[Tirian]
Ama füllte ihm eine Schale mit dem Fleischtopf und gab ihm dazu noch ein großes Stück Fladenbrot. „Ich hoffe es schmeckt euch“: sagte sie lächelnd. Ihm gegenüber bevorzugte sie eindeutig ihr Dunmeri. Tirian nahm das Essen mit entgegen, nahm mit dem Löffel etwas auf und pustete, bis es eine angenehme Temperatur hatte. Er kostete es. Es schmeckte gut. Er begann sich den Fleischtopf hinein zu schaufeln. Es tat so gut den Magen zu füllen. Dazu biss er ab und an vom knusprigen Fladenbrot ab. „Ich hoffe es schmeckt euch“: sagte Ama und inzwischen fühlte sich Tirian auch wieder mehr in der Lage etwas zu sagen. „Ja, danke. Das tut wirklich gut“: bedankte er sich. Sie lächelte und reichte auch ihrem Mann eine Schüssel. „Ja man sieht euch an, dass ihr das gebraucht habt. Ihr habt heute schwer gekämpft. Da habt ihr euch das auch verdient“: meinte die Aschländerin. „Mehr als du denkst“: dachte der Heiler, der durch den Kommentar wieder an den Ashkhan denken musste. Er hoffte wirklich, dass sich Kaushad von dem magischen Angriff erholte. „Möchte eure Begleiterin eigentlich Nichts essen?“: riss ihn seine Gastgeberin zurück aus seinen Gedanken. Er schaute sich um. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Lyviani gar nicht mit ins Zelt gekommen war.

Ama bemerkte seinen suchenden Blick: „Sie ist noch draußen vor dem Zelt. Ich nahm an, sie wollte noch etwas die frische Abendluft genießen.“ Sein Blick wanderte zum Zelteingang. Die Dunmer drückte ihm eine weitere, volle Schale mit Essen in die Hand. „Vielleicht möchte sie lieber draußen essen. Nehmt ihr das doch bitte mit“: bat sie. Tirian nickte. Die Assassine hatte sicherlich auch Hunger. Er fragte sich gerade, warum die Frau nicht mit hinein gekommen war. Er zuckte mit den Schultern und erhob sich. „Und wenn ihr wieder hereinkommt, könnt ihr uns ja erzählen, was mit eurer Robe geschehen ist“: wies sie ihn noch auf etwas Anderes hin, an das er selbst gar nicht mehr gedacht hatte. Er besah sich seinen halb freiliegenden Oberkörper. Der Zauber der Axt hatte nicht nur die Robe sondern auch das Hemd darunter zersetzt. Er hatte diese Robe gemocht. Er würde eine Menge mehr Stoff brauchen, um sie zu reparieren. Ein Schneider musste bei der nächsten Gelegenheit heran. „Vielleicht“: sagte er und erwiderte das verschmitzte Lächeln der Aschländerin etwas missglückt.

Er trat vor das Zelt und konnte die Dunmerin zunächst nicht sehen. Erst als seine Augen, die inzwischen an das Licht der Feuerstelle gewohnt waren, sich auf die Nacht umstellten, entdeckte er die Assassinin einige Schritte vor dem Eingang im Gras liegend. Er lief zu ihr hinüber und beugte sich schnell herunter. „Geht es euch gut?“: fragte er besorgt. Er suchte ihren Blick, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Er beruhigte sich etwas, als sie ihn ansah.

[Dreveni]
Die Ruhe die Dreveni vor dem Zelt gesucht hatte, wurde jäh gestört, als Tirian ins Freie trat und sich über sie beugte. Das hatte ihr jetzt gerade noch gefehlt. Sie fühlte sich so überhaupt nicht in der Lage, ihm auch nur vorzumachen, dass alles in Ordnung war. Wenigstens war es so dunkel, dass er ihr Gesicht nicht genau erkennen konnte, hoffte sie jedenfalls.
"Ja, es geht mir gut.", nuschelte sie, klang dabei allerdings wenig überzeugend. Sie setzte sich wieder aufrecht hin, was mit einem erneuten Schwindelanfall belohnt wurde, und legte ihren Kopf auf die angezogenen Knie.
Geh einfach wieder ins Zelt. Bitte. Geh einfach.

