Während Tirians Rede sah ihn Dreveni zunehmend fassungslos an. "Hey, ich war es nicht!!", fiel sie ihm ins Wort, als er nuschelte: "Einen Wehrlosen.", und sie dabei absolut vorwurfsvoll ansah. Er ignorierte ihren Zwischenruf, und Dreveni ärgerte sich schon, warum sie sich überhaupt rechtfertigen wollte. Innerlich gestorben? Dir geb ich gleich gestorben., dachte sie wobei sie die Fäuste ballte. Sie hatte nicht vor, sich auf Tirian zu stürzen, spürte aber, dass es mit ihrer Beherrschung gerade überhaupt nicht mehr weit her war. Ihr Gesicht war merklich blasser geworden, und sie starrte ihn aus schmalen Augen an, in denen eine Mischung aus Stolz und Wut blitzte. Was bildete er sich überhaupt ein? Wusste er überhaupt wie es war, mit den Konsequenzen seines Handelns leben zu müssen, wenn man überhaupt endlich mal handelte und sich nicht wie ein Fähnchen im Wind drehte? Mischen wir uns ein, aber es darf ja keiner verletzt werden. Blablabla.
"Wagt es ja nicht, jetzt einfach zu gehen!", rief sie ihm hinterher. "Ihr seid selbst meilenweit von dem Heiligen entfernt, der ihr wohl gerne wäret!", spielte sie wieder auf den Dunmer mit dem bis zur Unkenntlichkeit verschmortem Gesicht an.
Doch der Heiler drehte sich nicht mehr um und ging einfach weiter.
"Scheiße!!", fluchte sie und trat kräftig gegen einen Stein, so dass er in hohem Bogen davonflog. Dann sammelte sie ihre Waffen ein - das Stilett steckte immer noch im Hals des Dunmers, und ihr Schwert lag dort, wo sie vorher gesessen waren - und ging zu dem Guar, der in etwa zehn Metern Entfernung stand und Gras mit seinem breiten Maul vom Boden zupfte.

Sie setzte sich neben ihn und sah dumpf brütend ins Leere, während sie in Gedanken immer noch Tirian und die ganze Situation verfluchte. Er hätte einfach auf sie hören und weitergehen sollen. Dann wären die Dunmer vielleicht ihren Besitz los gewesen - soviel konnte das ohnehin nicht sein - und niemand hätte sterben müssen. Vor allem hätte sie nicht hinter ihm aufräumen müssen und sich dafür auch noch dumm anreden lassen müssen. Es wurde höchste Zeit, dass sie wieder alleine arbeitete, ohne Träumer an ihrer Seite, die bei jeder Gelegenheit ihre moralische Überlegenheit raushängen lassen mussten.
"Warum rege ich mich überhaupt so über ihn auf.", flüsterte sie und sah dabei den Guar an. Dieser erwiderte ihren Blick stumm, gab aber sonst keinen Ton von sich. "Natürlich, was erwarte ich auch von dir."
Sie seufzte, starrte wieder vor sich hin und hing ihren Gedanken nach. Tatsächlich war seit sie Feryn umgebracht hatte, kein verfluchter Tag vergangen, an dem sie damit nicht mehr oder weniger gehadert hatte. Auch wenn sie wusste, dass es vermutlich die einzig richtige Entscheidung gewesen war, und ihr das auch Mordan gesagt hatte, konnte sie damit nicht abschließen. Reden wie die von Tirian machten es nicht unbedingt einfacher. Es war ihr in jeder Sekunde schmerzlich bewusst, wie endgültig sie damit etwas ausgelöscht hatte. Das schlimme war nicht einmal, dass er jetzt tot war, sie hatte schon einige Menschen verloren, die ihr durchaus auch - auf einer gewissen Ebene - etwas bedeutet hatten, oder die sie geschätzt hatte. Aber das war nicht durch ihre Hand geschehen. Damit konnte sie umgehen, Menschen - und Elfen - starben eben. Ob im Kampf, im Alter oder durch die Hand eines Mörders.
Inzwischen war jede Wut aus ihren Gesichtszügen verschwunden und hatten einer tiefen Trauer platz gemacht, was ihr allerdings gar nicht bewusst war. Außerdem fühlte sie sich inzwischen völlig erschöpft, und so sah sie zu der Gruppe Dunmer hinüber und wartete auf den Heiler, dass sie endlich weiter konnten.