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Mythos
Molag Amur, Tel Uvirith, Kerker
Tirian drückte sich zusammen mit Dreveni dichter an den Durchgang heran, um in den stickigen Raum dahinter zu spähen. Nach der langen Zeit in dem schummrigen, dunklen Tunnel, brannte das nun allgegenwärtige Rot in den Augen und die stickige heiße, auf eine unangenehme Art zugleich feuchte sich aber trocken anfühlende Luft, raubte ihm den Atem. Ein penetranter Gestank von Schwefel hing allgegenwärtig und massiv in der Luft. Vor ihnen öffnete sich eine große Höhle. Von der Decke hingen Stalagtiten und die Ränder der Höhle waren mit Stalagmiten, kleinen Schwefelgeysiren und heiß brodelnden terrassenartig angeordneten Tümpeln belegt. Der rote Schein rührte von kleinen und größeren Lavagruben her, die wie blutige Einsprengsel im grauen Gestein der Höhle wirkten. Das Wurzelgeflecht war hier zu einem das den Boden bedeckendes Parkett geworden und wand sich als schmaler Weg durch die Höhle und verband ihren Durchgang mit zwei weiteren im hinteren Teil, von denen die eine mit einem massiven Eisentor gesichert war. Ein weiterer, breiterer Abgang führte zu einem großen, runden gemauerten Durchgang, der ganz den Eindruck erweckte hier handle es sich offenkundig um einen repräsentativen Weg.
„Womöglich befindet sich dahinter der Zugang zum Turm“, überlegte der Heiler, als er die Entfernung schätzte, die sie bereits zurückgelegten hatten. Sie mochten sich nun ungefähr unter dem Turm des Hexenmeisters befinden. Sein Blick fiel nun nach links. Die ganze dortige Seite der Höhle nahm eine Grube von riesigen Ausmaßen ein, die zudem auch einen Gutteil der Höhle selbst ausfüllte. In der Mitte dieses kreisrunden Schlunds erhob sich eine große, schwarze Felsnadel. Der Rand, den er von seiner Position aus einsehen konnte, ging allein einige Meter in die Tiefe, bevor er hinter dem Erdboden verschwand. So mochte die Grube wohl noch viel tiefer sein. Auch von dort leuchtete es rot hinauf, was darauf hinwies, das sich am Grunde dieses Trichters wahrscheinlich Lava befand. Was Tirian jedoch merkwürdig fand war, dass eine weitere Abzweigung des Wurzelstegs, direkt zum Rand der Grube führte und dann über diesen hinweg nach unten hin verschwand. „Dort muss es weitergehen“: überlegte der Dunmer und schaute sich noch einmal um. Es waren keinerlei Wachen oder andere Leute zu sehen. Der Weg war frei, dass sie sich umschauen konnten. Wenn sie so nah am Turm waren, mussten die Kerker also hier direkt vor ihnen liegen. Er konnte fast schon körperlich spüren, dass ihm Tarrior nahe war.
Ein kurzer Blick zurück zur Assassine, ein ebenfalls kurzes Nicken und die beiden schlichen geduckt, sodass die Felsnadeln ihnen Deckung geboten hätten, wäre plötzlich jemand aus einem der anderen Durchgänge aufgetaucht, in den Raum hinein. Offenbar hatten sie wirklich Glück gehabt, dass Behram offenbar einen Ausflug mit seinem Luftschiff machen wollte. Tirian hatte den Verdacht, dass die Kreaturen in den Kutten, die sie gesehen hatten, sich sonst hier unten herumtrieben. So wie ihre Mäntel gerochen hatten, verbrachten sie wahrscheinlich die meiste Zeit in den Höhlen, wenn sie denn überhaupt jemals ans Tageslicht kamen, was er bezweifelte. Da sie jetzt dieses metallene Ungetüm in dem Hangar beluden, waren die Höhlen und Tunnel hingegen fast leer. Sehr zu ihrem Glück. So erschien trotz aller Vorsicht auch keine weitere Überraschung in einem der Durchgänge und sie befanden sich schnell in etwa der Mitte der Höhle an dem Punkt, wo sich der Weg zu einer Kreuzung verwandelt hatte und jetzt mehrere mögliche Abzweigungen bot. Rechts lag der gemauerte Ausgang, von der sich der Heiler sehr sicher war, dass er in den Turm hinein führen würde. Kurz zuckte die Erinnerung an Meister Aryon auf. Er hatte ihm einen Beweis im Austusch für seine Hilfe versprochen. Obwohl er Heiler sonst geneigt war Abmachungen einzuhalten, erschien ihm der Gedanke viel sinnvoller mit Tarrior zusammen die Tunnel zu verlassen, am besten auf dem gleichen Weg, den sie gekommen waren und einfach aus der Stadt zu fliehen. Die direkte Konfrontation mit dem Hausherrn zu suchen, war in keinem Fall etwas, worauf er Lust hatte.
Als er so grübelte, deutete Dreveni schon nach links und wies auf die Grube. „Bevor uns dahinter schleichen, sollten wir vielleicht mal einen Blick darunter werfen“: schlug sie vor. Der Heiler war einverstanden. Womöglich ließ der Telvanni seine Feinde ja in Käfigen über dem Feuer rösten. So etwas taten, laut Tarrior, die Dremora Mehrunes Dagons in Oblivion mit ihren Feinden. Tirian lief ein Schauer den Rücken herunter, bis er sich besann, dass das Tarrior nichts ausmachen würde. Langsam näherten sich die beiden dem Rand, schoben sich heran und warfen schließlich mehr als einen Blick hinunter. Was sie sahen ließ sie staunen, zumindest der Heiler brauchte einen Moment, um die Szene zu erfassen.
Die Wurzeln bildeten, nachdem sie unter dem Rand abfielen eine Treppe, die sich entlang der Grubenwand in einer Spirale nach unten zog. Knapp vor ihnen hing, scheinbar ebenfalls aus Pilzen und Wurzelmaterial gewachsen – obwohl es vom Aussehen her an eine fette Raupe erinnerte, die sich an die Wand klammerte – ein Gebilde mit vergitterten Fenstern, das man offenbar durchqueren musste, denn auf der anderen Seite setzte sich der Weg in die Tiefe einfach fort. Weiter unten jedoch waren dann auf mehreren Etagen Kammern mit Gittern, ebenfalls aus Wurzeln, in die Grubenwand gehauen, sodass es über dem mit Lava gefüllten Grund des Schachts mehrere Ebenen mit Zellen gab, die über jenen Wurzelstieg angeschlossen wurden, der auf der Zellenbene direkt am Grund herum um die brodelnde Lavagrube endete. Mehrfach liefen Wurzeln von der Treppe zur der großen Felsnadel in der Mitte hin und umklammerten diese, scheinbar um der Konstruktion am Rand den nötigen Halt zu verleihen. Es war eindeutig. Sie hatten den Kerker von Tel Uvirith gefunden. „Mein Freund muss irgendwo da unten sein“: flüsterte der Heiler Dreveni zu. Der Assassine deutete mit einem Nicken ihres Kopfes nach rechts an, dass sie den Rand etwas entlang krabbeln sollten, was sie auch taten.
Offenbar wollte sie sich das Gebilde, das den Weg knapp unter dem Rand blockierte, genauer anschauen. So geriet es auch für Tirian genauer in den Blick. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. In dem Raum befand sich vermeintlich nichts weiter als ein großer Tresen, hinter diesem mehrere Truhen und auf einem Stuhl sitzend offenbar so etwas wie ein Wärter, der scheinbar den Durchgang und damit die Gefangenen bewachte. Wenn Tirian das richtig erkennen konnte, handelte es sich angesichts der hellen Haut um einen Menschen, die doch beeindruckende Körpergröße, die sich trotz der schwarzen Robe abzeichnete, sprach sogar für einen Nord. „Hm schlau. Jeder der in den Kerker hinabsteigen oder ausbrechen will, muss zwingend an dem Wächter vorbei“: dachte der Heiler, dann fiel ihm etwas Seltsames auf. „Trägt der Kerl eine schwarze Augenbinde?“, fragte er halblaut, und erntete, wie er mit einem Seitenblick bemerkte, ein nachdenkliches Nicken seiner Begleiterin. „Meradanz wird ja wohl kaum einen Blinden zur Bewachung seiner Gefangenen abstellen“: verwarf Tirian ebenso halblaut diesen dummen Gedanken gleich wieder. Das Gesicht der Assassine blieb ausdruckslos, „Oder doch?“
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Drachentöter
Molag Amur, Tel Uvirith, Kerker
[Dreveni]
Dreveni musterte den Mann einen Augenblick. Natürlich würde Meradanz keinen Blinden als Wärter einsetzen, es sei denn, er konnte das fehlende Augenlicht mit etwas anderem mehr als kompensieren. Doch mit was? Für einen Moment erwog sie, ob das nicht einfach nur eine Art Tarnung sein konnte, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Wer sollte hier in die Irre geführt werden? Die Aufgabe des Wärters war eindeutig die Gefangenen an der Flucht zu hindern, und eher weniger Fremden das Eindringen zu verwehren. Die Gefangenen würden vermutlich schnell dahinter kommen, sollte der Mann überhaupt nicht blind sein. Also war er vermutlich wirklich blind, was dann wieder zurück zu der ursprünglichen Frage führte. Mit anderen Worten, sie drehten sich im Kreis.
"Wartet einen Moment", flüsterte sie Tirian zu, lief ein paar Schritte zurück und sammelte ein paar kleinere Steine. Als sie wieder an Tirians Seite war, warf sie einen davon in hohem Bogen über den Kopf des Mannes hinweg, wo er leise klirrend auf dem Boden aufschlug. So würde der Mann denken dass das aus Richtung der Zellen kam, und sie hoffte dass seine Reaktion ihnen etwas mehr verraten würde.
[Tirian]
Tirian hielt einen Moment den Atem an, als die Assassine vom Rand einen Stein in Richtung des Wärterraums warf. Er zog schräg über den Wärter hinweg und landete in der Nähe des zweiten Durchgangs, zum gewundenen Pfad hinab zu den Zellen. Ganz gefangen vom Schrecken des Augenblicks entging dem Heiler, dass es den Anschein hatte, dass die Hände des Wärters kaum merklich zuckten, als der Stein angeflogen kam, so als wolle er sich von dem heran fliegenden Geschoss schützen. Was der Dunmer jedoch sah, dass der Mann kurz nach dem Aufprall den Kopf einen kurzen Moment in Richtung des Durchgangs drehte, kaum mehr als einen Augenblick, sodass es mehr wie eine reflexhafte Reaktion wirkte. Da er sich sogleich wieder umwandte, wirkte es nicht so, als wäre ihm das Geräusch verdächtig vorgekommen.
