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Mythos
Weidenländer, Falensarano
[Tirian]
Auch Lyviani hielt sich zurück und machte gute Miene zum bösen Spiel. Wenn sie diese Frau umbringen wollte, hätte er wohl kaum mehr etwas dagegen gehabt. Im nächsten Moment erschreckte ihn dieser Gedanke. Er schüttelte den Kopf. Die Altmer setzte nun wieder ein freundliches Gesicht auf. Tirian war überrascht, wie schnell sich die Stimmung ihrer "Gastgeberin" ändern konnte. "Wir sind hier eine große Familie. Fühlt euch also willkommen": sagte sie und dann drehte sie sich um und schaute in Richtung Küche. "Und das dort ist der nette Onkel, der auf den Familienfesten den Braten überm Feuer wendet": sagte sie und deutete auf den fetten Nord-Koch, der näher getapst kam. Sein Kopf war bis auf einen Haarkranz an den Seiten kahl und sein Bart hing ihm fettig und verfilzt vom Kinn. Um den Mund herum war er mehr oder minder gut rasiert. Aber selbst ein ausgedehnter Bartwuchs hätte wohl kaum die aufgequollenen Lippen, die dicke, rote Nase oder die Schweinsaugen verdecken können. Auf halbem Weg blieb der Beleibte stehen und brüllte einige Kommandos scheinbar wahllos in den Raum. Aus der Menge der Gäste sah der Heiler nun einige Khajiit heranwuseln. Sie füllten aus den zwei großen Kesseln nun einige kleinere Töpfe auf, die sie dann zu ihnen herüberschleppten. Schnell machten sich die Sklaven daran Holzschüsseln und Besteck zu verteilen und den Söldnern die Teller mit Eintopf zu füllen und dann von einer ebenfalls herangetragenen größeren Platte unförmige Fleischbrocken hinein zu legen. Dazu gab es Brot. Mit lautem Auftreten kündigte sich der Koche an und baute sich neben der Altmer auf. Knurrig blickte er auf ihn und Lyviani herab, um dann von seiner Anführerin entlassen zu werden.
Tirian schaute auf seinen Teller. Etwas zögernd betrachtete er die Plürre auf der sich bereits Fettaugen abzeichneten. Er schluckte. Zögernd tunkte er den Löffel hinein und rührte kräftig, bevor er es über sich brachte etwas von der Suppe aufzunehmen und an seine Lippen zu führen. Noch einen Moment hielt er inne, dann schob er sich den Löffel in den Mund und schluckte die Brühe herunter. Und... tatsächlich schmeckte der Eintopf überraschend gut. Zur Probe nahm er schnell noch einen Löffel voll und dann noch einen und noch einen. Tatsächlich bestätigte sich der Geschmackstest und es gab auch keinen verdächtigen Nachgeschmack. "Der Nord sieht zwar so ekelhaft aus wie seine Küche, aber er kann kochen": musste der Heiler schließlich eingestehen. Mit einem Nicken deutete er seine Begleiterin an, die bisher ihr Essen noch nicht angerührt hatte, dass es durchaus genießbar war. Das Fleisch, das er als nächstes probierte, war auch durch und sogar recht zart geraten. An den Kommentar der Altmer, das er womöglich eine Skamp-Keule aß, dachte er nicht mehr. Außerdem war er viel zu hungrig, als das ihn das noch interessiert hätte. Viel mehr schlang er nun den Eintopf, das Fleisch und das Brot herunter und war geradezu froh, als ihm eine Sklavin ungefragt nachgab, als der Teller leer war. Der gröbste Hunger war jedoch erstmal gestillt und er gewann die Kontrolle über seine Sinne zurück. Anstatt hastig zu schlingen, aß er nun wieder deutlich langsamer und mit mehr Genuss. "Euch scheint das Essen zu schmecken": bemerkte die Altmer von der Seite. Erst jetzt bemerkte der Heiler, dass sie Nichts aß. "Durchaus. Euer Koch... er versteht sein Handwerk": bemerkte Tirian zwischen zwei Löffeln. "Das hört er nicht gerne. Lieber würde Mischa wie früher Gegner ausweiden und nicht irgendwelche Beutetiere. Ach... er war so ein Virtuose mit der Kriegsaxt. Der gute Mischa hat sich für mich einen Zauber eingefangen. Hat ihm den ganzen Rücken geschmort und die Muskeln angesengt. Roch wie ein gut gewürzter Braten hat ihn leider die Kraft gekostet, die man für eine Kriegsaxt braucht. Aber hier ist er ja auch gut aufgehoben": erzählte die Altmer beiläufig und geradezu gedankenverloren. "Esst ruhig weiter. Ich muss noch jemandem die Kehle durchschneiden": sagte sie und erhob sich mit einem Lachen vom Tisch.
