wände werden mich nicht halten!“: versicherte er trotzig und tat es auch, um sich selbst zu beruhigen, denn im Moment sah alles danach aus, als wäre die Sache wirklich verloren für ihn. Sein Zellennachbar brummte. „Hm. Ihr scheint…“: sprach er, doch da tönten Schritte auf dem Holz der Wurzeln. Der Schall wurde mehrfach im Schacht gebrochen, zurückgeworfen und drangen nach unten. Leute waren offenbar auf dem Weg. Da sich die Schritte immer näher kamen, schien er Ziel der Grund des Schachtes zu sein. Tarrior trat ans Gitter um besser sehen zu können. Die Wesen, die er von seiner Zelle aus sehen konnte, drängten sich in ihrem eigenen Gefängnis so weit vom Gitter weg wie möglich an die hintere Wand heran. Offenbar sollte jemand zum Verhör geholt werden.
Zuerst sah Tarrior drei Paar Stiefel auf der Treppe. Da er das bronzen-goldene Metall bereits kannte, war er auch nicht überrascht, als sich schließlich noch die Beinschienen und die massiven Plattenpanzer in sein Gesichtsfeld schoben. Überrascht war er eher, dass die Drei, die den Wandelgang heruntertraten nicht auch noch die eckigen Dwemer-Helme sondern stattdessen die für Telvanni-Wachen üblichen Kopffüßerhelme trugen, die im Endeffekt das Gesicht aber genauso verbargen. Tarrior fand den Effekt, den die Rüstung auslöste sehr erstaunlich. Die Massivität des Rüstzeuges löschte absolut jede Kontur des Körpers darin aus und auch die Vollhelme nahmen sämtliche Individualität. Man konnte den Eindruck gewinnen, es wären keine Lebewesen, die dort von der Treppe stiegen und auf ihn zukamen, sondern tatsächlich nur Maschinen, Animunculi, wie sie der Telvanni schätze und auch einsetzte, wie er wusste. Einzig und allein gewisse Eigenheiten und Abweichungen im Gang zeigten, dass es doch Individuen waren, die sich dort unter den Schichten von Metall verbargen. Schließlich blieben die Drei vor seiner Zelle stehen. „Zurück!“: bellte eine Stimme, die Dumpf unter dem Helm hervordrang. Er ließ es nicht drauf ankommen und trat einen Schritt zurück. Der Wächter, der links stand, zog einen seltsam gekrümmten metallenen Gegenstand von seinem Gürtel. Er hatte eine Form, die etwas an einen Tentakel erinnerte, der sich krümmte und an dessen Spitze ein oranger Edelstein angebracht war. Das rötliche Licht der Magma-Grube schimmerte auf daedrischen Schriftzeichen, die in die Oberfläche geritzt waren. Er hielt den Gegenstand gegen das Gitter. Der Edelstein begann zu leuchten und Tarrior staunte nicht schlecht, als sich die organischen Stangen des Gitters plötzlich zur Seite wölbten und einen Durchgang freimachten. Bevor er noch etwas tun konnte, traten die beiden anderen Wachen hervor und packten ihn mit ihren behandschuhten Händen grob an und zogen ihn unsanft aus der Zelle.