[Dreveni]
Drevenis Augen waren auf den Wärter fixiert, sobald der Stein ihre Hand verlassen hatte. Ihr entging nicht das leichte Zucken seiner Hände, noch dass er den Kopf drehte. Allerdings war sie nun nicht wirklich schlauer als noch vor einem Moment - hatte er einfach nur ein unglaublich gutes Gehör, oder hatte er den Stein gesehen und wollte sie nur in dem Glauben lassen, blind zu sein?
"Tirian?", flüsterte sie dem Heiler zu ohne den Kopf von dem Wärter zu nehmen. "Was haltet ihr davon?"
Ihr selbst fiel dazu nicht mehr wirklich viel ein. Der nächste Schritt wäre dann wohl angriff, denn selbst wenn sie sich mit einem Unsichtbarkeitszauber an dem Wächter vorbeischleichen konnten, sie würden sich früher oder später verraten. Wer konnte schon sagen was in diesen Zellen alles eingesperrt war, und ob sie nicht Alarm schlagen würden. Das sicherste war also, den Wärter so schnell und lautlos wie möglich zu beseitigen.
[Tirian]
Der Heiler ließ etwas von der aufgestauten Luft entweichen. "Ich verstehe das ehrlich gesagt nicht. Das der Hexenmeister vielleicht nur einen Wächter platziert, weil er seinen Turm und die Katakomben unangreifbar wähnt, schön und gut, aber bei einem Ausbruch von Gefangenen wäre er allein. Und jemand der dazu noch blind ist? Ich kenne den Hexer nicht persönlich, aber jemand der sich mit einer kleinen Armee an Wachen und Söldnern und Dwemer-Mechanoiden umgibt, wird doch wohl kaum so nachlässig sein?": stellte der Heiler eine mehr rhetorische Frage in den Raum. Er betrachtete noch einmal die Situation. "Mir ist nicht wohl bei all dem. Das riecht mir allzu sehr nach einer Falle. Aber ihr seid die Expertin. Das solltet ihr entscheiden": war sich Tirian unsicher. Allerdings blieb ihnen so oder so kein anderer Weg als an dem Mann in der schwarzen Kutte vorbei. Ob nun schleichend oder wenn sie ihn aus dem Weg räumten. Auch wenn ihn schon jetzt gewisse Skrupel plagten, einen scheinbar blinden Mann, von Händen seiner Begleiterin abgestochen zu sehen.
[Dreveni]
Dreveni überlegte einen Moment. Eins war sicher: Ob blind oder nicht, der Kerl hatte ein unglaublich gutes Gehör. Ob es eine Falle war? Wer konnte das schon mit Sicherheit sagen. Ihrer Ansicht nach befanden sie sich fast schon zu nahe am Turm, um noch mit derartigen Fallen rechnen zu müssen. Mit selbstauslösenden Fallen, sicher. Aber eher nicht mit einem angeblich blinden Wärter. Auf der anderen Seite, wer wusste schon wie paranoid dieser Hexenmeister wirklich war.
Wie auch immer, Falle oder nicht, ihr war es lieber das Problem gleich jetzt und hier zu beseitigen, und nicht zu riskieren davon eingeholt zu werden. Anschleichen würde schwierig werden, aber bei einem Angriff aus der Ferne bestand immer die Gefahr, dass sie ihn verfehlte oder er sich plötzlich bewegte - wenn sie nahe genug war um ihm die Kehle durchzuschneiden konnte sie wesentlich flexibler darauf reagieren. Und wenn er einen Pfeil knapp an seiner Nase vorbeifliegen sehen würde, wäre das Geschreie sicher groß, und sie wären aufgeflogen.
"Wir müssen so oder so an ihm vorbei", sagte sie schließlich zu Tirian. "Also können wir uns auch gleich um das Problem kümmern. Falls er wirklich blind ist, hat er ein sehr gutes Gehör, er hat den Stein noch im Flug gehört. Ich gehe vor und versuche ihm die Kehle durchzuschneiden. Ihr wartet hier und greift ein, wenn es Probleme gibt."
Sie wartete nicht auf Tirians Antwort, zog statt dessen ihren Dolch und sprach leise einen Unsichtbarkeitszauber. Sie hoffte, im Schutze des Zaubers, nahe genug von hinten an den Wärter heranzukommen, ihm dann dass Messer über den Hals zu ziehen und ihm tunlichst noch den Mund zuzuhalten.
[Tirian]
"Ihr wartet hier und greift ein, wenn es Probleme gibt": sagte sie gut. Wenig später löste sich sie sich quasi in Luft auf. Wäre nicht das in dem Zwielicht des roten Feuerscheins hin und wieder aufscheinende Wabern der Luft, das aber genauso gut von der heißen, stickigen Luft rühren mochte, hätte er nicht gewusst, dass sie überhaupt noch da war. Allerdings verlor er sie immer wieder aus den Augen. Wie sollte er da eingreifen? Statt zu versuchen ihr mit dem Blick zu folgen, robbte er wieder an den Rand der Grube heran und nahm statt ihr den Wärter in den Blick. Sollte etwas aus dem Ruder laufen, dann würde er seine Magie bemühen. Wenn ihr Gegner tatsächlich ein Nord war, würde sein Körper sicherlich eine gewisse Resistenz gegenüber seiner Schockmagie aufweisen. Tirian würde also gleich von vornherein einen stärkeren Zauber bemühen. Geriete Dreveni in Gefahr konnten sie es sich nicht leisten, dass ein Kampf länger als nötig andauern würde. Der Heiler konzentrierte Magie in der Hand und hoffte, dass die Schussbahn weiterhin frei bleiben würde.
Es dauerte ein paar Minuten dann sah Tirian das Wabern am Zugang zur Wärterzelle. Die Rundtür, die wohl den oberen Zugang sonst blockierte stand offen. Scheinbar ließ der Wärter sie geöffnet, wenn er Dienst hatte. Die andere Rundtür auf der gegenüber liegenden Seite war jedoch geschlossen. Womöglich wären sie sogar am Tresen vorbeigekommen was jedoch nicht hieß, dass sie auch unbemerkt hätten die Tür aufsperren können. Mehr Schweiß als sowieso schon durch die unangenehme, schwefelhaltige Umgebung lief ihm von der Stirn und in den Nacken. Jetzt wurde es ernst. Die Assassine näherte sich jetzt wohl ihrem Ziel.
Tirians Augen zuckten wild umher, in der Erwartung doch noch einen plötzlichen Hinterhalt oder eine Falle zu entdecken, doch da war nichts. Als das Wabern noch einmal kurz hinter dem Wärter aufblitzte, die Attentäterin brachte wohl gerade ihre Waffe in Anschlag, wie er vermutete, hefteten sich seine Augen schließlich auf den Wächter. Nicht mehr als ein winziges Glimmen um die Hände herum. Er hätte es beinah nicht entdeckt. Im nächsten Augenblick. Ein Lächeln? "Dreve...": setzte er zu einem Schrei an, im nächsten Augenblick drückte sich geradezu explosionsartig kalte Luft in sein Gesicht es war als hätte er eine Faust aus Wind abbekommen. Fast zeitgleich war der ganze Bereich der oberen Grube voll von einem dichten Nebel. "Kälte..magie": ächzte der Heiler, der nichts sehen konnte und sich deshalb mit dem Händen am Rand der Grube entlang tastete, um nicht versehentlich hinein zu fallen, während er versuchte zu Dreveni zu gelangen. "Der Nord muss Kältemagie eingesetzt haben, weil die Luft bereits sie heiß war, muss es zu einer enormen Verpuffung um den Nord herum gekommen sein": überschlugen sich die Gedanken in Tirians Kopf. Dreveni musste es weggefegt haben.
Er hatte gerade den Weg nach unten gefunden und sich an der Wand haltend schnell ein paar Schritte herunter gearbeitet, stolperte ihm die Attentäterin plötzlich entgegen. Er sah jetzt wieder mehr. Sie stand im Rahmen der Rundtür, er hinter ihr. Nur ein Zwinkern später flogen messerscharfe Klingen an ihm vorbei, schnitten seine Kleidung und rissen haarfeine, schmerzende Wunden in seinen Wangen. Erst einen Schreckmoment später registrierte er die Kälte und wusste, dass es Eiskristalle waren. "Ein verfluchter Eismagier": stellte Tirian fest. "Der Feigling versteckt sich im Nebel": fügte Dreveni hinzu. "Wie kann er uns in dieser Waschküche nur sehen?!": ereiferte sich der Heiler, als sie sich hinter den Rahmen an die Wand drückten, um einer weiteren Welle von Eisklingen zu entgehen.
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Drachentöter
Molag Amur, Tel Uvirith, Kerker
[Dreveni]
Sie hörte nicht Tirians Rufen, noch konnte sie die Hände des Mannes sehen, da sie sich - trotz des Unsichtbarkeitszaubers - überwiegend von hinten an ihn herangeschlichen hatte. Als sie fast am Ziel war, wurde sie plötzlich von einer unglaublichen Wucht erfasst. Es geschah so schnell, dass sie schon gegen die rückwärtige Wand prallte, bevor sie überhaupt merkte dass etwas gewaltig schief gelaufen war. Der Aufprall trieb ihr die Luft aus den Lungen, und für einen langen Moment dachte sie, sie müsste ersticken. Als es ihr schließlich gelang, wieder Luft zu holen, war diese so kalt dass sie in ihrer Lunge brannte. Als sie die Augen öffnete, war alles um sie herum von weißem Nebel erfüllt. Instinktiv tastete sie nach dem Dolch, aber er musste beim Aufprall wohl aus ihrer Hand geschleudert worden sein, denn ihre Finger griffen ins Leere. Selbst diese kleine Bewegung schmerzte in jeder Faser ihres Körpers, und ihr erster Gedanke war, einfach liegen zu bleiben. Doch langsam klärte sich ihr Kopf weit genug um den Ernst der Situation zu erfassen, und ächzend stemmte sie sich erst auf Hände und Knie, bis sie schließlich auf ihren Füßen stand. Sie fühlte sich wie von zehn Pferden überrannt, und dass sie kaum die Hand vor Augen sehen konnte, kam erschwerend hinzu. Glücklicherweise hatte sie noch ihr Schwert, das sie jetzt zog. Im Zweifelsfalle würde sie einfach blind solange durch diese Brühe hacken, bis sie irgendetwas traf. Es kam selten vor dass sie wütend wurde, zumindest in einer derartigen Situation. Sicher, es kam vor dass sie boshaft oder kalkuliert wütend wurde, und trotzdem immer noch Herrin ihrer Sinne. Doch gerade war sie tatsächlich drauf und dran die Beherrschung zu verlieren - was vielleicht auch daran liegen mochte, dass ihr ganzer Körper immer noch schmerzte und dieser Typ sicher die halbe Höhle aufgescheucht hatte mit dieser kleinen Vorführung.
