Inzwischen war auch Dreveni klar geworden, wo sie sich befinden mussten, sah das Ganze doch verdächtig nach Kanalisation aus, wie sie auch in Cyrodiil unter der Kaiserstadt zu finden war. Ein ausgezeichneter Fluchtweg, wenn man sich dort auskannte. Wenn nicht...
Sie wagte es nicht, den Gedanken weiterzuführen, und kramte statt dessen in ihrem Gedächtnis nach der Formel für einen ganz bestimmten Zauber. So merkte sie zu spät, dass Tirian dabei war eine Fackel anzuzünden, und sich trotz ihres Protestes nicht davon abbringen ließ. Sie hatte vor einer Weile einen Zauber gelernt, um im Dunkeln zu sehen ohne Licht zu brauchen, aber er wollte ihr gerade nicht mehr einfallen, noch dazu schmerzte ihr Kopf eh so sehr, dass sie sich kaum konzentrieren konnte.
Nachdem sie hier nicht bleiben konnten, und jede Abzweigung so gut wie die andere zu sein schien, folgte sie Tirian, die Hand fest am Griff ihres Schwertes, was ihr zumindest im Ansatz die Illusion von Sicherheit gab. Sie wusste, dass sie hier nicht allein waren, und auch dass sie sich die seltsamen Geräusche nicht nur einbildete, auch wenn bis auf ihre verzerrten Schatten an den Wänden nichts zu sehen war.
Dreveni behauptete von sich immer, furchtlos zu sein, doch war ihr diese Umgebung auch alles andere als geheuer. Sie hasste es wenn sie ihre Feinde nicht sehen konnte, und dass es diese hier gab bezweifelte sie nicht eine Sekunde. Unbewusst hielt sie sich näher an Tirian, dessen Nervosität sich langsam aber sicher doch auf sie übertrug.
Dreveni selbst meinte ständig Blicke in ihrem Nacken zu fühlen, die ihr einen Schauer über den Rücken jagten und die jedes einzelne Haar in ihrem Nacken sich aufstellen ließen. Blicke, die nur darauf zu warten schienen dass sie abgelenkt war, um über sie herzufallen. Noch dazu verzerrte sich das Echo ihrer eigenen Schritte hier unten derart, dass sie dauernd meinte, etwas würde hinter ihr laufen.
Während sie so voran schlichen, achtete sie nicht auf den Weg, sie verließ sich ganz darauf, dass es Tirian tat, was sich bald als Fehler herausstellte. Die Kreuzung die sie erreicht hatten, kam ihr nur allzu bekannt vor. "Scheiße.", fluchte sie leise und fast unhörbar. Da drehte sich der Heiler auch schon zu ihr um: „Ich habe keine Ahnung wo wir sind. Wir haben uns verirrt“.
"Wunderbar. Da verlässt man sich einmal..." Weiter kam sie nicht, da war wieder das eigenartige Schaben und Kratzen zu vernehmen, dieses mal jedoch näher und sie war sich wirklich sicher, dass es keine Einbildung war. Irgendetwas kam auf sie zu. Insgeheim musste sie zugeben, dass es ihr ganz Recht war, wenn es endlich zur Konfrontation kommen würde, diese Ungewissheit zerrte inzwischen ziemlich an ihren Nerven.
So zog sie ihr Schwert und rief laut in die Richtung, aus der das Geräusch scheinbar gekommen war: "Komm endlich raus, du feiger Hund!"
Sie war noch halb erstaunt darüber, dass ihre Stimme sicherer klang, als es ihr zumute war, da konnte sie einen Schatten von etwas das sich hinter der Biegung des Ganges befand, erkennen. Der Schatten bewegte sich taumelnd und fast unsicher, was nicht nur an dem flackerndem Licht der Fackel liegen konnte. Sie griff ihr Schwert fest mit beiden Händen und hielt die Spitze der Klinge weit vor sich gestreckt, die Formel eines Schildzaubers war ihr glücklicherweise nicht entfallen wie die des Nachtsichtzaubers vorhin.