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Thema: Die Erben der Häuser

Hybrid-Darstellung

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  1. #1

    Weidenländer, Falensarano

    Tirian hörte nur noch kurz ein Geräusch an der Tür, ansonsten war er auch schon weg. „Eine Mörderin! Wie konnte ich nur auf diese Idee kommen“: fragte er sich immer wieder und wies sich selbst im nächsten Moment zurecht. Er wusste nur zu gut, dass das zu einfach wäre. Es wäre so einfach, wie Lyviani sich vielleicht wünschte, dass sie wäre. Das war sie aber nicht und er konnte das spüren. Er wünschte sich selbst, dass es einfach wäre. Jetzt noch mehr als zuvor. Das sie wieder nur die angeheuerte Söldnerin für ihn wäre. Davor hatte er sie nicht einfach benutzen können, das lag nicht in seiner Natur. Und jetzt? Noch weniger. Der Heiler schüttelte den Kopf. „Was soll das nur werden? Wir sind so verschieden“: überlegte er und sah die Chancen schwinden Tarrior tatsächlich aus Tel Uvirith zu befreien. Sie konnten wenn es drauf ankam zusammenarbeiten, aber in ihren Methoden und ihrem Handeln unterschieden sie sich grundlegend, weshalb Tirian große Zweifel hatte, ob dieser Zweckbund halten würde. Ihn beschäftigte dabei auch, wie sehr er ihr überhaupt vertrauen konnte. „Was weis ich schon über sie“: ging es ihm durch den Kopf. Er wusste genug, um zu sagen, dass sie wenige Skrupel kannte und bereit war für Geld zu töten ohne Fragen zu stellen. Wenn Meradanz ihr nun Geld für ihren Verrat anbot? Würde sie das ausschlagen? Oder würde sie ihn und Tarrior hintergehen? Er konnte es nicht wissen. Die Zweifel hatten sich jetzt innerhalb der letzten Stunden verstärkt. „Du konntest ihr schon zuvor nicht vertrauen“: erinnerte er sich selbst und doch war diese Drohung am Esstisch doch eine andere Qualität. Er schüttelte den Kopf. Er hatte Lyviani versprochen nicht weiter Feryn nachzusinnen, obwohl ihm das gerade als Schlüssel zu ihr erschien. Er würde sich an sein Wort halten. Wahrscheinlich war es auch besser für sie Beide, wenn er das Thema ruhen ließ. „Ich muss mit ihr noch einmal darüber sprechen“: entschied er. Feryn würde ihn nicht interessieren, aber er musste wissen, ob er sich auf die Assassinin verlassen konnte. Diese Gedanken und noch andere beschäftigten ihn, als er ein wenig durch die Festung streunte.

    Irgendwie war er auf der untersten Ebene angelangt. Tirian war jetzt wohl in dem Teil der Festung, der direkt über der Kanalisation lag. Eine Tür stand offen. Er ging heran und lugte hinein. Ein paar nackte Menschen und Elfen, die sich in Zubern oder sitzend neben einem Eimer abschruppten, deuteten auf den Waschraum der Festung hin. Offenbar verfügten nur wenige Quartiere über einen eigenen Zuber. Einige Türen weiter waren Sklaven damit beschäftigt Wäsche zu waschen und offenbar waren die kleinen Katen hier, die kaum größer waren als Besenkammern, wohl auch deren Unterkünfte. In einer großen Zelle im hinteren Teil der unteren Ebene saßen sogar noch mehr von ihnen ein. Tirian war angewidert. Das Haus Dres, aus dem er stammte, war auch eines der größten Häuser von Sklavenhaltern. Er war damit aufgewachsen, doch mussten ihre Sklaven nie unter solchen Bedingungen hausen. Er wandte sich abgestoßen ab. Plötzlich überfielen ihn Kopfschmerzen für einen Moment tauchten Bilder in seinem Kopf auf – zu schnell um sie richtig zuordnen oder erkennen zu können. Er musste sich an einer Wand abstützen. Dieser Keller der Festung kam ihm auf einmal furchtbar eng und stickig vor. „Ich muss hier raus“: war das Einzige was er dachte, als er sich zu der Treppe zurückbewegte, die er herunter gekommen waren. Wieder Schmerz, wieder Bilder. Er krümmte sich im Stehen. Musste sich wieder abstützen. Es war als bohrte irgendetwas in seinem Verstand. Kalter Schweiß lief ihm seinen ganzen Körper herunter. Ein Blick auf seine Hände verriet ihm, dass er inzwischen alle Farbe verloren hatte. „Was ist los? Mir ist so schwindlig“: keuchte er und schaffte es schließlich doch zur Treppe. Sie erschien ihm unendlich lang zu sein und seine Beine fühlten sich an, als bewegte er sich unter Wasser. Schließlich schaffte er es hoch. Das Gefühl wich langsam und doch rannte er nun, sah noch eine letzte Tür und stieß sie auf. Der sternenklare Nachthimmel über ihm mit einem Meer aus weißen Punkten und die frische Luft der Weidenländer begrüßten ihn. Er hielt einen Moment im Türrahmen inne und atmete hektisch tief ein und aus. Langsam beruhigte er sich. Es war offenbar spät geworden. Bis auf die allgegenwärtigen Wachposten war niemand mehr zu sehen. Offenbar hatten sich die meisten der hier oben in Zelten ausharrenden Leute bereits zu Bett begeben. Ihm war das nur Recht er wollte allein sein und wollte Ruhe haben, um noch etwas nachzudenken. Auch wollte er Lyviani Zeit geben, auch sich noch zu beruhigen. Er schlenderte ein wenig über das Plateau und genoss die Nacht.

    Tatsächlich beschäftigte ihn nicht nur die Frage nach der Zuverlässigkeit der Assassinin, sondern wenn er ehrlich war, fragte er sich, wie er persönlich zu ihr stand. Das Gefühl des Gemeinsamen war nach den letzten Kämpfen und Erlebnissen stark geworden. „Freundschaft mit einer Meuchelmörderin“: sagte er sich und lächelte dann schief in den Nachtwind hinein. „Kein Mensch, kein Mer ist nur gut und auch nicht nur schlecht“: sagte er sich wieder. Er wusste das Lyviani mehr war, als sie vorgab zu sein, als sie vielleicht sein wollte. Und er musste sich eingestehen, dass da mehr war, als nur ihre Geschäftsbeziehung. Gerade als er an die Enttäuschung denken musste, die ihn bei den Worten seiner Begleiterin überkommen hatte, wusste Tirian das es so war. Er konnte sich nicht selbst belügen. Er seufzte und setzte sich auf einen Haufen Säcke. Der körnige Inhalt mochte Weizen oder Salzreis sein. Sie waren weich. Er lehnte sich zurück und schaute in den Himmel. Seine Gedanken pendelten zwischen der Aussprache, die er unbedingt mit Lyviani führen musste, damit er wusste, woran er bei ihr war, und seinem Vater. Der Heiler hoffte inständig das Tarrior noch am Leben war. Er hatte das nie in Frage gestellt, hatte einen Tod nicht einmal in Betracht gezogen und doch war er sich nicht sicher, was das anging, denn schließlich gab es weder einen Anlass zu glauben, dass er noch am Leben war. Allerdings gab es auch keinen Grund dafür vom schlimmsten auszugehen. „Außer der besonderen Skrupellosigkeit des Telvanni“: wie sich der Heiler gedanklich selbst ergänzte. Er verdrängte dies schnell. Es konnte nicht sein, was nicht sein durfte. Er klammerte sich daran. Ein Moment der Leere trat in seinem Verstand ein, als er diese ganzen Probleme zur Seite schob. Über sich rückte der Nachthimmel mit seinen Myriaden von Sternen und den zwei Monden Masser und Secunda in den Fokus. Ganz von dem hypnotischen Anblick betäubt, wurden seine Augenlider schwerer und schwerer. Ruhe überkam ihn. Tirian schlief ein.

    Ein Gang. Ein dunkler Gang. Die Luft war kühl und schal wie in einer Gruft. Vorsichtig machte er einen Schritt in die Dunkelheit. Der Ton unter seinen Stiefeln war metallisch. Er beugte sich herab. Seine Hände glitten über einen kalten, eisernen Boden. Einzelne, metallene Platten. Als kleine, runde Erhebungen fühlte er die Nieten unter seinen Fingern, die die Platten im Boden verankerten. Ein Lufthauch fegte durch den Korridor, wirbelte Staub ihm herum auf. Die Luft wurde stickig, ekelhaft am Boden. Er erhob sich wieder. Sich blind voran tastend ging er weiter. Hielt sich an der Wand und benutzte ein metallenes Rohr, das dort entlanglief, um sich Halt zu verschaffen. Zeitlos, sich zur Ewigkeit hin dehnend irrte er so voran. Er wusste schon nicht mehr wo genau er hin wollte. Warum ging er durch diesen Gang? Er hatte keine Ahnung. Erst nach Ewigkeiten angestrengten Nachdenkens wurde ihm wieder bewusst, dass er eigentlich nach einem Ausgang suchte. Er suchte nach einem draußen, das aber genauso gut drinnen liegen konnte. Die Röhre machte eine Biegung. Er wollte sich von dieser Eisenrinne, die ihm Halt und Sicherheit im Dunkel vermittelte, nicht trennen. Das seelenlose, kühle Metall, die raue Oberfläche, die eingravierten Runen, all dies war ihm ein Anker in der Finsternis. Ein Zeichen, dass er noch da war und einen Körper hatte. Das er nicht einfach durch das große Nichts jenseits Nirns wandelte. Das Rohr war sein Freund und er folgte ihm. Irgendwo hin mochte es ihn doch führen. Er hoffte es inständig.

    Da war ein Geräusch! Ein Schaben und dann Schritte. Sie verklangen in der Entfernung. Umgehend blieb er stehen. Nein er hatte sich nicht verhört. Er kannte alle Geräusche seiner Umgebung. Er kannte das Geräusch seiner Schritte und das Schaben seiner Sohlen am Metall. Er kannte seinen Atem und die knarrenden Geräusche, die der Gang selbst ab und an von sich gab, als würde er sich strecken und seufzen. Das waren andere Schritte. Jemand hatte sich herumgedreht und war weggegangen. Er folgte dem Geräusch nun schneller und versuchte es einzuholen, wieder kam er an eine Biegung. Eine Kreuzung, wie er dann feststellte. Die Geräusche bewegten sich rechts von ihm. Er musste sein Rohr loslassen. Er tat es schweren Herzens, aber es war besser als noch eine halbe Ewigkeit durch die Dunkelheit zu irren. Zitternd verließ er seinen Halt und wandte sich nach Rechts. Hier war keine Röhre mehr sondern nur noch der kalte, leblose Gang. Nun lief er schneller. Immer den Geräuschen in der Entfernung nach, bis sie irgendwann verstummten und er in absoluter Finsternis verloren war. Hektisch sah er sich um. Suchte nach einem Anhaltspunkt und doch verlor sich alles, was nicht direkt in seiner Nähe war in völliger Schwärze. Dann hörte er wieder etwas. Nur ein kleiner Schritt. Er wandte sich nach links. Und dann plötzlich wurde es hell. Ein grünes, gedämpftes für ihn aber unverstellbar helles Licht illuminierte den Gang zu seiner linken. Er sah einen schemenhaften Umriss dort stehen. Langsam ging er auf ihn zu. Die Konturen wurden etwas schärfer. Die Person war in figurbetontes Leder gehüllt. Es handelte sich dabei um eine Frau, die mit dem Rücken zu ihm stand. Ihr Körper war gespannt. Der Kopf befand sich zwischen den vor Anspannung hochgezogenen Schultern. Sie atmete schwer und deutlich erkennbar. Langsam näherte er sich von hinten. Kurz bevor er sie erreicht hatte, drehte sie sich um. „Lyviani“: sagte er überrascht und da wurde es gleißend und er bedeckte seine Augen.

    Als er sie wieder öffnete befand er woanders. Es war eine Kammer mit gemauerten Wänden. Völlig anders als der Korridor zuvor. Fackeln erhellten den Raum flackernd und mehr spärlich als wirklich ausreichend. Er wollte sich gerade umschauen, als ein Schrei ertönte. Er wandte sich der Richtung zu aus dem er gekommen war. Er trat hinter einer breiten Steinsäule hervor und sah wieder die Frau in der Lederrüstung. „Lyviani“: flüsterte er. Doch was tat sie da. Er ging noch etwas um die Säule herum, um besser sehen zu können. Was er dort sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Ein Dunmer mit schwarzen Haaren und völlig zerschnittenem Gesicht hing an zwei Ketten von der Decke. Die Assassine malträtierte ihn mit ihrem Stilett. Immer wieder schrie er auf, wenn die Frau zustach. Ein blutiges Messer, das sie wohl schon benutzt hatte, nahm sie zur Hand und rammte es ihrem Opfer mit einem kräftigen Hieb etwas unterhalb des Brustbeins in den Oberkörper. Als sie damit begann ihn von oben nach unten aufzuschlitzen, löste sich seine Starre und er griff er ein. „Nein!“: schrie er und stürzte nach vorne. Er packte ihrem Arm. Versuchte sie zurückzuhalten. Mit blutverschmierten Händen drehte sie sich langsam um. Als er ihr Gesicht sah, ließ er sie los und trat vor Schreck mehrere Schritte zurück. Ihrem Gebiss entsprangen etliche spitze Zähne, die sie mit einem kühlen Lächeln zur Schau stellte. Ihre Augen brannten regelrecht und aus ihrer Stirn wuchsen zwei spitze Hörner. Sie sah aus wie eine Dremore. „Was ist? Gefalle ich dir etwa nicht?“: fragte sie und trat näher auf ihn zu. „Du… du…“: stammelte er. Ihr Lächeln wurde breiter, eine Spur dämonischer. Sie leckte sich Blut von der Hand. Er war absolut sprachlos. „So überrascht? Du wusstest doch was ich bin“: sagte sie und stand nun direkt vor ihm. Sie streichelte seine Wange mit blutigen Fingern. „Du was bist?“: fragte er zweifelnd. „Armer Kerl. Er hat um sein Leben gebettelt. Es war mir eine Freude ihn auszunehmen“: ignorierte sie seine Frage. „Du bist grausam“: brachte er hervor. „Sag schon was du wirklich denkst“: verlangte sie und fixierte ihn nun unerbittlich. „Was soll ich sagen?“: wollte er wissen. „Du weist es nur zu gut“: sagte sie und nahm seine Hände. „Ich weis, was du denkst. Sag es!“: fordert sie. Er schüttelte den Kopf. „Nein, das stimmt nicht“: beharrte er. „Ich weis und du weist es“: sagte sie kalt und hob seine Hände mit den ihren an. „Ich bin ein Monster“: sagte sie und legte seine Hände an ihren Hals.

    Wieder wurde es hell. Die Kammer verschwand und im nächsten Moment fand er sich in den Weiten der Weidenländer wieder. Er kannte diesen Ort. „Das kann unmöglich sein“: schoss es ihm durch den Kopf. Wieder stand er da und hatte seine Hände um Lyvianis Hals geschlossen. Doch diesmal hielt sie sie umfasst. „Los töte mich!“: befahl sie. Er schüttelte energisch den Kopf. „Ich bin ein Monster. Du musst mich töten“: verlangte sie. Er weigerte sich noch immer. Seine Hände zitterten. „Denk nur an all die Menschen und Mer, die ich getötet habe. An all diejenigen, die noch durch meine Hand sterben werden“: sagte sie. „Dieser köstliche Augenblick, wenn das Leben aus ihnen weicht – wenn sie betteln und ihr Schicksal absolut in meiner Hand liegt“: erzählte sie weiter. Zunehmend spürte er Ekel. Sie schrie ihn an. Befahl er die Bestie, die er so gepackt hatte, zu würgen bis sie tot war. Das Monstrum zur Strecke zu bringen. „TÖTE MICH!“: verlangte sie immer wieder. „NEIN!“: schrie er immer wieder. „Ich werde dich schlachten“: drohte Lyviani schließlich. Ihre Hände lösten sich von seinen und griffen an seinen Hals. Sie drückte zu. Er röchelte, bekam keine Luft mehr. „Los töte mich, bevor ich dich töte“: sagte sie. Er versuchte zuzudrücken. Schaute in ihr Gesicht. Sah plötzlich Bilder von ihr aufblitzen, wie sie kurz vor dem Aufwachen aussah. Erinnerte sich an die Nacht im Aschländerlager. Seine Hände versagten ihm den Dienst. „Ich kann es nicht tun“: brachte er schließlich unter Tränen hervor. Der Druck um seinen Hals verschwand schlagartig. Die Weidenländer verschwanden und wichen einer anderen vertrauten Umgebung – ihre Unterkunft in der Dunmer-Festung.

    Er atmete durch. Lyviani war nicht mehr zu sehen. Er schloss für einen Moment die Augen, doch dann bemerkte er wie sich zwei Arme von hinten um ihn schlangen. Sofort versteifte sich sein ganzer Körper. Ein Kopf legte sich auf seine Schulter. „Wie verflucht naiv kann man eigentlich sein?“: hörte er Lyvianis Stimme. Sie war nicht wütend, sondern ganz sanft. Er verdrehte fast die Augen, um zu ihr hinüber zu schielen. In ihrem Dremorengesicht lächelte sie nun etwas verträumt und sanft. „Mein armer kleiner, naiver Tirian“: sagte sie und küsste ihn auf die Wange. Dann schnellten ihre Arme hoch. Die eine Hand packte seinen Kopf. Es ging zu schnell, als das er sich hätte wehren können. In der anderen blitzte der daedrische Dolch auf. Er spürte wie die Klinge durch seinen Hals schnitt. „Warum…“: keuchte er mit letztem Atem, bevor seine durchtrennte Kehle mit Blut voll lief. „Ich bin nun einmal ein Monster“: lachte sie.


    Schreiend schoss der Heiler in die Höhe. Seine Augen vor Schreck geweitet starrte er einen Moment in das Firmament über sich. Ein Söldner kam heran. „Alles in Ordnung“: fragte der bullige Mann. „Ja, ja… es geht schon. Ich dachte… ich…“: versucht er sich zu erklären. „Wenn Nichts ist, schlagt gefälligst auch keinen Alarm“: beschwerte sich der Kerl und wandte sich wieder ab. „Wenn doch bloß Nichts gewesen wäre“: wünschte sich Tirian, wenn er an diesen verrückten Traum dachte. Er bekam Kopfschmerzen. Es ging ihm nicht gut. Er erhob sich von den Säcken und wankte zum Rand des Plateaus. Von dort schaute er in die Nacht der Weidenländer hinaus und versuchte sich abzulenken, in dem er in der Entfernung ein Oblivion-Tor beobachtete.

  2. #2

    Weidenländer, Falensarano

    Als sie auf dem Weg zum Dach, aus der Festung heraus, war, kam sie an einer Art Halle vorbei, aus der sie das Klappern von Holzschwertern hörte, anscheinend übten hier die Söldner. Ihre Vermutung bestätigte sich, als sie in der Tür stehen blieb, und tatsächlich einen Übungsraum vorfand, in dem sich zwei Pärchen mit Holzschwertern duellierten, ein weiteres mit Dolchsimulatoren und einer auf eine Puppe aus Holz und Stroh einhieb. An der Wand stand ein Waffenständer mit weiteren Holz- und stumpfen Stahlschwertern.
    Alles in allem eine optimale Gelegenheit, um sich etwas abzureagieren, dachte sich Dreveni und trat kurz entschlossen durch die Tür und auf die Schwerter zu. Die skeptischen Blicke, die ihr von den Kämpfern zugeworfen wurden, entgingen ihr nicht, sah sie doch nicht sonderlich kriegerisch aus mit den offenen, langen Haaren und dem knöchellangen Kleid. Sie kümmerte sich nicht darum und griff nach einem Langschwert aus Holz, dass ihr in etwa bis zur Brust ging vom Boden aus, und somit etwas länger als ihr Vulkanglasschwert war. Sie hatte zwar einen tierischen Muskelkater, aber etwas Bewegung würde auch dagegen helfen. Etwas anders sah es mit der Prellung über ihren Rippen aus, aber dann war das eben Training unter erschwerten Bedingungen.
    Sie baute sich neben dem Mann auf, auf, der auf die Übungspuppe einschlug - ein Altmer wie die Söldnerin, der sie um fast zwei Köpfe überragte, und dessen sehnige Figur trotz seiner Schlankheit von Kraft zeugte - und sprach ihn an: "Ist es nicht langweilig nur auf das Ding da einzuschlagen?"
    Er hielt nur kurz inne, sah sie abschätzend an und erwiderte: "Besser als auf Frauen mit zu großen Schwertern.", und widmete sich wieder der Puppe.
    "Angst zu verlieren?", fragte Dreveni und warf ihm einen abschätzenden Blick zu.
    "Gegen eine Dunmer? Niemals.", antwortete er, wobei er immer noch auf die Puppe einhieb.
    "Das werden wir ja sehen.", sagte Dreveni, während sie seinen nächsten Hieb von der Seite her ablenkte, er und er sich endlich ihr zuwandte: "Wenn ihr darauf besteht...Sagt nachher nicht, ich hätte euch nicht gewarnt."
    Lauernd, mit dem Schwert an der Schulter gingen sie ein Stück weg von den anderen um Platz zu haben, wobei in den Augen des Altmer immer noch zweifel standen, und die Hoffnung, sich seiner - seiner Meinung nach unfähigen - Übungspartnerin schnell zu entledigen.
    Der Altmer hatte einen recht offensiven Kampfstil, denn schnell hieb er von oben nach Dreveni, die ihm mit ihrer Klinge ins Schwert fiel und sie dann eindrehte, um einen Stich zu seinem Hals an seiner Klinge vorbei zu führen. Dieser kam auf die selbe Idee, und so war er immerhin langsam überzeugt davon, dass Dreveni schon mal ein Schwert in der Hand gehabt hatte. Diese Geplänkel gingen noch eine Weile hin und her, während beide versuchten, abzuschätzen, wie gut der jeweils andere war. Ohne sich abgesprochen zu haben, legten beide eher Wert auf Technik als auf Geschwindigkeit, was so gänzlich ohne Schutz auch nicht unvernünftig war, keiner von ihnen hatte Lust auf gebrochene Finger oder ein Schwert im Auge.
    Als sie sich beide schließlich schon mehrmals umgebracht hätten im echten Kampf, schlich sich langsam doch so etwas wie Achtung in den Blick des Altmers.
    Sie hätten noch eine Weile weitermachen können, da wurde er leider von jemandem außerhalb des Saales gerufen.
    "Vielen Dank für den guten Kampf.", sagte er bevor er sein Schwert in den Ständer stellte und sich zum gehen wandte.
    "Ebenso.", antwortete Dreveni lächelnd. Inzwischen war sie schon wieder etwas ruhiger und hatte auch vorübergehend sowohl Tirian als auch Feryn aus ihren Gedanken verdrängt.
    Sie sah noch eine Weile dem Pärchen mit den Dolchen zu, während sich doch wieder Tirian und Feryn in ihre Gedanken schlichen.

    Sie konnte immer noch nicht nachvollziehen, warum Tirian jetzt sich wieder so aufregte. Besser sie sagte ihm jetzt klipp und klar was Sache war, als dass sie nachher beide von den Morag Tong gefoltert wurden, weil er seinen Mund nicht halten konnte. Dreveni selbst wusste schon nicht mehr, wie viele ihr schon gedroht hatten, sie würden sie umbringen, wenn sie dieses oder jenes tat oder sagte. Und? So war das Leben eben, ihrer Ansicht nach.
    Wenn Tirian nicht verstand, dass nicht alle und jeder gute Absichten hatte, dann war das sein Problem.
    Unabhängig davon bereute sie es gerade, dass sie Feryn nicht einfach vor zehn Jahren schon umgebracht hatte, wie sie es hatte tun sollen. Dann wäre ihr einiges erspart geblieben. Nun ja, das war jetzt leider nicht mehr zu ändern, auch wenn sie nach wie vor nicht verstehen konnte, wie er seinen Gildenbrüdern von ihr erzählen konnte. Was zum Henker hatte ihn da nur geritten? Sie würde sich jedenfalls so schnell auf niemanden mehr in dieser Art und Weise einlassen, das würde doch nicht gut gehen. Selbst wenn er ihre Berufung teilte, wie Feryn es getan hatte, gab es doch nichts als ärger, und mit jemandem, der das nicht tat, gab es auch mehr als genug Probleme.

