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Drachentöter
Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer
[Dreveni]
Während Dreveni schlief, vermischten sich in ihren Träumen das Gesicht des Dunmers aus der Festung mit dem des Assassinen der Morag Tong und mit dem Feryns. Schließlich schälte sich aus dieser Mischung das Gesicht des Heilers, das im Gegensatz zu der sonstigen Gutmütigkeit etwas verschlagenes hatte, was ihm gleichzeitig einen gewissen fiesen Charme verlieh. Sie hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass sie ihm etwas sagen mußte, wußte aber weder was, noch wem von diesen dreien. Schließlich ließ sie ein entferntes Geräusch aus dem ohnehin nur leichten Schlaf aufschrecken. Noch unfähig, das Geräusch richtig einordnen zu können, setzte sie sich mit einem Ruck auf und sah sich nach Tirian um.
[Tirian]
Der Heiler bemerkte die Bewegung am Rande seines Sichtfeldes. Er wandte sich halb zur erwachten Dreveni um und hielt den Finger vor die Lippen, um ihr zu bedeuten, ruhig zu sein. Dann deutete er in die Ferne. Lichtblitze zuckten dort. Knalle von feurigen Explosionen hallten über die Ebene. Es gab dort einen Kampf. Tirian hatte das Entstehen des Gefechts bereits beobachtet. Da es sich nur in einiger Entfernung abspielte und sie nicht in konkreternGefahr und auch nicht in der Gefahr entdeckt zu werden waren, wollte er die Dunmer nickt wecken. Sie hatte den Tag viel mitgemacht, auch seinetwegen uns sollte sich ausruhen. "Ich glaube es sind Ilucarias Leute. Sie suchen uns wohl. Allem Anschein aber nach sind sie auf Daedra gestoßen. Es ist noch etwas Zeit bis zum Morgengrauen. Tirian musste in diesem Moment gähnen. Er wollte es nicht aussprechen, aber er wäre froh, wenn Dreveni für die restliche Nacht die Wache übernehmen würde, damit er sich auch noch etwas ausruhen konnte. So aber schaute er sie nur noch einen Moment länger an und richtete seine Augen wieder auf das Gefecht in der Ferne.
[Dreveni]
Als sie endlich Tirian erblickte, war ihr auch aufgefallen, dass es immer noch dunkel war. Sie folgte seinem Fingerzeig mit den Augen, und sah nun ebenfalls was dort in der Ebene los war. "Verdammtes kleines Miststück. Begegne du mir nur alleine...", murmelte sie noch leicht schlaftrunken. Dann sah sie in das müde Gesicht des Heilers, das Gähnen hätte es zur verdeutlichung gar nicht mehr bedurft.
"Jetzt wo ich wach bin, könnt ihr den Rest der Nacht schlafen, wenn ihr wollt.", sagte sie nun schon etwas deutlicher, wenn auch immer noch leise, während sie sein Gesicht studierte. In dem aufblitzenden Lichtschein des Gefechts war eine gewisse Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen. Ähnlichkeit mit wem? Andererseits konnte das auch einfach der Tatsache geschuldet sein, dass sie noch nicht richtig wach war, und so wandte sie den Blick schnell wieder ab, bevor Tirian merkte, wie sie ihn anstarrte.
[Tirian]
Der Heiler war der Dunmer sehr dankbar. Er fühlte sich ausgesprochen müde. Angestrengt in die Dunkelheit zu starren und sonst nichts zu tun, zehrten doch mehr an Konzentration und Kräften als man gemeinhin vermuten würden. "Nach dieser Schlacht bei Tel Vos vor ein oder zwei Wochen treiben sich viele Daedra in den Ebenen umher. In der Nacht sind lautstarke Suchmannschaften ein gefundenes Fressen für diese Dämonen. Wenn Illucaria nicht aufpasst, schickt sie all ihre Männer in den Tod": meinte Tirian. "Wir brauchen uns so aber erstmal keine Sorgen zu machen". war er sich sicher. Die Daedra wären abgelenkt und die Söldner hätten genug damit zu tun sich ihnen erwehren. Allerdings glaubte er auch, dass die Altmer ihre Drohung wahrmachen und sie selbst unter enormen persönlichen Kosten hetzen würde, wenn es sein musste. Die Zeit die Weidenländer zu verlassen war lang gekommen, wenn nicht wegen Tarrior, dann hatten sie jetzt endgültig allen Grund dazu. Die Molag Amur selbst mochte ein gefährlicher Ort sein und Mora Uvirith geradezu die Höhle des Löwen, aber das war ein Ort, an den die Altmer ihnen nicht folgen würde.
