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Thema: Die Erben der Häuser

Hybrid-Darstellung

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  1. #1

    Molag Amur, Tel Uvirith, Kerker

    [Dreveni]
    Vorbei.
    Das war das Einzige was die Stille durchdrang, welche sich um sie herum ausgebreitet hatte, nachdem die mächtige Gestalt des Wachmanns zu Boden gegangen war. Wenn auch nur in ihren Gedanken, und auch wenn sie noch so angestrengt lauschte, sie konnte niemanden hören. Der Lärm den sie gemacht hatten, hätte alles im Umkreis von mindestens hundert Metern aufschrecken müssen, und doch schien sie niemand bemerkt zu haben.
    Langsam ging sie zu der reglos daliegenden Gestalt zu und stieß diese unsanft mit dem Fuß an, aber sie regte sich nicht.
    Tot. Tatsächlich tot.
    Wenn es denn jemals wirklich gelebt hatte. Die Spuren von Blut die überall waren, einschließlich auf ihrer Haut und ihrer Kleidung, sprachen zwar eine andere Sprache, doch sie zweifelte daran. Was bei allen Daedra war das gewesen?
    Langsam drehte sie sich um die eigene Achse, bis sie Tirian erblickte. Der Heiler lag am Boden - Bewusstlos, zumindest hoffte sie das.
    Sie ging neben ihm in die Hocke, und stellte erleichtert fest dass sie seinen flachen Atem hören konnte. Was aber, wenn er schwer verwundet war? Sie konnte ihm nicht helfen, nicht mit dem rudimentären Heilzauber den sie beherrschte. Sie wusste auch nicht wirklich, was er alles in seinen Taschen hatte.
    "Tirian?", sprach sie ihn an und rüttelte leicht an seiner Schulter.
    Jetzt, als die Anspannung des Kampfes ihren Körper verließ, fühlte sie einen beinahe übermächtigen Drang sich neben ihn zu legen. Müdigkeit drohte sie zu übermannen, und es kostete sie eine immense Anstrengung, auch nur den kleinen Finger zu heben.
    "Tirian? Wacht auf!" sagte sie noch einmal, dieses Mal etwas lauter, ihre Hände an seinen beiden Schultern, und schüttelte ihn wieder leicht.

    [Tirian]
    Es dauerte bis Tirian durch Drevenis Schütteln wieder zu sich kam. Der Schmerz war noch da, omnipräsent. Er wusste zu gut, dass Schläge gegen den Kopf verheerende Folgen haben konnten und mit ihnen nicht zu spaßen war. An Magie war nicht zu denken, immer wieder schweiften seine Gedanken weg, wenn sie nicht völlig vom Pochen des Leids in seinen Schläfen übertüncht wurden. Und er fühlte sich völlig ausgelaugt, magisch, körperlich. Er griff nach einer Flasche mit roter Flüssigkeit. Zum Glück war er vorbereitet und ein guter Heiler verließ sich nie allein auf Magie. Er schluckte den Trank und fast augenblicklich setzten ein Brennen und schmerzhaftes Ziehen direkt zwischen Stirn und Schläfe ein. Nach wie vor konnte der Heiler seine Begleiterin, die ihm besorgt gegenüber saß, nur ignorieren und sich erst einmal um sich selbst kümmern. Wenn sie etwas sagte, drang nicht mehr als ein dumpfes Tönen durch die dicke Watte in seinen Ohren. Langsam ließ das alles nach und eine Betäubung setzte ein die jeden Schmerz erstickte, seine Wahrnehmung jedoch auch deutlich abstumpfte. Es war ein bisschen so als hätte er zuviel Alkohol getrunken, nur mit dem Unterschied, dass er völlig klar war. Zumindest jetzt, wo das Dröhnen aus seinem Schädel gewichen war.

    Er versuchte nun zurück in seine Umwelt zu finden. Seine Hände sie waren schmierig und klebrig. Voll Blut. Die vielen Schnittwunden, von den Eissplittern, die auch die Ärmel seiner Robe zerrissen hatten, waren vom Heiltrank bereits geschlossen. Die schmierige Masse jedoch, die überall an ihm klebte noch nicht. Er erinnerte sich an die Kopfwunde. Sein Gesicht musste furchtbar aussehen, die braun-roten Schlieren auf der grauen Haut. Glücklicherweise war nirgends ein Spiegelglas zu entdecken, in dem er sich hätte betrachten müssen. Sein Blick richtete sich nun auf die Assassine.

    "Der Wärter?": fragte er. Sie deutete auf den Fleischhaufen hinter sich. "Augenscheinlich tot": meinte sie. "Mist": dachte der Heiler und versuchte aufzustehen. Etwas das ihm nach mehreren Anläufen schließlich gelang. Noch einmal schaute er seine Begleiterin an. Seid ihr verletzt worden": erkundigte er sich und versuchte dabei den Schwindel aus seinem Kopf zu bekommen, der ihn plötzlich in der Vertikalen überkommen hatte.