[Tirian]
Lyviani sagte, dass mit ihr alles in Ordnung wäre, als sie sich aufsetzte. Sie erweckte ihm gegenüber jedoch nicht diesen Eindruck. Auch die Art wie sie sich hinsetzte, tat nicht unbedingt ein Übriges, um ihn davon zu überzeugen, dass es ihr wirklich gut ging. "Ama hat Essen für uns zubereitet. Ich habe euch etwas mitgebracht". sagte er und stellte die Schale mit dem Fleischtopf neben sie und brach ihr etwas von dem Fladenbrot ab. "Es schmeckt wirklich gut": sagte er. Tirian setzte sich neben sie und betrachtete sie einen Moment nachdenklich. Er erinnerte sich an ihre merkwürdig benommenen Bewegungen im Zelt des Khans. "Geht es euch wirklich gut? Wollt ihr reden?": fragte er nach einem kurzen Moment vorsichtig und aß wieder aus seiner Schale, die er mit nach draußen genommen hatte.

[Dreveni]
Geh mir bloß mit dem Essen weg., dachte sie nur, als er die Schüssel neben sie stellte. Auch tat er ihr nicht den Gefallen, einfach wieder zu gehen. Statt dessen setzte er sich neben sie und fragte weiter. Nein, es ging ihr nicht gut. Nicht nur dass ihr immer noch elendig seltsam war, sie fühlte sich auch nach wie vor so, als würde sie nach spätestens drei Worten in Tränen ausbrechen, wenn sie jetzt mit jemandem reden würde. Was war nur los mit ihr? Es war sonst nicht ihre Art, in Selbstmitleid zu versinken, aber gerade konnte sie einfach weder mit dem Erlebnis mit Kaushad gerade umgehen, noch mit Tirians besorgten Fragen, und auch das was in der Dwemerruine passiert war, war wieder in ihrem Kopf, als wäre es eben erst geschehen.
"Es geht schon.", sagte sie schließlich, hob den Kopf und strich sich mit einer fahrigen Geste das Haar aus dem Gesicht, vermied es aber, Tirian anzusehen.
"Da war nur irgendwas in dem Essen. Oder dem Tee. Ich.. Ich bin ja selber Schuld. Wäret ihr nicht ins Zelt gekommen und..."
Scheiße.
Schnell wischte sie die Tränen aus den Augen, ohne daran zu denken, dass es so erst recht auffiel.

[Tirian]
"Etwas im Essen!?": die Alarmglocken schrillten bei Tirian. Hatte der Ashkhan so etwas nötig? Allerdings würde es die fahrigen Bewegungen der Assassinin erklären. Da sie noch ansprechbar war, konnte es aber keine allzu starke Droge gewesen sein. Sie hatte wohl noch einmal Glück gehabt. Die Dunmer wischte sich durch das Gesicht. "Weinte sie?": fragte er sich überrascht. Mit so etwas hatte er beim besten Willen nicht gerechnet. Lyviani wirkte bisher auf ihn so stark und kalt. Er nahm ihre Schüssel und hielt sie ihr mit etwas Abstand vor das Gesicht. "In diesem Fall ist es besser, wenn ihr etwas zu euch nehmt, dass nicht mit irgendetwas versetzt ist. Soweit ich das beurteilen kann, hat Ama nicht vor uns zu vergiften, zumindest nicht, wenn sie nicht auch noch ihren Mann und sich selbst umbringen will. Etwas in den Magen zu bekommen, hilft eurem Körper die Wirkung dessen, was auch immer euch verabreicht hat, zu bekämpfen. Außerdem hilft es gegen die Übelkeit und bringt euch wieder zu Kräften": sagte er und bot ihr die Schale weiterhin an. "Und macht euch keine Vorwürfe. Wer konnte das schon ahnen? Ich war ja noch rechtzeitig zur Stelle": wollte Tirian sie beruhigen.