Er fühlte sich jetzt schon schuldig, dass er Dreveni da mit hineingezogen hatte. Als würde es nicht reichen, dass sie den Hexenmeister der Telvanni gegen sich aufbringen würde, wenn sie seinen Vater aus dessen Kerker entführten, sondern jetzt war hinter ihnen auch noch eine blutrünstige Söldnerin her. Tirian hoffte darauf, dass der Einfluss Tarriors, wenn er denn erst einmal wieder ein Freiheit wäre, dafür sorgen würde, dass die Assassine in Sicherheit zum Festland zurückkehren konnte. "Weckt mich am morgen. Wir sollten früh aufbrechen. Beim Wachbleiben hilft es übrigens den wilden Dochtweizen hier zu kauen. Das steigert auch etwas die Konzentration": gab er ihr noch einen Rat und legte sich dann ein paar Schritte entfernt ins Gras und schlief schon sehr bald ein.
[Dreveni]
Dreveni hörte dem Heiler mit ausdruckslosem Gesicht zu. Illucaria machte ihr nicht soviele Sorgen, wie diese offenslichtlich Tirian machte. Immerhin waren sie jetzt aus der Festung heraus, und hier im offenen Land oder auch in eine der Städte würde sie schon eine gute Chance gegen die Söldnerin haben.
Dochtweizen., dachte sich Dreveni. So weit würde es noch kommen, dass sie auf irgendwelchem Grünzeug herumkaute, nur um wach zu bleiben. Mit einem Schaudern erinnerte sie sich an das Zeug, was ihr Tirian gegeben hatte, als sie die Gruppe Aschländer verteidigt hatten. Weit mehr Sorgen als einzuschlafen oder das Illucaria auftachte machte ihr momentan mehr die Rückkehr nach Cyrodiil, oder vielmehr dem, was danach kam. Was sollte sie Mordan bloß erzählen? Was wußte er überhaupt über das, was sie hier trieb? Mordan hatte seine Augen und Ohren überall, dachte sie schuldbewußt. Sie hatte sich schon wieder weit über den professionellen Einsatz hinaus engagiert, wurde ihr bewußt als sie das friedliche Gesicht des schlafenden Heilers betrachtete.
Dumpf brütend starrte sie weiter in die Dunkelheit und wartete, dass es dämmern würde.
Nach einer Weile zeigte sich am Horizont der erste silberen Streifen Licht des neuen Tages, und während sie überlegte, ob sie Tirian schon wecken sollte, hörte sie das ein leises Gackern. Sie blieb ganz still sitzen, auch wenn es ilusorisch war zu glauben, dass ihr das helfen würde. Was immer dort herumlief, mußte sie schon bemerkt haben. Tatsächlich kam das Geräusch näher, und jetzt konnte sie es auch identifizieren.
Skampe.
Mit einem Satz war sie bei Tirian und schüttelte ihn heftig, während sie ihr Schwert zog. "Aufwachen, wir haben Gesellschaft!"
[Tirian]
Es gab deutlich angenehmere Wege um geweckt zu werden. Ein heftiges Schütteln gefolgt von einem nicht sehr freundlichen "Aufwachen, wir haben Gesellschaft" war nach dem viel zu kurzen Schlaf nicht gerade eine feine morgendliche Begrüßung. Der Heiler war dennoch hellwach. Er rechnete mit Illucarias Schergen, doch wurde er durch den Geruch und die tierischen Laute schnell eines besseren belehrt. "Daedra!": schoss es ihm durch den Kopf. Er schlug die Augen auf, sah noch wie Dreveni vor ihm kniete und ihn schüttelte, da erreichten sie auch schon ein paar Skampe von hinten. Er hob die Hand direkt an Dreveni vorbei und ließ einen Zauber los, der dem ersten Angreifer ins Gesicht schlug. Er hatte die Energie noch genau dosieren können und war nun überrascht, dass sich die Energie des Blitzes in sichtbaren Entladungen am Hinterkopf des widerwüchsigen Dämons wieder manifestiere, in dem sie sich in den Boden ableitete. Das Biest war tot, die Augen aufgeplatzt wie Mais bei zu großer Hitze. Die kurze Zeit nutzten er und die Assassine um wieder auf die Beine zu kommen und nun ihre Waffen gegen die Feinde in Stellung zu bringen.
Ein schneller Blick und der Heiler konnte die Zahl ihrer Gegner auf drei Weitere einschätzen. Zum Glück war es nur eine kleine Gruppe. In stillem Einverständnis teilten sich die beiden nach links und nach rechts auf und nahmen sich jeder eine der stinkenden Kreaturen vor. Der Schlaf war zwar kurz, da aber ohne Träume, ausreichend erholsam gewesen. In den Augen seines Gegenübers flackerte zwar eine gewisse boshafte Intelligenz, aber die vermochte ihm nicht mehr zu helfen, als das Geschöpf Oblivions auf einen Ausfallschritt und einen angetäuschten Hieb von schräg links unten reagierte. Der Schlag war kaum mit Ernst zu nehmendem Schwung geführt, sodass er die Waffe kaum mit Mühe in der Luft abbremsen und stattdessen von schräg rechts oben herabsausen lassen konnte, um sie dem Vieh direkt in den Schädel zu treiben. Tödlich getroffen sank es zu Boden. Tirian wandte sich im gleichen Moment seiner Gefährtin zu, die ihrerseits ihren Skamp erledigt hatte, aber nun von dem Dritten bedrängt wurde. Er zögerte nicht lange. Es wurde Zeit das Biest selbst von zwei Seiten anzugehen.