Und wo war überhaupt-
Doch da sah sie ihn, blind durch den Nebel stolpern, ebenso wie sie selbst. Kaum hatte er sie erblickt, sprach er auch schon das offensichtliche aus.
Eismagie, und wer wusste schon was er sonst noch auf Lager hatte.
"Wie konnte er uns vorher sehen?" fragte sie zurück. "Ich glaube nicht, dass das viel mit sehen zu tun hat. Ihr habt nicht zufällig einen Zauber auf Lager der uns helfen kann? Ihn irgendwie sichtbar machen, auch durch den Nebel?"
[Tirian]
"Wie konnte er uns vorher sehen?": die Frage glitt so schnell an Tirians Bewusstsein vorbei, wie die Assassine ihn ausgesprochen hatte, auch wenn etwas, das knapp unterhalb seiner bewussten Wahrnehmung entlang kroch, ihm deutlich vermittelte, dass in der Antwort womöglich auch die Antwort auf die Frage lag, warum man diesen Mann hier als Wächter eingesetzt hatte. Doch das ging vorüber, als Dreveni ihn um einen Zauber bat und sich sein Verstand darauf konzentrierte, diese jetzt mehr als essentielle Frage zu beantworten, während er die Zusammenballung weiterer Magie und das Heranrauschen weiterer Kälte-Attacken spürte. Der Nebel machte ihrem Gegner offenkundig nichts aus. Er überlegte fieberhaft unter großem Druck bis ihm schließlich doch noch, geradezu erlösend ein Gedanke in den Sinn kam, der, wie er dann direkt feststellte, auch seine Schwernisse hatte. Der Zauber entsprach nicht wirklich seiner Befähigung und ihn auf eine andere Person zu legen als sich selbst, würde sich noch einmal als besonders schwierig erweisen. Wenn er gelang, war fraglich, wie lange er halten mochte. Gewiss aber nicht länger als einige Momente.
"Ein Zauber des Lebenentdeckens. Man kann die Lebenskraft einer Person wahrnehmen, auch durch Wände und andere Dinge, die dem bloßen Auge den Blick verwehren würden. Die Schule der Veränderung ist jedoch nicht meine stärkste Fähigkeit": sagte er. Mehr als Vorwarnung. Im nächsten Moment packte der Heiler ihre Schulter, schloss die Augen und versuchte sich an die Formel und die richtige Kontrolle des Manas zu erinnern und fokussierte sich auf seinen Willen, die Realität diesem zu unterwerfen. Seine Hand wurde heiß. Ein kurzer Blick genügte um den leicht lilanen Schein zu erkennen, der kurz aufblitzte, die Assassine einhüllte und sich dann wieder legte. Er hoffte, dass es funktioniert hatte.
[Dreveni]
Während Dreveni noch darüber nachdachte, wie der Wärter sie hatte sehen - oder vielmehr: wahrnehmen - können, und wie sie das zu ihren Gunsten nutzen konnten, packte sie Tirian von hinten an den Schultern, nachdem er eine Antwort auf ihre Frage gemurmelt hatte.
Für einen Moment verdunkelte sich ihr Sichtfeld, fast als ob alles in einem lilanen Nebel verschwand, doch schon Sekunden später war alles wieder beim Alten. Jedenfalls fast. Langsam und doch deutlich begann sich eine lila-wabernde Gestalt aus dem Nebel zu schälen. Sie konnte die Entfernung schlecht schätzen, da Einzelheiten fehlten, auch war es unmöglich zu sagen, ob er in ihre Richtung sah oder genau mit dem Rücken zu ihnen stand. Sie sah noch einmal genauer hin und kam zu dem Schluss, dass er etwa drei große Ausfallschritte von ihr entfernt sein musste - sicher war sie sich aber nicht dabei. Auch wusste sie nicht ob er ihre kurze Unterhaltung gehört hatte und nun wusste dass sie ihn sehen konnte.
Wie auch immer, jetzt war nicht die Zeit um zögerlich zu sein. Mit dem Schwert angriffsbereit vor sich haltend begann sie, leicht schräg nach vorne zu gehen, jedoch nicht genau auf den Wärter zu. Sie holte ein, zweimal aus und führte einen Hieb aus, augenscheinlich hoffend auf diese Art jemanden zu treffen. Schließlich, als sie auf der Höhe war auf der sie den Wärter schätzte, machte sie einen weiten Ausfallschritt zur Seite, drehte sich und holte gleichzeitig mit dem Schwert aus. Die gesamte Aktion hatte nur wenige Momente gedauert, da sie genau wusste dass sie wenn überhaupt eine Chance hatten, wenn sie den Wärter überraschen konnten.
[Die Klinge flog auf einen sich aus dem Nebel schälenden Arm zu, der offenkundig erhoben wurde. um den Schlag abzufangen. Sie schnitt die Robe um dann mit einem Klonk zurückzuprallen. Undeutlich war ein massiver schwarzer Armreif zu erkennen, augenscheinlich aus Ebenerz, der den Schlag abgefangen hatte. Drevenis Klinge prallte zurück. während die andere Hand des Nord plötzlich hervor schoss. Das kurze Blitzen der magischen Energien war auch durch den Nebel zu erkennen.]
Und tatsächlich, der Schlag war ein Volltreffer. Damit hatte sie gerechnet, jedoch nicht damit, dass die Klinge mit Wucht zurückprallte. Für einen Moment glaubt sie, sie hätte etwas anderes getroffen, den Tisch vielleicht, doch dann schälte sich die Gestalt des Wärters für einen kurzen Moment aus dem Nebel.
Rüstung, schoss ihr durch den Kopf als sie zurücktaumelte.
Als sie etwas Abstand gewann, verschwamm die Gestalt wieder, und doch entging ihr das Blitzen um seine Hände nicht. Sie schaffte es sich unter dem Frostzauber hinwegzuducken, oder eher, aus dem Weg zu taumeln und immer noch um ihr Gleichgewicht ringend. Mehr instinktiv als durch kühles Überlegen gesteuert warf sie sich ihrem Kontrahenten sogleich aufs Neue entgegen. Sie wußte, würde sie ihn wieder verlieren, sie würde ihn kein zweites Mal finden in diesem Nebel, noch viel mehr jetzt wo Tirian nicht mehr in ihrer Nähe war. Dieses Mal sauste die Klinge ihres Schwertes höher durch die Luft. Vielleicht hatte sie Glück, und, wenn er schon einen Helm trug, so wenigstens einen ohne Visier.
[Ein kurzer Aufschrei und ein Fluchen erklang, als Dreveni die Klinge durch die wabernden Schwaden gezogen hatte. Ein Tropfen viel auf ihr Gesicht. Blut? Bevor der Zauber seine Wirkung endgültig verlor und der wabernde Nebel, der den Gegner anzeigte, verschwand, erkannte sie noch, wie er zurück taumelte. Im nächsten Augenblick schoss ein Blitz von hinter ihr kommend, knapp neben ihr vorbei und löste bei seinem Einschlag einen weiteren Schrei aus. Durch die Feuchtigkeit der Luft fühlte sie die Spannung noch ganz deutlich auf der Haut ihres Gesichts.]
Nur Sekunden später bestätigte ein Aufschrei, gefolgt von einem derben Fluch, ihre Vermutung. Warme, feuchte Tropfen landeten in ihrem Gesicht; ein Gefühl dass sie nur zu gut kannte, und absolut unverwechselbar war: Blut.
Die Gestalt des Wärters taumelte zurück, nur um endgültig wieder von dem wabernden Nebel verschlungen zu werden. Und doch, fast gleichzeitig, zuckte ein Blitz an ihr vorbei, dessen Energie über die feuchte Luft übertragen die Haare an ihren Armen zu Berge stehen ließ. Der Wärter, offenbar getroffen, schrie erneut auf. Also wusste Tirian inzwischen auch, wo er sich befand. Leider hatte sie selbst den Wärter inzwischen vollends aus den Augen verloren, und so blieb sie abwartend an Ort und Stelle, falls Tirian dem Wärter noch einen weiteren Zauber entgegen schleudern wollte.
[Tirian]
Da. Endlich hatte sich ihr Gegner von Dreveni wegbewegt. Tirian erkannte ihn in dem lialenem Nebel, der kurz wegtaumelte. Warum wusste er nicht, aber der Weg war frei für einen Blitz. Er konzentrierte sich und ließ die Lanze nach vorne zucken. Das Nebelabbild wurde erschüttert, verlor deutlich an Konturen, ein Zeichen das der Nord schwächer wurde, und verlor sich schließlich nach hinten zurückfallend im Nebel. Erst dachte der Heiler er hätte dem Wärter den Rest gegeben, bis er merkte, dass einfach die Wirkung des Zaubers nachgelassen hatte. Er war schon froh, dass der Zauber auf die Assassine überhaupt gewirkt hatte. Das die Kraft des Zaubers so schnell nachließ war zu verschmerzen. Doch jetzt hatten sie das gleiche Problem wie zuvor. Der Nebel hing noch immer im Raum, aber wurde langsam etwas lichter. Er versuchte Dreveni auszumachen, als plötzlich vor ihm zwei kleine blauer Lichter im Dunst auftauchten. "Blaue Flammen?!": ging es ihm noch durch den Kopf. Im nächsten Augenblick brach ein Gesicht durch den Schleier, für Details ging alles zu schnell. Er sah noch wie eine Hand vorschoss. Wieder war sie umgeben von Magie. Er konnte sie reflexartig mit den Armen zur Seite drücken, war aber schutzlos als direkt im Anschluss der andere Arm des Gegners angeflogen kam. Offenkundig eine Finte. Etwas Steinhartes am Handgelenk des anderen krachte gegen seinen Schädel. Ihm wurde kurz schwarz vor Augen, als er einfach nach hinten wegfiel. Und auch nachdem er unsanft aufgekommen und an der Wand, gegen die er geprallt, herunter gerutscht war, fiel es ihm schwer bei Besinnung zu bleiben. Er presste seine Hand gegen die Seite seines Kopfes. Fühlte Blut. Er versuchte heilende Magie zu kanalisieren, doch die Konzentration fiel ihm enorm schwer. Es gelang ihm kaum.
"Zeit das hier zu beenden. Schlau von euch mich anzugreifen, während ich nicht auf eure Magie geachtet habe, weil ich mit der anderen kleinen Maus beschäftigt war": erklang eine tiefe aber nicht unangenehme Stimme aus dem Nebel. Dem Dunmer rauschte das Blut in den Ohren und der Schmerz pulste durch seinen Schädel, deshalb hörte er auch nicht die dumpfen Schritte, die sich ihm näherten.
