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Drachentöter
Molag Amur, Tel Uvirith, Kerker
[Dreveni]
Sie hörte nicht Tirians Rufen, noch konnte sie die Hände des Mannes sehen, da sie sich - trotz des Unsichtbarkeitszaubers - überwiegend von hinten an ihn herangeschlichen hatte. Als sie fast am Ziel war, wurde sie plötzlich von einer unglaublichen Wucht erfasst. Es geschah so schnell, dass sie schon gegen die rückwärtige Wand prallte, bevor sie überhaupt merkte dass etwas gewaltig schief gelaufen war. Der Aufprall trieb ihr die Luft aus den Lungen, und für einen langen Moment dachte sie, sie müsste ersticken. Als es ihr schließlich gelang, wieder Luft zu holen, war diese so kalt dass sie in ihrer Lunge brannte. Als sie die Augen öffnete, war alles um sie herum von weißem Nebel erfüllt. Instinktiv tastete sie nach dem Dolch, aber er musste beim Aufprall wohl aus ihrer Hand geschleudert worden sein, denn ihre Finger griffen ins Leere. Selbst diese kleine Bewegung schmerzte in jeder Faser ihres Körpers, und ihr erster Gedanke war, einfach liegen zu bleiben. Doch langsam klärte sich ihr Kopf weit genug um den Ernst der Situation zu erfassen, und ächzend stemmte sie sich erst auf Hände und Knie, bis sie schließlich auf ihren Füßen stand. Sie fühlte sich wie von zehn Pferden überrannt, und dass sie kaum die Hand vor Augen sehen konnte, kam erschwerend hinzu. Glücklicherweise hatte sie noch ihr Schwert, das sie jetzt zog. Im Zweifelsfalle würde sie einfach blind solange durch diese Brühe hacken, bis sie irgendetwas traf. Es kam selten vor dass sie wütend wurde, zumindest in einer derartigen Situation. Sicher, es kam vor dass sie boshaft oder kalkuliert wütend wurde, und trotzdem immer noch Herrin ihrer Sinne. Doch gerade war sie tatsächlich drauf und dran die Beherrschung zu verlieren - was vielleicht auch daran liegen mochte, dass ihr ganzer Körper immer noch schmerzte und dieser Typ sicher die halbe Höhle aufgescheucht hatte mit dieser kleinen Vorführung.
Und wo war überhaupt-
Doch da sah sie ihn, blind durch den Nebel stolpern, ebenso wie sie selbst. Kaum hatte er sie erblickt, sprach er auch schon das offensichtliche aus.
Eismagie, und wer wusste schon was er sonst noch auf Lager hatte.
"Wie konnte er uns vorher sehen?" fragte sie zurück. "Ich glaube nicht, dass das viel mit sehen zu tun hat. Ihr habt nicht zufällig einen Zauber auf Lager der uns helfen kann? Ihn irgendwie sichtbar machen, auch durch den Nebel?"
[Tirian]
"Wie konnte er uns vorher sehen?": die Frage glitt so schnell an Tirians Bewusstsein vorbei, wie die Assassine ihn ausgesprochen hatte, auch wenn etwas, das knapp unterhalb seiner bewussten Wahrnehmung entlang kroch, ihm deutlich vermittelte, dass in der Antwort womöglich auch die Antwort auf die Frage lag, warum man diesen Mann hier als Wächter eingesetzt hatte. Doch das ging vorüber, als Dreveni ihn um einen Zauber bat und sich sein Verstand darauf konzentrierte, diese jetzt mehr als essentielle Frage zu beantworten, während er die Zusammenballung weiterer Magie und das Heranrauschen weiterer Kälte-Attacken spürte. Der Nebel machte ihrem Gegner offenkundig nichts aus. Er überlegte fieberhaft unter großem Druck bis ihm schließlich doch noch, geradezu erlösend ein Gedanke in den Sinn kam, der, wie er dann direkt feststellte, auch seine Schwernisse hatte. Der Zauber entsprach nicht wirklich seiner Befähigung und ihn auf eine andere Person zu legen als sich selbst, würde sich noch einmal als besonders schwierig erweisen. Wenn er gelang, war fraglich, wie lange er halten mochte. Gewiss aber nicht länger als einige Momente.
"Ein Zauber des Lebenentdeckens. Man kann die Lebenskraft einer Person wahrnehmen, auch durch Wände und andere Dinge, die dem bloßen Auge den Blick verwehren würden. Die Schule der Veränderung ist jedoch nicht meine stärkste Fähigkeit": sagte er. Mehr als Vorwarnung. Im nächsten Moment packte der Heiler ihre Schulter, schloss die Augen und versuchte sich an die Formel und die richtige Kontrolle des Manas zu erinnern und fokussierte sich auf seinen Willen, die Realität diesem zu unterwerfen. Seine Hand wurde heiß. Ein kurzer Blick genügte um den leicht lilanen Schein zu erkennen, der kurz aufblitzte, die Assassine einhüllte und sich dann wieder legte. Er hoffte, dass es funktioniert hatte.