    [Dreveni]
    Sie atmete erleichtert auf, als Tirian sich schließlich regte. Seine Frage nach dem Zustand des Wärters bewies dass er zumindest klar genug war um die Situation zu erfassen.
    "Ja, aber anscheinend nicht schwer genug um nicht mehr kämpfen zu können," antwortete sie auf Tirians frage. In der Tat schien nichts gebrochen zu sein, auch hatte sie keine größeren Stich oder Schnittwunden davon getragen. Alles andere musste warten.
    "Was ist mit euch? Ich fürchte wir können uns nicht wirklich eine Pause erlauben. Wer weiß", sie sah kurz zu dem Wächter und unterdrückte ein Schaudern während sie sich im Geiste als Abergläubisch beschimpfte, "ob es hier noch mehr von diesen Gestalten gibt. Wir sollten weitergehen, jedenfalls weg von hier, vielleicht können wir weiter hinten etwas rasten. Aber nicht hier wo wir den ganzen Lärm veranstaltet haben."

    [Tirian]
    Lärm war das beste, um dieses dumpfe Gefühl in seinem Kopf zu beschreiben. Es war nicht wirklich laut, kein pochen, kein schrilles Eisen das in seinem Kopf bearbeitet wurde. Nein. Sowie Worte und Sätze in den Hintergrundgeräuschen in einer Taverne untergehen können, so war es mit seinen Gedanken. Seine Gedanken waren laut. So viele. Es war als klebte ihm Nebel im Schädel. Nebel... Nebel.. aus dem ihn zwei rote Augen anzuschauen schienen... "Tirian.. hallo?": holte ihn Drevenis Stimme zurück. Sie schaute ihn merkwürdig an. "Ich hatte gefragt, wie es euch geht und ob wir weiter können". Der Heiler erinnerte sich. Er schüttelte den Kopf, was keine gute Idee war. "Ich denke nicht, dass wir bemerkt worden sind. Man hätte schon längst eingegriffen, denkt ihr nicht. Die Kuttenträger schienen hier unten zu hausen, vermutlich sind sie alle oben bei diesem Metallding": sagte er. "Wir müssen dahinten runter...": wollte er ein paar Schritte auf die Tür zu gehen, wieder schwindelte ihm. Dreveni war direkt heran und stützte ihn. "Mir geht es nicht gut": meinte der Heiler: "eine Gehirnerschütterung womöglich. Ich müsste mich ausruhen." Die Worte sprach er mehr vor sich hin. Er drückte sich dann je eine Handfläche gegen die Schläfen und ließ Magie fließen. Das Gefühl war als würde eine Nadel über das Innenleben seines Kopfes kratzen. Tirian schüttelte sich, verlor die Konzentration und erbrach sich anschließend auf den Boden. Ein frischer Blutstropfen rann ihm aus der Nase.

    Er versuchte wieder aufzustehen, die Beine waren zittrig, doch der Schwindel stellte sich nicht wieder ein. Die Dumpfheit in seinem Kopf war nach wie vor da, aber der Nebel hatte sich etwas verzogen. Komplexeres Denken wurde wieder möglich. Dreveni half ihm endgültig auf die Beine. Ihr Blick spiegelte Besorgnis. Er versuchte zu lächeln, er wollte sich nicht mal vorstellen, wie das mit dem ganzen Blut auf der aschgrauen Haut aussehen musste. "Es geht jetzt besser": keuchte er. Die Luft wurde wieder sehr stickig, was für seinen Zustand nicht besser war. "Auch wenn uns niemand bemerkt hat, möchte ich auch nicht länger als nötig hierbleiben". Sein Blick glitt wieder zur Tür. Ein paar Wurzeln hielten sie an den Rändern umrankt. "Magisch verschlossen": schlussfolgerte er und besah sich den Wärter genauer. An seinem Gürtel, der nur notdürftig nach das zerschlissene schwarze Gewand oben herum zusammen hielt, hing ein goldener, zylindrischer Gegenstand mit einem Kristall als Spitze. Das musste es sein!

    Tirian nur wenig begeistert sich wieder in Richtung Boden zu begeben hockte sich neben den gefällten Nord und wollte nach dem Schlüssel greifen, als ihm etwas auffiel. Die Brustmuskeln schienen leicht zu vibrieren. Seine Augenbrauen schoben sich in die Höhe. Er robbte näher an den Kopf heran und legte sein Ohr ganz dicht über Mund und Nase des Mannes. Es dauert einen Moment. Nur ganz unmerklich zwar, aber er spürte ein Atmen. Seine Augen wurden weit.

    Zur Sicherheit rückt er mit dem Kopf ein Stück tiefer, dort wo er das schwache zucken wahrgenommen hatte. Legte sein Ohr direkt auf die verschwitze und blutbesprenkelte Brust. Eine Weile war nichts zu hören, doch dann: "Popumm, Popumm". "Trance" ging es dem Heiler durch den Kopf. Leider hatte der Nord, was ihm jetzt wieder zu Bewusstsein kam, keine Augen und so konnte er seine Theorie nicht überprüfen. Er richtete sich auf und im nächsten Augenblick waren seine Hände auf der Brust des Mannes. Eine leichter blau-grüner Schimmer umgab sie. "Dreveni, schaut ob ihr hinter dem Tisch Fesseln findet. Das hier ist ein Kerker und wenn sie Magier wie meinen Freund hier einsperren dann müssen sie auch Handschellen haben, die Magie unterdrücken": wies Tirian sie an und konzentrierte sich auf den Körper vor ihm. Noch war Leben in ihrem Gegner.

