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Thema: Die Erben der Häuser

Hybrid-Darstellung

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  1. #1

    Die Erben der Häuser

    Folgender Gruppenthread erzählt die Geschichte von Tarrior, Tirian aus dem Rollenspiel- und Geschichten aus Tamriel-Thread im Kampf gegen Behram Meradanz weiter.

    Es schreiben Andromeda mit Dreveni Neladren und KingPaddy als Tarrior Gildres / Tirian Morvayn.

    Anmerkung: Tirian ist eigentlich ein NPC und wird in der Handlung nur solange als aktiver Char benutzt, bis Tarrior wieder zur Gruppe stößt.


    Anschluss an die Handlung des Rollenspielthreads.
    Geändert von KingPaddy (02.12.2012 um 11:01 Uhr)

  2. #2

    Weidenländer, Vos, Handelshaus

    Anschluss an diesen Post im Geschichten aus Tamriel-Thread.



    Es war zwielichtig im Handelshaus von Vos. Auf jedem Tisch brannte ein Öllämpchen, aber in der Wand des großen Pilzes, aus dem das Haus gearbeitet war, fanden sich keine Fenster. Auch so mochte es draußen vielleicht schon längst Nacht sein. Tirian hatte sein Zeitgefühl inzwischen verloren. Er hatte sich selbst verloren und saß nun mit durchhängenden Schultern an einem der Tische im hinteren Teil der Mitte des Schankraumes. Die schlechte Stimmung, die ihn befallen hatte, schien auf die anderen Gäste abzustrahlen, denn niemand zog es auch nur länger als für einige Augenblicke in Betracht sich zu ihm zu setzen. Der Stuhl ihm gegenüber blieb frei und das passte ihm auch ganz gut so. Er hatte nun schon seinen fünften Humpen Mazte vor sich und setzte immer mal wieder zu großen Schlucken an, während er ein beklagtes Seufzen vernehmen ließ, um das sich die Umhersitzenden schon lange nicht mehr kümmerten. Der Dunmer bot einen eher mitgenommenen Anblick. Die kurzen, schwarzen Haare, die von einem sauberen Mittelscheitel zu beiden Seiten des Kopfes hin abfielen und vorne in langen, nach vorne springenden Strähnen ausfielen, waren stumpf und zerzaust. Ein ungepflegter Drei-Tage-Bart zierte das aschgraue, junge, aber jetzt müde wirkende Gesicht des Dunmers, in dem die eindringlichen blutroten Augen einen Kontrast zu den sie umgebenden Augenringen boten. Wieder ein Seufzen und ein weiterer Schluck aus dem Humpen. „Verflucht! Was soll ich tun?“: fragte er sich in Gedanken. Er war unglaublich müde und das lag nicht nur am steigenden Alkoholpegel. In den letzten Wochen war er kaum zur Ruhe gekommen und war ständig unterwegs gewesen. Tirian war auf der Suche nach seinem Vater Tarrior. Jener wollte allein gegen den mächtigen Telvanni-Ratsherren Behram Meradanz antreten, was der junge Dunmer für einen großen Fehler gehalten hatte. Als Tirian von der Plantage in der Westspalte aufgebrochen war, führten ihn seine Schritte zunächst nach Norden. Er wusste, dass Tarriors Weg nach Maar Gan führte und dazu musste er an einem Lager des Widerstandes vorbei, das den Pass ins Aschland gesperrt hatte. Dort war sein Vater allerdings bereits eines der bestimmenden Gesprächsthemen. Offenbar hatte er mit dem Anführer einer großen magischen Miliz gekämpft und diesen sogar niedergerungen. Aus diesem Grund wandte sich der Heiler auch an jene magische Miliz und kam mit einer Bretonin in Kontakt, die ihm tatsächlich weiterhelfen konnte, was sie auch gerne tat, als er ihr seine Geschichte vortrug - und von der er auch vom Angriff auf die Stadt erfuhr, zu der sein Vater gewollt hatte.

    „Am Morgen des Tages, an dem die Daedra angriffen, erhielt ich noch per Falke eine Nachricht von unserer Truppe vor Ort. Euer Vater hat die Stadt vor dem Angriff gen Norden verlassen. Wie es scheint, wollte er eine Höhle in der Foyada aufsuchen. Allerdings könnt ihr nicht denselben Weg nehmen. Die Stadt hat sich in die Hölle verwandelt. Tarrior hat viel für mich getan, deshalb möchte ich euch helfen. Wegen der angespannten Lage auf Solstheim und einer womöglich bevorstehenden Invasion ist eine Garnison von uns in Khuul stationiert. Reist dorthin und ich werde veranlassen, dass ihr mit einem Boot zum Nordende der Foyada übergesetzt werdet“: sagte sie ihm zu und Tirian nutzte das Angebot und fand sich wenige Tage später tatsächlich im Aschland wieder, wo er sich umgehend auf die Suche nach der besagte Höhle machte, die er dann auch fand. Es gestaltete sich allerdings als Suche nach der Nadel im Heuhaufen und so klapperte er alle Höhlenzugänge ab, die auf seinem Weg lagen und fand schließlich vor einer Höhle mit Namen Sha-Adnius, dessen Eingang recht windgeschützt lag, zerwühlte Asche und jede Menge Fußabdrücke, die auf rege Aktivität vor nicht allzu langer Zeit hindeuteten. Tirian untersuchte die Höhle und fand tatsächlich Anzeichen für Kämpfe und er fand auch Leichen, allerdings waren dies bereits vor langer Zeit gestorbene und das als Zombies wiederauferweckte Körper, die deutlich Tarriors feurige Handschrift trugen. Auch die letzte Höhle des Höhlensystems bot Anzeichen eines Kampfes allerdings waren bis auf zersplitterte Skelette keine Toten zu finden. Auch eine Hütte, die er fand, bot keine weiteren Hinweise, denn sie war völlig ausgebrannt. Der Dunmer war sich sicher, dass sein Vater hier gewesen war, aber es gab keinerlei Hinweise auf seinen Schicksal oder gar seinen Verbleib. Er wollte die Untersuchung bereits aufgeben und weiter das umgebende Aschland absuchen, als er dann doch in einem der Wasserbecken, die in diesem hintersten Teil des Höhlensystems terrassenartig von den Höhlenwänden abliefen, ein Zahnrad nach dwemerischer Machart entdeckte. Es war zu groß für irgendwelche Maschinen der Dwemer, die er kannte und so konnte es nur ein Bauteil eines kleineren und filigraneren Animunculus gewesen sein. „Behram!“: ging es Tirian dabei sofort durch den Kopf, denn er wusste aus Tarriors Erzählungen, das der Telvanni solche seltsamen humanoiden Maschinen für seine Zwecke einsetzte. Dem Dunmer war damit sofort klar, wo er seinen Vater würde suchen müssen und entschloss sich zur Rückkehr an die Küste.

    Eine Überfahrt mit dem Schiff, auf die er noch einige Tage warten musste, brachte ihn zunächst nach Hla Oad, von dem aus er sich wieder Richtung Norden nach Balmora wandte, um Unterstützung im Rat der Hlaalu zu suchen, um seinen Vater den Ratsherren zu befreien. Leider fehlten ihm die Beweise. Ebenso gestalteten sich auch die Besuche an anderen Stellen, an denen er um Hilfe nachsuchte. Sowohl in Ebenherz als auch in Vivec wurde er bei den mächtigen Ratsherren abgewiesen, wenn sie seine Geschichte überhaupt glaubten, dann war ihnen das Risiko zu groß womöglich einen Krieg mit dem gesamten Fürstenhaus Hlaalu heraufzubeschwören, wenn sie Meradanz angriffen. Tirian wollte schon aufgeben, als er zufällig im Hlaalu-Bezirk auf Dram Bero stieß. Er kannte das markante Gesicht aus vielen Erzählungen Tarriors. So wusste er auch, dass der alte Dunmer eine Art Mentor für seinen Vater war. „Das ist eine verrückte Geschichte, Tirian“: stellte Dram Bero fest. Dennoch war er bereit ihm zu helfen, allerdings konnte auch er nicht viel tun, denn auch ihn trug die Sorge darum, welche Auswirkungen ein Angriff auf den Telvanni haben würde. „Allerdings ist Behram Meradanz nicht ganz unumstritten im Haus Telvanni. Meister Aryon von Tel Vos, ein sehr gemäßigter Magierfürst, hasst ihn. Wenn euch jemand helfen kann, dann ist er es. Ansonsten gab es ja da noch diese Geschichte in Balmora mit der Eiermine…“: schlug Dram Bero damals vor und der Ratsherr organisierte Tirian dann auch zwei Tage später eine Überfahrt von Vivec nach Vos, die sich aufgrund des schlechten Wetters an der Küste hinzog. Gestern kam er schließlich in der Stadt an und ersuchte den Magierfürsten um eine Audienz. Jetzt war er von jener Audienz aus Tel Vos zurück. Und gerade der Gedanke daran, zwang Tirian dazu noch einen kräftigen Schluck aus dem Humpen zu nehmen.

    „Es tut mir Leid um euren Vater und ihr könnt mir glauben, dass ich Behram Meradanz mehr als alles andere, am liebsten tot sehen möchte, aber leider kann ich im Moment keine Truppen entbehren. Seit dem Vorfall in Maar Gan haben sich die daedrischen Angriffe auf die Weidenländer verstärkt. Erst vor wenigen Tagen gab es eine große Schlacht hier vor Tel Vos, wo wir einen Belagerungsring der Daedra aufbrechen konnten, aber schon sickern aus dem Aschland neue Verbände heran und ich muss nicht nur Tel Vos und Vos schützen, sondern auch die Stämme der Aschländer stehen unter meinem Schutz. Außerdem muss ich die Verheerung der Weideländer verhindern. Der wild wuchernde Dochtweizen hier, dient inzwischen weiten Teilen Vvardenfells der Grundernährung und natürlich auch unserer Truppen hier vor Ort. So sehr ich es auch möchte, kann ich leider niemanden entbehren“: musste Meister Aryon seine Hilfe versagen. Als er diese Nachricht verdaut hatte, überraschte ihn der Telvanni allerdings noch mit einigen Informationen: „Ich kann euch allerdings mit ein paar Informationen weiterhelfen. Ich habe Spione in Mora Uvirith im Einsatz, um Meradanz zu überwachen. Mir kam deshalb zu Ohren, dass vor etwa einer Woche eine Gruppe unter der Führung von Meradanz’ Sprecher Aytor von Brasselin zwei Särge nach Tel Uvirith geliefert wurden. Ich mag euch jetzt eure Hoffnung nicht nehmen wollen, dass eurer Ratsherr noch am Leben ist. Wenn er noch am Leben sein sollte, dann werdet ihr ihn bestimmt in den Kerkern unter dem Turm finden. Ich weiß trotz meiner Spione Nichts über den Turm. Meradanz lässt nur seine Vertrauten hinein, allerdings ist es auch schon eine Herausforderung die Stadt im Moment überhaupt zu betreten. Jeder Besucher wird durchsucht und überprüft, aber wenn ihr es hinein schafft, könnt ihr euch an meinen Agenten Vingald wenden. Er betreibt ein kleines Geschäft für nordische Waffen am Rande des Marktplatzes von Mora Uvirith. Er könnte euch in den Turm bringen.“

    Da Tirian durchaus wusste, dass Unterstützung von solch mächtigen Personen nie aus reiner Herzensgüte gegeben wurde, fragte er: „Und wo ist der Haken an der Sache?“ Der Telvanni lächelte knapp, bevor er antwortete: „Ich gebe euch einen Ring mit. Der wird bei einer Kontrolle am Tor nicht so auffallen, wie ein Schreiben von mir. Wenn Vingald diesen Ring sieht, wird er euch helfen. Wenn er euch in den Turm bringen kann, möchte ich, dass ihr etwas für mich erledigt. Meradanz untergräbt meine Autorität im Rat und sorgt für eine passive Politik, die dafür sorgt, dass ich alleine gegen die Horden der Daedra stehe. Er will mich schwächen. Ich habe den Verdacht, dass er plant die Macht im Haus Telvanni zu übernehmen und sich selbst zum Erzmagister zu machen und deshalb nun seine Konkurrenten ausschaltet. Sucht mir im Turm entweder etwas Belastendes, dass ich im Rat gegen ihn verwenden kann oder aber etwas, dass mir seine Pläne verrät. Wenn er tatsächlich einen Staatsstreich plant, lasst mir die Pläne schnell zukommen und ich werde gegen ihn militärisch vorgehen. Ich habe eine Einheit im Süden in der Nähe der Grenze zu seinem Gebiet stationiert. Die zwar mit den Daedra beschäftigt, aber wenn ihr mir eine Grundlage gibt, die ein militärisches Eingreifen legitimiert, dann genießt ihr meine volle Unterstützung.“ Tirian nickte und nahm nur noch den Ring entgegen, bevor er sich dann entfernte. Er seufzte. „Wo ist Tarrior da nur hinein geraten“: überlegte der Dunmer, der sich wünschte jetzt wieder auf einem Handelsschiff zu sein und die kranken Seeleute zu heilen, anstatt sich in politische Verwicklungen zu stürzen, die er nicht annähernd durchschaute. Aber gerade das Schicksal seines Vaters gab ihm den Willen sich dem entgegenzustellen.

    Als er erschöpft wieder in Vos ankam und sich ins Handelshaus zurückzog, wurde ihm allerdings bewusst, wie wenig er bei der Rettung seines Vaters, den er eigentlich immer noch eher als Freund denn als Vater sah, weiter gekommen war. Er selbst wollte sich gegen Behram Merdanz und seine Horde von Animunculi und treuen Wächter stellen – allein. Er hatte Tarrior damals davon abhalten zu wollen, sich allein mit dem Telvanni anzulegen und jetzt befand sich der Heiler selbst in dieser Lage. Keiner war bereit zu helfen. Wie sollte er nur allein gegen all diese Krieger ankommen. Überhaupt war ein lautloses Herangehen wahrscheinlich der beste Weg in den Turm und doch war auch das nicht gerade das, was er tun konnte. „Ich bin Heiler verdammt noch mal“: ließ er seinen Unmut nur einmal gesprochen freien Lauf, doch im Schankraum ging diese klägliche Klage in der Geräuschkulisse einfach unter. Er wusste selbst, dass es wohl besser wäre, anstatt zu trinken, nach Söldnern Ausschau zu halten, aber was sollte ihm das schon nutzen. Die fähigsten Waffenarme fanden sich da draußen im Feld gegen die Daedra und mit einem plumpen Barbaren an seiner Seite käme er nicht einmal durch die Stadttore denn geschweige in den Turm hinein. Er seufzte, starrte ins Leere und hoffte ein Wunder, während sich in Gedanken eine immer stärkere Mordlust gegen den Mann aufbaute, der nicht nur Tarrior sondern nun auch ihn in diese Angelegenheit hinein gezogen hatte – Behram Meradanz.

  3. #3
    Anschluss an die Handlung von "Schildstadt".



    Als sich Dreveni von Erynn verabschiedete, hatten ihr tatsächlich die Worte gefehlt, eine Situation, in die sie nur selten kam. Sie hatte die Hand der anderen genommen und war sich fast sicher gewesen, dass dieser Abschied nicht endgültig war. Irgendwo, irgendwann in Cyrodiil würden sie sich wieder sehen, unter welchen Umständen auch immer. Es fühlte sich seltsam an, auf einmal wieder alleine zu sein, das kam ihr zu Bewusstsein als sie zusah wie das Schiff später den Hafen von Tel Vos verließ. Der Guar, der sie den ganzen Weg treu begleitet hatte, schnaufte leise und stieß sie mit der flachen Schnauze an, als wüsste er, wie sie sich gerade fühlte. Gedankenverloren strich sie ihm über das gutmütige Gesicht, bevor sie sich schließlich ruckartig umdrehte und auf die Häuser von Tel Vos zuhielt. Sie hatte immer noch keinen Plan, was sie in Morrowind noch tun sollte, außer endlich Feryn aus ihrem Kopf zu bekommen, auf die eine oder andere Art und Weise. In ihrer Sprache hieß das entweder durch Alkohol und Arbeit - auch wenn sie sich in Morrowind wohl mit Morden etwas zurück halten sollte, sie hatte nicht viel Lust, noch einmal mit der Morag Tong aneinander zu geraten, oder sie würde herausfinden, was wirklich mit irgendwelchen verdammten Dokumenten gelaufen war. So oder so, einen Abschluss würde sie finden müssen, das war ihr klar geworden.

    Sie fand eine Stallung in der sie ihr Reittier abgeben konnte, und stellte dem Stallburschen ein paar Draken extra in Aussicht, wenn ihr Gepäck später noch vollzählig war. Am Körper trug sie nur ihre Waffen, für deren Verkauf sicher so mancher sein Leben riskiert hätte. So trug sie den Dolch und ihr Langschwert am Gürtel, den Köcher hatte sie locker um die Schulter gehängt und den entspannten Bogen in einem Stoffschlauch in der Hand. Ihre Haare waren im Nacken zu einem einfachen Zopf geflochten, die leidlich saubere grauschwarze Kleidung wurde von ihrem dunklen Wollmantel verdeckt. Nach kurzem Suchen hatte sie das Handelshaus gefunden, das auch als Taverne zu dienen schien.

    Im Schankraum war es düster und stickig, was daran liegen mochte, dass es keine Fenster gab und das einzige Licht von Öllampen herrührte. Außerdem war es relativ voll, es schien keinen freien Tisch mehr zu geben, auf den ersten Blick. Auf den zweiten sah sie, dass es immer noch den einen oder anderen freien Stuhl gab, sie hatte allerdings wenig Verlangen, sich zu einer der lärmenden Gruppen zu setzen. Halb unbewusst nahm sie den Wollumhang ab und hängte ihn sich über den Arm, als sie nach einem passenden Platz ausschau hielt. Es war nicht nur stickig sondern auch ziemlich warm. Schließlich kam ein Tisch in ihr Blickfeld, an dem nur eine einzelne Person saß, die sich in einen Krug vertieft hatte. Als sie sich dem Tisch näherte, sah sie, dass es ein Dunmer war, und als sie nur noch ein paar Schritte davon entfernt war sah sie auch in welchem Zustand er sich befand. Das Haar zerstrubbelt, das Gesicht eingefallen und die Augen von dunklen Ringen umrandet. Gesund sah er nicht aus, und für einen kurzen Moment war Dreveni kurz davor, wieder umzudrehen, nicht dass er noch ansteckend war. Andererseits konnte sein Aussehen vermutlich auch nur dem Alkohol geschuldet sein. Wie auch immer, es war noch mit Abstand der beste Platz hier.