„Der Meister will euch sehen“: war die einzige dumpfe Erklärung, die er bekam und halb ziehend, halb stoßend, obwohl das gar nicht nötig war – offenbar waren die Wärter von den Daedra mehr Widerstand gewohnt – zogen sie ihn Richtung Treppe. Sie stoppten, als noch eine Person heruntergekommen war. Tarrior erkannte den jungen Betronen sofort. Das Gesicht dieses Wiesels hatte sich bei ihm eingebrannt. Das war wohl auch kein Wunder, wenn man dachte, dass man stirbt. „Aytor“: knirschte er. Er unterdrückte den Impuls sich nach vorne zu werfen und sich losreißen zu wollen, um dem Schüler Meradanz‘ an die Kehle zu gehen. Es war sinnlos und diese Blöße wollte er sich nicht geben, auch wenn ihn das leichte Lächeln doch geradezu dazu herausforderte. „Zurück von den Toten?“: fragte der junge Bretone. „Meister Meradanz erwartet euch. Wir bringen euch jetzt zu ihm“: erklärte der Novize noch einmal das Offensichtliche. Tarrior wandte den Blick gezielt ab. Augenkontakt erfordert Respekt, dem er dem Bretonen absolut nicht entgegenbrachte. Da sah er etwas in der Zelle, neben der er jetzt stand. Es dauerte einen langen Moment, bis er die langen, nunmehr zerschlissenen und dreckigen grauen Mäntel erkannte und wusste wer dort in der kleinen Nische zu zweit aneinander in einer Ecke kauerte. Aytor folgte seinem überraschten Blick. Sein Lächeln verschwand. „Sie haben ihre Schuldigkeit getan. Sie sind nutzlos geworden. Der Meister hat vielleicht noch Bedarf für einige Experimente an ihnen und dann werden wir sie entsorgen“: sagte er ernst nur um denn wieder zu lächeln: „Ihr müsst also keine Angst haben, dass wir sie noch einmal auf euch ansetzen.“
Sie begannen den Aufstieg. Unterwegs überlegte Tarrior, wie groß seine Chancen stünden allein aus den Verliesen und dem Turm entkommen zu können, würde er seine Bewacher mit ein paar gezielten Feuerstößen von der, ohne mit Brüstung versehenen, Wurzel herunter in die Lava zu stoßen. Sollte seine Flucht nicht bemerkt werden, standen seine Chancen, so das Kalkül seiner Überlegungen, nicht einmal so schlecht. Allerdings waren diese Gedanken müßig. Er spürte nach wie vor eine Schwäche, was seine magischen Kraftreserven anging und die Verantwortlichen saßen immer noch an seinen Handgelenken. So ließ er sich in einer nach oben hin breiter werdenden Spirale entlang der Schachtwand hinaufführen und passierte dabei einige der höheren Haftebenen in denen immer weniger Daedra dafür immer mehr normale Gefangene wie Menschen, Elfen oder Kajhiit saßen. Es gab praktisch keine Wachen. Als sie dem oberen Rand endlich so nahegekommen waren, dass er ihn und die aus Wurzelauswüchsen bestehende Brüstung darum gut erkennen konnte, wurde der Weg vor ihnen von einem Konstrukt aus mehreren, beulenartig aus der Wand wachsenden Pilzen blockiert, die so hintereinanderlagen, dass man eine Raume denken konnte. Es gab eine große Runde Tür, die nach außen aufschwang und Zutritt gewährte. War man unachtsam und stand zu dicht daran, hätte es durchaus passieren können, dass man von ihr von dem Wurzelweg gewischt wurde. Was zu Tarriors Ungemach mit seinen Wärtern leider nicht passierte. Die Räumlichkeiten im Innern der Pilze zeichneten sie als Wachstube aus. Ein Ein Stuhl hinter einem langen Thresen. Ein Regal mit Papieren und ein Waffenständer bildeten den Teil des Raumes in dem wohl der diensthabende Wächter arbeitete. In einem durch Holzstangen abgegrenzten Bereich hingen säuberlich aufgereiht Fesseln verschiedener Machart, auch welche in der Art von denen, die Tarrior trug, an der Wand. Einer der Gerüsteten, die ihn hier hinaufgetragen hatten, nämlich jener mit dem seltsamen Metallgegenstand verließ hier auch die Gruppe und nahm den Platz hinter dem Thresen ein. „Serjo Brasselin, wann kann ich endlich mit dem neuen Kerkermeister rechnen? Er muss noch eingewiesen werden, bevor ich den Dienst quittiere“: fragte der Mann, der jetzt seinen Helm abnahm und ein altes und zerfurchtes dunmerisches Gesicht ebenso enthüllte wie einen ergrauten Spitzbart.
