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Thema: Die Erben der Häuser

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  1. #1

    Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer, Ienith-Ahnengruft

    [Tirian]
    Der Heiler, noch ganz gefangen von seiner Überraschung, sah zu, wie sich Lyviani gegen den plötzlich erschienenen Knochenläufer zur Wehr setzte. Sie hielt ihn mit ihrem Schwert zurück, aber kassierte dennoch einen Schlag. Er sah Blut. Die Assassine hatte aufgrund der beengten Verhältnisse kaum eine Chance auszuweichen. Als sie einen Schritt zur Seite machte und ihm damit eine freie Schussbahn einräumte, wusste Tirian, was zu tun war. Er sammelte Magie und sandte einen Kugelblitz gegen die Kreatur. Sie hatte keine Möglichkeit auszuweichen, aber versuchte das auch gar nicht erst. Die Magie hinterließ dem Wiedergänger nicht nur eine große Brandwunde auf der Brust, sondern ließ sie auch spastisch zucken. Schließlich brüllte sie ihre Wut hinaus, doch Lyviani nutzte den kurzen Moment, um einen Streich gegen den Hals des Untoten zu führen. Ihr Vulkanglasschwert drang hindurch, trennte ihn nicht völlig ab, aber ließ den Kopf nach hinten wegklappen. Kurz darauf fiel auch der Grabwächter um und blieb nun endgültig tot liegen.

    Tirian atmete tief ein. Langsam machte sich wieder Erschöpfung in ihm breit. Die Tränke konnten Symptome der Erschöpfung kurieren und dem Körper kurzzeitig wieder Kraft zurückgeben, aber nichts ging über ein gutes Essen und Schlaf. Das waren die einzigen Dinge, die einem gezeichneten Leib wirklich Regeneration verschaffen konnte. Die Alchemie konnte die Grenzen eines sterblichen Körpers ausdehnen, aber nicht überwinden. Er löste sich von diesen Gedanken, als er das Blut sah, dass an Lyvianis Arm durch die Tunika drang. Er nahm das Buch vom Altar, klemmte es sich unter den Arm und ging schnell zu ihr hinüber. "Ihr blutet. Lasst mich das bitte ansehen": bat er und sah sie eindringlich an.

    [Dreveni]
    Kaum war sie vor dem Knochenläufer weg, flog auch schon ein Blitz Tirians an ihr vorbei und traf die Kreatur voll. Es sah so aus, als würden sie sich doch noch einig werden, wie sie im Kampf vorgehen sollten, schoß ihr durch den Kopf, als sie gegen den Hals des Wesens hieb, das nun wütend brüllte. Als es tot umkippte, hielt sie sich aus Reflex die rechte Hand an ihre schmerzende linke Seite, der Knochenläufer hatte doch ziemlich hart zugeschlagen, und sie verzog das Gesicht vor Schmerz, als ihre Finger über die Kratzer fuhren. Scheiße.

    Da stand Tirian auch schon vor ihr und sagte: "Ihr blutet. Lasst mich das bitte ansehen" Es hätte seinen eindringlichen Blick kaum noch gebraucht, auch wenn sie es hasste musste sie zugeben, dass es wohl besser wäre, was er vorschlug. Auch wenn dort am Gang ein weiterer Gegner herumschlich, sie hoffte sehr, dass er den Schrei des letzten Monsters nicht gehört hatte.
    Verflucht, vermutlich hatte es ihn genau gehört.
    Sie legte das Schwert auf die nächste Bank und besah sich selbst kurz die Wunden, das Monster hatte sich nicht durch den dünnen Stoff ihres Oberteils aufhalten lassen, und für einen Schildzauber war keine Zeit mehr gewesen. Drei tiefe, blutende Kratzer zogen sich von der Höhe ihrer unteren Rippen bis zur Hüfte, und inzwischen schmerzte es wirklich, so dass sie sich leicht nach links gebeugt hielt. Wie auch immer, das würde hoffentlich gleich vergehen, oder sie würde sich daran gewöhnen.
    Sie sah dem Heiler noch einmal in die Augen, in denen sich der Schein der Kerzen spiegelten und sie so in einem noch intensiveren Rot leuchten ließen, schüttelte den Kopf und antwortete: "Da draußen schleicht immer noch was herum, was uns vermutlich genau gehört hat. Das muss warten bis wir hier draußen sind." Wenn sie nicht mehr hinterrücks überrascht wurde, würde es wirklich gehen, und so sah sie Tirian fest in die Augen, auch wenn sie es nicht ganz schaffte, den Schmerz aus ihrem Gesichtsausdruck zu verdrängen.

    [Tirian]
    Der Heiler sah Lyviani zu, wie sie ihre Seite entblößte und drei große Kratzer zum Vorschein kamen, aus denen das Blut sickerte. Er verengte die Augen und besah sich die Wunden, die wie Abgründe in der aschgrauen Haut der Assassine prangten. Sie wies ihn auf den Knochenläufer draußen auf dem Gang hin. Ihre Wunde musste warten, bis sie draußen waren, meinte sie. Fest erwiderte sie nun seinen Blick. Tirian hielt ihn. Auch wenn sie etwas anderes behauptete, sah er ihr den Schmerz deutlich ins Gesicht geschrieben, auch das sie sich gebeugt hielt, um die verletzte Körperseite zu entlasten, war mehr als deutlich. Er schüttelte den Kopf. "Ich muss diese Wunden umgehend behandeln. Da ihr vermutlich ohnehin nicht auf mich hören würdet, wenn ich euch sage, dass ich mir Sorgen um euch mache... Mit diesen Wunden könnt ihr nicht kämpfen. Sie werden euch behindern und der Schmerz wird eure Konzentration stören. Es hängt nicht nur euer eigenes Leben davon ab, dass ihr einsatzfähig seid, sondern auch meins. Ich weis nämlich nicht wie groß diese Gruft noch ist und sicherlich hat der Ahnengeist noch längst nicht aufgegeben. Also lasst euch nun bitte behandeln": redete er auf die Dunmer ein. "Aber der Knochenläufer": wollte sie widersprechen. Ihr Worte wurden durch ein herannahendes Knurren unterstützt. "Mist": dachte der Heiler, doch er ergriff eine Bank und wuchtete sie, von einer kurzen Stärkung unterstützt, zur Tür hinüber und verkeilte sie so unter der Klinke, dass sie nicht nur ein Herunterdrücken verhinderte, sondern auch die Tür an sich blockierte. Von außen wurde nun gegen die Tür gehämmert, doch die Erbauer der Ahnengruft hatten sich nicht lumpen lassen und ihren Vorfahren Qualitätsarbeit zuteil werden lassen. Die Tür stand fest und sicher. Sie würde sobald nicht nachgeben. "Das Problem ist vorerst verschoben. Also?": stellte sich Tirian fragend vor Lyviani auf.

    [Dreveni]
    Dreveni wusste selbst, dass er Recht hatte. Und tatsächlich zog noch mehr sein Argument, dass sie so wohl wirklich nicht mehr weit kommen würde, als dass er sich Sorgen machte. Auch wenn das etwas in ihr berührte, wenn auch nur kurz, als sie es ihn aussprechen hörte. Kaum hatte sie es bemerkt, hatte sie es über den Schmerz auch schon wieder vergessen.
    Gerade als sie ihm widersprechen wollte, gab der Knochenläufer draußen auf dem Gang ein drohendes knurren von sich. Na ganz toll. Sie griff nach ihrem Schwert und wollte an Tirian vorbei, da blieb sie stehen als wäre sie vor eine Wand gelaufen, denn sie konnte nicht glauben, was sie gerade sah.
    Der Dunmer wuchtete eine der Steinbänke kurzerhand zur Tür und verklemmte sie damit, so dass der Knochenläufer wohl bis in alle Ewigkeit von draußen dagegen rennen konnte.
    Sie hatte sich noch immer nicht ganz gesammelt, als sich der Heiler wieder vor ihr aufbaute. Er hatte nicht gerade wirklich gewagt, die Tür zu verrammeln? Dass ihnen das eine Pause verschaffte, die beide dringend brauchen konnte, war ihr klar, aber es interessierte sie nicht.

    Er hatte ihr nichts zu sagen, und schon gar nicht hatte er sie hier einzusperren um seinen Willen durchzusetzen. Es gab genau einen einzigen Dunmer, von dem sie sich etwas sagen ließ, und zwar Mordan. Für einen Moment starrten sie sich gegenseitig in die Augen, wobei der Schmerz in Drevenis Blick langsam in mühsam unterdrückte Wut überging. Wut über Tirian, der sie hier einfach einsperrte um seinen Willen zu bekommen, Wut darüber, dass er trotz allem Recht hatte, blanken Hass auf diese widerwärtigen Knochenläufer im besonderen und diese Gruft im allgemeinen und darüber hinaus auf ihr eigenes irrationales Verhalten, denn wieder einmal stand ihr ihr Stolz im Weg, der sich nun zu der Wut im Ausdruck ihrer Augen gesellte.
    Schließlich hob sie ihren Kopf noch ein Stück und gab sich Mühe, sich etwas mehr aufzurichten um mit dem Heiler wenigstens ansatzweise auf Augenhöhe zu sein - was ihr nicht ganz gelang - und antwortete schließlich leise: "Nachdem ich die Bank nicht mehr unter der Tür wegbekomme, bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig, oder?" und legte ihr Schwert mit mehr Wucht als es nötig gewesen wäre, wieder zurück auf die Bank. Warte bloß bis wir hier draußen sind...

    [Tirian]
    Lyviani wirkte wütend. Er wusste nicht womit genau er sie jetzt so verärgert hatte und schob es einfach auf den Trotz dagegen, diese Behandlung jetzt durchführen lassen zu müssen, aber das war jetzt mehr als notwendig. Ihr Arm, den sie ihm noch immer nicht zeigen wollte, war eine Sache, aber die Seite aufgerissen zu bekommen, war eine ganz andere. So war sie eindeutig nicht mehr voll bewegungsfähig und schon gar nicht in der Lage schnell zu reagieren, wie es für einen Geist vermutlich nötig wäre. "Nachdem ich die Bank nicht mehr unter der Tür wegbekomme, bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig, oder?": sagte sie und knallte dann auch noch ihr Schwert auf die verbliebene Bank. Tirian runzelte die Stirn. "Sie tut ja gerade so, als hätte ich sie hier eingesperrt": dachte der Heiler schulterzuckend und bat sie, sich auf die Bank zu legen, was sie etwas widerstrebend tat. Es war besser, wenn sie die Bauchmuskeln entspannte. Tirian schob vorsichtig die eingerissene Tunika wieder hoch, damit die Wunde freilag. Er legte seine Hand auf ihre Seite. Ihre Haut fühlte sich angenehm weich an. Er fuhr etwas höher und hatte schon den ersten Kratzer unter seinen Fingern. Vorsichtig schob er einen Finger in den Wundkanal, was der Assassinin ein schmerzverzerrtes Gesicht und ein Keuchen entlockte. Er zog ihn wieder heraus. "Die Klaue ist recht tief eingedrungen": sagte er. Noch immer stand frisches Blut in den Wunden. Diesmal nahm er beide Hände, legte sie zunächst über die Krallenspuren und sah Lyviani noch einmal in die Augen. "Das wird jetzt weh tun. Seht mich an": warnte er sie vor und versuchte den Blickkontakt zu halten. Trotzig, scheints noch immer zornig erwiderte sie ihn. Dann drückte er fest in ihre Seite hinein, während er gleichzeitig heilende Magie fließen ließ. Ein blaues Leuchten ging von seinen Händen aus.

    Seine Begleiterin tat ihm im Moment leid. Er schaute mitleidig zu ihr hinüber. "Verzeiht mir": ging es ihm durch den Kopf. Der Zauber tat jedoch spürbar seine Wirkung. Die ausgefransten Wundränder wurden weicher, geschmeidiger und wuchsen unter seinen Händen zusammen. Das herausgerissene Fleisch wuchs heran und schlussendlich befand sich unter seinen Handflächen wieder neue, weiche Haut. Er nahm sie von der schwer atmenden Lyviani herunter. "Eure Wunde ist versorgt. Ruht euch noch einen kurzen Moment aus": sprach der Heiler. Tatsächlich kostete das Heilen von Verletzungen durch Magie nicht nur den Heiler sondern auch den Patienten Kraft. Schließlich war es der Körper des Verletzten, der durch die Magie stimuliert dazu angeregt wurde die Wunden durch gesteigertes Zellwachstum zu verschließen. Auch wenn es ihn die meiste Energie kostete, mochte auch die Assassine durchaus noch etwas erschöpft sein. Tirian kannte das gut. Er ließ ihr einen Moment um sich auszuruhen. Das Klopfen an der Tür wurde lauter. Er ignorierte es und wandte sich nun noch einmal dem Buch zu. Seine Kenntnis der daedrischen Glyphen war etwas eingerostet, weshalb er die anderen Texte nicht so einfach überfliegen konnte und sie stattdessen auf der Suche nach dem Text, der mit Beenden des Zorns überschrieben war, einfach überblätterte. Soweit er das sagen konnte, handelte es sich bei dem Buch um ein religiöses Standardwerk der Ahnenverehrung mit allerlei Ritualen und Gebeten. Als er die Stelle gefunden hatte, schaute er zur Dunmerin hinüber.

    [Dreveni]
    Dreveni legte sich auf die Bank, nicht ohne Tirian einen letzten, giftigen Blick zuzuwerfen. Er war hier nicht der Einzige, der Wutanfälle hinlegen konnte. Dann schob er auch schon ihre Tunika nach oben und legte seine Hand auf ihre Seite. Wenn du jetzt auch nur einen Millimeter zu weit oben hinlang... Weiter kam sie nicht mehr, da durchfuhr sie auch schon der Schmerz als er seinen Finger in den Kratzer bohrte. "Das hätte ich euch auch so sagen können.", brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als er bemerkte, wie tief die Wunde war.

    "Das wird jetzt weh tun. Seht mich an", hörte sie ihn sagen, und dachte sich noch, dass es schlimmer ja nicht mehr werden konnte, wenn er nur nicht mehr in der Wunde herumstocherte, aber sah ihn wie geheißen an. Dass sie immer noch wütend war, half ihr zwar etwas mit dem Schmerz umzugehen, aber es wurde trotzdem schlimmer als sie es erwartet hatte. Zwar nicht so sehr, wie damals als ihr Erynn und Arranges den gebrochenen Oberarmknochen gerichtet hatten, aber das hier hatte eine ganz andere Qualität an Schmerz. Das war keine Heilung, das war Folter. In diesem Moment war sie sich sicher, dass man als Heiler eine nicht zu verachtende sadistische Neigung brauchte. Das Gefühl als sich die Wunde unter Tirians Händen schloss, war einfach nur als widerlich zu beschreiben, und sie hätte seiner Aufforderung gar nicht erst bedurft, sich etwas auszuruhen, zum Aufstehen sah sie sich gerade eh nicht in der Lage. So lag sie auf der Bank, während der Knochenläufer an die Tür hämmerte und Tirian in diesem Buch blätterte, das er von dem Altar genommen hatte. Da fiel ihr wieder ein, wie das Monster einfach hier in dem Raum erschienen war. Wie hatte er das nur wieder geschafft? Langsam fühlte sie sich wieder etwas kräftiger und schwang vorsichtig und leise die Beine Richtung Boden, während sie sich aufrichtete. Dabei fiel ihr Blick auch auf ihre Seite, und sie musste widerstrebend zugeben, dass Tirian ganze Arbeit geleistet hatte. Schon bald würde man nichts mehr davon sehen, noch hatte die neue Haut einen leicht helleren Farbton. In diesem Moment sah der Heiler zu ihr hinüber. Sie war zwar noch etwas blass im Gesicht, aber sie fühlte sich durchaus wieder in der Lage aufzustehen, und so sie ging zu Tirian hinüber, um zu sehen, was das für ein Buch war. Sie schaffte es sogar über ihren Schatten zu springen und ihn halbwegs normal anzusprechen: "Seid ihr unter die Beschwörer gegangen oder was war das vorhin?"