"Sie ist verrückt": meinte er zu seiner Begleiterin. Da fiel ihm etwas ein. "Ihr habt übrigens meine Frage von vorhin noch nicht beantwortet": erinnerte Tirian Lyviani.
[Dreveni]
Dreveni beobachtete die Altmer, und sie kam unabhängig zu dem gleichen Schluß wie ihr Begleiter, sie war eindeutig mit Vorsicht zu genießen, da unberechenbar. Als sie eine Weile zugesehen hatte, wie Tirian aß oder vielmehr, das Essen hinunter schlang, und auch der Rest am Tisch das gleiche aus den gleichen Töpfen aß, überwand sie sich schließlich.
Es war besser als es aussah, und darüber hinaus war sie kurz vorm Verhungern. Was es genau war, war ihr im Moment auch egal, sie wünschte sich nur, dass diese Altmer endlich den Mund halten würde. Davon abgesehen stellte sie fest, dass ihr die Gesellschaft von Assassinen wesentlich lieber war, als die von Söldnern. Ihr Handwerk verlangte doch noch eine gewisse... Feinfühligkeit, die den grobschlächtigen Gestalten hier völlig abzugehen schien. Sicher, es gab auch Assassinen, denen man niemals zugetraut hätte, dass sie sich auch nur an einem Tauben vorbeischleichen konnten, aber das war die Ausnahme.
Als sich schließlich die Söldnerin mit den Worten erhob, sie müsse noch jemandem die Kehle durchschneiden, wünschte ihr Dreveni mehr aus Reflex als aus Höflichkeit viel Erfolg dabei, und nickte Tirian auf seine Feststellung hin zu, da hätte sie sich fast an ihrem Essen verschluckt, als er wieder mit dem Thema von vorhin anfing.
Sie atmete tief durch, bevor sie ihr Gesicht dem Heiler zuwandte, ihn anlächelte und in einer scheinbar vertrauten Geste ihre Hand in seinen Nacken legte. Sie kam mit ihrem Gesicht nahe an seines heran, als hätte sie vor ihn zu küssen, flüsterte ihm aber statt dessen ins Ohr: "Wenn ihr diesen Namen nur einmal in der Öffentlichkeit erwähnt, seid ihr tot." Sie nahm den Kopf wieder etwas zurück, gerade so weit dass sich ihre Nasen fast berührten und sie ihm in die Augen sehen konnte. Hatte ihn ihr flüstern noch nicht überzeugt, dann würde es wohl der Blick tun, dem sie ihn jetzt noch zuwarf.
Schließlich löste sie sich wieder von ihm und wandte sich weiter dem Essen zu. Als sie merkte, dass sie von den Umsitzenden beobachtet wurde, sagte sie ihm noch mit einem lächeln: "Mehr antwort gibt es später wenn wir unter uns sind."
Natürlich hatte sie nicht vor, ihm irgendwas zu erzählen, aber die Söldner um sie schienen sich damit zufrieden zu geben, was man aus ihrem anzüglichen Grinsen schließen konnte.