    [Dreveni]
    Von dem Moment an, als sich Tirian zu dem Nord heruntergebeugt hatte und offenbar nach seinem Atem lauschte, schwante ihr nichts Gutes. Ihr war zwar nicht ganz klar wie er überlebt hatte, aber offenbar hatte er das. Doch anstatt nach Fesseln zu suchen, wie ihr der Heiler geheißen hatte, zog sie ihren daedrischen Dolch und setzte die Klinge an die Kehle des Wärters.
    "Entweder euer Gedächtnis hat mehr gelitten als ihr wahrhaben wollt, oder ihr seid jetzt völlig übergeschnappt. Oder beides. Ihr habt genau fünf Sekunden um mir einen verdammt guten Grund zu nenne, ihn am Leben zu lassen. Eins - zwei..."

    [Tirian]
    "Er ist ein Magier und unbewaffnet. Ohne seine Magie ist er wehrlos. Wenn ich richtig liege, dürfte der Hexenmeister hier Fesseln haben, die Magie unterdrücken, ansonsten könnte er meinen Freund und wer weiß, was nicht noch alles, dort unten gefangen halten. Und es wäre nützlich, wenn wir jemanden haben, der uns dort hinunter führt und uns die Zellen aufsperrt. Meint ihr nicht auch?": gab der Heiler genervt zur Antwort von sich, während er sich wieder auf den zerschnittenen Körper unter sich konzentrierte.

    [Dreveni]
    "Uns die Zellen aufsperren? Sicher, wenn ihr ihn nett fragt... Und ihr ihm dafür die Fesseln abnehmt, weil er ja sonst die Zellen nicht aufsperren kann. Merkt ihr noch was?"
    Dreveni starrte den Heiler an, den Dolch immer noch an der Kehle des Wärters. Hatte er den Kampf schon wieder vergessen? Wenn jemals ein toter Gegner ein guter Gegner war, dann dieser hier.

    [Tirian]
    Der Heiler drehte missgestimmt den Kopf. Noch immer knirschte es in seinem Schädel und irgendetwas, das Tief aus den dunklen Rissen in seinem Verstand zu sprechen schien, versuchte ihm einzuflüstern, der Assassine den Dolch mit einem Blitz aus der Hand zu schlagen. Etwas, auf das er immer mehr Lust bekam. "Wir lassen ihn notfalls dort unten zurück. Oder ihr stecht ihn dort unten ab, wenn wir haben, was wir wollen. Ich will nicht mehr Zeit als nötig damit vergeuden nach der Zelle zu suchen oder sie vielleicht nicht aufzubekommen, wenn wir hier jemanden haben, der uns diese Arbeit abnehmen kann": sagte Tirian und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass das auch sein letztes Wort in der Sache war. "Holt mir jetzt ein paar Fesseln, bevor er wieder zu Bewusstsein kommt": wies er seine Begleiterin, jetzt etwas freundlicher, nochmals an.

    [Dreveni]
    Für einen Moment blickte sie den Heiler unverwandt an. Er hatte recht, sie würden dieses Ding - sie weigerte sich, von einem Menschen zu sprechen nachdem sie dessen Augen gesehen hatte - noch brauchen. Allerdings hatte er ihnen gerade einen Kampf geliefert, den sie so schnell nicht wiederholen wollte. Es war knapp gewesen, verflucht knapp, und sie würde nicht diesen Auftrag vor ihr eigenes Leben stellen. Bei allen Daedra, sie war Assassine, kein Kämpfer der Kriegergilde der es in einem offenen Kampf mit dieser Kreatur aufnehmen würde. Und da war noch etwas, etwas was sie sich nicht wirklich eingestehen wollte. Abgesehen von dem Respekt gegenüber der offensichtlichen Überlegenheit ihres Gegners rührte dieses Ding noch an etwas anderem, tieferen, weniger rationalem in ihr. Eine urtümliche, fast abergläubische Furcht vor dem Fremden, dem Unbekannten und Unverstandenem, derer sie sich immer relativ immun gegenüber gewähnt hatte. Doch jetzt fühlte sie, wie sie mit kalten Fingern nach ihr Griff und ihr die Kehle eng werden ließ. Sie wollte diese Gestalt tot sehen, und weit weit weg von deren Leiche sein.

    Einzig Tirians Reaktion war sie sich nicht sicher. Sie hatte gesehen, wozu er fähig war, und nun shien er überzeugt dass sie den Wächter noch brauchten. Außerdem hatte er ordentlich was auf den Kopf bekommen, was vermutlich seine Fähigkeit klar zu denken einschränkte.
    Wie auch immer, sie brauchte Schwung um den Dolch in die Brust dieser Kreatur zu rammen, also musste sie wohl oder übel etwas ausholen, womit Tirian gewarnt wäre. Hoffentlich war sie schnell genug...