    Was aber nichts daran änderte, dass sie ihm die Sache mit der Tür immer noch übel nahm. Wer war er, dass er meinte einfach so entscheiden zu können? Zugetraut hätte sie ihm diese Aktion ohnehin niemals, und das ärgerte sie ebenfalls. Konnte sie ihn denn immer noch nicht einschätzen? Gerade hatte sie überhaupt nichts mehr von dem idealistischen Träumer in ihm gesehen, statt dessen eine Entschlossenheit, die sie ihm nicht zugetraut hatte.

    [Tirian]
    Die Dunmer sah zwar noch reichlich blass aus, aber offenbar hatte sie eine Menge Kraft, denn nach so kurzer Zeit stand sie schon wieder auf den Beinen. Tirian freute sich, dass es ihr wieder etwas besser ging. "Ich weis es ehrlich gesagt nicht. Womöglich war das Buch geschützt. Der Knochenläufer ist aufgetaucht, als ich es zugeschlagen habe. Scheinbar hielt das Ding mich für einen Dieb und ist dann aufgetaucht, um uns aufzuhalten": beantwortete er ihre Frage, soweit es möglich war. "Was soll das für ein Buch sein?": wollte Lyviani wissen. Tirian kratzte sich kurz am Kopf. "Soweit ich das entziffern konnte, handelt es sich um eine recht verbreitete Version eines Ritualbuches für die Ahnenverehrung - Gebete, Rituale, Opfergaben, Grabweihen, dergleichen. Es ist auf Dunmeri, geschrieben in daedrischen Glyphen. Ich versuche gerade einen Textabschnitt zu entziffern, der mit "Beenden des Zorns" überschrieben ist. Die Seite war schon aufgeschlagen": erzählte Tirian und übersetzte weiter. Das Rumpeln vor der Tür wurde derweil immer lauter und langsam war sich der Heiler nicht mehr so sicher, dass das Holz dem Knochenläufer noch lange standhalten würde.

    "Sieht so aus, als würde der Untote bald durch die Barrikade dringen. Ich hatte gehofft, dass die Bank und die Tür ihn langer abhalten würden": stellte Tirian fest. Er überflog noch einmal schnell den Abschnitt. Da brach auch schon ein Stück aus der Tür heraus und der Knochenläufer streckte seine Klaue hinein. Lyviani war schnell zur Stelle, um den Gegner für den Fall der Fälle zurückzuhalten. Der Heiler wollte etwas probieren. Er stellte sich vor dem Durchgang auf und begann aus dem Buch zu rezitieren. Die Worte klangen selbst in seinen Ohren sehr fremdartig, als er sie wiedergab. "Bette dich zur Ruhe Ahn. Finde deinen Frieden": schloss er die Beschwörung ab. Der Knochenläufer stellte seine Versuche, die Tür aufzubrechen, ein und löste sich langsam in einem lilanen Licht auf. Schließlich war er verschwunden und es wurde wieder still. Der Heiler atmete erleichtert auf.

    [Dreveni]
    Sie hörte Tirian aufmerksam zu, und warf selbst einen Blick auf die Seiten. Allerdings konnte sie weder daedrische Glyphen lesen, noch verstand sie Dunmeri. Ein paar der Schriftzeichen konnte sie zwar zuordnen, aber bei weitem nicht genug. Sie blickte skeptisch zur Tür, die immer mehr wackelte, und schabte sich dabei wieder mit den Nägeln der anderen Hand über ihren Arm. Nachdem der Schmerz in ihrer Seite verschwunden war, merkte sie die Kratzer des Zombies wieder. Gerade als Tirian seine Befürchtung aussprach, splitterte die Tür auch schon. Sie griff ihr Schwert und schlug nach der Klaue, erwischte sie aber nur mit der flachen Seite der Klinge. Von der anderen Seite war ein empörtes Knurren zu hören, und kurz wurde die Klaue zurückgezogen, danach ging das geklopfe an die Türe umso heftiger weiter. Sie stand mit erhobenem Schwert seitlich der Türe, bereit sofort zuzuschlagen, wenn sie endgültig brechen würde.

    Sie hörte wie Tirian anfing aus dem Buch zu rezitieren. Was sollte dass denn schon wieder werden? Die Worte die er sprach klangen seltsam, und nicht nur weil sie in Dunmeri waren, doch waren sie seltsam klangvoll. Unter anderen Umständen hätte sie ihm vermutlich eine ganze Weile zuhören können, auch wenn sie kein Wort verstand, rein aufgrund des Klanges der fremden Sprache. Plötzlich wurde es ruhig auf der anderen Seite der Türe, gerade als der Heiler aufgehört hatte zu sprechen. Statt dessen war das selbe lilane Leuchten durch das Loch zu sehen, das vorher das Erscheinen des anderen Knochenläufers angekündigt hatte, nur dieses Mal erschien keiner, sondern ihr Gegner löste sich in Luft auf. Sie sah ein paar mal erstaunt zwischen Tirian und der Tür hin und her, bevor sie ihn ansprach: "Seid ihr sicher dass ich kein Beschwörer hättet werden sollen? Könnt ihr das vielleicht auch mit dem Geist machen?"
    Geändert von KingPaddy (09.05.2013 um 00:10 Uhr)

  2. #2

    Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer, Ienith-Ahnengruft

    [Tirian]
    "Seid ihr sicher dass ich kein Beschwörer hättet werden sollen? Könnt ihr das vielleicht auch mit dem Geist machen?": hörte er Lyvianis Stimme. Er drehte sich zu ihr um und lächelte etwas verlegen. "Ich denke eher nicht. Ich habe nur die Worte vorgelesen. Hier war soweit ich das beurteilen kann, keine Magie von mir im Spiel. Soweit ich das aus dem Text herauslesen konnte, dient dieses Ritual dazu wütende Ahnen zu besänftigen und ihnen den Frieden zurückzugeben. In diesem Fall wohl, um den Knochenläufer zu entlassen. Ich weis nicht, ob das Ritual auch gegen den Ahnengeist hilft. Eigentlich sind noch aufwendigere rituelle Handlungen erforderlich, um das Ganze durchzuführen. Man kann damit wohl die Geister einer ganzen Gruft befrieden, wenn man es durchführt, allerdings fehlen uns dafür die nötigen Mittel. Ich wollte zumindest ausprobieren, ob die Gebetsformel allein nicht schon ausreicht, um etwas im kleineren Rahmen zu bewirken": erklärte Tirian. Nachdenklich runzelte er die Stirn "Wir könnten es gegen den Geist zumindest einmal ausprobieren. Noch wütender kann er ja ohnehin nicht werden": meinte Tirian schulterzuckend und riss kurzer Hand die Seite mit dem Ritual aus dem Buch und legte es auf den Buchständer zurück. Der Foliant war zu unhandlich, als das er ihn mit sich herumschleppen wollte.

    Schließlich pumpte er sich unter Zuhilfenahme von etwas Magicka auf und stemmte schließlich die Bank zur Seite. Die Tür schwang umgehend nach innen auf. "Da der Knochenläufer weg ist, brauchen wir die jetzt auch nicht mehr, außerdem dürfte jetzt der Gang frei sein": sagte Tirian und streckte seinen Kopf hinaus in den Gang und lauschte. Tatsächlich waren kein Schaben und keine Schritte mehr zu hören. Offenbar war der Weg offenbar sicher. Er bestätigte das noch einmal mit einem zu Lyviani und bat darum, dass sie mit ihrem Lichtzauber wieder vorgehen würde, um ihnen zu leuchten.

    [Dreveni]
    Tirian lächelte sie etwas verlegen an, als er antwortete, was nicht so ganz zu seinem sonstigen Aufzug passen wollte. Obwohl die Schnitte in seinem Gesicht inzwischen verheilt waren, war das getrocknete Blut davon immer noch in selbigem. Die Haare hingen ihm etwas wirr in die Stirn, und zusammen mit seiner inzwischen ziemlich mitgenommenen Kleidung und sonstigen Kampfspuren gab ihm das ein eher verwegenes Aussehen.
    Als er schließlich eine Seite aus dem Buch riss, war es Dreveni, die ihm einen missbilligenden Blick zuwarf, sie war immer noch der Meinung, dass man hier nichts mitnehmen oder zerstören sollte. Vor allem letzteres nicht, und sie teilte auch nicht seine Ansicht, dass der Geist wohl nicht mehr wütender werden konnte, sagte aber nichts.
    Seine Antwort nahm sie mit Bedauern zur Kenntnis, es wäre auch zu einfach gewesen, wenn sie den Geist mit einer einfachen Beschwörungsformel vertreiben könnten.

    Etwas widerwillig sprach sie wieder den Lichtzauber, als sie in den Gang hinaustraten, erstens weil sie langsam genug davon hatte, die lebendige Fackel zu spielen, zweitens weil ihr selbst das Licht dass aus dem Raum fiel vorerst ausreichte und sie sich gerne möglichst lautlos durch den Gang geschlichen hätte, was aber an ihrem Begleiter scheiterte.
    Sie folgtem den Gang noch ein paar Meter, bis sie an einer Treppe standen, dessen Ende Dreveni nicht sehen konnte, da es im dunklen lag. Sie betrat vor Tirian mit gezogenem Schwert die Treppe. Ihr war als würde sie dort oben im dunklen ein nur zu bekanntes Schnaufen hörte, und als ein Schatten auf sie zuschoss wußte sie, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Sie sprang schnell zur Seite, wobei sie Tirian, der dicht hinter ihr war, am Arm packte und mitzog, um nicht von dem Knochenläufer überrannt und die Treppe hinunter gestoßen zu werden. Der merkte schon bald dass er seine Gegner verfehlt hatte, bremste und drehte sich mit einem unheilvollen Knurren wieder zu ihnen um...

    [Tirian]
    Der Heiler folgte Lyviani bis an das Ende des Ganges, der in einer großen Treppe auslief, die steil nach oben führte. Sie kamen damit der Erdoberfläche und somit einem Ausgang immer näher. Allerdings verhieß ein Schnaufen, das vom Kopf der Treppe erklang nichts Gutes erahnen. Die Assassinin musste es noch einen Moment früher eingeordnet haben als er selbst. Die Dunmer packte ihn und riss ihn zur Seite. Nur einen kurzen Augenblick später, schoss an ihm ein Knochenläufer vorbei die Treppe hinunter. Er hätte sie mit sich gerissen. "Danke": murmelte Tirian, der sich inzwischen auf den Untoten konzentrierte. Der Wiedergänger bremste ab, drehte sich um und ließ ein wütendes Knurren vernehmen, bevor er zu einer weiteren Rammattacke ansetzte. "Ich den Kopf, ihr die Beine": wies er seine Partnerin an und zog dann seine Klinge. Der Knochenläufer stürmte noch einmal heran. Sie wichen diesmal zu beiden Seiten der Treppe aus, drückten sich an jeweils eine der Wände, während ihr Gegner noch einmal an ihnen vorbeistürmte. Lyviani duckte sich und führte bodennah einen Streich gegen die Beine des Untoten, als er vorbeizog. Kreischend brach das Ding in die Knie. Tirian stärkte sich noch einmal mit Magie und hieb der Kreatur schließlich mit einem Hieb den Kopf ab. Noch einmal zuckte das zombieähnliche Wesen und blieb schließlich liegen. Der Heiler musste sich schwer atmend an der Wand abstützen.

    Langsam wurde ihm schwindlig. Lyviani äußerte schon ihre Sorge. Tirian schüttelte den Kopf. "Ich bin nur... erschöpft. Es geht gleich wieder": sagte er und zog noch einen Mana-Trank hervor. Er schluckte die blaue Flüssigkeit erneut und wieder fühlte er das Mana in seinen Körper zurückkehren. Allerdings war das Gefühl wesentlich schwächer als zuvor. Es war geradezu trügerisch. Der Schwindel wurde erst noch etwas schlimmer, bevor er sich legte. Lange machte das sein Körper nicht mehr mit. Er hoffte wirklich, dass sie es bald überstanden haben würden. Er wischte seine Klinge noch kurz an seiner Robe ab, die eh bereits stark aufgerieben und von oben bis unten mit Schleim und verdorbenen Körpersäften beschmutzt war, ehe er sie in die Scheide zurücksteckte. Ein Bad tat wirklich Not und wenn sie noch heute bis zum Meer laufen mussten, um sich dort zu waschen, würde er diesen Weg liebend gerne auf sich nehmen. Riechen und aussehen mussten sie vermutlich schon, als wären sie gerade selbst frisch dem Grab entsprungen. Ohne weitere Worte erklommen sie noch den Rest der Treppe, der in einem kurzen Absatz mündete. Schließlich gab es keinen weiteren Gang, sondern nur noch rechter Hand eine Tür. Tirian wollte die Assassine noch einmal darum bitten, sich das Schloss anzuschauen, da öffnete sie sich wie von Geisterhand, hindurch fiel helles Fackellicht.

    Ein Blick in Lyvianis Gesicht sagte ihm, dass sie wohl in diesem Moment das Gleiche dachten und eine Falle erwarteten. Die Waffe, die er so eben weggesteckt hatte, zog er nun wieder hervor. Er spürte wie sich um ihn herum ein Schild aufbaute und sah Entschlossenheit im Blick der Assassinin. Noch ein abstimmendes Nicken dann betraten sie vorsichtig den angrenzenden Raum. Dieser entpuppte sich als eine große, kreisförmige Kammer. In der Mitte des Raumes befand sich ein großes Aschebecken, in dem sich Asche und Gebeine von Toten befanden, als familiäres Sammelgrab. An den Wänden waren wieder kleine Altäre mit Urnen. Tirian konnte auch wieder Wandteppiche mit diesem seltsamen Symbol, wie auch schon in dem kleinen Gebetsraum, an den Wänden hängen sehen und fand noch ein paar Truhen. Erhellt wurde das Ganze von etwas mehr als einem halben Dutzend Fackeln, die in eisernen Haltern an der Wand steckten. Gegner waren zunächst nicht zu erkennen. Als sie langsam etwas weiter in den Raum hinein gingen, konnte Tirian eine weitere Tür sehen. Diese war auch der einzige Weg aus dieser Kammer hinaus, wenn sie nicht zurückgehen wollten. Gerade als er seine Begleiterin daraufhin weisen wollte, spürte er einen eisig kalten Luftzug, der ihn frösteln ließ. Hinter ihnen fiel die Tür, durch die sie hereingekommen waren, in Schloss. Der magische Schleier eines Siegels, wie sie es aus der Kanalisation bereits kannten, legte sich darüber. Ebenso so eines verschloss nun auch den anderen Durchgang.