    Als sie den Tisch erreicht hatte, nickte sie dem Dunmer kurz zu - er musste etwa in ihrem Alter sein, auch wenn man das nie so genau sagen konnte - und begann ohne groß auf eine Reaktion zu warten ihren Bogen und den Köcher an den Tisch zu lehnen, hängte den Mantel über die Lehne und setzte sich schließlich. Er würde sich schon noch beschweren, wäre der Stuhl für jemanden reserviert gewesen. Als sie saß, versuchte sie herauszufinden ob es hier eine Bedienung gab oder man selbst aufstehen musste wenn man etwas zu trinken wollte.
    Geändert von KingPaddy (12.12.2012 um 21:25 Uhr)

  4. #4

    Weidenländer, Vos, Handelshaus

    Die Zeit verflog während Tirian noch nachdachte und die Welt um seinen Mazte herum für ihn immer undurchsichtiger wurde. Er spürte ein Rucken am Tisch. Doch nur das Heben einer Augenbraue verriet, dass der junge Dunmer überhaupt bemerkte, dass sich jemand an den Tisch gesetzt hatte. Eigentlich wollte er jetzt lieber allein sein, aber ihm stand nun auch nicht der Sinn danach mit dem Neuankömmling darüber zu diskutieren, wem denn nun dieser Platz zustand. Überhaupt war der Schankraum, auch wenn er ihm seit geraumer Zeit keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt hatte, wahrscheinlich so überlaufen, dass es für den Angekommenen besser war, sich diesen freien Platz einfach zu nehmen. Einfach zu nehmen. Tirian hätte sich am liebsten so einiges einfach genommen. „Truppen, zerstörerische Zauber, einen Henker auf Abruf“: ging es ihm schwarz durch den Kopf. Selbigen wollte er Behram Meradanz von den Schultern schlagen und seinen armen Vater retten. Der Dunmer wusste selbst nicht, woher diese bösartigen und gewalttätigen Gedanken und Vorstellungen kamen, denn diese waren ihm ansonsten eigentlich fremd. Sein Naturell war grundsätzlich ein ruhigeres. Eigentlich konnte und wollte er niemanden töten. Aus diesem Grund war er ja auch Heiler geworden – um Leben zu retten. Behram Meradanz jedoch kehrte scheinbar in jedem das Schlechteste nach außen. Auf ihn zumindest traf es zu. Er hasste sich selbst ein Stück weit für diese abscheulichen Gedanken. Er biss sich auf die Zähne und hatte plötzlich einen bitteren Geschmack im Mund. „Tarrior, was soll ich nur tun“: fragte er sich und griff beherzt nach seinem Mazte-Humpen, der mittlerweile bis auf etwa ein Fünftel seines Inhalts geleert worden war und stürzte das Bier seine Kehle hinunter. Er stellte das Gefäß zurück auf den Tisch, schlug die Hände vors Gesicht und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Noch immer rumorte es in seinem Kopf, doch Tirian wollte das nicht länger hinnehmen. Das ewige Gedankendrehen brachte ihn nicht weiter. Er entschloss sich dazu lieber morgen weiter über einen Plan nachzudenken. „Im Zweifelsfall gehe ich eben allein nach Mora Uvirith und befreie Tarrior“: entschied der Dunmer. Ebenso beschloss er die üblen Gedanken und Befürchtungen zunächst durch betäubenden Alkohol zu vertreiben. „Vielleicht kann ich dann die Nacht wieder ruhig schlafen“: hoffte er und nahm die Hände vom Gesicht, um sich noch einen Humpen zu bestellen. In genau diesem Moment stutzte.

    Als er seine Augen öffnete erblickte er die roten Augen einer Dunmerin mit langem, schwarzen Haar. Ihm fiel fast die Kinnlade herunter. Sie hatte das Gesicht etwas abgewandt und blickte ihn nicht direkt an, wich scheinbar bewusst seinen Blicken aus. Tirian konnte es nicht fassen. Er hatte zwar Briefe an die Plantage geschickt, um Gilluk auf dem Laufenden zu halten, was Tarrior anging, aber das sie ihm gleich folgen würde, fand er wirklich unglaublich. Er war dennoch viel zu sprachlos, um etwas anderes zu machen, als empört zu fragen: „Mama, warum bist du mir gefolgt?!“ Erst als sich die Dunmerin verwirrt zu ihm umdrehte, erkannte er anhand des viel zu jungen Gesichtes seinen Fehler und war nun noch sprachloser als zuvor.
    Geändert von KingPaddy (12.12.2012 um 21:26 Uhr)

  5. #5
    Dreveni hatte inzwischen eine Bedienung ausgemacht und versuchte diese - eine junge Dunmer - auf sich aufmerksam zu machen, was ihr nicht recht gelingen wollte, da diese mehr als genug zu tun hatte und kaum in Drevenis Richtung sah. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie ihren Tischnachbarn, der inzwischen die Hände vor das Gesicht geschlagen hatte. Hoffentlich wurde es ihm nicht noch schlecht, das hätte ihr jetzt gerade noch gefehlt. Andererseits roch er noch gar nicht so übermäßig nach Alkohol, sein Benehmen musste einen anderen Grund haben. Nicht dass es Dreveni etwas angegangen wäre, aber das Erlebnis mit den Morag Tong, die nur ihren Namen und ihre Beschreibung hatten und sie daraufhin verschleppt hatten, saß ihr immer noch in den Knochen. Auch wenn sie das niemals zugegeben hätte.
    Schließlich gab sie es auf, nach der Bedienung zu winken und wollte eben aufstehen, um selbst an den Tresen zu gehen, als sie den Dunmer etwas sagen hörte.
    Mama!? Sie drehte ihm ihr Gesicht zu und hatte immer noch halbwegs die Hoffnung, sich verhört zu haben. Sicher, sie war durch die Reise etwas mitgenommen, aber seine Mutter konnte sie beim besten Willen noch nicht sein. Tatsächlich hoffte sie, überhaupt niemals in ihrem Leben Mama genannt zu werden, Kinder mochte sie nicht, und das beruhte in den meisten Fällen auf Gegenseitigkeit. Sie musterte ihr Gegenüber genauer, da ging ihr auch endlich auf, dass sie ihn sogar verstanden hatte. War er auch aus Cyrodiil?
    "Hör mal, Kleiner. Du siehst zwar jung aus, aber so jung dass ich deine Mutter sein könnte, auch wieder nicht." Sie hatte sich über den Tisch gebeugt und wiederstand gerade noch der Versuchung, ihn am Kragen zu packen, eine Schlägerei wollte sie hier nicht unbedingt anzetteln. Dabei verrutschte allerdings ihr Ärmel und das Stilett an ihrem linken Unterarm wurde zum Teil sichtbar. Sie sah ihm fest in die Augen, welche ein wunderschöne, intensive blutrote Farbe hatten. Sollte das ein neuer Trick der Morag Tong sein? Wenn du jetzt schon so paranoid wirst, hättest du vielleicht doch einfach mit Erynn nach Cyrodiil gehen sollen., dachte sie bei sich. Wieso sollte ihm überhaupt seine Mutter folgen? War ihm jemand auf den Fersen? Wenn ja, dann war das vielleicht eine gute Gelegenheit, zu etwas Geld zu kommen, Verfolger wollte man im Allgemeinen los werden.
    Während sie diese Überlegungen anstellte, verlor ihr Blick etwas von der Schärfe, blieb aber weiter abschätzend.
    Geändert von Andromeda (13.12.2012 um 21:24 Uhr)

  6. #6

    Weidenländer, Vos, Handelshaus

    Tirian konnte sich gar nicht so schnell herausziehen, wie er sich diese Sache eingebrockt hatte. Als sein Blick auf die seltsam geformte Klinge fiel, die die Dunmer in ihrem Ärmel versteckt hatte, brach ihm ein wenig der kalte Schweiß aus. Leute die mit versteckten Waffen am Körper in Tavernen gingen, reagierten selten verständnisvoll auf Beleidigungen, auch auf unbeabsichtigte. Er schluckte. Er konnte zunächst nur dümmlich dreinschauen, während sich der Blick der Dunmer in seine Augen bohrte, doch trat plötzlich eine kaum merkliche Veränderung ein, die etwas von der stechenden Schärfe nahm und seinen Adrenalinspiegel merklich sinken ließ. Seine Zunge, die zuvor einem vertrockneten Blatt geglichen hatte, entspannte sich. Tirian gewann seine Sprache zurück. „Ver... Ver… Verzeiht bitte. Ich habe euch verwechselt. Aus dem Profil saht ihr meiner Mutter sehr ähnlich. Auch jetzt noch mögen mir beim dunklen Licht meine Augen einen Streich spielen. Vielleicht ist es auch das Bier. Entschuldigt bitte vielmals“: entschuldigte sich Tirian mehrfach und erkannte, dass die Frau ihm gegenüber ihren Blick zwischenzeitlich immer mal wieder zum herum laufenden Schankmädchen schweifen ließ. Er erhob seinen Humpen und winkte damit, was das geschäftige Mädchen an den Tisch lockte und er bat ebenso für sich selbst als auch zur Wiedergutmachung für die Frau am Tisch nach einem Krug Mazte für den Tisch. Als sich das Mädchen entfernte seufzte er einmal kurz. Die Dunmer musterte ihn noch immer mit gerunzelter Stirn. „Es tut mir wirklich leid“: wiederholte Tirian noch einmal.

    „Ich hatte geglaubt meine Mutter würde mir folgen. Sie war dagegen, als ich hierher wollte und ich fürchtete schon sie wäre jetzt persönlich gekommen, um mich zurückzuhalten. Verrückt, nicht wahr?“: versuchte er immer noch sich zu rechtfertigen. Und bei diesen Gedanken geriert der Heiler schnell in einen Redefluss, der nur dadurch unterbrochen wurde, dass das Schankmädchen einen weiteren Humpen brachte und einen Krug mit dem dunmerischen Bier auf den Tisch stellte. „Dabei müsste ich gar nicht hier sein, wenn dieser verfluchte Sohn eines Skribs nicht wäre. Sein Tod wäre geradezu eine Erlösung“: faselte Tirian und bemerkte erst sehr spät, was er da eigentlich redete. „Ich rede Unsinn. Ich habe wohl zuviel getrunken. Ich sollte besser gehen“: besann er sich und wollte sich erheben. „Entschuldigt noch einmal die Verwechslung. Sagt der Bedienung, dass ich für den Alkohol aufkommen werde. Sie soll es auf meine Rechnung setzen“: machte er Anstalten sich auf sein Zimmer zu entfernen.

  7. #7
    Der Dunmer schrumpfte unter ihren Blick sichtbar zusammen, erst recht als er einen Blick auf ihr Stilett geworfen hatte, was Dreveni nicht entgangen war. Immerhin war er höflich, etwas was ihr auf der Reise mit Arranges irgendwie abgegangen war. Und er konnte sich gewählt ausdrücken, so betrunken schien er wirklich noch nicht zu sein. Allerdings merkte er wohl nicht mehr, wenn es genug war, und als er weitersprach verschwand das Stirnrunzeln aus Drevenis Gesicht und sie zog statt dessen eine Braue überrascht in die Höhe. Immerhin hatte sie inzwischen etwas zu trinken, und so wirklich böse konnte sie dem anderen für seine Verwechslung gerade auch nicht mehr sein. In dem Krug musste Mazte sein, es war nicht so gut wie das Sujamma dass sie in Molag Mar gehabt hatte, aber trinkbar. Molag Mar, daran dachte sie lieber nicht zurück, und so widmete sie wieder ihrem Tischnachbarn ihre volle Aufmerksamkeit.
    Sein Tod wäre eine Erlösung? Das ließe sich sicher arrangieren, oder fehlte ihm einfach nur das nötige Kleingeld dafür?
    Eigentlich hatte sie sich vorgenommen hier in Morrowind nicht den Morag Tong in die Quere zu kommen, davon abgesehen dass ihr Mordan wohl die Hölle so heiß machen würde, dass sie sich in die Ebenen Oblivions zurückwünschen würde, wenn er es mitbekommen sollte. Daran zweifelte sie keine Sekunde, nachdem ihm ja die ganze Sache mit Feryn auch nicht verbogen geblieben war.
    Als er Anstalten machte aufzustehen, legte Dreveni ihm die Hand leicht auf den Arm um ihn aufzuhalten. "Ich weiß nicht ob Ihr Unsinn redet. Nur vielleicht sprecht Ihr am falschen Ort, allerdings nicht zur falschen Person? Manchmal braucht man einfach etwas Hilfe..."
    Ihre Stimme war leise gewesen, so dass sie hoffentlich nur von ihrem Gegenüber verstanden worden war. Der Ärger in ihrem Gesicht war einem im Ansatz verschwörerischem Lächeln gewichen, als sie den Dunmer von unten her ansah. Ohne auf eine Antwort zu warten ließ sie seinen Arm nach ein paar Augenblicken wieder los und lehnte sich zurück, den Blick weiter auf ihr Gegenüber gerichtet. Hier unter den ganzen Leuten würde sie diese Konversation ohnehin auf keinen Fall weiterführen.
    Geändert von Andromeda (19.12.2012 um 22:15 Uhr)

  8. #8

    Weidenländer, Vos, Handelshaus

    Als Tirian plötzlich die Hand der Dunmerin an seinem Arm spürte, die ihn zurückhalten wollte, setzte sein Herz einen weiteren Schlag aus. Wollte sie ihn hier vor allen Leute... Umso überraschter war er, dass sie ihn nicht angriff, sondern ihm scheinbar sogar ein Angebot machte. "...nicht die falsche Person": sagte sie. Er blickte sie verwirrt an. Das Stilett kam ihm wieder in den Sinn und dessen Versteck im Ärmel. So langsam begriff er, worauf die Frau hinaus wollte. Ekel stieg in ihm auf, als er ernsthaft darüber nachdachte, dass er sie anheuern könnte. Doch bei den Gedanken an Behram Meradanz und seinen Vater wurde der Ekel durch Hass ausgelöscht und sein Mund formte fast mechanisch flüsternd: "In einer Viertelstunde auf meinem Zimmer. Ich lasse die Tür unverschlossen." Tirian entfernte sich mit abgehackten Schritten vom Tisch und wandte sich der Treppe zu, die aus schweren Holzbalken bestand, die man in die Wand eingelassen hatte und die jetzt wie Rippen herausragten. Es gab kein Geländer, also zog Tirian es vor in seinem angetrunkenen Zustand nahe der Wand zu bleiben. Er schwankte zwar nur leicht, aber es war besser kein Risiko einzugehen. Auf der schmalen Galerie gab es drei Türen, die zu einzelnen, kleinen Zimmer führten. Tirian war froh über dieses Zimmer. Er musste dem Vorbesitzer eine Menge Geld bezahlen, damit er die Reservierung auf umschrieb, aber immerhin konnte er so in einem richtigen Bett schlafen und im Moment war ihm dafür jeder Betrag recht. Er schloss die Tür auf und ging hinein, ohne sie wieder abzuschließen. Wenn die Frau tatsächlich das war, wofür sie sich ausgab, dann würde sie bald ebenfalls kommen.

    Er setzte sich auf den Rand seiner Schlafstatt und fuhr sich mit den Händen über die Augen. „Was tue ich da gerade?“: fragte sich der Heiler. Er ließ sich nach hinten fallen und seufzte. „Eine vermeintliche Meuchelmörderin?!“: stöhnte er. Langsam nagte sein Gewissen an ihm. Es war eine Sache, wenn man jemanden selbst umbrachte, aber jemanden dafür zu bezahlen einen anderen hinterrücks umzubringen, war eine gänzlich andere Qualität. Es war… schäbig. Auch empfand er es geradezu als widerlich für den Tod eines Anderes zu bezahlen, als könne man ein Leben für Geld kaufen und dann frei darüber verfügen. „Eigentlich habe ich es zu meiner Lebensaufgabe gemacht Leben zu retten und Verletzungen zu heilen…“: schüttelte er sich. Er war angewidert von sich selbst. „Ich kann das nicht tun“: sagte er sich selbst, aber er klang selbst für sich nicht überzeugend. Ein tiefes inneres Verlangen verlangte nach dem Blut des verfluchten Telvanni-Hexers. Er konnte es kaum unterdrücken und leugnen schon gar nicht.

    Tirian war sich bewusst, dass er allein nicht die Kraft hätte, gegen Behram Meradanz und seine Schergen anzutreten, doch konnte und wollte er diesen nicht einfach ermorden lassen. Doch er wollte es. Aber er konnte es nicht tun. Seine Gedanken drehten sich im Kreis und sein Kopf fing an zu schmerzen. Sein Gewissen bereitete ihm schiere Qualen. Er rollte sich auf dem Bett herum, versuchte eine Entscheidung mit sich zu treffen und wurde erst durch das Drücken der Türklinke ins Hier und Jetzt zurück gerissen. Er schluckte. Er wusste nicht, was er sagen sollte, als die Dunmerin eintrat.

  9. #9

    Vos, Handelshaus, Tirians Zimmer

    [Dreveni]
    Dreveni hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass der Andere auf ihr Angebot eingehen würde, umso erstaunter war sie über seine Antwort. Mit hochgezogener Augenbraue sah sie ihm nach, bis er in seinem Zimmer verschwunden war. Gleich darauf erschien eine steile Falte zwischen ihren Augen, sollte das eine Falle sein? Nein, sie meinte genug Menschenkenntnis zu besitzen, um sich sicher zu sein, dass dieser Dunmer mit Sicherheit nichts mit irgendeiner Mördergilde zu tun hatte. Wenn doch war er der beste Schauspieler, der ihr jemals untergekommen war. Er erinnerte sie eher an einen Auftraggeber bei Bravil, der jedes mal vor Angst fast umgekippt war, wenn er mit ihr zu tun gehabt hatte. Den Rest hatte sie ihm gegeben, als sie nach Erledigung des Auftrages einfach in sein Zimmer eingebrochen war und ihm den Finger des Opfers unter die Nase gehalten hatte. Sie musste grinsen bei dem Gedanken daran, es schien schone ewig her zu sein, wie alles das geschehen war, bevor Feryn wieder in ihr Leben getreten war. Sie trank den Krug aus, richtete der Bedienung aus, dass sie die Getränke auf die Rechnung des Dunmers setzen sollte, und machte sich auf zu seinem Zimmer. Den Mantel hatte sie sich umgehängt, so dass man nicht sehen konnte, dass sie ihren Dolch gezogen hatte. Das daedrische Metall fühlte sich kühl an, und doch konnte man gleichzeitig seine Hitze spüren. Bogen und Köcher hingen über ihren Rücken, als sie mit der linken schließlich die Zimmertür öffnete. Sie hatte einen Moment gelauscht, aber es war nichts von drinnen zu hören.

    Als sie die Tür weit genug aufgezogen hatte, sah sie, dass der Dunmer allein auf seinem Bett lag und sich jetzt ruckartig aufsetze. In seinen Zügen lag eine Mischung aus Ekel und etwas das Dreveni nach Unentschlossenheit aussah. Alles in allem wirkte er noch mehr neben sich stehend, als vorhin am Tisch.
    Sie zog die Tür leise zu, nicht ohne den Blick von der Gestalt vor ihr auf dem Bett zu nehmen. Dabei fiel ihr siedend heiß ein, dass es nur drei Zimmer zu geben schien und sie selbst noch keins hatte. Scheiße. Darum würde sie sich später kümmern müssen. Zur Not müsste sie die Nacht im Schankraum verbringen.
    Äußerlich merkte man ihr von dem kurzen Schreck allerdings nichts an, und sie konzentrierte sich wieder auf die aktuelle Situation. Jedenfalls schien es keine Falle zu sein, sonst war das spärlich eingerichtete Zimmer leer.
    Mit der linken Hand in die Hüfte gestützt und die Rechte mit dem Dolch unter dem Umhang verborgen, blieb sie kurz vor dem Bett stehen. "Ihr solltet in der Wahl eurer Worte in der Öffentlichkeit etwas vorsichtiger sein, auch wenn hier in Morrowind andere Sitten zu herrschen scheinen.", sagte sie leise. "Wen wollt Ihr euch vom Hals schaffen?"

    [Tirian]
    Eine solche Frage hatte er gerade noch gebraucht, doch machte es ihm ihre Direktheit leichter. "Jemanden den Tod zu wünschen ist kein Verbrechen. Auch wenn es schon verwerflich ist die Auslöschung eines Lebens herbeizusehnen": sagte er und seufzte. "Wisst ihr, ich bin mir nicht mehr so ganz sicher, ob die Ermordung": er zog das letzte Wort lang, als würde sich seine Zunge weigern es aussprechen zu wollen: "der rechte Weg ist, um meine Probleme zu lösen." Er stand auf und ging etwas im Zimmer auf und ab. "Sein Tod würde nicht automatisch die Rettung bedeuten, die ich mir eigentlich erhoffe": sagte Tirian kryptisch, da er nicht wusste, wie viel er dieser Fremden anvertrauen konnte. "Ich möchte jemanden retten, der in Gefangenschaft geraten ist, aber den Verantwortlichen zu töten, wird, auch wenn es vielleicht meinem Rachewunsch entspricht, wohl nicht dafür sorgen": erklärte er dann doch etwas mehr, da ihm selbst bewusst wurde, dass die Dunmer mit kryptischen Botschaften Nichts anfangen konnte. "Verzeiht, aber ich war zu voreilig. Ich sollte eure Zeit nicht verschwenden, wenn ich keinen... Mord... möchte": gestand er sich ein.