[Tirian]
Der Heiler war erst verwundert, als die Assassine ihn im Nacken griff und sich ihre Gesichter annäherten. "Was soll das denn werden": fragte er sich und war wohl kurz davor rot zu werden, als er dann schließlich bei Lyvianis Worten und vor allem bei ihrem Blick sämtliche Farbe im Gesicht verlor. Ihr Blick zeigte ihm, dass sie es wirklich todernst meinte. Er schluckte. Als sie dann deutlich gespielt freundlicher hinzufügte, dass er später mehr Antworten bekommen würde, war ihm der Appetit restlos vergangen. Er stocherte noch etwas im Fleisch herum und fragte sich, was er von seiner Begleiterin halten sollte. "Sie ist eine Meuchelmörderin": rief er sich wieder ins Gedächtnis und seufzte. Wenn man gemeinsam einem rachsüchtigen Geist entkommen war, konnte man das schnell vergessen. Schließlich erhob er sich. Auf einen fragenden Blick der Assassine sagte er nur: "Ich schaue mal, ob ich hier einen gewünschten Trank bekomme. Ihr könnt ruhig weiter essen. Wir sehen uns später auf der Kammer" Sie nickte und drehte sich wieder zum Tisch. Ein dreckiges Lachen erklang von den Söldnern. Verwirrt darüber entfernte sich Tirian. Er verließ die Kantine und streifte etwas durch die Gänge. Aber nicht weit. Lauter werdende Verkaufsverhandlungen erweckten seine Aufmerksamkeit. Sie drangen aus einer Kammer. Langsam näherte sich der Heiler der Tür und sah hinein. Links und rechts eines Korridors, den man freigelassen hatte, waren Tische aufgestellt worden hinter denen nun vier Männer und zwei Frauen saßen und allerlei Waren feilboten. Die eine Frau in der hinteren rechten Ecke hatte auf ihrem Tisch Kräuter und Flaschen ausgebreitet. Dort, so hoffte er, würde er sicher bekommen, was er brauchte.
Tirian trat hinein. Ein Söldner, der direkt um die Ecke gewartet hatte, packte ihn. "Keinen Ärger, keine langen Finger, sonst sind sie ab": drohte er. Der Dunmer signalisierte, dass er keinen Ärger machen würde und wurde losgelassen. Schnell bewegte er sich zur gewünschten Händlerin. Die schaute ihn mit einem schiefen Lächeln an. "Verzeiht": begann sie das Gespräch. "Das scheint mir ja nicht sonderlich verkaufsfördernd zu sein": merkte der Heiler missmutig an. "Sicher nicht. Aber die Kunden hier haben auch keine andere Wahl. In dieser Gegend der Weidenländer und vor der Amur sind wir der einzige Handelsposten. Und leider müssen auch wir die Söldner akzeptieren, denn denen gehört die Festung jetzt. Wir zahlen auch nur unsere Standmiete dafür, dass wir hier handeln dürfen. Dafür verbieten sie das der Konkurrenz": erklärte die Frau. Tirian machte darauf nur ein "hmm". Die Altmer spielte sich hier scheinbar wirklich auf, als wäre sie die Fürstin dieses Gebietes - absolut, willkürlich, gierig. "Es ist immer noch besser als zu den Händlern zu gehören, die den Wegzoll der Söldner bezahlen müssen...": merkte sie deutlich leiser und mit einem Blick auf eine der Wachen an. Der Heiler zog die Augenbrauen hoch. Er verstand es. "Neulich allerdings kehrte eine Gruppe von Eintreibern, Dunmer aus dem Redoran-Gebiet, nicht zurück, seitdem sind die Leute noch unerbittlicher geworden": meinte sie. Der Heiler verlor wieder seine Farbe. Er musste gerade an die Gruppe Redoraner denken, die sie in der Nähe des Aschländerlagers ausgelöscht hatten. Wenn die zu diesen Söldnern hier gehörten, dann sollte die Altmer besser nicht erfahren, dass er und Lyviani direkt an ihrem Tod beteiligt waren. "Geht es euch nicht gut?": fragte die Händlerin. "Ach mir wurde gerade nur etwas schwindlig. Ich wollte ohnehin einen allgemeinen Heiltrank gegen Krankheiten kaufen. Er kann gern etwas stärker sein": wünschte Tirian und bekam gleich eine Flasche gereicht. "Das macht 50 Draken": sagte sein Gegenüber mit einem Lächeln. "Wegelagerei gibt es offenbar auch in den unterschiedlichsten Formen": dachte er und bezahlte widerstrebend den Preis.
