Dreveni stimmte Tirians Plan zu, auch war es wohl wirklich am wenigsten auffällig wenn sie sich trennten, statt immer zusammenzukleben.
Die Assassine ging, ohne sich noch einmal nach Tirian umzusehen auf zu der Schmiede. Den Guar hatte sie in seiner Obhut gelassen, vor dem Alchemiegeschäft war mehr Platz.
Wir sollten uns dringend nach einem Stall umsehen, schoss ihr durch den Kopf, als sie die Tür zur Schmiede aufstieß. Sie wurde von Dämmerlicht empfangen, und sie brauchte ein paar Augenblicke um sich daran zu gewöhnen. Dann konnte sie die Umrisse einer großen, massiven Verkaufstheke sehen, außerdem einige ausgestellte Waffen. Ob es Nordwaffen waren, konnte sie in dem Zwielicht, das nur von dem Schein glühender Kohlebecken erhellt wurde, noch nicht erkennen.
"Kann ich euch behilflich sein?", wurde sie auf einmal angesprochen. Sie stand immer noch nur ein paar Schritte von der Tür entfernt, und drehte den Kopf jetzt zu der Theke, von woher die Stimme gekommen war. Sie klang jung und als wäre der Besitzer mitten im Stimmbruch.
Man brauchte keine sonderlich gute Menschenkenntnis - oder vermutlich eher Nordkenntnis, auch wenn das hier schwer zu sagen war - um zu merken, dass das nicht Vingald war. Höchstens noch sein Sohn oder Geselle. Eher Sohn, korrigierte sie sich in Gedanken, denn inzwischen hatten sich ihre Augen an das Dunkel gewöhnt und sie sah, dass das Bürschchen wohl nicht einmal einen Hammer heben konnte.
Dreveni trat zu dem Tresen, baute sich davor auf und strich wie zufällig den Mantel zurück, so dass er freien Blick auf den daedrischen Dolch und ihr gläsernes Langschwert hatte. Sie musterte ihn von oben herab und wie gewünscht schien er entsprechend eingeschüchtert zu sein, als er die nicht gerade billige Ausrüstung zu Gesicht bekam.
"Ich habe einen Auftrag zu vergeben.", sagte sie, und schon zog der Junge ein dickes Buch unter der Theke hervor.
"Aber nur an Vingald persönlich. Der arbeitet doch noch hier, oder?"
"Ja, aber..."
Dreveni sah ihn nur an, eine Augenbraue in die Höhe gezogen. Immerhin war nun auch geklärt, dass das tatsächlich Vingalds Schmiede war.
Der Junge schwieg und man konnte förmlich sehen, wie es in seinem Gehirn arbeitete. "Aber..."
"Nun hol ihn schon, oder soll ich den ganzen Tag hier stehen?"
Der Bursche sah noch ein paar Mal zwischen Dreveni und einer Treppe die im hinteren Teil des Verkaufsraumes lag, hin und her, bis er schließlich wortlos und mit hängendem Kopf nach oben verschwand. Kurz darauf war lautes Schimpfen zu hören, offenbar hatte der Meister nicht gestört werden wollen. Dreveni war das eins, das musste dieser schon mit seinem Lehrling, Sohn oder was auch immer ausmachen.
Schließlich kam ein ältlicher Nord die Treppe hinunter gestampft. Das Gesicht wurde von einem unglaublich dichten, grauen Bart bedeckt, bei seinem Haupthaar hatte er allerdings weniger Glück gehabt - davon war schlicht nichts mehr vorhanden. Er war groß und seiner Statur sah man die lange Arbeit als Schmied an. Leicht ungehalten trat er schließlich vor die Dunmer und knurrte: "Was kann ich für euch tun?"
"Vingald?"
"In höchsteigener Person."
Statt einer Antwort zog sie den Siegelring aus einem kleinen Beutel an ihrem Gürtel und hielt diesen dem Schmied hin. "Schöne Goldschmiedearbeit, nicht?"
Vingalds Augen wurden erst groß, dann zogen sie sich zu schmalen Schlitzen zusammen, als er die Assassine wieder ansah.
"Mein Begleiter und ich würden uns gerne mit euch unterhalten."
"Kommt heute Abend, wenn es dunkel ist. Die Schmiede hat einen Hintereingang. Aber seid vorsichtig.", sagte er schließlich langsam. "Das dürfte euch aber nicht weiter schwer fallen, habe ich recht?"
Dreveni erwiderte nichts, sondern löste nur das Stilett vom Arm und legte es dem Schmied auf den Tisch. "Könntet ihr das bitte schleifen bis dahin? Besonders die Spitze..." Sie erinnerte sich noch zu genau, wie es Tirian in den Boden gestoßen hatte. In Erdboden. Mit Steinen.
Nachdem sie sich verabschiedet hatten, begab sich die Dunmer in die Taverne um dort auf Tirian zu warten.