[Dreveni]
Der Nebel schien sich langsam zu lichten, und doch war er immer noch dicht genug um die Gestalt des Wärters zu verbergen. Sie versuchte sich statt auf ihre Augen, auf ihre Ohren zu verlassen, und tatsächlich hörte sie das leise Geräusch von Schritten. Allerdings erwieß es sich als schwieriger als sie erwartet hatte, die Richtung und vor allem die Entfernung des Wärters abzuschätzen - doch es machte den Eindruck als würde er sich von ihr Entfernen. Was war das nun? Ein Rückzug? Doch schon kurz darauf hörte sie das ekelhafte Klatschen eines weichen Körpers der gegen etwas Hartes prallt. Tirian! Sie hörte auch die Worte, die der Wärter an den Heiler richtete - nun war es ihr auch möglich, zu bestimmen, wo sich ihr Gegner aufhielt. Sie umfasste den Griff ihres Schwertes fester, und, so leise auftretend wie möglich, näherte sie sich dem Wärter von hinten. Doch dann besann sie sich noch einmal. Es würde wenig Sinn machen, ihn mit dem Schwert von hinten eins überzuziehen, auch wußte sie immer noch nicht genau, wie gut er gerüstet war. Stattdessen konzentrierte sie sich auf einen Feuerzauber. Auch dieser würde ihn nicht ausschalten, aber hoffentlich zumindest dazu bewegen, sich umzudrehen.
Als sie schließlich die Gestalt ein paar Schritte vor sich aus dem Nebel auftauchen sah - es war mehr als eindeutig dass es nicht Tirian war, schleuderte sie dieser den Feuerzauber in den Rücken, um sofort danach mit dem Schwert vor sich in Position zu gehen, bereit zuzuschlagen sobald die Gelegenheit günstig war.
Geändert von KingPaddy (25.06.2017 um 11:08 Uhr)
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Mythos
Molag Amur, Tel Uvirith, Kerker
[Der Nord hielt noch während der Feuerzauber Drevenis Hand verließ kurz inne, einen kurzen Augenblick später wandte er den Kopf um und um dann unelegant zur Seite auszuweichen. "Das andere Mäuschen kann also auch zaubern": war die Stimme, wie zuvor, zu hören, als die Detonation des Feuerballs an der nächsten Wand die Nebelschwaden mit Druck aus dem Raum presste. Die Assassine stand ihrem Gegner nun direkt gegenüber. Der großgewachsene Mann in der schwarzen Robe war enthüllt. Die kurze Freude des Moments einen greifbaren Gegner zu haben, wurde schnell vom entsetzlichen Anblick, den das Gesicht ihres Gegenübers bot vertrieben. Der Schlag zuvor hatte die Augenbinde durchtrennt und sie war längst zu Boden gefallen. Doch darunter waren keine Augen. In den Höhlen tanzten stattdessen kleine blaue Flammen. Ihr Gegner jedoch wirkte angespannt und konzentriert.]
[Dreveni]
Nur Sekunden später war klar dass der Zauber danebengegangen war - ihr Gegner war ziemlich unelegant zur Seite gewichen, wie sie schemenhaft sehen konnte, und bedachte sie mit den Worten: "Das andere Mäuschen kann also auch zaubern".
Dafür hatte es einen anderen, eher unerwarteten, Effekt gegeben: Durch den Aufprall des Feuerballs an der gegenüberliegenden Wand und die darauffolgende Druckwelle war der Nebel förmlich aus dem Raum geblasen worden. Nun konnte sie ihren Gegner das erste Mal wieder direkt ins Angesicht sehen - auch wenn sie im selben Moment wünschte der Nebel würde weiterhin verschleiern was sich ihren Augen darbot.
Die Augenbinde war verschwunden, vermutlich als sie ihn mit dem Schwert getroffen hatte. Sie hätte mit vielem gerechnet, von normalen Augen bis leeren Augenhöhlen - doch nicht mit leeren Augenhöhlen in denen geisterhafte blaue Flammen tanzten. Was bei allen neun Daedra war das? Ihr erster Impuls war flucht, doch sie beherrschte sich schnell - was sie nicht zuletzt der Mordans nüchterner Erziehung zu verdanken hatte, welcher wenig Sinn für Aberglaube und die Furcht davor hatte.
Ihr Blick glitt kurz an dem Mann vorbei zu Tirian, der reichlich benommen an die Wand gelehnt saß, oder besser, lag. Sie hoffte dass er bald zu sich kommen würde, denn alleine hatte sie wenige Chancen gegen dieses Monstrum.
Sie bewegte sich leicht zur Seite, während sie seine Hände stets aus dem Augenwinkel beobachtete, und versuchte abzuschätzen was er als nächstes tun würde, bereit sofort mit dem Schwert zuzuschlagen.
[Die Flammen flackerten kurz, was bei einem normalen Menschen womöglich ein Hinweis auf ein Umherschweifen des Blickes gewesen wäre, ließ hier überhaupt keinen Schluss auf die Aufmerksamkeit von Drevenis Gegenüber zu. Der Körper des hochgewachsenen Nord war leicht nach vorne gebeugt, offenkundig sprung- oder kampfbereit wie eine Katze. Die sonstige Mimik ließ darauf schließen, dass er sich jedoch auf seine Gegnerin konzentrierte. Ebenso wie Dreveni sich mit einer Aktion zurückhielt, so belauerte auch er zunächst die Assassine.
Einige Augenblicke dauerte dieser Moment an, doch dann trat er fast unmerklich etwas zurück, vergrößerte die Distanz. Als die Dunmer für einen kurzen Augenblick ihren Blick von seinem Gesicht abwandte, um die Bewegung nachzuvollziehen, streckte er einen Arm nach vorne und sandte Magie aus. Ein Schleier als flirrenden Eiskristallen schob sich auf sie zu und zog eine Bahn gefrorenen Bodens hinter sich her.]
[Dreveni]
Für einen langen Moment belauerten sich Dreveni und dieses - Ding, für welches sie immer noch keinen Namen hatte. Jeder schien darauf zu warten, dass der andere den ersten Schritt tun würde - Dreveni wartete allerdings auch darauf, dass sich Tirian noch einmal aufrappeln würde um diesem Kampf endlich ein Ende zu bereiten. Sie fühlte wie sie körperlich und geistig langsam am Ende ihrer Kräfte war, und nicht nur bedingt durch den harten Aufprall anfangs.
Lauernd verfolgte sie jede seiner Bewegungen, und es entging ihr nicht, dass er sich leicht nach hinten bewegte. Durch jahrelange Erfahrung wußte sie auf was zu achten war, und dass es gefährlich werden konnte nur auf die Augen des Gegners fixiert zu sein. Gerade noch rechtzeitig sah sie aus dem Augenwinkel wie die Gestalt beide Arme nach vorne strecken. Ohne groß zu überlegen sprang sie zur Seite, rollte über ihre Schulter und spürte noch die Kälte des Frostzaubers auf ihrer Hand. Im nächsten Moment war sie wieder auf den Beinen um mit ihrem Schwert nach der Seite der Kreatur zu schlagen.
[Tirian]
Es war einige Momente sehr angenehm in der Dunkelheit, doch dann kam die Kälte. Es wurde kälter. Das Gefühl eines kalten, unangenehmen Nebels, der sich über seinen ganzen Körper legte und ihm ein Schütteln abrang, brachte Tirian zurück zu Bewusstsein. Etwas das einen Moment später für den Wunsch sorgte zurückzukehren, da mit ihm der hämmernde Schmerz in seinem Schädel zurückkehrte, als würde ein Ork seinen Kopf zum Training mit seinem Kriegshammer missbrauchen. Schritte? Der Heiler versuchte seine krampfenden Augenlider zu öffnen. Verschwommen sah er die vertrauten, schlanken Beine der Assassine. Sie war zurückgewichen... ihr gegenüber stand ihr gemeinsamer Gegner. Der Schmerz wurde immer schlimmer, das Licht, die stickige Luft, die Kälte auf seinem Körper, die von einer leichten Reifschicht stammte, die sich auf ihn gelegt hatte und der ohnehin schon hämmernde Schmerz in seinem Schädel, vereinten sich zu einer einzigen Kakophonie, unter der Tirians Kopf eigentlich gerade zu innerlich zu platzen drohte. Doch nur eigentlich.
In dem Moment, in dem der Schmerz so schlimm wurde, das der Heiler meinte, erneut in Ohnmacht fallen zu müssen, verschwand er gänzlich. Wie ausgeschaltet, als das Niveau des Tragbaren überschritten war. Ein Moment kurzer absoluter Klarheit, in dem sich die Zeit geradezu endlos zu dehnen schien. Er sah wie die Assassine sich anspannte, in eine leicht gebückte Haltung ging, ihre Klinge bereit für einen letzten Angriff. Der Mann in der schwarzen Robe vollzog die Bewegung nach, schien sich ebenfalls auf einen Sprungangriff vorzubereiten, nur zu gut erinnerte sich der Heiler an den harten Schlag, doch das war jetzt bedeutungslos. Es war eine Finte. Nur ganz leicht funkte die Magie zwischen den Fingern der Hand, die der Nord jetzt nach hinten nahm, während er die Finger der anderen Hand sichtbar lockerte. Wie ein Taschenspieler, der von dem ablenken wollte, was eigentlich geschah. Sie standen in einer Linie er, sie und ihr Gegner. Dreveni schien es nicht ganz wahrzunehmen, ein Moment der Überraschung und des Zögerns, als der Schwarzgemantelte sich statt nach vorne zu springen, in einer fließenden Bewegung kurz erhob und seine Deckung völlig fallen ließ. Ein Moment des Unerwarteten, das Übersprühen magischer Energie legte sich als feines Gewebe um die Zweite Hand, die nun gemeinsam mit der ersten, flach in Richtung Boden fuhren. Es war spürbar, wie sich der letzte Rest Magie im Raum verdichtete. Nicht kunstvoll, zusammengestoßen und komprimiert. Kein feines Geflecht sondern eine pulsive Freisetzung schien das Ziel zu sein. Kälte, wie zuvor schon.
Es blieb keine Zeit mehr. Die nächsten Schritte geschahen, wie durch einen weiten Schleier hindurch, es war als würde sein Verstand sich ähnlich wie der Schmerz abschalten, aus dem Körper heraustreten, es war Tirian so als könne er sich von weit weg selbst betrachten. Den Kopf mit Blut überströmt, die Augen nur scheinbar fokussiert, aber eigentlich völlig besinnungslos, Blut, so tiefrot wie die Pupillen selbst, das in kleinen Tropfen unter den Augäpfeln hervor quoll und feine Linien zeichnete, als sich, angesichts des Zustandes, in dem sich der niedergeschlagene Sack Fleisch befand, dieser ungewöhnlich rasch erhob, freilich sämtliche Eleganz verlor, als er nach vorne stolperte, einen nicht mehr menschlich zu nennenden Schrei auf den Lippen, in dem das Wort "Schild" kaum mehr als ein gurgelnder, hervorgewürgter Laut war und die Assassine leicht zur Seite rempelte. Derweil die flachen Hände des Nords, mit einem imaginierten Krachen, dass nicht durch die Ohren sondern einzig durch das Bewusstsein drang, den Boden trafen und sich in Bruchteilen von Momenten eine Eisfläche bildete, aus der eine Welle von langen, spitzen Eiszapfen, Speeren gleich hervorbrach und sich in klarer Linie auf ihn und die Assassine vorschob.
