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Drachentöter
Weidenländer, Falensarano, Kammer
„Ihr solltet mich das nachher machen lassen, sobald ich etwas ausgeruhter bin. Es könnte passieren, dass ihr euch damit ein paar formschöne Narben zufügt“, hörte sie den Heiler sagen, als er auf dem Weg in den Waschzuber war. "Die werden in bester Gesellschaft sein", antwortete sie nur geistesabwesend, und spielte damit auf die zwei nahezu symmetrischen Narben an, die sich an der Außenseite ihrer Arme von den Schultern bis über die Ellenbogen den Unterarm entlang zogen. Ein Andenken aus der Dwemer-Ruine, dass man wohl noch eine ganze Weile sehen würde. Es wurde langsam wirklich Zeit für ein paar Armschienen, überlegte sie, während sie sich dem letzten Knochensplitter zuwandte, nicht ohne immer mal wieder mit einem Auge zu dem Wandschirm zu schielen, hinter dem sich Tirians Silhouette abzeichnete. Schließlich meinte sie, alle erwischt zu haben und widmete sich ihren Haaren, wozu sie einen fein gearbeiteten Kamm aus Horn zwischen ihrem Gepäck heraussuchte. Die Strähnen, die sich aus ihrem Haarknoten gelöst hatten, waren ziemlich verstrubbelt, aber nach einer Weile hatte sie es schließlich geschafft, sich zu kämmen. Sie zog die restlichen Haarnadeln aus ihrer Frisur und als Tirian wieder hinter dem Wandschirm hervorkam, legte sie gerade den Kamm wieder weg.
Sein kritischer Blick vorhin war ihr nicht entgangen, und nachdem sie keine Lust auf einen Knochensplitter im Fuß hatte, stand sie auf - nicht ganz so geschmeidig wie sonst, aber immer noch in einer fließenden Bewegung, bei der sie innerlich stöhnte ob ihrer schmerzenden Rippen - und hob den Splitter demonstrativ auf und legte ihn zu den anderen auf das Tischchen neben ihrem Bett. Danach sah sie wieder nach ihre Begleiter, der inzwischen schon in das Bett gekrochen war. Mit ihm schien man heute nicht mehr viel anfangen zu können, stellte sie mit leisem Bedauern und einem leichten Grinsen im Gesicht fest.
Ihr war an sich gerade auch nur noch nach Wasser, dachte sie, als sie kurz an sich und den dreckigen Resten ihrer Kleidung heruntersah. Ohne lange zu überlegen zog sie kurz entschlossen und wie selbstverständlich die Tunika über den Kopf, hier in dem Dämmerlicht sah man ohnehin nicht sonderlich viel und Tirian war vermutlich eh kurz vor dem Einschlafen. Davon abgesehen war es ihr auch reichlich egal, sie schämte sich nun wirklich nicht für ihr Aussehen.
Die Tunika warf sie zielsicher in die Ecke, die am weitesten von den Betten entfernt war, griff sich das Kleid und verschwand ebenfalls hinter dem Wandschirm.
Sie entledigte sich auch noch ihrer Hose und stieg in den Bottich, dessen Wasser sicher vor Tirian noch wärmer und sauberer gewesen war, aber es war immerhin Wasser. Sie seifte sich sich gründlich ab, bis ihre Haut brannte, wobei sie im Bottich stehenblieb, und ließ auch ihre Haare nicht aus.
Als sie fertig war und sich die Seife auch wieder vom Körper und aus den Haaren gewaschen hatte, fühlte sie sich endlich wieder wie eine Elfe und nicht wie ein gerade aus dem Grab gekrochener Untoter. Auch wenn sie tatsächlich aussah, wie verprügelt. Die Kratzer des Zombies an ihrem Arm waren inzwischen deutlich gerötet und juckten nach wie vor. An die Platzwunde an ihrer Stirn wurde sie schmerzhaft erinnert, als sie sich das Gesicht mit der Seife abgeschrubbt hatte, und der Bluterguss über ihren Rippen war fast schon schwarz.
Davon abgesehen fühlte sie sich alles in allem erstaunlich gut, auch wenn sie meinte, die Arme für die nächsten Tage nicht mehr höher als bis zu den Schultern heben zu können. Verflucht, sie kämpfte normal mit Dolchen und nicht derartig ausdauernd mit einem Schwert.
Aber immerhin hatten sie den Ahnengeist besiegt, auch wenn es tatsächlich kurz so ausgesehen hatte, als würden sie es nicht überleben.
Als sie sich das Kleid über den nassen Körper gezogen hatte und zu ihrem Bett ging, lag ein lächeln auf ihren Lippen, das so gar nichts mit ihrem sonstigen, immer leicht zynischen Grinsen gemein hatte, und ihrem Gesicht einen fast weichen, freundlichen Zug verlieh. Sie freute sich einfach, dass sie überlebt hatten. Sie löschte noch die Kerzen und Öllampen, und legte sich dann schließlich auch ins Bett, wo sie noch eine Weile in die Dunkelheit starrte bis sie ebenfalls eingeschlafen war.
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