[Dreveni]
Ihr war nicht entgangen, wie schockiert sie Tirian angesehen hatte. Andererseits konnte sie es auch nicht ändern, und besser so, als dass er sie noch beide um Kopf und Kragen redete. Und wer wußte schon, wo sich die Assassinen der Morag Tong überall herumtrieben. Immerhin hatte sie ihm von Anfang an nicht ihren richtigen Namen genannt, worüber sie jetzt auch mehr als froh war. Sie ärgerte sich nur, dass ihr Feryns Name so herausgerutscht war, aber daran war jetzt nichts mehr zu ändern.
Es hielt sie ebenfalls nicht mehr lange am Tisch zwischen den Söldnern, und so machte sie sich wieder auf den Weg in ihre Kammer. Dort angekommen suchte sie den Ring aus ihren Sachen, den sie dem Dremora vom Finger geschnitten hatte. Sie würde vermutlich nicht das bekommen, was er wert war, aber wenn es hier schon Händler gab, war das vermutlich vorerst die letzte Gelegenheit, ein paar Dinge zu erledigen. Ein Schmied käme nicht ungelegen, die Spitze ihres Stiletts hatte tatsächlich schon bessere Zeiten gesehen.
Sie fragte eine der Wachen direkt nach dem Schmied, in der Hoffnung, den Ring dort auch direkt zu Gold machen zu können. Er deutete in Richtung Decke, und es gab wohl tatsächlich keinen besseren Ort als unter freien Himmel. Nachdem sie die Plattform oben betreten hatte, war das Zelt unter dem sich die Schmiede befand nicht schwer zu finden. Der Schmied selbst war ein Muskelbepackter Rothwardone, der anscheinend hier auch nur zu Gast war.
Sie feilschten eine Weile, und einigten sich schließlich darauf, dass er ihr das Stilett schleifen würde und ihr noch 100 Draken dazu geben würde. Ihr kam die unangenehme vermutung, dass er ganz genau wußte, welche Verzauberung auf dem Ring lag und sie kräftig übers Ohr haute, aber sie hatte auch wirklich keine Lust, weiter zu feilschen und außerdem sonst nur noch ein paar Septime aus Cyrodiil.
Auch die geringschätzigen Blicke, die er ihr zuwarf als er sah, welche Waffe er reparieren sollte, entgingen ihr nicht. Es war nicht unbedingt so, dass nur Assassinen solche Waffen führten, aber es war doch eine ausgesprochen hinterhältige Waffe. Wenn man es richtig machte, konnte man die Opfer fast ohne Spuren ums Eck bringen, da ein Stilett zwar spitz war, aber normalerweise keine geschliffene Klinge hatte. Dadurch konnte es massive innere Verletzungen verursachen, während man von außen gerade einen feinen Einstich sah, wenn man es richtig machte.
Schließlich gab er ihr das Stilett zurück, das jetzt wieder spitz wie eine Nadel war, und einen kleinen Stoffbeutel mit 100 Draken.
Als sie auf dem Weg in das Innere der Festung war, beschlich sie wieder kurz das Gefühl dass sie beobachtet wurde, hakte es aber gleich als Einbildung ab. Immerhin hatte sie dieses Mal nicht durch die halbe Taverne geschrien, wer sie war und von wem sie Briefe bekommen hatte.
Bevor sie noch richtig wußte, wo sie als nächstes hingehen sollte, stand sie schon wieder vor ihrer Kammer. Sie beschloss, hineinzugehen und ihre Kleidung zu sortieren was man noch waschen und nähen konnte und was hoffnungslos hinüber war.