Um die Faust des Heilers bildete sich eine Korona aus Blitzen, die er seinerseits, er wusste nicht wie er sie geformt hatte, wie er überhaupt auf die Idee gekommen war, es war ihm als steuere ein tieferer, uralter Instinkt seinen Körper, dem er jetzt nur noch fassungslos zuschauen konnte, und entlud sich in einer statischen Welle, die das Eis nicht nur traf, sondern es brach, stoppte und zersprengte. Blut sprühte aus feinsten Wunden, die die Splitter rissen, bevor sie sich in feinen Pulverschnee auflösten, als ein Schild sie erfasste. Ihrem Gegner jedoch erging es nicht so wohl, seine schwere, schwarze Robe bot bald keinen Schutz mehr, riss zusehends wie sein Gesicht auf und bot schließlich auch die Haut seines Körpers als Angriffsfläche dar.
Eine Angriffsfläche die folgend auch Dreveni endlich für einen finalen Schlag zu nutzen verstand, in dem sie nun selbst, zum Schlag ausholte. Während Tirian in seinen Körper zurückgezogen wurde, das Geschehen wieder immer mehr aus seinen eigenen Augen wahrzunehmen schien, war die Attentäterin heran. In einem kurzen Bogen seitlich von oben, ließ sie das Gewicht ihrer Klinge gegen den Nord arbeiten, der erhob seinen Arm, an dem nur noch die Fetzen der Robe hingen und den schwarzen, offenbar aus Ebenerz bestehenden, schweren Armreif entblößten, den er zuvor schon zur Abwehr genutzt hatte, entblößten. Ein Krachen gefolgt von einem Kreischen erfüllte den Raum, als die Klinge den Armreif traf, an ihm hinunterglitt. Der Nord war offenbar nicht mehr in der Lage der Wucht noch etwas entgegen zu setzen. Dreveni drückte den Arm zur Seite und verpasste dem Gegner einen Hieb quer über den Brustkorb. Der tödlichen Wirkung entging der Kerkermeister nur, indem er sich nach hinten fallen ließ, was nicht verhinderte, dass seine Haut quer über seinen Körper tranchiert wurde und ein Regen feiner Bluttropfen auch das Gesicht des Heilers benetzte.
Der Nord fiel um wie in Baum, schlug mit dem Hinterkopf auf dem Boden auf, versuchte noch einmal hochzukommen, bevor die Flammen in seinen Augenhöhlen erloschen und er erschlafft liegen blieb, unregelmäßig atmend. Dreveni mit der nach unten gerichteten Klinge über ihm.
Tirian schnaufte, der Moment der Klarheit war lange vorbei, der Schmerz kam mit einer Wucht zurück, die ihn überwältigte. "Nicht.... töten. Brauch...en .... ihn": brachte er mühselig hervor und erschlaffte seinerseits ebenso.
Geändert von KingPaddy (25.08.2018 um 10:06 Uhr)
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Drachentöter
Molag Amur, Tel Uvirith, Kerker
[Dreveni]
Vorbei.
Das war das Einzige was die Stille durchdrang, welche sich um sie herum ausgebreitet hatte, nachdem die mächtige Gestalt des Wachmanns zu Boden gegangen war. Wenn auch nur in ihren Gedanken, und auch wenn sie noch so angestrengt lauschte, sie konnte niemanden hören. Der Lärm den sie gemacht hatten, hätte alles im Umkreis von mindestens hundert Metern aufschrecken müssen, und doch schien sie niemand bemerkt zu haben.
Langsam ging sie zu der reglos daliegenden Gestalt zu und stieß diese unsanft mit dem Fuß an, aber sie regte sich nicht.
Tot. Tatsächlich tot.
Wenn es denn jemals wirklich gelebt hatte. Die Spuren von Blut die überall waren, einschließlich auf ihrer Haut und ihrer Kleidung, sprachen zwar eine andere Sprache, doch sie zweifelte daran. Was bei allen Daedra war das gewesen?
Langsam drehte sie sich um die eigene Achse, bis sie Tirian erblickte. Der Heiler lag am Boden - Bewusstlos, zumindest hoffte sie das.
Sie ging neben ihm in die Hocke, und stellte erleichtert fest dass sie seinen flachen Atem hören konnte. Was aber, wenn er schwer verwundet war? Sie konnte ihm nicht helfen, nicht mit dem rudimentären Heilzauber den sie beherrschte. Sie wusste auch nicht wirklich, was er alles in seinen Taschen hatte.
"Tirian?", sprach sie ihn an und rüttelte leicht an seiner Schulter.
Jetzt, als die Anspannung des Kampfes ihren Körper verließ, fühlte sie einen beinahe übermächtigen Drang sich neben ihn zu legen. Müdigkeit drohte sie zu übermannen, und es kostete sie eine immense Anstrengung, auch nur den kleinen Finger zu heben.
"Tirian? Wacht auf!" sagte sie noch einmal, dieses Mal etwas lauter, ihre Hände an seinen beiden Schultern, und schüttelte ihn wieder leicht.
[Tirian]
Es dauerte bis Tirian durch Drevenis Schütteln wieder zu sich kam. Der Schmerz war noch da, omnipräsent. Er wusste zu gut, dass Schläge gegen den Kopf verheerende Folgen haben konnten und mit ihnen nicht zu spaßen war. An Magie war nicht zu denken, immer wieder schweiften seine Gedanken weg, wenn sie nicht völlig vom Pochen des Leids in seinen Schläfen übertüncht wurden. Und er fühlte sich völlig ausgelaugt, magisch, körperlich. Er griff nach einer Flasche mit roter Flüssigkeit. Zum Glück war er vorbereitet und ein guter Heiler verließ sich nie allein auf Magie. Er schluckte den Trank und fast augenblicklich setzten ein Brennen und schmerzhaftes Ziehen direkt zwischen Stirn und Schläfe ein. Nach wie vor konnte der Heiler seine Begleiterin, die ihm besorgt gegenüber saß, nur ignorieren und sich erst einmal um sich selbst kümmern. Wenn sie etwas sagte, drang nicht mehr als ein dumpfes Tönen durch die dicke Watte in seinen Ohren. Langsam ließ das alles nach und eine Betäubung setzte ein die jeden Schmerz erstickte, seine Wahrnehmung jedoch auch deutlich abstumpfte. Es war ein bisschen so als hätte er zuviel Alkohol getrunken, nur mit dem Unterschied, dass er völlig klar war. Zumindest jetzt, wo das Dröhnen aus seinem Schädel gewichen war.
Er versuchte nun zurück in seine Umwelt zu finden. Seine Hände sie waren schmierig und klebrig. Voll Blut. Die vielen Schnittwunden, von den Eissplittern, die auch die Ärmel seiner Robe zerrissen hatten, waren vom Heiltrank bereits geschlossen. Die schmierige Masse jedoch, die überall an ihm klebte noch nicht. Er erinnerte sich an die Kopfwunde. Sein Gesicht musste furchtbar aussehen, die braun-roten Schlieren auf der grauen Haut. Glücklicherweise war nirgends ein Spiegelglas zu entdecken, in dem er sich hätte betrachten müssen. Sein Blick richtete sich nun auf die Assassine.
"Der Wärter?": fragte er. Sie deutete auf den Fleischhaufen hinter sich. "Augenscheinlich tot": meinte sie. "Mist": dachte der Heiler und versuchte aufzustehen. Etwas das ihm nach mehreren Anläufen schließlich gelang. Noch einmal schaute er seine Begleiterin an. Seid ihr verletzt worden": erkundigte er sich und versuchte dabei den Schwindel aus seinem Kopf zu bekommen, der ihn plötzlich in der Vertikalen überkommen hatte.
[Dreveni]
Sie atmete erleichtert auf, als Tirian sich schließlich regte. Seine Frage nach dem Zustand des Wärters bewies dass er zumindest klar genug war um die Situation zu erfassen.
"Ja, aber anscheinend nicht schwer genug um nicht mehr kämpfen zu können," antwortete sie auf Tirians frage. In der Tat schien nichts gebrochen zu sein, auch hatte sie keine größeren Stich oder Schnittwunden davon getragen. Alles andere musste warten.
"Was ist mit euch? Ich fürchte wir können uns nicht wirklich eine Pause erlauben. Wer weiß", sie sah kurz zu dem Wächter und unterdrückte ein Schaudern während sie sich im Geiste als Abergläubisch beschimpfte, "ob es hier noch mehr von diesen Gestalten gibt. Wir sollten weitergehen, jedenfalls weg von hier, vielleicht können wir weiter hinten etwas rasten. Aber nicht hier wo wir den ganzen Lärm veranstaltet haben."
[Tirian]
Lärm war das beste, um dieses dumpfe Gefühl in seinem Kopf zu beschreiben. Es war nicht wirklich laut, kein pochen, kein schrilles Eisen das in seinem Kopf bearbeitet wurde. Nein. Sowie Worte und Sätze in den Hintergrundgeräuschen in einer Taverne untergehen können, so war es mit seinen Gedanken. Seine Gedanken waren laut. So viele. Es war als klebte ihm Nebel im Schädel. Nebel... Nebel.. aus dem ihn zwei rote Augen anzuschauen schienen... "Tirian.. hallo?": holte ihn Drevenis Stimme zurück. Sie schaute ihn merkwürdig an. "Ich hatte gefragt, wie es euch geht und ob wir weiter können". Der Heiler erinnerte sich. Er schüttelte den Kopf, was keine gute Idee war. "Ich denke nicht, dass wir bemerkt worden sind. Man hätte schon längst eingegriffen, denkt ihr nicht. Die Kuttenträger schienen hier unten zu hausen, vermutlich sind sie alle oben bei diesem Metallding": sagte er. "Wir müssen dahinten runter...": wollte er ein paar Schritte auf die Tür zu gehen, wieder schwindelte ihm. Dreveni war direkt heran und stützte ihn. "Mir geht es nicht gut": meinte der Heiler: "eine Gehirnerschütterung womöglich. Ich müsste mich ausruhen." Die Worte sprach er mehr vor sich hin. Er drückte sich dann je eine Handfläche gegen die Schläfen und ließ Magie fließen. Das Gefühl war als würde eine Nadel über das Innenleben seines Kopfes kratzen. Tirian schüttelte sich, verlor die Konzentration und erbrach sich anschließend auf den Boden. Ein frischer Blutstropfen rann ihm aus der Nase.