[Dreveni]
"Nehmt das bloß weg." Es war ihr egal, ob in diesem Essen auch etwas war oder nicht, sie konnte es gerade nicht einmal sehen, geschweige denn riechen. Und was wußte er schon, was sie sich für Vorwürfe machte. "Ich hätte es ahnen müssen.", sagte sie mit zittriger Stimme. "Er hätte euch fast umgebracht, weil ich nicht vorsichtig genug war. Und wenn ihr nichts mitbekommen hättet, und nicht dazwischen gegangen wäret, dann hätte ich vermutlich dieses Mal nicht soviel Glück gehabt wie in der Dwemer Rui.." Erschrocken hielt sie inne und sah Tirian an. Was tat sie hier eigentlich?

[Tirian]
Er nahm die Schale wieder herunter. Offenbar wollte sie wirklich nicht, obwohl es ihr danach sicherlich besser gehen würde. Sie gab sich selbst die Schuld für alles. Tirian wollte ihr widersprechen, da brach sie plötzlich von selbst ab. Er sah einen Schreck in ihrem Gesicht. "Dieses Mal? Dwemer-Ruine?": ging es ihm durch den Kopf. Etwas belastete sie, dass konnte man ihr ansehen. Sie schaute schon am Nachmittag so traurig. "Hatte etwas damit zutun?": fragte sich der Heiler. "Was ist euch in dieser Ruine zugestoßen?": wollte Tirian wissen und widerstand dem Gefühl Lyviani den Arm um die Schulter legen zu wollen.

[Dreveni]
Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass er ihr jetzt endlich recht geben würde. Sie hatte Mist gebaut, nicht nur dieses mal, und jetzt mußte sie auch mit den Folgen leben, wie sie es ihr ganzes Leben bisher gelernt hatte, und auch gut damit gefahren war. Aber von Tirian kam nichts dergleichen.
"Nichts.", sagte sie, seufzte und sah wieder geradeaus. "Ein paar Leute der Mor.. ähm. Naja, wir wurden belauscht und es war ein dummer Zufall, jedenfalls schien ihnen die Ruine ein geeigneter Ort, um in Erfahrung zu bringen, was sie wissen wollten, ich ihnen aber nicht sagen konnte. Selbst wenn ich gewollt hätte. Die zwei, mit denen ich unterwegs war, kamen gerade noch rechtzeitig, bevor sie ihren Fragen noch etwas mehr.. Nachdruck verleihen konnten.", stammelte Dreveni vor sich hin. Sie wußte selbst nicht, warum sie Tirian das jetzt alles erzählte, und ihr jetzt schon wieder Tränen über das Gesicht liefen. Wieso konnte sie das nicht endlich vergessen?

[Tirian]
Er hörte Lyviani zu. Sie versuchte möglichst unbeteiligt zu klingen, doch es misslang ihr sichtbar. Es nahm sie offenbar mit. Tirian konnte aber mochte sich kaum vorstellen, was sie damit meinte, als sie davon sprach, dass "sie ihren Fragen noch etwas mehr.. Nachdruck verleihen" wollten. Er schüttelte den Kopf. Was musste man für eine Vorstellung von der Welt haben, um sich dann auch noch dafür die Schuld zu geben. "Ihr wart weder damals noch heute an irgendetwas Schuld. Ihr sagtet selbst, dass es damals Zufall war und auch heute konntet ihr nicht ahnen, was Kaushad von euch wollte. Ihr brauchtet Hilfe, weil euch das Schicksal übel mitgespielt hat und nicht weil ihr an selbst an irgendetwas Schuld gewesen wäret. Und es ehrt euch, dass ihr euch Gedanken wegen mir gemacht habt, aber ich habe mich nicht in Gefahr begeben euch zu retten, weil ich es musste, sondern weil ich es wollte.": sagte Tirian, der in Anbetracht ihrer Tränen nicht mehr an sich halten konnte und sie nun doch in den Arm nahm. "Ihr meintet, dass ihr euch lieber auf euch selbst verlasst. Doch es gibt Dinge, die ihr nicht kontrollieren könnt. Es ist dann gut Freunde zu haben, die einem helfen können, auch ohne das man von ihnen abhängig ist. Es ist keine Schande Hilfe anzunehmen, wenn man ihrer wirklich bedarf": fügte er noch an und schaute nachdenklich in den Nachthimmel. "Was würde wohl Tarrior darüber denken": überlegte er.

