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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer
[Dreveni]
Dreveni sah dem Dunmer noch einmal fest in die Augen, dann hob sie den Dolch. Gerade als sie zustechen wollte, fühlte sie sich unsanft an ihrem Arm gepackt. Ihr Kopf fuhr herum, und ihr Blick fiel auf Tirian. Nicht wirklich. Er hatte es jetzt nicht gerade wirklich gewagt, ihr in den Stich zu fallen. Sie fühlte dass sie kurz davor stand, zu explodieren und dachte schon, wie leicht sie jetzt die Hand des Dunmers von ihrem Handgelenk schlagen und seinen Arm verdrehen konnte. Ihr fielen wenigstens zwei schöne Hebelgriffe ein, mit denen er sicher nicht rechnen würde. Ganz ruhig. Nicht aufregen.
Dreveni sah ihn mit einem eiskalten Ausdruck in den Augen an und sagte leise, aber trotzdem für Tirian gut hörbar: "Das war genauso mutig wie dumm. Lasst meinen Arm los. Sofort."
Für Dreveni war klar, dass es viel zu gefährlich war, den Angreifer entkommen zu lassen, nachdem es kein gewöhnlicher Wegelagerer war.
[Tirian]
Bei dem Blick, den ihm Lyviani zuwarf wurde Tirian ganz anders zumute. "Das war genauso mutig wie dumm. Lasst meinen Arm los. Sofort": whisperte sie fast, was er für den jungen Dunmer noch ein Stück gruesliger machte. Er schluckte. Einen Moment zitterte seine Hand, doch er fing sich wieder. "Ich kann das nicht zulassen. Der Mann ist entwaffnet und sogar gefesselt. Das hier wäre ein glasklarer Mord": entgegnete er mit allem Mut, den er bei diesem geradezu tödlichen Blick aufbringen konnte. Ihm war sichtlich unwohl dabei.
[Dreveni]
Dreveni mertke das kurze Zittern seiner Hand, und war schon wieder kurz davor, sich einfach aus seinem Griff zu befreien. Wenn sie ihm das Messer an die Kehle halten würde, würde das ihre Argumentation sicher noch unterstützen. Er fing sich jedoch wieder, zumindest ansatzweise.
"Natürlich ist das Mord.", antwortete sie ihm genauso leise wie zuvor. "Nachdem ihr euch unbedingt einmischen musstet, und das hier vermutlich nicht nur irgendwelche Banditen sind, glaubt ihr doch nicht ernsthaft, dass wir ihn laufen lassen können? Was wird wohl passieren, wenn er berichtet wer seine ganze Einheit auf dem Gewissen hat?" Sie musterte Tirian weiterhin, und konnte nicht mit Sicherheit sagen ob er einfach nur naiv oder wirklich mutig genug war, sie jetzt aufhalten zu wollen.
[Tirian]
Schon sein Vater Tarrior konnte ihn nie von solch einer Denkweise überzeugen. "Sie wollten eine Gruppe Aschländer überfallen und womöglich töten, hätten wir das einfach ignorieren sollen? Verdammt, er kennt nicht einmal unsere Namen! Wir haben keinen Grund ihn jetzt noch zu töten": versuchte er auf die Dunmer einzuwirken. Ihr Blick wanderte kurz zu ihrem Handgelenk, dass er umklammert hielt. Mittels seiner verbleibenden Magie verlieh er mit einem Zauber seinem Körper mehr Stärke. Er verstärkte den Griff etwas, damit sie sich nicht losreißen konnte. Dem Blick, dem er zuvor ausweichen wollte, begegnete er nun, obwohl er schon fürchtete, dass er nicht die gleiche Entschlossenheit würde vermitteln, von dem ihre Augen sprachen. "Bitte, wir müssen das nicht tun": sagte er.
[Dreveni]
"Darüber müssen wir später ohnehin noch reden.", antwortete Dreveni. "Es hätte vermutlich überhaupt keine Toten geben müssen, wäret ihr einfach weitergegangen." Dabei warf sie - wie zufällig - einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zu der Leiche, die Tirian so zugerichtet hatte. Als ihr Blick noch einmal über Tirians Hand schweifte, die sie festhielt, merkte sie wie sich sein Griff verstärkte, außerdem konnte sie das kurze Wirken der Magie spüren. Treibs nicht zu weit.
"Wollt ihr die ganze Zeit meinen Arm festhalten? Vielleicht muß ich es nicht tun, vielleicht doch. Das wird sich nur leider erst später zeigen."
Sie konnte natürlich auch einfach den Dolch in ihre linke nehmen, der Heiler hielt nur ihre Rechte umklammert. Das hing nur davon ab, wie schnell Tirian war, und das konnte sie momentan noch nicht sicher einschätzen. Und sie wußte nicht, was er noch an Zaubern beherrschte.