    [Dreveni]
    So ganz schlau wurde Dreveni aus dem Gestammel des Dunmers nicht. Sie beobachtete ihn, als er scheinbar nervös durch das Zimmer ging. Langsam setzten sich allerdings die Bruchstücke, die er von sich gab, zu einem Bild zusammen. Noch wollte er also niemanden tot sehen, was Dreveni sogar entgegenkam, auf einen neuerlichen Zusammenstoß mit den Morag Tong oder dieser anderen Gruppe, deren Name ihr gerade entfallen war, hatte sie keine Lust.
    Zwar war ihre Lust auf einen neuen "Jagdauftrag" auch nicht gerade groß, wenn sie am Ende wieder niemanden ums Eck bringen konnte, aber irgendwie musste sie ihren weiteren Aufenthalt hier finanzieren.
    "Ihr verschwendet meine Zeit nicht. Wie Ihr vielleicht an meiner Aussprache gehört habt, ich bin nicht aus Morrowind. Und außerhalb meiner gewohnten Gefilde kann ich in der Wahl meiner Aufträge nicht so wählerisch sein, wie ich es normalerweise bin. Und nachdem sich mein Aufenthalt hier noch etwas ziehen wird..."
    Alles in allem schien es nicht so schlecht zu werden, auch wenn der Mann vor ihr eher so wirkte, als würde er ihr früher oder später gewaltig im Weg stehen. Kampferfahrung war nun nicht gerade auf seine Stirn geschrieben, andererseits machte er keinen dermaßen jähzornigen Eindruck wie Arranges.
    "Tatsächlich macht es keinen großen Unterschied, ob man sich reinschleicht, jemanden ermordet, wieder rausschleicht oder jemanden am Leben lässt und mit raus nimmt.", fügte sie noch mit einem feinen Lächeln hinzu.

    [Tirian]
    Tatsächlich fiel Tirian erst jetzt auf, wo sie ihn mit der Nase darauf stieß, dass sie Cyrodiilisch ohne den breiten vvardenfeldischen Akzent sprach, der den Leuten, die ihre Insel nie verließen, so zu Eigen war. "Was für eine Ironie": stellte Tirian fest und lachte leicht, was ihm etwas von seiner Anspannung nahm. "Ich stamme aus Süd-Morrowind, aber war bisher so häufig auf Reisen, dass ich inzwischen fast schon automatisch Cyrodiilisch spreche, da es ja die Umgangssprache im Kaiserreich ist. Wir sind also Beide relativ fremd hier auf Vvardenfell". erklärte der Dunmer. Er sah darin Nichts Schlechtes, eher im Gegenteil. Sie fielen so hier bei den ganzen Söldnern, die wegen der Daedra auf der Insel waren, nicht weiter auf. Auf jeden Fall gab ihm ihre letzte Aussage etwas Hoffnung: "Daran habe ich gar nicht gedacht. Ihr... Assassinen seid ja gut darin euch lautlos zu bewegen und einzuschleichen. Wenn es nicht unbedingt ein Mord sein muss, dann wären eure Dienste sicherlich außerordentlich hilfreich." Tirian setzte sich wieder auf das Bett. "Ihr meint also, dass ihr Geld braucht. Mein Va.. ähm..., ich meine, ich habe ein kleines Vermögen zur Verfügung, um euch zu bezahlen. Wenn ihr mir helft, dann wird es sich für euch lohnen. Das verspreche ich euch. Außerdem bin ich bereit für eure Spesen aufzukommen, solange der Auftrag dauert": bot er an, allerdings erinnerte ihn sein Gewissen an eine Tatsache, auf die er noch hinweisen sollte. Der Heiler schluckte, aber sah der schwarzhaarigen Dunmer, die seiner Mutter wirklich sehr ähnlich sah, ins Gesicht und fügte noch an: "Ich muss euch aber warnen, dass es sehr gefährlich werden wird, denn wir müssen uns in den Turm eines Hexenmeisters einschleichen."

    [Dreveni]
    Das leichte Lachen auf seinem Gesicht ließ den Dunmer vor ihr wieder etwas selbstsicherer wirken, und veranlasste Dreveni zu der gedanklichen Feststellung, dass es wohl doch nicht gar so aussichtslos mit ihm werden würde. Auch die Tatsache dass er oft auf Reisen war, gab Anlass zur Hoffnung, da sollte er ja wohl einmal in die Situation gekommen sein, sich verteidigen zu müssen. Auch die Aussicht auf eine gute Bezahlung - oder überhaupt eine Bezahlung, die Jagd nach Gumora war eine ziemliche Nullrunde gewesen - ließ Dreveni die Gefahr eines Hexenmeisters nicht mehr so groß erscheinen. Natürlich erschwerte dass die ganze Sache noch mal um einiges, allerdings war sie selbst jetzt auch nicht unbedingt unbegabt in Sachen Magie, auf der anderen Seite konnte auch ein Hexenmeister gegen einen Dolch oder Pfeil im Rücken nichts mehr ausrichten. Geschah ihm halt am Schluss halt doch ein kleiner Unfall, egal ob der Dunmer ihn nun tot sehen wollte oder nicht. Sie hütete sich allerdings das jetzt anzusprechen, da er eindeutig mehr Skrupel bei solchen Dingen zu haben schien als Dreveni.
    "Dann werden wir eben vorsichtig sein müssen.", sagte sie, steckte den Dolch weg den sie bis jetzt in der Hand gehalten hatte und den der andere erst jetzt sehen konnte und hielt ihm die Hand hin um den Auftrag zu besiegeln.

  10. #10

    Weidenländer, Vos, Handelshaus

    Als er den Dolch bemerkte, ging ihm ein gewisser Schauer über den Rücken, als ihn jedoch wegsteckte beruhigte sich sein springendes Herz wieder. Er schaute auf die stattdessen dargebotene Hand. "Gut dann ist es abgemacht": sagte Tirian und nahm die kühle Hand und drückte sie, um den Auftrag zu besiegeln. "Es wird das Beste sein, wenn wir morgen in der Frühe aufbrechen, deshalb möchte ich mich jetzt gerne hinlegen. Alles Weitere besprechen wir dann am Morgen bei einem Frühstück": schlug der Dunmer vor und die Assassinin war da scheinbar auf seiner Seite. "Wir sehen uns dann": sprach sie und entschwand durch die Tür. Der Heiler wartete noch einen Moment, dann sprang er vom Bett auf und schloss ab. Sie traf ihre Sicherheitsvorkehrungen und er seine. Lange stand er noch an die Tür gelehnt und lauschte auf die Geräusche und Stimmen, die dumpf aus dem Schankraum nach oben drangen. Sein Kopf war in diesem Moment seltsam leer. Nur langsam löste er sich von dem spröden Holz und schwankte zu seinem Bett herüber, auf dem er dann niedersank. Mit einer Bewegung schlüpfte er aus seinen Lederschuhen und schleuderte sie von sich. Müde schlüpfte er aus der grünen Robe und behielt nur das blau gefärbte Leinenhemd und die braune Hose an. Dann zog er die kratzige Decke über sich und bettete den Kopf auf das gestärkte Kissen. Seine Gedanken kreisten noch. "Dann geht es wohl doch ans Eingemachte": überlegte der Heiler. Er würde sich jetzt doch mit Behram Meradanz anlegen, von dem er durch seinen Vater wusste, dass er wirklich skrupellos war. "Wenn sie uns in Mora Uvirith erwischen, sind wir so gut wie tot": ging es Tirian dabei auf. Die Worte der Dunmer gingen ihm durch den Kopf: "Dann werden wir eben vorsichtig sein müssen." "Zumindest ist sie optimistischer als ich": sagte er sich. "Außerdem haben wir ja immer noch Meister Aryon als Trumpf, wenn alles schief geht": seufzte er und schloss endlich die Augen, nachdem er die Laterne auf dem kleinen Holztisch neben dem Bett gelöscht hatte. Ein Gedanke überfiel ihn noch, bevor er vor Erschöpfung ins Reich der Träume glitt: "Wo bin ich da nur hinein geraten?"

    Als er am nächsten Morgen erwachte, war er schweißgebadet und in seinem Kopf klebten die Reste eines Alptraums, wie hartnäckige Spinnenweben, aber er konnte sich nicht daran erinnern und der Versuch danach zu greifen, zerriss das Gespinst und hinterließ nur ein Gefühl von Vergessen. In letzter Zeit erwachte er häufiger in diesem Zustand. Und jedes Mal musste er dann an Tarrior denken, doch er wusste einfach nicht wieso. Tirian setzte sich auf und schüttelte den Kopf um die Senkbleie von seinen Gedanken abzuschütteln und wuchtete sich aus dem Bett. Ein Blick aus dem winzigen Fenster seiner Kate verriet ihm, dass die Sonne noch nicht aufgegangen war, aber die Helligkeit der zwielichtigen Nacht dort draußen ließ auf eine baldige Dämmerung mit ihren golden-roten Farbimpressionen am Himmel schließen. Er schlüpfte aus seiner feuchten und nun mehr speckigen Kleidung und genoss einen Moment die morgendliche Frische auf der nackten Haut, bis sich ihm die feinen Härchen aufstellten. Er kramte aus seinem Gepäck ein frisches Hemd und eine frische Hose und zog sich die an. Er musste seine Kleidung unbedingt wieder waschen. An sauberer Wäsche war ihm nicht mehr viel geblieben. Heute hatten sie keine Zeit mehr. Wenn sie an die Küste kämen, würde er dort dann die Schmutzwäsche bei der Gelegenheit gleich reinigen. Es war ohnehin besser, wenn sie nach Tel Uvirith den Weg an der Küste entlang wählten und nicht direkt durch die Molag Amur gingen. Die Kundschafter mit denen er gesprochen hatte, hatten das alle empfohlen, zumal sich inzwischen auch mehr Anhänger Dagons dort herumtrieben, die ihre Aktionen nach dem Fall Mar Gaans nun auch in die beiden großen Küstenregionen ausweiteten. Seine restlichen Sachen und die abgelegte Kleidung packte der Heiler noch zusammen, streifte sich die robuste, grüne Robe wieder über, schloss die Tür auf und trat dann hinaus. Mit geschultertem Bündel ging er die Treppe hinunter, wobei er wieder nahe an der Wand blieb.

    Im Schankraum sah er sich flüchtig um, aber konnte die Dunmerin nicht auf Anhieb entdecken. Stattdessen suchte er sich einen Tisch, der gestern von den Gästen nicht völlig eingesaut worden war, setzte das Bündel ab und setzte sich hin. Der Wirt bemerkte ihn, als er aus der Küche kam und war ehrlich überrascht schon so früh jemanden wach zu sehen, aber das Frühstück war ohnehin schon in der Vorbereitung weshalb dies auch kein Problem darstellte. Vorsorglich bestellte Tirian Essen für zwei und bekam dann nach und nach, je nachdem wie es fertig wurde. Eine Gemüsebrühe mit Salzreis, hart gekochte Kwama-Eimer, Brot und dazu Skattel und dazu dann stark verdünnten Wein. Als der Wirt das Mahl platziert hatte, tauchte die Dunmer aus den Weiten des Schankraumes auf und setzte sich mit einem knappen "Guten Morgen" an den Tisch. Während die Auftragsmörderin noch damit beschäftigt war die Speisen vor ihm auf dem Tisch zu mustern, kam der Heiler gleich zur Sache: "Ein Freund von mir wird wahrscheinlich in den Kerkern unter einem als Tel Uvirith bekannten Magierturm gefangen gehalten. Ich weis nicht, ob ihr euch in der politischen Landschaft Vvardenfells auskennt, aber dieser Turm ist der Sitz eines mächtigen Hexenmeisters namens Behram Meradanz der zu allem Überfluss noch im Fürstenhaus Telvanni den Posten eines Ratsherren bekleidet. Tel Uvirith liegt in der Siedlung Mora Uvirith, die schwer bewacht ist. Jeder Besucher wird an den Stadttoren kontrolliert. Da wir meinen Freund befreien wollen, müssen wir also in die Stadt, in den Turm und dann auch noch in die Kerker gelangen und schließlich und endlich muss uns noch die Flucht gelingen. Wie gesagt ein durchaus nicht leichtes und sogar gefährliches Unterfangen."

    Tirian schaute bedrückt in die Ferne, als er geendet hatte. Erst der aufmerksame Blick der Dunmer, der nichts über ihre Gefühle verriet, holten ihn ins hier und jetzt zurück. Er zog sich sein Schälchen mit der Brühe heran und nahm einige Löffel. "Es gibt einen Kontaktmann in der Stadt der uns angeblich helfen können soll - ein Nord namens Vigald, der einen Waffenladen betreibt. Außerdem habe ich eine Möglichkeit gesichert, wie wir möglichst unauffällig in die Stadt gelangen können, ohne allzu genau kontrolliert zu werden. Der schwierigste Teil wird also der Turm und da verlasse ich mich dann ganz auf eure Talente": ergänzte Tirian noch und widmete sich nun gänzlich seiner Suppe, bis ihm noch ein kleines Detail in den Kopf kam: "Da wir nun schon zusammenarbeiten... Mein Name ist übrigens Tirian Morvayn."

  11. #11

    Vos

    Das, was Dreveni schon befürchtet hatte, war tatsächlich eingetreten, es gab keine freien Zimmer mehr. Als sie sich von dem Dunmer verabschiedet hatte, ließ sie sich also wieder im Schankraum nieder, der sich inzwischen deutlich gelehrt hatte. Nach einem neuen Krug Mazte konnte sie tatsächlich im Sitzen etwas schlafen, bis sich der Raum in der Früh wieder Besuchern und Geräuschen füllte. Um richtig wach zu werden, ging sie kurz nach draußen und genoss die kühle Luft, während sie über den Auftrag nachdachte. Es klang wirklich nicht leicht, aber es würde schon irgendwie gehen. Mehr Sorgen machte ihr ihr neuer Begleiter, der wirklich kein Krieger zu sein schien.
    Als sie sich halbwegs wach fühlte ging sie wieder in den Schankraum, wo ihr Auftraggeber schon an einem der Tische saß. Sie grüßte ihn knapp, ließ sich dann auf den zweiten Stuhl gleiten und warf dem Frühstück einen interessierten Blick zu. Die Ausführungen ihres Gegenübers sagten ihr nur wenig, Die Telvanni waren ihr wenigstens im Ansatz ein Begriff, aber von einem Behram Meradanz hatte sie noch nie gehört. In die Stadt zu kommen, konnte sich allerdings als schwierig erweisen, dachte sich Dreveni als sie zuhörte. Schmerzlich wurde ihr bewusst dass sie hier nicht die Verbindungen zu gewissen zwielichtigen Gestalten wie in Cyrodiil hatte. Andererseits hätte sie es nicht gewundert, wenn ihr hier S`Dar über den Weg gelaufen wäre. Allerdings relativierte der Dunmer das Problem mit der Stadt, als er weitersprach. In den Turm würden sie sich schon einschleichen können, es war ja keine Vorrausetzung, dass es ohne Opfer zu geschehen hätte. Schließlich stellte er sich ihr endlich vor.
    "Lyviani", stellte sich Dreveni ebenfalls vor. Sie tat es ohne zu zögern, obwohl ihr der Name gerade erst eingefallen war. Das Erlebnis mit den Morag Tong war ihr nur noch allzu gut im Gedächtnis und man wusste nie, wer hier noch mithörte.
    "Wie ich gestern schon sagte, ich bin nicht von hier, wo genau liegt Tel Uvirith?"
    Tirian sah von seinem Essen auf und antwortete: "In der Molag Amur. Ich hatte gedacht, dass wir uns die Küste entlang halten, da das der sicherste Weg für jemanden Ortsfremden ist."
    Dreveni nickte nur und antwortete: "Mir soll es recht sein, und meinetwegen können wir auch bald aufbrechen."
    Nachdem beide ihr Frühstück beendet und Tirian die Rechnung beglichen hatte, packten sie ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg nach draußen. Dreveni holte noch den Guar aus den Stallungen wo sie den Stalljungen bezahlte und ihre Sachen auf das Tier lud. Sie selbst lief nebenher, als sie Tel Vos verließen und bot Tirian an, sein Gepäck ebenfalls auf den Rücken des Guars zu transportieren.
    Geändert von KingPaddy (28.03.2013 um 01:48 Uhr)

  12. #12

    Weidenländer

    [Dreveni]
    Dreveni übersah das Schlachtfeld, denn als solches konnte man es fast bezeichnen, und stellte erleichtert fest, dass keiner der Krieger mehr stand. Die Aschländer schienen gerade noch auf einen der Gerüsteten eingeschlagen zu haben, und Tirian...
    Was bei den Neun?! Er saß wie ein Häuflein Elend vor der Leiche eines ihrer Angreifer, der im Gesicht übel zugerichtet war. Soweit man da überhaupt noch von einem Gesicht sprechen konnte. Die Gruppe von Dunmern ignorierend, sammelte Dreveni ihr Schwert auf und wankte zu Tirian hinüber, wobei sie eine leichte Blutspur hinterließ, der Bastard hatte sie ordentlich mit seinem Schwert erwischt. Durch die Anstrengung des Kampfes und den Schnitt wurde es ihr gerade auch ziemlich leicht im Kopf, und so war sie froh dass sie sich unauffällig neben Tirian auf den Boden setzen konnte. Sie beobachtete ihn ein paar Augenblicke, konnte aber keine Verletzungen erkennen, die für seinen erbärmlichen Zustand verantwortlich sein konnten, bis auf leichte Würgemale am Hals und ein inzwischen ziemlich dunkel gerahmtes Auge. Was aber nichts heißen musste, er konnte auch einen stumpfen Schlag abbekommen haben.
    Dass er nicht verkraftete, was er eben getan hatte, kam ihr nicht in den Sinn.
    "Ihr seht nicht gut aus.", sprach sie endlich das offensichtliche aus. "Wo hat es euch erwischt? Ich war leider die letzten Minuten so beschäftigt, dass ich nicht nach euch sehen konnte." Ihre Worte klangen nicht so schnippisch, wie man es dem Inhalt nach vermuten konnte, dafür sah Tirian zu schlecht aus und sie selbst war einfach schon zu fertig für heute. Was nichts daran änderte, dass sie nach wie vor ein ernstes Wort mit ihm reden würde, wenn er nicht in den nächsten Minuten tot umkippte.

    [Tirian]
    Tirian schaute ins Leere. Nur ab und zu zuckte der Muskel unter seinem Auge und zeigte damit an, dass überhaupt noch eine Seele diesen Körper bewohnte. "Ich habe ihn getötet. Ich habe ihn getötet. Ich habe ihn getötet. Ich habe ihn getötet": ging es ihm immer wieder, wie bei einer Gebetsmühle durch den Kopf. Er war sich nur in seinem Innern bewusst, dass es nicht der Tod des Mannes an sich war, der ihn so mitnahm, sondern die Art, wie er ihn getötet hatte. Er bemerkte nicht einmal wie sich Lyviani neben ihn auf den Boden setzte. "Ihr seht nicht gut aus": waren ihre ersten Worte nach einigen Augenblicken. Ihre Stimme ging durch ihn durch, wie durch das aufklaffende Dunkel einer Höhle. Selbst ihre nächsten Worte streiften nur den Rand seines Bewusstseins. Es reichte, dass er sie bemerkte und sich ihr zuwandte. "Ich habe ihn getötet": sagte er und klang dabei so ehrlich fassungslos, wie auch in seinen Gedanken. Er sah die Dunmer zwar an, doch glitt sein Blick auch durch sie mehr durch, als das er sie wirklich anschaute. Seine Augen zuckten umher und suchten eine Stelle, an der er sich festhalten konnte. Da entdeckte er ihren Arm und an diesem blieben sie kleben. Eine breite Schnittwunde, aus der Blut sickerte, diente ihm als Anker. "Ihr seid verletzt": sagte er, völlig ohne Gefühl und griff geradezu mechanisch nach ihrem Arm und begann ebenso mechanisch mit einer magischen Behandlung, als wären weder Lyviani noch er wirklich da.