    In der Mitte des Raumes wurde nun der Ahnengeist sichtbar. Seine Gestalt waberte noch immer in einem gespenstischen Grün, das hier allerdings bei dem Fackellicht nicht mehr so bedrohlich wirkte, wie noch in der dunklen Kanalisation. "Ihr Schänder werdet sterben. Spürt den Zorn des Clans Ienith": verkündete der Geist bedrohlich und sank langsam in das Aschebecken, über dem er schwebte, ein. Tirian verengte die Augen. Die Asche begann langsam zu zittern und Wellen zu schlagen, dann brach die Oberfläche und aus ihr heraus brach ein Wesen in sandfarbener, altertümlicher Robe, das über dem Boden schwebte. Es steckte ein Skelett darin, dessen Kopf über dem Körper schwebte und dessen Augen mit geisterhaften Glühen des Ahnengeistes erfüllt waren. Begleitet von einem spitzen Schrei reckte es zwei Paar Arme empor, in deren Händen jeweils ein scharf spitz zulaufender Dolch prangte. Waren drei davon aus einem angelaufenen Metall wie Eisen oder Stahl war der, der es in der linken, oberen Hand trug aus Bronze oder was ähnlichem gefertigt. Am Griff prangte darin ein eingelassener Smaragd. Tirian konnte glühende daedrische Runen darauf sehen. Der Heiler wusste, was für ein Gegner sich hier erhoben hatte. "Das ist ein Skelettfürst. Wir müssen vorsichtig sein. Diese Wesen sind magisch begabt, allerdings sind sie schwächer im Nahkampf": teilte er Lyviani mit. "Euer Weg endet hier": verkündete dieser Untote. Der Heiler konnte spüren, wie sich die Magie im Innern des Wesens verstärkte und dann sehr schnell ausdehnte. Der Aschegrube entstiegen sechs mit Äxten bewaffnete Skelette.

    Tirian hatte die Zeit allerdings nicht ungenutzt verstreichen lassen und trat den Wiedergängern mit der Gebetsformel entgegen. Wieder rezitierte er das altklingende, beschwörende Dunmeri von der herausgerissenen Seite. Vier der sechs Skelette zerfielen wieder, als die Geister, die sie belebten, sich wieder zur Ruhe begaben. Auch der Ober-Untote schien einen Moment zu wanken, offenbar hatte das Gebet auch ihn geschwächt. Mehr war aber sicher nicht mehr damit zu wollen. Der Zorn des Ahnengeistes war zu groß, als dass er so leicht zu beruhigen war. Sie mussten ihn bezwingen, wenn sie hier herauswollten.

    [Dreveni]
    Inzwischen hatten sie Übung mit den Knochenläufern, und sie schienen auch beide auf einander eingespielt, und so erledigten sie diesen relativ schnell und ohne selbst etwas abzubekommen. Nur Tirian schwächelte etwas, und Dreveni nahm durchaus zur Kenntnis, dass er selbst auch nicht so ganz ehrlich war, was seinen Zustand anging. Lieber griff er zu seinen Tränken, was wiederum sie nicht so ganz gutheißen konnte. Das Zeug war trügerisch, das wußte sie, und so vermied sie es tunlichst, und verließ sich lieber auf sich selbst und kannte ihre Grenzen ganz genau.

    Als sie am oberen Ender der Treppe die Tür erreichten, die plötzlich aufschwang und sie das Fackellicht sah, dämmerte ihr bereits unschön was sie dort wohl erwartete, und der Heiler schien das selbe zu befürchten. Mit wachsendem Entsetzen in ihren Zügen beobachtete sie, wie sich das Skelett aus dem Becken erhob, und als es sie als Schänder beschimpfte, rief sie ihm trotzdem noch halbwegs mutig entgegen: "Wir haben überhaupt nichts geschändet, wir wollen selber hier raus!", aber der Geist schien sie gar nicht zu hören.
    Statt dessen beschwor er sechs weitere Skelette, und in diesem Moment hatte Dreveni schon halbwegs mit ihrem Leben abgeschlossen, als es Tirian schaffte, vier davon genaus wie den Knochenläufer vorhin wieder in ihre Gräber zu schicken. Blieben noch zwei und der Obergeist, was mehr als genug war. Laut Tirian war es ein Skelettfürst, was sie nicht groß interessierte, das einzig Wichtige für sie war in diesem Moment der Hinweis auf den Nahkampf. Nun gut, mit Magie war es bei ihr so oder so nicht mehr sonderlich weit her, sie mußte sich schon vollauf auf die Schildzauber konzentrieren.

    Nun gut, ich bin soweit gekommen und werde nicht in dieser jämmerlichen Gruft sterben., dachte sie sich grimmig, bevor sie das Schwert hob und auf eines der verbleibenden zwei Skelette zustürmte. Die Chancen standen zwar gut, dass sie ebenfalls verschwanden, wenn endlich der Geist besiegt war, aber gerade schienen sie geschwächt und sie konnte nicht die ganze Zeit darauf Acht geben, dass sie ihnen nicht in den Rücken fielen. Außerdem hatte sie gerade noch halbwegs Kraft in den Armen, um das Schwert zu führen, gegen den Skelettfürsten würde sie vermutlich nur mit ihrem Dolch eine Chance haben, und da kam es eher auf Schnelligkeit als auf Kraft an. Sie hieb ein paar Mal schnell auf das Skelett ein, während sie versuchte mit einem Auge den Geist im Blick zu behalten und drängte es so in die Defensive. Wenn sie nur noch einen halbwegs ordentlichen Schockzauber anbringen konnte, wäre es erledigt, aber dazu mußte sie ihm erst einmal nahe genug kommen. Das würde weniger ihrer restlichen Magie brauchen, als wenn sie es auf die Entfernung versuchte.

    [Tirian]
    Lyviani ging umgehend in den Nahkampf gegen eines der Skelette über. Tirian selbst wollte dem nicht nachstehen und wollte sich um das zweite Skelett kümmern. Der Skelettfürst selbst rief vorsorglich, wie er mit einem Seitenblick feststellen konnte, einen Schild auf, um sich zu verteidigen. Dann verlor der Heiler ihn auch schon aus den Augen, weil er sich einem untoten Diener stellte. Das Silberschwert und die Streitaxt verkeilten sich in einander. Es kam zu einem Kräftemessen zwischen ihm und dem Knochenmann. Mit einer weiteren Verstärkung durch seine magischen Kräfte, konnte der Dunmer dieses Messen für sich entscheiden. Er befreite durch reinen Druck die Klinge und schlug dem Skelett den Waffenarm ab. Sofort schnellte seine Hand hervor und packte den Schädel. Seine Magie floss in Form eines starken Schockstoßes in den Schädel und den beinernen Leib seines Gegners. Der Schädel zersprang nach einigen Augenblicken unter der Wucht des Zaubers. Sein Feind zerfiel in seine Einzelstücke und verteilte sich über Boden der Kammer. Tirian riskierte einen Seitenblick auf Lyviani, die inzwischen auch über einem Haufen Knochen stand. Jetzt war nur noch der Skelettfürst übrig, der in Ermangelung seiner Diener nun selbst zum Angriff überging. Tirian sah mehrere blassrote Kugeln aus Magie auf sich zufliegen. Er versuchte auszuweichen, wurde jedoch von einer von ihnen am Bein erwischt. Er merkte sofort, wie seine Gliedmaßen geradezu schwer wie Blei wurden und er sich nur noch langsam mit Mühe bewegen konnte. "Verflucht": ärgerte sich der Heiler und musste mit ansehen, wie der Untote nun mit dem Zauber zum Aussaugen des Lebens, den sie schon in der Kanalisation bei ihm gesehen hatte, auf die Assassinin losging und versuchte sie zu erwischen.

    [Dreveni]
    Dreveni fluchte auf eine derart lästerliche Art und Weise, die ihr wohl für alle Ewigkeiten den Zorn der Götter einbringen würde, als sie sah, was mit Tirian geschah. Immerhin waren sie die beiden letzten Skelette nun auch losgeworden, viel Zeit blieb ihr aber nicht um sich darüber zu freuen, als der Skelettfürst nun auf sie losging.

    Wieder retteten sie ihre Reflexe, auf die sie sich in solchen Situationen durch inzwischen doch jahrelange Erfahrung verlassen konnte, aber sie spürte auch wie zusehends nicht nur ihre Konzentration nachließ, sondern auch ihre Muskeln nicht mehr unbedingt so mitmachten, wie sie es gern hätte. Es blieb ihr keine Zeit, das Schwert wegzustecken, so ließ sie es einfach fallen, gab ihm einen kräftigen Tritt so dass es über den Boden schlitterte und nun außer Reichweite des Gegners war und warf gleichzeitig ihr Stilett auf den Geist.
    Sie machte sich von vorn herein keine großen Hoffnungen dass ihn das lange aufhalten würde, es verschaffte ihr allerdings etwas Zeit. Zeit die der Gegner brauchte, das Silber kreischend und keuchend aus seinen Knochen zu ziehen, zwischen denen es sich verkeilt hatte. Währenddessen hatte sie ihren Dolch gezogen und hatte sich halb hinter das Skelett gebracht. Gerade noch rechtzeitig, denn schon hatte sich ihr Gegner der Waffe in seinen Knochen entledigt und wollte sich ihr wieder zuwenden. Statt auf ihn einzustechen, wie sie es normalerweise getan hätte, zog sie die Klinge ihres Dolches über seinen Rücken, wobei sie auf einen eigenartigen Widerstand stieß, der sie allerdings nicht völlig aufhielt. Der Ahnengeist gab daraufhin das gleiche schrille Kreischen wie in der Kanalisation, dieses mal schien ihm der Kontakt mit ihrem Dolch allerdings nicht soviel auszumachen.

    Sie riskierte einen Seitenblick zu dem Heiler, als sie einem neuerlichen Zauber ausgewichen war und gerade wieder Anlauf auf den rachsüchtigen Geist nahm. Hoffentlich war Tirian bald wieder in der Lage aufzustehen, sein Schwert war immerhin auch aus Silber...

    [Tirian]
    Hilflos musste Tirian mit ansehen, wie Lyviani vom Skelettfürsten in die Mangel genommen wurde, allerdings bot sie ihm gut Paroli, wich nicht nur seinem Angriff aus, sondern konnte auch Treffer landen, die die Kreatur sogar zum Schreien brachten. Er verfluchte seine derzeitige Situation und konnte sich nur mit großer Mühe vorwärts bewegen. Geradezu im Tempo einer Schnecke näherte er sich dem Gegner. Der Fluch des Untoten hatte ihn seiner Schnelligkeit beraubt. Offenbar hielt er ihn nun für die leichtere Beute und geringere Bedrohung und konzentrierte sich daher lieber auf die Assassinin als auf ihn. Er beharkte sie weiter mit Zaubern und versuchte ebenfalls sie zu verfluchen, doch bisher war sie in der Lage ihm auszuweichen. Er wollte ihr helfen und inzwischen hatte er eine Idee. Da der Untote nur auf seine Begleiterin fixiert war, konnte er ihn vielleicht überraschen. Er legte die Hände auf seine Beine und ließ stärkende Magie hinein fließen. Er konnte den Fluch nicht beenden, dazu hätte er vermutlich doch länger die Adeptenausbildung des Tempels durchlaufen müssen, aber zumindest konnte er mit einem Stärkungszauber entgegen steuern.

    Normalerweise hätte er sich jetzt ohne große Mühe sehr schnell bewegen können, doch zusammen mit dem Flucht, der auf ihm lag, reichte die Magie aus, dass er sich wieder in normaler Geschwindigkeit vorwärts bewegen konnte. Plötzlich war der Schwindel wieder da. Der Manatrank hatte kaum halb solange vorgehalten, wie der Vorherige. Er fühlte sich wieder magisch und seelisch erschöpft und ausgelaugt. Er war im Zweifel nur noch zu einem starken Zauber fähig, dann war er völlig ausgebrannt. Ein weiterer Trank würde ihm dann kaum mehr helfen können. Er wusste das. Er kämpfte den Schwindel nieder und stürmte für einen Angriff voran. Inzwischen hatte der Skelettfürst Lyviani in die Enge getrieben. Er holte von hinten zu einem Schlag aus und hieb los. Als die Silberklinge kurz davor war, den Körper des Wiedergängers zu treffen, war es so, als würde er durch Wasser schlagen. Die Klinge verlor deutlich an Schwung. Sie drang zwar noch immer mit Wucht in den knöchernen Leib unter dem Kapuzenmantel, aber es fehlte die tödliche Durchschlagskraft. Getroffen kreischte die untote Kreatur auf und wandte sich wütend um. Da er so nahe war, holte sie mit ihren vier Armen und vier Dolchen aus. Den oberen beiden bewaffneten Klauen konnte er entgehen, in dem er sich schnell nach hinten umfallen ließ, doch die zwei unteren Arme schafften es ihm zwei tiefe Schnitte in den Oberkörper hinein beizubringen. Er stöhnte vor Schmerz auf. Tirian robbte nach hinten zurück. Jetzt hatte er die Aufmerksamkeit des Geistes, dem das Silberschwert noch immer zwischen den Knochen steckte.
    Geändert von KingPaddy (09.05.2013 um 00:12 Uhr)

  3. #3

    Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer, Ienith-Ahnengruft

    [Dreveni]
    Es wurde langsam eng, und Dreveni war das mit schmerzhafter Klarheit bewusst. Wenn nicht bald irgendetwas geschah, war sie am Ende. Ihr kurzer Blick auf Tirian hatte ihr nur gezeigt, dass er immer noch reglos am Boden lag, und so versuchte sie weiter den vier Armen des Skelettes auszuweichen, was gar nicht so einfach war. Sämtliche verfluchten Gegner, mit denen sie bisher zu tun hatte, hatten nur zwei davon gehabt, und so war sie es einfach nicht gewohnt.