[Tirian]
"Es hätte vermutlich überhaupt keine Toten geben müssen, wäret ihr einfach weitergegangen." Dieser Vorwurf traf und traf ziemlich genau. Er wusste, dass es richtig war den Aschländern zu helfen und doch quälte ihn gleichzeitig der Gedanke daran diese vier Elfen getötet zu haben, nur um die vier Anderen zu retten. Tirian hätte etwas sagen können in der Art, dass er das Ganze unblutig beenden wollte": aber als er Lyvianis Blick zu der Leiche des Dunmers, den er mit dem Schockzauber erledigt hatte, folgte, verbot er sich diesen Kommentar. In gewisser Weise war es offensichtlich gewesen, dass er nicht alle retten konnte und das war ihm gerade als Heiler auch nur allzu schmerzhaft bewusst, aber dennoch machte er sich Vorwürfe. In einem Moment stand er kurz davor die Hand seiner Begleiterin loszulassen, weil er ihr schlecht etwas verbieten konnte, was er selbst getan hatte, doch dann besann er sich der Vernunft. "Ein Fehler legitimiert nicht einen der gleichen Art": sagte er. "Und weil wir es nicht wissen können, solltet ihr es nicht tun": antwortete Tirian auf ihre Frage und war nicht gewillt seinen Griff freizugeben.
[Dreveni]
Ihre Bemerkung traf, das konnte sie ihm ansehen. Leider verfehlte es knapp die beabsichtigte Wirkung, er sackte nicht wieder in sich zusammen zu dem Häuflein Elend von vorhin. Dreveni war bewußt, wie gemein dass in diesem Moment war, aber so war das Leben aus ihrem Blickwinkel nun einmal.
Leicht erstaunt bemerkte sie, wie sich der Heiler wieder fing, und sie immer noch überreden wollte, den Gefangenen am Leben zu lassen. In diesem Moment entschloss sie sich zu testen, wie weit seine Gutgläugigkeit wirklich ging.
"Wenn ihr darauf besteht.", brachte sie schließlich vor, den Blick abgewandt. "Aber sollte uns das noch einmal einholen, seid ihr Schuld, ihr ganz alleine." Dabei sah sie ihm wieder direkt ins Gesicht. Sie hoffte nur, dass ihr Sinneswandel nicht zu überraschend kam, und sie noch genug Zeit hatte, zu vollenden was sie von Anfang an vorgehabt hatte, wenn Tirian nur endlich ihren Arm losließ, und sich idealerweise auch noch ein paar Schritte entfernte. Viel Zeit würde sie nicht brauchen...
[Tirian]
Tirian fand den plötzlichen Sinneswandel Lyvianis verdächtig. Er verengte die Augen und forschte in ihren nach einer Antwort. Der Blick war so kalt, wie auch schon zuvor. Er konnte darin nicht wirklich lesen, was sie vorhatte. "Wenn ich ihr nicht vertraue, stehen wir hier noch für Stunden": überlegte und musste auch an den Aschländer denken, der einer dringenden Behandlung harrte. "Und was, wenn sie ihn doch umbringt, wenn du dich abwendest": rief ihm sein Gewissen zu. Innerlich schüttelte er den Kopf. "Man kann nicht alle retten": dröhnte ihm dabei ebenso innerlich durch den Schädel. Er hatte einige Patienten verloren. Er musste einfach darauf vertrauen, dass Lyviani ihn nicht töten würde, wenn er sie losließ. "Ich übernehme die Verantwortung dafür, sollte uns diese Geschichte noch ein Nachspiel bereiten. Ich ertrage lieber diese Konsequenzen, als dass ich mein Gewissen mit einem Mord belaste": sagte Tirian, jedwede Selbstgerechtigkeit, die andere in ihre Wort gelegt hätten, ging Tirian dabei völlig ab. Er dachte an die Toten. Er entließ Lyvianis Handgelenk aus seinem Griff. Sie rieb es und behielt den Dolch in der Hand. In dem Moment, in dem er die Stirn runzeln wollte, tauchte jemand hinter ihnen auf.
Der unverletzte Aschländer war unbemerkt an sie heran getreten. Wie in Zeitlupe spielte sich für Tirian ab, was nun geschehen würde. Von seiner Überraschung gelähmt, sah er, wie der Mann seien Chitin-Axt erhob und sie niedersausen ließ. Tirian sah die schreckgeweiteten Augen des Redoraners, fühlte sich selbst wie gelähmt. Die Axt fuhr nieder, drang in den Kopf des Wehrlosen ein und ließ Blut spritzen. In einem Ruck zog der Dunmer sie wieder aus dem Schädel. Tirian wandte sich zu ihm um "Wenn ihr nicht wisst, wie ihr ihn töten sollt, sagt es gleich": meinte der Mann völlig emotionslos auf Dunmeri. Offenbar war der Redoraner auch für ihn nur ein Gegner gewesen, den man am Besten einfach erledigt. Tirian stand nun bestürzt neben der Leiche.