Er versuchte wieder aufzustehen, die Beine waren zittrig, doch der Schwindel stellte sich nicht wieder ein. Die Dumpfheit in seinem Kopf war nach wie vor da, aber der Nebel hatte sich etwas verzogen. Komplexeres Denken wurde wieder möglich. Dreveni half ihm endgültig auf die Beine. Ihr Blick spiegelte Besorgnis. Er versuchte zu lächeln, er wollte sich nicht mal vorstellen, wie das mit dem ganzen Blut auf der aschgrauen Haut aussehen musste. "Es geht jetzt besser": keuchte er. Die Luft wurde wieder sehr stickig, was für seinen Zustand nicht besser war. "Auch wenn uns niemand bemerkt hat, möchte ich auch nicht länger als nötig hierbleiben". Sein Blick glitt wieder zur Tür. Ein paar Wurzeln hielten sie an den Rändern umrankt. "Magisch verschlossen": schlussfolgerte er und besah sich den Wärter genauer. An seinem Gürtel, der nur notdürftig nach das zerschlissene schwarze Gewand oben herum zusammen hielt, hing ein goldener, zylindrischer Gegenstand mit einem Kristall als Spitze. Das musste es sein!
Tirian nur wenig begeistert sich wieder in Richtung Boden zu begeben hockte sich neben den gefällten Nord und wollte nach dem Schlüssel greifen, als ihm etwas auffiel. Die Brustmuskeln schienen leicht zu vibrieren. Seine Augenbrauen schoben sich in die Höhe. Er robbte näher an den Kopf heran und legte sein Ohr ganz dicht über Mund und Nase des Mannes. Es dauert einen Moment. Nur ganz unmerklich zwar, aber er spürte ein Atmen. Seine Augen wurden weit.
Zur Sicherheit rückt er mit dem Kopf ein Stück tiefer, dort wo er das schwache zucken wahrgenommen hatte. Legte sein Ohr direkt auf die verschwitze und blutbesprenkelte Brust. Eine Weile war nichts zu hören, doch dann: "Popumm, Popumm". "Trance" ging es dem Heiler durch den Kopf. Leider hatte der Nord, was ihm jetzt wieder zu Bewusstsein kam, keine Augen und so konnte er seine Theorie nicht überprüfen. Er richtete sich auf und im nächsten Augenblick waren seine Hände auf der Brust des Mannes. Eine leichter blau-grüner Schimmer umgab sie. "Dreveni, schaut ob ihr hinter dem Tisch Fesseln findet. Das hier ist ein Kerker und wenn sie Magier wie meinen Freund hier einsperren dann müssen sie auch Handschellen haben, die Magie unterdrücken": wies Tirian sie an und konzentrierte sich auf den Körper vor ihm. Noch war Leben in ihrem Gegner.
[Dreveni]
Von dem Moment an, als sich Tirian zu dem Nord heruntergebeugt hatte und offenbar nach seinem Atem lauschte, schwante ihr nichts Gutes. Ihr war zwar nicht ganz klar wie er überlebt hatte, aber offenbar hatte er das. Doch anstatt nach Fesseln zu suchen, wie ihr der Heiler geheißen hatte, zog sie ihren daedrischen Dolch und setzte die Klinge an die Kehle des Wärters.
"Entweder euer Gedächtnis hat mehr gelitten als ihr wahrhaben wollt, oder ihr seid jetzt völlig übergeschnappt. Oder beides. Ihr habt genau fünf Sekunden um mir einen verdammt guten Grund zu nenne, ihn am Leben zu lassen. Eins - zwei..."
[Tirian]
"Er ist ein Magier und unbewaffnet. Ohne seine Magie ist er wehrlos. Wenn ich richtig liege, dürfte der Hexenmeister hier Fesseln haben, die Magie unterdrücken, ansonsten könnte er meinen Freund und wer weiß, was nicht noch alles, dort unten gefangen halten. Und es wäre nützlich, wenn wir jemanden haben, der uns dort hinunter führt und uns die Zellen aufsperrt. Meint ihr nicht auch?": gab der Heiler genervt zur Antwort von sich, während er sich wieder auf den zerschnittenen Körper unter sich konzentrierte.
[Dreveni]
"Uns die Zellen aufsperren? Sicher, wenn ihr ihn nett fragt... Und ihr ihm dafür die Fesseln abnehmt, weil er ja sonst die Zellen nicht aufsperren kann. Merkt ihr noch was?"
Dreveni starrte den Heiler an, den Dolch immer noch an der Kehle des Wärters. Hatte er den Kampf schon wieder vergessen? Wenn jemals ein toter Gegner ein guter Gegner war, dann dieser hier.
[Tirian]
Der Heiler drehte missgestimmt den Kopf. Noch immer knirschte es in seinem Schädel und irgendetwas, das Tief aus den dunklen Rissen in seinem Verstand zu sprechen schien, versuchte ihm einzuflüstern, der Assassine den Dolch mit einem Blitz aus der Hand zu schlagen. Etwas, auf das er immer mehr Lust bekam. "Wir lassen ihn notfalls dort unten zurück. Oder ihr stecht ihn dort unten ab, wenn wir haben, was wir wollen. Ich will nicht mehr Zeit als nötig damit vergeuden nach der Zelle zu suchen oder sie vielleicht nicht aufzubekommen, wenn wir hier jemanden haben, der uns diese Arbeit abnehmen kann": sagte Tirian und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass das auch sein letztes Wort in der Sache war. "Holt mir jetzt ein paar Fesseln, bevor er wieder zu Bewusstsein kommt": wies er seine Begleiterin, jetzt etwas freundlicher, nochmals an.
[Dreveni]
Für einen Moment blickte sie den Heiler unverwandt an. Er hatte recht, sie würden dieses Ding - sie weigerte sich, von einem Menschen zu sprechen nachdem sie dessen Augen gesehen hatte - noch brauchen. Allerdings hatte er ihnen gerade einen Kampf geliefert, den sie so schnell nicht wiederholen wollte. Es war knapp gewesen, verflucht knapp, und sie würde nicht diesen Auftrag vor ihr eigenes Leben stellen. Bei allen Daedra, sie war Assassine, kein Kämpfer der Kriegergilde der es in einem offenen Kampf mit dieser Kreatur aufnehmen würde. Und da war noch etwas, etwas was sie sich nicht wirklich eingestehen wollte. Abgesehen von dem Respekt gegenüber der offensichtlichen Überlegenheit ihres Gegners rührte dieses Ding noch an etwas anderem, tieferen, weniger rationalem in ihr. Eine urtümliche, fast abergläubische Furcht vor dem Fremden, dem Unbekannten und Unverstandenem, derer sie sich immer relativ immun gegenüber gewähnt hatte. Doch jetzt fühlte sie, wie sie mit kalten Fingern nach ihr Griff und ihr die Kehle eng werden ließ. Sie wollte diese Gestalt tot sehen, und weit weit weg von deren Leiche sein.
Einzig Tirians Reaktion war sie sich nicht sicher. Sie hatte gesehen, wozu er fähig war, und nun shien er überzeugt dass sie den Wächter noch brauchten. Außerdem hatte er ordentlich was auf den Kopf bekommen, was vermutlich seine Fähigkeit klar zu denken einschränkte.
Wie auch immer, sie brauchte Schwung um den Dolch in die Brust dieser Kreatur zu rammen, also musste sie wohl oder übel etwas ausholen, womit Tirian gewarnt wäre. Hoffentlich war sie schnell genug...
[Tirian]
"Verräter": zischte es in seinen Gedanken, das Bild eines jungen ausblutenden Kaiserlichen stand ihm vor dem inneren Auge. Er wusste nicht, ob er, weil er bereits gewarnt war, die Stimme nur einbildete oder ob sie real war. Der Reflex den es auslöste, war mehr als das. Ein Ziehen das durch seinen Schädel ging und ihm danach neuerliches Blut unter der Nase wegwischen ließ, war die Folge allzu schnellen Handelns. Ein partieller Schild lenkt den Dolch ab, der statt in den Körper zur Seite abglitt, ebenso wie die Assassine, die plötzlich den Halt verlor und endgültig zum Kippen gebracht wurde, als der Heiler ihr Handgelenk griff und sie leicht nach vorne zog. Er drückte ihr den Daumen fest auf die Handwurzel, damit sie sich nicht mehr schmerzfrei bewegen konnte und zog sie zu sich heran und blickte ihr in die Augen, während er sich mit dem freien Arm das Frische Blut abwischte.
In seinen Augen stand ein ganz fremdartiger Ausdruck, sie selbst wirkten ebenfalls fremdartig. Die Miene düster, sprach er: "Die Fesseln. Wir brauchen diesen Nord noch. Ich bin mir dessen sicher."
[Dreveni]
Es ging alles zu schnell. Noch bevor sie realisierte, was genau dazu führte dass sie mit dem Dolch scheinbar mitten in der Luft abrutschte, kippte sie nach vorn, nur gestoppt von Tirian, der ihr Handgelenk griff und schmerzhaft seinen Daumen auf ihren Knochen bohrte. Sie starrte in sein Gesicht als er sie zu sich heranzog, welches plötzlich nichts mehr von den eher sanften, teilweise verträumten Zügen hatte, die sie sonst von Tirian hatte. Stattdessen wirkte es hart, beinahe fremd, als er sich beiläufig das frische Blut unter der Nase wegwischte. Sie hörte seine Worte kaum noch, denn trotz der seltsamen Verwandlung die mit ihm vorgegangen zu sein schien, kochte der Zorn, welcher in den letzten Minuten in ihr gebrodelt hatte, über. Was fiel diesem dahergelaufenem Heiler eigentlich ein, der sich soviel auf seine Kunst und seine angebliche moralische Überlegenheit ihr gegenüber einbildete, nur um dann doch die Beherrschung zu verlieren und andere auf bestialische Art und Weise umzubringen? Sie hatte noch nie jemandem so gänzlich das Gesicht verbrannt wie er.
Es klatschte als Dreveni mit der freien Hand ausgeholt hatte und ihm eine schallende Ohrfeige versetzte.
"Dazu müsst ihr mich erst einmal wieder loslassen.", zischte sie.