    Schließlich hatte er sie so in die Enge getrieben, und sie konnte schon fast fühlen, wie er sie mit seinen Dolchen durchbohrte, da kreischte die Kreatur plötzlich erneut auf. Tirian hatte ihr sein Schwert in den Rücken gestochen, und da war es nun, so ziemlich unerreichbar für den Heiler. Den gleichen Fehler hatte sie bisher mit ihrem Dolch vermeiden können, und doch konnte er das Skelett nur so von ihr ablenken um ihr etwas Luft zu verschaffen. Das bezahlte er darüber hinaus noch mit zwei bösen Schnitten auf seinem Oberkörper.
    Es war aus. Da konnte sie auch gleich alles auf eine Karte setzen, schoss es Dreveni durch den Kopf. Sie würden beide nicht mehr wesentlich länger durchhalten, sie waren tot, so oder so. Mit letzter Kraft verstärkte sie den Schildzauber um sich, nahm Anlauf und sprang den Untoten von hinten mit Schwung an. Er reichte aus dass sie beide in einem Haufen Knochen zu Boden gingen, und bis er sich wieder halbwegs gesammelt hatte, konnte ihm Dreveni noch zweimal die Klinge ihres Dolches über die Knochen ziehen, was ihn jedes mal so aufkreischen ließ, dass sie nur schwer dem Drang widerstand, sich einfach die Hände auf die Ohren zu schlagen. Statt dessen rollten sie nun ineinander verschlungen auf dem Boden umher, und ihr gelang es immerhin, zwei der vier Arme halbwegs unter Kontrolle zu bekommen. Ihre Kenntnisse im waffenlosen Nahkampf waren bestenfalls rudimentär, aber auf Technik kam es gerade auch wirklich nicht mehr an. Irgendwie schaffte sie es, Tirians Schwert aus dem Skelett zu befreien und sich von ihm zu lösen, nicht ohne während der Aktion ein paar üble Prellungen und leichte Schnitte zu kassieren, das gröbste hielt der Schildzauber dann doch noch ab.

    Sie stand schneller als der Geist und ging einen Schritt zurück, während sie mit Tirians Schwert auf ihn einhieb, dass doch eine beträchtlich größere Reichweite als ihr Dolch hatte. Als sich der Geist wieder halbwegs gesammelt und erhoben hatte, machte er einen geschwächten Eindruck, aber dieses verdammte Ding lebte immer noch. Lauernd stand sie ein paar Schritte von dem Skelett entfernt, und versuchte selber wieder halbwegs zu Atem zu kommen, nachdem sie das Schwert wieder über den Boden zu Tirian geschleudert hatte. Sie hoffte es war eine gute Idee gewesen, das Schwert wieder aus dem Skelett zu ziehen, aber so sehr schien ihn das auch nicht zu stören, und sie konnten nicht ewig warten, bis es dadurch so geschwächt war, dass es tot umfiel. Und Tirian brauchte irgendetwas, um sich wenigstens noch halbwegs zu wehren.

    [Tirian]
    Der Heiler atmete erleichtert auf, als sich der Skelettfürst von ihm abwandte. Im nächsten Augenblick saß er allerdings mit offenem Mund da, als er beobachtete, wie sich Lyviani mit Inbrunst gegen den Untoten warf, ihn zu Boden zwang und dann auch noch mit seinem Schwert bearbeitete. Schließlich schaffte sie es sich aus dem verwickelten Knäuel, das sie zusammen mit dem Untoten am Boden gebildet hatte, zu befreien und ihm seine Waffe herüber zu schieben. Gerade rechtzeitig, bevor sich der Wiedergänger wieder erhob, seine Dolche drohend erhob. Tirian packte seine Silberklinge fest an und stürzte voran. Das Schwert hielt er seitlich wie eine Lanze und rammte sie mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, in den Leib des Skelettfürsten. Wild kreischte die Kreatur auf. Die Silberklinge war diesmal viel tiefer eingedrungen. Offenbar hatte sich Schild in Wohlgefallen aufgelöst, denn diesmal behinderte ihn Nichts mehr. Das Schwert steckte nun an genau der richtigen Stelle. Er wusste zwar, dass sein Gegner gegen Elementarmagie recht unempfindlich war, aber wenn er den Zauber durch die Klinge direkt in ihn hinein leitete, musste es einfach funktionieren.

    Er packte noch einmal das Heft und nutzte sein restliches Mana dafür einen Schockzauber durch die Waffe hindurch in den Skelettfürsten hinein zu leiten. Der Untote kreischte und schrie und wurde geschüttelt. Tirian versuchte die Magie solange wie möglich aufrecht zu erhalten, doch erschöpfte sich seine Reserve zu schnell und er brach zusammen. Der Wiedergänger allerdings sank langsam in sich zusammen. Er war schwer angeschlagen und hatte auch keine Kraft mehr zu schweben, sondern stand nun mit knöchernen Füßen wieder auf dem Boden. Boshaft funkelte ihn das gespenstische, grüne Licht in den ansonsten leeren Augenhöhlen an. "Lyviani, den Kopf": rief der Heiler, als die Kreatur nun den bronzenen Dolch erhob, um zu einem finalen Stich gegen ihn auszuholen. Der Stärkungszauber war inzwischen auch dahin und es bestand für ihn keine Möglichkeit mehr auszuweichen. Er schloss die Augen und erwartete das Schlimmste, doch es blieb aus, stattdessen ertönte ein wahrhaft schriller Schrei, der seinen Ohren geradezu betäubte.

    Tirian schlug die Augen noch rechtzeitig wieder auf, um zu sehen wie die Assassine ihren daedrischen Dolch bis zum Heft in den Schädel des Monstrums gerammt hatte und es grün strahlend, offenbar sein Unleben aushauchte. Der Körper zerfiel in seine Einzelteile, der bronzene Dolch landete neben ihm auf dem Boden, und dazwischen sah er, wie sich der Ahnengeist, der sie besessen hatte, auflöste und schließlich zu einer grünlich schimmernden Pfütze am Boden zerlief. Im gleichen Momente fühlte er den Fluch von seinen Beinen weichen und beide versiegelten Türen sprangen umgehend auf. "Wir haben es geschafft": keuchte der Heiler. Er rappelte sich auf zittrige Beine hoch. Er konnte nicht mehr. Sobald sie hier heraus waren, würde er schlafen und wenn es direkt neben dem Eingang der Gruft wäre. Allerdings gebot ihm seine Profession sich noch einmal schnell der Pfütze zuzuwenden und mit der leeren Manatrank-Flasche ordentlich etwas abzuschöpfen. Ektoplasma war für seine Verhältnisse eine seltene Zutat und so eine Gelegenheit durfte er nicht verstreichen lassen. Als er es schnell abgefüllt und verkorkt hatte, fiel sein Blick auch noch auf den Dolch, den der Skelettfürst über gelassen hatte. Er sah besonders aus. Tirian steckte ihn sich ein. Es wurde nun Zeit zu gehen.

    [Dreveni]
    Dreveni hatte gehofft, mit ihrer gewagten Aktion mehr zu erreichen, aber immerhin hatte sie sich nicht völlig kampflos in ihr Schicksal ergeben. Auch wenn das niemand mehr mitbekommen würde, wenn keiner von ihnen hier lebend herauskam. Da packte Tirian auch schon sein Schwert und stieß es der Kreatur wieder in den Leib, und einen Augenblick später erkannte sie auch, was der Heiler damit bezweckte, was ihr Anlass zu vorsichtigem Optimismus gab. Als der Heiler zusammenbrach und der Untote ebenfalls kurz vor seinem endgültigen Ende zu stehen schien, hörte sie Tirian nur noch schreien: "Lyviani, den Kopf!"
    Das brauchte er ihr nicht zweimal zu sagen, und schon versenkte sie mit einer geübten Bewegung ihren Dolch bis zum Heft im nun brüchigem Schädel des Skelettes. Mit einem schauerhaften Kreischen das langsam verhallte und einem letzten hellgrünen Leuchten hauchte ihr Gegner nun endlich sein untotes Leben aus und nichts als eine Pfütze von Ektoplasma blieb übrig. Dreveni stand leicht zittrig mit ihrem Dolch in der Hand da und konnte es kaum glauben. Sie hatten es tatsächlich geschafft? Da sprangen auch schon beide Türen mit einem Knall auf, und sie ein Schwall Frischluft kam durch die Ritzen der Tür herein, die nun nicht mehr durch die magische Barriere abgehalten wurde. Sie war herrlich kühl und roch nach Freiheit, so dass sie tief einatmete, bis ein gemeines Stechen in ihren Rippen sie an den unsanften Kontakt mit dem Untoten erinnerte. Er hatte ihr irgendeinen Teil seiner Knochen in die Seite gestoßen als sie über den Boden rollten, dieses mal allerdings in die rechte. Doch das war ihr egal. Sie stützte die Hand in die Seite, und suchte ihre Waffen zusammen. Das Stilett fand sie schließlich bei einem Haufen Knochen, gerade als Tirian mit der Pfütze Ektoplasma fertig war.

    Sie ging zu ihm hinüber, und nachdem er genauso unsicher auf seinen Beinen stand, wie sie sich fühlte, legte sie ihm ohne eine Wort den Arm um die Taille um ihn so etwas zu stützen, während er das gleiche tat. "Nichts wie raus, bevor es sich die Pfütze anders überlegt.", sagte sie leise, während sie erst durch einen langen Gang, in dem ebenfalls Urnen in Nischen an den Wänden standen und dann eine kurze Treppe hinaufgingen, der Frischluft folgend. Schließlich standen sie vor der Tür, durch die bereits Dämmerlicht fiel. Morgendämmerung, Abenddämmerung? Dreveni wusste es nicht, sie hatte jedes Zeitgefühl verloren. Sie sah Tirian an, nachdem sie sich immer noch stützten, war nicht viel Abstand zwischen ihren Gesichtern. "Meint ihr jemand war so hinterhältig die Eingangstür auch noch mit einer Falle zu sichern?"

  4. #4

    Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer

    Lyviani stützte ihn und er war ihr dankbar dafür. Er fühlte sich wirklich wie gekaut und ausgespuckt und wollte sich endlich ausruhen. Als sie anmerkte, dass sie schnell verschwinden sollte, hatte er Nichts dagegen. Sie gingen durch die Tür und ließen die Kammer hinter sich, passierten einen weiteren Gang und standen endlich vor der Tür nach draußen, die deutlich an der frischen Luft, die hier hereinkam und dem Dämmerlicht, das unterhalb hindurch drang, zu erkennen war. Tirian wollte sie gerade aufstoßen, als er bei der Frage der Assassinin zurückzuckte. Er überlegte einen Moment. "Ich glaube eigentlich nicht. Normalerweise werden die Grufteingänge nicht gesichert, damit die Angehörigen jederzeit und jeder für sich die Gruft betreten können, um ihre Ahnen zu besuchen. Eine Falle oder ein Schloss würden einen Schlüssel erfordern und ich denke nicht, dass jedes Familienmitglied unbedingt einen hat. Ich denke wir können sie passieren": meinte der Heiler und blickte in die roten Augen seiner Begleiterin, die so nah vor ihm waren. "Wir haben es wirklich überstanden. Wir Beide": dachte er und wandte sich mit einem Lächeln der Tür zu. Er drückte die Klinke nach unten und stieß sie auf. Der Luftzug, der sie umfasste, betäubte seine Sinne. Sie roch so gut und frisch. In diesem Moment fühlte sich die salzige Meerluft, die über die Weidenländer geblasen wurde, für ihn an, wie der erste Atemzug seines Lebens. Er saugte sie regelrecht ein. Gemeinsam taten sie nun den letzten Schritt in das dämmernde Tageslicht. War es Morgen- oder Abenddämmerung? Ihm war es egal.

    Doch der Moment hielt nicht lange vor. Brutal fühlte Tirian sich gepackt. Er spürte wie ihm die Arme auf den Rücken gedreht wurden und man ihm einen Sack über den Kopf zog. Ein Tritt in die Kniekehlen zwang sie auf die Knie. Den Geräuschen und Flüchen nach zu urteilen, erging es Lyviani in diesem Moment nicht besser. "Was bei den Höllen Oblivions...": schrie er die Leute an, die sie hier überfielen. "Schweigt": vernahm er eine herrische Frauenstimme. "Wo ist der Dolch": fragte sie fordernd. "Welcher Dolch": war es schwach von seiner Begleiterin neben ihm zu vernehmen. "Wo ist der Dolch": wiederholte die Unbekannte ihre Frage energisch. "Antwortet!": vernahm er hinter sich eine weitere knurrige Stimme und er spürte einen leichten Schlag in die Seite. "In einer Innentasche meiner Robe. In meiner Innentasche": antwortete Tirian nun schnell. Man riss ihm seinen geschundenen Mantel auf. Er spürte eine tastende Hand. Und dann hörte er ein selbstzufriedenes "Ausgezeichnet". "Das habt ihr gut gemacht": meinte die Frau und gab Anweisungen ihnen die Säcke vom Kopf zu ziehen. Er sah in das Gesicht einer Altmerin in einer enggeschnittenen Lederrüstung mit eisernen Beschlägen. Die goldene Haut ihres Gesichtes schien im diesem Licht regelrecht zu glühen und ihre braunen, mandelförmigen Augen musterten sie Beide aufmerksam. Ihr braunes Haar war streng zu nibenischen Zöpfen geflochten.

    „Sieh mal einer an. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr überleben würdet. Ihr habt mich ehrlich überrascht. Für ein paar Spione der Mythischen Morgenröte seid ihr doch ganz schön hartnäckig“: sagte sie. Ihr Tonfall war lauernd. „Wir sind keine Spione der Morgenröte“: sagten Tirian und Lyviani fast gleichzeitig. „Und warum habt ihr euch dann wie welche an unser Lager herangeschlichen?“: wollte sie nun wissen. Jetzt wurde dem Heiler die Sache klarer. „Ihr seid aus der Festung“: stellte er fest. „Ah ein ganz schlauer“: meinte sie ironisch. Die Assassinin mischte sich nun ein. „Eine angeblich verlassene Festung, die jetzt offenbar wieder genutzt wird und wir sollen Zielscheibe spielen und offen darauf zugehen?“: sagte sie bissig. Die Altmerin überging das mit einem Lächeln. „Wir sind keine Agenten“: beteuerte Tirian. „Das wissen wir jetzt auch. Ihr hättet gegen diesen netten Dolch keine Chance gehabt, wenn ihr das gewesen wärt. Dieses Artefakt schneidet durch beschworene Kreaturen und Rüstungen wie ein heißes Messer durch Butter. Und diese kleinen Daedra-Anbeter verlassen sich doch nur auf ihre Rüstungen und Kreaturen. Außerdem haben wir auch bei euren Sachen keine Anzeichen für diesen Kult gefunden“: erklärte die Altmer. „Ihr wart an unseren Sachen?!“: fuhr Lyviani sie an. „Entspannt euch. Wir haben noch nichts genommen, sondern sie nur durchsucht und Nichts Verdächtiges gefunden. Wärt ihr dort unten nicht mehr herausgekommen, naja, dann hätten wir es ja auch nicht verkommen lassen müssen“: sagte die Altmer und strich sich eine lose Strähne aus dem Gesicht.