    Schließlich stellte sie das Holzschwert zurück und ging ebenfalls auf das Plateau oben auf der Festung. Die Türe fiel ihr leider etwas lauter ins Schloss, als beabsichtigt, da sie ihr aus der Hand rutschte, die noch müde von dem Übungskampf eben war. Oben angekommen schloss sie kurz die Augen und genoss die kühle Nachtluft,inzwischen war es ganz dunkel geworden und es hielten sich nicht mehr viele hier auf, bis auf die Wachposten, und eine Gestalt die am Rand des Plateaus stand und in die Tiefe sah. Im hellen Licht der beiden Monde konnte sie sehen, dass die Gestalt eine Robe trug, und auch von Statur, Haltung und Haaren sah sie verdächtig nach Tirian aus...

  3. #3

    Weidenländer, Falensarano

    [Tirian]
    Immer mal wieder huschten Schatten vor dem Tor vorbei. Vermutlich streiften Deadra in deren Nähe herum. Theoretisch konnte Mehrunes Dagon jederzeit Verstärkung für seine Armeen durch diese Tore schicken. Eine Schlacht war geschlagen und die Daedra vorerst zerstreut und doch konnten sie sich jederzeit neu formieren und neu verstärken, wenn man diese Tore nicht schloss. Doch ständig wurden Neue geöffnet und die Zahl der Verteidiger Nirns war begrenzt. Er fragte sich, wann oder ob diese Krise jemals vorrüber gehen würde oder ob sie mit einer ständigen Verbindung zum Reich des Vergessens leben mussten. Er hing eine Weile diesen Überlegungen nach und ob er sich wohl in Zukunft als Heiler den kämpfenden Truppen anschließen sollte. Er wurde dabei durch ein lautes Knallen unterbrochen. Er wandte sich zu dem großen Festungsgebäude um. Jemand war herausgetreten. "Verfluchte Bastarde. Könnt ihr nicht ruhig sein?!": ertönte es aus einem der Zelte. Scheinbar war jemand aufgewacht. Tirian kicherte. Allerdings verflog die kurzerhand gute Stimmung als er sah, wer da ins Freie getreten war. An ihrem Kleid war Lyviani auch im Dunkeln gut zu erkennen. In dieser Umgebung war sie wohl eine der wenigen Personen, die so etwas trug.

    Er sammelte sich noch kurz, stieß sich vom Geländer ab und ging langsam zu der Dunmer hinüber. Diese Gelegenheit war genauso gut, wie jede andere auch. Er schritt mit gesenkten Kopf auf sie zu. Als er vor ihr stand, schien sie etwas sagen zu wollen, doch er kam ihr zuvor: "Wir müssen reden."

    [Dreveni]
    Dreveni überlegte kurz, eine Erwiderung auf das Kommentar aus dem Zelt zu rufen, die sich gewaschen hatte, entschied sich aber dann dagegen. Sie hatte keine Lust darauf, sich mit den Söldnern anzulegen oder gar aus der Festung zu fliegen. Kaum war sie mit diesen Überlegungen fertig, trat auch schon Tirian auf sie zu, inzwischen war sie sich sicher, dass es der Heiler war. Nun war auch klar, dass er sie gesehen hatte, und die Chance wieder zu verschwinden war damit für Dreveni vorbei.
    "Wir müssen reden.", hörte sie ihn sagen. Sie sah ihm direkt ins Gesicht, durch das fahle Mondlicht wirkten seine Züge schärfer und ließen ihn älter aussehen, als er war. Seine Augen lagen im Schatten, so dass sie diese nicht erkennen konnte, aber der Ernst in seiner Stimme war ihr nicht entgangen.
    Ja, sie mußten reden, auch wenn es ihr überhaupt nicht danach war. So konnte es jedenfalls nicht weitergehen, waren sie doch irgendwie aufeinander angewiesen. Dreveni erwiderte nichts, sondern ging auf eine Ecke des Plateaus zu, wo sie möglichst weit von den Wachen und den Zelten entfernt waren, da sie keine Zuhörer brauchen konnte. In dieser Ecke lehnte sie sich an das Geländer, verschränkte die Arme und sah Tirian auffordernd an. Sie hätte fast den Anfang gemacht, aber mit ihrer direkten Art würde es vermutlich nur wieder neuen Streit geben, kaum dass sie drei Sätze gewechselt hätten, da Tirian wieder irgendetwas in den falschen Hals bekommen würde, fürchtete sie.

    [Tirian]
    Lyviani führte sie etwas abseits der Zelte, damit sie ungestört reden konnten. Während er ihr folgte, betrachte der Heiler ihren Rücken. Er musste wieder an seinen Traum denken. Es schauderte ihn noch immer. Ihm war gerade nicht wirklich wohl dabei alleine mit der Assassine zu sein. "Es war nur ein Traum": versuchte er sich zu beruhigen. Aber es stecke vielleicht doch eine gewisse Wahrheit darin und das machte ihm Angst. Als sie weit genug entfernt waren, lehnte sich die Dunmer an das Geländer. Sie schaute ihn auffordernd an. Er holte tief Luft, trat selbst an das Geländer heran und schaute hinaus in die Ferne. "Ich denke es ist besser, wenn ich gleich zum Punkt komme": meinte er und versuchte möglichst kühl zu klingen, auch wenn ihm das selbst so unmenschlich erschien. "Ich denke, dass es besser wäre, wenn wir festlegten, wie wir hier zu einander stehen, damit wir für den Rest der Reise miteinander auskommen können. Ich denke es ist meine eigene Schuld, dass ich diesen Fehler gemacht habe. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn wir uns auf die geschäftliche Ebene reduzieren würden. Alles Andere scheint wohl nur naiv zu sein. Ihr seid eine gedungene Meuchlerin, ich bezahle euch und ihr helft mir dafür": sagte der Heiler und versuchte eher sich selbst klar zu machen, in welcher Situation er sich mit Lyviani überhaupt befand. "Ich hatte wohl die letzte Zeit wohl als persönlicher erachtet, als es gut gewesen ist und dabei das Eigentliche aus den Augen verloren. Verzeiht also auch, dass ich mich in eure Angelegenheiten eingemischt habe": sagte er weiter und starrte dann nur noch in die Nacht.

    [Dreveni]
    Tirian hatte sie kein einziges Mal angesehen, als er gesprochen hatte, das fiel Dreveni - abgesehen von seinem bemüht kühlem Ton - auf. Ihr Blick ruhte nach wie vor auf ihm, als sie antwortete: "Nichts anderes habe ich euch von Anfang an gesagt. Ihr solltet mir genau so weit trauen, wie der Auftrag geht, den ihr mir gegeben habt, und keinen Schritt darüber hinaus." War es das schon?, dachte sie sich. Dafür der ganze Streit vorhin?
    "Was ließ euch denn denken, dass es irgendwie persönlich ist zwischen uns?", sagte sie noch, noch bevor ihr wirklich bewußt wurde, dass das vielleicht keine gute Frage für den Moment war. Hoffentlich würde er jetzt nicht wieder mit dem Lager der Aschländer anfangen. Sie war nicht ganz bei sich gewesen, das war alles.

    [Tirian]
    Er nahm ihre Antwort mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. Das hatte er zunächst auch gedacht und doch... Vielleicht hätte er einfach gar nie mit ihr reden sollen, sondern einfach nur schweigend neben ihr hergehen. Und dennoch hätte er auch so den Aschländern geholfen und hätte sie davon abhalten wollen Wehrlose zu töten. Ihre Frage brachte ihn etwas aus dem Konzept. So genau wusste er das auch nicht. Er fühlte nur eine gewisse Verbundenheit. Er setzte mehrmals an etwas zu sagen, aber konnte dann nur hilflos die Arme über das Plateau hinweg baumeln lassen. "Ich denke das Alles, irgendwie. Wir sind jetzt noch nicht solange unterwegs, aber wir haben gemeinsam zumindest schon Einiges jetzt durchgestanden... Ich denke sowas geht nicht so spurlos an mir vorbei": sagte er dann doch. Er hätte ihr ohnehin geholfen, auch weil er das von sich selbst verlangte, aber für Lyviani hatte er es gerne getan. Schlussendlich hatten sie gerade auch in der Gruft gut zusammen gearbeitet, auch wenn sie sich sonst nicht so grün waren. "Ach, bei Almsivi, ich weis es wirklich nicht. Aber ich kann nicht behaupten, dass mir euer Schicksal egal wäre": brachte er hervor und suchte sich dann am Horizont den feurigen Anblick des Oblivion-Tores wieder, auf dem er mit seinen Augen verweilen konnte.

    [Dreveni]
    Dreveni selbst war sich alles andere als sicher, wie sie zu Tirian stand. Sie wußte nur, dass es im Prinzip auch egal war, denn so oder so, es durfte nicht sein und würde auch kein gutes Ende nehmen. Auch hatte sie schon mit genug anderen zusammen gekämpft, um zu wissen, wie schnell das ein Gefühl der Verbundenheit schaffen konnte.
    Verflucht, sie hatte sogar mit genug Männern geschlafen, die ihr vorher nicht viel bedeutet hatten, und nachher, mit ein bisschen Abstand betrachtet, ebenfalls nicht. Es war nur eine kurzfristiges Gefühl aus dem Rausch des Augenblickes, diese Verbundenheit, das auch genauso schnell wieder verging. Nüchtern betrachtet waren all das nur kurze Momente, und nichts für die Ewigkeit, wenigstens aus ihrer Sicht.
    Während sie überlegt hatte, war sie neben Tirian getreten, stützte die Arme auf die Brüstung und sah ebenfalls in die Nacht.
    "Mein Schicksal?", sagte sie schließlich, "Ich habe euch doch schon einmal gesagt, dass ich meinen Weg frei gewählt habe. Es war meine Entscheidung, mit der ich jetzt leben muß, genauso wie mit jeder die ich danach getroffen habe und mit ihren Konsequenzen." Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die der Wind ihr vor die Augen geweht hatte, und sah den Heiler von der Seite her an.

    [Tirian]
    "Ach die Sache. Nein, ich glaube nach wie vor nicht, dass ihr wirklich so seid wie ihr euch gebt. Aber das meinte ich auch nicht. Ich wollte sagen, dass es mir nicht mehr in einer distanzierten Art egal sein kann, wenn euch etwas zustößt, wisst ihr? Nicht so wie zuvor": erklärte er und holte noch einmal tief Luft. "Aber ich weis nicht, ob ich euch trauen oder mich auf euch verlassen kann. Ich habe Zweifel": sprach er die Gedanken aus, die ihm schon seit dem Essen bewegten. Noch immer hallte ihre Drohung in ihm nach und vermischte sich mit den schrecklichen Bildern aus seinem Traum. "Wie kann ich jemandem trauen, der mich wegen solch einer Kleinigkeit umbringen würde und sagt nicht, dass ihr das nicht so gemeint hättet. Die Art und Weise. Das sagt man nicht einfach so. Das war eine klare Drohung": meinte Tirian etwas angesäuert und fixierte weiter das Oblivion-Tor.

    [Dreveni]
    Auf den ersten Satz seiner Antwort musste Dreveni grinsen. Mochte er ihr auch nicht glauben, es wurde Zeit dass sie zu dieser Einstellung zurückfand, und ihrer Meinung nach war sie auf dem besten Wege dahin. Als er weitersprach, verschloss sich allerdings ihr Gesicht, und sie sah wieder gerade aus, wo sich das Obliviontor am Horizont befand.
    "Das war eine klare Drohung, und es war keine Kleinigkeit." Sie machte eine kurze Pause, während sie nach Worten suchte, und sich kurz umblickte, ob wirklich niemand in der Nähe war. "Ihr wisst doch, ich habe von der Dwemer-Ruine erzählt. Das Ganze nahm seinen Anfang in der Taverne in Molag Mar und es hat nicht mehr als diesen Namen, meinen Namen und die Erwähnung eines Briefes gebraucht. Wobei vermutlich sein Name alleine schon gereicht hätte. Es war pures Glück dass ich nur mit ein paar gebrochenen Fingern und zwei Schnitten da wieder raus gekommen bin.", erklärte sie Tirian, wobei die Verbitterung in ihrer Stimme deutlich zu hören war.
    Sie mochte sich immer noch nicht ausmalen, was noch alles passiert wäre, wären Erynn und Arranges später oder gar nicht aufgetaucht.
    "Vielleicht war ich etwas zu... direkt, aber man weiß nie, wer alles zuhört.", fügte sie noch leise an. Und glaub mir, wenn die uns erwischen sollten, wäre dir mein Dolch im Herz tausend mal lieber, als das was uns dann erwarten würde.

    [Tirian]
    Langsam begriff er, warum sie so sehr darauf bedacht war, dass der Name nicht erwähnt wurde. Allerdings verstand er immer noch nicht, was genau es damit auf sich hatte. Beim Aufwachen hatte sie sogar noch recht glücklich ausgesehen, als sie ihn aussprach. Er konnte das nicht zuordnen. Er beließ es aber auch dabei. "Das tut mir sehr leid": antwortete der Heiler dann. Und direkt war sie tatsächlich gewesen, geradezu furchteinflößend. "Allerdings droht mir nie wieder und schon gar nicht so": sagte er dann. Er fügte Nichts weiter hinzu. Er wollte diese Sache abschließen, auch wenn ihm der Traum immer noch nicht aus dem Kopf kam. "Ich denke wir haben die Sache soweit geklärt. Tel Uvirith - wir retten meinen Freund, ihr kriegt euer Geld und dann müssen wir uns nie wieder sehen": sagte er kühl. "Ihr könnt gehen. Ich bleibe noch hier oben. Ich muss über Einiges nachdenken": sagte er schließlich.

    [Dreveni]
    Dreveni rollte mit den Augen, als Tirian schon wieder meinte, es würde ihm leid tun. Dadurch änderte sich genau nichts an dem was geschehen war.
    Seine weiteren Worte und vor allem sein kühler Tonfall versetzten ihr einen Stich, was sie komplett überraschte. War es schon so weit, dass er sie durch bloße Worte verletzen konnte? Sie hatte schon früh gelernt, darauf zu achten, wenn sie sich mit mehr als professionellem Interesse von etwas einfangen ließ, und so entging es ihr auch jetzt nicht. Was ihr auch bei Feryn schon früh genug aufgefallen war, ihr aber damals nichts geholfen hatte, da sie es nicht hatte sehen wollen.
    "In Ordnung.", sagte sie schließlich ebenso kühl. "Hebt euch nur euer 'Es tut mir leid' in Zukunft für jemanden auf, der damit auch etwas anfangen kann. Ich brauche euer Mitleid nicht."
    Dann drehte sie sich um und ging davon, ohne ihn noch einmal anzusehen.

    [Tirian]
    "Es ging nie um Mitleid": murmelte er. Es ging immer nur um Verständnis und Anteilnahme, die aus dem Verständnis erwuchs. Es ging also nicht darum, dass sie Mitleid brauchte, sondern das er, wenn wahrscheinlich auch nicht völlig, so zumindest in Ansätzen begriff, was sie bewog. Tirian schaute in die Ferne. Sie war hart zu sich selbst und erwartete diese Härte auch von anderen. Der Heiler hielt dies für einen Irrweg, aber er würde mit ihr nicht darüber reden. Es war besser, wenn er jetzt schwieg, wenn es um so etwas ging. Er musste sich jetzt wieder mehr auf Tarrior konzentrieren. Seines Vaters wegen war er hier! "Morgen werden wir die Vorräte aufstocken und die Ausrüstung in Ordnung bringen und uns dann wieder auf den Weg machen": entschied Tirian. Sie hatten sich ausgeruht und nach Tel Uvirith war es noch ein Stück. Sie konnten nicht noch mehr Zeit vergeuden. Schlussendlich löste er seinen Blick auch vom Oblivion-Tor und wandte sich wieder dem Festungsgebäude zu. Da er ohnehin nicht allzu erpicht darauf war, sich in nächster Zeit schlafen zu legen, konnte er genauso gut seine schmutzige Wäsche im Festungskeller reinigen und damit beginnen sie zu flicken. Auch sein Schwert konnte durchaus eine Reinigung und etwas Aufmerksamkeit gebrauchen, aber darum konnte sich dann noch ein Schmied kümmern. Er hatte sowieso die Vermutung, dass die Mitternacht längst weit überschritten war und der Sonnenaufgang ohnehin schon näher rückte. Langsam und ohne Hast schlenderte er zum Zugang zurück.
    Geändert von KingPaddy (04.06.2013 um 10:08 Uhr)

  4. #4

    Weidenländer, Falensarano

    Dreveni ging auf direktem Weg zu ihrer Kammer, und sah kaum nach rechts oder links unterwegs. Sie ärgerte sich über Tirian, was er auf einmal für einen Ton anschlug, und darüber, warum sie sich daran so störte. Wer war er denn überhaupt? Irgendein weltfremder Heiler, der Angst hatte, Entscheidungen zu treffen und lieber wartete, bis das Schicksal alles für ihn entschied. Ihre Laune, als sie ihr Zimmer betrat, war wieder fast genauso schlecht wie vorhin, als sie an dem Übungsraum vorbeigekommen war.
    Außerdem juckte ihr Arm tierisch, da fiel ihr Blick schon auf den Heiltrank, den Tirian vorhin neben sie gestellt hatte. Sie sah noch einmal auf die Kratzer, die noch genauso rot wie vorhin waren, öffnete das Fläschchen und roch vorsichtig daran, wobei sie gleich das Gesicht verzog. Nun ja, es half ja nichts, und mit Todesverachtung trank sie den Inhalt, wobei sie noch angewiderter schaute. Aber es schien zu wirken, jedenfalls merkte sie ein eigenartiges Kribbeln in ihrem Körper und das jucken schien nachzulassen. Sie stellte das leere Fläschchen auf einen Tisch und nahm dann ihre schmutzige Kleidung, Sie musste ja nicht nur gewaschen werden, sondern sollte auch wenigstens halbwegs trocknen, bevor sie weitergingen.
    An sich hatte sie auf die weitere Reise so überhaupt keine Lust mehr im Moment, aber jetzt einfach zu gehen verbot ihr die Ehre ihres Standes. Nun ja, zumindest das, was ihr Mordan dazu beigebracht hatte, es hielten nicht alle Assassinen so, wie sie.
    Als sie wieder aus der Kammer trat und die Tür hinter sich schloss, fiel ihr erst auf, wie leer es jetzt in der Festung war. Es musste jetzt schon nach Mitternacht sein, und selbst der Betrunkenste würde schon schlafen.
    Schließlich kam sie doch noch an einer Wache vorbei, die ihr die Auskunft gab, dass die Waschräume auf der untersten Ebene lagen. Auf dem Weg dorthin hatte sie wieder das ekelhafte Gefühl, dass sie jemand von hinten beobachtete. Es war so stark, dass sie stehenblieb und sich vorsichtig umsah, sie konnte allerdings niemanden sehen, und der Gang bot auch keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Gehört hatte sie auch nichts. Nachdem sie für ein paar Augenblicke lauernd im Gang gestanden war, ging sie weiter, nachdem sie verwirrt den Kopf geschüttelt hatte.
    Du wirst paranoid.
    Und auch wenn sie nicht glaubte, dass wirklich jemand hinter ihr war, ging sie extra leise weiter, aber auch so konnte sie keine Schritte hinter sich hören, wie sie ein Unsichtbarer trotzdem noch verursachen konnte. Der beste Zauber half nichts, wenn man nicht gut im Schleichen war. Als sie nach der Beschreibung der Wache den Waschraum erreichte, war sie sich sicher, dass sie sich alles nur eingebildet hatte. Die nur spärlich erleuchtete Umgebung mochte ihr übriges tun, auch wenn sie normal wenig empfänglich für solche Dinge war.

    Der Waschraum selbst war groß und um diese Zeit ebenfalls nur spärlich von Öllampen und Fackeln erleuchtet. Über einem Feuer, das in einem Kamin an der Wand brannte, hing ein Kessel, in dem sich noch heißes Wasser befand. Bei der Menge in dem Topf bestand auch so bald nicht die Gefahr, das alles komplett verdampfte.
    Sie legte ihr Sachen auf einen kleinen Tisch und schritt die Waschzuber ab, bis sie einen fand, in dem noch relativ saubere Seifenlauge war, die allerdings relativ kalt war.
    Seufzend ging sie zum Kamin und schleppte - Griff mit einem Lumpen umwickelt - den schweren Topf zu dem Zuber und goss vorsichtig etwas von dem heißen Wasser dazu, bis die Brühe ausreichend warm war. Als sie den Topf wieder über das Feuer gehängt hatte, warf sie ihre Sachen in den Zuber, und rührte mit Hilfe einer dicken Holzstange, die daneben stand, einmal kräftig um. Es würde nicht schaden, wenn das Ganze erst mal etwas einweichen würde, und so setzte sie sich auf den Tisch, auf dem ihre Sachen gerade noch gelegen hatten. Es war absolut still hier unten um diese Zeit, was sie gerade auch so überhaupt nicht störte. Sie saß da und versuchte, an nichts zu denken, vor allem nicht an Tirian. Es wollte ihr nicht so recht gelingen, da lenkte sie ihre Gedanken wieder einmal zu Erynn. Es hätte sie nicht überrascht, wenn die andere doch einmal vor ihrer Tür bei Cheydinhal stehen würde, gerade nach dem, was sie der Echse angetan hatte. Was war eigentlich aus Arranges geworden? Sie schüttelte unwillig den Kopf, auch der Magier stand auf er Liste der Leute, an die sie jetzt nicht unbedingt denken wollte. Sie hoffte nur, dass Erynn ihm nicht wieder in die Arme gelaufen waren, sonst sah es düster für ihre weitere Zukunft aus.
    Dreveni hätte nicht sagen können, wie lange sie hier gesessen und ihren Gedanken nachgehangen war, als plötzlich eine Stimme hinter ihr erklang: "Dreveni. Feryns ••••."