    [Dreveni]
    "Ich habe ihn getötet.", war alles was von Tirian als Antwort kam. Dabei blickte er wirr durch die Gegend, ohne dabei wirklich etwas zu sehen. Für einen Moment war Dreveni ehrlich sprachlos, und ihr Gesicht eine einzige Maske des Unverständnisses. Ihr dämmerte langsam, dass er es absolut ernst meinte, und halb hoffte sie, dass er einfach nur einen kräftigen Schlag auf den Kopf bekommen hatte, aber da griff er schon zielsicher nach ihrem Arm.
    Da hatte sich Dreveni wieder gesammelt, entwand ihm schnell ihren Arm, wobei sie kurz vor Schmerz mit den Zähnen knirschte, und wollte den Heiler grad an den Schultern packen, um ihn kräftig zu schütteln. Sie besann sich aber gerade noch, sie war sich noch immer nicht komplett sicher, ob er nicht doch verletzt war, und so beließ sie es dabei, ihm halbwegs kräftig mit der flachen Hand eine zu scheuern. Sie wollte ihm nicht ernsthaft weh tun, es sollte ihn nur wieder zurück in die Realität bringen.
    "Tirian, DIE haben UNS angegriffen, das war ein ehrlicher Kampf. Kein Grund... Ach verflucht." Dreveni, der bisher in jeder Situation irgendetwas eingefallen war, fühlte sich gerade leicht überfordert, was wirklich selten vorkam.

    [Tirian]
    Tirians erster Reflex war es nach dem Arm zu greifen, als er ihm entzogen wurde. Er war Heiler und es gab eine Verletzung die er behandeln musste, auf diesen Bruchteil seines Wesens hatte sich sein Verstand bereits verengt. Es war so als könne er durch diesen Arm auch die Welt heilen. Dass ihm das nicht gelungen würde, wurde ihm klar, als Lyviani ihm mit der flachen Hand einen Schlag verpasste. Er spürte das Brennen in seinem Gesicht. Der Schmerz riss den Heiler aus seiner Betäubung. "Tirian, DIE haben UNS angegriffen, das war ein ehrlicher Kampf. Kein Grund... Ach verflucht": sagte sie und nun drangen ihre Worte auch zu ihm durch. Er schielte zum Körper des toten Redoraners hinüber. Eine Kaskade von Bildern stürzte auf ihn ein. Er fasste sich an den Kopf. "Nein. Ich... Ich... Es ist nur... Habt ihr seine Wunden gesehen? Ich hätte ihn nicht töten müssen. Ich hätte ihn nicht so zurichten müssen. Ich... ich konnte nicht...": stammelte er und vor seinem Auge stiegen Bilder aus seiner Jugendzeit auf. Er sah Blut. Die Stimme versagte ihm. Er atmete tief ein. Seine Aufmerksamkeit, als wäre ein Schalter umgelegt, galt jetzt wieder Lyvianis Arm: "Euer Arm sieht schrecklich aus. Lasst mich ihn behandeln. Ihr verliert sonst zuviel Blut."

    [Dreveni]
    Der Heiler schien sich zumindest halbwegs wieder gefasst zu haben, immerhin war die Starre aus seinem Blick gewichen. Dreveni sah ebenfalls noch einmal zu der Leiche, und ja, er hatte ganze Arbeit geleistet, das musste sie neidlos anerkennen.
    "Das war keine Übungsstunde mit Holzschwertern, es ging um deren oder unser Leben.", sagte sie leise und mit eindringlicher Stimme. "Dass man da manchmal etwas.. Nun ja.. Es passiert. Und ich bin mir sicher, er hätte nicht aufgegeben, solange noch ein Funken leben in ihm war."
    Das konnte ja echt noch heiter werden, wenn sie seinen Freund aus den Fängen eines Hexenmeisters befreien sollten, wenn er jetzt schon völlig fertig war. Außerdem wunderte sie sich über sich selbst. Normal hätte sie ihm auf den Kopf zugesagt er solle sich nicht so anstellen, und ihn darauf hingewiesen, dass ihr letzter Gegner vermutlich gerade immer noch an seinem Blut ertrank, obwohl es schon verdächtig still in der Ecke war, wo er lag. Und dass das ganze Elend überhaupt nur passiert war, weil er nicht weitergehen wollte, sondern darauf bestanden hatte, sich einzumischen. Aber als sie Tirian da so sitzen sah, brachte sie es einfach nicht fertig. Sie sah ihm noch einmal fest in die Augen, die eine so unglaublich intensives Rot hatten wie sie es bis jetzt nur ein einziges Mal bei einem Dunmer gesehen hatte...
    Scheiße. Vermutlich hatte er recht, sie war kurz davor zu verbluten und deshalb einfach nicht mehr Herr ihres Verstandes.
    "Ihr habt recht.", sagte sie nach einem Blick auf ihren Arm, wo das Blut inzwischen auf ihre Hose gelaufen war, und hielt ihn wieder Tirian hin.

    [Tirian]
    Der Heiler war dankbar dafür sich mit Lyvianis Wunde ablenken zu können. Angewidert klopfte er sich noch einmal ordentlich das verbrannte Fleisch von den Händen und legte seine Hand dann auf den Schnitt. "Erfreulicher als der Biss": sagte er. Die Wunde war relativ einfach zu heilen. Ein sauberer Schnitt ließ sich besser zusammenfügen als eine ausgefranste Wunde von Krallen oder Zähnen. Er konzentrierte sich und schickte seine Magie in tiefere Hautschichten und ließ die Blutgefäße und Gewebe sich wieder an einander schmiegen und nähte den Schnitt mit frischen Zellen, deren Wachstum er mittels Magie beschleunigte. So arbeitete er sich von innen nach außen. Schließlich zog er mit seinem Zeigefinger den Verlauf des Schnittes auf dem Arm seiner Begleiterin nach und nur eine dunkle Stelle erinnerte noch an die Wunde. Seine Hände waren nun blutig. Er wischte sie sich an seiner Robe ab. "Ihr habt viel Blut verloren. Hier kaut das. Das regt den Kreislauf an": holte er eines der Kräuter, die er zuvor noch gepflückt hatte aus dem kleinen Beutel an seinem Gürtel und hielt es ihr hin. Zögernd nahm sie es entgegen. Er selbst schob sich auch einige Blätter davon in den Mund und begann zu kauen. Jetzt wo sich Tirian wieder etwas gefasst hatte, wurde ihm bewusst, dass auch die Aschländer wenigstens einen Verletzten hatten, dem geholfen werden musste, doch war sein Magicka stark beansprucht nach dem Kampf und der Heilung, sodass es ihm half, wenn er seine Regeneration mit dem Kraut etwas beschleunigte. Er stand auf, stand dabei eher wacklig als wirklich fest und machte Anstalten zu den anderen Dunmern hinüber zu gehen, die sich um ihren Verletzten Freund versammelt hatten.

    [Dreveni]
    Nun saßen sie hier schon zum zweiten Mal an einem Tag dichter zusammen als es Dreveni lieb war. "Schön wenn wenigstens einer dem ganzen noch etwas positives abgewinnen kann.", nuschelte Dreveni auf Tirians Kommentar zu den Bisswunden. Wobei das tatsächlich noch besser war, als angenagt zu werden. Kaum war der Heiler fertig und hatte ihr irgendwelches Kraut gereicht, das absolut abartig schmeckte, war er schon wieder auf den Beinen und wankte auf die Gruppe Dunmer zu. Sie erwog kurz, ihn zurück zuhalten, wusste aber dass das ohnehin sinnlos war. Sie seufzte und stand ebenfalls auf, wobei sie für ein paar Sekunden die Augen schließen musste, bis sich der Schnee in ihrem Blickfeld verzogen hatte und sie wieder klar sehen konnte. Aber sie blieb stehen, immerhin. Unschlüssig ließ sie ihren Blick über die Leichen schweifen, bis sich ihre Augen erstaunt weiteten. Da lebte tatsächlich noch jemand, einer der Gerüsteten begann sich langsam zu bewegen. Nicht nur dass, je wacher er wurde, desto mehr fing er an, schmerzerfüllt zu stöhnen. Kein Wunder, war seine Hand doch leicht angekokelt. Tirian.. Für einen Heiler kannst du aber ganz schön austeilen.
    Sie ging neben dem verwundetem in die Knie und betrachtete sein Gesicht. Noch war er nicht wieder ganz da, aber er schien zu realisieren, was um ihn herum vor sich gegangen war. Schließlich trafen sich sein und Drevenis Blick. Neben Schmerz konnte sie tatsächlich noch so etwas wie Verachtung in seinen Augen lesen. "Na, auch Lust mich als •••• zu bezeichnen? Dein Anführer hat das mit seiner halben Enthauptung bezahlt.", sagte sie leise mit einem fiesen Grinsen. Währenddessen hatte sie aus dem kurzen Umhang den er trug einen Streifen geschnitten und begann, ihm die Hände zu fesseln. Seine Protestlaute überhörte sie geflissentlich. "Schnauze sonst gibts auch noch einen Knebel.", flüsterte sie ihm schließlich ins Ohr, als es ihr doch zu bunt wurde.
    Ein schneller Blick zeigte ihr, dass Tirian gerade noch mit den Aschländern zu Gange war.
    "Gefangene sind völlig überbewertet, meint ihr nicht auch?", sprach ihn Dreveni wieder an, während sie ihren Dolch zog und das rötliche Metall im Licht blitzen ließ.

    [Tirian]
    Der Heiler war zu den Aschländern hinüber gegangen. Die Leute waren sehr reserviert, als er sich ihnen näherte. Tirians Dunmeri war durch die lange Zeit außerhalb der Provinz zwar deutlich eingerostet, aber nach dem er ein paar Sätze mit ihnen geredet hatte, ging es wieder einigermaßen. Er gab den Drei, die gekämpft hatten, auch von dem Kraut und besah sich die Kratzer, die sie davon getragen hatten. Es waren keine ernsthaften Wunden. Nur der Frau, die zuvor schon so energisch gewesen war, wollte er einen etwas größeren Schnitt, der aber nicht bedrohlich war, mit Magie behandeln, doch sie wehrte ab, sagte, dass sich die Weise Frau ihrer annehmen würde, wenn sie wieder im Lager waren. Mit einem Schulterzucken wandte sich Tirian ihrem sitzenden Gefährten zu. "Sie haben ihm mit ihrem Streitkolben den Arm zertrümmert": sagte die Frau auf Dunmeri, das sie schon die ganze Zeit sprach. Offenbar war sie die Wortführerin der Gruppe ihm gegenüber. Der andere Mann und die andere Frau beäugten ihn, trotz der Hilfe, die er und Dreveni geleistet hatten, misstrauisch und abweisend. Dem Heiler war das egal. Er beugte sich nun hinunter und forderte den Mann auf seine Hand zur Seite zu nehmen, die den anderen Arm hielt und verbarg. Als dieser das zögernd tat, sah er auch schon das Problem.

    Tatsächlich stand der Unterarm unnatürlich vom Ellenbogen aus ab und Blut nässte die Kleidung aus einfachem Stoff. Der Mann schwitzte offenbar. Tirian verengte seine Augen und legte die Hand auf dessen Stirn. Sie war glühend heiß. "Er fiebert. Ich muss ihn sofort behandeln": sagte er und die Frau verzog das Gesicht. "Die Weise Frau...": wollte die Aschländerin protestieren, doch er schüttelte den Kopf. "Dafür bleibt keine Zeit. Wenn ich ihn nicht behandle, wird er sterben." In diesem Moment löste sich die Abweisung in den Gesichtern der Dunmer auf. Sie schauten sich gegenseitig an und nickten. "Was braucht ihr?": fragte die Frau. "Ich brauche warmes Wasser. Sammelt schnell Holz und macht ein Feuer": wies er sie an und blickte sich um, ob es einen Baum in der Nähe gab. Dabei entdeckte er, wie Lyviani mit einem gezückten Dolch über dem Mann kniete, den er vorhin niedergeschlagen und inzwischen ganz vergessen hatte. Es sah als würde sie zustechen. "Was tut ihr da?!": rief er und stürzte los. Er sah die Klinge niedersausen. Gerade noch im letzten Augenblick konnte er den Arm der Assassinin packen und sie vom tödlichen Stoß abhalten. Sie fuhr auf und drehte sich mit funkelnden Augen zu ihm herum.

  13. #13

    Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer

    [Dreveni]
    Dreveni sah dem Dunmer noch einmal fest in die Augen, dann hob sie den Dolch. Gerade als sie zustechen wollte, fühlte sie sich unsanft an ihrem Arm gepackt. Ihr Kopf fuhr herum, und ihr Blick fiel auf Tirian. Nicht wirklich. Er hatte es jetzt nicht gerade wirklich gewagt, ihr in den Stich zu fallen. Sie fühlte dass sie kurz davor stand, zu explodieren und dachte schon, wie leicht sie jetzt die Hand des Dunmers von ihrem Handgelenk schlagen und seinen Arm verdrehen konnte. Ihr fielen wenigstens zwei schöne Hebelgriffe ein, mit denen er sicher nicht rechnen würde. Ganz ruhig. Nicht aufregen.
    Dreveni sah ihn mit einem eiskalten Ausdruck in den Augen an und sagte leise, aber trotzdem für Tirian gut hörbar: "Das war genauso mutig wie dumm. Lasst meinen Arm los. Sofort."
    Für Dreveni war klar, dass es viel zu gefährlich war, den Angreifer entkommen zu lassen, nachdem es kein gewöhnlicher Wegelagerer war.

    [Tirian]
    Bei dem Blick, den ihm Lyviani zuwarf wurde Tirian ganz anders zumute. "Das war genauso mutig wie dumm. Lasst meinen Arm los. Sofort": whisperte sie fast, was er für den jungen Dunmer noch ein Stück gruesliger machte. Er schluckte. Einen Moment zitterte seine Hand, doch er fing sich wieder. "Ich kann das nicht zulassen. Der Mann ist entwaffnet und sogar gefesselt. Das hier wäre ein glasklarer Mord": entgegnete er mit allem Mut, den er bei diesem geradezu tödlichen Blick aufbringen konnte. Ihm war sichtlich unwohl dabei.

    [Dreveni]
    Dreveni mertke das kurze Zittern seiner Hand, und war schon wieder kurz davor, sich einfach aus seinem Griff zu befreien. Wenn sie ihm das Messer an die Kehle halten würde, würde das ihre Argumentation sicher noch unterstützen. Er fing sich jedoch wieder, zumindest ansatzweise.
    "Natürlich ist das Mord.", antwortete sie ihm genauso leise wie zuvor. "Nachdem ihr euch unbedingt einmischen musstet, und das hier vermutlich nicht nur irgendwelche Banditen sind, glaubt ihr doch nicht ernsthaft, dass wir ihn laufen lassen können? Was wird wohl passieren, wenn er berichtet wer seine ganze Einheit auf dem Gewissen hat?" Sie musterte Tirian weiterhin, und konnte nicht mit Sicherheit sagen ob er einfach nur naiv oder wirklich mutig genug war, sie jetzt aufhalten zu wollen.

    [Tirian]
    Schon sein Vater Tarrior konnte ihn nie von solch einer Denkweise überzeugen. "Sie wollten eine Gruppe Aschländer überfallen und womöglich töten, hätten wir das einfach ignorieren sollen? Verdammt, er kennt nicht einmal unsere Namen! Wir haben keinen Grund ihn jetzt noch zu töten": versuchte er auf die Dunmer einzuwirken. Ihr Blick wanderte kurz zu ihrem Handgelenk, dass er umklammert hielt. Mittels seiner verbleibenden Magie verlieh er mit einem Zauber seinem Körper mehr Stärke. Er verstärkte den Griff etwas, damit sie sich nicht losreißen konnte. Dem Blick, dem er zuvor ausweichen wollte, begegnete er nun, obwohl er schon fürchtete, dass er nicht die gleiche Entschlossenheit würde vermitteln, von dem ihre Augen sprachen. "Bitte, wir müssen das nicht tun": sagte er.

    [Dreveni]
    "Darüber müssen wir später ohnehin noch reden.", antwortete Dreveni. "Es hätte vermutlich überhaupt keine Toten geben müssen, wäret ihr einfach weitergegangen." Dabei warf sie - wie zufällig - einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zu der Leiche, die Tirian so zugerichtet hatte. Als ihr Blick noch einmal über Tirians Hand schweifte, die sie festhielt, merkte sie wie sich sein Griff verstärkte, außerdem konnte sie das kurze Wirken der Magie spüren. Treibs nicht zu weit.
    "Wollt ihr die ganze Zeit meinen Arm festhalten? Vielleicht muß ich es nicht tun, vielleicht doch. Das wird sich nur leider erst später zeigen."
    Sie konnte natürlich auch einfach den Dolch in ihre linke nehmen, der Heiler hielt nur ihre Rechte umklammert. Das hing nur davon ab, wie schnell Tirian war, und das konnte sie momentan noch nicht sicher einschätzen. Und sie wußte nicht, was er noch an Zaubern beherrschte.

    [Tirian]
    "Es hätte vermutlich überhaupt keine Toten geben müssen, wäret ihr einfach weitergegangen." Dieser Vorwurf traf und traf ziemlich genau. Er wusste, dass es richtig war den Aschländern zu helfen und doch quälte ihn gleichzeitig der Gedanke daran diese vier Elfen getötet zu haben, nur um die vier Anderen zu retten. Tirian hätte etwas sagen können in der Art, dass er das Ganze unblutig beenden wollte": aber als er Lyvianis Blick zu der Leiche des Dunmers, den er mit dem Schockzauber erledigt hatte, folgte, verbot er sich diesen Kommentar. In gewisser Weise war es offensichtlich gewesen, dass er nicht alle retten konnte und das war ihm gerade als Heiler auch nur allzu schmerzhaft bewusst, aber dennoch machte er sich Vorwürfe. In einem Moment stand er kurz davor die Hand seiner Begleiterin loszulassen, weil er ihr schlecht etwas verbieten konnte, was er selbst getan hatte, doch dann besann er sich der Vernunft. "Ein Fehler legitimiert nicht einen der gleichen Art": sagte er. "Und weil wir es nicht wissen können, solltet ihr es nicht tun": antwortete Tirian auf ihre Frage und war nicht gewillt seinen Griff freizugeben.

    [Dreveni]
    Ihre Bemerkung traf, das konnte sie ihm ansehen. Leider verfehlte es knapp die beabsichtigte Wirkung, er sackte nicht wieder in sich zusammen zu dem Häuflein Elend von vorhin. Dreveni war bewußt, wie gemein dass in diesem Moment war, aber so war das Leben aus ihrem Blickwinkel nun einmal.
    Leicht erstaunt bemerkte sie, wie sich der Heiler wieder fing, und sie immer noch überreden wollte, den Gefangenen am Leben zu lassen. In diesem Moment entschloss sie sich zu testen, wie weit seine Gutgläugigkeit wirklich ging.
    "Wenn ihr darauf besteht.", brachte sie schließlich vor, den Blick abgewandt. "Aber sollte uns das noch einmal einholen, seid ihr Schuld, ihr ganz alleine." Dabei sah sie ihm wieder direkt ins Gesicht. Sie hoffte nur, dass ihr Sinneswandel nicht zu überraschend kam, und sie noch genug Zeit hatte, zu vollenden was sie von Anfang an vorgehabt hatte, wenn Tirian nur endlich ihren Arm losließ, und sich idealerweise auch noch ein paar Schritte entfernte. Viel Zeit würde sie nicht brauchen...

