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Drachentöter
Weidenländer, Falensarano
Dreveni war gerade auf dem Weg in die untere Etage der Festung, da sie - genau wie Tirian - zu dem Schluss gekommen war, dass man dort am besten Leute gefangen setzen konnte, die man verbergen wollte, gerade wenn immer wieder Händler und andere Reisende hier einkehrten, als ihr der Dunmer über den Weg lief, mit dem sie vorhin das Bett geteilt hatte.
Eigentlich wollte sie gerade weitergehen, nachdem sie sich beide einen kurzen Blick zugeworfen hatten, aber nachdem der Gang gerade bis auf sie beide ziemlich leer zu sein schien, überlegte sie es sich doch anders.
"Wisst ihr, wo Ilucaria meine Sachen hingebracht hat?"
Anstatt ihr zu antworten, wandte er sich jedoch ab und wollte schon weitergehen.
"Typisch.", murmelte Dreveni, der es inzwischen wirklich reichte mit diesem Pack hier. "Es wundert mich überhaupt nicht, dass sich Ilucaria hier so aufführen kann, wenn ihr sogar buckelt wenn sie weit und breit nicht zu sehen ist."
Das schien zu wirken, denn er hielt inne und drehte sich um. Allerdings bedachte er sie mit einem Blick, bei dem wohl nicht wenige auf der Stelle tot umgefallen währen. Doch Dreveni wäre nicht Dreveni, würde sie sich durch so etwas aus der Ruhe bringen oder auch nur Beeindrucken lassen. So starrten sie sich ein paar Augenblicke gegenseitig an, bis er ihr schließlich antwortete: "Ihr wart auf dem richtigen Weg, den Gang runter und noch drei Türen, wenn sie dort nicht sind, weiß ich es nicht." Danach wandte er sich zum gehen ohne noch einmal zurück zu schauen, auch nicht als sie ihm noch leise sagte: "Kommt mit. Wenn ihr jemals flüchten wolltet, dann wäre jetzt die Gelegenheit."
Es war nicht so, dass sie unbedingt wollte, dass genau er mitkam, denn nur weil sie mit ihm geschlafen hatte, hieß es nicht dass sie den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen wollte, aber momentan wäre jede Hilfe willkommen.
Schließlich setzte sie ebenfalls ihren Weg fort, bis sie vor der dritten Tür stand. Natürlich war sie verschlossen, was ihr ein Griff zur Klinke verriet. Sie sah sich kurz um, konnte aber immer noch niemanden sehen, dann konzentrierte sie sich und legte ihre Hand auf das Schloss. Es leuchtete kurz auf unter ihrer Handfläche, dann hörte sie das leise Klicken, mit dem sich das Schloss entriegelte. Kurz kam ihr in den Sinn, was ihr Tirian über Fallen hier erzählt hatte, aber darauf konnte sie jetzt keine Rücksicht nehmen, auch wenn Ilucaria tatsächlich verrückt genug war, die Türen hier derart abzusichern. Von Vertrauen schien diese noch wesentlich weniger zu halten als Dreveni selbst, und das wollte etwas heißen.
Jedoch geschah nichts, als sie die Tür öffnete, und dahinter in einer kleinen Abstellkammer fand sie tatsächlich ihre Sachen. Sie überlegte kurz, ob sie sie noch hier lassen sollte, entschied sich dann aber dagegen. würde sie den Heiler finden - was voraussetzte dass er tatsächlich gefangen gehalten wurde und nicht verschwunden war - und sie ihn befreien, würden sie wohl eher schneller als langsamer fliehen müssen, und dann noch einmal hier her zurückkehren zu müssen wollte sie nicht riskieren.
Sie packte die Sachen so gut es ging zusammen, schlang sich den Schwertgürtel um die Hüfte und hängte den Köcher auf den Rücken. Es würde schon gehen das alles zu tragen, den Rest nahm sie so, dass sie es im Falle eines Kampfes schnell fallen lassen konnte.