    Sie sprang erschrocken auf, noch ohne sich umzurehen, und dieses mal war es Dreveni, der alle Farbe aus dem Gesicht wich, und fast das Herz stehenblieb. Wie konnte das sein? Dieses mal hatte sie nicht ein verfängliches Wort gesprochen, und nur an ihrem Aussehen konnte es keiner festmachen. Einen Moment später hatte sie sich soweit gefangen, dass sie sich langsam umdrehen und dabei eine möglichst unbeteiligte Miene aufsetzen konnte: "Bedauere, ihr..." müsst mich verwechseln., wollte sie sagen, aber da erkannte sie den Dunmer auch schon. Ihr schwindelte fast, als sie wieder die Szene aus Molag Mar vor sich hatte, und die beiden Dunmer, die neben ihr an dem Tisch Karten gespielt hatten. Es gab keinerlei Zweifel daran, dass sie einen von den beiden vor sich hatte. Jenen, der auch in der Ruine vor ihr gestanden war. Wie hatte er entkommen können? Und warum hatte sie nicht wenigstens die Ruine nach den Leichen der Dunmer abgesucht, die ihr bekannt waren? Er musste vorher noch gegangen sein, schossen ihr die Gedanken wild durcheinander durch den Kopf.
    Der Assassine vor ihr schien sich an ihrer Sprachlosigkeit und ihrem verwirrten Gesichtsausdruck zu laben, denn er stand nur ruhig da, einen verzierten und kostbar wirkenden silbernen Dolch mit gebogener Klinge in der Hand, und sah sie mit einem sadistischen Lächeln an. "Damit hättet ihr nicht gerechnet, nicht wahr?" unterbrach er schließlich das wirre kreisen ihrer Gedanken. Seine Stimme klang ruhig und fest, außerdem lag eine Genugtuung in ihr, als hätte er nur auf diesen Augenblick gewartet. "Damit, dass jemand entkommen ist. Ich habe gesehen, was ihr angerichtet habt. Und glaubt mir, es hat mir nicht gefallen." Dabei trat ein boshaftes und rachsüchtiges Funkeln in seine Augen. "Ich war nur kurz weg, und als ich wieder kam... ", fuhr er fort. Dreveni stand immer noch wie gelähmt vor ihm, während sie überlegte, was sie tun sollte. Nach Hilfe rufen? Wachen hatte sie hier unten nicht wirklich gesehen. Und außerdem hatte ihr Mordan doch wenigstens Grundlegendes über die Morag Tong erzählt. Es war hier wohl nicht wie in Cyrodiil, unter gewissen Umständen durften sie hier sogar offen morden. Der Weg zur Tür war ihr ebenfalls versperrt, da der Mörder genau zwischen ihr und selbiger stand. "Gerade Llevas hättet ihr besser nicht so zugerichtet." Auf ihren fragenden Blick fuhr er sich kurz mit seinem Dolch vor der Stirn entlang und da wusste sie, wenn er meinte. Der Dunmer, der seine schmierigen Finger an ihr gehabt hatte, und dem sie die Verzierung in das Gesicht geschnitten hatte.
    Bei allen Daedra, nimmt dass denn gar kein Ende? Sie fragte sich gerade, wieso er ihr bisher in der Festung nicht aufgefallen war. Alles an dem Mann schrie Assassine, von dem kurzen, dunkelgrauen Umhang mit der weiten Kapuze, der dunklen, leichten Lederrüstung bis zu den leichten Schuhen und dem Dolch. Und sein Gesicht erst, dass sie ganz genau kannte. Das hieß, er war gut, wenn er sie die ganze Zeit dermaßen unaufällig beobachtet hatte.

    Inzwischen hatte sie sich soweit gefangen, dass sie zu ihrem Dolch griff, doch noch bevor sie ihre Hand auf den Griff legen konnte, schüttelte er nur leicht den Kopf: "Nicht doch. Oder wollt ihr sehen wie gut ich werfe und treffe?" Danach schwieg er und ging vor Dreveni auf und ab, ließ sie dabei aber nicht aus den Augen. Sie wußte worauf das alles abziehlte, und widerstrebend mußte sie zugeben, dass es sie schon nervös machen konnte. Jetzt war nur noch die Frage, ob er bloß auf Rache aus war, oder ihr wieder die gleichen Fragen stellen würe, auf die sie doch keine Antwort hatte. "Ich habe es Llevas schon gesagt.", sprach sie ihn schließlich leise an, als ihr sein Schweigen zuviel wurde. Sollte er doch denken, dass er mit seiner Taktik erfolg hatte und sie nervös wurde. "Er hat sie in Carmala versteckt. Wo er jetzt ist, weiß ich nicht. Solltet ihr ihn aber sehen, richtet ihm bitte noch Grüße von mir aus, bevor ihr ihn abstecht." Sie gab sich alle Mühe, möglichst überzeugend zu klingen, und beobachtete den Meuchler dabei genau. Der war stehen geblieben und strich gedankenverloren mit seinem Zeigefinger über die Klinge seines Dolches, als er sie abschätzend musterte, ohne ein Wort zu erwidern.

  5. #5

    Weidenländer, Falensarano, Waschküche

    Tirian beeilte sich nicht zurück in die Festung zu kommen. Er hoffte darauf, dass sich Lyviani vielleicht schon wieder hingelegt hatte. Ihn drängte es nicht, ihr nach dem letzten Gespräch noch einmal zu begegnen. Daher wäre es gut, wenn sie wieder schlief, wenn er seine Kleidung zum Waschen aus der Kammer holte. Er ließ sich daher auch Zeit ihre Kammer in dem Gewirr enger Gänge zu suchen. Die Zeit verstrich allmählich, aber länger konnte und wollte er sich auch nicht mehr herumdrücken ohne das es lächerlich wurde und lenkte seine Schritte schließlich doch noch zur Unterkunft. Die Festung war über die Nacht wirklich wie leer gefegt. Bis auf vereinzelte Wachen, die zentrale Punkte der Anlage bewachten, war kein Mensch, kein Mer zu sehen. Die Anlage machte geradezu einen eher trostlosen Anblick in der Nacht und man fühlte, dass die Festung eigentlich lange schon aufgegeben und verlassen worden war. Man sah es an dem rissigen Mauerwerk, den ausgedehnten Rußpuren der Fackeln an den Wänden und dem allmählichen Zerfasern des Holzes der Türen. Auch die Tür ihrer Kammer hatte schon bessere Zeiten gesehen und zeugte von den Jahren, in denen sie nun schon treu ihren Dienst verrichtete. Tirian stand etwas unschlüssig vor dem Raum. Er fragte sich, ob er wohl richtig gehandelt hatte. Es kam ihm selbst mies und schäbig gegenüber der Assassine vor, sie jetzt direkt so von sich zu schieben, allerdings war er dennoch davon überzeugt, dass er sich und ihr damit wohl doch einen Gefallen getan hatte. Lyviani hatte ja ohnehin durchblicken lassen, dass dies für sie sowieso nur eine reine Zweckgemeinschaft darstellte. Etwas das ihn gewissermaßen traurig machte, aber zugleich davor bewahrte, doch mehr Nähe in die gemeinsamen Erlebnisse der letzten Zeit hinein zu interpretieren, als es gut war. Und doch wollte dieses unbestimmte Gefühl nicht weichen ihr Unrecht getan zu haben.

    Er schüttelte den Kopf. Das brachte ihn im Moment auch nicht weiter. Er legte die Hand auf die Klinke und drückte sich vorsichtig nach unten, um möglichst wenig Lärm zu verursachen, für den Fall, dass sie doch schon schlief. Er öffnete die Tür und trat schließlich in die Kammer ein. Als erstes ging sein Blick zu den Betten, doch sie waren unberührt. Weitere Blicke in den Raum folgten, wobei der Heiler schnell feststellte, dass seine Begleiterin nicht da war. Er atmete hörbar erleichtert aus und machte sich daran seine Schmutzwäsche als auch die geschundene und wahrhaft abartig stinkende Robe aus der Ahnengruft zusammen zu suchen. Er packte alles zusammen, was irgendwie mit dem fauligen Miasma der Untoten in Kontakt gekommen sein konnte, ließ dabei seine Schwertscheide und das Schwert auch nicht aus und packte alles auf einen Haufen. Mit einigen Tritten brachte er den Stapel soweit zusammen, dass er ihn bequem hochnehmen konnte, ohne dass ihm alles auseinander fiel. Penibel achtete er auch darauf, dass die besudelten Kleidungsstücke sich im Inneren der Wäschekugel verbargen, die er nun mit sich herumtrug. Die Schwertscheide mit Inhalt balancierte er oben auf. Probeweise ging er einige Schritte auf und ab, um zu sehen, ob er genug Griff und Halt hatte und verließ dann, die angelehnte Tür jeweils mit dem rechten Fuß öffnend und schließend, die Unterkunft und begab sich auf den Weg in die unterste Ebene der Festung, auf der er schon zuvor am Abend gewesen war.

    Mit leichtem Schrecken dachte er nun daran wie elend es ihm in der früheren Nacht dort ergangen war. Langsam überkamen ihn Zweifel, ob er wirklich dorthin zurückwollte. Aber nun war er schon einmal mit einem Haufen stinkender Kleidungsstücke unterwegs und eigentlich wollte er auch herausfinden, was dort unten plötzlich mit ihm los war. Kopfschmerzen und seltsame Visionen überkamen jemanden nicht einfach so. So etwas hatte er bisher noch nie erlebt. Aber in letzter Zeit schien sich das zu häufen, zumindest in dieser Festung. „Diese schrecklichen Alpträume haben auch erst angefangen, nachdem wir hier angekommen sind“: überlegte er, aber verdrängte den Gedanken daran. Es erschien ihm lächerlich die Festung dafür verantwortlich machen zu wollen. „Vielleicht hat mich die Ahnengruft mehr mitgenommen als erwartet oder vielleicht auch das Alles“: dachte Tirian. Seit Wochen fürchtete er nun schon um das Leben seines Vaters und war mit Zweifeln und Sorgen geplagt. „Gewiss hinterlässt das seine Spuren“: versuchte er sich zu beruhigen. Er musste unwillkürlich an Hrotanda Vale denken. Auch diese Untoten verseuchte Ruine war schrecklich gewesen, aber tatsächlich hatte er danach kaum mit Alpträumen zu kämpfen. Scheinbar kratzten die Nöte der letzten Zeit doch an seiner Seelenruhe. Der Heiler glaubte erst wieder glücklich werden zu können, wenn sein Vater gerettet war und sie sich in Sicherheit gebracht hatten. Fern ab des Telvanni-Hexers am Besten. „Ja außer Reichweite seines langen Arms. Zu meiner Mutter nach Tränenstadt oder zu unseren Verwandten nach Hochfels“: dachte Tirian an die Zukunft. In diesem Moment erreichte er auch die Treppe, die ins Untergeschoss der Festung und somit zu den Waschräumen führte. Er wischte die Gedanken beiseite. Er brauchte die Konzentration um mit dem Wäschestapel vor Augen die Treppe herunter zu kommen, ohne hinunter zu fallen. Vorsichtig mit den Füßen tastend, nahm er eine Stufe nach der Anderen und kam tatsächlich unbeschadet in den Gewölben an.

    Der Raum in dem die Wäsche gewaschen wurde, befand sich in einigen Türen Entfernung dazwischen, so erinnerte sich der Heiler gab es noch zwei Räume, die er am frühen Abend geschlossen vorgefunden hatte und dann die Kammer, in dem sich die Söldner gewaschen hatte. Im spärlichen Fackellicht suchte er seinen Weg. Den Blick hielt er zur linken Seite gerichtet, um die Türen zu zählen. Als er an der zweiten Tür vorbeikam, schoss ihm wieder Schmerz durch den Kopf. Er musste sich beherrschen, um einen Aufschrei zu unterdrücken. Diesmal blieben die Visionen zwar aus, aber dafür verstärkte sich der Schmerz, umso weiter er voranschritt. „Was bei Almsivi ist das nur?“: fragte er sich. Inzwischen wankte er mehr, als das er ging. Der Heiler wollte dem Schmerz entkommen. „Nur noch die Wäsche ablegen und ich verschwinde“: entschied er. Hielt sich tapfer an der Wand bis er endlich die ersehnte Kammer mit einem Blick am Wäschestapel in seinen Händen vorbei erkennen konnte. Die Tür stand offen und es fiel Licht in den Korridor. Der Schmerzpegel nahm langsam wieder ab. Die Schmerzwellen, die zuvor durch seinen Kopf spülten, verschwanden auf einmal ebenso schnell wie sie gekommen waren. Vielmehr blieb ein andauernder, aber im Vergleich erträglicher Schmerz zurück, dem sich Tirian aber dennoch nicht länger als nötig aussetzen wollte. „Nur noch schnell die Wäsche ablegen“: ging es ihm durch den gepeinigten Kopf. Jedoch wurde er aus seinen Überlegungen gerissen, als er plötzlich Stimmen vernahm, die offenbar aus der Waschküche drangen.

    "… jemand entkommen ist. Ich habe gesehen, was ihr angerichtet habt. Und glaubt mir, es hat mir nicht gefallen“: hörte der Heiler. Er verlangsamte seine Schritte und trat näher an die Tür heran. Er hielt sich im Schatten und versuchte hineinzulugen. "Gerade Llevas hättet ihr besser nicht so zugerichtet“: hörte er weiter. Eine Männerstimme aus der deutlich der Hass sprach. Er schob seinen Kopf etwas in die Türöffnung. Vor ihm stand ein Mann, ein Dunmer offenbar, zumindest konnte er das an den aschgrauen Händen ablesen, der Rest seines Körpers war von einem grauen Umhang mit weiter Kapuze und einer dunklen Lederrüstung, die darunter hervorlugte, verhüllt. Erst jetzt bemerkte Tirian, mit wem der Mann sprach. Der Dunmer stand zwischen ihm und Lyviani. "Nicht doch. Oder wollt ihr sehen wie gut ich werfe und treffe?": sagte er plötzlich. Der Heiler kniff etwas die Augen zusammen und sah, dass die Dunmer wohl versuchte hatte, nach ihrem Dolch zu greifen. „Ein Attentäter“: schoss es ihm durch den Kopf. „Sie meinte doch, dass sie verfolgt wird“: rief er sich ins Gedächtnis. „Worauf hast du dich bloß eingelassen, Tirian?“: fragte er sich selbst. Fieberhaft überlegte er, was er tun sollte und leider waren diese Kopfschmerzen dabei nicht sonderlich hilfreich. Eine kleine, boshafte Stimme tauchte mit dem Schmerz in seinen Gedanken auf. „Lass sie das doch alleine regeln. Sie ist eine Fremdländerin und hat sich mit den falschen Leuten angelegt. Sie meinte doch noch, dass sie kein Mitleid und keine Hilfe braucht. Sie meinte doch, dass sie alleine klar kommt. Wenn sie es überlebt gut für sie, wenn nicht, kann es dir doch egal sein“: wisperte es in seinen Gedanken, als spräche sein böser Zwilling zu ihm. Zusammen mit dem latenten Kopfschmerz, der jedwedes Nachdenken ohnehin anstrengend machte, hatten die Überlegungen etwas angenehm Einfaches und Eindeutiges an sich, dass er sogar einen Moment gewillt war, einfach umzudrehen und zu gehen.

    Energisch entschied er sich dagegen und packte den Wäschehaufen auf den Boden. Er wusste das in Lyviani mehr steckte als die kalte Meuchelmörderin, die selbst gerne zum Besten gab und die sie wohl auch sein wollte, um sich nicht einzugestehen, dass sie in ihrem Innern doch noch Gefühle und Schwächen hatte. Und selbst wenn er sich doch täuschte, konnte er sie nicht einfach hier ihrem Schicksal überlassen. Das konnte und wollte er einfach nicht. Er wandte sich wieder zur Tür und versuchte sich trotz des Schmerzes auf die Situation zu konzentrieren: "Er hat sie in Carmala versteckt. Wo er jetzt ist, weiß ich nicht. Solltet ihr ihn aber sehen, richtet ihm bitte noch Grüße von mir aus, bevor ihr ihn abstecht": waren die ersten Worte, die er von der Dunmer vernahm. Der Attentäter schien einen Moment lang nachzudenken. Das war vielleicht der Moment, um ihn zu überraschen. „Ihr könnt ihn in Oblivion selbst grüßen, sobald wir ihn euch nachschicken. Wisst ihr, ich habe hier in meiner Tasche einen Exekutionserlass, der von seiner Hoheit Herzog Dren unterschrieben wurde. Er lautet auf euren Namen, Dreveni. Der Mord an so vielen guten Assassinen der Tong in der derzeitigen Lage, die Daedra und so weiter, kamen bei den offiziellen Stellen nicht so gut an. Selbst wenn ich wollte, könnte ich euch nicht gehen lassen“: sagte der Attentäter siegesgewiss. Tirian seufzte innerlich: „Die Morag Tong!“ Jetzt verstand er auch, warum die Dunmer so überempfindlich war. Wenn die Tong hinter ihr her waren, dann war sie in Morrowind und gerade auf Vvardenfell nirgendwo wirklich sicher. Sein Schädel dröhnte noch immer. „Verflucht worauf habe ich mich nur eingelassen, als ich sie in Vos anheuerte“: fragte er sich in einem Anflug von Verzweiflung selbst. Als er jedoch sah, dass der Dunmer seinen Dolch hob, um Ernst zu machen, gab es keine Zweifel mehr. Er musste handeln. Lyviani brauchte hier und jetzt seine Hilfe. Der Heiler musste handeln. Er griff sich aus dem Wäscheberg die stinkende, faulige Robe. Er stieß die Tür auf. „Sie hat noch einen Vertrag zu erfüllen, Bastard“: schrie er und warf dem überraschten Assassinen, das jämmerlich stinkende Kleidungsstück mitten ins Gesicht, das er ihm reflexartig zugewandt hatte. Tirian wollte sein Schwert ziehen, um die Sache schnell zu beenden, aber zu spät fiel ihm auf, dass er es gar nicht um hatte, sondern das es ja zwei Schritte entfernt auf dem Wäschehaufen lag.

  6. #6

    Weidenländer, Falensarano

    [Dreveni]
    Mit wachsendem Entsetzen hörte sie zu, was der Assassine ihr sagte. Er war also nicht nur aus der Dwemerruine entkommen, er hatte auch noch Zeit gefunden, einen offiziellen Mordauftrag gegen sie unterzeichnen zu lassen. Sie saß weit tiefer in der Scheiße, als sie es bis jetzt gedacht hatte. Aber immerhin schien er vorzuhaben, sie gleich umzubringen, und den Teil mit der Folter dieses Mal zu überspringen.

    Den Heiler bemerkte sie nicht, da sie sich ganz auf den Dolch in der Hand ihres Gegners konzentrierte, weshalb auch sein Aufruf, als er die Tür komplett aufstieß, für sie ebenso überraschend kam wie für den Assassinen, der aus Reflex auch noch den Kopf herumriss. Dass er die Robe des Heilers ins Gesicht bekam, irritierte ihn nur kurfristig, aber das genügte. Dreveni war eh schon auf dem Sprung, da sie nur darauf gewartet hatte, dass der Andere endlich auf sie losgehen, und sie nicht mehr nur beobachten würde. Blitzschnell hatte sie den Dolch gezogen und überbrückte die Distanz zu dem Mörder mit wenigen Schritten. Dieser hatte sich allerdings schon wieder gefangen, griff ihr an das rechte Handgelenk und wollte ihr den Arm verdrehen, erwischte sie allerdings nicht ganz so wie geplant. Bevor er selbst mit seinem Dolch zustoßen konnte, hatte sie ihm ebenfalls in den Arm gegriffen, und wollte ihm die Waffe entwinden, da drehte er sie durch ihren eigenen Schwung halb herum, so dass sie mit dem Rücken zu ihm stand, und versuchte ihren Arm mit dem Dolch so zu drehen, dass er ihr die eigene Waffe in den Bauch rammen konnte. Sein Griff um ihr Handgelenk fühlte sich an wie ein Schraubstock, trotz seiner drahtigen Statur war er ziemlich kräftig. Weit kräftiger als Dreveni, und er hatte mindestens genausoviel Ahnung vom Kampf mit Dolchen und Messern, wenn nicht sogar noch mehr. Nachdem ihr gerade nicht viel anderes übrig blieb, trat sie schwungvoll mit dem Fuß nach hinten aus. Sie erwischte den Angreifer von unten am Knie, was ihn schmerzerfüllt aufkeuchen und ihn seinen Griff - wenigstens kurzfristig - lockern ließ. Das reichte ihr, um ihren Arm mit der Waffe wieder freizubekommen.

    Von außen wirkte das Ganze wie ein verschlungenes Kneuel von Armen und Dolchen, und es wäre sehr schwer gewesen, dazwischen zu gehen und dabei nur einen von beiden zu treffen.

    [Tirian]
    Die stinkende Wäsche behinderte den Attentäter leider nicht so sehr wie gehofft. Schnell war er wieder aktiv, aber Lyviani stürmte rasch heran. Mit ihrem Dolch in der Hand ging sie auf ihren Gegner los. Dieser hatte sich allerdings soweit gefangen, dass er die Attacke rasch parieren und kontern konnte. Tirian konnte dem Verlauf des Kampfes nicht mehr folgen, denn viel zu sehr verhedderten sich die beiden Auftragsmörder in einander und versuchten sich gegenseitig abzustechen. Erst nach einigen Augenblicken konnte er sich von diesem interessanten Anblick lösen. "Ich muss ihr helfen": dachte er nur, wandte sich zum Wäschestapel um, um nach seinem Schwert zu greifen. In dieser Balgerei einen Zauber zu versuchen war hochgefährlich. Wenn er die Dunmer traf, dann konnte alles vorbei sein. So ließ er sich gar nicht erst darauf ein und wollte lieber an seine Waffe kommen, um ihr so zu helfen. Er hatte gerade das Heft gepackt und wollte es zu sich hochziehen, als er sich jemand auf die Scheide stellte und ihn so am Herausziehen hinderte.

    Der Blick das Heilers glitt nach oben und fand das Antlitz der Anführerin der Söldner. Mit schief gelegtem Kopf und einem leichten Lächeln schaute sie auf ihn herab. "Ihr wollt eurer Freundin doch hoffentlich nicht den Spaß verderben. Oder mir...": sagte sie und zog nun ihre eigene Klinge hervor und richtete sie auf seine Kehle. Er schluckte und erhob sich ganz langsam aus seiner gebückten Position. Sie schob in die zwei Schritte zurück zur Tür, damit sie auch sehen konnte. Noch immer rollten die Beiden Kontrahenten auf dem Boden, Mordlust im Blick und nur auf den Moment zum Zustechen wartend. "Verflucht was soll das. Sie braucht meine Hilfe": schrie Tirian sie an. Er hatte Angst um seine Begleiterin, denn ihr Gegner schien wirklich fähig zu sein. "Sie schafft das schon allein und wenn nicht dann nicht. In jedem Fall haben wir hier ein schönes Schauspiel": sagte sie genießerisch und leckte sich über ihre Schneidezähne.

    [Dreveni]
    Als Dreveni endlich wieder ihren Arm mit dem Dolch frei bekommen hatte, merkte sie auch schon, wie ihr ein Bein weggezogen wurde. Allerdings stand der Assassine selbst so unsicher, dass er sie nicht so kontrolliert zu Boden bringen konnte, wie es wohl seine Absicht war, und so landeten sie beide zwischen den Waschzubern. Es grenzte an ein Wunder, dass sich im Fallen keiner von beiden einen der Dolche in den Körper rannte, und Dreveni schaffte es sogar, ihm mit ihrem Ellenbogen an die Nase zu schlagen dass sie blutete, wenn auch eher unabsichtlich. Sie selbst rollte unsanft über ihre rechte Seite und wurde so wieder an die Prellung erinnert.
    Dass inzwischen die Altmer Tirian daran gehindert hatte, einzugreifen, bemerkte sie nur am Rande, einzig sein Ruf, dass er ihr helfen musste, drang an ihr Ohr. Du hältst dich da raus. Das geht nur uns beide etwas an., dachte sie sich, als ihr Kontrahent ihr unsanft an den Haaren zog. Sie revanchierte sich mit einem Biss in seine Hand, die sich gerade so schön in Reichweite vor ihrem Gesicht befand. Als sie Blut in ihrem Mund schmeckte, und seinen empörten Aufschrei hörte, registrierte sie befriedigt, wie fest sie gebissen hatte. Da ergab sich auch schon die Chance, auf die sie die ganze Zeit gewartet hatte, und zwar, endlich wieder aufzustehen. Hier am Boden hatte sie wenig Chancen, wenn es ihm gelang, sie richtig festzuhalten, er war ja schon einmal viel schwerer als sie selbst. Keine Sekunden später war der Dunmer ebenfalls wieder auf den Beinen und sie umkreisten sich lauernd zwei, drei mal.
    Sie boten beide einen reichlich ramponierten und zerzausten Anblick, aus seiner Nase lief immer noch Blut und Dreveni hatte einen feinen Schnitt auf ihrer linken Wange abbekommen.
    Als er noch auf eine Reaktion von ihr wartete, griff sie wieder an, täuschte einen Stich von rechts oben an, und als er wie geplant wieder mit seiner Hand in ihren Stich fiel, und mit seiner zweiten ebenfalls ausholte, hob sie ihr Knie und trat ihm kräftig zwischen die Beine. Dieses mal schrie er nicht, sondern stöhnte nur und krümmte sich. Sie schob ihn an die linke Seitenwand des Raumes, die nicht mehr weit entfernt war, schlug seine Hand mit der Waffe dagegen, so dass er seinen Dolch fallen ließ, den er ohnehin nicht mehr sonderlich fest gehalten hatte. Sie hielt ihn ihre eigene Waffe mit der Linken an die Kehle, zog ihr Stilett unter ihrem Ärmel hervor und stach es durch die Rüstung, unterhalb seines Brustbeines, bis die Spitze in seine Haut bohrte. Sie würde den Teufel tun und ihm nun die Kehle durchschneiden, wenn sie genau vor ihm stand.
    "So, du •••••••••.", zischte sie ihm zu und sah ihm in die Augen. Dort konnte sie zur ihrer Enttäuschung keine Angst sehen, nur blanken Hass, gemischt mit Schmerz.