[Dreveni]
Die Skampe waren heran, kaum hatte Tirian die Augen aufgeschlagen. Dreveni schloss gleich darauf die ihren geblendet, als ein greller Blitz an ihr vorbeifuhr und direkt einen der stinkenden Kreaturen außer Gefecht setzte. Tirian, du hast wirklich deinen Beruf verfehlt., dachte sich die Assassine anerkennend, als sie mit Schwung wieder auf die Beine kam und mit einem schnellen Hieb nach dem nächsten Skamp schlug. Die Klinge streifte das Monster nur, das mit einem empörten Quieken zur Seite sprang, nur um gleich darauf erneut anzugreifen. Tirian war derweil ebenfalls beschäftigt, wo sich er dritte und letzte Skamp aufhielt, konnte sie bedauerlicherweise gerade nicht sehen. Nun gut, wenn er von hinten kommt, werde ich es schon merken., dachte sie grimmig.
Als der Skamp auf sie zuwankte, hielt sie das Schwert mit dem Griff seitlich neben ihrem Körper, und stieß nun die Klinge blitzschnell nach vorn, den Schwung des Monsters ausnutzend und durchbohrte es so. Röchelnd fiel er zu Boden, als sie das Schwert wieder aus seinem Leib gezogen hatte, und einer bösen Ahnung folgend, drehte sie sich um. Keine Sekunde zu spät, denn gerade streifte sie die Klaue des letzten verbleibenden Skamps an der Schulter, die vor nicht allzu langer Zeit Bekanntschaft mit den Schockzaubern des Heilers gemacht hatte. Reichlich ungezielt hieb sie mit dem Schwert nach ihm, und anstatt auszuweichen, griff das dumme Vieh mitten in die scharfe Klinge und hielt sie fest. Dass dabei Blut aus seinen Klauen lief als Dreveni an der Waffe ruckte, schien ihn nicht zu kümmern. "Lass los du dummes Mistvieh.", keuchte sie und trat der Kreatur mit Schwung in den Bauch. Als auch das nichts half, löste sie die linke Hand von dem Schwertgriff und schleuderte einen Schockzauber auf den Skamp, was ihn immerhin dazu überredete, endlich die Klinge loszulassen, ihn aber nicht getötet hatte.
[Tirian]
Der Heiler erkannte, dass der Skamp nur Augen für die Assassine hatte. Eine perfekte Gelegenheit, um das Biest möglichst ohne Anstrengung zu erledigen. Er packte das Schwert fest an, ging leicht geduckt zu den Kämpfenden hinüber und holte aus, als er nah genug war. Er zielte auf die Kniekehlen des Dämons und mit einem kräftigen Hieb ließ er die Klinge direkt durch Fleisch und Muskeln fahren. Der Daedra klappte mit einem Kreischen zusammen. Der Schrei erstarb als Dreveni schließlich ausholte und mit ihrer Schneide durch die Gurgel ihres Gegners fuhr. Tirian atmete durch und steckte das Schwert weg. Sein Blick glitt Richtung Himmel. Die Dämmerung hatte eingesetzt. Es wurde Zeit aufzubrechen und die Weidenländer endgültig hinter sich zu lassen. "Seid ihr verletzt?": fragte er. Später würden sie keine Zeit haben, die Wunden zu versorgen. Er wollte am besten ohne weitere Pausen bis zwischen die Felsklippen kommen. "Wir sollten machen, dass wir von hier verschwinden. Vielleicht sind noch mehr Daedra in der Nähe und Illucarias Männer könnten noch in der Gegend sein. Wir müssen nach Süden zum Pass und halten uns dann Richtung Osten hin zum Meer. Wir sollten von der Amur kaum mehr weit entfernt sein": meinte Tirian und suchte ihre Sachen beisammen. Er entdeckte im Gras liegend die Reste der Statuette. Sie war aus rotem und schwarzem Gestein gemacht. Etwas das er so am vergangenen Abend ohne Licht nicht hatte feststellen können. Dennoch kam ihm weder die Form noch die Verarbeitung irgendwie bekannt vor. Er hob sie hoch, dachte noch einmal darüber nach, ob er so etwas schon einmal zuvor gesehen hatte und zuckte dann mit den Schultern. Er holte weit aus und warf das Ding weg. Was auch immer es war, es kümmerte ihn nicht länger.
[Dreveni]
Dreveni befühlte die Schulter, die der Skamp gestreift hatte. Es tat nicht sonderlich weh, und an ihren Fingern war darüber hinaus kein Blut. "Nein, nicht verletzt, nur eine Schramme.", antwortete sie und suchte ebenfalls ihre Sachen zusammen, während sie Tirian weiter zuhörte. Gleichgültig beobachtete sie, wie der Heiler die augenlose Steinfigur in hohem Bogen weg warf, dann lud sie ihre Sachen auf den Skamp und sagte: "Lasst uns aufbrechen."
Ohne noch einen Blick zurück zur Festung zu werfen, setzten die beiden ihren Weg fort.
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