    [Tirian]
    "Verräter": zischte es in seinen Gedanken, das Bild eines jungen ausblutenden Kaiserlichen stand ihm vor dem inneren Auge. Er wusste nicht, ob er, weil er bereits gewarnt war, die Stimme nur einbildete oder ob sie real war. Der Reflex den es auslöste, war mehr als das. Ein Ziehen das durch seinen Schädel ging und ihm danach neuerliches Blut unter der Nase wegwischen ließ, war die Folge allzu schnellen Handelns. Ein partieller Schild lenkt den Dolch ab, der statt in den Körper zur Seite abglitt, ebenso wie die Assassine, die plötzlich den Halt verlor und endgültig zum Kippen gebracht wurde, als der Heiler ihr Handgelenk griff und sie leicht nach vorne zog. Er drückte ihr den Daumen fest auf die Handwurzel, damit sie sich nicht mehr schmerzfrei bewegen konnte und zog sie zu sich heran und blickte ihr in die Augen, während er sich mit dem freien Arm das Frische Blut abwischte.

    In seinen Augen stand ein ganz fremdartiger Ausdruck, sie selbst wirkten ebenfalls fremdartig. Die Miene düster, sprach er: "Die Fesseln. Wir brauchen diesen Nord noch. Ich bin mir dessen sicher."

    [Dreveni]
    Es ging alles zu schnell. Noch bevor sie realisierte, was genau dazu führte dass sie mit dem Dolch scheinbar mitten in der Luft abrutschte, kippte sie nach vorn, nur gestoppt von Tirian, der ihr Handgelenk griff und schmerzhaft seinen Daumen auf ihren Knochen bohrte. Sie starrte in sein Gesicht als er sie zu sich heranzog, welches plötzlich nichts mehr von den eher sanften, teilweise verträumten Zügen hatte, die sie sonst von Tirian hatte. Stattdessen wirkte es hart, beinahe fremd, als er sich beiläufig das frische Blut unter der Nase wegwischte. Sie hörte seine Worte kaum noch, denn trotz der seltsamen Verwandlung die mit ihm vorgegangen zu sein schien, kochte der Zorn, welcher in den letzten Minuten in ihr gebrodelt hatte, über. Was fiel diesem dahergelaufenem Heiler eigentlich ein, der sich soviel auf seine Kunst und seine angebliche moralische Überlegenheit ihr gegenüber einbildete, nur um dann doch die Beherrschung zu verlieren und andere auf bestialische Art und Weise umzubringen? Sie hatte noch nie jemandem so gänzlich das Gesicht verbrannt wie er.
    Es klatschte als Dreveni mit der freien Hand ausgeholt hatte und ihm eine schallende Ohrfeige versetzte.
    "Dazu müsst ihr mich erst einmal wieder loslassen.", zischte sie.

    [Tirian]
    Er sah den Schlag nicht kommen. Das Bedürfnis ihr mit einem Blitz in gleicher Weise das Gesicht zu versengen war groß. Im nächsten Augenblick ließ er die Assassine entsetzt los. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Da war dieses Gefühl wieder, wie in der Festung der Söldner, in Falensarano. Eine ganze Reihe von Bildern zogen plötzlich in seinem Geist auf. Eine Grube mit Lava, Wurzeln, Tarrior mit schwarzen Augen, sein Sturz in die Tiefe und das Lauern von etwas Bösem. Schweiß brach ihm für einen Moment aus. "Der Kerker!": stellte der Heiler jetzt entgeistert fest. Er hatte den Traum beinah vergessen, vergessen wollen. Allzu lebhaft erinnerte er sich jetzt wieder an den Traum in Falensarano, wie Tarrior ihn in die Tiefe stürzen ließ, seinen leeren Blick und erinnerte sich auch an den Ort, den er gesehen hatte. Er befand sich nun dort. Die große spiralförmige Grube, gefüllt mir Lava, die schwefligen Gase, die stickige Luft. All das war hier. Der Schmerz kehrte zurück....

    Tirian zuckte zusammen, als Dreveni ihm die Fesseln reichte, wenn auch sichtlich widerstrebend. Er war sich nun absolut sicher, dass sie den Nord brauchen würden. Es gab nicht mehr als dieses unbestimmte Gefühl, das ihm diese Ansicht eingab und doch wollte er sich ihm hingeben. Er legte dem Kerkermeister die Fesseln an, was wegen der starren Obsidianringe, kaum ging, schaute noch einmal zur Assassine zurück, er traute ihr noch nicht wieder und legte eine Hand auf die Stirn des Mannes vor ihm. Ein kurzes, blaues Aufleuchten und plötzlich regte sich wieder etwas.