    [Tirian]
    Fasziniert verfolgten sie den Kampf. Auch wenn es stellenweise so aussah, als würde doch der Tong-Attentäter die Oberhand behalten, brachte Lyviani ihn mit einem Tritt in seine Weichteile zum Schwanken und nagelte ihn schließlich an die Wand zu ihrer linken. Die Altmer stieß ihn nun in den Raum hinein und steckte dann ihr Schwert weg. Die Assassine stand nun vor ihrem hilflosen Gegner und kostete den Moment scheinbar voll aus. Der Dunmer hob seinen Kopf und erkannte scheinbar die Altmer. "Was steht ihr da so herum. Helft mir gefälligst": rief er. Die Altmer lächelte nur süffisant. "Ich habe einen Exekutionserlass. Es ist höherer Wille das diese ••••": er unterbrach für einen Schmerzenslaut, denn scheinbar drehte die Dunmer ihr Stilett etwas "Die Tong hat beschlossen sie zu töten. Ihr würdet etwas von der Belohnung bekommen. Wenn ihr ihr helft, dann wird euch der Zorn meiner Brüder treffen. Die Gesetze von Vvardenfell...": faselte er weiter. Die Altmer lachte. "Hier in dieser Festung herrscht allein mein Gesetz und überall dort um mich, wo mein Schwert hinreicht, herrscht auch mein Gesetz. Vvardenfell ist mir ebenso egal wie eure kleine Gilde von kleinen, mordenden Ratten": sagte sie. Lyviani ließ das Gespräch offenbar gewähren, aber ihre angespannte Körperhaltung verriet, dass sie sich nur mühsam beherrschen konnte. "Ihr habt euch in meine Festung geschlichen, euch hier Unterkunft erschlichen und dann entdeckt ihr in einem meiner Gäste zufällig ein Opfer! Ihr seid Nichts weiter als ein Insekt, dass unter einem Stiefel zertreten gehört. Ich habe euch eine kleine Chance gegeben mir einen amüsanten Kampf zu bieten und euer Ziel zu erledigen. Ihr habt versagt und werdet jetzt zerquetscht, wie das Ungeziefer, dass ihr und eure Zunft seid": meinte sie bloß lapidar. "Nur zu. Tötet dieses Wiesel. Ihr habt es euch verdient": fügte die Altmerin selbstherrlich an.

    Tirian sah ihre Mordlust. Ohne Zweifel würde sie es tun. Sie wollte es tun und sie wünschte es sich sogar. Und doch. Auch dies wollte er nicht zu lassen. Nicht noch einen Hilflosen. Nicht das er besonderes Mitleid mit dem Assassinen empfand. Ganz anders als noch mit dem geschlagenen Söldner damals. Aber es war auch nicht richtig ihn jetzt einfach zu töten. Blut musste nicht unbedingt mit Blut vergolten werden. "Lyviani tu es bitte nicht. Lass uns einfach weitergehen": bat der Heiler obwohl er schon ahnte, dass sein Bitten vergebens sein würde. Sie hatte ihn ausgeschaltet. Er war im Moment keine Bedrohung mehr. Sie musste es nicht tun und sich noch mit einem Toten belasten und ihn gleich mit. Seine Begleiterin wandte kurz ihren Kopf um und sah ihn mit eiskaltem Blick an. "Ja, tötet diesen Bastard. Zu einem Sieg gehört auch der Tod und der Geschmack von Blut. Was ist schon ein Leben im Vergleich zu dem Gefühl es jemandem zu nehmen? Das dort ist kein Mer. Das dort ist jetzt nur noch Abfall. Tut es!": stachelte die Altmer die Assassinin an. Ihr Blick war immer noch auf Tirian gerichtet. Ein grausames Lächeln erschien in ihrem Gesicht "Halt dich da raus": sagte sie nur und umfasste den Griff des Stiletts fester. Er wollte nach vorne stürzen, wieder ihren Arm packen, doch wurde er heftig gepackt und schließlich in den Schwitzkasten genommen. Die Söldnerin hatte ihn fest in ihrem Griff. Der Heiler schloss die Augen, um es nicht mit ansehen zu müssen.

    [Dreveni]
    Erst als der Assassine die Altmer und Tirian ansprach, nahm Dreveni deren Gegenwart so richtig wahr. Sie machte sich bereit, zuzustechen, sollte die Söldnerin dem Bastard tatsächlich zur Hilfe eilen, doch die machte glücklicherweise keine Anstalten. Nur Tirian versuchte doch tatsächlich, sie zu überreden ihn laufen zu lassen.
    Trau dich Tirian. Ich nagel deine Hand mit meinem Dolch an die Wand und steche ihn dann ab., dachte sie sich, während sie ihn anfunkelte. Dieses Mal würde sie sich nicht auf lange Diskussionen einlassen, nicht jetzt, nachdem es gerade eben schon um Leben und Tod gegangen war.
    "Dein Zorn wird jedenfalls niemanden mehr treffen. Auch wenn ich dir zu gerne - wie bei Llevas - dein hässliches Gesicht verzieren würde. Und ich würde dich auch wirklich gerne dann so laufen lassen. Nicht ohne noch etwas Salz hinein zu schmieren und dich so in der Wüste auszusetzen, dass du erst wieder auf einen Heiler triffst, wenn du Narben hast, die dich bis auf dein Lebensende jeden beschissenen Tag daran erinnern, wie verflucht dämlich du heute warst.", zischte sie dem Mörder zu, und drehte gleich danach den Kopf weg, denn er wollte ihr glatt ins Gesicht spucken.
    "Leider, leider wird es dazu nicht mehr kommen." Mit diesen Worten stieß sie ihm das Stilett in einem leichten Winkel nach oben in die Brust, und kippte es dann nach unten. Hätte sie nicht das Herz getroffen, würde er jetzt mit Sicherheit innerlich verbluten, wenn sich der Heiler nicht einmischte, und danach sah es nicht aus. Sie sah ihm ins Gesicht, sah seine Augen sich verdrehen. Es machte den Eindruck, als wolle er noch etwas sagen, aber er würgte nur einen kleinen Schwall Blut nach oben, dass ihm über die Lippen lief. Sie zog das Stilett wieder aus seiner Brust und ließ ihn zu Boden sinken.
    Sie schien gut getroffen zu haben, denn kaum lag er, wurden seine Augen auch schon starr und sahen stumpf an ihr vorbei, in Richtung Tür. Sie steckte den Dolch weg, wischte das Stilett an seinem Mantel ab und begann dann die Leiche abzusuchen, bis sie den Erlass fand. Er war tatsächlich auf ihren Namen ausgestellt. Sie hatte gehofft, dass er in diesem Punkt gelogen hatte, um ihr Angst zu machen, aber es war tatsächlich wahr. "Verflucht.", sagte sie leise. Ihr Blick fiel auf seinen Dolch, der noch an der Wand lag, wo er ihn fallen gelassen hatte, und nahm ihn. Auch wenn sie aus der Dwemerruine nichts von den getöteten Assassinen an sich genommen hatte, war das hier doch ihre ganz persönliche Trophäe. Schließlich richtete sie sich auf und sah Tirian an.

    [Tirian]
    Er öffnete erst wieder die Augen, als die Altmer ihn aus ihrem Griff entließ. Der Dunmer lag bereits leblos zu Füßen seiner Begleiterin. Sie fledderte seine Leiche, nahm sowohl ein Stück Papier, vermutlich den Erlass, als auch den Dolch des Attentäters an sich. Fest sah sie ihm ins Gesicht. Er wich ihrem Blick aus und kniete neben dem Toten nieder. Er befühlte dessen Hals. Tatsächlich kein Puls mehr. Der Mann war tot, wie es bei einer ausgebildeten Assassine wie seiner Begleiterin zu erwarten war. Die Altmerin schnippte mit den Fingern und sofort kamen zwei bullige Söldner, ein Rothwardone und ein Nord, in den Waschraum. "Werft das da in die Kanalisation. Sollen sich die Ratten an ihresgleichen gütlich tun": meinte sie und zeigte mit einer wegwerfenden Geste auf den Körper des Toten. Diese Verächtlichkeit widerte den Heiler geradewegs an. Wie konnte man einen Mer nur wie ein Stück Fleisch behandeln. Er schloss die Augen, um sich zu beruhigen, doch brachte die Söldnerin ihn mit ihrer nunmehr ausgelassenen Stimmung noch etwas mehr auf die Palme. Seine Kopfschmerzen, die nun, da die Anspannung abklang, wieder deutlicher zu Tage traten, waren seiner Beruhigung nicht gerade zuträglich. "Kommt. Lasst uns etwas trinken. Wein für das Blut, das ihr vergossen habt. Ich glaube euren Freund brauchen wir damit nicht zu belästigen. Er scheint mir nicht so guter Laune zu sein": meinte sie und lachte wieder. Lyviani verwies noch auf die Kleidung die gewaschen werden musste. Diesem Einwand begegnete das verrückte Frauenzimmer mit einem weiteren Fingerschnippen. Ein weiterer Wachmann brachte zwei sehr müde aussehende Khajiiten herein. "Die Beiden haben im Moment keine sinnvolle Beschäftigung, sodass sie vor Langeweile schon eingeschlafen waren. Die werden das erledigen und euch die Kleidung auf die Kammer bringen, aber nun kommt. Ich gebe euch einen auf diese erfolgreiche Rattenjagd aus." Etwas umständlich und widerwillig ließ sich die Assassine aus dem Raum geleiten. "Du bist wie sie": rief Tirian ihr bitter nach, denn für ihn blieben sich Lyviani und die Altmer im Moment gleich. Er blieb schließlich allein mit den beiden Sklaven im Raum zurück.

  7. #7

    Weidenländer, Falensarano

    Dreveni merkte, wie Tirian ihrem Blick auswich, als er neben der Leiche kniete, und versuchte, noch den Puls des Dunmers zu fühlen. Lass es gut sein. Ihm kannst du nicht mehr helfen., dachte sie sich, da schnippte die verrückte Altmer auch schon ihre Söldner herbei, um die Leiche zu entsorgen. Wo bei Mephala war sie hier nur gelandet? Ausdruckslos beobachtete sie das treiben, auch wie die beiden Sklaven herbeigerufen wurden, auf ihren Einwand hin, dass sie hier noch etwas zu erledigen hatte. Die Altmer schien wild entschlossen, ihr unbedingt einen auszugeben, und ihr viel kein Grund ein, das auszuschlagen. Es wäre ohnehin mehr als schlecht, sie zu verärgern.
    Schließlich wurde sie von der Söldnerin fast aus dem Raum gezogen, da hörte sie, wie ihr der Heiler hinterher rief: "Du bist wie sie!" Sie schloss kurz die Augen, aber es traf sie nicht wirklich. Nein, sie war nicht wie die Söldnerin. Sie war eine Assassine, genau wie der Dunmer, den sie gerade getötet hatte. Und auch wenn Tirian es nicht sehen wollte, wusste er doch seit Vos genau, wer - oder besser was - sie war. Und daran konnte weder er noch sonst jemand etwas ändern, egal, wie oft er noch bat, dass sie jemanden verschonen sollte. Es war einfach ihre Welt, in der galten andere Gesetze als es Tirian gewohnt war.
    Sie hätte ihn gehen lassen sollen.
    Bei diesem Gedanken verzog sich ihr Mund zu einem bitteren Lächeln. Wenn es doch nur so einfach hätte sein können. Glaubte Tirian wirklich, der Assassine wäre auf Knien rutschend von Dankbarkeit aus der Festung verschwunden?
    Über diese Gedanken merkte sie gar nicht, dass sie schon die Gaststube erreicht hatten, und sie von der Söldnerin in einen Stuhl gedrückt wurde. Sie bemühte sich, gute Miene zu dem ganzen zu machen, um die Altmer auf keinen Fall zu reizen.
    "WEIN!", brüllte die Söldnerin einem ihrer Männer in Ermangelung eines Sklaven zu. "Den Guten. Nicht den Dreck, den die Händler und ihr bekommt",rief sie noch hinterher.

    Dreveni zuckte bei dem Gebrüll der Söldnerin kurz und fast unmerklich zusammen, und wurde dadurch endgültig aus ihren Gedanken gerissen. Hier unten brannten immer noch die Öllampen und Fackeln, und von irgendwoher waren auf einmal auch wieder einige der Söldner gekommen. Wurde es schon wieder morgen? Sie hätte es beim besten Willen nicht sagen können.
    Inzwischen waren die Männer mit dem Wein und ein paar Kelchen wieder aufgetaucht, einer davon wurde vor Dreveni auf den Tisch geknallt, die beschlossen hatte, außer einem freundlichen: "Danke", in Richtung er Altmer erst einmal gar nichts zu sagen, und sich statt dessen das mittlerweile geronnene Blut von der Wange zu wischen.
    Die Altmer goss den Wein für beide ein. "Rot wie Blut, schwer Blut, nur nicht so eisern", meinte sie kichernd. "Der hier ist aus Hochfels. Ein gutes Anbaugebiet. Schwere, gute Böden. Das Land dort hat viel Blut gesehen. Man schmeckt diese Note im Wein", sagte sie und nahm einen großen Schluck. "Ah hervorragend. Lasst uns nun auf diesen herrlichen Kampf anstoßen": sprach sie feierlich und erhob ihren Kelch. Sie sah Dreveni auffordernd an.
    Bei den letzten Worten der Altmer waren alle Zweifel ausgeräumt, die Dreveni vielleicht noch zu dem Geisteszustand der Söldnerin gehegt hatte. Die Frau war komplett irre, und schien auch noch einen seltsamen Fetisch zu haben, was Blut anging. Nicht dass Dreveni mit Blut an sich ein Problem gehabt hätte, nur konnte sie auf dessen Geschmack gut verzichten, was sie gerade wieder gemerkt hatte, als sie den Assassinen in die Hand gebissen hatte. Es blieb ihr aber nichts anderes übrig, als das Spiel der anderen mitzuspielen, und so hob sie den Kelch ebenfalls um mit ihr anzustoßen: "Auf den Kampf. Auf den Sieg über diese elende Ratte, möge sie in der Kanalisation verrotten." Dabei schaffte sie es tatsächlich noch, einen leicht fiesen Ton in ihre Stimme zu legen, obwohl sie eigentlich am liebsten nur noch hier raus wollte. Auf das Plateau auf der Festung, ihretwegen auch noch in die Kammer - solange dort nicht Tirian war - nur weg von dieser Verrückten.
    Und weg von diesem Lärm, sie musste nachdenken, und das konnte sie hier und jetzt wirklich nicht.
    Die Altmer lächelte und nahm noch einen kräftigen Schluck. "Ihr seid vom richtigen Schrot und Korn, Dreveni. Das lässt sich über euren Freund nicht gerade sagen", meinte sie. "Warum zieht ihr überhaupt mit solch einem Hasenfuß über Land?": wollte sie wissen.
    Dreveni nippte ebenfalls an dem Wein, der tatsächlich so gut war, wie die Söldnerin versprochen hatte. "Wir haben einen Vertrag, und er zahlt gut.", antwortete sie, ohne konkret zu werden und sah die Altmer dabei wachsam an.
    "Er ist also gar kein Freund von euch? Das ist ja hervorragend, ich wollte auch schon an euch zweifeln. Ein Kunde also? Egal was er euch geboten hat. Ich zahle besser und bei mir müsst ihr euch nicht mit seinem Gewissen herumschlagen. Das wäre ja auch langweilig", sagte die Altmer. "Ich hätte ihm vermutlich schon längst die Zunge rausgeschnitten", überlegte sie laut und schwenkte den Rest wein in ihrem Kelch. "Manche Nord fertigen sich aus den Zungen und Ohren ihrer Gegner Halsketten an...", schweifte sie gedankenverloren ab.
    Halsketten... Das war ein gutes Stichwort, dachte sich Dreveni. Auch wenn sie sich selber auf die Ohren dieser arroganten Ziege beschränken würde. "Es gibt da noch weitere Vereinbarungen...", antwortete Dreveni vorsichtig, während sie mit der Hand den Stiel des Kelches entlang strich. "An was für Aufträge hättet ihr denn gedacht?", fragte sie schließlich noch, während sie überlegte, wie sie sich da am besten rausreden konnte. Da fiel ihr Blick auf einen Dunmer, der sich schräg hinter die Altmer an einen der Tische gesetzt hatte. Er sah ebenfalls zu Dreveni herüber, so konnte sie sein Gesicht voll sehen. Über der rechten Gesichtshälfte zog sich eine Narbe von der Stirn übers Auge bis zum Mundwinkel, aber abgesehen davon sah er nicht schlecht aus. Auch das was sie von seinen Oberarmen unter der kurzärmligen Tunika sehen konnte, wirkte vielversprechend. Sie ließ sich nur kurz ablenken, dann glitt ihr Blick wieder zu der Söldnerin.
    Die Altmer folgte unmerklich Drevenis Blick. "Wenn ihr euch gut macht, sehr viele. Ihr könntet uns begleiten. Im Moment allerdings habe ich eine Diamantenmine an der Grenze zur Molag Amur ins Auge gefasst. Sagen wir, dass wir noch Gelder aus unserem Vertrag von dort erwarten, aber bisher nicht bekommen haben. Natürlich wollen die dortigen Verwalter Nichts davon wissen, dass wir ein Abkommen getroffen haben, behaupten es gäbe keinen Vertrag und solche Sachen. Aber natürlich haben wir die Daedra auch für die ferngehalten und deshalb verlange ich eine entsprechende Entlohnung dafür - natürlich in Naturalien. Stellt euch Schatullen voller Diamanten vor. Da ich natürlich nicht riskieren will, dass wir noch einmal ausrücken müssen, wenn die Raten ausbleiben, wäre es doch gut, wenn ein paar von meinen Jungs dort blieben und sie freundlich an ihre Abgaben erinnerten. Zuvor müssen aber noch ein paar Wachen aus dem Weg geräumt werden, die unberechtigterweise Anspruch auf meine Edelsteine erheben", erzählte sie von dem Auftrag und ballte beim letzten Satz wütend die Fäuste. Dann entspannte sie sich ebenso schnell wieder. "Was auch immer das noch für vertragliche Verpflichtungen sein mochten, ich bin mir sicher, dass der Glanz ein paar schön funkelnder Steinchen, doch sicher eine gute Entschädigung sein dürfte", sagte sie und genoss noch etwas Wein.
    Dreveni hörte dem Angebot der Altmer geduldig zu, und wechselte dabei noch den einen oder anderen Blick mit dem Dunmer hinter dieser.
    Es klang wirklich verlockend, was die andere erzählte, wäre Dreveni eine Söldnerin gewesen. War sie aber nicht, und tatsächlich hatte sie spätestens jetzt den festen Vorsatz gefasst, dass dies der absolut letzte Auftrag dieser Art war, den sie annehmen würde. Von nun an würde sie wieder ausschließlich allein arbeiten, und sich auf das beschränken, was sie konnte und mit Leidenschaft tat, und nichts anderes.
    "Das Angebot klingt in der Tat verlockend.", antwortete sie schließlich, wobei sie der Altmer fest in die Augen sah. "Und ich hoffe ihr habt Verständnis, dass ich euch nicht jetzt sofort eine Zusage erteilen kann.", versuchte sie sich unauffällig aus der Affäre zu ziehen und gleichzeitig die Söldnerin in dem glauben zu lassen, dass sie das Ganze ernsthaft in Erwägung zog, "aber da gibt es tatsächlich noch die eine oder andere Sache mit meinem Begleiter wenigstens zu klären. Ich muss zumindest noch einmal kurz mit ihm sprechen. Später. Wenn sich seine schwachen Nerven wieder etwas beruhigt haben.", fügte sie noch mit einem zynischen Lächeln hinzu, und hielt der Altmer wieder den Kelch zum Anstoßen hin. Vielleicht ergab sich ja Tagsüber die Gelegenheit, unauffällig zu verschwinden. Da fiel ihr Blick wieder auf den Dunmer, der ihr inzwischen mehr als eindeutige Blicke zuwarf. Warum eigentlich nicht?