    „Wenn ihr wisst, dass wir keine Spione sind, dann lasst uns gehen“: verlangte Tirian. „Da ihr entgegen meiner Erwartungen aber ganz nach meinen Hoffnungen dort unten herausgekommen seid, hatte ich das ohnehin vor. Schließlich habt ihr es mir erspart ein paar Männer zu opfern“: sagte sie. „Ihr habt uns da unten hinein geworfen, damit wir für euch den Dolch holen“: stellte Tirian fassungslos fest. Er wurde langsam wütend. Sie sah ihn gekünstelt betroffen an. „Wir hätten euch dort unten auch hinein werfen können, ohne das es dort einen Ausgang in Form einer angrenzenden Ahnengruft gegeben hätte. Ihr wäret dann dort unten vor Hunger und Durst verrückt geworden. Vielleicht hättet ihr noch eine Weile von dem Brackwasser leben können, aber schlussendlich hättet ihr euch gegenseitig gefressen“: sagte sie süffisant und lächelte als hätten sie einen Witz gemacht, den aber offenbar nur sie verstand. „Du Metze!“: warf Lyviani von der Seite ein. Einer der bulligen Typen, die hinter ihnen standen, versetzte der Assassinin daraufhin einen Stoß. „Ach haltet mich doch nicht für so ehrlos. Als Söldnerin finde ich es sogar ganz besonders schlimm, wenn die Leute für ihre harte Arbeit keinen Lohn bekommen. Zwar ist es schon ausreichend, wenn wir euch am Leben lassen und euch eure Sachen zurückgeben, andererseits sollt ihr ja nicht denken, dass ich kleinmütig wäre. Ich habe für den Fall eures Überlebens ein behagliches Quartier in der Festung frei räumen lassen. Ihr könnt bleiben, solange ihr dies wünscht. Betrachtet euch als meine Gäste“: sagte sie und streckte die Nase dann in die Luft, roch etwas mehr als auffällig und lächelte dann wieder. „Und ich lasse euch auch warmes Wasser zum Waschen zukommen. Ihr riecht, als gehörtet ihr längst in eine Gruft“: fügte sie noch an.

    Die Altmerin schaute in den Himmel. „Ah der Morgen graut ja schon. Wir sollten zur Festung zurückkehren“: meinte sie dann. Tirian und Lyviani warfen sich einen vielsagenden Blick zu. Diese Frau… sie machte ihn wütend. Sie hatte sie in Todesgefahr gebracht, nur um an diesen verfluchten Dolch zu kommen. Er versuchte sich zu beruhigen, auch wenn er nach außen seine Gefühle unterdrücken konnte, brodelte es in seinem Innern. Kräftig wurden sie wieder auf die Beine gezogen. Auf ein Fingerschnippen hin, wurden sie losgelassen. Der Heiler rieb sich die Handgelenke. Er spürte das dringende Bedürfnis diesem arroganten Weib an den Hals zu gehen, aber er beherrschte sich, außerdem war er viel zu erschöpft, um jetzt noch etwas in dieser Richtung zu versuchen. Flankiert von Söldnern und angeführt von der Altmerin bewegten sie sich zur Festung zurück. Tatsächlich war die Ahnengruft nicht weit vom Sockel Falensaranos entfernt und das Monstrum aus Stein tauchte bald wieder vor ihnen auf. Sie stiegen die Rampe empor und wurden zu Lyvianis Guar geführt, den man in einem Stall aus Zeltplanen angebunden hatte. Das Gepäck hatte man ihm abgenommen. „Wie ihr seht, geht es ihm gut. Kommt“: sagte die Altmerin und führte sie schließlich in das Innere der Festungsanlage. Tirian folgte ihr wie in Trance. Jetzt wo die unmittelbare Bedrohung abgeklungen war, fühlte er sich unendlich müde. Sie suchten sich einen Weg durch das dunkle, nur von Fackeln tranig beleuchtete Gebäude und blieben schließlich vor einer Kammer stehen. „Euer Gepäck ist dort drin. Es werden gleich einige Sklaven kommen und euch Wasser bringen. Wagt es also nicht euch hinzulegen, bevor ihr euch nicht gereinigt habt. Das letzte was ich brauche ist, zwei Betten zu ruinieren, in dem wir den Leichengeruch da nicht mehr herausbekommen“: wies die Söldnerin sie an und öffnete die Tür. „Ich lasse euch nun allein, ach… Wie unhöflich von mir. Ich bin Ilucaria, Anführerin dieses Söldnerhaufens“: sagte sie noch, lächelte dann wieder auf ihre arrogante Art und ließ sie dann allein. Allerdings ließ sie zwei ziemlich breitschultrige Kerle, einen Rothwardonen und einen Kaiserlichen zurück.

    Tirian ignorierte sie und betrat die Kammer. Es gab zwei Betten, in der Mitte lag ihr Gepäck wild verstreut auf einem großen Haufen, offenbar waren sie beim Durchsuchen gründlicher gewesen, als dabei es wieder zusammen zu packen. Eine weitere Kleinigkeit über die er sich geärgert hätte, wenn er noch die Kraft dazu besessen hätte. Ansonsten gab es noch ein paar Regale, einen schmutzigen Teppich und ein paar Truhen. Beleuchtet wurde das Ganze nur von einigen Kerzen und Öllampen. Insgesamt war die Atmosphäre wieder so drückend wie in der Gruft. Nur das Fehlen eines rachsüchtigen Ahnengeistes störte da, aber ihm war das ganz recht. Während Lyviani ihre Habseligkeiten prüfte, ob auch wirklich Nichts weggekommen war, sah er sich noch etwas weiter um. Im hinteren Teil des Raumes wurde etwas von einem einfachen Wandschirm verdeckt. Als Tirian dahinter lugte, fand er einen großen Bottich aus Holz. Er nahm sich eine Öllampe und zündete die Kerzen hier hinten an. Der Bottich stellte sich als Waschzuber heraus. Zwar nicht komfortabel genug, um darin zu liegen, aber er war hoch und tief genug, um sich bequem darin zu waschen. „Hier ist wohl der Waschplatz“: meinte der Heiler und ging zu Lyviani zurück. Er suchte eine frische Robe aus seinem Gepäck und stellte fest, dass es die Letzte war. Inzwischen hatte seine Kleidung ziemlich gelitten. Die Robe, die er jetzt trug, konnte er vermutlich noch flicken, aber vorher mussten unbedingt die verfaulten Sekrete der Zombies und das Blut herausgewaschen werden. Seufzend setzte er sich im Schneidersitz auf den Boden. Die beiden Brustwunden schmerzten noch furchtbar, aber noch hatte er keine Kraft gefunden sie zu behandeln. Als er die Assassinin wieder an ihrem Arm kratzen sah, regelrecht scheuern sah, erinnerte sich daran, dass auch sie vielleicht noch einer Behandlung bedurfte. Zunächst wäre aber besser, wenn sie sich waschen würden. „Meint ihr, dass noch alles vollständig ist“: stellte er eine Frage. In dem Moment als seine Begleiterin mit einem langgezogenen „Hmm“ antwortete, klopfte es auch schon an der Tür. Unter regelrechten Schmerzen erhob sich der Dunmer und ging zur Tür.

    Er öffnete. Es kamen einige Khajit und Argonier mit dampfenden Eimern hereingewuselt. Auf den ersten Blick bemerkte Tirian die schäbige Kleidung und die etwas mageren Leiber und beim Zweiten dann auch die Sklavenfesseln an den Handgelenken der armen Tiermenschen. Diese drängten sich an ihm vorbei und füllten das Holzbecken im hinteren Teil des Zimmers. Ohne weitere Worte verließen sie den Raum auch schon so schnell, wie sie gekommen waren. Nur ein Argonier in einer Lederrüstung, der sie begleitet hatte und zu überwachen schien, blieb etwas länger. Er drückte dem Heiler eine wächserne Masse in die Hand und bleckte die scharfen Zähne. „Das ist ein Geschenk der Herrin. Sie sagt, dass ihr regen Gebrauch davon machen solltet. Und das solltet ihr wirklich“: sagte er und wandte sich dann auch zum Gehen. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, betrachtete er die annähernd weiße Masse etwas ratlos, bis ihm aufging, was die Söldnerin ihnen geschickt hatte. „Unsere Gastgeberin war so gütig uns ein Stück Kreckenseife bringen zu lassen“: sagte er und verdrehte die Augen. Er setzte sich wieder in den Schneidersitz, legte das Stück Seife neben sich auf den Boden und schaute, ob die Söldner seine Vorräte angerührt oder seine Ausrüstung beschädigt hatten. Seine Wut auf die Obersöldnerin verflog in gleichem Maße in dem die Erschöpfung seine Augenlider immer weiter nach unten zog.

  5. #5

    Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer, Falensarano

    Dreveni kochte vor Wut, als sie schließlich in die Kammer geführt wurden. Inzwischen war sie so fertig, dass sie fast schon wieder aufgedreht wurde, und dieses Miststück von Hochelfe kam ihr jetzt gerade noch recht. Darüber hinaus merkte sie jetzt erst sämtliche Folgen ihres waghalsigen Sprungs auf den Ahnengeist. Ihre Rippen rechts waren mindestens übel geprellt, hoffentlich nicht gebrochen, daran erinnerte sie der Schlag den sie erhalten hatte, und sie hatte sich ein paar Splitter unter die Haut ihres rechten Armes gezogen, sie vermutete es waren Knochensplitter, als sie über den Boden gerollt waren. Sie sah sich schon die nächsten Stunde sitzen und das wieder rauspulen. Was sie sonst noch an blauen Flecken und leichten Kratzern davon getragen hatte, hakte sie innerlich schon ab, dann würde sie für die nächsten Tage eben aussehen wie verprügelt.

    Reichlich schockiert stellte sie dann fest, dass es hier tatsächlich Sklaven gab, die nicht unbedingt den Eindruck machten, als würden sie auch nur halbwegs gut behandelt. Natürlich wußte sie davon, aber sie war noch nie selber damit in Berührung gekommen. Als sie die armen Kreaturen sah, hatte sich auch ihre Meinung zur Sklavenhaltung entschieden, früher war es ihr immer egal gewesen, weil es einfach zu weit weg war. Es war würdelos, und zwar umso mehr für denjenigen, der meinte sich Sklaven halten zu müssen als für die Sklaven selbst. Sie hatte gerade nichts mehr als pure Verachtung übrig für diese Hochelfe und ihr mieses Söldnerpack. Wie tief konnte man sinken dass man andere Lebewesen derart knechtete, damit sie einem den faulen Hintern nachtrugen? Oder laufen die Geschäfte so schlecht dass man keine Angestellten zahlen kann?, dachte sie sich bissig.

    Immerhin schien ihre Ausrüstung noch vollständig. Nachdem die Echse, die die Seife gebracht hatte wieder weg war, baute sie sich vor Tirian auf und sagte leise, so dass man sie draußen nicht hören konnte: "Ich bring sie um, diese Hochelfen••••••••. Ich werde sie abstechen, vielleicht nicht heute, und auch nicht mehr dieses Jahr, aber sie ist fällig. Und dann werde ich ihre arroganten Hochelfenohren als Halskette tragen. Ich versprech es euch, bei allem was mir heilig ist." Viel war das nicht, aber das wußte Tirian ja nicht. Tatsächlich war die Söldnerin gerade auf ihrer eigenen, höchstpersönlichen Liste auf den obersten Platz, noch vor dem Ashkhan, gerutscht.

    Dann wandte sie sich wieder dem Gepäck zu und fischte ihr weinrotes Leinenkleid heraus. Es war zwar zerknittert aber wenigstens so gut wie sauber. Danach legte sie ihren Schwertgürtel ab, entfernte auch die Halterung des Stiletts von ihrem linken Arm, die ohnehin nicht mehr als ein schmales Lederband war, das mit zwei Schlaufen an ihrem Arm befestigt war, und setzte sich ebenfalls auf den Boden, dort wo das Licht etwas besser war, und begann an den Splittern zu pulen, nicht bevor sie sich ausgiebig noch einmal ihren linken Unterarm mit dem Kratzer des Zombies geschabt hatte. Schnell merkte sie, dass das so nichts werden würde, und griff zu ihrem Stilett, das neben ihr lag und dessen feine Spitze ihr ganz brauchbar schien. Den Heiler, der auf seine Ausrüstung konzentriert war, ignorierte sie dabei völlig, und schneller als sie gedacht hätte, hatte sie den ersten Splitter schon in den Fingern. "Tatsächlich Knochen.", sagte sie angewidert nachdem sie ihn genauer betrachtet hatte, und schnipste ihn in Richtung der Tür, wobei sie inständig hoffte, die Hochelfe würde barfuß hinein treten. Da ging ihr auf, dass sie vermutlich eher selber hineinlaufen würde, so ganz wach war sie selbst wirklich nicht mehr, und nahm sich vor, ihn wieder aufzusammeln, wenn sie fertig war. Danach setzte sie an, beim nächsten weiterzumachen, es würde wohl doch keine Stunde dauern. Sie wollte die Dinger nur gerne vor dem Baden noch loswerden.

  6. #6

    Weidenländer, Falensarano, Kammer

    Mit zusammen gezogenen Augenbrauen beobachtete Tirian seine Begleiterin dabei, wie sie mit ihrem Stilett in ihrem Arm herumstocherte und sich damit Knochensplitter entfernte. Beiläufig schnippte sie einen davon weg, was Tirian ebenso mit gerunzelter Stirn ansah. Er schüttelte innerlich den Kopf, wollte mit der Assassinin aber nun auch keinen Streit anfangen. Seine Musterung der Ausrüstung war abgeschlossen und tatsächlich hatten sich die Söldner nicht an seinen Vorräten vergangen. „Wenigstens etwas“: dachte er und erhob sich mit hörbarem Keuchen und nahm die frische Robe, dazu ein frisches Unterkleid und die Kreckenseife mit. Er würde einen Muskelkater bekommen, das stand ihm schon absolut sicher vor Augen. Doch seine Sinne richteten sich jetzt auf die Wanne, die sich langsam abkühlte und er wollte auf jeden Fall ein warmes Bad genießen. Da Lyviani ohnehin noch mit sich selbst und den Knochensplittern beschäftigt war, nahm er sich einfach das Recht das Wasser als Erster in Anspruch zu nehmen. „Ihr solltet mich das nachher machen lassen, sobald ich etwas ausgeruhter bin. Es könnte passieren, dass ihr euch damit ein paar formschöne Narben zufügt“: sagte er nur und ging dann zu dem Wandschirm hinüber. Worauf er gar nicht achtete, war, dass der Raumtrenner selbst nur ein mit straffen, weißen Leinenstoff bespannter Rahmen war. In der Ecke des Raumes wäre es ohne die Kerze ziemlich dunkel gewesen, aber so, konnte er gut sehen. Er streifte sich die Robe über den Kopf und legte Hemd und Hose ab. Das ekelhafte Sekret der Untoten war durch den Stoff gesickert und hatte auch seine Kleidung darunter beschmutzt. Erst jetzt wo er selbst nicht mehr in das stickende Leinen eingepackt war, bemerkte er erst, wie erbärmlich es wirklich stank. Und er selbst roch gewiss nicht besser. Tirian schüttelte sich, wenn er daran dachte.