    Die leeren, verstörend leeren Augenhöhlen verrieten nicht, ob der Mann erwacht war oder nicht. Erst als er sich aufsetzte. Der Kopf begann wie wild hin- und herzuzucken wie bei einem Vogel. Der Atem wurde merklich schneller. Geriert ihr Gefangener in Panik? Seine Hände tasteten über den Boden und das Gesicht spiegelte, abgesehen von den Augenhöhlen Furcht wieder. Es schien als wäre der Nord plötzlich orientierungslos. Tirian runzelte die Stirn. Eigentlich hatte er erwartet, dass sich die Flammen erneut entzündeten, aber nichts dergleichen tat sich. In seinem jetzigen Zustand wirkte der Mann eher armselig als furchteinflößend.

    "Ihr seid jetzt unser Gefangener, wir haben euch Sklavenfesseln angelegt, die eure Magie zerstreuen, Widerstand ist zwecklos. Meine Gefährtin wird euch beim leisesten Anzeichen eines Tricks die Kehle durchschneiden, also tut besser das, was wir von euch verlangen": machte Tirian den Nord auf seine Situation aufmerksam.
    Der Gefangene beruhigte sich zusehends und schien sich wieder in den Griff zu kriegen, nachdem der Begriff Sklavenfessel gefallen war.
    "Habt ihr gehört?!": fragte Tirian jetzt etwas ärgerlicher, da er keine Antwort bekam.
    Die Antwort kam direkt: "Ich habe euch verstanden."
    "Wir suchen einen Gefangenen und ihr werdet uns zu seiner Zelle führen, einen rothaarigen, hochgewachsenen Dunmer, mit stechendem Blick": beschrieb der Heiler Tarrior.

    "Ich bin noch nicht lange Herr der Kerker. Aber wir halten hier nur noch eine Dunmerin gefangen, von der ich weiß. Inzwischen sind hier mehr Daedra und Fremdländer eingesperrt": erklärte der Nord.
    Tirian fühlte wieder Wut in sich aufsteigen. "Er muss hier sein oder habt ihr noch andere Zellen?": wollte er wissen.
    Der Nord schüttelte den Kopf. Tirian rutschte im selben Augenblick die Faust aus und er schlug dem Gefangenen direkt ins Gesicht.
    "Wir haben nur diese Grube. Sie ist groß genug für alle Gefangenen. Ich war nur noch nie auf der untersten Ebene. Dort haben nur der Hexenmeister und sein Stab Zugang. Dort unten sind nur mächtige Daedra und andere gefährliche Kreaturen eingeschlossen": warnte der Nord.
    Tirian überlegte einen Moment. "Ihr werdet uns nach dort unten bringen. Er muss dort sein!": entschied er und stieß den Mann durch die zweite Tür nach vorne auf die Wurzeltreppe hinaus. Umgehend klammerte er sich verzweifelt an die Felswand heran.

    "Ich kann nichts sehen, wie soll ich euch da führen. Bitte": wandte der Nord ein. Der Heiler war inzwischen unleidlich. Dieses Gefühl und sein klares Bewusstsein rangen miteinander. "Ihr konntet uns vorhin doch auch so gut sehen. Tastet euch halt voran": meinte er nur lapidar und folgte dem Nord in kürzestem Abstand hinunter. Dreveni war direkt hinter ihnen.

    [Dreveni]
    Ihr gefiel das ganze nicht, aber sie sah ein dass sie momentan nichts gegen Tirian und seinen Plan unternehmen konnte. Sie fand nach wie vor es war Wahnsinn diese Gestalt am Leben zu lassen, und auch Tirians Wandlung war ihr nicht entgangen. Wie auch immer, ein Zurück gab es nun nicht mehr, und ehrlich gesagt war ihr Tirian wenn er zuschlug in dieser Situation wesentlich lieber als wenn er um jedes Leben feilschte nur um seinen Gewissen willens.
    Geändert von KingPaddy (25.08.2018 um 11:07 Uhr)

  2. #2

    Mora Uvirith, Tel Uvirith, Kerker

    Wie von oben bereits zu erkennen war, gestaltete sich der Kerker vor allem als eine tiefe, feurige Grube. Am Grunde des Schachtes war eine schweflige Dämpfe ausspeiende Lavagruben, die es fast unmöglich machte zu atmen und deren Hitze selbst einem Dunmer fast geradezu unerträglich auf der Haut brannte, zumindest wenn man sich ihr näherte. Und das taten sie. Geführt von ihrem vermeintlich blinden Gefangenen stiegen Tirian und Dreveni in die Gefangenengrube herab. Die Mitte der Grube beherrschte eine große Felsnadel, die wie ein Monolith aus der Lava in die Höhe wuchs. Der Heiler dachte lieber nicht darüber nach, wie lange schon das untenläufige Magma an der Basis der Nadel fraß und das sie jederzeit umkippen könnte. Das wäre fatal. Der Wendelgang, den sie sich hinabarbeiteten bestand aus mehreren strunkigen, dicken Wurzeln des Pilzturmes über ihnen, die wie auch schon in den Gängen, die hinter ihnen lagen, geformt worden waren um einen Weg zu bilden. Allerdings klammerte sich die Konstruktion Halt und Stütze suchend immer wieder an der Nadel fest. Auch wenn es schon ein Wunder war, dass dieses, offenkundig magische, Wurzelwerk der Hitze standhielt, war klar, dass ein Wegbrechen des Monolithen nur in einem Zusammenbruch des ganzen Wendelgangs enden konnte.