    "Darüber nachdenken!", rief die Altmer aus und lachte. Dann legte sie ihre Hand auf Drevenis und strich sacht darüber. "Das ist gut, dass ihr darüber nachdenken wollt", sagte sie und lächelte verständnisvoll. Im nächsten Augenblick straffte sich ihr Arm und zog Dreveni überraschend zu sich über den Tisch. Mit verengten Augen schaute sie ihr Gegenüber an. "Vielleicht denkt ihr dabei auch gleich darüber nach, wie ihr besser lügen solltet! Ihr meintet wohl ihr würdet euch mit eurem Begleiter heimlich davonstehlen. Das wolltet ihr doch sagen, oder?! ODER?!", fuhr sie die Assassinin an. Sie ließ ihrem Arm los und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. "Soll euch Zeit zum Nachdenken geben, während ich eurem Begleiter hier die Haut bei lebendigem Leibe abziehen lasse und ihm das kleine naive Herz durchbohre!? Dann gibt es keinen Vertrag mehr zu erfüllen!", fragte sie, nur um sich dann wieder vorzubeugen und ruhig von ihrem Wein zu trinken. "Ich kann euch natürlich nicht zwingen. Ich weiß das nur zu gut. Mein Vater wollte mich auch zwingen Hofmagierin in Summerset zu werden. Stellt euch das vor. Hofmagierin für einen König, der selbst der Magie mehr als mächtig ist!": sagte sie dann wieder mit ruhigerer Stimme. "Ihr seid wie eine Zwillingsschwester. Wir sind uns ähnlich, daher verstehe ich das. Also denkt noch einmal über mein Angebot nach": wechselte sie nun zu einem gönnerhaften Tonfall und lächelte wieder, um dann nochmals die Kelche zu füllen.
    Dreveni hatte, während sie von der Altmer im wahrsten Sinne des Wortes über den Tisch gezogen wurde, die andere Hand fester um den Griff des Dolches des Assassinen geschlossen, welchen sie unter dem Tisch auf ihrem Schoß liegen hatte. Ihr kam langsam der Gedanke, ob ihr der Rest der Söldnerbande nicht dankbar wäre, wenn sie dieses kranke Weib einfach abstach. Hier, mitten in der Gaststube. Sie mochte vielleicht in den letzten Wochen etwas aus der Übung sein, aber sie traute sich noch absolut zu, ihr Stilett in einem Auge der Altmer zu versenken, noch bevor jemand auch nur auf zwei Schritte heran war. Andererseits hatte sie nie selbstmörderische Tendenzen verspürt, wenn es um die Erledigung eines Auftrags ging, und so war ihr das Risiko zu groß, dass ihre Gedanken falsch sein könnte.
    "Es freut mich dass ihr es versteht. Es geht mir auch weniger um meinen kleinen, feigen Begleiter. Ich möchte mir - uns - nur gerne alle Optionen offen halten. An diesem Auftrag hängt nämlich mehr als nur dieser kleine Dunmer. Und falls es sich jemals ergibt, möchte ich uns den Weg in Cyrodiil nicht unnötig erschweren. Was leider der Fall wäre, würde dieses Jüngelchen zu Schaden kommen. Deswegen muss ich mich mit ihm im Guten einigen."
    Sie hoffte ernsthaft, dass diese Irre die Finger von Tirian lassen würde. Andererseits konnte der Heiler sich seiner Haut schon gut erwehren, wenn es sein musste.
    Da merkte sie wieder den Blick des Dunmers auf sich, und sie fragte, auch um das Thema zu wechseln: "Gehört der da zu euch?", und nickte dabei leicht in seine Richtung.
    Die Altmerin zog einen Schmollmund. "Überlegt es euch. Das Angebot steht weiterhin. Cyrodiil ist doch so ein langweiliger Flecken", bedauerte sie. Erst dann folgte sie dem Nicken. "Ihr beobachtet ihn schon eine Weile. Er ist auch ein schönes Stück Fleisch, nicht wahr?", sagte sie und leckte sich über die Schneidezähne. "Ja er gehört zu meinen Männern. Ganz unter uns. Er hat sich regelrecht darum gerissen, euch beobachten zu dürfen. Ich wollte den großen Jungen nicht dadurch enttäuschen, dass ich ihn auf euren Begleiter ansetze", meinte sie und sprach dem Wein weiter zu. "Ich kann ihn nachher auf eure Kammer schicken und dafür sorgen, dass sich euer Kunde eine Weile nicht dort blicken lässt", bot sie gönnerhaft an. "Er dürfte auch schon etwas ausgehungert sein. Von den Sklavinnen sind leider nur noch die Katzen und Echsen da und die sind wohl unter seiner Würde", plauderte sie ganz offen.
    Während Dreveni wieder den Stiel ihres Kelches mit den Fingern entlang fuhr, und der Söldnerin einen Augenaufschlag schenkte, der ihre Zustimmung zu dem "schönen Stück Fleisch" ausdrücken sollte, entstand in ihrem Kopf ein Bild, wie schön sich die Schneidezähne der Altmer zwischen ihren Ohren an der Kette machen würden. Und erst die Eckzähne...
    "Lasst den Kleinen nur in der Kammer schlafen, sonst wird er wieder quengelig wenn er übermüdet ist. Ich denke ich finde schon eine ruhige Ecke mit ihm...", wobei sie wieder leicht zu dem Dunmer hinüber nickte. Um Drevenis Lippen spielte nun ein feines Lächeln und der Blick dem sie der Söldnerin zuwarf, war mehr als eindeutig.
    Jetzt wo sie schon hier war und gezwungen war, das irre Spiel mitzuspielen, konnte sie auch gleich in die Vollen gehen. Warum auch nicht?
    Mit dem Dunmer da hinten würde sie schon fertig werden, sollte es sich anders entwickeln als geplant, und außerdem wurde es verflucht noch mal wieder einmal höchste Zeit, während der ganzen Reise mit Erynn und Arranges, überhaupt schon während der ganzen Sache mit Feryns Auftauchen in Cyrodiil hatte sie nicht einmal auch nur nach einer Gelegenheit Ausschau gehalten. Und sie konnte sich so hoffentlich bald von der Altmer loseisen.
    Wenn alle Stricke rissen, mussten sie es eben doch irgendwie schaffen, zu entkommen. Unsichtbarkeitszauber halfen schon viel, und die Stalljungen bei dem Guar konnte sie immer noch niederschlagen oder meucheln, da sie das Tier nur ungern zurück lassen würde. Und zur Not würde sie Tirian gefesselt und geknebelt hinter sich her schleifen, wenn er wieder Einwände gegen ihre Vorgehensweise hatte.
    "Ich denke ihm wäre auch dieser Tisch hier recht. Zumindest die Bar fand er damals mit einer der Sklavinnen schon sehr einladend. Seid doch so gut und spielt noch etwas die Unnahbare. Er liebt es zu glauben, dass er eine Frau bezwungen hat. Er spielt das dann auch aus. Er mag es dann kräftig und ruppig. Das gibt ihm dabei wohl ein Gefühl von Macht oder was auch immer... Er ist halt ein großer Junge, der seine Bestätigung braucht. Leider hält er nicht gar so lange durch, wie er den Anschein erweckt. Gebt ihm doch bitte das Gefühl, ansonsten ist er wieder grummelig", bat die Altmer und trank den Rest deines Weines direkt aus der Flasche. "Hm danach muss ich für euch wohl einen anderen Wächter suchen", sagte sie dann und lachte. Sie wandte sich zum Gehen. "Ich hoffe euer kleiner Begleiter wird nicht eifersüchtig": lachend entfernte sie sich und legte dem Söldner eine Hand auf die Schulter, bevor sie ging.

    Dreveni sah der Söldnerin mit gemischten Gefühlen nach. Wie hieß sie überhaupt noch mal? Ilucaria, oder etwas in der Art, erinnerte sie sich.
    Sie ließ noch einen letzten Blick zu dem Dunmer schweifen, bevor sie sich wieder dem Kelch vor ihr widmete. Mit jemanden, der sich seine Hände an diesem Miststück beschmutzt hatte, wollte sie an sich nichts zu tun haben. Dumpf brütend starrte sie so eine Weile vor sich hin. Was mochte Tirian jetzt wohl gerade treiben? Sie hoffte wirklich, dass diese •••••••• von Altmer ihn in Ruhe lassen würde. Vermutlich hatte sich die weitere Reise gemeinsam ohnehin erledigt. Sie hatte sehr wohl gemerkt, wie Tirian sie angesehen hatte, und langsam kam ihr der Verdacht, dass das ganze Unternehmen von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Und irgendwie tat ihr das mehr leid, als sie gedacht hatte. Wenn sie sich recht erinnerte, hatte sie nie einen Mer wie Tirian getroffen, höchstens in einem ihrer Opfer, aber wenn, dann hatte sie es nicht erfahren da sie sich nie so lange mit ihnen befasst hatte. Auch wenn er sie einen nicht unwesentlichen Teil ihrer gemeinsamen Zeit genervt hatte mit seiner Einstellung, lag ihr doch mehr an ihm, als gut war.

    Währen sie den Kelch in ihren Händen auf dem Tisch gedreht und die Bewegung des Weines darin beobachtete, hatte sich der Dunmer an ihren Tisch gesetzt. Dreveni war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie es erst merkte, als sie mit leiser Stimme, in der der leichte Akzent Vvardenfells lag, angesprochen wurde: "Nehmt euch in Acht."
    Dreveni blickte auf und sah direkt in die Augen des Mannes, den sie vorhin noch beobachtet hatte. Aus der Nähe betrachtet waren sie noch schöner, zwar hatten sie nicht den dunkelroten Ton, der Dreveni sonst so faszinierte, statt dessen waren sie von einem fast stechendem, hellen Rot, mit dem sie einen aber genauso eindrucksvoll ansehen konnten.
    Ihr Blick ruhte einen Moment auf dem scharf geschnittenem Gesicht mit der langen Narbe auf der rechten Seite - er hatte Glück gehabt, dass er nicht sein Auge verloren hatte, schoss ihr durch den Kopf - bevor sie ihm mit abweisender Stimme antwortete: "Wollt ihr nicht lieber der Altmer zeigen, wer der Herr im Hause ist? Vielleicht gleich hier?", dabei deutete sie auf den Tisch neben dem, an dem sie selbst saß.
    Gleich darauf bereute sie ihre Worte, weniger dem Dunmer gegenüber, vielmehr wusste sie nicht, ob er nicht gleich zu seiner Chefin laufen würde. Aber immerhin hatte diese ja mehr oder weniger genau das gleiche gerade selbst von sich gegeben.
    Der Söldner antwortete erst nicht, sondern verzog nur den Mund zu einem bitteren Lächeln. Er sah sich kurz um und sagte schließlich: "Habt ihr mir nicht zugehört? Ich dachte ihr hättet gesehen, wie schnell sie etwas in den falschen Hals bekommen kann."
    Kaum hatte er ausgesprochen, reichte es Dreveni endgültig. Was zum Henker lief zur Zeit eigentlich falsch? Sie nahm den Dolch in die Hand, der immer noch auf ihrem Schoß gelegen hatte, und stach ihn mit Schwung vor sich in die Tischplatte.
    "Ich lasse mir nicht gerne drohen. Und obwohl das schon mehr als einer bereut hat, versucht es zur Zeit irgendwie jeder dem ich begegne aufs Neue.", sagte sie, ohne ihre Augen von dem Dolch zu nehmen.
    "Sie wird euch nicht gehen lassen, und das ist keine Drohung sondern eine Tatsache.", antwortete der Dunmer nur, scheinbar gleichgültig und zuckte dabei mit den Schultern.
    Nun blickte Dreveni doch auf und sah dem Anderen lange ins Gesicht. Sie konnte dort beim besten Willen nichts von dem erkennen, was die Altmer vorhin behauptet hatte. Statt dessen sah sie hellrote Augen, die überraschend intelligent blickten für diesen Ort und seinen Stand, einen immer noch leicht bitteren Zug um den Mund, aber auch etwas wie Stolz in seiner Miene, und keine Spur von Resignation, auch wenn man diese in seine Worte hinein interpretieren konnte. Die feinen Linien um seine Augen und den Mund verrieten, dass er älter war als sie aus der Entfernung zuerst gedacht hatte. Hatte sie tatsächlich gerade den einzigen halbwegs normalen Mer hier in Falensarano gefunden? Natürlich konnte das alles auch Täuschung sein, oder er riss sich nur jetzt noch am Riemen und er war an sich genauso irre wie Ilucaria, aber das glaubte Dreveni irgendwie nicht.
    "Ich habe noch nie eine Erlaubnis gebraucht, wenn ich gehen wollte.", sagte sie schließlich.
    "Das glaube ich gerne, und auch ich war einmal genau derselben Meinung.", antwortete er. "Sie ist genauso verrückt wie sie grausam und schön ist. Und außerdem eine Sadistin. Sie meint ich würde ihr noch etwas schulden, dabei habe ich es ihr schon mit Zinseszins zurück gezahlt. Ihre einzige Antwort war das da.", wobei er auf die Narbe in seinem Gesicht deutete.
    "Eine schöne Geschichte.", antwortete Dreveni schließlich mit leichtem Sarkasmus in der stimme, nachdem sie den Rest des Weines getrunken hatte. "Und sobald ich euch mein Leid und meine Pläne geklagt habe, rennt ihr schnurstracks zu ihr, wo ihr ihr alles erzählt, wenn sie euch dafür nur in ihr Bett lässt."
    "Nur weiter so, man kann hier nicht misstrauisch genug sein.", antwortete er, und strich dabei sanft mit seinen langen Fingern über ihre Hand, die auf dem Tisch neben dem Dolch, der immer noch im Holz steckte, ruhte.
    Zuerst wollte sie ihn wütend anfunkeln, doch er schien seine Bemerkung völlig ernst zu meinen. Und auch seine Hand auf der ihren störte sie jetzt nicht mehr im geringsten, ganz im Gegenteil. Als er so leicht über ihren Handrücken strich, fühlte sie einen angenehmen Schauer ihren Rücken hinunterlaufen. Sie war sich zwar immer noch nicht sicher, was sie von ihm zu halten hatte, aber in einem war sie sich sicher: Was ihr in den letzten Wochen gefehlt hatte. Die Reise durch Morrowind hatte durchaus ihre schönen Seiten gehabt, aber das war einfach nicht ihr Leben. Sie lebte nicht für Straßenkämpfe und auch nicht dafür, um sich durch Gräber und Ruinen zu kämpfen. Ihr Leben war, sich in fremde Gefilde einzuschleichen, sich das Vertrauen anderer zu erschleichen und dabei ständig die Gefahr im Nacken zu haben, das Risiko sich zu verschätzen oder entdeckt zu werden. Dauernd auf der Hut zu sein, sich zu verstellen, hinter jedem das Böse zu vermuten und sich auf niemanden sonst als sich selbst zu verlassen. Es war dumm gewesen, überhaupt mit etwas anderem anzufangen. Und es hätte ihr klar sein müssen, dass es nie und nimmer gut gehen konnte. Vor allem der dauernde Hauch subtiler Gefahr hatte ihr gefehlt. Es war etwas anderes als ob hinter jeder Ecke Banditen lauern konnten, oder ob man sich nicht sicher war, ob einen das Gegenüber nicht schon lange enttarnt hatte. Oder ob man nicht ebenfalls beobachtet wurde, während man sich an das Opfer heran machte.
    Der Dunmer erwiderte ihren Blick fest, und in seinen Augen lag das gleiche Funkeln, dass sich bei diesen Gedanken in die ihren geschlichen hatte. Hatte sie sich nicht die ganze Zeit vorgenommen, zu ihrem alten Selbst zurück zu finden? Welches zwar durchaus vorsichtig und überlegt war, aber andererseits auch jeden Augenblick genoss, denn es konnte buchstäblich ihr letzter sein?

    Gerade als sie etwas erwidern wollte, stand er auf und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Sie zögerte keine Sekunde mehr, zog dem Dolch aus der Tischplatte und verließ hinter dem Dunmer die Gaststube. Nun sah sie auch, dass er einen guten Kopf größer war als sie selbst, und zwar eine muskulöse Figur hatte, aber nicht übermäßig breit gebaut war. Alles in allem ganz anders, als der eher schlacksig wirkende Tirian. Bei diesem Gedanken schüttelte sie leicht den Kopf, um ihn so zu vertreiben. Sie konnte nicht die ganze Zeit an den Heiler denken, jedenfalls nicht genau jetzt.
    Sie konzentrierte sich wieder mehr auf den Mann, der vor ihr lief. Als einzig sichtbare Waffe hatte er ebenfalls einen Dolch am Gürtel, sonst trug er nur die einfache Tunika und eine ebenso einfache Hose, außerdem leichte Schuhe. Anscheinend hielt er es nicht für nötig, hier in der Festung voll gerüstet und bewaffnet herumzulaufen. Vielleicht kämpfte er auch ohnehin lieber mit Magie, dachte sie sich, als ihr wieder einfiel, wie weich seine Finger auf ihrer Hand gewesen waren. Unauffällig fuhr sie mit den Fingern über die eigenen Handflächen, auf denen schon der Ansatz zu Schwielen zu fühlen war, die sie wohl den ganzen Schwertkämpfen in den letzten Tagen verdankte. Das ging ihr dann doch etwas gegen den Strich, sie hatte ihre Hände immer gemocht, und vor allem dass man ihnen kaum ansah, mit was sie ihr Auskommen bestritt.

    Ohne ein Wort zu sprechen ging der Dunmer vor ihr her, und sie folgte ihm ebenso schweigend. Schließlich betrat er eine kleine Kammer, in der neben einigen offenbar alten Schwertern, Bögen, sowie kaputten Pfeilen ein Tisch, ein Stuhl und ein Bett stand, dessen Matratze aus nicht mehr als einem mit Stroh gefülltem Sack bestand. Der Dunmer ließ ihr den Vortritt und schob hinter ihr den Riegel von innen vor die Tür. Als er sich umdrehte, stand Dreveni schon vor ihm, schlang ihm die Arme um den Hals, vergrub eine ihrer Hände in dem dichten, dunkelroten Haar an seinem Hinterkopf und küsste ihn stürmisch, was er nach einem kurzen Moment der Überraschung ebenso stürmisch erwiderte. Sie unterbrachen sich nur kurz, um sich gegenseitig der Kleidung und Waffen zu entledigen. Dabei gab er nicht nur den Blick auf ein paar Narben frei, die seinen Oberkörper zierten, sondern auch auf eine Tätowierung, die seine linke Schulter, einen Teil seiner Brust und fast die Hälfte seines Rückens bedeckte und aus einem kompliziertem, ineinander verschlungenem Muster bestand. Sie hatte etwas in der Art noch nie zuvor gesehen, nahm aber an, dass es sich um eine rituelle und/oder magische Tätowierung handelte. So oder so, jetzt war der denkbar ungünstigste Zeitpunkt danach zu fragen, und so begnügte sie sich damit, mit den Fingern darüber zu streichen und die Muskeln unter seiner Haut zu spüren.
    Inzwischen war sie sich auch restlos sicher, dass er zumindest nicht regelmäßig mit einem Schwert kämpfte, so weich wie sich seine sehnigen, schlanken und doch kräftigen Hände anfühlten, als sie den Kurven ihres Körpers folgten.
    Das Bett gab einen protestierenden Laut von sich, als sie sich schließlich darauf fallen ließen, aber es hielt, und auch als sie später in seinen Armen lag, den Kopf auf seiner Brust, war es immer noch nicht durchgebrochen.
    Es war ein rundum friedlicher Moment, als sie so da lagen, Dreveni fuhr sanft mit ihrem Finger die Muster in der weichen Haut auf seiner Brust nach, während er über ihren Oberarm streichelte, und sie immer noch schwiegen. Sie wusste nicht einmal, wie er hieß, und es war ihr auch egal im Moment. Sie befand sich in dieser seltsam gelösten, entspannten Stimmung, die ihr gleichzeitig eine Nähe und Vertrautheit zu dem anderen vortäuschte, die doch nicht existierte.
    Sie konnte sein Herz schlagen hören, ruhig und gleichmäßig, und das machte sie schläfrig. Als sie an die Worte der Söldnerin dachte, musste sie nur leicht lächeln. Dämliche Ziege, wenn du wüsstest... Sie konnte es auch keinem verübeln, wenn er schnell wieder von diesem Weib weg wollte.

    Inzwischen bewegte sich seine Hand auf ihrem Oberarm nicht mehr und seine regelmäßigen Atemzüge verrieten ihr, dass er eingeschlafen war. Es war zu verlockend, mit ihm hier liegen zu bleiben und ebenfalls zu schlafen, aber sie konnte hier nicht die nächsten Stunden selig vor sich hinschlafen während in der Festung sonstwas passieren konnte. Sie genoss noch ein paar Minuten die Ruhe, dann befreite sie sich vorsichtig aus seiner Umarmung und stand leise auf. Sie beugte sich hinunter und küsste ihn noch einmal leicht auf die Stirn, schlüpfte in ihr Kleid, legte ihre Waffen wieder an und sah noch einmal auf ihn herab. Konnte sie ihn jetzt hier so einfach schlafen lassen?
    Sie kam zu dem Schluss, dass es übel ausgehen konnte, würde man - oder vielmehr, die Altmer - ihn hier alleine ohne Dreveni entdecken, und so beschloss sie, ihn wenigstens aufzuwecken. Sie wollte nicht, dass er ihretwegen Ärger bekam, vor allem nicht als ihr Blick auf die Narbe in seinem Gesicht fiel.
    Sie setzte sich auf den Rand des Bettes und strich ihm über die Wange, bis er die Augen aufschlug und anstalten machte, sich aufzusetzen. "Danke.", sagte sie nur leise, und das war das erste Wort seit der Gaststube, das zwischen ihnen gesprochen wurde. Als sie merkte, dass er wach genug war, stand sie auf, nahm den Dolch des Assassinen, der noch auf dem Tisch gelegen hatte, schob den Riegel zurück und verließ schnell die Kammer.
    Geändert von Andromeda (08.06.2013 um 23:36 Uhr)

  8. #8

    Weidenländer, Falensarano

    Tirian schaute noch eine Weile durch die offene Tür hinaus auf den leeren Gang. Lyviani hatte ihn zurückgelassen. „Besser Dreveni“: wie er sich an die Worte des Attentäters erinnerte. Sie hatte ihm nicht einmal ihren richtigen Namen genannt. In ihrem Geschäft war das vermutlich besser und gerade, wenn die Tong hinter ihr her war. Er schüttelte den Kopf. Dieser Attentäter besaß einen Exekutionserlass. Er lief im Raum auf und ab, fasste sich des Öfteren an die Stirn und massierte sich die Augen, um dann schließlich noch mehr umherzuwandeln. Die Sklaven wurden langsam nervös: „Lasst uns unsere Arbeit erledigen. Ihr stört. Wir wollen keinen Ärger.“ Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sich noch immer in der Waschküche aufhielt. Der Heiler wollte den beiden armen Häftlingen nicht noch mehr Ärger machen, als sie hier ohnehin schon hatten. So sehr er es sich auch im Moment wünschte sie aus dieser Lage hier zu befreien, so sah er ein, dass dies wohl völlig utopisch war. Er verließ die Waschkammer und wandte sich im Gang nach links. Der Kopfschmerz pochte noch immer in seinen Schläfen, befand sich aber unter seiner Kontrolle. Diese Festung wollte er so schnell wie möglich hinter sich lassen. Sie hatten hier Nichts erreicht außer sich in die Hände einer Irren zu begeben, für die das Leben nur ein Begriff war, um einen Zustand zu beschreiben, über den sie in gottgleicher Weise entscheiden konnte. Sie hingen hier in ihrem Netz. Noch war sie auf ihrer Seite, aber wer konnte schon sagen, wie lange das so sein würde, wann sie ihr langweilig oder lästig wurden. Sie hatte zur reinen Belustigung einen Attentäter auf sie losgelassen. Und das sie auch nicht viel von Attentätern hielt, hatte sie mehr als deutlich gemacht. Was würde also passieren, wenn sie herausfand, dass es sich bei Lyviani, um eine Assassinin handelte. Es wurde Zeit, dass sie von hier verschwanden. Von der Altmer hatten sie Nichts zu erwarten, außer einem Messer im Rücken.

    Von diesen Gedanken beschäftigt lenkte Tirian seine Schritte zurück zu der Kammer, die man ihm zugewiesen hatte. Etwas unschlüssig stand er davor, zögerte. Er konnte nicht einschätzen, wie lange er seinen Gedanken nachgehangen hatte und fragte sich, ob Lyviani inzwischen wieder zurückgekommen war. Schließlich fasste er Mut und drückte die Klinke herunter. Er stieß die Tür auf und stellte fest, dass der Raum leer war. Erleichtert atmete er aus und schloss sie hinter sich wieder. Es wurde Zeit, dass sie die Festung verließen. Darauf konzentrierte er sich jetzt und machte sich daran seine Sachen wieder zusammen zu schnüren. Sein Kräutervorrat war in Ordnung. Wenn seine Begleiterin noch Wert auf Nahrung oder Wasser legen würde, würden sie gewiss auch unterwegs etwas finden. Bei diesen Gedanken machte er sich auch daran, Lyvianis Gepäck zumindest erst einmal zusammen zu schieben, damit es nachher schnell gehen konnte. Er wollte im Laufe des Tages aufbrechen. Noch eine Nacht an diesem Ort schien ihm nicht gerade attraktiv. Eigentlich hätte er es vorgezogen in der relativen Sicherheit von Falensarano etwas auszuharren, gerade nach der Tortur in der Ahnengruft, doch jetzt erschienen ihm das Gras der Weidenländer umgeben von Oblivion-Toren doch sicherer als mit einer Verrückten Söldnerin unter demselben Dach zu schlafen. Zudem war dort draußen die Gefahr geringer auf weitere Agenten der Morag Tong zu treffen, die ihnen ans Leder wollten. Er hielt inne und blickte einen Augenblick zur Tür. Das eigentliche Problem war die Assassine. Vielleicht auch er selbst, wenn man es aus ihrer Sicht betrachtete. Es war wirklich besser, wenn er an seinem Entschluss festhielt. Sie waren mehr als unterschiedlich. Das hatte der Mord in der Waschküche nochmals bewiesen. „Es ist verrückt. Vermutlich würden wir ohnehin nur noch bis Uvirith Mora mit einander auskommen“: überlegte Tirian. Für ihn war die Schlussfolgerung klar. Es wäre gewiss für alle Beteiligten das Beste, wenn sie sich dann nie wieder sahen und er bis dahin den Kontakt mit ihr auf das Notwendige beschränkte.