[Dreveni]
Während Dreveni noch darüber nachdachte, wie der Wärter sie hatte sehen - oder vielmehr: wahrnehmen - können, und wie sie das zu ihren Gunsten nutzen konnten, packte sie Tirian von hinten an den Schultern, nachdem er eine Antwort auf ihre Frage gemurmelt hatte.
Für einen Moment verdunkelte sich ihr Sichtfeld, fast als ob alles in einem lilanen Nebel verschwand, doch schon Sekunden später war alles wieder beim Alten. Jedenfalls fast. Langsam und doch deutlich begann sich eine lila-wabernde Gestalt aus dem Nebel zu schälen. Sie konnte die Entfernung schlecht schätzen, da Einzelheiten fehlten, auch war es unmöglich zu sagen, ob er in ihre Richtung sah oder genau mit dem Rücken zu ihnen stand. Sie sah noch einmal genauer hin und kam zu dem Schluss, dass er etwa drei große Ausfallschritte von ihr entfernt sein musste - sicher war sie sich aber nicht dabei. Auch wusste sie nicht ob er ihre kurze Unterhaltung gehört hatte und nun wusste dass sie ihn sehen konnte.
Wie auch immer, jetzt war nicht die Zeit um zögerlich zu sein. Mit dem Schwert angriffsbereit vor sich haltend begann sie, leicht schräg nach vorne zu gehen, jedoch nicht genau auf den Wärter zu. Sie holte ein, zweimal aus und führte einen Hieb aus, augenscheinlich hoffend auf diese Art jemanden zu treffen. Schließlich, als sie auf der Höhe war auf der sie den Wärter schätzte, machte sie einen weiten Ausfallschritt zur Seite, drehte sich und holte gleichzeitig mit dem Schwert aus. Die gesamte Aktion hatte nur wenige Momente gedauert, da sie genau wusste dass sie wenn überhaupt eine Chance hatten, wenn sie den Wärter überraschen konnten.
[Die Klinge flog auf einen sich aus dem Nebel schälenden Arm zu, der offenkundig erhoben wurde. um den Schlag abzufangen. Sie schnitt die Robe um dann mit einem Klonk zurückzuprallen. Undeutlich war ein massiver schwarzer Armreif zu erkennen, augenscheinlich aus Ebenerz, der den Schlag abgefangen hatte. Drevenis Klinge prallte zurück. während die andere Hand des Nord plötzlich hervor schoss. Das kurze Blitzen der magischen Energien war auch durch den Nebel zu erkennen.]
Und tatsächlich, der Schlag war ein Volltreffer. Damit hatte sie gerechnet, jedoch nicht damit, dass die Klinge mit Wucht zurückprallte. Für einen Moment glaubt sie, sie hätte etwas anderes getroffen, den Tisch vielleicht, doch dann schälte sich die Gestalt des Wärters für einen kurzen Moment aus dem Nebel.
Rüstung, schoss ihr durch den Kopf als sie zurücktaumelte.
Als sie etwas Abstand gewann, verschwamm die Gestalt wieder, und doch entging ihr das Blitzen um seine Hände nicht. Sie schaffte es sich unter dem Frostzauber hinwegzuducken, oder eher, aus dem Weg zu taumeln und immer noch um ihr Gleichgewicht ringend. Mehr instinktiv als durch kühles Überlegen gesteuert warf sie sich ihrem Kontrahenten sogleich aufs Neue entgegen. Sie wußte, würde sie ihn wieder verlieren, sie würde ihn kein zweites Mal finden in diesem Nebel, noch viel mehr jetzt wo Tirian nicht mehr in ihrer Nähe war. Dieses Mal sauste die Klinge ihres Schwertes höher durch die Luft. Vielleicht hatte sie Glück, und, wenn er schon einen Helm trug, so wenigstens einen ohne Visier.
[Ein kurzer Aufschrei und ein Fluchen erklang, als Dreveni die Klinge durch die wabernden Schwaden gezogen hatte. Ein Tropfen viel auf ihr Gesicht. Blut? Bevor der Zauber seine Wirkung endgültig verlor und der wabernde Nebel, der den Gegner anzeigte, verschwand, erkannte sie noch, wie er zurück taumelte. Im nächsten Augenblick schoss ein Blitz von hinter ihr kommend, knapp neben ihr vorbei und löste bei seinem Einschlag einen weiteren Schrei aus. Durch die Feuchtigkeit der Luft fühlte sie die Spannung noch ganz deutlich auf der Haut ihres Gesichts.]
Nur Sekunden später bestätigte ein Aufschrei, gefolgt von einem derben Fluch, ihre Vermutung. Warme, feuchte Tropfen landeten in ihrem Gesicht; ein Gefühl dass sie nur zu gut kannte, und absolut unverwechselbar war: Blut.