    [Tirian]
    Tirian fand den plötzlichen Sinneswandel Lyvianis verdächtig. Er verengte die Augen und forschte in ihren nach einer Antwort. Der Blick war so kalt, wie auch schon zuvor. Er konnte darin nicht wirklich lesen, was sie vorhatte. "Wenn ich ihr nicht vertraue, stehen wir hier noch für Stunden": überlegte und musste auch an den Aschländer denken, der einer dringenden Behandlung harrte. "Und was, wenn sie ihn doch umbringt, wenn du dich abwendest": rief ihm sein Gewissen zu. Innerlich schüttelte er den Kopf. "Man kann nicht alle retten": dröhnte ihm dabei ebenso innerlich durch den Schädel. Er hatte einige Patienten verloren. Er musste einfach darauf vertrauen, dass Lyviani ihn nicht töten würde, wenn er sie losließ. "Ich übernehme die Verantwortung dafür, sollte uns diese Geschichte noch ein Nachspiel bereiten. Ich ertrage lieber diese Konsequenzen, als dass ich mein Gewissen mit einem Mord belaste": sagte Tirian, jedwede Selbstgerechtigkeit, die andere in ihre Wort gelegt hätten, ging Tirian dabei völlig ab. Er dachte an die Toten. Er entließ Lyvianis Handgelenk aus seinem Griff. Sie rieb es und behielt den Dolch in der Hand. In dem Moment, in dem er die Stirn runzeln wollte, tauchte jemand hinter ihnen auf.

    Der unverletzte Aschländer war unbemerkt an sie heran getreten. Wie in Zeitlupe spielte sich für Tirian ab, was nun geschehen würde. Von seiner Überraschung gelähmt, sah er, wie der Mann seien Chitin-Axt erhob und sie niedersausen ließ. Tirian sah die schreckgeweiteten Augen des Redoraners, fühlte sich selbst wie gelähmt. Die Axt fuhr nieder, drang in den Kopf des Wehrlosen ein und ließ Blut spritzen. In einem Ruck zog der Dunmer sie wieder aus dem Schädel. Tirian wandte sich zu ihm um "Wenn ihr nicht wisst, wie ihr ihn töten sollt, sagt es gleich": meinte der Mann völlig emotionslos auf Dunmeri. Offenbar war der Redoraner auch für ihn nur ein Gegner gewesen, den man am Besten einfach erledigt. Tirian stand nun bestürzt neben der Leiche.

    [Dreveni]
    Als der Heiler endlich Drevenis Handgelenk aus seinem Griff entließ, konnte man die Abdrücke seiner Finger hell leuchten sehen, welche aber sofort anfingen zu verblassen. "Wenn überhaupt ein Gewissen belastet worden wäre, dann wohl meins, ihr hättet ja...", setzte Dreveni an zu sprechen, als plötzlich der Aschländer hinter ihnen auftauchte und mit einer seltsam aussehenden Axt kurzen Prozess mit dem Gefangenen machte. Dreveni drehte instinktiv den Kopf, um nicht das ganze Blut in die Augen zu bekommen, da hörte sie auch schon den Dunmer etwas auf Dunmeri sagen. "Danke", sagte Dreveni nur zu ihm, und hoffte, dass er es verstehen würde. Das war zwar eben absolut unverhofft, aber manchmal kam Hilfe aus Ecken, wo man es nicht vermutet hätte.
    Dann wandte sie sich wieder an Tirian: "Was zum Henker hat er gesagt??" Da sah sie den bestürzten Blick Tirians, nicht ganz so schlimm wie vorhin, aber immer noch deutlich. Sie schloss für einen Moment genervt die Augen, dann fuhr sie fort: "Auch egal. Er hat mir jedenfalls gerade einiges an Arbeit abgenommen." Während sie gesprochen hatte, hatte sie gestikulierend mit dem Dolch auf Tirian gezeigt, den sie nun endlich wieder wegsteckte. "Habt ihr da hinten noch etwas zu tun, oder können wir weitergehen? Wir müssen reden, dringend. Und das ist nicht für deren Ohren bestimmt.", sagte sie noch, wobei sie auf die Aschländer zeigte. Innerlich mußte sie den Kopf schütteln über Tirian. Wo hatte er sich die letzten Jahre seines Lebens nur vergraben? Als Heiler mußte er doch schon wesentlich mehr tot und leid gesehen haben, als Dreveni. Und da ging ihm immer noch alles dermaßen nahe?

    [Tirian]
    "Ich muss ihren Verletzten behandeln. Er hat einen offenen Bruch und offenbar eine Entzündung. Er fiebert schon, wenn ich ihm nicht helfe, überlebt er es nicht": sagte er. Zu Lyvianis Kommentar "Danke" wäre ihm noch so Einiges eingefallen, aber es war nun einmal ihr Beruf zu töten. Wahrscheinlich machte es für sie wirklich keinen Unterschied mehr, ob sie jemanden im Kampf umbrachte oder einen besiegten Gefangenen danach einfach abstach. Den Aschländer konnte er fast noch verstehen, denn der musste schließlich seinen Stamm schützen. Tirian überlegte, ob er es hätte verhindern können und ober er es überhaupt hätte verhindern sollen. Die Assassinin hatte schon Recht. Das hier waren keine Banditen oder Piraten, die man in die Flucht schlug und die dann froh waren, entkommen zu sein. Hier wäre ein Racheakt nicht unwahrscheinlich gewesen. Auch wenn er gegen das Töten als notwendiges Übel Nichts hatte, war ihm dies hier zuviel. "Einen Wehrlosen": nuschelte er. Der Heiler schaute Lyviani ins Gesicht. Er sah Unverständnis in ihren Zügen. "Man muss sich bei jedem Tod, den man verursacht klar sein, dass man in diesem Moment ein Leben auslöscht. Jeder sollte in der Lage sein sich auszumalen, was es bedeutet, wenn man stirbt, da man ja selbst am Leben ist. Etwas ungleich Kostbares geht mit dem Tod verloren, auch wenn derjenige, den man tötet oder der vor den eigenen Augen stirbt, nicht unbedingt Gutes oder Sinnvolles mit seinem Leben anzufangen wusste. Wem es irgendwann egal ist, so etwas zu zerstören, unabhängig vom Grund, der es womöglich rechtfertigen kann, der muss innerlich schon gestorben sein": reagierte Tirian auf ihren unverständigen Ausdruck und wandte sich ohne ein weiteres Wort um. Ihm war jetzt nach keiner Unterhaltung zumute.

    Der Heiler selbst wusste aber, dass er damit nur die halbe Wahrheit ausgesprochen hatte. Einen Tod mit anzusehen, konnte schrecklich sein, aber tatsächlich hatte er mehr davon erlebt, als das er sich nicht mit einer gewissen Distanz darüberstehen konnte. Dieser Tod jedoch nahm ihn besonders mit. Nicht weil ihm dieser Mann sonderlich wichtig gewesen wäre, sondern, so gestand er sich still ein, er wollte seinen Ausbruch, der den anderen Dunmer das Leben gekostet hatte, wiedergutmachen, in dem er den Gefangenen vor Lyvianis Stahl retten wollte. Wie verlogen dieser Kuhhandel eigentlich war, kam Tirian dann selbst in den Sinn und es widerte ihn vor sich selbst an. "Du kannst nicht jeden retten": sagte er sich wieder und ging zu den Aschländern hinüber, um sich zu beschäftigen.
    Geändert von KingPaddy (02.04.2013 um 18:13 Uhr)

  14. #14
    Während Tirians Rede sah ihn Dreveni zunehmend fassungslos an. "Hey, ich war es nicht!!", fiel sie ihm ins Wort, als er nuschelte: "Einen Wehrlosen.", und sie dabei absolut vorwurfsvoll ansah. Er ignorierte ihren Zwischenruf, und Dreveni ärgerte sich schon, warum sie sich überhaupt rechtfertigen wollte. Innerlich gestorben? Dir geb ich gleich gestorben., dachte sie wobei sie die Fäuste ballte. Sie hatte nicht vor, sich auf Tirian zu stürzen, spürte aber, dass es mit ihrer Beherrschung gerade überhaupt nicht mehr weit her war. Ihr Gesicht war merklich blasser geworden, und sie starrte ihn aus schmalen Augen an, in denen eine Mischung aus Stolz und Wut blitzte. Was bildete er sich überhaupt ein? Wusste er überhaupt wie es war, mit den Konsequenzen seines Handelns leben zu müssen, wenn man überhaupt endlich mal handelte und sich nicht wie ein Fähnchen im Wind drehte? Mischen wir uns ein, aber es darf ja keiner verletzt werden. Blablabla.
    "Wagt es ja nicht, jetzt einfach zu gehen!", rief sie ihm hinterher. "Ihr seid selbst meilenweit von dem Heiligen entfernt, der ihr wohl gerne wäret!", spielte sie wieder auf den Dunmer mit dem bis zur Unkenntlichkeit verschmortem Gesicht an.
    Doch der Heiler drehte sich nicht mehr um und ging einfach weiter.
    "Scheiße!!", fluchte sie und trat kräftig gegen einen Stein, so dass er in hohem Bogen davonflog. Dann sammelte sie ihre Waffen ein - das Stilett steckte immer noch im Hals des Dunmers, und ihr Schwert lag dort, wo sie vorher gesessen waren - und ging zu dem Guar, der in etwa zehn Metern Entfernung stand und Gras mit seinem breiten Maul vom Boden zupfte.

    Sie setzte sich neben ihn und sah dumpf brütend ins Leere, während sie in Gedanken immer noch Tirian und die ganze Situation verfluchte. Er hätte einfach auf sie hören und weitergehen sollen. Dann wären die Dunmer vielleicht ihren Besitz los gewesen - soviel konnte das ohnehin nicht sein - und niemand hätte sterben müssen. Vor allem hätte sie nicht hinter ihm aufräumen müssen und sich dafür auch noch dumm anreden lassen müssen. Es wurde höchste Zeit, dass sie wieder alleine arbeitete, ohne Träumer an ihrer Seite, die bei jeder Gelegenheit ihre moralische Überlegenheit raushängen lassen mussten.
    "Warum rege ich mich überhaupt so über ihn auf.", flüsterte sie und sah dabei den Guar an. Dieser erwiderte ihren Blick stumm, gab aber sonst keinen Ton von sich. "Natürlich, was erwarte ich auch von dir."
    Sie seufzte, starrte wieder vor sich hin und hing ihren Gedanken nach. Tatsächlich war seit sie Feryn umgebracht hatte, kein verfluchter Tag vergangen, an dem sie damit nicht mehr oder weniger gehadert hatte. Auch wenn sie wusste, dass es vermutlich die einzig richtige Entscheidung gewesen war, und ihr das auch Mordan gesagt hatte, konnte sie damit nicht abschließen. Reden wie die von Tirian machten es nicht unbedingt einfacher. Es war ihr in jeder Sekunde schmerzlich bewusst, wie endgültig sie damit etwas ausgelöscht hatte. Das schlimme war nicht einmal, dass er jetzt tot war, sie hatte schon einige Menschen verloren, die ihr durchaus auch - auf einer gewissen Ebene - etwas bedeutet hatten, oder die sie geschätzt hatte. Aber das war nicht durch ihre Hand geschehen. Damit konnte sie umgehen, Menschen - und Elfen - starben eben. Ob im Kampf, im Alter oder durch die Hand eines Mörders.
    Inzwischen war jede Wut aus ihren Gesichtszügen verschwunden und hatten einer tiefen Trauer platz gemacht, was ihr allerdings gar nicht bewusst war. Außerdem fühlte sie sich inzwischen völlig erschöpft, und so sah sie zu der Gruppe Dunmer hinüber und wartete auf den Heiler, dass sie endlich weiter konnten.

  15. #15

    Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer

    „Ihr seid selbst meilenweit von dem Heiligen entfernt, der ihr wohl gerne wäret!": diese Worte rief Lyviani ihm nach, als er sich dem Verletzten zugewandt und sie stehen gelassen hatte. Er ignorierte diesen Kommentar. Er wollte nie ein Heiliger sein. Und Tirian glaubte auch nicht, dass jemand das ernsthaft konnte, der wirklich lebte. Ihn widerte auch diese Heiligenverehrung des Tempels an. Tirian mochte die Geschichten über die Heiligen und wie sie sich in Demut und Bescheidenheit dem Volk oder dem Tempel hingegeben hatte, aber er verachtete diese Heiligenverehrung. Es waren gute Elfen, die dort verehrt wurden, aber auch diese hatten Fehler, auch sie waren sicherlich einmal wütend, un- oder selbstgerecht, gierig, eigennützig – sie waren einfach normal. Und das ist eigentlich das, was für Tirian auch im Zentrum stand. Perfektion ist gut und schön aber auch kalt und leblos wie eine Marmorskulptur. Man konnte nicht immer gut sein und das war gut so, weil das Leben eben auch beinhaltete Fehler zu machen. Das einzige was er wollte, war ein gutes Leben zu führen. Er wollte kein Heiliger sein, sondern nur ein guter Elf, im Rahmen seiner Möglichkeiten. Er wollte nie perfekt sein, weil er sein Leben nicht durch Perfektion ersetzen wollte, er wollte auch leben, aber versuchte sein Leben so zu gestalten, dass er sich noch in die Augen schauen konnte. „Lyviani“: seufzte er. Während er über den Vorwurf der Assassinin nachgedacht hatte, hatte er auch schon die Wunde des Aschländers freigelegt. Der Knochen war tatsächlich aus dem Arm ausgetreten und schien auch leicht gesplittert zu sein. Eiter begann sich zu bilden. „Der Streitkolben schien verzaubert zu sein. Das scheint eine magische Infektion zu sein“: überlegte der Heiler. Tirian hatte schon diese Vermutung als er das Fieber des Mannes gesehen hatte, denn so schnell entzündete sich normalerwiese eine Wunde eigentlich nicht derart stark.

    Die anderen Aschlandbewohner hatten glücklicherweise seine Anweisungen befolgt, ein kleines Feuer geschürt und Wasser in einem Tonkrug, den sie mit sich führten, erhitzt. Er holte den Rest der Kräuter, die er gesammelt hatte, aus seinem Beutelchen und sortierte die aus, die er für den Sud nicht gebrauchen konnte. Die Aussortierten packte er zurück. Die anderen nahm er in die Hand und schaute sie einen Moment nachdenklich an. Tirian begann dann, sie in seiner Hand zu zerreiben. Eigentlich hätte er dafür Mörser und Stößel nehmen sollen, aber die waren noch bei seinem Gepäck und das Gepäck war noch auf dem Guar und bei dem Gepäck und dem Guar saß Lyviani, der Tirian im Moment aus dem Weg gehen wollte. Er fand auch, dass sie nachher noch reden mussten, aber zunächst einmal, musste dieser Patient hier versorgt werden. Als sein Blick beim Zerreiben zu der Dunmer hinüber wanderte, sah er einen leichten Anflug von Trauer in ihrem Gesicht. Es war mehr eine Andeutung als eine wirklich offensichtliche Tatsache und dennoch… „Worüber sie wohl gerade nachdenkt“: fragte er sich. In diesem Moment sah sie auf und direkt zu ihm herüber. Schnell wandte er seinen Kopf wieder dem Topf zu und warf die aufgeriebenen Kräuter hinein. Sie waren frisch und würden sie ihre Öle und Säfte gut freisetzen. Zur Stärkung goss er noch einen kleinen Heiltrank von seinem Gürtel hinein. Nun drehte sich Tirian wieder dem Aschländer zu. Sein Atem ging schneller und er hatte die Augen geschlossen. Drei Paar anderer roter Augen ruhten erwartungsvoll auf ihm. Die Drei machten ihn nicht nervös. Er hatte unter den Augen einer halben Schiffsmannschaft auf hoher See operiert. Er war sich seiner Fähigkeiten sicher, also beunruhigten ihn die Zuschauer nicht. „Könnt ihr mich hören“: sprach er den Verletzten auf Dunmeri an. Dieser öffnete kurz ein Auge und brachte ein schlaffes Nicken zustande. „Ich werde den Knochen jetzt wieder an seine richtige Stelle schieben. Es wird höllisch wehtun. Ich zähle bis fünf, dann werde ich es tun“: erklärte er in der Sprache seiner Heimat weiter und der Mann folgte ihm mit regungslosem Ausdruck. Er griff den ausgerenkten Unterarm und die Schulter des Mannes. Der Heiler nutzte wieder etwas Magie, um seine körperliche Kraft zu erhöhen, damit er den Knochen leichter verschieben konnte und begann zu zählen.

    „Eins, Zwei...“: zählt er. „Drei“: zählte Tirian weiter und langsam begann sich Mann darauf einzustellen, gleich Schmerzen zu haben. Im nächsten Augenblick schaute Tirian dem Aschländer direkt in die Augen, sagte „Vier“ und mit einem starken Ruck schob er den Knochen in den Arm zurück. Die Plötzlichkeit des Schmerzes ließ ihn erst eine Sekunde später vor Schmerz aufbrüllen. Auch seine Muskeln verspannten sich erst einen Moment später, wie Tirian gehofft hatte, so schob er mit „Fünf“ noch einen kräftigen Ruck nach und brachte damit den Knochen wieder in die richtige Position. Ein weiterer gebrüllter Schmerzenschrei war die Folge, doch jetzt war alles soweit. Ein kräftiger Geruch verbreitete sich. Sein Blick glitt zu dem tönernen Gefäß hinüber. Der Trank hatte eine sehr blasse weiß-blau-grünliche Färbung angenommen. Er war gut. Der Heiler erbat sich von der Aschländerin einen Chitin-Dolch, den sie ihm aushändigen konnte. Es schien halbwegs sauber zu sein. Zur Sicherheit tauchte er die Klinge in den Sud und ließ ihn abtropfen. Aus der Wunde, aus der zuvor der Knochen herausgeragt hatte, quoll nun mit Blut vermischter, bräunlicher Eiter. Die Wunde war eindeutig von mehr als nur reinem Dreck infiziert worden. Tirian nahm den Dolch, setzte ihn an der Wunde an und begann den Arm aufzuschneiden, was der Aschländer mit schmerzverzerrtem Gesicht quittierte. Zum Schreien war er offenbar inzwischen zu schwach. Der junge Dunmer schälte ein Groß Stück Fleisch heraus und legte den Knochen damit nun wieder frei und konnte die Bruchstellen jetzt deutlich besser erkennen und der Arm war offen für den Sud.

    Am liebsten hätte er ihn etwas abkühlen lassen, aber Verbrennungen waren nun das kleinste Problem. Er schöpfte mit der leeren Flasche des Heiltrankes den blubbernden Trank, den er gebraut hatte, ab. Tirian legte die Hand auf den Brustkorb des Mannes und drückte ihn nieder, dann goss er die heiße Brühe in die Wunde. Wie geahnt, versuchte sich der Aschländer aufzubäumen, aber der Griff des Heilers war unerbittlich. Der Trank füllte die Wunde auf und brannte vermutlich höllisch. Tirian wartete einen Moment, bis sich die blaue Flüssigkeit, die wie eine Pfütze in der Wunde stand, etwas abgekühlt hatte. Als es soweit war legte Tirian seine Hände darauf und ließ die heilende Magie fließen, die nun von der blauen Flüssigkeit deutlich verstärkt wurde. Der Heilungseffekt war nun deutlich stärker. Unter den Wellen heilender Magie, die er in den Arm schickte, regenerierte sich der Knochen und über dem Knochen bildeten sich neues Fleisch und neue Haut. Als Tirian die Hand herunternahm, war er selbst schwer erschöpft, aber von dem zerschmetterten Arm war kaum mehr etwas zu erkennen. Er würde dennoch Narben vom rechteckigen Einschnitt, den er vornehmen musste, zurückbehalten. Die Gefährten des Mannes hatten inzwischen den Sud vom Feuer genommen und er war deutlich runtergekühlt. Wieder schöpfte der Heiler etwas von der Flüssigkeit ab, aber diesmal gab er sie seinem Patienten zu trinken, um die Infektion zu bekämpfen. Als letzte Maßnahme nahm er den Ärmel des Gewandes des Aschländers, den sie herunter geschnitten hatten, tränkte ihn im Rest der Flüssigkeiten und wickelte ihn um Arm und Oberkörper, sodass beide umwickelt waren und sich der Arm auch nicht mehr bewegen ließ. „Puh“: sagte er. Stützte sich ab, schaute zum Himmel und atmete tief ein und aus.