    Er konnte nicht zulassen, dass sie sich vorher verkrachten. Tarrior war noch immer in Gefahr und er brauchte die Fähigkeiten der Dunmer, um ihn zu retten. Zu zweit war es schon purer Wahnsinn sich in den Turm eines gefährlichen Hexenmeisters zu schleichen, aber er allein… das war praktischer Selbstmord. Und gerade eine Assassinin konnte ihm vielleicht außer einem Dieb am Meisten helfen. Sie wusste sich gewiss leise zu bewegen und würde wenn nötig auch Gegner, die im Weg waren, lautlos außer Gefecht setzen können. Lyviani war die beste und einzige Chance, die er hatte. Außerdem, und das konnte er einfach nicht leugnen, würde er es sehr bedauern, wenn sie sich im Schlechten trennten. Inzwischen hatte er das Gepäck soweit gepackt, dass er sich nun seinem Schwert widmete. Er ging zum Waschzuber. Inzwischen hatte jemand das gebrauchte Wasser entfernt, aber freundlicherweise einen Krug für eine Katzenwäsche bereitgestellt. Als er die Flüssigkeit über die Klinge goss und mit einem Leinentuch den Schmutz und das Blut herunterzuscheuern begann, verbreitete sich ein übler Leichengeruch im Raum. Noch immer klebten die Körpersäfte der Untoten, die er in der Kanalisation erschlagen hatte, an der Waffe. Er wollte diesen ekelerregenden Umstand noch ändern, bevor es unterwegs nicht noch einmal die Ruhe dafür gab. Außerdem war das Silberschwert inzwischen doch reichlich schartig geworden. So oft in kurzer Zeit war es lange nicht benutzt worden. Einen aufmerksamen Schmied und einen Schleifstein konnte das Metall gewiss vertragen. Und Tirian wollte seine Waffe in diesem Zustand sicherlich niemandem anvertrauen, auch wenn er glaubte, dass der bei dieser Söldnertruppe sicher auch Schlimmeres gewohnt war. So hörte der Heiler auch erst auf, als der gröbste Schmutz herunter war. Noch einmal glitt sein Blick prüfend über das Silber, bevor er die Klinge wieder in der Scheide verschwinden ließ.

    In diesem Moment klopfte es an der Tür. Noch bevor er antworten konnte, wurde sie geöffnet und die beiden Sklaven traten in den Raum. Sie hatten die Wäsche geschultert und legten sie dann schließlich getrennt auf den Boden und verabschiedeten sich so schnell wieder, wie sie gekommen waren. Tirian schob den Wäschestapel der Dunmer ungesehen zu ihren übrigen Sachen. Seine eigene Kleidung schnürte er mit dem Anderen Gepäck zusammen. Lyvianis Ausrüstung rührte er lieber nicht an. Er wollte keinen Streit mit der Dunmer provozieren und er wollte auch gar nicht so genau wissen, was die Frau in ihrem Arsenal wohl noch so mit sich führte, mit dem man morden und verstümmeln konnte. Er schaute sich noch einmal im Raum um. Soweit er das sehen und sich erinnern konnte, sollte damit alles soweit für die Abreise fertig sein. Wenn Lyviani zwischenzeitlich nicht noch einmal auftauchen sollte, würde er das Gepäck später auf den Guar laden, damit sie ohne Verzögerungen weiterreisen konnten. Aber inzwischen plagte ihn der Hunger. Seit dem Abendessen war bereits eine ganze Nacht vergangen und wurde langsam Zeit für ein Frühstück. Da Lyviani noch immer nicht aufgetaucht war, wandte er sich allein zur Festungskantine. Er verließ die Kammer und ging nun zum Essen.

    Die Söldnertaverne war auch schon reichlich besetzt. Die meisten von ihnen hatten wieder an dem Tisch Platz genommen, an dem sie schon am vergangenen Abend saßen. Das Kopfende war demonstrativ frei, obwohl sich einige der Gerüsteten bereits auf kleinere Tische im Umkreis verteilten. Auch andere Gäste und Besucher der Festung besetzten einige Bänke. Er schaute sich um. Auch hier war Lyviani nicht zu sehen und der freigehaltene Platz sprach dafür, dass er auch Ruhe vor dieser Verrückten haben würde. Aber er hatte ohnehin nicht vor, sich zu diesen Schlächtern zu setzen. Stattdessen guckte er sich einen Platz am Rand an einem Tisch aus, an dem ein Bretone in normaler Kleidung saß. „Ein Reisender“: hoffte er. Tirian schritt zum Thresen hinüber. Der Nord-Koch unterhielt sich gerade mit einem anderen Söldner, den er allerdings in dem Moment verabschiedete, als der Dunmer heran kam. „Was gibt es zum Frühstück“: fragte der Heiler. Der Koch schaute ihn abschätzig au seinen Schweinsaugen an, schnaufte und stellte eine Holzschale vor ihn hin. „Gebratener Salzreis mit gerührtem Kwama-Ei. Friss es oder lass‘ es bleiben“: meinte er und füllte ihm die Schale aus einem großen Topf, der neben ihm stand, auf. Eine braune, breiige Masse schaute ihn an. Ein Blick in das Gesicht des Nords sagte ihm, dass er sich lieber nicht beklagen sollte und so ließ er es dann auch und setzte sich zu dem Bretonen. Der schaute nur kurz von seinem eigenen Essen auf. Tirian nahm den Löffeln zur Hand, den er sich am Thresen genommen hatte und schob sich etwas zögerlich den Reis in den Mund. Nach dem ersten Kauen lösten sich seine Bedenken. Das Essen sah nicht gut aus und der Koch machte auch nicht gerade einen professionellen Eindruck, aber er musste eingestehen, dass es dennoch gut schmeckte und auch gut den Magen füllte. Kaum war die Schale leer, war er auch schon satt und brauchte nicht mehr. Er erhob sich, ließ die Schale stehen und ging zur Kammer zurück.

    Er verweilte nicht lange dort. Er schulterte nur sein Gepäck und war dann auch schon wieder auf dem Weg nach draußen. Lyvianis Sachen wollte er nach wie vor nicht anrühren, aber zumindest sein eigenes Zeug konnte ja schon einmal für die Abreise auf den Guar geladen werden. So schlug er sich durch die Festung, die inzwischen wieder deutlich belebt war und trat hinaus auf das Plateau. Die Sonne stand bereits am Himmel, doch noch hing die Frische des Morgens in der Luft. Eine leichte Brise ging. Und dicke Rauchwolken, die nahe eines der Zelte aufstiegen und ein verräterisches Hämmern ließen Tirian erkennen, wo er denjenigen fand, der ihm das Schwert erneuern konnte und dorthin lenkte er nun auch seine Schritte. Der Schmied war auch ein Nord. Er trug die braunen Haare militärisch kurz und sein Bart war akkurat bis einen Flecken an seinem Kinn gestutzt. Er bearbeitete gerade ein Hufeisen und schlug es richtig in Form. Der Heiler zweifelte, ob er hier richtig war. Ein Hufschmied war schließlich etwas Anderes als ein Waffenschmied. Er wollte sich gerade abwenden, als er hinter sich ein lautes Zischen und ein mit tiefer Stimme gesprochenes, „Was wünscht ihr?“, hörte. Er wandte sich dem Mann wieder zu, der die hochgeschobenen Ärmel seiner Tunika wieder über die breiten Oberarmmuskeln schob und sich den Schweiß seiner Hände an der ledernden Schürze abwischte, die er anhatte. „Ich brauche einen Waffenschmied, der sich mal mein Schwert anschauen kann“: sagte der Heiler dann. Die Nord lächelte leicht und schloss die Augen. „Keine Sorge, Junge, ich schmiede zwar auch Hufeisen, aber ich bin der beste Waffenschmied, den du in dieser Gegend finden wirst. Aber das ist bei all diesen Magiern, die hier im Umkreis wohnen auch nicht schwer. Die Leute dort interessieren sich mehr für Pergament und schicke Roben“: er schaute etwas pikiert die Kleidung des Heilers an: „als für Schwerter und Äxte. Die Eisen und Nägel mache ich nur, weil es hier keinen Anderen dafür gibt. Also eure Waffe ist gut bei mir aufgehoben“: sagte er. Tirian zog das Schwert aus der Scheide und legte es dem Mann vor. Der Nord griff zu, hob es hoch, wendete und betrachtete es dabei ausgiebig. „Standardkram. Aber eine solide Arbeit. Euer Glück. Wie ich an der Abnutzung der Klinge sehe, schlagt ihr regelmäßig mit nur einer Seite zu. Ein Langschwert ist eine doppelt geschliffene Schlagwaffe. Die Klinge ist dazu gemacht zu beiden Seiten zu funktionieren. Wäre das hier keine gute Arbeit hätte sich die Klinge unter der einseitigen Abnutzung verbiegen oder schlimmstenfalls zerbrechen können. Sie sollten öfters die Schlagseite wechseln. Das täte der Klinge ganz gut. Allerdings werde ich ihr vorher wieder mehr Schärfe und neue Festigkeit verleihen. Gebt mir eine Stunde. Ich kümmer mich darum“: meinte er und legte das Schwert umgehend ins Feuer. Tirian stand noch etwas unschlüssig daneben. „Na los. Ich mach das schon. Ich brauche keine Gaffer“: blaffte der Mann und scheuchte ihn mit einer Handbewegung weg. Der Heiler wollte den Meister bei der Arbeit nicht stören und entfernte sich.

    Stattdessen schlenderte er nun zu den improvisierten Stallungen. Den Guar fand er recht schnell und er war auch froh, als er sein Gepäck abnehmen und dem Tier zur Seite stellen konnte. Er streichelte die ledrige Schnauze. Aufladen wollte er es noch nicht. Das Tier jetzt schon zu belasten, war unsinnig und er brachte es auch nicht übers Herz, vor allem nicht bei dem dümmlich, treuherzigen Blick, den es ihm zuwarf. Er strich noch einmal mit der Hand über die Flanke und ging dann wieder nach draußen. Es war noch Zeit bis der Schmied die Waffe fertig haben würde, also wollte er noch etwas die Morgenluft genießen, stellte sich an die Brüstung und ließ den Blick in die Ferne schweifen.

  9. #9

    Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer, Falensarano

    Tirian schaute lange in die Ferne. Sein Blick war starr geradeaus gerichtet. Seine Gedanken hielten ihn gefangen. „Nur noch Tarrior befreien“: sagte er sich immer wieder. Erst ein Donnergrollen in der Ferne ließ ihn zusammenzucken und weckte ihn aus seiner Starre. Er wandte sich um und heftete seine Augen auf den Roten Berg. Noch immer stiegen fette, schwarze Schwaden aus dem Krater auf, wie schon die ganze Zeit, seit er wieder hier auf Vvardenfell war. Es hatte einige Tage gedauert, bevor er es überhaupt bemerkt hatte, dass der alte Vulkan wieder zu rauchen angefangen hatte, doch inzwischen erschien dem Dunmer dieses Verhalten mehr als merkwürdig, geradezu besorgniserregend. Er zuckte mit den Schultern. Dass der Berg wieder aktiv war, mochte etwas bedeuten, aber er war kein Geologe und konnte sich auch selbst nicht sonderlich gut mit dieser Insel und ihren Eigenheiten aus, so fand er es müßig darüber nachzudenken. Doch ihm bleib auch nicht die Zeit sich um darum großartig zu kümmern. Unbemerkt war jemand von hinten an ihn heran getreten und legte eine Hand auf seine Schulter. Er zuckte zusammen und drehte sich ruckartig um. Er hatte schon mit Lyviani gerechnet. Doch das Gesicht, das stattdessen vor ihm auftauchte, war noch wesentlich schlimmer. Es war die Altmer. Ihre Lippen zeigten das von ihr altbekannte herablassende Lächeln. Ihre Augen taxierten seine. Sie nahm die Hand wieder herunter. „Ich habe nie verstanden, was jemand an diesen roten Augen finden kann“: sagte und zuckte mit den Schultern. Es dauerte einen Moment, bis der Heiler seine Stimme zurückgewonnen hatte. „Was wollt ihr?“: fragte er. Sie schmunzelte und zog plötzlich ein Schwert hervor, das sie hinter ihrem Rücken versteckt hatte. Tirian taumelte gegen die Brüstung. Die Spitze des Schwertes zeigte auf seinen Hals.

    Er schluckte und starrte die Frau fassungslos an. Ihr Blick war todernst, doch dann zogen sich ihre Augenbrauen und Mundwinkel nach oben. Die Söldnerin begann wild zu lachen. „Ihr solltet euer Gesicht sehen“: meinte sie dann, als sie sich etwas beruhigt hatte und nahm dann das Schwert herunter. Erst jetzt erkannte er die silberne Waffe als seine eigene. Sie reichte es ihm herüber. Er packte zu und war einen Moment versucht sie gegen sein Gegenüber zu richten. Die Klinge zitterte in seiner Hand. Nur mühsam beherrschte er seinen Arm. Er fixierte sie nun wieder. „Seid ihr völlig verrückt geworden?! Ihr seid ja völlig wahnsinnig!“: schrie er sie an. Sie nahm davon gar keine Notiz. Sie schlenderte zu ihm hinüber. Tirian war noch völlig außer sich. Sie strich mit der Hand über seine Wange und lehnte sich dann über die Brüstung. „So seid ihr jetzt etwas zufriedener?“: fragte sie. Der Heiler stand noch immer unter Strom. Er sah auf ihren Rücken. Ein Stoß und Nirn wäre um eine Last leichter. Er hielt sich zurück. „Und genau aus diesem Grund passt ihr einfach nicht zu Dreveni“: sagte sie auf einmal.

    Tirian wandte sich zu ihr um. „Was wollt ihr damit sagen?“: wollte er wissen. Sie drehte gelangweilt ihren Kopf. „Ich? Nur das ich verstehen kann, dass sie euch nicht mehr ertragen kann. Ihr verhaltet euch wie ein Prinzesschen“: meinte sie beiläufig. „Was meint ihr mit ‚Dreveni kann mich nicht mehr ertragen‘?“: wurde er nun noch direkter. „Nun ja. Ich habe euer Schwert gebracht um euch zu sagen, dass sie euch nicht mehr begleiten will. Sagen wir, dass ihr die Aussicht, mit uns Beute zu machen, viel verlockender erscheint, als von euch ständig ins Gewissen geredet zu bekommen, von euren kläglichen Versuchen sie im Kampf zu behindern ganz zu schweigen“: sagte sie. „Um es kurz machen. Sie kündigt den Vertrag und bleibt hier“: fasste sie noch einmal zusammen. Tirian war wie vom Donner gerührt. „Ach jetzt schaut doch nicht so. Ihr habt doch sicher selbst gewusst, dass sie nicht eure Kragenweite ist. Hier habt ihr euer Schwert. Und euer Gepäck hat den Guar ja schon erreicht. Ihr solltet gleich die Festung verlassen“: legte sie ihm nahe und ihre Hand auf seine Schulter. Sie drückte fest zu und schaute ihn mit einem stechenden Blick an. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass er besser verschwinden sollte. „Aber wir hatten eine Abmachung“: wollte der Heiler widersprechen, doch auch das hebelte die Altmer aus: „Ihr tut euch einen Gefallen damit, wenn ihr diese ‚Abmachung‘ vergesst. Ansonsten müsste sie vielleicht durch den Tod eines der Vertragspartner aufgelöst werden und ich denke nicht, dass ihr das möchtet, oder?“ Tirian wandte sich mit hängenden Schultern ab.

    Lyviani ließ ihn im Stich. Aber was hatte er sich auch vorgestellt? Nachdem, was er ihr an den Kopf geworfen hatte, zumal er wusste, worauf er sich einließ, als er sie angeheuert hatte, war es eigentlich nur verständlich, dass sie nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten konnte oder wollte. Er war verwirrt. Eigentlich müsste er sich jetzt nach einem neuen Helfer umsehen und das konnte in Uvirith Mora selbst recht schwierig werden. Doch nahm die Assassinin gerade seine Gedanken ein. Er konnte sich einfach nicht auf kommende Probleme konzentrieren. Seine Gedanken hingen noch an seiner Begleiterin und dem plötzlichen Abschied. „Nehmt es nicht so schwer. Ihr findet schon Ersatz. Dreveni lässt euch auch ausrichten, dass es ihr wegen der Sondervereinbarung leid tut, aber wenn es nun einmal nicht zusammen passt, sollte man sich lieber einen Auftraggeber suchen“: rief die Altmer ihm noch nach. Das war ihm nur ein schwacher Trost. Im Augenwinkel konnte er sehen, wie die Söldnerin wieder zurück in die Festung ging. Er hatte den Stall gerade erreicht, als ihm wirklich zu Bewusstsein kam, was die Verrückte eigentlich zu ihm gesagt hatte. „Was meinte sie eigentlich mit Sondervereinbarung?“: fragte sich Tirian und ging zum Guar hinüber. Er schaute das Tier an. „Lyviani würde mir ihr Reittier überlassen“: überlegte er einen Moment. Der Guar gehörte schließlich auch nicht ihm. Gerade als er das Gepäck auf dem Rücken des Tieres festgezurrt und er sich vom Schock des zurückliegenden Gespräches erholt hatte, kam ihm die ganze Angelegenheit äußerst merkwürdig vor. Von Sondervereinbarungen war zwischen ihm und Lyviani nie die Rede. Er überlegte, was sie sonst gemeint haben könnte, aber kaum auf keine Antwort.

    Anschließend daran stellte sich für ihn dann die Frage, warum die Altmer so etwas sagen sollte. Wenn er an ihr manipulierendes Wesen dachte, traf ihn die Erkenntnis wie ein Hammerschlag. Eventuell wollte die Altmer ihn loswerden und Lyviani wusste gar nichts davon. Oder irgendetwas war mit der Assassinin passiert. Er wusste es nicht, aber er ahnte, dass hier irgendetwas nicht ganz richtig war. Er schaute noch einmal den Guar an. Sein Gepäck war verladen. Das von Lyviani konnten sie noch schnell mit hinaufwerfen, wenn es eng wurde. Und das würde es gewiss. Wenn die Altmer ihn schon loswerden wollte, hatte sie wohl wenig Interesse daran die Assassinin gehen zu lassen. Eine Flucht war im Zweifel wohl die einzige Möglichkeit. Tirian seufzte. Er verließ den Stall wieder und sah sich um. Er konnte keinen Söldner entdecken, der ihn direkt hinauswerfen wollte. Seine Augen verengten sich. Die Altmer machte es nicht allzu offensichtlich. Das gereichte ihm jetzt vielleicht zum Vorteil, denn um Lyviani zu suchen, musste er zurück in das Gebäude. Vom Stall wandte er sich nun ab und der Festung wieder zu. Sein Blick streifte kurz den Rand des Festungsplateaus. Er strich sich über das Kinn, ging in Gedanken kurz seine Zauber durch und entschied dies im Hinterkopf zu behalten. So unaufgeregt wie möglich ging er nun zum Gebäude zurück und trat durch den Eingang. Seine Hand glitt ganz unmerklich zu seinem Schwert, doch die Wache stehenden Söldner zeigten keine Reaktion auf sein Eintreten. Dennoch beruhigte ihn das Gefühl des kalten Silbers an seiner Hand. Seine Finger strichen über den blanken Schwertgriff. Die Wahnsinnige hatte ihn mit seiner eigenen Waffe bedroht. Mit wachsendem Ärger dachte er daran zurück. Umso mehr aber beruhigte ihn das Gefühl die Klinge nun selbst, das Wissen das er sie selbst in der Hand hatte – die Möglichkeit sich zu verteidigen und die Altmerin wenn nötig zu bestrafen.

    Er schlug den Weg zu der Kammer ein, in der sie untergebracht waren und hoffte dort seine Begleiterin anzutreffen. Er begegnete unterwegs einigen Gerüsteten, lief der Elfe dabei zum Glück nicht über den Weg, aber er wurde auch nicht aufgehalten. So erreichte er das Quartier so schnell wie ihm lieb war und das ohne Störung. Als er die Tür öffnete, fand er jedoch weder Lyviani noch ihre Sachen vor. Das Gepäck war weg. „Hat sie mich doch verlassen?“: überlegte eine ganze Weile in der er im Türrahmen stand. Doch dann überlegte er, welchen Grund sie haben sollte, ihr Gepäck hier fortzuschaffen. Eigentlich gab es auch dafür keinen Anlass. Er schüttelte den Kopf. Er traute seiner Begleiterin inzwischen Einiges zu, aber auch wenn sie ein Leben nicht so wichtig nahm, sprach er ihr zumindest so viel Ehre zu, dass sie nicht einfach einen Auftrag aufgeben würde, wenn der Kunde etwas schwieriger wurde. Nein, die Altmer hatte ihn bestimmt belogen. Lyviani war hier irgendwo und er musste sie finden. Er schloss die Tür und lehnte sich kurz zum Nachdenken an die Wand. Er fragte sich, wo sie sein könnte. Eventuell war sie gefangen genommen worden und wurde gegen ihren Willen irgendwo festgehalten. Nach einigem Hin- und Herüberlegen fiel ihm nur ein Ort ein, an dem die Altmerin eine Gefangene in der Festung unterbringen und verstecken konnte. Tirian erinnerte sich nämlich an die beiden verschlossenen Kammern im Keller der Anlage. Dort waren auch die Zellen der Sklaven und eventuell war Lyviani ja dort. Der Heiler setzte einen entschlossenen Gesichtsausdruck auf und richtete seine Schritte schnell in Richtung der Treppe nach unten, wo er seine Begleiterin zu finden hoffte.

  10. #10

    Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer, Falensarano

    Als Dreveni die Kammer verlassen hatte, führten sie ihre Schritte wieder in die Richtung der Gaststube. Als sie nach einem vorsichtigen Blick durch die Tür feststellte, dass sich die irre Altmer nicht hier aufhielt, und es auch sonst eher leer war, setzte sie sich an einen der Tische, nachdem sie einen Krug Mazte beim Wirt organisiert hatte. Ihr ging durch den Kopf, dass sie eigentlich nach Tirian sehen sollte, und nahm sich vor, bald in der Kammer vorbeizusehen. Gleich darauf verwarf sie den Gedanken, wenn er sich dort aufhielt, wäre er vermutlich sicher vor den schmierigen Fingern Ilucarias, und wenn sie sich wirklich schon an ihm vergriffen hatte, würde sie dort auch keine Spuren mehr vorfinden. Die Söldnerin mochte zwar irre sein, aber dumm mit Sicherheit nicht. Das machte sie nur umso gefährlicher.
    Sie saß noch eine Weile brütend in der Gaststube, rührte allerdings den Krug kaum an. Er diente ihr mehr dazu, die Hände an etwas anderem als dem Dolch des toten Assassinen festzuhalten. Es war ja irgendwie klar gewesen, dass sie das Ganze noch einmal einholen würde. Und das natürlich Tirian Zeuge des Ganzen wurde. Tirian... Sie horchte in sich hinein, aber sie hatte nicht das geringste schlechte Gewissen, dass sie gerade mit dem anderen Dunmer das Bett geteilt hatte. Wieso auch? Zwischen ihr und Tirian war nichts, davon abgesehen dass der Heiler sie mit seiner Art regelmäßig in den Wahnsinn trieb. Er war zu jung, er war zu weich, er war zu gutmütig. Ganz anders als der Dunmer, dem sie in die Kammer gefolgt war, auch wenn sie noch immer nicht wusste, wie er überhaupt hieß. Als ob das auch eine große Rolle gespielt hätte. Sie waren sich beide einig gewesen und sie war sich sicher, dass er es ebenso wenig bereute wie sie. Im Gegenteil, es hatte ihr gefehlt, in der ganzen Einfachheit und Unkompliziertheit, die es haben konnte. Kein Gesülze von Vertrauen und ähnlichen hohlen Worten.
    Schließlich stand sie auf, um nach ihrem Begleiter zu sehen, und die Lage zu sondieren, wann sie sich unbemerkt davon stehlen konnte. Sie lief für eine knappe Stunde ziellos durch die Festung, bis ihr einfiel, dass sie auf dem Plateau nachsehen könnte.
    Dort angekommen, war von Tirian immer noch weit und breit keine Spur, was sie langsam aber sicher doch leicht nervös machte. Dann wurde ihre Aufmerksamkeit von dem grollenden Vulkan eingefangen, und sie ging zur Brüstung, stützte die Hände darauf und sah zu dem Berg hinüber.