    Derart befestigt zog sich der Wurzelsteg an der Außenwand der Grube in einer Spirale nach unten und traf hin und wieder auf einen breiteren, ebenen Halbring entlang der Felswand, die die verschiedenen Etagen dieses Gefängnisses bildeten. In Form einer Gallerie wäre es dann möglich gewesen die Grube von oben in Augenschein zu nehmen, etwas worauf der Heiler bewusst verzichtete, außerdem waren hier dann halbkreisförmig eine Reihe von Zellen in den Fels geschlagen, in die sich das Wurzelsystem einerseits hineinerstreckte, andererseits wurden die Gitter von den Wurzeln selbst gebildet. Ein organisches Gefängnis quasi. Über jeder Zelle waren Kristalle eingelassen, die jedoch immer unterschiedlich schwach oder stark leuchteten. Das Leuchten wurde allerdings stärker, je tiefer sie kamen. Auf seine Frage, erklärt der Nord:

    "Den Gefangenen wird ihre Magie entzogen. Bei den Sterblichen sorgt es dafür, dass eine Flucht gänzlich unmöglich wird, denn mit reiner Muskelkraft ist aus den Zellen kein Entkommen. Auf den unteren Ebenen sind Daedra angekettet, deren Energie den Turm und seine Wurzeln nähren. Etwas, das erst all dies hier möglich macht."

    Beim Vorbeigehen warf Tirian einen Blick in jede Zelle. Tatsächlich hatte ihr Gefangener nicht gelogen er sah viele abgerissene Gestalten in fleckigen Leinenhemden, schwer gezeichnet von ihrer Gefangenschaft. Diebe, Banditen und anderlei Verbrecher zunächst; später Mörder, Spione und Kultisten, allerlei Gesindel mit dickerem Kerbholz. Bisher ausschließlich Fremdländer.
    Für einen kurzen Augenblick flammte Mitleid in dem Heiler auf, der zwar keine besonderen Sympathien für Verbrecher verschiedenster Art hegte, aber der keinem ein solches Schicksal jemals gewünscht hätte. Dieser Gedanke erstarb allerdings sehr schnell und wurde von dem Bohren in seinem Kopf, das sich auf den Gefangenen, wegen dem sie eigentlich hier waren, fokussierte, völlig verdrängt.

    Erst auf der vierten Ebene änderte sich das Bild: Viele leere Zellen von denen nur eine einzige besetzt war. In ihr saß eine Dunmerin, die angesichts ihres Haftortes, noch manierlich dreinschaute und eine gewisse Schönheit ausstrahlte, auch wenn ihr schwarzes Haar, ihr Gesicht nur noch in fettigen, zerzausten Strähnen einrahmte. Der erste Eindruck trügte jedoch.
    Bei näherem Hinsehen wurde klar, dass ihr Körper, dort wo er trotz des rohen, weiten Leinenhemdes erkennbar war, übersät war mit Wunden, Prellungen, Verbrennungen und ja selbst etwas, das Tirian für Erfrierungen hielt. Es war eindeutig, dass man sie gefoltert hatte. Tirian blieb zu Drevenis Missfallen, die sichtlich auf mehr Eile drängte, einen Moment länger stehen.

    "Wer ist die hier?": fragte er den Nord. Dieser schien zu überlegen, wieviele Ebenen sie bereits zurückgelegt hatten. Tirian war sich inzwischen nicht sicher, ob er den Blinden, jetzt wo er ihr Gefangener war, vorspielte oder ob er sich in ihm getäuscht hatte. Schließlich bekam er seine Antwort: "Das hier sind die politischen Gefangenen. Sie ist die Einzige, die noch hier ist. Ihren Namen kenne ich nicht. Sie saß schon ein, als ich meinen Dienst begonnen habe. Serjo Brasselin hatte sie erst am morgen noch einmal einer Befragung unterzogen."

    Tirian trat ans Gitter. Apathisch saß die Frau da und machte keinerlei Anstalten zu reagieren. Wer wusste, ob sie Tarrior nicht in einem ähnlichen Zustand vorfinden würden. Im Gegensatz zu den Galgenvögeln weiter oben, überkam den Heiler hier doch sein schlechtes Gewissen. "Öffnet die Zelle": befahl er dem Nord. Dieser schien Anstalten machen zu wollen, den Befehl nicht auszuführen. Mit einem schnellen Griff, hatte er ihren Gefangenen an den Resten seiner Robe gepackt und schubste ihn gegen die hölzernen Gitterstangen. "Sofort!": herrschte Tirian ihn an. Der Mensch murrte, griff an seinen Gürtel und zog einen kleinen Goldstift mit einem Edelstein an der Spitze hervor. Tirian hatte ihn fest im Blick und war darauf gefasst, sollte er einen Trick probieren. Ein Seitenblick verriet ihm, dass Dreveni ähnlich wachsam war.

