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Drachentöter
Vos, Handelshaus, Tirians Zimmer
[Dreveni]
Dreveni hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass der Andere auf ihr Angebot eingehen würde, umso erstaunter war sie über seine Antwort. Mit hochgezogener Augenbraue sah sie ihm nach, bis er in seinem Zimmer verschwunden war. Gleich darauf erschien eine steile Falte zwischen ihren Augen, sollte das eine Falle sein? Nein, sie meinte genug Menschenkenntnis zu besitzen, um sich sicher zu sein, dass dieser Dunmer mit Sicherheit nichts mit irgendeiner Mördergilde zu tun hatte. Wenn doch war er der beste Schauspieler, der ihr jemals untergekommen war. Er erinnerte sie eher an einen Auftraggeber bei Bravil, der jedes mal vor Angst fast umgekippt war, wenn er mit ihr zu tun gehabt hatte. Den Rest hatte sie ihm gegeben, als sie nach Erledigung des Auftrages einfach in sein Zimmer eingebrochen war und ihm den Finger des Opfers unter die Nase gehalten hatte. Sie musste grinsen bei dem Gedanken daran, es schien schone ewig her zu sein, wie alles das geschehen war, bevor Feryn wieder in ihr Leben getreten war. Sie trank den Krug aus, richtete der Bedienung aus, dass sie die Getränke auf die Rechnung des Dunmers setzen sollte, und machte sich auf zu seinem Zimmer. Den Mantel hatte sie sich umgehängt, so dass man nicht sehen konnte, dass sie ihren Dolch gezogen hatte. Das daedrische Metall fühlte sich kühl an, und doch konnte man gleichzeitig seine Hitze spüren. Bogen und Köcher hingen über ihren Rücken, als sie mit der linken schließlich die Zimmertür öffnete. Sie hatte einen Moment gelauscht, aber es war nichts von drinnen zu hören.
Als sie die Tür weit genug aufgezogen hatte, sah sie, dass der Dunmer allein auf seinem Bett lag und sich jetzt ruckartig aufsetze. In seinen Zügen lag eine Mischung aus Ekel und etwas das Dreveni nach Unentschlossenheit aussah. Alles in allem wirkte er noch mehr neben sich stehend, als vorhin am Tisch.
Sie zog die Tür leise zu, nicht ohne den Blick von der Gestalt vor ihr auf dem Bett zu nehmen. Dabei fiel ihr siedend heiß ein, dass es nur drei Zimmer zu geben schien und sie selbst noch keins hatte. Scheiße. Darum würde sie sich später kümmern müssen. Zur Not müsste sie die Nacht im Schankraum verbringen.
Äußerlich merkte man ihr von dem kurzen Schreck allerdings nichts an, und sie konzentrierte sich wieder auf die aktuelle Situation. Jedenfalls schien es keine Falle zu sein, sonst war das spärlich eingerichtete Zimmer leer.
Mit der linken Hand in die Hüfte gestützt und die Rechte mit dem Dolch unter dem Umhang verborgen, blieb sie kurz vor dem Bett stehen. "Ihr solltet in der Wahl eurer Worte in der Öffentlichkeit etwas vorsichtiger sein, auch wenn hier in Morrowind andere Sitten zu herrschen scheinen.", sagte sie leise. "Wen wollt Ihr euch vom Hals schaffen?"
[Tirian]
Eine solche Frage hatte er gerade noch gebraucht, doch machte es ihm ihre Direktheit leichter. "Jemanden den Tod zu wünschen ist kein Verbrechen. Auch wenn es schon verwerflich ist die Auslöschung eines Lebens herbeizusehnen": sagte er und seufzte. "Wisst ihr, ich bin mir nicht mehr so ganz sicher, ob die Ermordung": er zog das letzte Wort lang, als würde sich seine Zunge weigern es aussprechen zu wollen: "der rechte Weg ist, um meine Probleme zu lösen." Er stand auf und ging etwas im Zimmer auf und ab. "Sein Tod würde nicht automatisch die Rettung bedeuten, die ich mir eigentlich erhoffe": sagte Tirian kryptisch, da er nicht wusste, wie viel er dieser Fremden anvertrauen konnte. "Ich möchte jemanden retten, der in Gefangenschaft geraten ist, aber den Verantwortlichen zu töten, wird, auch wenn es vielleicht meinem Rachewunsch entspricht, wohl nicht dafür sorgen": erklärte er dann doch etwas mehr, da ihm selbst bewusst wurde, dass die Dunmer mit kryptischen Botschaften Nichts anfangen konnte. "Verzeiht, aber ich war zu voreilig. Ich sollte eure Zeit nicht verschwenden, wenn ich keinen... Mord... möchte": gestand er sich ein.
[Dreveni]
So ganz schlau wurde Dreveni aus dem Gestammel des Dunmers nicht. Sie beobachtete ihn, als er scheinbar nervös durch das Zimmer ging. Langsam setzten sich allerdings die Bruchstücke, die er von sich gab, zu einem Bild zusammen. Noch wollte er also niemanden tot sehen, was Dreveni sogar entgegenkam, auf einen neuerlichen Zusammenstoß mit den Morag Tong oder dieser anderen Gruppe, deren Name ihr gerade entfallen war, hatte sie keine Lust.