    Langsam, fast unmerklich näherte sich Illucaria der Brüstung. Sie lehnte sich neben Dreveni darüber. "Na war es angenehm für euch? Ich stelle ihn euch gerne weiter zur Verfügung, wenn ihr ihn noch häufiger benutzen wollt. Der Bogenschütze der Wachmannschaft oben auf den Zinnen ist auch nicht zu verachten. Er ist zwar klein wie alle Bosmer, aber seine Finger sind nicht nur geschickt darin einen Bogen zu spannen": bot sie an.
    Dreveni zuckte fast unmerklich zusammen, als sie von der Altmer aus dem Anblick des Berges gerissen wurde, in den sie versunken gewesen war. Sie warf ihr einen Blick zu, in dem sich nichts davon zeigte, wie sehr sie die Andere inzwischen anwiderte. Inzwischen sah sie den Umgang mit dieser •••••••• nur noch auf einer rein professionellen Ebene, und zwar im Verhältnis Mörder zu Opfer. Hatte man es einmal eingekreist, durfte man sich durch nichts verraten, durch keine noch so kleine Geste, einen Blick oder gar ein unbedachtes Wort.
    "Bosmer... Ich glaube ich stehe dann doch eher auf etwas größeres.", antwortete sie mit einem anzüglichen Grinsen. "Über den Dunmer mit der Narbe könnten wir allerdings verhandeln. Ich werde ihn auch nicht überstrapazieren."
    "Oh keine Sorge. Er kann seine Kraft ganz euch widmen. Ich bin schließlich keine ••••. Ich habe immer nur einen Favoriten": sagte sie und schaute einen Moment versonnen in den Himmel. "Und ihr müsst ja jetzt auch keine lästigen Störungen mehr fürchten, wo sich euer schwächlicher Freund davon gestohlen hat. Aber hier bei uns wird es euch ohnehin viel besser gehen": meinte sie. "Der Rote Berg... Er hat etwas von den Totenländern": wisperte die Söldnerin dann Gedanken verloren.
    Langsam hatte die Altmer Dreveni so weit, dass diese ihre Einstellung zur Folter zum reinen Selbstzweck noch einmal überdenken würde.
    Davon gestohlen? Tirian? Du mieses Stück Dreck, sollte ich herausfinden dass du ihn aus dem Weg geräumt hast, dann wirst du dir wünschen dass deine Mutter dich abgetrieben hätte.
    Dass Tirian wirklich verschwunden war, glaubte sie der Anderen keine Sekunde. So weit glaubte sie ihn dann doch noch einschätzen zu können. Oder? Hatte ihn nicht vielleicht doch mehr schockiert was er gesehen hatte, als sie jetzt dachte?
    "Er ist weggelaufen? Das sieht ihm ähnlich. Vermutlich hatte er die Hosen dabei gestrichen voll, oder?" antwortete sie wie beiläufig, während sie ebenfalls den Berg betrachtete.
    "Gestrichen voll?": sie zuckte mit den Schultern. "Ihr kennt ihn besser als ich. Ich dachte er hätte sich bei euch verabschiedet. Ich habe mich auch gewundert, dass er einfach so sang- und klanglos verschwinden wollte. Ich habe bei dem Schmied noch sein Schwert abgeholt und es ihm gegeben und da hat er gesagt, dass er aufbrechen wolle. Ohne euch. Er meinte diese Angelegenheit mit dem Attentäter hätte er nicht ertragen können. Er meinte, das er euch nicht mehr ertragen kann, weil ihr so skrupellos seid und all dieses moralisch, überheblich tuende Geseiere. Auch Priester-Scheiße stinkt!": bei den letzten Sätzen redete sie sich wieder in Rage. "Er hat seine Sachen auf den Guar geladen und ist dann davon. Ich wollte ihn nicht aufhalten. Mir erschien er für euch ohnehin nur eine Behinderung zu sein, die man schnell ablegen sollte": berichtete die Altmer. "In einem Punkt hatte er aber nicht ganz so unrecht. Wir sind uns ähnlich. Und mit mir an eurer Seite braucht euch die Tong auch nicht mehr zu schrecken": sagte sie weiter.
    Dreveni versuchte - während sie der Söldnerin mit einem Ohr zuhörte - immer noch herauszufinden, ob Tirian wirklich ohne ein Wort verschwunden war. Auch wenn sie sich nicht restlos sicher war, sie glaubte es nicht. Und schon gar nicht dass er dabei noch den Guar mitgenommen hatte. Ja, sie kannte ihn besser als die Altmer, und das sah Tirian nun nicht unbedingt ähnlich.
    "Dann haben sich ja meine Probleme in Luft aufgelöst, wenn er verschwunden ist.", antwortete sie schulterzuckend. "Nur dass er meinen Guar geklaut hat, werde ich ihm so schnell nicht vergessen. Das Vieh war teuer. Und was die Tong angeht, ich finde es eigentlich ganz entspannend, meine Klinge ab und an in einem von denen zu versenken". Dabei sah sie die Altmer wieder von der Seite her an und schaffte es tatsächlich, einen mordlustigen Ausdruck in ihre Augen zu legen, der zwar nicht an die Blutgier in den Augen der Altmer reichte, aber ein guter Anfang war. In Gedanken bereitete sich Dreveni schon darauf vor, die Festung auf den Kopf zu stellen, um Spuren von Tirian zu finden. Irgendwann musste das Weibsbild ja auch mal schlafen, und so ein paar Tricks und Zauber die Hilfreich waren, beherrschte Dreveni auch noch.
    "Schön das ihr so denkt. Wo jetzt dieses Problem aus dem Weg ist: Habt ihr über mein Angebot nachgedacht? Noch immer schuldet uns diese Diamanten-Mine unseren Sold und ich fände es schön, wenn wir uns in Naturalien den geschuldeten Betrag holen. Ihr bekommt auch was davon ab. Wäre doch eine gute Feuertaufe für euch": meinte Illucaria. "Wenn ihr bald aufbrechen, könntet ihr vielleicht sogar euren abgelegten Begleiter noch einholen. Ich habe ja das Gefühl ihr hängt noch etwa an ihm. Ein Gespräch oder eine Klinge könnten das zu gegebener Zeit klären": schlug sie vor und lachte dann wieder.
    "Er wird alleine dort draußen ohnehin nicht weit kommen, kein Grund mein Schwert zu besudeln.", meinte Dreveni nur lakonisch und deutete mit einer ausladenden Geste zu der Landschaft die sich vor ihr erstreckte. "Wie viele Leute wolltet ihr denn zu der Mine schicken?" Sie brauchte jetzt vor allem eins, und das war Zeit. Zeit sich zu vergewissern, ob Tirian wirklich aufgebrochen war, oder ihn die Söldnerin irgendwie aus dem Weg geräumt hatte.
    "Da sich meine Redoraner, die sich sonst um die Außeneinsätze bemüht haben, nicht mehr gemeldet haben - vermutlich wurden diese Narren von irgendwelchen Daedra erwischt - werde ich eine Gruppe von sieben Leuten schicken euch inbegriffen, wenn ihr mitkommen möchtet. Die paar Wächter töten und die Minenarbeiter überwachen, damit sie ja auch fleißig weiter Schutzgeld fördern, dürfte wohl kaum so schwierig werden": antworte die Altmer. "Am liebsten würde ich euch noch heute Nachmittag losschicken. Ich möchte nämlich zur selben Zeit noch eines der Tore ausheben. Ein paar Dremora-Sklaven wären für die nächste Zeit ganz gut": fügte sie versonnen an. Dann verhärteten sich ihre Züge ganz plötzlich. "Diese faulen Katzen fressen und schlafen und trotzdem meckern sie die ganze Zeit! Für die harte Arbeit völlig ungeeignet. Wenn wir die nicht bald verkauft bekommen, werde ich mir ein paar schöne Mäntel aus ihnen machen lassen. Dann könnte Himmelsrand das nächste Ziel werden!": ereiferte sie sich und schlug mit der Faust auf die Brüstung. Dann räusperte sie sich. "Kommt nachher doch noch einmal in meine Kammer. Dann können wir noch ein paar Einzelheiten des Auftrages besprechen und über euren Sold verhandeln": bat sie noch und entfernte sich ohne weitere Worte.


    Redoraner? Waren das nicht die Typen, die die Aschländer angegriffen haben? Dreveni war sich fast sicher, dass Tirian sie als Redoraner bezeichnet hatte. Würde sie den Heiler jemals wieder sehen, würde sie ihm mit Sicherheit vorhalten, was passiert wäre, hätte er den Gefangenen gehen gelassen. Dann wären sie vermutlich wirklich als Zombiefutter in der Kanalisation gelandet.
    Dreveni sah der Söldnerin nach, als sich diese entfernte. Deren ganze Haltung brachte ihre unsägliche Arroganz zum Ausdruck, genauso wie ihr Blick Bände sprach über ihren Wahn. Es juckte sie wirklich in den Fingern, vor allem jetzt wo die andere ihr Angeboten hatte, später in ihre Kammer zu kommen. Wie viel Zeit würde ihr wohl für eine Flucht bleiben, bis jemand die Leiche fand? Gleich darauf schüttelte sie still den Kopf. So sehr sie es auch wollte, solange sie sich nicht sicher war über Tirians Verbleib konnte sie diesem arroganten Miststück kein Härchen krümmen.
    Sie sah noch eine Weile in die Ebene hinab und bedauerte es ernsthaft, dass sie kein Gift hatte, mit dem sie der Altmer einen netten Abschiedsgruß hinterlassen konnte.
    Dann stieß sie sich von der Brüstung ab und schlug den Weg in ihre Kammer ein, vielleicht konnte sie ja doch einen Hinweis auf Tirian finden.
    Dort angekommen fiel ihr als erstes auf, dass die Wache verschwunden war, was sie mit einem irritiertem Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm. Als sie die Tür öffnete, wäre sie bei dem Anblick der sich ihr bot, fast vom Glauben abgefallen. Die Kammer war... leer. Nicht nur Tirians Gepäck fehlte, auch ihr eigenes, inklusive ihres Schwertes, dem Bogen und der Pfeile. "••••.", presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als sie die Tür schwungvoll ins Schloss warf. Jetzt hast du gerade definitiv dein Todesurteil unterschrieben, du kleines dreckiges Miststück, Altmer-Abschaum, pissgelbe ••••••••..., fluchte sie in Gedanken vor sich hin, als sie die Kammer näher in Augenschein nahm. Sie war tatsächlich komplett leer bis auf die Einrichtungsgegenstände und wirkte sogar noch gereinigt.
    Schließlich blieb sie mitten im Zimmer stehen und versuchte, sich wieder zu beruhigen, da sie vor Wut gerade schon mit den Zähnen knirschte. Sie atmete ein paar Mal tief durch, bis sie sich wenigstens wieder halbwegs im Griff hatte. Sie konnte sich jetzt einfach keine Affekthandlung leisten, und ihr einziger Affekt im Moment wäre, der Altmer bei Sicht ihren Dolch ins Auge zu rammen.
    Schließlich verließ sie die Kammer und fragte sich bei den Söldnern die ihren Weg kreuzten zu der Kammer der Altmer durch. Als sie vor der Tür stand nickte sie den Wachen kurz zu, welche keine Anstalten machten, sie aufzuhalten, rief sie sich noch einmal innerlich zur Ordnung, setzte ein möglichst neutrales Gesicht auf und Klopfte fest und entschlossen an die Tür.

  11. #11

    Weidenländer, Falensarano

    Tirians Weg führte ihn von der Kammer weg direkt wieder in die tieferen Bereiche der Festung. Es schien den Wachen egal zu sein, dass er sich hier aufhielt. Womöglich waren sie von Illucaria noch gar nicht instruiert worden. Egal aus welchem Grund, er war froh darum, dass sie ihn nicht behelligten und er in aller Ruhe nach seiner verschwundenen Begleiterin suchen konnte. Er glaubte wirklich nicht, dass sie ihn für die verrückte Söldnerin sitzen lassen würde. Er glaubte es einfach nicht. Er wusste, dass sie ihren Auftrag nicht so einfach hinwerfen würde. Nicht nur, dass sich ihre ‚Gastgeberin’ sich zuvor verplaudert hatte, Lyviani - Dreveni, verbesserte sich Tirian in Gedanken – hatte zuvor auch mehr als deutlich gemacht dass sie nicht viel von der Söldnerhauptfrau hielt. „Doch wo ist sie jetzt?“: fragte sich der Heiler, als er sich weiter durch die Festung bewegte. In ihrer Kammer war sie nicht mehr anzutreffen, ebenso wenig wie ihre Kleidungsstücke. Bei Tirian machte sich der schreckliche Verdacht breit, dass die Altmer sie womöglich gefangen gesetzt hat und zwingen will, sich ihr anzuschließen. Dies war auch der Grund, warum seine Schritte sich doch allmählich dem Kellergewölbe der Festungsanlage näherten. Dort waren die Zellen der Sklaven. Wenn er an Illucarias Stelle jemanden einzusperren hätte, würde er es auch dort tun. Außerdem befanden sich dort auch nicht nur die Zellen, in denen die Söldnerin ihre Unfreien einkerkerte, sondern auch zwei verschlossene Räume, die dem Dunmer wie gemacht erschienen um dort jemanden gefangen zu setzen. Er hoffe die Assassinin genau an diesem Ort anzutreffen. Aber noch etwas Anderes zog ihn geradezu magisch nach dort unten. Die zwei Gelegenheiten zu denen er an den verschlossenen Räumen vorbei gekommen war, als der Attentäter der Morag Tong seinen Anschlag auf Dreveni verüben wollte, hatten ihm unsägliche Kopfschmerzen bereitet, aber eben nur wenn er sich dort in der Nähe dieser Räume aufhielt, sodass sie auch stärker wurden, wenn er sich ihnen näherte. Ein Gefühl, wie es ihn auch jetzt wieder überkam – ein dumpfes Pochen, das mit jedem Schritt in Richtung Kellertreppe immer mehr im Innern seines Schädels zu klopfen und zu drücken begann. *poch* *Poch* *POCH* *POCH!* Immer kräftiger, bis der Druck nicht mehr nur dumpf war, sonderlich deutlich dröhnender.

    Tirian schüttelte den Kopf und versuchte das Gefühl zu ignorieren, seine Gedanken wieder auf die eigentliche Sache zu fokussieren. Den Kopfschmerz verbannte er für den Moment in einen hinteren Winkel seiner Wahrnehmung. Wieder dachte er an die Kammern im Keller und die seltsame Ausstrahlung die sie hatten und sie scheinbar auch nur auf ihn zu haben schienen. Das Illucaria selbst bei brennendem Kopfschmerz nicht einmal mit der Wimper zucken würde, konnte er noch glauben und sich vorstellen, aber er war sich sicher, dass Dreveni oder zumindest die Khajiit-Sklaven ein Anzeichen gezeigt hätten, wenn ihnen ebenso wie ihm Etwas Pein bereitet hätte. Irgendetwas musste die Altmer dort unten verstecken, an dem er interessiert war. Irgendetwas schien er, Tirian wusste selbst nicht wieso, zu spüren. War es vielleicht etwas Magisches? Auch dies wollte der Dunmer heraus finden und natürlich Dreveni zu befreien, wenn Illucaria sie wirklich am unteren Ende der Treppe festhielt, auf die er nun zusteuerte. Söldner sah er nun nicht mehr. Im funzeligen Fackellicht, das ohnehin bestimmend für das Innere des mächtigen Trutzbaus war, bewegte er sich schnell nach unten. Er mochte sich nicht ausmalen, was passierte, wenn die Altmer feststellte, dass der Guar noch im Stall stand und daran bemerkte, dass er die Festung noch nicht verlassen hatte. Sie wollte Dreveni unbedingt und da konnte er ihr nur im Weg stehen.

    Beim Abstieg merkte er schnell, wie die Schmerzen in seinem Kopf zunahmen, je näher er seinem Ziel kam. Das Pochen ging nun deutlich im Gefühl von Nadelstichen unter. Seinem Willen die Türen aufzustoßen, Dreveni zu finden und auch dem Geheimnis hinter diesem Kopfschmerz auf die Spur zu kommen, tat das keinen Abbruch. Zwar nagte die Pein an seiner Konzentration, aber beirren ließ er sich nicht. Schließlich langte er auch schon unten an und hatte die geheimnisvollen, wie üblich verschlossenen Durchgänge im Blick. Erst als Tirian sie direkt ansteuerte, ging ihm auf, dass er eigentlich keinerlei Ahnung hatte, wie er sie aufbekommen sollte. Schlösserknacken zählte leider nicht zu seinen Talenten und ein entsprechender, praktischer Zauber entzog sich leider auch seinem Wissen. Tarrior hatte ihn seinerzeit darauf hingewiesen, dass derlei Magie auch in allerlei legalen Situationen von Nutzen sein konnte, sei es um in einer Ruine voranzukommen oder einen uralten Schatz zu heben, nicht zuletzt aber um sich Zugang zum eigenen Haus zu verschaffen, wenn man sich dummerweise ausgeschlossen oder den Schlüssel verloren hatte. Der Heiler allerdings hatte auf seinen Freund nicht hören wollen. Natürlich hatte er geglaubt auch nie in eine solche Situation zu kommen. Jetzt ging es allerdings nicht um einen verlorenen Schlüssel oder irgendeinen Schatz, den er zu seiner persönlichen Befriedigung heben wollte. Nein. Hier ging es womöglich um das Leben von Dreveni und das mochte unter anderem davon abhängen, dass er nun diese Türen aufbekam.

    Guter Rat war nun teuer, als der Dunmer seine Hand auf die Klinke legte und sie eher in einem Anflug von Hilflosigkeit als einem bewussten Versuch hinunter drückte. Umso überraschter war er, als sie plötzlich nach innen aufschwang und er ihr stolpernd in einen dunklen Raum folgte. Nur das Fackellicht aus dem Kellergang erhellte in einem breiter werdenden Kegel das Innere der Kammer und enthüllte Berge von Kisten, Tüchern und Körben. Ein betäubender Geruch fasste Tirian ein. Es roch… nach allem möglichen. Der intensive Geruch verschiedener Kräuter, der von frisch würzig bis bestenfalls übel riechend reichte, überdeckt vom schweren Duft exotischer und einheimischer Gewürze, angereichert durch das Aroma mitunter nasser Felle und Tücher, dem Odeur eingelegter Nahrungsmittel deckte sich mit dem Odeur feiner Düfte, die Tirian einem Haufen Kreckenseife und mit farbigen Flüssigkeiten gefüllten Fläschchen zuschrieb. Er war direkt in ein Beutelager dieser Söldner gestolpert. In Anbetracht der Art der hier gelagert waren, waren es aber aus Sicht der Heilers viel eher Banditen. Es war mehr als offensichtlich, dass Illucarias Bande hier allerlei Handelsgüter hortete und die waren gewiss nicht ihr Eigentum. Offenbar war die Altmer sich nicht zu schade auch vorbeiziehende Händler um ihr Hab und Gut zu erleichtern. Er schüttelte den Kopf. „Diese Frau hat kein Gewissen“: stellte er beim Anblick des aufgeschichteten Diebesgutes fest und wandte sich, die Tür hinter sich schließend, ab. Hier war Dreveni nicht und der Dunmer hatte auch Nichts entdecken können, dass irgendwie für seine Kopfschmerzen verantwortlich sein konnte. So wandte er sich der zweiten Tür zu.

    Es passte. Das Stechen wurde nun noch intensiver, als er direkt vor dem massiven Holz dieses Durchganges stand. Diesmal probierte Tirian die Klinke gleich, bevor er sich wieder in Hilflosigkeit verlor, doch diesmal wäre dies angebracht gewesen. Die Klinke ließ sich zwar drücken, aber dem Heiler blieb Nichts als das hilflose Rütteln an der verschlossenen Tür, denn aufdrücken ließ sie sich nicht. Die gleiche Situation wie eben zuvor. Was sollte er nun tun? Noch als er überlegte, wie er sein Ziel am besten erreichen konnte, hörte er schwere Schritte und angestrengtes Keuchen die Treppe hinunter dringen. Der Heiler löste sich rasch von der Tür und eilte den Gang hinunter, um sich in den Eingang zu den Baderäumen zu drücken, in denen sich im Moment glücklicherweise niemand aufhielt. „Packt das Zeug in die vordere Kammer“: hörte er aus seinem Versteck eine raue Männerstimme. Mit einem Poltern wurde deutlich hörbar die Tür aufgestoßen. Ächzen war zu vernehmen. Das ging eine Weile so. Tirian vermutete, dass die Söldner gerade dabei waren irgendwelche Waren zu verstauen. „Was ist in der Truhe?“: hörte er die Stimme wieder. Eine zischende Frauenstimme antwortete: „Schmuck, Perlen und so ein Kram.“ Eine kurze Pause. „Das sind keine Handelswaren. Die kommen in das ‚Schatzdepot’ rein“: meinte der Befehlsgeber daraufhin. Schatzdepot betonte er so, dass es dem Wort einen lächerlichen Klang gab. „Ich schließe auf“: fügte er noch an und das Klimpern eines Schlüsselbundes ließ den Heiler aufhorchen. Er lehnte sich nach vorne und konnte sehen, wie ein Nord in einer abgewetzten Lederrüstung tatsächlich die Kammer aufschloss, in die er hinein wollte. Ein Bretone in seinen Vierzigern und eine adlergesichtige Dunmer mit einem Irokesen drängten sich mit einer schwer aussehenden, beschlagenden Truhe vorbei.

    Der Nord drehte seinen Kopf. Umgehend zog Tirian seinen zurück. Mit klopfendem Herzen hoffte er, dass der Söldner ihn nicht bemerkt hatte. Anscheinend war das auch der Fall. Zumindest näherten sich ihm keine Schritte. „Gut das war es“: zischelte die Frau wieder. Das Klimpern der Schlüssel war wieder zu hören. „Verdammt“: schoss es Tirian durch den Kopf: „nicht abschließen.“ In diesem Moment ertönte die Stimme der Bretonin wieder: „Lass die Tür geöffnet. Ich hab keine Lust nachher noch einmal solange mit ner schweren Truhe zu warten, bis du den richtigen Schlüssel ins Schloss gefriemelt hast. Du kannst ja immer noch abschließen, sobald wir keinen Trupp mehr zurückerwarten.“ Der Nord machte nur einige dumpfe Hmmpf-Geräusche. Erst nach einigen Augenblicken gab er nach: „Du weist ja nicht, was die Chefin mit mir macht, wenn etwas aus dem Lager gestohlen wurde. Aber na schön.“ Bei den ersten Worten klang er reichlich kleinlaut. Illucaria mochte eine noch so fiese Schlange sein, aber eines musste Tirian leider zugeben – ihre Söldnerbande hatte sie wirklich vollends im Griff. Dem Heiler schauderte allerdings bei dem Gedanken daran, wie sie sich solche Kerle gefügig machen konnte. Er schüttelte diese Überlegungen ab und widmete sich seinem eigentlichen Ziel, als diese Banditen endlich abzogen, nachdem ihr Diebesgut verstaut war. Gewiss hatten sie das Zeug, das gerade eingelagert worden war, einem unschuldigen Händler abgenommen.

