Auf ihrem weiteren Weg konnten sie Konfrontationen mit den Daedra erfreulicherweise aus dem Weg gehen, Dreveni stand nicht der Sinn nach weitere Kämpfen, das eben war schon knapp genug gewesen. Sie warf immer wieder einen verstohlenen Blick zu Tirian, wenn dieser die Umgebung beobachtete, und fragte sich, was für ein Mensch er wohl war. Er schien das komplette Gegenteil von ihr zu sein, es kam ihr auch so vor dass in seinen Zügen manchmal noch eine gewisse Naivität lag. Oder war es Gutmütigkeit? Einen Zug, den sie bei den Personen mit denen sie sich sonst umgab, lange nicht mehr gesehen hatte. Außer vielleicht bei Mordan, aber das war ihr gegenüber ja etwas anderes. Andererseits musste man wohl so sein, wenn er seinen Unterhalt wirklich hauptsächlich als Heiler bestritt.

Schließlich erreichten sie einen Platz, der für eine Rast geeignet schien. Sie sah Tirian kurz irritiert an, als er seine Robe auszog, allerdings beließ er es dabei und bestätigte kurz darauf ihre Vermutung, als er eine Rolle mit Operationsbesteck auspackte um seine Robe zu flicken. Ein kurzes lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie an Erynns Ledernadel dachte, das hier war doch wesentlich feiner gearbeitet.
Sie selbst suchte eine kurzärmlige Tunika aus ihrem Gepäck, die zwar schon lange nicht mehr die Bezeichnung Sauber verdiente, aber immerhin nicht in Fetzen hing. Morrowind bringt kein Glück., war alles was ihr zu dem Anblick ihrer nackten Arme in den kurzen Ärmeln einfiel, neben den Bissen des Skampes sah man immer noch recht deutlich die hellen Striche der beiden Schnitte die ihr der Assassine der Morag Tong beigebracht hatte, als er ihr seinen Dolch über die Arme gezogen hatte.

Sie saßen eine Weile schweigend im Gras, was Dreveni nicht unangenehm war, und sie begann schließlich ihr Schwert mit einem alten Lumpen zu polieren und das inzwischen geronnene Blut abzuwischen. Wann immer sich der rote Himmel in dem Vulkanglas spiegelte, wirkte es, als wäre flüssiges Blut in die Klinge eingegossen, und obwohl sie das Schwert jetzt schon recht lange besaß, zeigten sich noch immer keine Scharten oder Kratzer, außerdem war es noch fast so unglaublich scharf wie am ersten Tag. Kein Wunder, gab es doch wenig was härter als Vulkanglas war, höchstens noch daedrischer Stahl.

Auf Tirians Frage sah sie ihn erst ein paar Sekunden schweigend an, bevor sie antwortete: "Was interessieren mich die Daedra hier." Dann hielt sie inne um das Schwert in die Scheide zu stecken die neben ihr mit dem Waffengürtel im Gras lag und widmete sich statt dessen ihrem Dolch. "Ich war mit meinem letzten Auftraggeber hinter einer Echse her, die sich hier verkrochen hatte. Schließlich haben wir sie gefunden, aufgehängt, die Schuppen abgeschabt und ausgeweidet." Sie sagte es in einem völlig beiläufigen Tonfall, nur in dem Blick den sie Tirian zuwarf, lag etwas leicht provozierendes. Vielleicht ließ er sich ja so etwas aus der Reserve locken, dachte Dreveni sich innerlich grinsend.