Erleichtert sah sie, dass das Zimmer leer war, sie hatte gerade überhaupt keine Lust, sich mit dem Heiler auseinander zu setzen.
[Tirian]
Den Heiler zog es nur noch etwas länger durch die Gänge, nachdem er den Trank gekauft hatte. Über den Preis ärgerte er sich noch, aber er musste zumindest zugeben, dass sie ihm gute Qualität verkauft hatte. Er schlenderte nur noch kurz durch die Festung und kehrte bald zu ihrer Kammer zurück. Er hatte vor einem Moment Lyviani aus der Ferne hinein huschen sehen. Er drückte sich noch etwas auf dem Gang herum. Eigentlich wollte er im Moment nicht zu ihr, allerdings trieb ihn seine Berufsehre dazu. Umso schneller sie den Trank bekam, umso besser für den Heilungsprozess. Tirian würde es sich niemals verzeihen, wenn er ihr den Arm abschneiden müsste, nur weil er jetzt nicht zu ihr gehen wollte. Der Heiler ging zur Kammer hinüber. Seine Hand ruhte auf der Klinke. In seinem Kopf spielte sich die Szene in der Kantine noch einmal ab. Ein eiskaltes Schaudern lief seinen Rücken hinunter "Feryn...": flüsterte er. "Was hat es mit ihm auf sich, dass sie so wütend wird?": ging es ihm durch den Kopf. Er öffnete die Tür und trat ein. Er schloss leise die Tür. Die Assassine saß vor ihrem Gepäck und schien ihre Kleidung zu sortieren. Ohne ein Wort zu sagen ging er zum Waschzuber und hob die versiffte Robe und den Gürtel auf und entfernte die Beutel. Anschließend legte er sie zu seinem Gepäck und behielt nur den Beutel mit dem Hustengras in der Hand. Er nahm einen Stängel heraus, zerrieb ihn und streute ihn dann in den Heiltrank.
Er stellte ihn neben Lyviani auf den Boden. "Das ist der Heiltrank. Ich habe ihn gerade noch um ein wenig Hustengras angereichert. Könnte sein, dass ihr ein paar Stückchen bemerkt. Schluckt sie mit runter. Die sind gesund": sagte er und setzte sich dann auf sein Bett. Die Dunmer ignorierte ihn völlig. Mehrere Minuten lang herrschte Grabesstille im Raum. "Ich will nicht aufdringlich sein, aber könnt ihr mir verraten, was das vorhin zu bedeuten hatte?": wollte er schließlich wissen. Der Schreck saß ihm noch immer im Kopf. Und er wollte das lieber geklärt wissen.
[Dreveni]
Auch dieses Mal währte die Ruhe nicht lange, die sie in der Kammer gesucht hatte, denn schon kurz nach ihr trat Tirian durch die Tür. Sie sah nicht einmal von ihrer Arbeit auf, auch wenn sie genau hörte, was er gerade tat. Auch als er das Fläschchen neben sie stellte, sah sie nicht auf. Immerhin machte es bis jetzt den Anschein, dass er das Thema Feryn ruhen lassen würde. Was bildete er sich auch ein, dass er dermaßen nach bohrte nur weil sie sich im Halbschlaf versprochen hatte? War sie vorhin schon wieder fast in einer ausgeglichenen Stimmung gewesen, wuchs nun langsam wieder ihr Wut, wobei sie noch nicht einmal sagen könnte, auf wen oder was genau sie wütend war. Inzwischen hatte sie ihr Nähzeug, dass neben ihr lag, genommen und riss ein Stück Faden ab. Sie konnte die Sachen auch vor dem Waschen noch kurz nähen.
Gerade als sie Tirians Anwesenheit erfolgreich verdrängt hatte und sie einen Riss in einer dunkelgrauen Tunika nähte, hörte sie ihn fragen: "Ich will nicht aufdringlich sein, aber könnt ihr mir verraten, was das vorhin zu bedeuten hatte?"