    Der Mann öffnete die Augen wieder und gestützt auf seine Gefährten erhob er sich. „Habt Dank, Fremder“: meinte er mit schwacher Stimme auf Dunmeri. „Ich denke ich schulde euch mein Leben und meine Gefährten euch ihres auch“: fuhr er fort. „Ich bin froh, dass ich euch helfen konnte“: erwiderte Tirian. In diesem Moment schloss der Aschländer wieder die Augen. Besorgt schaute die Frau ihn an. „Keine Sorge. Er ist nur sehr erschöpft. Er muss sich ausruhen, damit sein Körper seine Kraft zurückgewinnen kann“: beruhigte der Heiler sie. „Unser Dorf ist gleich hier in der Nähe. Wir werden ihn dort hinbringen. Habt vielen Dank. Ich möchte euch und eure… Gefährtin einladen uns zu begleiten“: bot die Dunmer an. Tirian machte Anstalten abzulehnen: „Wir haben noch einen langen Weg vor uns und wollen weiterziehen und…“ Doch sie fiel ihm ins Wort: „Ihr würdet uns entehren, wenn er diese Einladung ausschlagt. Ein Nachtlager ist das Mindeste, das wir euch anbieten können. Seht den Himmel. Es wird bald dunkel und auch ihr seht erschöpft aus. In unserem Lager könnt ihr sicher ruhen“: sagte sie. Tirian hatte nicht vor die Frau auch nur im Mindesten zu verärgern und außerdem erschien es ihm am besten, wenn sie die Nacht im Dorf dieser Aschländer verbrachten, anstatt ungeschützt in der Wildnis. Erwartungsvoll schaute die Frau ihn an. „Wir nehmen euer Angebot an“: stimmte der Heiler zu. Lasst mich meine Begleiterin holen, dann können wir aufbrechen.

    Er ging schnell zu Lyviani hinüber. „Die Aschländer haben uns angeboten, dass wir in ihrem Dorf die Nacht verbringen können. Abendessen wohl inklusive. Ich hielte es für unklug dieses Angebot auszuschlagen“: berichtete Tirian der Asssassinin und hoffte, dass sie damit einverstanden wäre.

  16. #16

    Weidenländer -> Lager der Aschländer

    Während Dreveni auf Tirian wartete und dabei versuchte, das Geschrei des Dunmer zu ignorieren, verflog ihr Ärger auf den Heiler langsam aber sicher. Vielleicht auch nur, weil sie inzwischen einfach zu Müde und zu erschöpft war, um sich noch groß über irgendetwas aufzuregen. Als Tirian schließlich fertig war, und ihr die Einladung der Aschländer übermittelte, erwachte allerdings wieder ihre Skepsis.
    "Unklug im Sinne von wir verletzen lediglich deren Gefühle, oder wir haben gleich den ganzen...", sie suchte kurz nach einem passenden Wort, "...Stamm auf dem Hals, weil wir irgendein ungeschriebenes Gesetz missachtet haben?", fragte sie Tirian misstrauisch.
    "Sie meinte, dass ihr Volk es als Entehrung betrachten würde, wenn wir diese Einladung ausschlagen. Offenbar schulden sie uns ihr Leben und es wäre dann wohl unhöflich, wenn wir als Lebensretter ihr Gegenleistung zurückweisen würden und könnte sie wirklich beleidigen. Mein Freund erwähnte einmal, dass viele Aschländer nur sehr selten freiwillig Leute in ihre Lager einladen. Ich wäre auch ganz froh, wenn wir heute Nacht zumindest eine weiche Lagerstatt dem Grasboden vorziehen würden. Es war ein langer Tag.", antwortete dieser.
    Dreveni sah ihn noch einmal überlegend an, es war tatsächlich ein langer Tag, und weit würde sie mit Tirian heute nicht mehr kommen.
    Einen weiteren Kampf konnten sie sich beide erst recht nicht mehr leisten, das war Dreveni mehr als klar.
    Schließlich erhob sie sich, und sie folgten mit dem Guar im Schlepptau den Fremden. Aschländer also. Nicht dass diese Tatsache Dreveni viel sagen würde, sie kannte kaum mehr als das Wort an sich.

    Schneller als Dreveni gedacht hätte, tauchten die Zelte vor ihnen auf, welche wohl das Lager der Aschländer darstellten. Urtümlich.., war das erste, was ihr spontan dazu einfiel. Die Zelte hatten nicht viel mit den ordentlichen Zelten der Legionäre in Cyrodiil zu tun, selbst die der Banditenlager waren - nun ja - symmetrischer. Diese hier schmiegten sich eher organisch in die Landschaft, und sie wunderte sich schon, ob da überhaupt ein System dahinter war, oder sie aufgespannt wurden, wie die Planen eben gerade fielen.
    Davon abgesehen war das Lager größer und es hielten sich mehr Dunmer hier auf, als sie gehofft hatte. Nun waren sie auf Gedeih und Verderb dem guten Willen ihrer Gastgeber ausgeliefert, was Dreveni überhaupt nicht gefiel. Trotzdem bemühte sie sich um einen freundlichen Gesichtsausdruck, als sie versuchte die vielfältigen Eindrücke zu verarbeiten. Überall hörte sie leise Gespräche auf Dunmeri, dazu lag das leichte Klimpern und Klingen von Windspielen in der Luft, die überall an den zelten hingen.
    In den Eingängen der Zelte konnte sie bunte Decken und Kissen erkennen, sowie Körbe in allen Größen, die entweder an den Zeltstangen hingen oder auf dem Boden standen.
    Durch die Luft wehten eigenartige Gerüche, die anscheinend von Räucherwerk herrührten. Fremde schienen für die Aschländer kein ungewohnter Anblick zu sein, wurden die beiden doch kaum beachtet, obwohl sie allein aufgrund ihrer Kleidung auffielen.
    Das alles trug dazu bei, dass sich Dreveni langsam aber sicher nur nur fremd, sondern auch noch leicht verloren vorkam. Sie wusste nicht einmal genau, wo sie jetzt waren. In Cyrodiil musste man eigentlich nie weit reiten, um wieder zu einer Stadt zu kommen, jedenfalls konnte man das Gefühl bekommen wenn man sich dort so gut auskannte, wie sie.
    Und trotz aller Fremdartigkeit konnte sie nicht verhindern, dass sie eine gewisse Bewunderung für diese Art zu leben empfand, auch wenn es niemals ihr Fall gewesen wäre.

  17. #17

    Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer, Zainab-Lager

    Ein Seitenblick auf Lyviani ließ Tirian erkennen, dass seine Begleiterin von den Zuständen im Dorf der Aschländer ebenso fasziniert war, wie er selbst. Er stammte ja schließlich aus Morrowind, aber da es traditionell lebende Dunmer nur noch unter den Aschländern Vvardenfells gab, war ihm dieses Lebensgefühl, das sich um sie herum in diesem Lager zeigte, auch völlig fremd. Der Heiler war die Zivilisation des städtischen Morrowind gewohnt. Tränenstadt gehörte zu einer der blühendsten Städte in Süd-Morrowind. Dieses Lager hier war dazu Nichts im Vergleich. Die Urtümlichkeit dieses Ortes faszinierte ihn dennoch auf ganz besondere Weise. Etwas verloren standen sie nun inmitten der Zelte. Zunächst nahm man erst keine Notiz von ihnen, erst allmählich, sammelten sich Neugierige und auch Kinder um sie herum. Allerdings interessierten sich diese weniger für den Heiler und seine Begleitung als vielmehr für die heimgekehrten Angehörigen ihres Stammes. Ein Stimmengewirr aus Dunmeri hob an. Den Gesprächen und Satzfetzen konnte Tirian wegen des starken Dialektes, des Durcheinanders und der hohen Sprechgeschwindigkeit nur schlecht folgen. Soviel er mitbekam waren die vier Aschländer, die sie gerettet hatten, auf dem Rückweg von einem Treffen mit einem anderen Stamm gewesen, als sie überfallen worden waren. Auch stellte die Frau, die offenbar nach dem verletzten Mann die Führungsperson der Gruppe war, die beiden Fremden als ihre Retter vor. Während die Älteren wenig mehr als angedeutet anerkennende Blicke zustande brachten, in der Regel eher neutrale Zurückhaltung, interessierten sich vor allem die Kinder für Tirian und Lyviani und begannen an ihren Kleidern zu zupfen.

    „Habt ihr es wirklich mit Beinernen aufgenommen?“: fragten manche, andere fragten nach der scheinbar wundersamen Heilung durch Tirians Magie und wollten wissen, ob er eine Weise „Frau“ sei. Er konnte die Fragen gar nicht beantworten, so schnell und vielstimmig wurde er bedrängt. Er warf einen Blick zur seiner Begleiterin hinüber in deren Gesicht sich deutliche Verwirrung und Unwillen ob der jetzigen Situation abzeichneten. Auch von ihr wollten die Kinder wissen, ob sie auch mit den Beinernen gekämpft habe und ob sie eine „Mabrigash“ sei, ein Wort das Tirian vage bekannt vorkam, dem er aber im ersten Moment keine Bedeutung zuordnen konnte. Er wusste nicht, wie die Assassine reagieren würde, wenn die Bedrängung durch die Kinder noch länger anhielt, aber die Sorge verflüchtigte sich in dem Moment, in dem ein hochgewachsener, älterer Dunmer aus einem Zelt trat. Seine Rüstung und sein Auftreten verrieten, dass er über Autorität im Stamm verfügte. Fast augenblicklich erstarben alle Gespräche und respektvoll machten die anderen Aschländer Platz, als er sich auf sie zubewegte. Tirian hielt sich ebenso zurück und hielt es für besser zu schweigen, auch als sich der Mann den beiden Fremden direkt vor ihnen stand und sie beäugte. Er wandte sich dann an die gerettete Aschländergruppe. Da der Mann noch immer bewusstlos war, sprach er nun die Frau an. „Was ist geschehen“: verlangte er zu wissen. Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass diese Frage als Befehl zu verstehen war: „Die Ahemmusa. Hat die Weise Frau zugestimmt?“ Seine zweite Frage beantwortete sie mit einem Ja und dann begann sie noch einmal zu berichten, wie er und Lyviani sie vor den Redoranern gerettet hatten. Als sie geendet hatte, wandte er sich wieder den Beiden zu. Sein musternder Blick wechselte mehrfach zwischen Tirian und seiner Begleiterin hin und her. Sein Blick ruhte einen Moment auf der Assassine. Er zog die Augenbrauen zusammen und musterte sie noch einmal ausführlich.

    „Eine würdige Kriegerin“: befand er auf Dunmeri und fasste Tirian nun wieder ins Auge. Sein Gesicht, das zuvor sehr verschlossen gewesen war, hellte sich deutlich auf. „Habt dank, dass ihr unsere Stammesbrüder und Stammesschwestern gerettet habt. Ama wird euch bei sich unterbringen. Ihr Mann schuldet euch sein Leben und das Gesetz der Gastfreundschaft gebietet es, dass sie euch dafür versorgen“: beschloss der Mann einfach. Ama so stellte sich nach kurzer Verwirrung heraus, war eben jene Frau, die gerade neben ihnen stand. Der autoritäre Dunmer reichte nun Lyviani und Tirian die Hand. „Willkommen bei den Zainab. Ich bin Ashkhan Kaushad. Genießt für diesen Abend und die kommende Nacht die Gastfreundschaft meines Stammes. Ich muss euch jedoch bitten, dass ihr uns am Morgen verlasst. Die Diener des Zerstörers suchen das Land unserer Ahnen heim und wir können in Anbetracht dieser Gefahr nicht für eure Sicherheit sorgen“: stellte er sich vor und schränkte die Gastfreundschaft seines Volkes sogleich auch wieder ein. Der Name Zainab sagte dem Heiler etwas. Er kannte die Aschländer aus Tarriors Geschichten und er hatte ihm auch etwas über die Zainab erzählt. „Wir danken euch Kaushad. Wir wollen auch sobald wie möglich weiter und werden eurem Volk nicht länger als nötig zur Last fallen“: bestätigte Tirian. Kaushad nickte und wandte sich dann ab. Ama sprach die Beiden nun an: „Mein Bruder bringt euch zu meinem Zelt. Dort könnt ihr heute Abend schlafen. Ich und mein Mann werden noch die Weise Frau aufsuchen. Sobald wir dort waren, werden wir nachkommen und ich werde euch ein Abendessen bereiten.“ Lyviani schaute noch immer verwirrt drein. Offenbar verstand sie kaum ein Wort von dem, was hier gesprochen wurde, sodass Tirian stattdessen bestätigte.

    Die Aschländer im Lager zerstreuten sich wieder und gingen ihren Tätigkeiten nach. Ama verschwand mit ihrem verletzten Mann in einem etwas abseits stehenden, großen Zelt, währenddessen der zweite Mann, der in der Gruppe war, die sie gerettet hatten, sie durch das nicht allzu große Lager hindurch führte. Die Assassine schwieg die meiste Zeit. Tirian hätte zu gerne gewusst, worüber sie nachdachte. Es dauerte kaum drei Minuten da hatten sie ein etwa mittelgroßes Zelt erreicht, dass sich zusammen mit einigen anderen zwischen einige Felsen duckte. Der Dunmer bedeutete ihnen, es zu betreten. „Das ist das Zelt von Ama und Hamsur. Ihr könnt hier warten“: sagte der Aschländer. „Ich werde nun zu meiner Familie zurückkehren“: verabschiedete er sich und ging einfach. Tirian wechselte mit Lyviani einen Blick und schob eine Plane aus Guarleder, die den Eingang des Zeltes bildete, das auch aus dem Leder dieser Tiere bestand, zur Seite und warf einen Blick hinein. Es war niemand zu sehen. Im Innern war es recht dunkel. Lyviani band ihren Packguar noch an einen kleinen Strauch beim Zelt, dass sie dann nach einander betraten. Es dauerte einen Moment, bis sich die Augen an das Zwielicht im Innern gewöhnt hatten.

    Im Zeltdach war ein kleines Loch durch das schimmerndes Dämmerlicht in die archaische Behausung direkt auf eine mittige Feuerstelle viel, die nicht entzündet war, über der aber ein Topf hing. Der Heiler ließ seinen Blick schweifen. Er sah zwei Bettzeuge aus dicken Decken und Matten aus Guarleder, die etwas abseits der Feuerstelle lagen. Um die Feuerstelle herum lagen einige sehr große Kissen in verschiedenen Formen, die man zum Sitzen benutzen konnte. So etwas wie ein Tisch fehlte völlig. Das Geschirr, zumindest hielt Tirian die Ansammlung an tönernen Bechern und Schüssel dafür standen sorgfältig aufgestapelt bei einer Ansammlung von Körben, die scheinbar Vorräte enthielten und Kisten, in denen der Hausrat der Familie untergebracht war. Der Boden selbst war mit grob gewobenen Teppichen oder aus Pflanzenfasern geflochtenen Matten bedeckt und schirmte das Zelt gegen die Kälte und den Schmutz der Erde ab. Mit einem Seufzen ließ sich der Heiler auf eines der großen Sitzkissen sinken. „Sieht hier doch wirklich besser aus, als ein Nachtlager in der Wildnis. Es muss zumindest niemand von uns Nachtwache halten. Und gekocht bekommen wir nachher auch etwas“: dachte er laut und ließ seinen Blick noch einmal schweifen. Es war nicht das Tiber Septim Hotel, aber besser als Vieles andere. Während sie warteten, dass ihre Gastgeber wieder auftauchten, trat wieder Stille zwischen die beiden Reisenden, zumindest bis Tirian das Wort ergriff. „Lyviani, ihr scheint seit vorhin so nachdenklich. Beschäftigt euch etwas?“: fragte der Heiler ehrlich interessiert.

  18. #18

    Zainab-Lager, Zelt

    [Dreveni]
    Endlich schien sich doch noch jemand für die beiden zu interessieren, und Dreveni reichte es bald, als die Kinder anfingen, an ihrer Kleidung zu zupfen, was sich auch deutlich auf ihrem Gesicht zeigte. Schließlich trat ein hochgewachsener Dunmer aus einem Zelt, der anscheinend so etwas wie ein Anführer zu sein schien, und auf die beiden einredete. Dreveni konnte kein Wort verstehen, was nicht dazu beitrug, dass ihr die Situation wesentlich geheurer wurde.

    Schließlich ging sie mit Tirian auf ein Zelt zu, dass offenbar ihrer Bleibe für heute Nacht sein sollte, und setzte sich ihm gegenüber auf eines der Kissen. Ihr sollte es recht sein, auch wenn sie die Sache mit der Wache nicht ganz so sah wie Tirian. So ganz traute sie dem Frieden nicht, sich blind irgendwelchen Leuten anzuvertrauen konnte sie sich einfach nicht leisten, und so war es ihr inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Auf die Frage des Heilers sah sie ihn nachdenklich an. In seinen dunklen, roten Augen konnte sie ehrliches Interesse sehen, bei dem ihr ihre knappe Antwort, die sie sich schon überlegt hatte, nicht über die Lippen kam. Diese Augen.. Jetzt in dem Dämmerlicht dass in dem Zelt herrschte, sahen sie mehr denn je aus wie Feryns Augen, auch wenn die weichen Gesichtszüge des Heilers ganz anders waren.
    Ich habe den Einzigen, den ich jemals wirklich geliebt habe, umgebracht. Und seit dem verfolgt es mich in jeder Sekunde, egal ob ich wach bin oder träume. Das wäre die einzig ehrliche Antwort auf seine Frage gewesen, und in diesem Moment wurde ihr das erste Mal wirklich bewusst, dass sie vielleicht niemals damit abschließen konnte, zu viel war noch unbeantwortet, und sie wünschte sich fast, dass sie lieber mit Feryn zusammen untergegangen wäre, als dass sie sich so daraus befreit hätte. Für einen kurzen Moment hatte sie Tirians Frage aus der Fassung gebracht, was vielleicht auch an ihrer Müdigkeit lag, und so zeigten sich ihre Gefühle für einen Augenblick mehr als deutlich in ihrem Gesicht, bevor sie sich wieder gefasst hatte.
    Sie überlegte sich kurz, Tirian ins Gesicht zu sagen, was sie getan hatte, bis auf den Punkt dass sie damit nicht zurecht kam, nur um ihn zu schockieren und so die Kontrolle über das Gespräch zu gewinnen, aber sie wusste dass sie es nicht schaffen würde, den richtigen Tonfall zu treffen. Kurz kam ihr der Gedanke, dass sie vielleicht wirklich mit jemandem reden sollte, mit jemandem anderen als Mordan, aber sie verdrängte ihn gleich wieder. Was würde dass denn für einen Eindruck machen? Davon abgesehen würde Tirian wohl kaum verstehen, warum sie so handeln musste, wie sie es getan hatte.
    Schließlich wandte sie den Blick ab und antwortete: "Es ist nichts..."
    Das war zwar nach der langen Pause in der sie überlegt hatte ziemlich unwahrscheinlich, aber sie hoffte halb dass Tirian es dabei belassen würde, halb dass er doch nachfragen würde.
    Reiß dich zusammen.
    "Er war nicht wehrlos.", sagte sie, scheinbar ohne Zusammenhang. "Er hatte seine Wahl getroffen, lange bevor er gefesselt am Boden lag.", spielte sie auf den Gefangenen an. Sie betrachtete kurz die Narben auf ihrem Arm, bevor sie schließlich wieder Tirian in die Augen sah. "Er wusste, worauf er sich einließ, als er sich entschieden hat, andere um ihren Besitz zu bringen um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Und ich bin mir auch sicher, er war sich ganz genau im klaren darüber, dass er dabei früher oder später den Kürzeren zieht, und eventuell auch nicht ehrenhaft im Kampf stirbt, sondern eben auf diese Art und Weise. Ich weiß dass ich selbst in so einer Situation alles nur keine Gnade erwarten darf." Sie hatte leise gesprochen, und in ihrer Stimme war keine Schärfe, sondern nur ein leichter Hauch von Resignation gelegen.