[Tirian]
Er sah den Schlag nicht kommen. Das Bedürfnis ihr mit einem Blitz in gleicher Weise das Gesicht zu versengen war groß. Im nächsten Augenblick ließ er die Assassine entsetzt los. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Da war dieses Gefühl wieder, wie in der Festung der Söldner, in Falensarano. Eine ganze Reihe von Bildern zogen plötzlich in seinem Geist auf. Eine Grube mit Lava, Wurzeln, Tarrior mit schwarzen Augen, sein Sturz in die Tiefe und das Lauern von etwas Bösem. Schweiß brach ihm für einen Moment aus. "Der Kerker!": stellte der Heiler jetzt entgeistert fest. Er hatte den Traum beinah vergessen, vergessen wollen. Allzu lebhaft erinnerte er sich jetzt wieder an den Traum in Falensarano, wie Tarrior ihn in die Tiefe stürzen ließ, seinen leeren Blick und erinnerte sich auch an den Ort, den er gesehen hatte. Er befand sich nun dort. Die große spiralförmige Grube, gefüllt mir Lava, die schwefligen Gase, die stickige Luft. All das war hier. Der Schmerz kehrte zurück....
Tirian zuckte zusammen, als Dreveni ihm die Fesseln reichte, wenn auch sichtlich widerstrebend. Er war sich nun absolut sicher, dass sie den Nord brauchen würden. Es gab nicht mehr als dieses unbestimmte Gefühl, das ihm diese Ansicht eingab und doch wollte er sich ihm hingeben. Er legte dem Kerkermeister die Fesseln an, was wegen der starren Obsidianringe, kaum ging, schaute noch einmal zur Assassine zurück, er traute ihr noch nicht wieder und legte eine Hand auf die Stirn des Mannes vor ihm. Ein kurzes, blaues Aufleuchten und plötzlich regte sich wieder etwas.
Die leeren, verstörend leeren Augenhöhlen verrieten nicht, ob der Mann erwacht war oder nicht. Erst als er sich aufsetzte. Der Kopf begann wie wild hin- und herzuzucken wie bei einem Vogel. Der Atem wurde merklich schneller. Geriert ihr Gefangener in Panik? Seine Hände tasteten über den Boden und das Gesicht spiegelte, abgesehen von den Augenhöhlen Furcht wieder. Es schien als wäre der Nord plötzlich orientierungslos. Tirian runzelte die Stirn. Eigentlich hatte er erwartet, dass sich die Flammen erneut entzündeten, aber nichts dergleichen tat sich. In seinem jetzigen Zustand wirkte der Mann eher armselig als furchteinflößend.
"Ihr seid jetzt unser Gefangener, wir haben euch Sklavenfesseln angelegt, die eure Magie zerstreuen, Widerstand ist zwecklos. Meine Gefährtin wird euch beim leisesten Anzeichen eines Tricks die Kehle durchschneiden, also tut besser das, was wir von euch verlangen": machte Tirian den Nord auf seine Situation aufmerksam.
Der Gefangene beruhigte sich zusehends und schien sich wieder in den Griff zu kriegen, nachdem der Begriff Sklavenfessel gefallen war.
"Habt ihr gehört?!": fragte Tirian jetzt etwas ärgerlicher, da er keine Antwort bekam.
Die Antwort kam direkt: "Ich habe euch verstanden."
"Wir suchen einen Gefangenen und ihr werdet uns zu seiner Zelle führen, einen rothaarigen, hochgewachsenen Dunmer, mit stechendem Blick": beschrieb der Heiler Tarrior.
"Ich bin noch nicht lange Herr der Kerker. Aber wir halten hier nur noch eine Dunmerin gefangen, von der ich weiß. Inzwischen sind hier mehr Daedra und Fremdländer eingesperrt": erklärte der Nord.
Tirian fühlte wieder Wut in sich aufsteigen. "Er muss hier sein oder habt ihr noch andere Zellen?": wollte er wissen.
Der Nord schüttelte den Kopf. Tirian rutschte im selben Augenblick die Faust aus und er schlug dem Gefangenen direkt ins Gesicht.
"Wir haben nur diese Grube. Sie ist groß genug für alle Gefangenen. Ich war nur noch nie auf der untersten Ebene. Dort haben nur der Hexenmeister und sein Stab Zugang. Dort unten sind nur mächtige Daedra und andere gefährliche Kreaturen eingeschlossen": warnte der Nord.
Tirian überlegte einen Moment. "Ihr werdet uns nach dort unten bringen. Er muss dort sein!": entschied er und stieß den Mann durch die zweite Tür nach vorne auf die Wurzeltreppe hinaus. Umgehend klammerte er sich verzweifelt an die Felswand heran.
"Ich kann nichts sehen, wie soll ich euch da führen. Bitte": wandte der Nord ein. Der Heiler war inzwischen unleidlich. Dieses Gefühl und sein klares Bewusstsein rangen miteinander. "Ihr konntet uns vorhin doch auch so gut sehen. Tastet euch halt voran": meinte er nur lapidar und folgte dem Nord in kürzestem Abstand hinunter. Dreveni war direkt hinter ihnen.
[Dreveni]
Ihr gefiel das ganze nicht, aber sie sah ein dass sie momentan nichts gegen Tirian und seinen Plan unternehmen konnte. Sie fand nach wie vor es war Wahnsinn diese Gestalt am Leben zu lassen, und auch Tirians Wandlung war ihr nicht entgangen. Wie auch immer, ein Zurück gab es nun nicht mehr, und ehrlich gesagt war ihr Tirian wenn er zuschlug in dieser Situation wesentlich lieber als wenn er um jedes Leben feilschte nur um seinen Gewissen willens.
Geändert von KingPaddy (25.08.2018 um 10:07 Uhr)
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Mythos
Mora Uvirith, Tel Uvirith, Kerker
Wie von oben bereits zu erkennen war, gestaltete sich der Kerker vor allem als eine tiefe, feurige Grube. Am Grunde des Schachtes war eine schweflige Dämpfe ausspeiende Lavagruben, die es fast unmöglich machte zu atmen und deren Hitze selbst einem Dunmer fast geradezu unerträglich auf der Haut brannte, zumindest wenn man sich ihr näherte. Und das taten sie. Geführt von ihrem vermeintlich blinden Gefangenen stiegen Tirian und Dreveni in die Gefangenengrube herab. Die Mitte der Grube beherrschte eine große Felsnadel, die wie ein Monolith aus der Lava in die Höhe wuchs. Der Heiler dachte lieber nicht darüber nach, wie lange schon das untenläufige Magma an der Basis der Nadel fraß und das sie jederzeit umkippen könnte. Das wäre fatal. Der Wendelgang, den sie sich hinabarbeiteten bestand aus mehreren strunkigen, dicken Wurzeln des Pilzturmes über ihnen, die wie auch schon in den Gängen, die hinter ihnen lagen, geformt worden waren um einen Weg zu bilden. Allerdings klammerte sich die Konstruktion Halt und Stütze suchend immer wieder an der Nadel fest. Auch wenn es schon ein Wunder war, dass dieses, offenkundig magische, Wurzelwerk der Hitze standhielt, war klar, dass ein Wegbrechen des Monolithen nur in einem Zusammenbruch des ganzen Wendelgangs enden konnte.
Derart befestigt zog sich der Wurzelsteg an der Außenwand der Grube in einer Spirale nach unten und traf hin und wieder auf einen breiteren, ebenen Halbring entlang der Felswand, die die verschiedenen Etagen dieses Gefängnisses bildeten. In Form einer Gallerie wäre es dann möglich gewesen die Grube von oben in Augenschein zu nehmen, etwas worauf der Heiler bewusst verzichtete, außerdem waren hier dann halbkreisförmig eine Reihe von Zellen in den Fels geschlagen, in die sich das Wurzelsystem einerseits hineinerstreckte, andererseits wurden die Gitter von den Wurzeln selbst gebildet. Ein organisches Gefängnis quasi. Über jeder Zelle waren Kristalle eingelassen, die jedoch immer unterschiedlich schwach oder stark leuchteten. Das Leuchten wurde allerdings stärker, je tiefer sie kamen. Auf seine Frage, erklärt der Nord:
"Den Gefangenen wird ihre Magie entzogen. Bei den Sterblichen sorgt es dafür, dass eine Flucht gänzlich unmöglich wird, denn mit reiner Muskelkraft ist aus den Zellen kein Entkommen. Auf den unteren Ebenen sind Daedra angekettet, deren Energie den Turm und seine Wurzeln nähren. Etwas, das erst all dies hier möglich macht."
Beim Vorbeigehen warf Tirian einen Blick in jede Zelle. Tatsächlich hatte ihr Gefangener nicht gelogen er sah viele abgerissene Gestalten in fleckigen Leinenhemden, schwer gezeichnet von ihrer Gefangenschaft. Diebe, Banditen und anderlei Verbrecher zunächst; später Mörder, Spione und Kultisten, allerlei Gesindel mit dickerem Kerbholz. Bisher ausschließlich Fremdländer.
Für einen kurzen Augenblick flammte Mitleid in dem Heiler auf, der zwar keine besonderen Sympathien für Verbrecher verschiedenster Art hegte, aber der keinem ein solches Schicksal jemals gewünscht hätte. Dieser Gedanke erstarb allerdings sehr schnell und wurde von dem Bohren in seinem Kopf, das sich auf den Gefangenen, wegen dem sie eigentlich hier waren, fokussierte, völlig verdrängt.
Erst auf der vierten Ebene änderte sich das Bild: Viele leere Zellen von denen nur eine einzige besetzt war. In ihr saß eine Dunmerin, die angesichts ihres Haftortes, noch manierlich dreinschaute und eine gewisse Schönheit ausstrahlte, auch wenn ihr schwarzes Haar, ihr Gesicht nur noch in fettigen, zerzausten Strähnen einrahmte. Der erste Eindruck trügte jedoch.
Bei näherem Hinsehen wurde klar, dass ihr Körper, dort wo er trotz des rohen, weiten Leinenhemdes erkennbar war, übersät war mit Wunden, Prellungen, Verbrennungen und ja selbst etwas, das Tirian für Erfrierungen hielt. Es war eindeutig, dass man sie gefoltert hatte. Tirian blieb zu Drevenis Missfallen, die sichtlich auf mehr Eile drängte, einen Moment länger stehen.
"Wer ist die hier?": fragte er den Nord. Dieser schien zu überlegen, wieviele Ebenen sie bereits zurückgelegt hatten. Tirian war sich inzwischen nicht sicher, ob er den Blinden, jetzt wo er ihr Gefangener war, vorspielte oder ob er sich in ihm getäuscht hatte. Schließlich bekam er seine Antwort: "Das hier sind die politischen Gefangenen. Sie ist die Einzige, die noch hier ist. Ihren Namen kenne ich nicht. Sie saß schon ein, als ich meinen Dienst begonnen habe. Serjo Brasselin hatte sie erst am morgen noch einmal einer Befragung unterzogen."