Sie hielt kurz mit ihrer Tätigkeit inne, sah ihn aber immer noch nicht an. Für einen Moment schloss sie entnervt die Augen, bevor sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorbrachte: "Vielleicht solltet ihr dann einfach still sein, wenn ihr schon nicht aufdringlich sein wollt." Danach nähte sie weiter an einem Riss, wobei sie so fest am Faden zog, dass er fast gerissen wäre.
[Tirian]
Etwas sprachlos schaute er sie an. Sie hatte diesen Namen ausgesprochen. Er hatte nur eine beiläufige Frage gestellt, die ihn nicht wirklich brennend interessiert hatte und wurde von ihr dafür mit dem Tode bedroht. Und jetzt sollte er still sein? "Nein ich will wirklich nicht aufdringlich sein, aber schweigen werde ich nicht. Ihr schuldet mir ein paar Antworten. Mich interessiert nicht einmal wer dieser Feryn ist, aber verzeiht ihr habt diesen Namen genannt. Ich wollte mich bloß erkundigen, da ihr so verträumt drein geschaut habt, als er ihn ausspracht, was bei euch schon selten genug vorkommt und als Dank droht ihr mir an mich abzustechen": sagte er wurde nicht wirklich laut aber redete in seiner Erregung immer schneller. Schließlich sprang er beim letzten Satz vom Bett auf und machte einige hektische Schritte im Zimmer auf und ab.
[Dreveni]
Schulden? Antworten? Sie ihm? Dreveni glaubte ernsthaft, sich verhört zu haben, aber dem Dunmer war es offensichtlich ernst. Verträumt dreingeschaut? Es wurde ja immer besser. Konnte sie etwas dafür, dass er fast genau seine Augen hatte? Sie schüttelte nur stumm den Kopf während sie demonstrativ an Tirian vorbeisah, und ihm dabei zuhörte.
"Ich habe euch nur klar gemacht, dass das kein Thema ist, dass ihr in der Öffentlichkeit erwähnt. Und zwar unter keinen Umständen.", sagte sie nun, wobei sie etwas lauter und schärfer sprach als vorhin noch, den Blick jetzt wieder direkt auf ihn gerichtet. "Und wenn ihr derart sensibel seid, dass euch das so aus der Fassung bringt, ist dass nun wirklich euer Problem." Sie legte das Nähzeug mit Schwung zur Seite, da ihr vor Wut die Hände zitterten, und starrte den Heiler an, blieb dabei jedoch sitzen.
[Tirian]
Sie schaute ihn direkt an. "Wenn ihr nicht über ihn sprechen wolltet, hättet ihr mir das auch sagen können, dann hätte ich das respektiert und nicht weiter nachgehakt. Das ihr mir dann aber sogar mit dem Tode droht, obwohl ich den Namen nicht einmal ausgesprochen habe, ist ein starkes Stück": erregte sich der Heiler. Er hielt ihrem Blick stand. "Was ist an diesem Feryn dran, dass ihr den Namen in der Öffentlichkeit nicht gebrauchen wollt? Habt ihr etwa Angst? Ist das jemand den ihr töten wolltet und dessen Rache euch nun verfolgt? Nicht das es mich interessieren würde, aber ich wüsste gerne, was so besonders an einem Namen ist, dass ihr mich töten wollt, nach alldem...": sagte er und klang jetzt fast noch eher enttäuscht als alles andere. War Lyviani denn wirklich alles egal?
[Dreveni]
"Wie verflucht naiv kann man eigentlich sein?", fuhr sie Tirian an, und erhob sich nun ebenfalls, mit einer einzigen fließenden Bewegung, und mit zwei weiteren, schnellen Schritten stand sie direkt vor dem Dunmer. Die Enttäuschung in seinen letzten Worten war ihr nicht entgangen, und das war mehr, als sie im Moment ertragen konnte. Sie funkelte ihn wütend an, als sie nach Worten suchte. Er hatte sie bei ihrer Reise schon das eine oder andere Mal auf die Palme getrieben, aber noch nie war sie so kurz davor gewesen, ihm gegenüber komplett die Beherrschung zu verlieren.