    Er schlich an die Tür heran, horchte noch einmal die Treppe hoch, ob auch niemand kam und drückte dann die Klinke nach unten. Tirian war kaum über die Schwelle getreten als ihn die Kopfschmerzen abermals mit voller Wucht überkamen und er sich ein leichtes Aufkeuchen nicht verkneifen konnte. Wieder erhellte nur traniges Fackellicht aus dem Gang draußen die Kammer, doch diesmal wollte der Heiler mehr sehen und ergründen, was Illucaria in ihrem „Schatzdepot“ aufbewahrte. Außerdem war es gefährlich die Tür offen zu lassen. Wer wusste schon, wann genau die nächsten Ladungen verstaut werden mussten und ob nicht jemand anders zwischenzeitlich hier entlang kam, die offene Tür bemerkte und noch nachgiebiger seiner Herrin gegenüber wäre und sie direkt über die ungesicherte Schatzkammer informieren würde. So ging er noch einmal kurz nach draußen, nahm sich eine der vielen Fackeln von den Wänden, um damit einen silbernen Kerzenleuchter mit halb herunter gebrannten Leuchtstummeln zu entzünden, den er im Lichtkreis der Tür in der Kammer seitlich des Zugangs auf einem Tisch hatte entdecken können. Die Stummel fingen schnell Feuer. Die Flammen bauten sich schnell zu voller Größe auf und entrissen den Raum der Dunkelheit, auf den Tirian aber kaum einen Blick warf, weil seine Aufmerksamkeit dem Zurückbringen der Fackel und dem nochmaligen Lauschen in Richtung Treppe galt. Erst als er die Kammer hinter sich schloss, war er soweit beruhigt, dass er sich nun – den Leuchter in der Hand haltend – dem Inhalt des Raumes zuwandte. Von Dreveni war keine Spur zu sehen, aber das hatte er auch nicht mehr erwartet, nachdem klar geworden war, dass die Altmer hier ihre Schätze bunkerte. Zwar fragte er sich, wo die Dunmer womöglich sonst festgehalten werden könnte, ohne dabei jedoch auf eine Antwort zu kommen, widmete sich aber unter verstärkten Messerstichen im Kopf deren Quelle ausfindig zu machen.

    Sein Blick folgte dem Licht des Kerzenhalters, das fortwährend neue Kisten und Schalen mit Schmuck, aufwendigen Gefäßen, silbernen oder goldenen Schalen, Körbe gefüllt mit wertvollen Juwelen oder billigeren Halbedelsteinen. Daneben hingen feinsäuberlich auf Rüstungspuppen oder in Ständern Bewappnungen und Waffen feinster Machart oder teures Material wie Ebenerz oder Vulkanglas. Gerade auch hübsche Glasarbeiten als letzterem Material neben der eigentümlichen Bronze einiger mehr oder weniger unförmiger Dwemer-Artefakte, die Tirian nicht beschreiben oder gar einem Verwendungszweck oder einem bestimmten Namen zuordnen konnte. Wiederum etwas prunkvoller ausgestellt, fanden sich offenbar auch einige rituelle Waffen als auch, der magische Hauch war unverkennbar spür- als auch schimmernd sichtbar, ein paar Artefakte. In einer liebloseren Ecke türmten sich offene Kisten mit gemischtem Tand und vor allem Stapeln an Büchern. Die Altmer schien wirklich wie eine Elster alles zusammen zu räubern, dessen sie hier in der Gegend habhaft werden konnte.

    Von den Artefakten aber, die er nun genauer im Verdacht hatten, schienen die seltsamen, peinigenden Schmerzen nicht zu stammen. Vielmehr führte ihn das unangenehme Gefühl in eine dunklere Ecke des Raumes. Das Licht des Kerzenhalters schob sich flackernd über ein voll gestelltes Regal, in dem wertvoll aussehende Keramik untergebracht war. Tirians Blick blieb allerdings bei einer, zwischen zwei hohen Schalen regelrecht eingeklemmten, Steinfigur hängen, die aus einem dunklen, roten Gestein gefertigt war. Der Heiler trat näher heran, um im Kerzenlicht noch mehr Einzelheiten ausmachen zu können. Die Augen der Statue schienen zwei kleine Rubine zu sein. Ein noch größerer, blutroter Stein prangte in der Stirn der Figur, die etwas Gruseliges und Widernatürliches an sich hatte und doch war er so fasziniert von dem Anblick, er wusste gar nicht wieso, dass er sogar seine Kopfschmerzen einen Moment vergaß. Er starrte die Skulptur an, glaubte plötzlich ein leises Rauschen wie das fast unmerkliche wispern von Stimmen im Wand zu hören und verlor sich schließlich gänzlich im roten, stoischen Blick der kleinen Steinfigur.

    Plötzlich fuhr ihm roter Schmerz durch den Kopf. Es war ihm, als würden glühende Eisen direkt in sein Gehirn geschoben und als würden ihm die Augen ausgebrannt und zerrissen. Er konnte nicht einmal vor Schmerz schreien. Der gepeinigte Laut blieb ihm im Halse stecken, während aus seiner trockenen Kehle nur noch ein Krächzen entwich. Schließlich verdrehte er, die Steinfigur immer noch fixierend, seine Augen, bis statt des üblichen tiefen Rots nur noch weiß zu sehen war und fiel schließlich bewusstlos zu Boden. Das Scheppern des Kerzenhalters, als auch dieser auftraf, nahm er schon nicht mehr wahr.

  12. #12

    Weidenländer, Falensarano, Ilucarias Kammer

    Nach ein paar Augenblicken erklang in der Kammer unerwarteterweise eine Männerstimme, die Dreveni hereinbat. Damit hatte sie nicht gerechnet, und es hätte sie fast für einen Moment aus der Fassung gebracht. Schließlich siegte aber ihre hart erarbeitete Professionalität, sie rief sich noch einmal kurz die wichtigsten Zaubersprüche ins Gedächtnis und langte nach dem Türgriff. Als sie die Türe langsam öffnete, hatte sie sich innerlich schon zur Hälfte damit abgefunden, dass eventuell gerade ihr letztes Stündlein geschlagen hatte. Was hatte diese Altmer jetzt schon wieder vor?

    Der Raum der vor ihr lag, war länglich und nicht gerade klein, auch wenn er so wirkte, da er bis unter die Decke vollgestopft schien. Vollgestopft von Dingen, denen Dreveni gerne nicht mehr als einen kurzen Blick gewidmet hätte, und doch konnte sie nicht verhindern, dass sie die Gegenstände mit der Faszination des Ekels weiter betrachtete. Die blutige Trainingsmatte mit den Trainingspuppen waren da noch das Harmloseste. Während sie weiter in den Raum ging und die Tür vorsichtig hinter sich schloss, fielen ihr der abgeschlagene Daedrothkopf auf, der über einem Schreibtisch zu ihrer linken hing. Der Schreibtisch selbst wurde von einem Totenschädel geschmückt, welcher vermutlich von einem Dremora stammte, davon abgesehen füllten die Kammer noch zahlreiche Waffen, an denen teils noch Blut klebte. Aufgrund dieser Tatsache war die Kammer auch von dem leicht metallisch-süßlichen Geruch erfüllt, den Blut so mit sich brachte, vor allem wenn es nicht mehr ganz frisch war. Wenn man sich länger hier aufhalten würde, würde es einem vermutlich gar nicht mehr auffallen, dafür aber umso stärker, wenn man ihn gerade betreten hatte, so wie Dreveni. Schließlich blieb ihr Blick an mehreren Säcken hängen, wovon einer offen und bis zum Rand voll mit Draken war. Alles in allem wirkte die Kammer mehr als beeindruckend, und die Dunmer fragte sich zum wiederholten Male, wo sie da bloß hinein geraten waren. Die Karten von verschiedenen Regionen Tamriels zeugten jedenfalls davon, dass sich die Bande tatsächlich nicht alleine mit Morrowind zufrieden gab.
    Schließlich blieb ihr Blick an dem kleinen, runzligen Bosmer hängen, der auf einem der beiden Stühle vor dem Schreibtisch saß und eine Messer polierte, das verdächtig nach Ebenerz aussah.
    "Ich nehme an, dass ihr Dreveni seid. Setzt euch bitte", sagte die ungepflegt wirkende Gestalt zu ihr und deutete auf den zweiten Stuhl. Dreveni ließ noch einen kurzen Blick durch den Raum schweifen, der mehr einer Schatzkammer als den Gemächern der Irren glich, und folgte schließlich seiner Aufforderung. Als sie ihm gegenüber saß, begnügte sie sich damit, ihm als Antwort kurz zuzunicken und ansonsten zu schweigen.

    Der Alte lächelte freundlich und fuhr mit seiner Tätigkeit fort. Schweigend saßen sie einige Minuten nebeneinander. Dann hielt er das Messer gegen das Licht und betrachtete zufrieden das Funkeln auf der spiegelglatten, schwarzen Oberfläche. Dann erhob er sich und steckte die Klinge in die Scharte im Dremora-Schädel zurück. Dann ließ er sich mit einem hörbaren angestrengten keuchen wieder neben Dreveni nieder. "Verzeiht, dass ihr warten müsst, aber die junge Herrin wird sicherlich bald hier sein. Möchtet ihr etwas zu trinken? Einen Tee oder einen Wein?": fragte der Bosmer mit sanfter Stimme.

    Dreveni hatte den Bosmer die ganze Zeit ebenso schweigend beobachtet, und als er sie endlich ansprach, wurde auch ihre Hoffnung zerschlagen, sich so bald nicht mehr mit der Altmer abgeben zu müssen. Als er ihr etwas zu trinken anbieten wollte, war sie schon kurz davor abzulenken, das Erlebnis mit dem Ashkhan war noch zu frisch, aber dann wollte sie der anderen wiederum keine Gelegenheit zu noch größerem Unmut geben. "Wein, wenn ihr so freundlich wärt.", sagte sie schließlich, wobei ihr neutraler Tonfall und Ausdruck in ihrem Gesicht in Kontrast zu den freundlichen Worten standen. Nur weil sie etwas Wein nahm, mußte sie ja noch lange nicht davon trinken.
    "Wie ihr wünscht. Das wird euch die Wartezeit hoffentlich etwas verkürzen": sagte der alte Bosmer und erhob sich abermals keuchend und wanderte zum abgetrennten Bereich der Kammer hinüber. Er tat dies langsam und gemächlich. Es war mehr als deutlich, dass ihm das Gehen schwer fiel. Es dauerte eine ganze Weile bis er mit einer verkorkten Flasche und einem Tonbecher zurückkehrte, den er Dreveni dann vor die Nase stellte. Dann entkorkte er mithilfe des Obsidian-Messers den Flaschenhals und schenkte hellen Wein ein. Er roch kurz verträumt an der Flasche und atmete dann zufrieden aus. "Aus der alten Heimat. Ach wenn das Mädchen doch nur wieder nach Hause zurückkehren würde": meinte er und wirkte plötzlich betrübt und setzte sich wieder auf seinen Platz.
    Dreveni tat der alte Mann fast ein bisschen leid, als er so keuchend hinter der Abtrennung verschwand, aber sie sagte nichts. Schließlich erschien er wieder und als er fertig mit Einschenken war, nahm sie den Becher und roch ebenfalls an dem Wein, schwenkte in leicht hin und her, aber trank noch nicht, sondern hielt ihn wie beläufig in der Hand, während sie weiter den Alten betrachtete und sein plötzlich betrübtes Gesicht studierte. Was hatte dieses Weibsbild nur mit ihm gemacht, dass er von ihr fast wie von einer Tochter sprach? "Ihr kommt nicht aus Valenwald?", fragte sie den Bosmer schließlich, um die Stille zu unterbrechen. Interessieren tat es sie nicht wirklich.

    "Nein. Meine Familienzweig stammt ursprünglich von dort, aber ich bin geboren und aufgewachsenen in Summerset. Das ist schon sehr lange her. Aber es kommt mir inzwischen auch so vor, als wäre ich eine Ewigkeit nicht mehr dort gewesen. Ich wünschte, ich könnte bald dorthin zurück. Die dichten Wälder, die Sonne und das Meer. Die kristallnen Türme und die stolzen Ritter und Paladine in ihren schimmernden Rüstungen...": erzählte er und der betrübte Blick verschwand allmählich. "Schmeckt euch der Wein? Er stammt von einem Weingut in der Nähe von Erstburg. Ein Hügel mit perfekter Sonnenlage - fruchtige, schwere Trauben": fragte er.
    Die Dunmer hörte den Ausführungen des Alten geduldig zu, war sie doch selbst nie in Summerset gewesen. Nicht dass es sie dorthin gezogen hätte, aber es gab auch sonst nicht unbedingt viele Möglichkeiten, etwas über die anderen Länder zu erfahren. Auf seine Frage hin überlegte Dreveni kurz, ob ihm überhaupt aufgefallen war, ob sie schon getrunken hatte oder nicht, hob aber dann doch den Becher zum Mund und tat zumindest so, als ob sie trinken würde. Tatsächlich merkte sie den Geschmack des Weines, und ja, er war wirklich gut, aber noch war ihr Mißtrauen nicht vergessen. "Er ist ausgezeichnet.", sagte sie schließlich. "Ihr wart die ganze Zeit mit Ilucaria unterwegs? Ihr müsst sie schon sehr lange kennen...", fragte sie ihn, immer noch mehr im Plauderton als ehrlich interessiert.
    "Natürlich. Meine Familie dient seit Generationen den Camorern. Die Herrin kenne ich seit ihrer Geburt. Sie war schon damals ein richtiger Wirbelwind - das völlige Gegenteil zu ihren Schwestern. Es war abzusehen, dass sie den Wünschen seiner Lordschaft nicht folgen würde. Sie raufte lieber mit den Söhnen der anderen Adligen, als sich um das Lernen der Hofetikette und ihr magisches Studium zu kümmern": breitete er seine Erinnerungen aus. Dann seufzte er. "Als sie sich mit seiner Lordschaft überwarf und der alten Heimat den Rücken kehrte. Begleitete ich sie natürlich. Es ist schließlich meine Pflicht auf die junge Herrin Acht zu geben und ihr zu Diensten zu sein. Ich darf meiner Familie keine Schande machen, auch wenn ich mit dem Tempo der jungen Herrin nicht mehr so gut mithalten kann, wie früher": erklärte der Alte selbstvergewissernd.

    Ein Höfling, sie hätte es ahnen können. Jetzt war ihr auch klar, warum er so fast schon devot zu seiner Herrin stand. Dreveni kannte die Sitten zumindest an den Fürstenhöfen in Cyrodiil, war sie doch gelegentlich rein beruflich dort. Wenn er meinte, die Altmer hatte ihre magischen Studien vernachlässigt, hieß dass dann, dass es um ihre Zauberkünste nach wie vor schlecht bestellt war? Im Umgang mit der Klinge stand sie Dreveni sicherlich nicht im geringsten nach, aber Dreveni war wiederum in Teilbereichen eine ganz passable Magierin, auch wenn sie sich selbst überhaupt nicht so sah und niemals als Magierin bezeichnet hätte. Tatsächlich war es ihr auch nie darum gegangen, eine Schule der Magie komplett zu meistern, sondern nur ausgewählte Teilbereiche, die ihr nützlich erschienen. Dazu kam, dass ihr der Zugang zur Magie relativ leicht fiel. Sie hatte sich nie so abmühen müssen, wie sie es an Erynn gesehen hatte, als sie ihre erste und vorerst letzte Übungsstunde abgehalten hatten.
    "Ich bin sicher, dass ihr eurer Familie keine Schande bereitet habt.", sagte Dreveni zu ihm und prostete ihm mit dem Becher zu, und nippte wieder ohne wirklich daraus zu trinken.

    "Habt Dank für euren Zuspruch. Aber ich kann sie auch verstehen. Wer würde sich schon von einem alten Greis noch etwas sagen lassen, wenn man einem Daedroth mit einem Axthieb den Kopf abtrennen und jeden Mann und jede Frau dieser Unternehmung hier im Zweikampf besiegen kann": sagte er und seufzte. "Wäre seine Lordschaft damals nur nicht so streng gewesen und hätte ihr gestattet...": er wurde unterbrochen: "Getso, das reicht. Nerve Dreveni nicht mit deinem Geschwafel. Ich habe mit der Familie gebrochen. Ich brauche sie nicht. Und nun entferne dich." Illucaria war inzwischen in die Kammer getreten. So schnell es dem altem Bosmer möglich war, entfernte er sich. Die Altmer wartete, bis er hinaus war und trat dann an das vergitterte Fenster. "Schenkt den Worten dieses rührigen, alten Narrs kein Gehör. Er ist nicht mehr klar bei Verstand. Ich hätte ihn längst erlösen sollen": meinte sie streng. "Die Familie und die Heimat, pah. Der Name Camoran ist Nichts weiter als eine Last": sprach sie und ging dann zu ihrem Thronstuhl hinüber, doch anstatt sich zu setzen, stützte sie sich nur auf die Lehne. Ihr Gesicht schaltete umgehend von ernst auf freundlich lächelnd um. "Verzeiht die Verspätung, aber ein Spähtrupp war zurückgekehrt": entschuldigte sie sich für die Verspätung.

    Erlöst wird hier früher oder später sicher jemand, ich glaub nur dass es nicht derjenige ist, an den du gerade denkst...
    Bei dem Namen Camoran klingelte bei Dreveni etwas, oder sie hatte zumindest das Gefühl, dass es das sollte. Nur leider wußte sie weder wo, noch ob überhaupt sie diesen Namen schon gehört hatte. Was interessierten sie auch die Altmer? Sumerset war weit. Und doch überlegte sie, während sie der Hochelfe zuhörte und ihr Blick auf den Sigelsteinen ruhte. Hatte sie ihn beiläufig in einer Taverne gehört? Oder hatte jemand von einem Namen gesprochen, der diesem nur im Klang ähnelte? Hatte sie ihn gelesen?
    "Manche Dinge haben einfach Priorität.", nahm Dreveni lächelnd die Entschuldigung an. "Für mich zum Beispiel der Verbleib meines Schwertes. Ihr wisst nicht zufällig etwas davon? Ich bezweifle dass der kleine Heiler es gewagt hat, sich an meiner Waffe zu vergreifen. Sowie an meinen anderen Sachen. Da wären noch mein Bogen, und etwas Gepäck" Ihre Stimme war nach wie vor freundlich und sie schaffte es den selben Plauterton wie vorher dem Waldelf gegenüber beizubehalten.
    "Priorität hätte eigentlich das Oblivion-Tor, dass sich in der Nähe der Festung geöffnet hat": überlegte die Altmerin laut, während sie an Dreveni vorbei zum Fenster hinüber sah. Doch dann, als hätten sie die Worte der Assassine erst einen Moment später wirklich erreicht, antwortete sie: "Ich habe das Gepäck in eine kleinere Kammer mit einem besseren Bett verlegen lassen. Da euer Begleiter abgereist ist, müsst ihr nicht einen Raum mit zwei Betten in Anspruch nehmen. Ehrlich gesagt, hat uns eure Unterbringung das Geld von Händlern gekostet, die wir an eurer Stelle dort hätten einquartieren können. Es geht ja auch ums Geschäft." Dann wandte sie ihren Blick zur Seite. "Ihr habt die Sigil-Steine betrachtet, nicht? Jeder steht für ein Tor, das ich und meine Männer geschlossen haben. Stein Nummer drei war sehr blutig erkämpft, danach musste ich meine Reihen mit neuen Freiwilligen füllen. Stein Nummer 2 bescherte mir die Trophäe, die ihr an der Wand sehen könnt. Es ist ein unglaubliches Gefühl nach diesem Stein zu greifen und ihn aus dem dämonischen Feuer zu ziehen. Es ist als würde das All um einen herum einem leicht werden": schweifte sie schließlich ab.

    Dreveni reichte es jetzt definitiv. Es interessierte nicht wie leicht es der Altmer bei was auch immer wurde, und auch nicht, wieviele Obliviontore sie geschlossen hatte. Seit sie mit Erynn und Arranges nur zu dritt duch das Tor war, hatten diese viel von ihrem Schrecken für die Dunmer verloren.
    "Ich wäre gerne dabei, wenn ihr euch um das Tor hier kümmert. Dremoras abzuschlachten hat etwas befriedigendes.", sagte Dreveni. "Wie auch immer, wir wollten über meinen Sold und über die Diamantmine sprechen." Sie würde dieses hinterhältige Weib in Sicherheit wiegen, und sobald sie ihr etwas von der Pelle gerückt war, hatte sie hoffentlich genug Gelegenheit, nach Spuren von Tirian zu suchen.
    "Ah ja die Mine. Eigentlich ist es nichts Aufregendes. Wir gehen in der Gruppe rein, überwältigen die Wachen, nehmen die Minenarbeitet gefangen. Dann nehmen wir uns das, was sie dort gelagert haben und stellen sicher, dass die Arbeiter auch weiterhin ihren Dienst für uns tun und brav und fleißig weitere Edelsteine schürfen. Die gehen dann an die Festung solange wir uns noch hier aufhalten. Allzu lange wird das wohl nicht mehr sein. Wir werden wohl noch vier Tore schließen und die Gegend von versprengten Daedra säubern. Danach dürfte die Region auch gut ausgeblutet sein. Um den Rest darf sich dann gerne Meister Aryon selbst kümmern": erklärte Illucaria. "Aber ich schweife ab. Zu eurem Sold: Täglich erhaltet ihr 20 Draken. Für Missionen gibt es pauschal 300 Draken. Für Missionen ins Reich des Vergessens 500": bot die Altmer an und setzte sich nun doch auf den Thronstuhl.

    Die Dunmer hatte nicht die geringste Lust zu verhandeln, als ihr die Söldnerin das Angebot vorlegte. Dabei hätte sie fast laut gelacht, 20 Draken? Dafür dass sie sich mit diesem Abschaum hier den Hintern platt saß? Niemals. Andererseits wäre es vermutlich auch aufgefallen, wenn sie nicht gefeilscht hätte.
    "In Ordnung. Fürs Erste jedenfalls.", sagte sie gedehnt. "Mit der Option auf neue Verhandlungen, nachdem wir die Leute in der Mine wieder auf Kurs gebracht haben." sagte sie und sah die Altmer herausfordernd an.
    Illucaria lachte. "Verhandlungen? Ihr gefallt mir": meinte die Altmer. "Ich weise euch aber nur darauf hin, dass andere Söldner fürs Nichtstun gar nichts bekommen. Ich bin schon wie eine verdammte Mutter zu diesen Nichtsnutzen hier": wobei sie beim letzten Satz wieder etwas lauter wurde. "Ihr bekommt hier kostenlose Unterkunft und kostenloses Essen und dürfte die Dienste unseres Schmieds ebenfalls kostenlos in Anspruch nehmen und Aufträge für mehr Geld haben wir auch genug. Da dürfte ein kleiner täglicher Sold angemessen sein. Aber wir können gerne noch einmal über eine kleine Erhöhung sprechen, wenn ihr mir die Diamanten hierher bringt": meinte sie und überging den herausfordernden Blick einfach. "Ihr könnt euch jetzt entfernen. Euer Zimmer wird noch hergerichtet. Ich lasse euch dann informieren, sobald die Sklaven damit fertig sind": sagte sie noch und wandte sich dann dem Buch vor ihr zu.
    Dreveni war egal, was die Andere von ihrer Forderung hielt, besser sie hielt die Dunmer für unverschämt als dass es ihr suspekt vorkam, wenn Dreveni überhaupt nicht versuchte zu verhandeln. Mehr störte sie im Moment ohnehin, dass ihr die Altmer das Zimmer noch nicht zeigen wollte, in welches ihre Sachen angeblich gebracht worden waren. Sollte sie überhastet aufbrechen müssen, wollte sie auf keinen Fall ihr Schwert und ihren Bogen zurücklassen müssen. Vor allem ohne das Schwert wäre es Wahnsinn gewesen, sich weiter - und eventuell noch alleine - durch Vvardenfell zu bewegen.
    Sie nickte der söldnerin noch einmal kurz zu, sagte: "Es wäre nur schön wenn die Sklaven fertig sind, bevor wir aufbrechen, ich brauche mein Schwert.", und verließ dann das Zimmer.
    Ilucaria ließ sich nicht mehr zu einer Antwort herab, sie schien schon wieder anderweitig beschäftigt zu sein, und so stand Dreveni wieder vor der Tür im Gang und überlegte, wie sie möglichst planvoll nicht nur nach Tirian, sondern auch nach ihren Sachen suchen sollte.

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