    [Tirian]
    Lyviani überlegte eine Weile. Für den Anflug eines Augenblickes konnte Tirian in dem sonst so kalten und verschlossenen Gesicht der Mörderin lesen. Es spiegelten sich Trauer, Schmerz... Bedauern (?) darin. Der Moment ging schnell vorüber und seine Begleiterin saß wie auch schon die meiste Zeit zuvor wieder vor ihm - ein fester Ausdruck in den Augen, kühle Neutralität. "Es ist nichts...": sagte sie nach einer Weile. Das wäre der Moment gewesen, wo der Heiler normalerweise beschloss, dass er die Frage ruhen lassen würde. Es gehörte zu seiner Überzeugung, dass er nicht das Recht hatte in das Innere einer anderen Person einzudringen, wenn sie das selbst nicht wollte. Allerdings konnte er spüren, dass es Lyviani in ihrem Innern nicht gut ging und das sie sich vielleicht nur nicht überwinden konnten. Gerade als er doch noch eine Nachfrage stellen wollte, fing sie von allein an zu erzählen: "Er war nicht wehrlos. Er hatte seine Wahl getroffen, lange bevor er gefesselt am Boden lag. Er wusste, worauf er sich einließ, als er sich entschieden hat, andere um ihren Besitz zu bringen um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Und ich bin mir auch sicher, er war sich ganz genau im klaren darüber, dass er dabei früher oder später den Kürzeren zieht, und eventuell auch nicht ehrenhaft im Kampf stirbt, sondern eben auf diese Art und Weise. Ich weiß dass ich selbst in so einer Situation alles nur keine Gnade erwarten darf." Sie sprach, mit mehreren kurzen Pausen, und sah ihm dann schließlich in die Augen.

    "Ging es darum? Lässt sie das Töten doch nicht mehr so kalt, wie sie selbst es darstellt?": fragte sich Tirian, ob sie nun doch ein schlechtes Gewissen wegen des Mordes hatte. Andererseits bot ihre Erklärung auch ihm einen gewissen Halt, was sein Gewissen anging, die Tatsache, dass er nicht verhindern konnte, dass dieser Mann, der in seiner Gefangenschaft auch seiner Obhut unterlag, getötet worden war. Tirian schloss die Augen. "Er hätte uns gewiss getötet, wenn er gekonnt hätte...": sagte er nachdenklich und lehnte sich nach hinten. Er nickte schwach. Dann beugte er sich vor und schaute auf den Boden. "Es war falsch": sprach er zu dem Teppich, den er ansah. Es lag kein Vorwurf darin, keine Anklage. Es war einfach nur eine Feststellung, eine Selbstvergewisserung die ihn selbst davor bewahrte, auch in zukünftigen Situationen pauschal so zu denken. Er hatte Angst davor. Lyviani war in diesem Moment aus seinen Gedanken verschwunden.

    [Dreveni]
    Ihr Blick lag immer noch auf Tirian, als sie ihm Antwortete: "Mag sein dass es falsch war. Mag sein, dass es schon falsch war, sich überhaupt einzumischen, vielleicht wäre es gar nicht zu einem Kampf gekommen. Es war falsch von ihm, dass er überhaupt tat, was er tat, er hätte sicher sein Leben auch auf ehrlicherem Wege bestreiten können, als mit Waffengewalt." Dreveni wandte jetzt ebenfalls den Blick ab und studierte ein weiteres Mal das Muster auf ihren Armen. "Es mag leichter sein, nichts zu tun, und zu sagen, dass man mit den Konsequenzen lebt, auch wenn es heißt, dass er einem auflauert, wenn wir ihn hätten laufen lassen, und man vielleicht sein eigenes Leben verliert. Was ich persönlich nicht glaube, dazu habe ich schon zuviele so sprechen gehört, die dann - wenn es so weit war - um ihr Leben gebettelt haben, und bereut haben, nicht gleich gehandelt zu haben. Man kann nicht erwarten, dass man mit etwas anfängt, und sich dann der Rest schon von alleine regeln wird. So einfach ist das Leben nicht." Inzwischen sprach Dreveni weniger über den Gefangenen Dunmer als über Feryn, und auch wenn alles in ihren Ohren mehr als plausibel klang, fühlte es sich immer noch einfach nur falsch an.

    [Tirian]
    "Das Leben ist nicht einfach, da habt ihr Recht. Ich hätte vorhin nicht so leichtfertig in die Konfrontation hinein gehen sollen, aber ich hätte ihnen dennoch geholfen. Gleichwohl weil das Leben nicht so einfach ist, glaube ich auch nicht, dass man nach einem einfachen Prinzip leben kann, dass man einfach jeden tötet, der eine Gefahr darstellen könnte. Niemand verlangt blindes Vertrauen, aber man kann nicht nur durch die Welt gehen und hinter jeder Ecke einen Feind vermuten. Man muss auch vertrauen können, auch wenn man manchmal damit auf die Nase fällt. Viel schlimmer wäre es ewig, weil extrem vorsichtig und misstrauisch vor sich hin zu leben, aber somit ständig von seiner Angst und Furcht kontrolliert zu werden. Und vor allem wäre es ein Leben ohne Liebe und Zuneigung, denn jeder könnte ein Verräter sein": dachte Tirian laut und begann beim Nachdenken an den Maschen und Fäden des Teppichs zu seinen Füßen zu spielen. Noch immer plagten ihn Zweifel bezüglich Tarrior. Was war es, womit der Telvanni ihn erpresste?

    [Dreveni]
    "Ich gehe auch nicht durchs Leben und töte wahllos jeden, der eine Gefahr darstellen könnte. In dem Fall war die Gefahr allerdings meiner Meinung nach sehr real, dass er nicht nur allein hinter uns her wäre, sondern gleich mit ein paar seiner Kumpanen, die er sicher noch irgendwo hatte.", stellte Dreveni richtig. Und schon wieder war sie dabei, sich zu rechtfertigen, der Heiler würde sie noch in den Wahnsinn treiben. Dabei würde ihm selber ein bisschen mehr Vorsicht und Misstrauen sicher zu einem längeren Leben verhelfen. "Manchmal geht es beim 'auf die Nase fallen' um das eigene Leben, und man hat schlichtweg keine zweite Chance. Ich habe diesen Fehler genau ein einziges Mal gemacht obwohl ich eigentlich besser wusste, und fast wäre es auch definitiv das letzte Mal gewesen." Für einen Moment meinte sie wieder die Hitze der Flammen auf ihrer Haut zu spüren, als sie von Feryn einfach in dem alten Haus zurückgelassen worden war. Wäre sie keine Dunmer gewesen, vermutlich hätte sie sich nicht mehr retten können und wäre elendig verbrannt. "Hätte ich ein Leben voller Liebe und Zuneigung gewollt, hätte ich einen anderen Weg gehen müssen.", sagte sie schließlich, und sah auf Tirians Hände, die an dem Teppich zupften. "Für wenn nehmt ihr eigentlich das alles auf euch, um ihn aus den Fängen eines Hexenmeisters zu befreien? So ungefährlich ist es ja nicht, als dass man das für jeden auf sich nehmen würde, oder?" Tatsächlich fiel Dreveni auf Anhieb nur Mordan ein, der sie befreien würde, allerdings nur um sie nachher eigenhändig zu erwürgen ob der Dummheit, sich gefangen nehmen zu lassen.

    [Tirian]
    Lyviani hatte zu einem guten Teil Recht, gestand sich Tirian ein. Behram Meradanz würde auch keine Gnade kennen, wenn er ihm in eine Falle lief. Es brachte Tarrior keine Hilfe, wenn er starb. Aber nach waren sie nicht in Uvirith Mora oder dem Turm des Telvanni und noch bestand nur Anlass zur Vorsicht, aber nicht dazu, gerade in diesen Zeiten, andere Hilfsbedürftige einfach im Stich zu lassen. Es geboten ihm Ehre und Gewissen in so einem Fall wie bei den Aschländern zu helfen. Auf Lyvianis Kommentar hin, dass sie schon einmal nur knapp entkommen war, wollte er eigentlich eine Frage stellen, denn er konnte eine gewisse Verbitterung darin spüren. "Hätte ich ein Leben voller Liebe und Zuneigung gewollt, hätte ich einen anderen Weg gehen müssen": auch dieser Kommentar machte ihn nachdenklich, wie es um das Seelenleben der Assassine bestellt war. "Jedes Wesen ganz gleich ob Mensch oder Elf braucht Zuneigung, braucht jemanden der es liebt auch ganz unabhängig von dessen Taten": waren Tirians Gedanken und er war sich sicher, dass auch die Dunmer nicht wirklich so dachte, wie sie sich hier gab. Er konnte nicht genau sagen warum, aber er schätzte sie nicht so ein. Bevor etwas darauf erwidern konnte, kam eine Frage von ihr: "Für wenn nehmt ihr eigentlich das alles auf euch, um ihn aus den Fängen eines Hexenmeisters zu befreien? So ungefährlich ist es ja nicht, als dass man das für jeden auf sich nehmen würde, oder?" Tirian seufzte. "Er ist ein sehr wichtiger Freund": antwortete Tirian und versuchte damit ihrer Frage auszuweichen. Jetzt zupfte er noch etwas mehr an dem Teppich herum.

    [Dreveni]
    Sie schien es tatsächlich geschafft zu haben, Tirian aus der Fassung zu bringen mit ihrer Frage, wenigstens ein bisschen. Inzwischen rupfte er den armen Teppich so sehr, dass Dreveni fürchtete, er würde bald einen Faden ziehen und ihn kaputt machen. Kein guter Dank für die Gastfreundschaft der Aschländer.
    "Na dann weiß er hoffentlich zu schätzen, was er an euch hat.", sagte sie schließlich nach einem nachdenklichen Blick auf den Heiler. Sie würde schon noch früh genug efahren, wen sie da letzten Endes befreien wollten, sollten sie den Turm des Magiers erreichen.
    "Ach ja, eins noch: Meint ihr es wäre zuviel verlangt, wenn ihr in Zukunft das Wichtigste was die zu uns sagen kurz übersetzen könntet? Ich spreche leider kein Wort Dunmeri. Abgesehen von ein paar Flüchen.", wandte sie sich nach einer kurzen Pause noch an den Dunmer.

  19. #19

    Weidenländer, Zainab-Lager, Zelt der Weisen Frau

    „Na dann weiß er hoffentlich zu schätzen, was er an euch hat“: bei diesem Satz musste Tirian grinsen. „Vermutlich wird er fürchterlich ungehalten darüber sein, dass wir ihn retten kommen“: sagte der Heiler und lachte. Die Bitte von Lyviani ließ ihn das aber schnell wieder einstellen. „Das hier ist das Lager der Zainab. Soweit ich aus Erzählungen weiß, treiben die Aschländer hier auch Handel mit dem Kaiserreich und den Telvanni in ihrer Umgebung und dürften des Cyrodiilischen zumindest halbwegs mächtig sein“: berichtete Tirian aus seiner Erinnerung. Glücklicherweise konnte er sich noch an diese alten Geschichten von Tarrior erinnern. Ihm tat es um die arme Lyviani ein wenig leid. Ihre Gastgeber sprachen wahrscheinlich mit ihnen nur Dunmeri, weil er selbst auch immer darauf antwortete. Gewissermaßen war er nicht unschuldig daran, dass sie hier von den Gesprächen ausgeschlossen war. „Ich werde Ama darum bitten, dass sie Cyrodiilisch mit uns spricht, damit wir sie beide verstehen können“: bot der Heiler an. Wobei ihm bei diesem Stichwort auffiel, dass ihre Gastgeber sie schon recht lange warten ließen. In diesem Moment taten Lyvianis Worte bei ihm ihr Übriges und in ihm begann schon der Verdacht zu keimen, dass hier womöglich in eine Falle geraten waren. Einen Moment überfiel den Dunmer diese Angst und er überlegte, ob er es gegenüber der Assassine ansprechen sollte, als dann zu seiner allgemeinen Beruhigung Ama mit ihrem Mann, der sich noch auf ihre Schultern stützen musste, aber zumindest bei Bewusstsein war, ins Zelt trat.

    „Verzeiht. Die Weise Frau hatte noch Fragen an uns“: sagte sie und bettete ihren Mann auf die Lagerstatt am Rande des Zeltes. Ihr stöhnte auf, als sie ihn niedersinken ließ. „Ama. Wäre es möglich, wenn ihr Cyrodiilisch mit uns sprechen könntet?“: fragte Tirian. Die Aschländerin zog die Augenbrauen hoch. „Wieso?“: fragte sie. „Mein Cyrodiilisch ist nicht so gut“: bekannte sie etwas errötet. „Und mein Mann spricht es kaum. Er ist aus einem anderen Stamm“: fügte sie noch an. Tirian hatte die Befürchtung, dass die Frau glaubte, dass er sie bloßstellen wolle. „Meine Begleiterin spricht kein Dunmeri und es wäre ihr gegenüber nicht schön, wenn sie uns nicht verstehen kann“: offenbarte der Heiler. Die Frau zog die Augenbrauen zusammen. „Sie ist eine Fremdländerin?“: fragte sie misstrauisch. „Ist das ein Problem?“: fragte Tirian mit fester Stimme. Amas Gesicht wurde milder. „Nein überhaupt nicht. Ihr habt uns gerettet. Es sind die Taten und nicht die Herkunft, die das wahre Wesen zeigen. Wir haben aber ein paar Jäger vom Stamm der Erabensium zu Gast hier im Lager. Eure Frau sollte sich von ihnen fernhalten, ihr Stamm ist nicht so gut auf Fremdländer zu sprechen“: warnte Ama. Als sie das Wort „Frau“ erwähnte, zuckte der Dunmer zusammen. „Ähm.. äh.. Lyviani ist nicht meine Frau“: sagte er stotternd. „So?“: fragend schaute sie ihn an und zuckte dann mit den Schultern. „Willkommen dennoch in unserem Heim“: sie sagte es diesmal auf Cyrodiilisch, auch wenn sie etwas länger bei manchen Worten überlegte.

    Der Heiler nickte dankbar und wollte sich wieder an die Feuerstelle setzen, die Ama langsam entzündete. „Ich werde gleich kochen Essen beginnen, aber das dauert“: sagte sie und richtete ihren Blick dann auf Tirian. „Die Weise Frau mich gebeten hat euch sofort ihr zu schicken“: sprach sie und ihre Stimme ließ auch keinen Zweifel dran, dass das keine Einladung war, sondern eine klare Aufforderung. Tirian schluckte. In diesem Moment trat ein Mann in Chitin-Rüstung, den der Heiler bisher nicht gesehen hatte, in das Zelt. „Das ist Mossur. Der Leibwächter der Weisen Frau. Er wird euch ihr Zelt zeigen“: erklärte Ama nun doch wieder auf Dunmeri, scheinbar weil das schneller und einfacher für sie war. Der Heiler fügte sich in sein Schicksal. „Ich bin bald wieder zurück“: rief er Lyviani noch zu, die etwas erstaunt registrierte, wie er von dem Mann abgeführt wurde. Beim Rausgehen hörte er noch, wie sich Ama noch an die Dunmer wandte: „Ashkhan Kaushad wollt mit euch sprechen. Sein Zelt ist groß in Mitte von Lager. Es sei große Ehre, dass der Khan einlädt jemand.“ Wie seine Begleiterin darauf reagierte, bekam der Dunmer allerdings nicht mehr mit, denn er war dann schon hinaus.

    Das glühende Abendrot legte sich wie Feuer über das Dorf der Aschländer. Es wirkte so als stünden die Zelte in Flammen. Es war tatsächlich nicht allzu groß und so fand sich das Zelt der Weisen Frau auch recht schnell etwas abseits der anderen Zelte. Es war umgeben von Pflanzen verschiedener wildblühender Kräuter, von den Tirian wusste, dass sie für die Alchemie interessant waren. Mossur ging stumm neben ihm her, während sie sich dem Zelt näherten. Ein Seitenblick auf den Leibwächter sagte ihm auch, dass der Versuch einer Kontaktaufnahme vermutlich zum Scheitern verurteilt wäre. So war er ehrlich froh, als sie vor dem Zelt standen und er sich von dem Wachhund verabschieden konnte. Gerade als er die Plane, die den Zelteingang bedeckte, zur Seite schieben wollte, legte der Gerüstete eine Hand auf die Schulter des Dunmers. „Leg Hand an sie und ich schneide sie dir ab!“: drohte er und ließ ihn dann gehen. Tirian schluckte wieder. Im nächsten Moment bildete sich latente Wut. Er war es schließlich, der hierher bestellt worden war. Entsprechend schlecht gelaunt gelangte er ins Zelt, wurde aber von dem intensiven Geruch verschiedenster Kräuter geradezu überwältigt. Die Luft war warm, trocken, abgestanden aber dank der Kräuter doch auch irgendwie erstaunlich frisch. Das Zelt quoll fast über vor Körben und Säckchen mit den Materialien der Natur. Geradezu stand ein Bett aus starken Ästen und Flechtwerk. Im Schneidersitz davor saß an der zentralen Feuerstelle eine alte Dunmerin auf einem großen Kissen. Neben sich standen allerlei alchemistische Gerätschaften. Sie sahen geradezu altertümlich aus.

    Tirian zögerte. Die Frau schien ihn gar nicht wahrgenommen zu haben. Mit geschlossenen Augen saß sie vor dem Feuer. Es war als würde sie schlafen. Er war sich unschlüssig was er tun sollte. „Tretet ruhig näher, junger Mann. Setzt euch bitte“: sagte sie ohne die Augen zu öffnen und deutete mit der ausgestreckten Hand auf ein Sitzkissen ihr gegenüber. Tirian nahm Platz. Es dauerte noch einen Moment und dann öffnete die Weise Frau ihre Augen. Ein blassroter Blick musterte den Heiler. „Ihr seid also derjenige, der den Verwundeten geheilt hat. Was wünscht ihr?“: fragte sie. „Was ICH wünsche? Ihr wart es doch, die mich hierher gerufen hat. Das solltet ihr auch mal eurem Wachhund sagen“: beschwerte sich der Dunmer. „Verzeiht Mossur, aber er nimmt seine Pflicht sehr ernst und in letzter Zeit ist es nötiger denn je“: sagte sie und lehnte sich angestrengt seufzend zurück. Sie sah wirklich aus wie eine alte Frau. Aber instinktiv spürte Tirian, dass er sie nicht unterschätzen sollte. „Die Söhne des Zerstörers verheeren das Land. Seine Diener bedrohen auch uns“: erzählte sie weiter. „Ihr meint Mehrunes Dagon und die Mythische Morgenröte? Sie machen also nicht einmal vor den Aschländern halt?“: warf Tirian erstaunt ein. Sie nickte erschöpft. „Der Zerstörer sandte seine Diener uns zu überzeugen. Sie versprachen den Khanen Macht, um die anderen Stämme zu unterwerfen und die Herrschaft der Häuser zu brechen. Sie versprachen die Rückkehr zur alten Lebensweise für das ganze Land. Der Khan der Erabensium wurde schwach. Ein offenes Bündnis konnte nur die Weise Frau des Stammes verhindern. Seither versuchen ihr Schatten uns Weise Frauen zu töten. Nur knapp verhinderte Mossur einen Anschlag auf mein Leben, daher ist er so vorsichtig geworden“: berichtete sie. Tirian wurde etwas ruhiger. Sein Zorn legte sich. Unter solchen Umständen, war das Verhalten verständlich.

