Dreveni merkte kaum noch, wie sie von Tirian ins Zelt geführt wurde, und kaum lag sie auf dem Lager, schlief sie auch schon ein. Ihr Schlaf war tief und traumlos, und es kam ihr nicht lange vor, als sie wieder aufwachte, aber durch die geschlossenen Lieder schon das Dämmerlicht des Morgens im Zelt wahrnahm. Sie schlug blinzelnd die Augen auf und ihr Blick fiel auf die jetzt erloschene Feuerstelle. Da dämmerte ihr auch langsam wieder, was gestern Abend alles passiert war. Verflucht.
Der Rest im Zelt schien noch zu schlafen, und so blieb sie ebenfalls liegen, während sie versuchte, sich möglichst viel des gestrigen Abends in Erinnerung zu rufen. Sie hatte nicht wirklich Tirian etwas vorgeheu...
Verdammter Mist!, durchfuhr es sie eiskalt. Hatte sie ihr Schwert gestern mit ins Zelt genommen? Nein. Verflucht sein die Neun.
Sie drehte sich auf den Rücken, um aufzustehen, da stieß sie an den schlafenden Tirian, der verdächtig nahe bei ihr lag. Zu nahe, was ihr den nächsten Schock versetzte. Was war gestern noch alles...? Nein. Nein? Bitte nicht.
Inzwischen war sie vollends wach und sprang hektisch auf, nicht ohne sich dabei in die Decke zu wickeln und fast das Gleichgewicht zu verlieren. Sie fing sich gerade noch, hoffte dabei niemanden aufgeweckt zu haben und stellte gleichzeitig fest, dass sie fiese Kopfschmerzen hatte. Immerhin war sie noch vollständig angezogen.
Schnell verließ sie das Zelt, bevor sie doch noch über etwas stolpern und alle aufwecken würde. Draußen blieb sie kurz stehen und blinzelte in den Sonnenaufgang. Als sie ihren Blick schweifen ließ, sah sie den Griff des Schwertes im Morgenlicht blitzen und atmete erleichtert auf.
Sie schlang sich den Gurt um die Hüften und ging dann zu ihrem Guar. Das Tier schnaubte als es Dreveni erblickte und sie tätschelte ihm den breiten Schädel. Dann suchte sie ihren Kamm, kämmte sich und schlang die Haare im Nacken zu einem tiefen Knoten. Danach schüttete sie sich etwas Wasser aus ihrem Trinkschlauch ins Gesicht, inzwischen hatten auch ihre Kopfschmerzen etwas nachgelassen. Sie waren immer noch fies, würden sie aber nicht weiter behindern.

Es war noch ziemlich früh und so saß sie mit geschlossenen Augen noch eine Weile bei dem Guar und versuchte noch einmal den gestrigen Abend zu rekapitulieren. An sich fehlte ihr nichts und sie schien sich noch an alles zu erinnern. Nun ja, sie würde das Gespräch nicht mehr darauf lenken und hoffte dass Tirian es ebenfalls nicht tat. Da fiel ihr wieder ein wie er Kaushad gewürgt hatte. Das hatte sie gestern schon erstaunt, wäre sie nicht dazwischen wäre der Ashkhan wohl ein toter Mann. Was er sowieso war, sollte er ihr jemals alleine begegnen.

Langsam ging sie wieder ins Zelt, in dem inzwischen die anderen erwacht waren. Ama wärmte das Essen von gestern noch einmal auf, bei dessen Anblick sich Dreveni fast wieder der Magen umdrehte. Nicht dass es schlecht gerochen hätte, und anscheinend war da wirklich nichts drinnen, das nicht hinein gehörte, aber ihr reichte es schlicht und ergreifend.
Sie entschuldigte sich bei Ama, dass es ihr nicht gut ging, was ihr einen missbilligenden Blick von Tirian einbrachte, der es wohl für ausgesprochen unhöflich hielt. Sollte er ruhig noch Frühstücken, sie würde draußen warten. Nachdem sie sich bei Ama bedankt und mit einem Seitenblick zu dem Heiler nochmals entschuldigt hatte, ging sie. Als Tirian nach einer Weile das Zelt verließ, kam noch der Dunmer vorbei, der sie gestern durch das Lager geführt hatte und verabschiedete sich im Namen der alten Frau.
Dreveni stand teilnahmslos dabei und wartete nur ungeduldig, dass sie endlich aufbrechen konnten. Sie wollte so schnell wie möglich soviel Strecke wie möglich zwischen sich und diesen Stamm bringen.

Schließlich schafften sie es tatsächlich unbehelligt aus dem Lager und liefen neben dem Guar weiter Richtung Süden. Dreveni warf Tirian immer wieder einen Blick von der Seite zu, aber er tat so als würde er es nicht merken oder es fiel ihm tatsächlich nicht auf. Jedenfalls sprach er den gestrigen Abend von sich aus nicht mehr an, was ihr mehr als Recht war.
Nach einer Weile siegte aber doch ihre Neugier und sie fragte ihn:
"Was bei den Höllen Oblivions habt ihr eigentlich gestern mit Kaushad gemacht? Ihr mögt ja vielleicht stärker sein als ihr ausseht, aber so stark um ihn mit bloßen Händen zu würgen und ihn in diesen.. Zustand zu versetzen, dann doch nicht. Was war das?"