"Und ja, ich hätte nicht das geringste Problem, euch zu töten, bevor ihr uns beide um Kopf und Kragen redet."
Jetzt gerade zweifelte sie selbst nicht daran, denn sie war ohnehin kurz davor, sich auf Tirian zu stürzen, würde er nicht bald aufhören, weiter nach Feryn zu fragen. Andererseits war ihr auch mit einem letzten Rest von klarem Denken bewußt, dass sie es vielleicht doch nicht mehr so kaltblütig konnte, wie vermutlich noch zu beginn ihrer Reise, als sie ihn nicht so gut gekannt hatte...
[Tirian]
Sein Gesicht verschloss sich. "Naiv?": überlegte er. Wahrscheinlich hatte sie Recht. Naiv war er vielleicht ein bisschen. Aber es war ihm lieber dieses Stück Naivität zu bewahren als einzig zynisch durch die Welt zu gehen und hinter jeder Ecke das Schlimmste zu vermuten. Er traute Lyviani unweigerlich zu, dass es sie tun konnte und würde. Dann fiel ihm der Abend im Lager der Aschländer wieder ein. Sie hatte geweint. Sie war verletzlich und letztlich glaubte er ihr zumindest nicht, dass sie es zumindest oder Bedauern tun würde. Er schaute sie an, versuchte ihn ihren vor Wut zusammengezogenen Augen zu lesen und schaute dabei tief hinein. Kurz zuckten seine Mundwinkel zu einem Lächeln, bevor er sich ausdruckslos abwandte. "Ich sagte euch, dass ich es respektieren würde. Ihr wollt nicht über Feryn reden. Ich werde es nicht tun. Doch ich glaube, dass ihr diejenige seid, die hier wirklich ein Problem hat": meinte er und ging zur Tür. Er öffnete sie schnell. "Ich lasse euch am besten allein. Ich werde mir die Festung noch etwas ansehen und etwas frische Luft schnappen": verabschiedete er sich schließlich. Er wollte keine Antwort von ihr haben. Sie hatte ihren Standpunkt ohnehin klar genug gemacht.
[Dreveni]
Er ließ sie einfach stehen. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Genauso wie damals, als sie die Ashländer vor den Söldnern gerettet hatten. Problem? DU bist mein Problem., dachte sie, und rief ihm hinterher: "Wir sind noch nicht fertig, ihr werdet jetzt nicht...!", doch da hatte er die Türe schon hinter sich geschlossen. Bevor sie noch richtig merkte, was sie tat, hatte sie den Dolch in der Hand und Richtung Tür geworfen, in der er jetzt zittern steckte. "SCHEISSE!", fluchte sie laut und sah sich um, aber es war nichts unmittelbar greifbar, was sie ebenfalls an die Tür schmeißen konnte. Sie stand immer noch mitten im Raum und atmete ein paar Mal tief durch, wurde aber nicht wirklich ruhiger dadurch. Schließlich ging sie zur Tür und zog den Dolch mit Schwung heraus und steckte ihn wieder in die Scheide an ihrem Gürtel. Wenn sie hier noch weiter in diesem Zimmer war, würde sie noch explodieren, anstatt sich zu beruhigen, und so verließ sie ebenfalls die Kammer, inzwischen sollte der Heiler wohl weit genug weg gegangen sein, dass sie ihn nicht mehr sehen mußte. Hier draußen unter Anderen war sie gezwungen, sich zumindest äußerlich zusammen zu nehmen, was sich meistens auch auf ihre Stimmung auswirkte.
Fast automatisch schlug sie den Weg auf das Dach der Festung ein, bis ihr einfiel, das Tirian etwas von frischer Luft gesagt hatte. Nun ja, sie würde ihm schon ausweichen, aber sie mußte jetzt ebenfalls hier raus.
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