    Schließlich streifte er auch noch den Lendenschurz ab, streckte sich kurz und stieg dann, sich am Rand des Bottichs abstützend, ins Wasser. Die Kreckenseife legte er auf den Rand. Das Licht der Kerze warf dabei von ihm unbemerkt seinen Schatten gut sichtbar gegen das Leinen des Wandschirms. Zunächst versuchte er sich möglichst klein zu machen, um sich halbwegs liegend in den Bottich zu zwängen und genoss dann die Wärme des Wassers. Mit der Hand schob er das warme Nass auch über die Stellen, die nicht bedeckt waren. Er spürte nur allzu deutlich wie die Anspannung der letzten Stunden von ihm abfiel. Er hatte sich unglaublich schmutzig gefühlt, als sie der Gruft zum Tageslicht hin entstiegen waren, doch jetzt fühlte er geradezu körperlich, wie der Dreck von ihm abfiel. Er genoss das gute Gefühl eine ganze Weile, rief sich dann aber zur Ordnung, denn schließlich wollte Lyviani sicher auch noch warmes Wasser haben. Er setzte sich auf und krümmte sich, um den Kopf unter Wasser zu bekommen. Ausgiebig wusch er sich Blut und Sekrete aus seinem Gesicht und spülte und rubbelte kräftig durch seine Haare, die vor Schweiß, Dreck und Körpersäften regelrecht standen. Als er sich ausreichend eingeweicht hatte, nahm er die Kreckenseife zur Hand und erhob sich aus dem Bottich. Gründlich seifte er sich im Stehen seinen Körper von unten nach oben, sein Gesicht und auch seine Haare. Schlussendlich setzte er sich wieder ins Wasser und wusch die Seife runter. Schließlich erhob er sich aus dem Bottich, bückte sich nach dem frischen Leinenhemd und trocknete sich in Ermangelung eines Tuches damit ab.

    Schließlich schlüpfte er wieder in seinen Lendenschurz und zog die frische Hose an, um dann das feuchte Hemd kurz aufzuschütteln und sich auch noch überzuziehen. Die Robe zog er sich nun doch nicht an. Das warme Wasser hatte seine Müdigkeit noch einmal verstärkt und er wollte sich hinlegen. Er hatte zwar Hunger und der Sinn stand ihm im Moment nach einem schönen Krug Mazte, aber viel mehr noch verlangte sein Körper endlich nach Ruhe. Er trat hinter dem Wandschirm hervor. Lyviani schaute ihn an. „Ich bin fertig“: sagte er kurzangebunden und wandte sich dem Bett zu, dass näher an der Tür war. Er setzte sich zunächst nieder, stellte fest, dass es nicht unbedingt die beste Qualität hatte, aber ihm in Anbetracht seines Zustandes dennoch himmlisch erschien und prüfte das Kopfkissen. Es war sehr dünn. Er schob seine Robe darunter, damit er etwas höher liegen konnte und ließ sich dann zurücksinken. Er schloss die Augen und hörte Lyviani zur Wanne hinüber gehen.

  7. #7

    Weidenländer, Falensarano, Kammer

    „Ihr solltet mich das nachher machen lassen, sobald ich etwas ausgeruhter bin. Es könnte passieren, dass ihr euch damit ein paar formschöne Narben zufügt“, hörte sie den Heiler sagen, als er auf dem Weg in den Waschzuber war. "Die werden in bester Gesellschaft sein", antwortete sie nur geistesabwesend, und spielte damit auf die zwei nahezu symmetrischen Narben an, die sich an der Außenseite ihrer Arme von den Schultern bis über die Ellenbogen den Unterarm entlang zogen. Ein Andenken aus der Dwemer-Ruine, dass man wohl noch eine ganze Weile sehen würde. Es wurde langsam wirklich Zeit für ein paar Armschienen, überlegte sie, während sie sich dem letzten Knochensplitter zuwandte, nicht ohne immer mal wieder mit einem Auge zu dem Wandschirm zu schielen, hinter dem sich Tirians Silhouette abzeichnete. Schließlich meinte sie, alle erwischt zu haben und widmete sich ihren Haaren, wozu sie einen fein gearbeiteten Kamm aus Horn zwischen ihrem Gepäck heraussuchte. Die Strähnen, die sich aus ihrem Haarknoten gelöst hatten, waren ziemlich verstrubbelt, aber nach einer Weile hatte sie es schließlich geschafft, sich zu kämmen. Sie zog die restlichen Haarnadeln aus ihrer Frisur und als Tirian wieder hinter dem Wandschirm hervorkam, legte sie gerade den Kamm wieder weg.

    Sein kritischer Blick vorhin war ihr nicht entgangen, und nachdem sie keine Lust auf einen Knochensplitter im Fuß hatte, stand sie auf - nicht ganz so geschmeidig wie sonst, aber immer noch in einer fließenden Bewegung, bei der sie innerlich stöhnte ob ihrer schmerzenden Rippen - und hob den Splitter demonstrativ auf und legte ihn zu den anderen auf das Tischchen neben ihrem Bett. Danach sah sie wieder nach ihre Begleiter, der inzwischen schon in das Bett gekrochen war. Mit ihm schien man heute nicht mehr viel anfangen zu können, stellte sie mit leisem Bedauern und einem leichten Grinsen im Gesicht fest.

    Ihr war an sich gerade auch nur noch nach Wasser, dachte sie, als sie kurz an sich und den dreckigen Resten ihrer Kleidung heruntersah. Ohne lange zu überlegen zog sie kurz entschlossen und wie selbstverständlich die Tunika über den Kopf, hier in dem Dämmerlicht sah man ohnehin nicht sonderlich viel und Tirian war vermutlich eh kurz vor dem Einschlafen. Davon abgesehen war es ihr auch reichlich egal, sie schämte sich nun wirklich nicht für ihr Aussehen.
    Die Tunika warf sie zielsicher in die Ecke, die am weitesten von den Betten entfernt war, griff sich das Kleid und verschwand ebenfalls hinter dem Wandschirm.
    Sie entledigte sich auch noch ihrer Hose und stieg in den Bottich, dessen Wasser sicher vor Tirian noch wärmer und sauberer gewesen war, aber es war immerhin Wasser. Sie seifte sich sich gründlich ab, bis ihre Haut brannte, wobei sie im Bottich stehenblieb, und ließ auch ihre Haare nicht aus.
    Als sie fertig war und sich die Seife auch wieder vom Körper und aus den Haaren gewaschen hatte, fühlte sie sich endlich wieder wie eine Elfe und nicht wie ein gerade aus dem Grab gekrochener Untoter. Auch wenn sie tatsächlich aussah, wie verprügelt. Die Kratzer des Zombies an ihrem Arm waren inzwischen deutlich gerötet und juckten nach wie vor. An die Platzwunde an ihrer Stirn wurde sie schmerzhaft erinnert, als sie sich das Gesicht mit der Seife abgeschrubbt hatte, und der Bluterguss über ihren Rippen war fast schon schwarz.
    Davon abgesehen fühlte sie sich alles in allem erstaunlich gut, auch wenn sie meinte, die Arme für die nächsten Tage nicht mehr höher als bis zu den Schultern heben zu können. Verflucht, sie kämpfte normal mit Dolchen und nicht derartig ausdauernd mit einem Schwert.
    Aber immerhin hatten sie den Ahnengeist besiegt, auch wenn es tatsächlich kurz so ausgesehen hatte, als würden sie es nicht überleben.
    Als sie sich das Kleid über den nassen Körper gezogen hatte und zu ihrem Bett ging, lag ein lächeln auf ihren Lippen, das so gar nichts mit ihrem sonstigen, immer leicht zynischen Grinsen gemein hatte, und ihrem Gesicht einen fast weichen, freundlichen Zug verlieh. Sie freute sich einfach, dass sie überlebt hatten. Sie löschte noch die Kerzen und Öllampen, und legte sich dann schließlich auch ins Bett, wo sie noch eine Weile in die Dunkelheit starrte bis sie ebenfalls eingeschlafen war.

  8. #8

    Weidenländer, Falensarano, Kammer

    Tirian öffnete kurz die Augen als er das Plätschern von Wasser vernahm. Er sah kurz zum Wandschirm hinüber. Lyvianis Schattenriss zeichnete sich gegen das Licht hinter dem Sichtschutz ab. Sein Gesicht wurde dunkler, als er ausgiebig den Umriss der stehenden Dunmer betrachte, die sich einseifte und abschrubbte. Obwohl sein Herz schneller schlug, konnte er nicht verhindern, dass seine Augen dennoch Dunkelheit wollten und sich seine bleischweren Augenlider schlossen, noch bevor seine Begleiterin hervorkam. Sein Atem wurde schnell gleichmäßig und ruhig. Schließlich schlief er ein.

    Ein Gang. Ein langer Gang. Rund. Er war rund. Die Wände schienen geradezu organisch zu sein. Seine Hand legte sich darauf. Holzig aber auch weich und warm. Er wusste nicht wo er war. Es war recht düster hier. Nur wenig Licht von wenigen Kerzen erfüllte den Korridor. Tirian ging auf eine große, runde Tür am Ende zu. Mit jedem Schritt entfernte sie sich aber immer weiter vor ihm, als würde sie vor ihm zurückweichen. Als würde er vor ihr zurückweichen? Er beschleunigte seine Schritte, wurde schneller, noch schneller und schließlich rannte er. Doch noch immer entzog sich die Rundtür jedem Versuch sie zu erreichen oder gar zu öffnen. Der Gang dehnte sich ins Unendliche und verlor sich schließlich im endlosen Dunkel. Atemlos blieb der Heiler stehen, schaute hinein in die Ferne. Aufgebend den Durchgang jemals zu passieren drehte er sich um. Schwer atmend und mit weiten Augen stand er nun direkt davor. Er schluckte. Hitze war hinter dem lebendigen Holz zu spüren. Tirian zögerte. Eine unerklärliche Furcht befiel ihn. Seine Hände begannen zu zittern. Keuchend versuchte der Heiler sich zu beruhigen. Er schloss die Augen und drückte nun die Pforte auf. Heiße, schweflige Luft schlug ihm entgegen. Der hölzerne Gang lief in geschwärzten Fels aus. Ein tiefrotes Licht, dass über allem lag und die stickige, geradezu brennende Luft wiesen auf Lava hin. Tirian tat weitere Schritte und bewegte sich in diese Höhle hinein. An einer Weggabelung wählte er instinktiv den linken Weg.

    Durch ein offenstehendes Gittertor hindurch trat er in eine große Höhle ein, in deren Mitte sich eine Grube von einem großen Durchmesser befand. Die Hitze schien von dort zu kommen. Der Dunmer trat an den Rand und sah das es dort tief herab ging. Wie in einer Spirale sich ein Weg nach unten hin. Am Grund des Abstiegs brodelte ein Lavasee und aus den Wänden ergossen sich immer wieder Lavafälle oder Rinnsale in die Tiefe. Hier und dort gab es Felsen mit großen Löchern aus denen Wasserdampf und schweflige Gase zischend entströmten. Gequälte Schreie drangen aus der Grube zu ihm herauf. Er versuchte den Stimmen zu lauschen und trat noch näher an den Rand heran. Der Boden unter seinen Füßen g ab plötzlich knirschend nach. Er versuchte noch sich in Sicherheit zu bringen, doch er schaffte es nicht. Tirian verlor den Halt und stürzte in die Tiefe. Schreiend fiel er und fiel er. Er ruderte wild mit den Armen. Seine Hand streifte etwas holzig. Instinktiv griff er zu und packte es. Sein Blick klarte sich. Er hatte eine Wurzel zu fassen bekommen. Er hing in der Luft, gehalten nur von seinem Arm, dem langsam die Kraft ausging. Er fühlte seinen Körper geradezu hundertfach an seinen Muskelfasern zerren. Er rutschte, fühlte die Wurzel durch seine schwitzige Hand glitschen. Er holte mit dem anderen Arm aus, nahm alle Kraft zusammen und wuchtete seinen Körper in Richtung der rettenden Kante, über die die Wurzel nach unten lief. Vor Schmerz keuchend konnte er sie packen und den anderen Arm nun nachziehen. Er packte den Vorsprung und verkannte seine Stiefel im Fels der Wand. Er hing, kaum besser als vorher und fühlte deutlich seine Kräfte nachlassen.

    In diesem Moment vernahm er Schritte über sich. Er zog sich und damit seinen Kopf etwas höher und versuchte zu sehen. „Hilfe“: rief er und sah dann eine Gestalt in einem einfachen roten Hemd. Seine Augen weiteten sich als er Tarrior erkannte. „Tarrior, hilf mir. Hilf mir schnell“: flehte Tirian, doch er nahm keine Notiz von ihm, sondern schritt einfach nur vor ihm auf und ab. Sein Gesicht lag im Dunkeln, seine Haare hingen ihm wirr um den Kopf. Abermals rief er nach Tarrior, doch immer noch keine Reaktion. „Vater, ich falle. Bitte“: brüllte der Heiler vor Todesangst, als seine Hände langsam nachgaben. Jetzt zuckte die Gestalt zusammen drehte sich in einer schnellen Bewegung um und beugte sich zu ihm herunter. Der Heiler erschrak fürchterlich, als er im Gesicht Tarriors nun ein blutverschmiertes Grinsen und tiefschwarze Augenhöhlen entdecken konnte. „Vater? Du bist nicht mein Sohn. Du bist ein schwächlicher Bastard“: sagte Tarrior grinsend und erhob sich. Im nächsten Moment konnte der geschockte Tirian auch nicht glauben, dass sein Vater nun seinen Stiefel auf eine seiner Hände stellte und sein Gewicht darauf verlagerte. Schreiend ließ der Heiler los. „Bitte tu das nicht, bitte nicht“: flehte er, als sich der Knochenstiefel Tarrior sich nun auch auf seine andere Hand stellte. Erneut drückte er zu. Der Dunmer fühlte den Schmerz, fühlte wie sich der Stiefel auch noch bewegte, seine Finger zu Brei rührten. Schließlich hielt Tirian es nicht mehr aus und ließ mit einem Schrei los. Sein Fall in die Tiefe ging weiter. Er sah noch immer das dämonische Grinsen Tarrior vor sich. Die Lava am Boden der Grube kam näher und schließlich umfasste sie ihn mit feuriger Umarmung.


    Schweißgebadet schreckte Tirian aus dem Schlaf hoch. Panisch sah er sich um. Sah die karge Einrichtung des Zimmers, sah die fast heruntergebrannten Kerzen, den Wandschirm, ihr Gepäck. Sah Lyviani im anderen Bett neben sich. Keine Höhle, keine Lava, kein teuflischer Tarrior. Es war nur ein Traum. Schwer atmend sank der Heiler auf sein Kissen zurück. Er rieb sich durchs Gesicht um dieses dunkle Gespinst des Schlafes endgültig abzuschütteln. Er spürte etwas Feuchtes an den Fingern. Als er sich sachte noch einmal über die Augen fuhr, spürte er, dass er weinte. Tränen liefen ihm über das Gesicht. Immer wieder versuchte er sie wegzuwischen. Erst nach einiger Zeit versiegten sie schließlich.