Die Gestalt des Wärters taumelte zurück, nur um endgültig wieder von dem wabernden Nebel verschlungen zu werden. Und doch, fast gleichzeitig, zuckte ein Blitz an ihr vorbei, dessen Energie über die feuchte Luft übertragen die Haare an ihren Armen zu Berge stehen ließ. Der Wärter, offenbar getroffen, schrie erneut auf. Also wusste Tirian inzwischen auch, wo er sich befand. Leider hatte sie selbst den Wärter inzwischen vollends aus den Augen verloren, und so blieb sie abwartend an Ort und Stelle, falls Tirian dem Wärter noch einen weiteren Zauber entgegen schleudern wollte.
[Tirian]
Da. Endlich hatte sich ihr Gegner von Dreveni wegbewegt. Tirian erkannte ihn in dem lialenem Nebel, der kurz wegtaumelte. Warum wusste er nicht, aber der Weg war frei für einen Blitz. Er konzentrierte sich und ließ die Lanze nach vorne zucken. Das Nebelabbild wurde erschüttert, verlor deutlich an Konturen, ein Zeichen das der Nord schwächer wurde, und verlor sich schließlich nach hinten zurückfallend im Nebel. Erst dachte der Heiler er hätte dem Wärter den Rest gegeben, bis er merkte, dass einfach die Wirkung des Zaubers nachgelassen hatte. Er war schon froh, dass der Zauber auf die Assassine überhaupt gewirkt hatte. Das die Kraft des Zaubers so schnell nachließ war zu verschmerzen. Doch jetzt hatten sie das gleiche Problem wie zuvor. Der Nebel hing noch immer im Raum, aber wurde langsam etwas lichter. Er versuchte Dreveni auszumachen, als plötzlich vor ihm zwei kleine blauer Lichter im Dunst auftauchten. "Blaue Flammen?!": ging es ihm noch durch den Kopf. Im nächsten Augenblick brach ein Gesicht durch den Schleier, für Details ging alles zu schnell. Er sah noch wie eine Hand vorschoss. Wieder war sie umgeben von Magie. Er konnte sie reflexartig mit den Armen zur Seite drücken, war aber schutzlos als direkt im Anschluss der andere Arm des Gegners angeflogen kam. Offenkundig eine Finte. Etwas Steinhartes am Handgelenk des anderen krachte gegen seinen Schädel. Ihm wurde kurz schwarz vor Augen, als er einfach nach hinten wegfiel. Und auch nachdem er unsanft aufgekommen und an der Wand, gegen die er geprallt, herunter gerutscht war, fiel es ihm schwer bei Besinnung zu bleiben. Er presste seine Hand gegen die Seite seines Kopfes. Fühlte Blut. Er versuchte heilende Magie zu kanalisieren, doch die Konzentration fiel ihm enorm schwer. Es gelang ihm kaum.
"Zeit das hier zu beenden. Schlau von euch mich anzugreifen, während ich nicht auf eure Magie geachtet habe, weil ich mit der anderen kleinen Maus beschäftigt war": erklang eine tiefe aber nicht unangenehme Stimme aus dem Nebel. Dem Dunmer rauschte das Blut in den Ohren und der Schmerz pulste durch seinen Schädel, deshalb hörte er auch nicht die dumpfen Schritte, die sich ihm näherten.
[Dreveni]
Der Nebel schien sich langsam zu lichten, und doch war er immer noch dicht genug um die Gestalt des Wärters zu verbergen. Sie versuchte sich statt auf ihre Augen, auf ihre Ohren zu verlassen, und tatsächlich hörte sie das leise Geräusch von Schritten. Allerdings erwieß es sich als schwieriger als sie erwartet hatte, die Richtung und vor allem die Entfernung des Wärters abzuschätzen - doch es machte den Eindruck als würde er sich von ihr Entfernen. Was war das nun? Ein Rückzug? Doch schon kurz darauf hörte sie das ekelhafte Klatschen eines weichen Körpers der gegen etwas Hartes prallt. Tirian! Sie hörte auch die Worte, die der Wärter an den Heiler richtete - nun war es ihr auch möglich, zu bestimmen, wo sich ihr Gegner aufhielt. Sie umfasste den Griff ihres Schwertes fester, und, so leise auftretend wie möglich, näherte sie sich dem Wärter von hinten. Doch dann besann sie sich noch einmal. Es würde wenig Sinn machen, ihn mit dem Schwert von hinten eins überzuziehen, auch wußte sie immer noch nicht genau, wie gut er gerüstet war. Stattdessen konzentrierte sie sich auf einen Feuerzauber. Auch dieser würde ihn nicht ausschalten, aber hoffentlich zumindest dazu bewegen, sich umzudrehen.
Als sie schließlich die Gestalt ein paar Schritte vor sich aus dem Nebel auftauchen sah - es war mehr als eindeutig dass es nicht Tirian war, schleuderte sie dieser den Feuerzauber in den Rücken, um sofort danach mit dem Schwert vor sich in Position zu gehen, bereit zuzuschlagen sobald die Gelegenheit günstig war.
Geändert von KingPaddy (25.06.2017 um 11:08 Uhr)
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