Tirian trat ans Gitter. Apathisch saß die Frau da und machte keinerlei Anstalten zu reagieren. Wer wusste, ob sie Tarrior nicht in einem ähnlichen Zustand vorfinden würden. Im Gegensatz zu den Galgenvögeln weiter oben, überkam den Heiler hier doch sein schlechtes Gewissen. "Öffnet die Zelle": befahl er dem Nord. Dieser schien Anstalten machen zu wollen, den Befehl nicht auszuführen. Mit einem schnellen Griff, hatte er ihren Gefangenen an den Resten seiner Robe gepackt und schubste ihn gegen die hölzernen Gitterstangen. "Sofort!": herrschte Tirian ihn an. Der Mensch murrte, griff an seinen Gürtel und zog einen kleinen Goldstift mit einem Edelstein an der Spitze hervor. Tirian hatte ihn fest im Blick und war darauf gefasst, sollte er einen Trick probieren. Ein Seitenblick verriet ihm, dass Dreveni ähnlich wachsam war.
Der entmachtete Wärter tastete sich am Gitter entlang, trat einen halben Schritt zurück und legte den Stift mit der Spitze auf das Holz auf. Es geschah nichts. Ein plötzlicher Anflug von Wut erfasste den Heiler, dass er innerlich selbst überrascht war, als dieser auch noch mit Heftigkeit hervorbrach: "Nun macht. Wenn ihr uns behindern wollt. Landet ihr in der Grube!" Die Miene des Nord blieb steinern. "Ihr werdet mir die Fesseln abnehmen müssen, denn ohne Magie kann ich das Instrument nicht bedienen": stellte der Gefangene klar. Tirian schnaufte. "Das könnte euch so passen": antwortete der Dunmer. "Dann bleibt die Zelle zu": entgegnete er ungerührt. Tirian zog die Augenbrauen zusammen. Er schaute Dreveni an, die das sichtlich für keine gute Idee hielt dann wieder die Arme des Mannes, die dieser erhoben hatte und hinter den Obsidianreifen die Sklavenfesseln saßen.
"Die Fesseln unterdrücken Magie. Ihr könnt sie aber dennoch wirken": fiel dem Heiler ein. Eine Augenbraue des Nord zuckte. "Ihr wisst dann aber sicher auch, dass die Fesseln das mit Schmerzen und Verbrennungen goutieren": wies er ihn auf etwas hin, worüber sich Tirian aber völlig im Klaren war. Er zuckte mit den Schultern. Da der blinde Mann, das aber offenbar nicht wahrnahm, beeilte er sich ihm auch zu sagen, dass ihm das egal sei. Nicht das ihr Gefangener noch die Stille als Zweifel missdeutete. "Aber": versuchte er noch einen Einwand.
"Ich kann auch meine Blitze noch einmal über euren Körper tanzen lassen, wenn euch die magischen Verbrennungen der Fesseln ängstigen": schlug Tirian vor. Sich auf das verlassend, was ihm die innere Stimme, die an seinem Bewusstsein kratzte, eingab. Die Miene des Nord brach auf, er knirschte mit den Zähnen und wandte sich wieder dem Gitter zu. Wieder setzte er den Metallstift an und jetzt ging ein deutliches Knistern von den Sklavenfesseln aus, während sich der Nord mit zunehmend schmerzverzerrtem Gesicht auf das magische Objekt fokussierte. Ein leichtes Leuchten umfing das arkane Gerät und in die Wurzeln kam Bewegung. Langsam aber stetig glitten sie zur Seite und gaben letztlich die Zelle frei. Tirian ließ den Nord in Drevenis Obhut und trat heran, um die Gefangene einer Begutachtung zu unterziehen.
Tatsächlich war ihr Körper übersät mit Verletzungen aber vor allem kleiner Art. Man hatte ein Instrumentarium von Nadeln bis hin zu punktierter Magie ausprobiert. Verbrenneungen, Erfrierungen, Nekrose. Hier hatte jemand gezeigt, welches Talent er darin besaß anderen Leid durch Folter zuzufügen. "Befragung" war kaum ein geeigneter Ausdruck, um das hier zu beschreiben. Er fühlte sich an ein Theaterstück erinnert. Spielte das nicht auch in einem Telvanni-Herrenhaus? Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf auf etwas Heilmagie. Er bemerkte, wie ein Vibrieren durch die Zelle ging. Er schüttelte den Kopf und begann die Dunmer aus der Zelle zu ziehen. Alles an diesem Turm schien Magie zu spüren und darauf zu reagieren. Als hätte das Wurzelwerk ein eigenes Bewusstsein. Außerhalb der Zelle legte er die Frau die Hände auf die Stirn und versuchte ihre Sinne und ihren Geist mit etwas heilender Magie zu beleben, nachdem er schwerere Verwundungen an den Gelenken behandelt hatte.
"Überwiegend der Schock und die Erschöpfung. Die anderen Verletzungen sind minderschwer": stellte er fest. Kurz darauf tat die Frau die Augen auf, reagierte zunächst einigermaßen panisch als zu Sinnen kam, insbesondere als sie Aurek registrierte, ließ sich aber vom Heiler ganz leicht zu Boden drücken. Ihr fehlte es tatsächlich an Kraft sich wirklich zur Wehr zu setzen. Der Heiler erklärte die Situation, was das Verhalten der Dunmer beruhigte, allerdings auch wenn Tirian ihr dazu Gelegenheit gab, sprach sie kein Wort. Ein Nicken hin und wieder war die einzige Reaktion, die er bekam. Allerdings schien sie damit einverstanden sie zu begleiten, da es offensichtlich war, dass sie auch aus dem Turm wollte. Allerdings hätte Tirian durchaus interessiert, was für eine Art politische Gefangene sie war und welches Interesse der Herr des Turmes an ihr hatte.
"Wir könnten längst wieder draußen sein, wenn ihr euch nicht ständig mit solchen Dingen aufhalten würdet": wies ihn Dreveni zurecht, mit einem missmutigen Seitenblick auf ihre neue Begleitung. Es war offensichtlich, dass sie die schwächelnde Gefangene, die sich zwar auf den Beinen halten konnte, aber durchweg den Eindruck eines verschreckten Kaninchens machte, für eine Belastung hielt. Zumal da ja auch noch der Wärter war. Tirian musste selbst zugeben, dass diese Infiltrationsmission letztlich schnell ganz andere Züge angenommen hatte, denn schließlich schlichen sie jetzt nicht mehr zu zweit durch den Turm sondern, wenn sie ihr Ziel erreichten wären sie zu fünft. Der Heiler überlegte, ob sie den Nord einfach am Boden des Kerkers einsperren konnten, aber es hätte sicher auch gewisse Vorteile ihn auf dem Weg nach draußen mitzunehemn, um etwaige Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Sie setzen ihren Weg zur untersten Ebene fort. Die nächste Ebene an der sie vorbeikamen war vollauf belegt mit Daedra. Einige schienen frisch gefangen und warfen sich geifernd gegen die Gitter. Die Kristalle über den Zellen glühten ständig. Die Wesen aus dem Reich des Vergessens wurden bis auf den letzten Rest ihrer Energie ausgesaugt. In den hinteren Zellen, die nahe der nächsten Rampe waren, fanden sich Exemplare, die offenbar schon länger hier einsaßen. Das boshafte Funkeln in ihren Augen war nicht gebrochen, als Tirian in die Zellen spähte, aber ihre Körper auf eine Weise ausgemergelt und kraftlos, verbogen hingestreckt, wie sie der Heiler vor allem bei einem Dämonen noch nie gesehen hatte. er kannte Daedra als Kreaturen von unbändiger Kraft und übermenschlicher Vitalität, selbst bei kleineren Exemplaren wie Skampen und das hier war das völlige Gegenteil. Ein Daedroth mit dem Unterkörper einer Spinne lag hingestreckt in der letzten Zelle, bevor es weiter nach unten ging es machte den Eindruck als könne man die Beine wie trockenes Stroh einfach durchbrechen oder als würden sie fast von selbst vom Körper abfallen.
Eine weitere Drehnung nach unten, durchschritten sie noch einmal eine solche Ebene. Der Nord erklärte, dass die drei unteren Ebenen nur noch Daedra in wachsender Stärke beheimaten würden und allein dazu dienten um den Turm zu nähren. Das wurde noch einmal deutlich, da sie auf dieser vorletzten Ebene in den wenigen Zellen vor allem Atronachen in unterschiedlichen Stadien der Atrophie antrafen. Während die Feuerelementare schon dabei waren zu verlöschen, strotzten gerade die Sturm-Atronache noch voller Kraft. "Ihr werdet hier nicht finden, wonach ihr sucht, dass ist doch Irrsinn": mischte sich der Nord erneut ein, als die den Weg zum Grund beschreiten wollten. Direkt auf Höhe der Lava lagen dort die letzten Zellen und Tirian konnte sich jenseits vom Reich des Vergessens selbst kein schlimmeres Gefängnis vorstellen. Er ignorierte den Nord. Er konnte sich den Zweifel nicht leisten. Es konnte nicht sein, dass sie den ganzen Weg umsonst gekommen waren. Tarrior musste hier sein, er musste am Leben sein. Nur allzu deutlich konnte er zusammen mit dem wieder stärker werdenden Pochen in seinem Kopf spüren, dass sie dem Ziel so unglaublich nahe waren. Ja, er musste einfach hier sein.
Tirian begann die Treppe schneller hinunter zu gehen, konnte gar nicht schnell genug in die Grube hinab gelangen und als er seinen Fuß auf das hitzige, dunkle Vulkangestein setzte, von dem schweflige Dämpfe aufstiegen und sein Blick auf eine Reihe weniger Zellen gegenüber des heißen Rots des nahen Lavaschlundes warf, war es als würde er von einer von ihnen magisch angezogen. Wie besinnungslos begann er loszuhetzen, die anderen Zellen und ihre Insassen ignorierend, auch als sich ein Ogrim mit aller Gewalt gegen eines der Gitter warf, die aber mit eiserner Gewalt den Massen des gewaltigen Daedroth standhielten. Er als er knapp vor dem Gitter war verlangsamten sich seine Schritte. Ein wildes Rauschen klang in seinen Ohren als er sich mit langsamen Schritten der Zelle näherte und zwischen den Wurzeln in das Innere spähte. Im fahlen Licht des Kristalls an der Decke erkannte er die dort sitzende, zusammengekümmerte Gestalt. Langes, wildgewordenes, rotes Haar ein groß gewachsener, noch hagerer Körper auch die Nase war unverkennbar. "Tarrior": flüsterte der Heiler, der sein Ziel endlich erreicht hatte. Die Gestalt schaute auf. Sein Blick war nicht gebrochen. Neben Überraschung spiegelte sich in den noch tiefer eingegrabenen stechend-roten Augen vor allem eines: Entschlossenheit.
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