    Der entmachtete Wärter tastete sich am Gitter entlang, trat einen halben Schritt zurück und legte den Stift mit der Spitze auf das Holz auf. Es geschah nichts. Ein plötzlicher Anflug von Wut erfasste den Heiler, dass er innerlich selbst überrascht war, als dieser auch noch mit Heftigkeit hervorbrach: "Nun macht. Wenn ihr uns behindern wollt. Landet ihr in der Grube!" Die Miene des Nord blieb steinern. "Ihr werdet mir die Fesseln abnehmen müssen, denn ohne Magie kann ich das Instrument nicht bedienen": stellte der Gefangene klar. Tirian schnaufte. "Das könnte euch so passen": antwortete der Dunmer. "Dann bleibt die Zelle zu": entgegnete er ungerührt. Tirian zog die Augenbrauen zusammen. Er schaute Dreveni an, die das sichtlich für keine gute Idee hielt dann wieder die Arme des Mannes, die dieser erhoben hatte und hinter den Obsidianreifen die Sklavenfesseln saßen.

    "Die Fesseln unterdrücken Magie. Ihr könnt sie aber dennoch wirken": fiel dem Heiler ein. Eine Augenbraue des Nord zuckte. "Ihr wisst dann aber sicher auch, dass die Fesseln das mit Schmerzen und Verbrennungen goutieren": wies er ihn auf etwas hin, worüber sich Tirian aber völlig im Klaren war. Er zuckte mit den Schultern. Da der blinde Mann, das aber offenbar nicht wahrnahm, beeilte er sich ihm auch zu sagen, dass ihm das egal sei. Nicht das ihr Gefangener noch die Stille als Zweifel missdeutete. "Aber": versuchte er noch einen Einwand.

    "Ich kann auch meine Blitze noch einmal über euren Körper tanzen lassen, wenn euch die magischen Verbrennungen der Fesseln ängstigen": schlug Tirian vor. Sich auf das verlassend, was ihm die innere Stimme, die an seinem Bewusstsein kratzte, eingab. Die Miene des Nord brach auf, er knirschte mit den Zähnen und wandte sich wieder dem Gitter zu. Wieder setzte er den Metallstift an und jetzt ging ein deutliches Knistern von den Sklavenfesseln aus, während sich der Nord mit zunehmend schmerzverzerrtem Gesicht auf das magische Objekt fokussierte. Ein leichtes Leuchten umfing das arkane Gerät und in die Wurzeln kam Bewegung. Langsam aber stetig glitten sie zur Seite und gaben letztlich die Zelle frei. Tirian ließ den Nord in Drevenis Obhut und trat heran, um die Gefangene einer Begutachtung zu unterziehen.

    Tatsächlich war ihr Körper übersät mit Verletzungen aber vor allem kleiner Art. Man hatte ein Instrumentarium von Nadeln bis hin zu punktierter Magie ausprobiert. Verbrenneungen, Erfrierungen, Nekrose. Hier hatte jemand gezeigt, welches Talent er darin besaß anderen Leid durch Folter zuzufügen. "Befragung" war kaum ein geeigneter Ausdruck, um das hier zu beschreiben. Er fühlte sich an ein Theaterstück erinnert. Spielte das nicht auch in einem Telvanni-Herrenhaus? Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf auf etwas Heilmagie. Er bemerkte, wie ein Vibrieren durch die Zelle ging. Er schüttelte den Kopf und begann die Dunmer aus der Zelle zu ziehen. Alles an diesem Turm schien Magie zu spüren und darauf zu reagieren. Als hätte das Wurzelwerk ein eigenes Bewusstsein. Außerhalb der Zelle legte er die Frau die Hände auf die Stirn und versuchte ihre Sinne und ihren Geist mit etwas heilender Magie zu beleben, nachdem er schwerere Verwundungen an den Gelenken behandelt hatte.

    "Überwiegend der Schock und die Erschöpfung. Die anderen Verletzungen sind minderschwer": stellte er fest. Kurz darauf tat die Frau die Augen auf, reagierte zunächst einigermaßen panisch als zu Sinnen kam, insbesondere als sie Aurek registrierte, ließ sich aber vom Heiler ganz leicht zu Boden drücken. Ihr fehlte es tatsächlich an Kraft sich wirklich zur Wehr zu setzen. Der Heiler erklärte die Situation, was das Verhalten der Dunmer beruhigte, allerdings auch wenn Tirian ihr dazu Gelegenheit gab, sprach sie kein Wort. Ein Nicken hin und wieder war die einzige Reaktion, die er bekam. Allerdings schien sie damit einverstanden sie zu begleiten, da es offensichtlich war, dass sie auch aus dem Turm wollte. Allerdings hätte Tirian durchaus interessiert, was für eine Art politische Gefangene sie war und welches Interesse der Herr des Turmes an ihr hatte.