„Meister Meradanz wird es euch wissen lassen, sobald es soweit ist“: antwortete Aytor ihm knapp aber nicht unfreundlich und die beiden Wächter zogen ihn, in dem sie dem Bretonen folgten, weiter. Er drehte sich um sah, wie der Kerkermeister mit dem Gegenstand dafür sorgte, dass ein dichtes Geflecht von Wurzeln sich vor der Rundtür schloss. Tarrior hörte ein leises Summen und schaute an die Decke. Auch hier waren Kristalle eingelassen, die deutlich heller leuchteten und auch Licht spendeten, aber er machte sich keine Illusion, dass auch dies eine magische Fesselungsanlage war. Bei den ganzen Kreaturen, die Behram dort unten einschloss, konnte er sogar die Vorsicht des Hexers verstehen. So auch die Wachen, die sie erwarteten, als sie das Konstrukt durch eine weitere Rundtür am anderen Ende verlassen hatten und die letzte Stiege zum Rand der Grube hinauf schafften. Mehrere schwer gerüstete Wächter und zwei Zenturio-Sphären flankierten den Durchgang zur Brüstung. Tarrior schaute zurück der Kerker war wirklich eine große, fast kreisrunde, sehr tiefe Grube. Selbst von hier oben waren die Lava und die spitzen Felszacken noch sehr gut zu erkennen. Nur von den Zellen war von hier aus kaum mehr etwas zu sehen. Hier oberhalb befand er sich in einer großen Höhle. Die Decke wölbte sich weit über ihm und mehrere auf dünne Felsnadeln gestützte Steinbahnen durchzogen den Raum. Daran schlängelten sich auch die dicken Wurzelstrünke des Pilzes entlang, bevor sie sich dann im Fels darüber verloren. An manchen waren Laternen angebracht. Im hinteren Teil sah er weitere kleine Durchgänge. Dem Geruch nach zu urteilen wurden dort wohl die Exkremente entsorgt und zugleich wohl auch in einer anderen Höhle auch das Essen für die Gefangenen zubereitet. Er konnte auch die gebückt laufenden, bemantelten Gestalten erkennen, die ihm sein Zellennachbar beschrieben hatte. Seine Aufmerksamkeit wurde jedoch zwangsweise auf einen großen Durchgang gegenüber der Brüstung gelenkt. Offenbar hielt Meradanz nicht soviel von Innenausbau oder Dekoration in diesen Höhlen. Der Durchgang wurde nämlich von einem Stollenwerk, ähnlich dem in einer Mine, gebildet. Hierauf hielten seine Wächter zusammen mit ihm zu.
Sie durchquerten auf ihrem Weg weitere Höhlen, Stollen und kamen auch an gemauerten Räumen vorbei, in die er beim Vorgehen kurz hineinsehen und alchemistische Ausrüstung und andere nicht identifizierbare Anlagen entdecken konnte. Schließlich standen sie in einem niedrigen Stollen vor einer riesigen den Durchgang völlig ausfüllenden, mit Intarsien geschmückten Rundtür. Aytor öffnete sie und sie traten in einen nunmehr hölzernen Gang. Tarrior kannte die Architektur aus den Beschreibungen anderer Hlaalu. Sie befanden sich nun im Inneren des Pilzturms. Sämtliche Wände waren Teil des großen Pilzes. Sah man von den Türen ab, befanden sie sich nun im Inneren eines geschlossenen Organismus‘. Entsprechend war die hölzerne Optik zu erklären, die einen hier wohl ständig umgab. Sie durchquerten einen mittelgroßen Raum auf der gleichen Ebene in dem jedoch eine große Zahl großer Kristalle in Einbuchtungen aufgestellt war. Umgeben war jeder Kristall von eigen Säulen, die wohl den oberen Teil des Turmes stützten. Die Wurzeln des Turmes, die direkt auf die Kristalle hinliefen, waren zahlreich und dick und schienen regelrecht zu pulsieren. Eine weitere Formation von Kristallen an einer hinteren Wand erregte sein Aufsehen. Offenbar war dieser Bereich der Kammer wesentlich jünger. Im Gegensatz zu den anderen Kristallen liefen hier auch die Wurzeln nicht direkt darauf zu, sondern schienen von dort aus hinweg zu laufen. Besonders auffällig waren in der Formation aus unterschiedlich großen Kristallen drei Säulen aus ineinander geflochtenen Wurzeln an deren Spitzen Schalen eingelassen waren. Ein Leuchten drang daraus hervor. Tarrior konnte auf die Entfernung natürlich nicht erkennen, was sich daran befand und das Licht ausstrahlte. Er hatte auch keine Zeit sich eingehender damit zu befassen, denn Aytor und die Wächter zogen ihn weiter, mehrere Rampen hinauf. Sie schienen sich weiter an die Oberfläche zu bewegen und kamen schließlich aus einem Seitengang heraus, der in eine große Eingangshalle mündete. Wie zuvor im Kristallraum gab es auch hier Wächter und Animunculi. Etliche Kristalle und Öllampen spendeten warmes Licht und enthüllten Wandteppicche und direkt aus den Wänden gewachsene Regale auf denen Schalen, Statuetten und andere feingearbeitete Güter ausgestellt waren. Gehalten von einigen Wurzeln prangte an der Hauptwand gegenüber der Eingangstür, die so nah aber für Tarrior so unglaublich fern war, ein großes braun-gelbes Banner mit einem Skarabäusemblem. Darunter stand eine kleinere Nachbildung einer Dwemerstatue, die in heroischer Pose einen Speer erhob.