[Dreveni]
Als der Heiler endlich Drevenis Handgelenk aus seinem Griff entließ, konnte man die Abdrücke seiner Finger hell leuchten sehen, welche aber sofort anfingen zu verblassen. "Wenn überhaupt ein Gewissen belastet worden wäre, dann wohl meins, ihr hättet ja...", setzte Dreveni an zu sprechen, als plötzlich der Aschländer hinter ihnen auftauchte und mit einer seltsam aussehenden Axt kurzen Prozess mit dem Gefangenen machte. Dreveni drehte instinktiv den Kopf, um nicht das ganze Blut in die Augen zu bekommen, da hörte sie auch schon den Dunmer etwas auf Dunmeri sagen. "Danke", sagte Dreveni nur zu ihm, und hoffte, dass er es verstehen würde. Das war zwar eben absolut unverhofft, aber manchmal kam Hilfe aus Ecken, wo man es nicht vermutet hätte.
Dann wandte sie sich wieder an Tirian: "Was zum Henker hat er gesagt??" Da sah sie den bestürzten Blick Tirians, nicht ganz so schlimm wie vorhin, aber immer noch deutlich. Sie schloss für einen Moment genervt die Augen, dann fuhr sie fort: "Auch egal. Er hat mir jedenfalls gerade einiges an Arbeit abgenommen." Während sie gesprochen hatte, hatte sie gestikulierend mit dem Dolch auf Tirian gezeigt, den sie nun endlich wieder wegsteckte. "Habt ihr da hinten noch etwas zu tun, oder können wir weitergehen? Wir müssen reden, dringend. Und das ist nicht für deren Ohren bestimmt.", sagte sie noch, wobei sie auf die Aschländer zeigte. Innerlich mußte sie den Kopf schütteln über Tirian. Wo hatte er sich die letzten Jahre seines Lebens nur vergraben? Als Heiler mußte er doch schon wesentlich mehr tot und leid gesehen haben, als Dreveni. Und da ging ihm immer noch alles dermaßen nahe?
[Tirian]
"Ich muss ihren Verletzten behandeln. Er hat einen offenen Bruch und offenbar eine Entzündung. Er fiebert schon, wenn ich ihm nicht helfe, überlebt er es nicht": sagte er. Zu Lyvianis Kommentar "Danke" wäre ihm noch so Einiges eingefallen, aber es war nun einmal ihr Beruf zu töten. Wahrscheinlich machte es für sie wirklich keinen Unterschied mehr, ob sie jemanden im Kampf umbrachte oder einen besiegten Gefangenen danach einfach abstach. Den Aschländer konnte er fast noch verstehen, denn der musste schließlich seinen Stamm schützen. Tirian überlegte, ob er es hätte verhindern können und ober er es überhaupt hätte verhindern sollen. Die Assassinin hatte schon Recht. Das hier waren keine Banditen oder Piraten, die man in die Flucht schlug und die dann froh waren, entkommen zu sein. Hier wäre ein Racheakt nicht unwahrscheinlich gewesen. Auch wenn er gegen das Töten als notwendiges Übel Nichts hatte, war ihm dies hier zuviel. "Einen Wehrlosen": nuschelte er. Der Heiler schaute Lyviani ins Gesicht. Er sah Unverständnis in ihren Zügen. "Man muss sich bei jedem Tod, den man verursacht klar sein, dass man in diesem Moment ein Leben auslöscht. Jeder sollte in der Lage sein sich auszumalen, was es bedeutet, wenn man stirbt, da man ja selbst am Leben ist. Etwas ungleich Kostbares geht mit dem Tod verloren, auch wenn derjenige, den man tötet oder der vor den eigenen Augen stirbt, nicht unbedingt Gutes oder Sinnvolles mit seinem Leben anzufangen wusste. Wem es irgendwann egal ist, so etwas zu zerstören, unabhängig vom Grund, der es womöglich rechtfertigen kann, der muss innerlich schon gestorben sein": reagierte Tirian auf ihren unverständigen Ausdruck und wandte sich ohne ein weiteres Wort um. Ihm war jetzt nach keiner Unterhaltung zumute.
Der Heiler selbst wusste aber, dass er damit nur die halbe Wahrheit ausgesprochen hatte. Einen Tod mit anzusehen, konnte schrecklich sein, aber tatsächlich hatte er mehr davon erlebt, als das er sich nicht mit einer gewissen Distanz darüberstehen konnte. Dieser Tod jedoch nahm ihn besonders mit. Nicht weil ihm dieser Mann sonderlich wichtig gewesen wäre, sondern, so gestand er sich still ein, er wollte seinen Ausbruch, der den anderen Dunmer das Leben gekostet hatte, wiedergutmachen, in dem er den Gefangenen vor Lyvianis Stahl retten wollte. Wie verlogen dieser Kuhhandel eigentlich war, kam Tirian dann selbst in den Sinn und es widerte ihn vor sich selbst an. "Du kannst nicht jeden retten": sagte er sich wieder und ging zu den Aschländern hinüber, um sich zu beschäftigen.
Geändert von KingPaddy (02.04.2013 um 17:13 Uhr)
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