Als sie alles hatte, ging sie wieder den Gang zurück, bis sie an der Treppe nach unten stand. Kaum hatte sie den Fuß auf der ersten Stufe, erstarrte sie. von unten erschall ein Schrei, der kaum noch etwas menschliches an sich hatte. Er ging ihr durch Mark und Knochen und konnte einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Sie brauchte ein paar Augenblicke um sich wieder zu fassen, allerdings gelang ihr das noch bevor der Schrei verklungen war. Was tat dieses Weib hier unten? Betrieb sie dort ihre private Folterkammer? Aber auch die Söldnerin war nicht so dämlich, Leute derart hier zu foltern dass man die Schreie durch halb Falensarano hörten konnte. sie rannte die Treppe nach unten, vorsichtig musste sie jetzt wirklich nicht mehr sein, andere mussten ebenfalls diesen infernalischen Lärm gehört haben, und so würde es hier vermutlich bald vor Söldnern wimmeln.
Unten angekommen, sah sie nur eine Reihe geschlossener Türen rechts und links des Ganges. Sie hielt sich immer noch nicht mit übermäßiger Vorsicht auf, und so drückte sie einfach nacheinander die Klinken herunter, bis sie eine Tür fand, die sich öffnen ließ. Das innere der Kammer dahinter war von Kerzenlicht erhellt, und es schien eine Art Schatzkammer zu sein. Für die ganzen Schätze hier hatte die Dunmer aber keinen Blick, denn da sah sie schon Tirian mitten im Raum stehen, im Gesicht das nackte Entsetzen und vor Panik geweiteten Augen, die doch nichts zu sehen schienen.
Sie hielt sich auch nicht lange mit der Frage auf, warum zum Henker in die Altmer hier eingesperrt hatte - auch über die Tatsache dass die Tür gar nicht verschlossen war, dachte sie gerade nicht nach - genauso wenig versuchte sie zu ergründen, was sie mit ihm gemacht hatte. Statt dessen ließ sie ihre Tasche fallen als sie den Heiler erreicht hatte, legte beide Hände auf seine Schultern und schüttelte ihn kräftig. "Tirian, reißt euch zusammen, wir müssen hier raus!"
Der Heiler reagierte allerdings nicht, sondern starrte an ihr vorbei ins Leere, immerhin schrie er inzwischen nicht mehr so grausam. Sie unternahm noch einen letzten Versuch ihn wieder zur Besinnung zu bringen, und gab ihm eine kräftige Ohrfeige, was ebenfalls leider nicht den gewünschten Effekt brachte.
"Scheiße.", fluchte sie halblaut, raffte ihre Sachen zusammen, packte Tirian am Handgelenk und zog ihn hinter sich her aus der Kammer heraus. Immerhin ging er widerstandslos mit, ihre Freude darüber währte aber nur so lange, bis sie Schritte oben an der Treppe hören konnte, zweifellos hatten die Söldner und vermutlich sogar Ilucaria den Lärm ebenfalls gehört und kamen nun nachsehen.
Hektisch sah sich Dreveni um, aber es gab keine Möglichkeit zur Flucht. Sich in einer der Kammern zu verbarrikadieren würde ihr unweigerliches Ende nur herauszögern, sie war hoffnungslos unterlegen, selbst wenn Tirian nicht dermaßen kampfunfähig gewesen wäre. Ein kurzer Blick zu dem Heiler überzeugte sie davon, dass sich sein Zustand immer noch nicht geändert hatte.
Kurz schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, ihn einfach stehen zu lassen, aber auch alleine und mit einem Unsichtbarkeitszauber stiegen ihre Chancen kaum. Zwar würde sie aus Falensarano entkommen zu können, aber dann? Ohne Guar, ohne Orientierung?
Die Schritte auf der Treppe kamen unweigerlich näher, und sie wandte sich um, da ihr die Idee sich zu verbarrikadieren gerade doch nicht so schlecht erschien - vielleicht würde ihr ja so noch etwas einfallen - da erscholl von oben ein infernalisches Gebrüll. Allerdings nicht so panikerfüllt wie Tirian eben noch geschrien hatte, es hatte mehr von Kriegsgeschrei.
Was bei den Höllen Oblivions...?