Zwar war ihre Lust auf einen neuen "Jagdauftrag" auch nicht gerade groß, wenn sie am Ende wieder niemanden ums Eck bringen konnte, aber irgendwie musste sie ihren weiteren Aufenthalt hier finanzieren.
"Ihr verschwendet meine Zeit nicht. Wie Ihr vielleicht an meiner Aussprache gehört habt, ich bin nicht aus Morrowind. Und außerhalb meiner gewohnten Gefilde kann ich in der Wahl meiner Aufträge nicht so wählerisch sein, wie ich es normalerweise bin. Und nachdem sich mein Aufenthalt hier noch etwas ziehen wird..."
Alles in allem schien es nicht so schlecht zu werden, auch wenn der Mann vor ihr eher so wirkte, als würde er ihr früher oder später gewaltig im Weg stehen. Kampferfahrung war nun nicht gerade auf seine Stirn geschrieben, andererseits machte er keinen dermaßen jähzornigen Eindruck wie Arranges.
"Tatsächlich macht es keinen großen Unterschied, ob man sich reinschleicht, jemanden ermordet, wieder rausschleicht oder jemanden am Leben lässt und mit raus nimmt.", fügte sie noch mit einem feinen Lächeln hinzu.
[Tirian]
Tatsächlich fiel Tirian erst jetzt auf, wo sie ihn mit der Nase darauf stieß, dass sie Cyrodiilisch ohne den breiten vvardenfeldischen Akzent sprach, der den Leuten, die ihre Insel nie verließen, so zu Eigen war. "Was für eine Ironie": stellte Tirian fest und lachte leicht, was ihm etwas von seiner Anspannung nahm. "Ich stamme aus Süd-Morrowind, aber war bisher so häufig auf Reisen, dass ich inzwischen fast schon automatisch Cyrodiilisch spreche, da es ja die Umgangssprache im Kaiserreich ist. Wir sind also Beide relativ fremd hier auf Vvardenfell". erklärte der Dunmer. Er sah darin Nichts Schlechtes, eher im Gegenteil. Sie fielen so hier bei den ganzen Söldnern, die wegen der Daedra auf der Insel waren, nicht weiter auf. Auf jeden Fall gab ihm ihre letzte Aussage etwas Hoffnung: "Daran habe ich gar nicht gedacht. Ihr... Assassinen seid ja gut darin euch lautlos zu bewegen und einzuschleichen. Wenn es nicht unbedingt ein Mord sein muss, dann wären eure Dienste sicherlich außerordentlich hilfreich." Tirian setzte sich wieder auf das Bett. "Ihr meint also, dass ihr Geld braucht. Mein Va.. ähm..., ich meine, ich habe ein kleines Vermögen zur Verfügung, um euch zu bezahlen. Wenn ihr mir helft, dann wird es sich für euch lohnen. Das verspreche ich euch. Außerdem bin ich bereit für eure Spesen aufzukommen, solange der Auftrag dauert": bot er an, allerdings erinnerte ihn sein Gewissen an eine Tatsache, auf die er noch hinweisen sollte. Der Heiler schluckte, aber sah der schwarzhaarigen Dunmer, die seiner Mutter wirklich sehr ähnlich sah, ins Gesicht und fügte noch an: "Ich muss euch aber warnen, dass es sehr gefährlich werden wird, denn wir müssen uns in den Turm eines Hexenmeisters einschleichen."
[Dreveni]
Das leichte Lachen auf seinem Gesicht ließ den Dunmer vor ihr wieder etwas selbstsicherer wirken, und veranlasste Dreveni zu der gedanklichen Feststellung, dass es wohl doch nicht gar so aussichtslos mit ihm werden würde. Auch die Tatsache dass er oft auf Reisen war, gab Anlass zur Hoffnung, da sollte er ja wohl einmal in die Situation gekommen sein, sich verteidigen zu müssen. Auch die Aussicht auf eine gute Bezahlung - oder überhaupt eine Bezahlung, die Jagd nach Gumora war eine ziemliche Nullrunde gewesen - ließ Dreveni die Gefahr eines Hexenmeisters nicht mehr so groß erscheinen. Natürlich erschwerte dass die ganze Sache noch mal um einiges, allerdings war sie selbst jetzt auch nicht unbedingt unbegabt in Sachen Magie, auf der anderen Seite konnte auch ein Hexenmeister gegen einen Dolch oder Pfeil im Rücken nichts mehr ausrichten. Geschah ihm halt am Schluss halt doch ein kleiner Unfall, egal ob der Dunmer ihn nun tot sehen wollte oder nicht. Sie hütete sich allerdings das jetzt anzusprechen, da er eindeutig mehr Skrupel bei solchen Dingen zu haben schien als Dreveni.
"Dann werden wir eben vorsichtig sein müssen.", sagte sie, steckte den Dolch weg den sie bis jetzt in der Hand gehalten hatte und den der andere erst jetzt sehen konnte und hielt ihm die Hand hin um den Auftrag zu besiegeln.
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