    „Dennoch habt ihr mich hergebeten“: wandte der Heiler trotzdem noch ein. „Gewiss. Ich spürte eine Unruhe in euch, dass ich glaube, dass auch etwas euch hierher geführt hat“: meinte sie. „Mich hierher geführt?“: fragte Tirian. Sie nickte. „Was ist es das auch in diesen unruhigen Zeiten durch die Weidenländer treibt?“: erfragte sie. Der Heiler sah sich ihrem Blick gegenüber. „Ich muss jemanden retten, der in der Molag Amur gefangen gehalten wird. Ohne mich wird er womöglich sterben“: gab der Heiler freimütig zu und er wusste selbst nicht so recht, wieso er so offen darüber sprach. Die Weise Frau setzte eine nachdenkliche Miene auf. „Seine Erwähnung bedrückt euch, dass erkennt man. Ihr zweifelt. Warum zweifelt ihr?“: wollte sie weiter wissen. Die Fragen kamen ihm immer seltsamer vor, ebenso wie sich die ganze Situation außerordentlich seltsam gestaltete. Ihm lief der Schweiß und er spürte wie ihm etwas übel wurde, doch antwortete er einfach: „Er wurde erpresst. Ich weiß nicht womit man ihn erpressen könnte. Ich bin mir nicht sicher, was er getan haben muss, dass man ihn so erpressen kann. Ich frage mich welches dunkle Geheimnis er verbirgt.“ Wieder musterte ihn die Weise Frau ihre Augen schienen sich tief in seine eigenen zu brennen. „Ich sehe eure Furcht. Warum beunruhigt euch das so sehr?“: verhörte sie ihn weiter und Tirian war inzwischen richtig schlecht und unwohl zu Mute. Er wollte hinaus, doch etwas zwang ihn dazu zu bleiben. Ohne bewusstes Zutun redete er: „Er… er… er ist mein Vater. Ich habe Angst davor zu erfahren, was er Schreckliches getan haben muss.“ Ihm drehte sich inzwischen alles. „Da ist noch mehr!“: drängte sie. Sein Kopf schmerzte jetzt richtig. „Ich habe Angst davor, weil ich nicht weiß wie viel von ihm auch in mir steckt. Ich fürchte mich davor“: brachte unter Mühen hervor, verdrehte dann die Augen und kippte zur Seite weg. Er spürte wie ihn jemand auf den Rücken drehte, seine Lippen auseinander zwang und ihm eine bittere Flüssigkeit einflößte.

    Sein Herz, das eben noch raste, beruhigte sich langsam wieder. Sein verschleierter Blick klarte sich auf und er schaute wieder in die trüben, blassroten Augen der alten Dunmerin. „Was, was ist passiert?“: fragte er mit zitternder Stimme. „Ihr habt den Test bestanden. Ihr seid kein Diener des Zerstörers“: sagte sie und wirkte ehrlich froh. „Was.. was für ein Test“: begehrte der Heiler nun zu wissen. „Der Rauch der Kräuter, die ich vor eurem Eintreffen verbrannt habe, hat die besondere Wirkung, die Personen, die ihn einatmen, gesprächig zu machen – sie offenbaren ihre Geheimnisse, wenn man sie gezielt darauf anspricht“: erklärte sie und bot Tirian einen Tee an. Vorsichtig schlürfte er die heiße Flüssigkeit. „Diese Schmerzen“: keuchte er jetzt noch. „Sind die Geheimnisse tief vergraben oder werden sie zu verbergen versucht, bricht der Rauch die Schranken im Geist auch gewaltsam auf. Das Elixier, das ich euch gegeben habe, schützt euch gegen die Wirkung der Kräuter“: erklärte sie weiter. Der Heiler befühlte sich seinen pochenden Schädel. „Was wolltet ihr damit beweisen?!“: pflaumte er die alte Frau an. „Es tut mir leid, aber ich musste sichergehen, dass ihr uns nicht hintergehen würdet. Die Diener des Zerstörers sind raffiniert“: entschuldigte sie sich, doch Tirian mochte dieses Verhalten überhaupt nicht. „Ich habe nicht darum gebeten, dass euer Stamm mich einlädt. Ama war es, die darauf bestanden hat, dass wir euch in euer Lager begleiten“: ereiferte sich Tirian. Die Weise Frau nickte. „Das ist richtig. Allerdings wüsste ein Dienser des Zerstörers auch, dass kein Aschländer, der jemanden sein Leben schuldig ist, diesem die Gastfreundschaft verweigern würde. Bei der Mühe, die ihr euch gemacht habt, einer Gruppe Wildfremder Dunmer einfach so im Kampf zu helfen und dann auch noch ihre Wunden zu versorgen, machtet ihr euch verdächtig. Es schien als hättet ihr Hintergedanken gehabt“: klärte die alte Dunmer ihn nun endlich auf. „Entschuldigt noch einmal, dass ich zu solchen Mittel griff, um herauszufinden, ob ihr uns hintergehen wollt. Da ich nun von euren guten Absichten überzeugt bin, wollte ich euch noch einmal dafür danken, dass ihre unsere Stammesgeschwister gerettet und geheilt habt“: entschuldigte sich die Weise Frau noch einmal und Tirian war dabei ihr zu verzeihen. Hinge am ihm das Wohl eines ganzen Stammes hätte er womöglich genauso gehandelt.
    Geändert von KingPaddy (16.04.2013 um 16:07 Uhr)

  20. #20

    Weidenländer, Zainab-Lager, Zelt des Ashkhan

    Als Tirian antwortete, dass sein Freund wohl eher ungehalten reagieren würde, hatte Dreveni kurz wieder das Bild von Arranges vor Augen. Bitte nicht wieder so ein cholerischer Sturkopf, betete sie im Stillen. Auf seine Ankündigung, die Dunmer zu bitten, cyrodiilisch zu sprechen nickte sie dankbar. Kurz darauf betrat auch die Frau schon das Zelt, den verletzten Dunmer schwer auf ihre Schulter gestützt. Dem kurzen Gespräch konnte sie wieder nicht folgen, auch wenn sie skeptisch Tirians Gesichtsausdrücke musterte. Sie hatte das dumme Gefühl, dass er ihr einiges an mehr oder weniger unterhaltsamen Dingen verschwieg.
    Dann konnte sich die Dunmer aber wohl doch überwinden und begrüßte sie auf gebrochenem Cyrodiilisch. Dreveni nickte ihr freundlich zu, und wollte sich gerade bedanken, als diese schon weitersprach und den Heiler aufforderte, die weise Frau zu besuchen. Ihr gefiel gar nicht, hier allein zu bleiben, aber es schien kein Weg daran vorbeizuführen. Ihr gefiel die ganze Sache immer noch nicht, was auch nicht besser wurde, als sie selbst von der Dunmer aufgefordert wurde, sich bei Ashkhan Kaushad zu melden, wer auch immer das schon wieder sein mochte. Es war ihr auch egal wie groß die Ehre auch war, inzwischen wäre ihr ein Lagerplatz in der Wildnis entschieden lieber gewesen.
    "Jetzt sofort?", fragte sie die Dunmer.
    Diese sah sie mit einem leicht pikiertem Blick an, bevor sie antwortete: "Man nicht lässt Ashkhan Kaushad warten."
    Seufzend erhob sich Dreveni und machte sich auf die Suche nach dem Zelt. Sie hatte es bald gefunden, es war auch schwerlich zu übersehen, wenn man sich der Mitte des Lagers näherte. Vor dem Eingang des wirklich deutlich größerem Zelt standen zwei Dunmer langen Schwertern die Wache hielten. Dreveni straffte ihre Haltung, wobei sie froh war, wenigstens noch den Dolch und das Schwert an ihrem Gürtel zu haben, auch wenn das ganze nur ein psychologischer Effekt war, sie wagte es nicht einmal, auch nur die Hand an den Knauf zu legen, und ging zielstrebig auf die Wachen zu. Dieser Kaushad sollte sich bloß kurz fassen, sie hatte wirklich genug für heute. Und wenn er nur Dunmeri sprach, hätte sich die Sache ohnehin sofort erledigt. Als sie den Eingang des Zeltes erreicht hatte, trat eine der Wachen vor sie, sprach sie auf Dunmeri in einem bestimmten Tonfall an und zeigte auf ihren Schwertgürtel. Auch ohne seine Worte zu verstehen wurde Dreveni klar, was er von ihr wollte, und das war ganz und gar nicht in ihrem Sinne.
    "Ich lege meine Waffen nur zum Schlafen ab. Entweder ich gehe so in das Zelt oder gar nicht.", sagte sie leise, aber bestimmt und sah dem Dunmer vor ihr fest in die Augen, wobei sie den Kopf leicht in den Nacken legen musste.
    Immerhin schien er sie zu verstehen, denn er wiederholte seine Worte auf cyrodiilisch: "Ihr werdet Waffen ablegen. Sofort.", dieses Mal mit der Hand am Griff seines Schwertes. Auch die andere Wache reagierte auf diese Weise, stellte Dreveni nach einem kurzen Blick zur Seite fest, und nach kurzem überlegen legte sie mit düsterem Blick und unterstrichen durch einen leisen Fluch den Waffengurt mit ihrem Schwert und dem Dolch hab. Es wäre unklug, jetzt einen Zwischenfall zu provozieren. Als sie ihre Waffen der Wache gereicht hatte, zeigte diese auf das Stilett an ihrem Arm: "Das auch."
    "Nein!"
    "Ihr nicht betreten Zelt mit Waffen!"
    "Das hier werde ich nur ablegen wenn ich tot bin. Ich kann auch..." Bevor Dreveni ihre Drohung einfach wieder zu gehen beenden konnte, hörte sie aus dem Zelt eine befehlsgewohnte Stimme auf Dunmeri etwas sagen, woraufhin die Wache prompt zur Seite trat und ihr bedeutete, das Zelt zu betreten, nicht ohne ihr einen letzten missbilligenden Blick zuzuwerfen.
    Tatsächlich fühlte sich Dreveni ohne das Stilett irgendwie nackt, sie legte es oft nicht einmal zum schlafen ab.

    Als sie die Plane vor dem Eingang zur Seite geschoben und das Zelt betreten hatte, brauchten ihre Augen ein paar Sekunden um sich an das Zwielicht zu gewöhnen, dass nur von einem kleinen Feuer in einer Schale erhellt wurde. Der Boden des Zeltes war wie auch der in dem ihrer Gastgeber mit Teppichen ausgelegt, nur wirkten diese hier kostbarer. Zwischendurch waren immer wieder große Sitzkissen verteilt, und das Innere des Zeltes war durch Tücher abgeteilt, so dass sie nicht alles überblicken konnte.
    Jedenfalls wusste sie jetzt, wer Ashkhan Kaushad war, der große Dunmer der vorhin auch mit ihnen gesprochen hatte, saß auf einem der Kissen und erhob sich jetzt. Er musste älter als Mordan sein, schätzte Dreveni, und man sah seinem scharf geschnittenem Gesicht an, dass er die meiste Zeit seines Lebens im Freien verbracht hatte. Alles in allem war er eine imposante Erscheinung, die eine Autorität ausstrahlte, wie man sie sich nur über lange Jahre erarbeiten konnte.
    Unter anderen Umständen hätte Dreveni durchaus gefallen an ihm gefunden, aber gerade stand ihr wirklich nicht der Sinn nach solchen Dingen.
    Auch hatte sie nicht vor, sich einschüchtern zu lassen, und so stand sie gerade mit hoch erhobenem Kopf und erwiderte seinen Blick ohne diesem auszuweichen.

    "Ich wusste doch sofort, dass ihr eine würdige Kriegerin seid, als ihr in mein Lager tratet. Euer Temperament ehrt euch. Ein wahrer Krieger legt seine Waffen nur ab, wenn er dies wünscht. Setzt euch doch bitte", sprach er Dreveni schließlich mit seiner angenehm tiefen Stimme an. Er sprach gutes Cyrodiil mit einem leichten Akzent in der Aussprache.
    Dreveni leistete seiner Aufforderung folge, und musterte ihn weiter schweigend. Das schien ihr im Moment die beste Taktik zu sein, er würde schon auf den Punkt kommen, warum er sie hatte rufen lassen, Leute seines Kalibers musste man einfach etwas reden lassen und ihnen vor allem Zeit geben.
    Kaum hatte sie Platz genommen, betrat eine junge Dunmerin das Zelt und stellte ein Tablett mit Essen und Bechern mit dampfendem Tee auf den Boden.
    "Bedient euch bitte."
    Zwar sah das Essen nach nichts aus, das Dreveni kannte, aber sie war nach diesem langen Tag wirklich hungrig und so griff sie zu. Was auch immer es war - es hatte leichte Ähnlichkeit mit Käse und wirkte fettig, außerdem war es mit irgendwas gesüßt - schmeckte nicht schlecht.
    Inzwischen hatte der Ashkhan angefangen von seinem Stamm zu erzählen, wie lange er schon dessen Oberhaupt war und ähnliches mehr. Dreveni ließ ihn reden, was allerdings nicht lange dauerte, und er seinerseits fragte:
    "Ihr seid nicht von hier, das wollt ihr doch nicht bestreiten?"
    Wunderbar, trau dich. Sags. Sag fremdländische ••••, du wärest nicht der erste...
    "Was bringt euch nach Morrowind?"
    Inzwischen fühlte sich Dreveni schon leicht seltsam, was sie sich nicht recht erklären konnte, schmeckte doch weder der Tee noch das Essen nach Alkohol. Sie fühlte sich auch nicht wie betrunken. Eher angenehm leicht, entspannt und gleichzeitig wacher als vorhin. Das konnte allerdings auch nur Einbildung sein. Sie berichtete von der Reise hier her, angeblich unter dem Vorwand, das Land ihrer Ahnen kennen zu lernen und Abenteuer zu suchen. Dass sie dabei bei dem Ashkhan in genau die richtige Kerbe schlug, hätte sie an dem Leuchten seiner Augen sehen können, wäre sie etwas aufmerksamer gewesen. Dann hätte sie ihm auch nicht von den zwei Obliviontoren berichtet, bei deren Schließung sie zumindest beteiligt gewesen war.
    Inzwischen war das Tablett wieder abgeräumt worden, und der Ashkhan schenkte ihr etwas in einen mit Schnitzereien verzierten Kelch ein.

    "Was ist das?", fragte sie, und klang dabei schon nicht mehr gar so skeptisch wie normalerweise.
    "Shein.", antwortete er nur, und fing nun seinerseits an, von seinen Kämpfen und Schlachten zu erzählen. Erzählen konnte er, das musste Dreveni zugeben, und der harte und doch irgendwie samtige Akzent in seinem Cyrodiil zusammen mit der Wärme und dem schummrigen Licht in dem Zelt schlug sie so in seinen Bann, dass sie kaum merkte, wie er ihr immer wieder von dem Shein nach schenkte.
    Irgendwo in ihrem Bewusstsein regte sich dann doch noch eine Stimme, die sie zur Vorsicht mahnte, und so stellte sie den Kelch neben sich, fest entschlossen, nicht mehr daraus zu trinken. In diesem Shein war - im Gegensatz zu dem Tee - definitiv Alkohol.
    "Nun habt ihr gehört, was ich alles für mein Volk getan und wie ich es durch sämtliche Widrigkeiten geführt habe. Sogar der Nerevarine war zu Gast.", dabei sah er Dreveni aufmerksam an, und sie meinte etwas wie leichte Wut in seiner Stimme zu hören.
    Und wer bei Oblivion ist der Nerevarine?
    Sie nickte wissend, und hoffte, dass er nicht genauer nachfragen würde. Er ging auch nicht näher darauf ein und fuhr fort:
    "Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie einsam einen Dunmer meine Position machen kann. Es ist nicht leicht, eine Gefährtin zu finden, die einem Ashkhan würdig ist. Und ich kann mein Volk auch unmöglich ohne Nachfolger verlassen, wenn meine Zeit gekommen ist."
    "Da habt ihr sicher recht...", antwortete Dreveni, und blinzelte ihn von unten her an. Mehr um ihren Blick zu klären als ihm zu zuzwinkern, aber sie merkte gerade nicht mehr, wie missverständlich das gewesen war. Was war bloß in dem Wein gewesen? Soviel hatte sie doch auch nun wieder nicht getrunken, davon abgesehen vertrug sie einiges.
    "Ich könnte natürlich eine Tochter aus einem der Fürstenhäuser zur Frau nehmen."
    "Hm.", brachte Dreveni nur hervor.
    "Aber ich glaube nicht dass ein so verweichlichtes Geschöpf richtig an meiner Seite wäre. Ich brauche eine Frau die Mut und Stolz hat, eine Frau die mir starke Söhne schenkt."
    Inzwischen war er näher an sie herangerückt, jedenfalls kam es ihr so vor. Davon abgesehen nahm das Gespräch langsam eine ungute Richtung, die Dreveni gar nicht gefiel.
    "Und natürlich Töchter, ebenso schön wie ihre Mutter." Dabei strich er Dreveni mit einer Hand durch das schwarze Haar.
    Der Schreck klärte ihren Geist wieder, jedenfalls für den Moment, und sie zuckte zurück: "Ich.. ich glaube da liegt ein Missverständnis vor..."
    Den Ashkhan schien das nicht zu interessieren: "Wir könnten über alle Stämme des Aschlandes herrschen. Es würde euch an meiner Seite an nichts fehlen. Für eine Frau wie euch ist es sicherlich schwer, einen Mann zu finden, zu dem sie noch aufschauen kann. Wir wären einander wahrlich würdig, ich könnte viele Frauen aus meinem Stamm haben, aber ich habe auf eine wahre Kriegerin gewartet."
    Dreveni hatte sich inzwischen erhoben und hielt abwehrend die Hände vor den Oberkörper, Kaushad war ebenfalls aufgestanden und machte keine Anstalten, Abstand zu ihr zu halten.
    "Wirklich, euer Angebot ehrt mich, aber..." Ihr war inzwischen ziemlich schwindlig, was ihr im sitzen gar nicht so aufgefallen war.
    "Aber?", fragte Kaushad sanft, mit dem Gesicht schon wieder ziemlich nah an ihrem Ohr.
    "Aber das geht nicht. Ich.. Tirian. Mein Begleiter. Er würde das nie gut heißen. Ich... Wir.. wir wollen heiraten."
    Kurz stand dem Ashkhan die pure Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben, dann brachte er hervor: "Was wollt ihr denn mit diesem Kind? Ihr werdet ihn an meiner Seite noch vor dem Morgengrauen vergessen haben.." Dabei legte er ihr eine Hand auf die Hüfte, mit der anderen Strich er ihr zart über die Wange.
    In Drevenis Kopf arbeitete es, wie sie am Besten aus dieser Situation raus kommen konnte. Wie würden die anderen reagieren wenn sie schreiend aus dem Zelt rannte? Aber eine diplomatischere Lösung fiel ihr bei allen Daedrafürsten gerade nicht ein. Wenn es ihr doch nur nicht so schwer gefallen wäre, sich zu konzentrieren. Die unglaubliche Präsenz, die der Dunmer vor ihr ausstrahlte, tat ihr übriges, zusammen mit dem seltsamen Wein.
    Geändert von Andromeda (20.04.2013 um 00:36 Uhr)

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