    Als er sich schließlich ganz beruhigt hatte, erhob sich Tirian noch leicht zitternd aus dem Bett, zog die Robe unter dem Kissen hervor und zog sie sich über den Kopf. Dabei berührte er die Platzwunde, die ihm einen schnellen Schmerz durch den Kopf schickte. Er war dankbar dafür, denn das brachte ihn wieder richtig zu Bewusstsein. Das Gefühl kehrte in seinen betäubten Geist zurück. Er spürte den enormen Muskelkater, der sich sowohl in den Armen als auch den Beinen breit gemacht hatte. Fühlte beim Strecken die Schnitte in seinem Oberkörper. „Ich bin am Leben“: ging es ihm in diesem Moment durch den Kopf. Eine Erkenntnis zu der er vorher überhaupt nicht mehr fähig gewesen war, aber über die er sich jetzt unheimlich freute. Ihm tat alles weh, er fühlte sich noch immer tief verwundet und erschöpft, aber er fühlte sich gleichzeitig so lebendig wie lange nicht. Und seine Magie hatte sich inzwischen auch erholt. Er setzte sich auf sein Bett zurück, schloss die Augen und konzentrierte sich auf die heilende Magie, die er mit der Kraft aus seinem Innern speiste. Er spürte den unangenehmen Druck der sich in seinen Oberkörper und seinem Bauch ausbreitete als sich auch dort die Quetschungen und Verletzungen endlich regenerierten, schließlich klang auch mit einem deutlichen Ziehen die Schwellung an seinem Kopf ab. Dafür bildete sich ein leichter Kopfschmerz, den der Heiler aber getrost ignorierte. Damit konnte er leben.

    Schließlich erhob er sich und trat an Lyvianis Bett. Sein Blick fiel auf die Dunmer. Sie hatte sich ein Kleid übergeworfen. Tirian war überrascht als er in ihr Gesicht schaute. Keine Spur von der ihr sonst üblichen Abweisung und Reserviertheit. Er strich ihr leicht eine Strähne zur Seite. Da offenbarte sich auch schon eine ebenso unschöne, dunkle Schwellung, wie er sie gerade bei sich geheilt hatte. Er erinnerte sich an den Arm und die Knochensplitter und wer wusste, was sie noch im Kampf abbekommen hatte. Er beugte sich über sie, um sie etwas wach zu rütteln, da rumpelte es unglaublich laut an der Tür. „Das Abendessen ist fertig. Kommt ihr faulen Ärsche. Essen fassen!“: dröhnte es von draußen herein. Lyviani schlug die Augen auf. Sie schauten sich gegenseitig einen Moment an. „Guten Abend“: sagte er in Ermangelung eines intelligenteren Kommentars.

  9. #9

    Weidenländer, Falensarano

    [Dreveni]
    Dreveni schlief fest und traumlos in dieser Nacht, das Einzige was sie gelegentlich halb aufweckte war der Schmerz in ihren Rippen, als sie sich auf die rechte Seite drehte. Sie hätte wohl noch eine ganze Weile länger geschlafen, hätte sie nicht ein Lärm gestört, den sie zuerst nicht einordnen konnte. Nachdem er sie mitten aus dem Tiefschlaf riss, reagierte sie auch nicht ganz so wie sonst, und zwar indem sie nach ihrer Waffe gegriffen hätte und aufgesprungen wäre. Sie selbst hatte genug ihrer Opfer im Schlaf überrascht, als dass sie hinter solchem Lärm nicht das Schlimmste vermutet hätte.
    So brauchte sie allerdings ein paar Sekunden um sich zu sammeln, und sah in die glutroten Augen eines Dunmers. "Feryn??", flüsterte sie leise und undeutlich, noch immer nicht ganz wach, denn sonst hätte sie gemerkt, dass das nicht sein konnte. Träumte sie? Der Schreck, der sie durchfuhr brachte sie dazu, sich aufzusetzen, was sie gleich darauf bereute, als ihr nicht nur die Rippen, sondern auch noch ihr Kopf weh tat. Das weckte sie immerhin vollständig auf, und außerdem fanden ihre tastenden Finger das Stilett nicht an ihrem üblichen Platz neben ihrem Kissen.
    Langsam dämmerte ihr auch wieder, wo sie war und vor allem wer ihr Gegenüber war. "Scheiße.", war ihr nächstes Wort, als sie ihren schmerzenden Kopf rieb. "Ich meine, guten Abend. Was zum Henker ist das hier für ein Lärm?"

    [Tirian]
    Als sich Lyviani scheinbar erschrocken aufsetzte, zog Tirian gerade noch seinen Kopf rechtzeitig zur Seite, bevor sie ihm unbeabsichtigt eine Kopfnuss verpassen konnte. Sie schien mit ihrer Hand hektisch nach etwas zu suchen. Tirian fühlte sich schlecht. Er hätte sie nicht so erschrecken dürfen, aber wer konnte schon ahnen, dass es genau in diesem Moment an die Tür hämmern würde. "Wer ist denn Feryn?": fragte sich der Heiler nur kurz, um dann auf die Frage der Dunmer zu antworten, die sich scheinbar wieder gefangen hatte: "Soweit ich das verstanden habe, wurden die Leute zum Abendessen gerufen. Offenbar haben wir den ganzen Tag verschlafen. Ich wollte euch aber ohnehin wecken. Ich habe mich soweit wieder erholt, dass ich mir mal eure Wunden anschauen kann, wenn ihr das möchtet." Er schaute sie auffordernd an.

    [Dreveni]
    Sie beobachtete Tirian argwöhnisch und versuchte herauszufinden, ob er mitbekommen hatte, dass sie ihn für jemanden anderen gehalten hatte, konnte in seinem Gesicht aber keine Anzeichen dafür lesen ob er es gehört hatte und wenn ja, was er darüber dachte.
    Das ist keine Frage des Wollens., dachte sie sich, als er anbot, sich ihre Verletzungen anzusehen. Nur zu gut war ihr noch in Erinnerung, wie er in dem Kratzer von dem Knochenläufer herumgestochert hatte. Aber andererseits konnte man das an ihrem Arm nicht so lassen, und auf eine häßliche Narbe von der Platzwunde hatte sie ebenfalls keine Lust.
    "Anschauen. Nicht rumstochern.", antwortete sie ihm schließlich, wobei ihr gleich darauf kam, wie wehleidig das klingen mußte. Sie sah ihm fest in die Augen und schickte hinterher: "Ich bin nämlich immer noch nicht ganz wach und kann nicht versprechen dass mir nicht aus Reflex die Hand ausrutscht."

    [Tirian]
    Tirian lächelte. "Keine Sorge ich bin ein Experte. Außerdem machtet ihr heute früh nicht den Anschein, als würde es euch etwas ausmachen selbst in eurem Arm herumzustochern": scherzte er und setzte sich neben Lyviani aufs Bett. "Ich werde vorsichtig sein": sagte er mit fester Stimme. Sie deutete noch einmal auf ihre Hand, um zu bestärken, dass er das auch bloß sein sollte, bevor sie ihren Arm freilegte, sodass er sich ihn noch einmal ansehen konnte. Tatsächlich hatte sie sich wohl noch am Morgen die Splitter alle selbst entfernt. Die Spuren dieser Tortur waren noch gut zu erkennen. Er konnte hier nicht mehr viel tun, als kurz mit der Hand darüber zu gehen und den Heilungsprozess mit etwas Magie zu stimulieren.

    Dann wandte er sich ihrer Platzwunde zu. Er begutachtete sie einen Moment, um dann zu seinem Gepäck zu gehen und sich ein kleines, aber sehr scharfes Messer - eine Spezialanfertigung - aus der Tasche mit seinem Operationsbesteck zu holen. Schließlich ging er wieder zu ihr und schaute sich die Beule noch einmal an. "Ihr habt da vorhin diesen Namen gesagt, als ihr aufgewacht seid. Wer ist dieser Feryn? Ein Freund von euch?": fragte Tirian, um sie davon abzulenken, dass er das Messer zur Hand nahm und einen schnellen, kurzen Schnitt durch die Schwellung an ihrer Stirn tat, sodass dunkles Blut heraussickerte. Noch bevor sie antworten konnte, legte er seine Hand auf drückte noch den Rest heraus. Die Schwellung verkleinerte sich deutlich, während es ihm leid tat, wie Lyvianis Gesicht sich vor Schmerz verzog. Schließlich nutzte er seine Magie, um den Schnitt zu heilen und die Schwellung schlussendlich zu beseitigen.

    "Tut mir leid": sagte er: "aber es geht am besten, wenn man es schnell macht. Habt ihr sonst noch Verletzungen, die ich mir anschauen soll?"

    [Dreveni]
    "Ich kann mir selber eine Menge aus dem Arm schneiden, was nicht heißt, das ich jemand anderen mit dem Messer auf mich losgehen lasse.", antwortete sie. "Und außerdem stocher ich nicht herum, ich kann zufällig mit Messern umgehen."
    Darüber hinaus waren ihr die paar Narben, die das an ihrem Arm geben würde, tatsächlich egal. Wesentlich mehr störten sie die beiden Schnitte des Assassinen der Morag Tong aus der Dwemerruine, aber an denen konnte sie jetzt auch nichts mehr ändern.
    Sie ließ Tirian arbeiten, nicht ohne ihn genau zu beobachten. Er schien allerdings nicht mehr vorzuhaben, in ihren Wunden herumzustochern.
    So richtig aus der Fassung brachte sie erst wieder seine Frage, wer denn Feryn sei. Bevor sie allerdings noch überlegen kontte, ob sie ihm überhaupt antworten oder die Frage ignorieren sollte, schnitt er ihr schon die Platzwunde auf der Stirn wieder auf. Sadist, ich sags doch., dachte sie sich nur, als sie die Zähne zusammenbiss, als er auch noch darauf herumdrückte. Sie schätzte gerade ihre Chancen ab, ihm das Messer aus der Hand zu winden und kam zu dem Schluß, dass sie es wohl schaffen sollte, als er gerade fertig war.
    "Ja.", antwortete sie auf seine Frage, und warf ihm einen leicht gequälten Blick zu. Zum einen, weil sie sich gerade tatsächlich leicht massakriert vorkam, zum anderen schadete es nie, wenn das Gegenüber wenigstens im Ansatz ein schlechtes Gewissen hatte, und alte Gewohnheiten, wenn es um die Manipulation anderer ging, waren nur schwer abzulegen.
    Sie zog den Ärmel hoch und betrachtete erst einmal selbst die Kratzer des Zombies, wobei sie die andere Hand in Tirians Richtung hielt, um ihn auf Abstand zu halten. Es juckte nach wie vor, wenn es auch nicht sonderlich schlimm aussah. Etwas Rot vielleicht, aber sonst...
    "Ich glaub das ist nicht so schlimm.", sagte sie schließlich, nachdem sie die Wunde ausgiebig studiert hatte. "Es ist mir egal ob es Narben gibt, da ist eh schon eine. Schneidet nur nicht dran rum wenn es nicht sein muß.", fügte sie noch an, und sah ihn dabei lauernd an.
    Die Prellung über ihren Rippen erwähnte sie nicht, sie war inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass sie vermutlich nicht gebrochen waren.

    [Tirian]
    "Es ist mir egal ob es Narben gibt, da ist eh schon eine. Schneidet nur nicht dran rum wenn es nicht sein muß": sagte sie und hielt ihren anderen Arm hin. Er zuckte mit den Schultern. "Es ist keine Schande nicht zu wollen, dass der eigene Körper auf ewig verschandelt ist. Auch für Kriegernaturen": sagte Tirian und beugte sich vor, um die Wunde in Augenschein zu nehmen. Er verengte die Augen und betrachtete sie skeptisch. Er erinnerte sich daran, dass Lyviani schon zuvor öfters daran gekratzt hatte. "Jucken die Kratzer?": fragte er. Sie nickte. Tirian schloss seine Hand um ihren Arm. Die Wunde fühlte sich heiß an. "Eine Infektion": erkannte er in Gedanken. Er drückte ein wenig auf den Kratzern herum. Er konnte nichts weiter erkennen oder spüren. Erfreulich. "Nein, schneiden muss ich wohl nicht. Die Wunde hat sich entzündet, aber es hat sich noch kein Eiter gebildet. Das wir uns heute früh noch gewaschen haben, dürfte dazu beigetragen haben, dass der Zustand sich noch nicht wesentlich verschlimmert hat": sagte er. "Es dürfte reichen, wenn ihr die Wunde nochmals gründlich ausspült und ich euch einen Trank zubereite, der die Keime in eurem Körper abtötet": schätzte Tirian ein. Er hielt kurz inne. "Wenn ich es recht bedenke wäre es von Vorteil, wenn wir einen Trank gegen Krankheiten finden. Den müsste ich bloß mit Hustengras anreichern. Das wäre vermutlich effektiver. Ich wollte mich ohnehin hier etwas in der Festung umsehen und Hunger habe ich auch wie ein Wolf. Da können wir auch mal schauen, ob wir hier etwas kaufen können": schlug der Heiler vor.

    [Dreveni]
    Als es Tirian ansprach, merkte auch Dreveni, wie hungrig sie inzwischen war. Sie hatte schon im Lager der Ashländer nicht viel gegessen, und seit dem gar nichts mehr. "In Ordnung.", stimmte sie ihm zu, und stand auf. Ihr Kamm lag noch auf dem Tischchen neben ihrem Bett und sie kämmte sich die Haare, die vom schlafen noch ganz verwuschelt waren. Soviel Zeit hatten sie noch, entschied sie für sich. Danach suchte sie das Stilett und befestigte es wieder an ihrem Arm. Unter dem etwas weiter geschnittenen Ärmel des Kleides war es nun nicht mehr zu sehen. Danach hakte sie die Schwertscheide von ihrem Waffengürtel, so dass nur noch der Dolch daran hing, und schlang ihn sich um die Hüfte. Für das Schwert war hier vermutlich eh nicht genug Platz, allein die Decke war schon viel zu niedrig, und es würde sie nur behindern, würden sie in einen Kampf verwickelt werden.
    Als sie beide fertig waren, verließen sie das Zimmer. In den Gängen war jetzt wesentlich mehr Betrieb als heute früh noch, wo vermutlich die meisten geschlafen hatten. Sie standen kurz auf dem Gang um sich zu Orientieren, da bedeutete ihnen auch schon einer der Wachen die vor ihrem Zimmer zurück geblieben waren, in welcher Richtung der Gastraum war.
    Es war nicht weit von ihrem Zimmer, und so betrat sie bald zusammen mit dem Heiler eine große Halle, die eng mit Tischen und Stühlen voll gestellt war. In der Mitte befand sich eine große, gemauerte Schale in der ein Feuer brannte, der Rest des Saales wurde ebenfalls wieder von Kerzen und Öllampen erhellt.
    Es herrschte schon reger Betrieb, und da war Dreveni für einen Moment, als würde sie Augen in ihrem Rücken spüren, die sie scharf beobachteten. Als sie sich umdrehte, war dort allerdings niemand, der in ihre Richtung starrte, so maß sie dem ganzen keine große Bedeutung bei.