Er spürte im nächsten Moment Aytors Hand auf seiner Schulter und plötzlich spürte er den Boden unter den Füßen nicht mehr. Er schaute nach unten und musste mit leichten Entsetzen feststellen, dass er in der Luft schwebte. Er schaute in das Gesicht des Bretonen, wo er wieder ein hämisches Grinsen fand. Er wagte es trotz der Nähe nicht, ihm eine mit der blanken Faust zu verpassen. Da sie schnell höher schwebten und bereits recht weit über dem Boden waren, wollte er lieber nicht riskieren, dass Meradanz‘ Schüler seine Konzentration verlor, die sie in der Luft hielt. Er richtete seinen Blick nach oben und sah über sich ein Geflecht aus mehreren sich verzweigenden Tunneln und erkannte auch mehrere verschiedene Räume, die von dem Hauptschacht offen abzweigten. Sie flogen so schnell in die Höhe, dass er sich kaum darauf konzentrieren konnte. Schließlich wurde der Bretone langsamer und sie setzen an einem organischen Bogen auf. Tarrior stolperte schnell einige Schritte in den Raum, um sich von der Kanten schnellstmöglich zu entfernen. Aytor war jedoch schnell bei ihm und pfeifend rollte eine Zenturio-Sphäre von der Seite heran. Es schien so, als hätte Behram etliche Dwemer-Ruinen geplündert, um sich seine Dienerschaft zusammenzustellen. Als er sich seiner Umgebung deutlicher bewusst wurde, ahnte er erst, wie richtig er wohl lag.
Offenbar durchquerten sie hier eine Art Sammlung. In Vitrinen und Regalen standen optisch schön aufgereiht Dwemer-Antiquitäten. Viele erkannte er nur der Machart nach. Denn neben den üblichen Schüsseln oder Kelchen, die er kannte, fanden sich hier auch Gerätschaften, die er überhaupt nicht zuordnen konnte. Der Mann war offenbar besessen von der alten Rasse. „Krankhaft besessen“: wie Tarrior seinen Gedanken noch einmal ergänzte. Schließlich stiegen sie einen kurze Wendeltreppe nach oben und kamen in eine kreisrunde Kammer. Auch hier standen Vitrinen aber viel mehr Regale mit Büchern, ein geräumiger Sekretär. Sein Blick wurde von einem größeren Ausstellungspodest gefesselt. Dort lagen neben zwei dicken, alten Büchern und einem kleineren im roten Einband ein Artefakt das er nur zu gut kannte. Da Aytor ihn inzwischen losgelassen hatte, trat er wie in Trance näher. Er trat nah heran und betrachtete ausgiebig den in roten Samt eingebetteten, silbernen Kriegshammer. „Vholendrung. Dank euch ist er endlich da, wo er hingehört“: erklang von rechts eine Stimme, die in seinem Gedächtnis brannte, seit er sie in Balmora zuletzt gehört hatte. Er richtete sich langsam auf und wandte seinen Blick in die Richtung, aus der man zu ihm gesprochen hatte. In einem hölzernen Sessel im kaiserlichen Stil, der mit einem roten Tuch ausgelegt war, sah er ihn sitzen. Das erste Mal seit ihrem Treffen in Balmora vor, wie Tarrior es vorkam, einer halben Ewigkeit. „Willkommen, Serjo Gildres“: begrüßte ihn der dort sitzende Dunmer in einer roten Robe mit goldenen Stickereien. „Setzt euch doch“: bat Behram Meradanz.
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