[Dreveni]
Schicksal? Was war daran Schicksal, wenn man alle Vorsicht in den Wind schoss - oder so unvorsichtige Bekannte hatte, die einfach mitten in der Taverne von Dingen sprachen, die nicht unbedingt in die Öffentlichkeit gehörten? Selbst wenn die Chance, von den Falschen belauscht zu werden, verschwindend gering war? Oder einfach völlig blauäugig der Einladung eines Mannes zu folgen, der sie mit Drogen und Wein abfüllte um sie zur Frau zu nehmen? Gerade wollte sie zu einer Erwiderung ansetzen, da wurde sie von Tirian auch noch in den Arm genommen. Erst war sie völlig verblüfft und wie versteinert, ihr nächster Reflex wäre gewesen, seinen Arm wegzustoßen, aber dafür fehlte ihr gerade die Kraft und der Wille. Wann war sie das letzte Mal von jemanden in den Arm genommen worden? Einfach so, nur weil es ihr gerade nicht gut ging? Es war nicht so, dass Mordan sie früher nicht getröstet hätte, aber er hatte dabei auch darauf geachtet, dass sie aus ihren Fehlern lernte und es ihr auch gesagt, und eben nicht alles vom Schicksal abhängig machte, wenn sie am Leben bleiben wollte.
Er hatte ihr inzwischen allen Wind aus den Segeln genommen, außerdem war sie inzwischen einfach zu erschöpft, um ihm noch groß zu widersprechen. Sie lehnte einfach nur ihren Kopf an seine Schulter und bemühte sich aufzuhören zu weinen. Als sie die Wärme spürte, die von ihm ausging, merkte sie erst, wie kühl es inzwischen hier draußen geworden war.

[Tirian]
Tirian behielt sie im Arm. Sie weinte. Er blieb einfach still sitzen und versuchte ihr etwas Halt zu geben. Mit der Zeit spürte er ein leichtes Zittern, das von Lyviani ausging. Jetzt fühlte er auch die kühle Nachtluft, die über seinen halbnackten Oberkörper strich. Es fröstelte ihn leicht, auch wenn die Wärme, die der Körper der Assassine verströmte, dem entgegen hielt. Es war eine seltsam gedankenleere Situation. Die Strapazen des Tages waren für ihn vergessen und das Entsetzen über seine Raserei sank an den Rand des greifbaren Bewusstseins, wo es ihn in Ruhe ließ, wenn er nicht direkt darüber nachdachte und das tat er im Moment nicht. In diesem Sinn gab ihm auch seine Begleiterin Halt. Er konnte an ihr festhalten und seinen Verstand mit einem Dauerblick in den Nachthimmel leeren. Doch inzwischen wurde auch ihm die Kälte zuviel. Er erhob sich und zog Lyviani mit sich nach oben. Schweigend ging er mit ihr zum Zelt hinüber und bettete sie auf ein Nachtlager, das Ama bereits für sie vorbereitet hatte. Die Aschländerin sagte kein Wort, auch nicht als Tirian noch einmal nach draußen ging, um das zersetzte Hemd und die Robe abzulegen und sich zumindest ein neues Hemd aus seinem Gepäck zu nehmen und die Schüssel mit dem nur noch lauwarmen Fleischtopf mit hereinzunehmen. Er aß pflichtschuldig noch den Rest auf und legte sich neben Lyviani auf das Bettzeug und zog sich die schwere Decke über den Kopf. Auch die geflüsterten Gespräche von Ama und ihrem Mann verstummten irgendwann, ebenso wie das Feuer mit der Zeit immer schwächer wurde. Noch lange bevor es wirklich erlosch, schlief der Heiler auch schon ein.