Die Schritte verstummten kurz, dann wurden oben ein paar herrische Befehle gebrüllt, wobei Dreveni meinte, Ilucarias Stimme zu erkennen, dann entfernten sich die Schritte wieder. Lediglich zwei der Söldner erschienen unten an der Treppe, da hatte die Dunmer aber schon Tirian wieder in die Schatzkammer geschubst, ihre Sachen fallen gelassen und schleuderte dem ersten einen Schockzauber entgegen, noch bevor dieser wusste, wen er vor sich hatte. Als dieser sich noch am Boden wälzte holte sie mit dem Schwert aus und stach ihm damit durch die Kehle. Mit Schwung zog sie es zurück und holte gerade nach dem anderen aus, als dieser seinen Schreck überwunden hatte und ihren Hieb parierte. Er legte etwas zu viel Schwung in die Abwehr, so dass Dreveni mit dem Knauf des Schwertes nachsetzen konnte und ihm das Nasenbein zertrümmerte. Als er vor Schmerz aufheulte und sich hektisch die Tränen aus den Augen blinzelte, hatte sie schon zu einem weiteren Hieb gegen seinen Hals ausgeholt. Blut spritze und auch der zweite Gegner ging zu Boden. Schwer atmend hielt sie einen Moment inne und versuchte, die inzwischen komplett geänderte Situation zu überblicken. Von oben ertönte eindeutig Kampfeslärm - Schwertklirren, Schmerzensschreie und dazwischen immer wieder die jetzt schrille und laute Stimme Ilucarias. Wurde die Festung angegriffen? Nun ja, ihr sollte es recht sein, wenn sie es geschickt anstellte und der Heiler keine Zicken machte, konnten sie es in dem Tumult eventuell aus der Festung schaffen. Erfahrungsgemäß hatten alle Kämpfenden einen leichten Tunnelblick, und solange man sich selbst nicht einmischte, hatte man gute Chancen, durchzukommen. Man musste sich nur in Acht nehmen, um nicht versehentlich einen Klinge in die Seite zu bekommen.
Dreveni ging noch einmal zurück in die Schatzkammer, in der Tirian immer noch stand, mit der Hand eine kleine Statue umklammert. Gut, sollte er sie mitnehmen, ihr war es momentan reichlich egal, das Ding wirkte nun wirklich nicht schwer und sollte sie nicht behindern. Hatte er die kleine Figur vorhin schon in den Händen gehalten? Sie hätte es nicht sagen können, hatte sie doch auf andere Dinge geachtet.
"Kommt.", sprach sie ihn noch einmal an, woraufhin er wieder nicht reagierte, und zog ihn wieder am Handgelenk hinter sich her, sammelte im Gang wieder ihre Sachen auf, und stieg vorsichtig über die Leichen. Der Heiler wäre fast darüber gestolpert, aber ansonsten schien sein Gang halbwegs sicher zu sein.
Vorsichtig bewegte sie sich die Treppe nach oben, und es war wie sie gedacht hatte, niemand interessierte sich wirklich für sie. Es standen noch ein paar verlorene Gestalten an die Wände gedrückt herum, offenbar Reisende, die genauso wenig Lust hatten, zwischen die Fronten zu geraten, wie Dreveni. Auch Ilucaria war nicht zu sehen, dafür aber immer noch gelegentlich zu hören. Schließlich erreichten sie das Plateau, von dem aus man die Festung wieder verlassen konnte, und trat ins Freie. Hier oben war es noch lauter, auch wenn man jetzt sehen konnte, dass hier nur vereinzelte Kämpfe statt fanden. Dafür zischte haarscharf über ihrem Kopf ein Pfeil hinweg, der offenbar von der Ebene unten abgeschossen worden war. Dreveni duckte sich an die Wand der oberen zwei Stockwerke, wobei sie Tirian mit sich unsanft auf die Knie zog. Dort verharrte sie kurz, um sich zu orientieren. Außerdem warf sie dem Heiler einen Blick zu, auch wenn sie wenig Hoffnung hatte, dass er wieder zur Besinnung gekommen war.
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