    "Wir könnten längst wieder draußen sein, wenn ihr euch nicht ständig mit solchen Dingen aufhalten würdet": wies ihn Dreveni zurecht, mit einem missmutigen Seitenblick auf ihre neue Begleitung. Es war offensichtlich, dass sie die schwächelnde Gefangene, die sich zwar auf den Beinen halten konnte, aber durchweg den Eindruck eines verschreckten Kaninchens machte, für eine Belastung hielt. Zumal da ja auch noch der Wärter war. Tirian musste selbst zugeben, dass diese Infiltrationsmission letztlich schnell ganz andere Züge angenommen hatte, denn schließlich schlichen sie jetzt nicht mehr zu zweit durch den Turm sondern, wenn sie ihr Ziel erreichten wären sie zu fünft. Der Heiler überlegte, ob sie den Nord einfach am Boden des Kerkers einsperren konnten, aber es hätte sicher auch gewisse Vorteile ihn auf dem Weg nach draußen mitzunehemn, um etwaige Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

    Sie setzen ihren Weg zur untersten Ebene fort. Die nächste Ebene an der sie vorbeikamen war vollauf belegt mit Daedra. Einige schienen frisch gefangen und warfen sich geifernd gegen die Gitter. Die Kristalle über den Zellen glühten ständig. Die Wesen aus dem Reich des Vergessens wurden bis auf den letzten Rest ihrer Energie ausgesaugt. In den hinteren Zellen, die nahe der nächsten Rampe waren, fanden sich Exemplare, die offenbar schon länger hier einsaßen. Das boshafte Funkeln in ihren Augen war nicht gebrochen, als Tirian in die Zellen spähte, aber ihre Körper auf eine Weise ausgemergelt und kraftlos, verbogen hingestreckt, wie sie der Heiler vor allem bei einem Dämonen noch nie gesehen hatte. er kannte Daedra als Kreaturen von unbändiger Kraft und übermenschlicher Vitalität, selbst bei kleineren Exemplaren wie Skampen und das hier war das völlige Gegenteil. Ein Daedroth mit dem Unterkörper einer Spinne lag hingestreckt in der letzten Zelle, bevor es weiter nach unten ging es machte den Eindruck als könne man die Beine wie trockenes Stroh einfach durchbrechen oder als würden sie fast von selbst vom Körper abfallen.

    Eine weitere Drehnung nach unten, durchschritten sie noch einmal eine solche Ebene. Der Nord erklärte, dass die drei unteren Ebenen nur noch Daedra in wachsender Stärke beheimaten würden und allein dazu dienten um den Turm zu nähren. Das wurde noch einmal deutlich, da sie auf dieser vorletzten Ebene in den wenigen Zellen vor allem Atronachen in unterschiedlichen Stadien der Atrophie antrafen. Während die Feuerelementare schon dabei waren zu verlöschen, strotzten gerade die Sturm-Atronache noch voller Kraft. "Ihr werdet hier nicht finden, wonach ihr sucht, dass ist doch Irrsinn": mischte sich der Nord erneut ein, als die den Weg zum Grund beschreiten wollten. Direkt auf Höhe der Lava lagen dort die letzten Zellen und Tirian konnte sich jenseits vom Reich des Vergessens selbst kein schlimmeres Gefängnis vorstellen. Er ignorierte den Nord. Er konnte sich den Zweifel nicht leisten. Es konnte nicht sein, dass sie den ganzen Weg umsonst gekommen waren. Tarrior musste hier sein, er musste am Leben sein. Nur allzu deutlich konnte er zusammen mit dem wieder stärker werdenden Pochen in seinem Kopf spüren, dass sie dem Ziel so unglaublich nahe waren. Ja, er musste einfach hier sein.

    Tirian begann die Treppe schneller hinunter zu gehen, konnte gar nicht schnell genug in die Grube hinab gelangen und als er seinen Fuß auf das hitzige, dunkle Vulkangestein setzte, von dem schweflige Dämpfe aufstiegen und sein Blick auf eine Reihe weniger Zellen gegenüber des heißen Rots des nahen Lavaschlundes warf, war es als würde er von einer von ihnen magisch angezogen. Wie besinnungslos begann er loszuhetzen, die anderen Zellen und ihre Insassen ignorierend, auch als sich ein Ogrim mit aller Gewalt gegen eines der Gitter warf, die aber mit eiserner Gewalt den Massen des gewaltigen Daedroth standhielten. Er als er knapp vor dem Gitter war verlangsamten sich seine Schritte. Ein wildes Rauschen klang in seinen Ohren als er sich mit langsamen Schritten der Zelle näherte und zwischen den Wurzeln in das Innere spähte. Im fahlen Licht des Kristalls an der Decke erkannte er die dort sitzende, zusammengekümmerte Gestalt. Langes, wildgewordenes, rotes Haar ein groß gewachsener, noch hagerer Körper auch die Nase war unverkennbar. "Tarrior": flüsterte der Heiler, der sein Ziel endlich erreicht hatte. Die Gestalt schaute auf. Sein Blick war nicht gebrochen. Neben Überraschung spiegelte sich in den noch tiefer eingegrabenen stechend-roten Augen vor allem eines: Entschlossenheit.

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