    [Tirian]
    Der Heiler wartete noch bis Lyviani sich ausgerüstet hatte. Er selbst verzichtete auf seine Waffe, die auch dringend gereinigt werden müsste. Sicherlich gab es auch hier so etwas wie einen Waschplatz in dieser Festung und da konnte er die Klinge dann gleich zusammen mit seiner Kleidung reinigen. Und dann musste er sie noch flicken, wie ihm mit Bedauern einfiel. Aber immerhin war die Robe mit etwas Glück noch zu retten im Gegensatz zu der Anderen, die ihm der Ashkhan mit seiner Axt ruiniert hatte. Unbewaffnet, zur Not hatte er ja noch seine Magie, verließen sie ihr Quartier. Etwas ziellos gingen sie durch den engen Gang, in dem doch deutlicher Betrieb herrschte, bis ihnen eine Wache den Weg zur Kantine wies. Mit dem freundlichen Hinweis und dem deutlichen Geruch nach Essen war der Raum auch bald gefunden. Sie traten gemeinsam in eine etwas größere Halle ein, die von einem großen Feuerbecken in der Mitte erleuchtet wurde. Aus einer Reihe von Tischen hatte man eine Theke vor zwei Feuerstellen, auf denen zwei ziemlich große Kessel vor sich hin dampften, improvisiert. Teller und Becher türmten sich schmutzig und sauber fein getrennt, auf weiteren Tischen dahinter. Das Vorratslager der Küche bestand aus einem großen Haufen von Säcken, Körben und Transporturnen, der sich in einer Ecke hinter der Theke ausbreitete. Alles lag offenbar wahllos durcheinander. Ebenso unschön anzusehen war die Stelle, wo der Koch - ein dickleibiger Nord in einem schmierigen Leinenhemd und einer wirklich fleckigen und blutigen Schürze, gerade einen Guar mit einer Streitaxt zerlegte. "Söldner": dachte Tirian kopfschüttelnd.

    Lyviani schaute sich neben ihm kurz um, als hätte sie etwas bemerkt, aber ihr Gesicht klarte sich schnell wieder auf. Vielleicht hatte sie auch nur wie er den Zustand dieser Spelunke genauer ins Auge gefasst. Schließlich steuerte sie einen etwas abseits stehenden Tisch an und Tirian folgte ihr. Er hatte auch keine wirkliche Lust sich ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu begeben. Allerdings stand das offenbar nicht zur Debatte. Der Heiler vernahm nämlich die Stimme der Altmer, als sie sich gerade setzen wollten. Die Augen verdrehend wandte er sich um und sah sie schließlich am Kopfende einer großen Tafel, die von den Einzeltischen deutlich abgesetzt stand, und mit gerüsteten Männern und Frauen besetzt war, sitzen. Anhand ihrer herrischen Gesten konnte man erkennen, dass sie wohl darauf bestehen würde, dass sie sich zu ihr setzten. Tirian seufzte. "Es scheint als würde unsere Anwesenheit da drüben verlangt": meinte er zur Assassinin, die wie er seufzte. Sie gingen zu ihrer "Gastgeberin" hinüber und setzten sich auf zwei freie Plätze zu ihrer Linken.

    "Die Tische dort drüben sind für die zahlende Kundschaft. Diese ganzen Händler und Reisenden. Da sind die Weidenländer mal etwas unsicher wegen marodierenden daedrischen Horden und schon zahlen sie für eine Unterkunft und eine warme Mahlzeit hier mitten im Nirgendwo jeden Preis": sagte sie und lachte. "Feiglinge. Die Skampe, die wir hier auch nur in die Suppe tun, könnten sie wie wir auch schließlich selbst erlegen": sagte sie verächtlich. Dann schaute sie abwechselnd ihn und Lyviani an. "Aber ihr seid ja meine Gäste und da braucht ihr natürlich Nichts fürs Essen zu zahlen": sprach sie wieder gönnerhaft. Tirian kam langsam wieder die Wut hoch. Einige Minuten blieb es still, dann verfinsterte sich der Gesichtsausdruck der Altmer plötzlich. "Ein Danke wäre natürlich nicht zuviel verlangt": zischte sie nun grantig und lautwerdend. Tirian verbiss sich den Kommentar, den er auf den Lippen hatte. Ebenso stupste er die Assassine an, die offenbar genauso knapp davor stand, etwas Falsches zu sagen. "Natürlich. Habt vielen Dank": eilte er sich nun das Gewünschte auszusprechen. Das Gesicht der Altmer näherte sich nun dem seiner Begleiterin. "Meint ihr nicht auch?": fragte sie die Dunmer nun direkt ins Gesicht.

    [Dreveni]
    Dreveni folgte Tirian schließlich zu dem Tisch an dem auch die Altmer saß, und ihr kam wieder das Bild einer Kette in den Kopf, an der ihre Ohren hingen, fein säuberlich durch die Spitzen gebohrt. Sie mußte sich kräftig auf die Zunge beißen, um nichts falsches zu sagen, andererseits war sie hier fast wieder in ihrem Element, und ihr machte gerade nur ihr Begleiter etwas sorgen. Der hatte es eindeutig noch nicht so ganz raus, wann man verhasste Elfen getrost erschlagen konnte und wann man sich besser beherrschte. Allerdings sah sie es dann doch nicht so ganz ein, sich bei dem Weibsbild noch zu bedanken, aber nachdem sie von ihr direkt angesprochen wurde, schien ihr nichts mehr anderes übrig zu bleiben, denn alle Augen waren nun auf sie gerichtet.
    "Vielen Dank.", sagte sie schließlich, ohne auch nur den Ansatz von Sarkasmus oder ähnlichem in Stimme und Gesicht. "Wir wissen eure Gastfreundschaft wirklich zu schätzen, hier mitten im Nirgendwo. Vor allem für das heiße Bad und das Essen haben wir zu danken."
    Du bist wohl doch eher früher als später fällig, du kleines Miststück. ••••••••. ••••., fluchte sie in sich hinein, doch noch immer verriet sich davon nichts in ihrem Gesicht. Sie würde nicht die erste sein, der sie freundlich lächelnd in den Rücken stach, und sicher auch nicht die letzte. Als erstes würde sie herausbekommen, wo sie schlief oder ob sie sich sonst einmal irgendwo alleine aufhielt. Und was der schnellste Fluchtweg hier raus war. Sie sah die Altmer immer noch offen und freundlich an, da sah sie hinter ihr etwas weiter entfernt einen Dunmer vorbeilaufen. Normal wäre ihr das gar nicht aufgefallen, doch seine Bewegungen kamen ihr irgendwie bekannt vor. Bevor sie ihn allerdings näher betrachten konnte, war er schon wieder im Gedränge verschwunden.

  10. #10

    Weidenländer, Falensarano

    [Tirian]
    Auch Lyviani hielt sich zurück und machte gute Miene zum bösen Spiel. Wenn sie diese Frau umbringen wollte, hätte er wohl kaum mehr etwas dagegen gehabt. Im nächsten Moment erschreckte ihn dieser Gedanke. Er schüttelte den Kopf. Die Altmer setzte nun wieder ein freundliches Gesicht auf. Tirian war überrascht, wie schnell sich die Stimmung ihrer "Gastgeberin" ändern konnte. "Wir sind hier eine große Familie. Fühlt euch also willkommen": sagte sie und dann drehte sie sich um und schaute in Richtung Küche. "Und das dort ist der nette Onkel, der auf den Familienfesten den Braten überm Feuer wendet": sagte sie und deutete auf den fetten Nord-Koch, der näher getapst kam. Sein Kopf war bis auf einen Haarkranz an den Seiten kahl und sein Bart hing ihm fettig und verfilzt vom Kinn. Um den Mund herum war er mehr oder minder gut rasiert. Aber selbst ein ausgedehnter Bartwuchs hätte wohl kaum die aufgequollenen Lippen, die dicke, rote Nase oder die Schweinsaugen verdecken können. Auf halbem Weg blieb der Beleibte stehen und brüllte einige Kommandos scheinbar wahllos in den Raum. Aus der Menge der Gäste sah der Heiler nun einige Khajiit heranwuseln. Sie füllten aus den zwei großen Kesseln nun einige kleinere Töpfe auf, die sie dann zu ihnen herüberschleppten. Schnell machten sich die Sklaven daran Holzschüsseln und Besteck zu verteilen und den Söldnern die Teller mit Eintopf zu füllen und dann von einer ebenfalls herangetragenen größeren Platte unförmige Fleischbrocken hinein zu legen. Dazu gab es Brot. Mit lautem Auftreten kündigte sich der Koche an und baute sich neben der Altmer auf. Knurrig blickte er auf ihn und Lyviani herab, um dann von seiner Anführerin entlassen zu werden.

    Tirian schaute auf seinen Teller. Etwas zögernd betrachtete er die Plürre auf der sich bereits Fettaugen abzeichneten. Er schluckte. Zögernd tunkte er den Löffel hinein und rührte kräftig, bevor er es über sich brachte etwas von der Suppe aufzunehmen und an seine Lippen zu führen. Noch einen Moment hielt er inne, dann schob er sich den Löffel in den Mund und schluckte die Brühe herunter. Und... tatsächlich schmeckte der Eintopf überraschend gut. Zur Probe nahm er schnell noch einen Löffel voll und dann noch einen und noch einen. Tatsächlich bestätigte sich der Geschmackstest und es gab auch keinen verdächtigen Nachgeschmack. "Der Nord sieht zwar so ekelhaft aus wie seine Küche, aber er kann kochen": musste der Heiler schließlich eingestehen. Mit einem Nicken deutete er seine Begleiterin an, die bisher ihr Essen noch nicht angerührt hatte, dass es durchaus genießbar war. Das Fleisch, das er als nächstes probierte, war auch durch und sogar recht zart geraten. An den Kommentar der Altmer, das er womöglich eine Skamp-Keule aß, dachte er nicht mehr. Außerdem war er viel zu hungrig, als das ihn das noch interessiert hätte. Viel mehr schlang er nun den Eintopf, das Fleisch und das Brot herunter und war geradezu froh, als ihm eine Sklavin ungefragt nachgab, als der Teller leer war. Der gröbste Hunger war jedoch erstmal gestillt und er gewann die Kontrolle über seine Sinne zurück. Anstatt hastig zu schlingen, aß er nun wieder deutlich langsamer und mit mehr Genuss. "Euch scheint das Essen zu schmecken": bemerkte die Altmer von der Seite. Erst jetzt bemerkte der Heiler, dass sie Nichts aß. "Durchaus. Euer Koch... er versteht sein Handwerk": bemerkte Tirian zwischen zwei Löffeln. "Das hört er nicht gerne. Lieber würde Mischa wie früher Gegner ausweiden und nicht irgendwelche Beutetiere. Ach... er war so ein Virtuose mit der Kriegsaxt. Der gute Mischa hat sich für mich einen Zauber eingefangen. Hat ihm den ganzen Rücken geschmort und die Muskeln angesengt. Roch wie ein gut gewürzter Braten hat ihn leider die Kraft gekostet, die man für eine Kriegsaxt braucht. Aber hier ist er ja auch gut aufgehoben": erzählte die Altmer beiläufig und geradezu gedankenverloren. "Esst ruhig weiter. Ich muss noch jemandem die Kehle durchschneiden": sagte sie und erhob sich mit einem Lachen vom Tisch.

    "Sie ist verrückt": meinte er zu seiner Begleiterin. Da fiel ihm etwas ein. "Ihr habt übrigens meine Frage von vorhin noch nicht beantwortet": erinnerte Tirian Lyviani.

    [Dreveni]
    Dreveni beobachtete die Altmer, und sie kam unabhängig zu dem gleichen Schluß wie ihr Begleiter, sie war eindeutig mit Vorsicht zu genießen, da unberechenbar. Als sie eine Weile zugesehen hatte, wie Tirian aß oder vielmehr, das Essen hinunter schlang, und auch der Rest am Tisch das gleiche aus den gleichen Töpfen aß, überwand sie sich schließlich.
    Es war besser als es aussah, und darüber hinaus war sie kurz vorm Verhungern. Was es genau war, war ihr im Moment auch egal, sie wünschte sich nur, dass diese Altmer endlich den Mund halten würde. Davon abgesehen stellte sie fest, dass ihr die Gesellschaft von Assassinen wesentlich lieber war, als die von Söldnern. Ihr Handwerk verlangte doch noch eine gewisse... Feinfühligkeit, die den grobschlächtigen Gestalten hier völlig abzugehen schien. Sicher, es gab auch Assassinen, denen man niemals zugetraut hätte, dass sie sich auch nur an einem Tauben vorbeischleichen konnten, aber das war die Ausnahme.
    Als sich schließlich die Söldnerin mit den Worten erhob, sie müsse noch jemandem die Kehle durchschneiden, wünschte ihr Dreveni mehr aus Reflex als aus Höflichkeit viel Erfolg dabei, und nickte Tirian auf seine Feststellung hin zu, da hätte sie sich fast an ihrem Essen verschluckt, als er wieder mit dem Thema von vorhin anfing.
    Sie atmete tief durch, bevor sie ihr Gesicht dem Heiler zuwandte, ihn anlächelte und in einer scheinbar vertrauten Geste ihre Hand in seinen Nacken legte. Sie kam mit ihrem Gesicht nahe an seines heran, als hätte sie vor ihn zu küssen, flüsterte ihm aber statt dessen ins Ohr: "Wenn ihr diesen Namen nur einmal in der Öffentlichkeit erwähnt, seid ihr tot." Sie nahm den Kopf wieder etwas zurück, gerade so weit dass sich ihre Nasen fast berührten und sie ihm in die Augen sehen konnte. Hatte ihn ihr flüstern noch nicht überzeugt, dann würde es wohl der Blick tun, dem sie ihn jetzt noch zuwarf.
    Schließlich löste sie sich wieder von ihm und wandte sich weiter dem Essen zu. Als sie merkte, dass sie von den Umsitzenden beobachtet wurde, sagte sie ihm noch mit einem lächeln: "Mehr antwort gibt es später wenn wir unter uns sind."
    Natürlich hatte sie nicht vor, ihm irgendwas zu erzählen, aber die Söldner um sie schienen sich damit zufrieden zu geben, was man aus ihrem anzüglichen Grinsen schließen konnte.

    [Tirian]
    Der Heiler war erst verwundert, als die Assassine ihn im Nacken griff und sich ihre Gesichter annäherten. "Was soll das denn werden": fragte er sich und war wohl kurz davor rot zu werden, als er dann schließlich bei Lyvianis Worten und vor allem bei ihrem Blick sämtliche Farbe im Gesicht verlor. Ihr Blick zeigte ihm, dass sie es wirklich todernst meinte. Er schluckte. Als sie dann deutlich gespielt freundlicher hinzufügte, dass er später mehr Antworten bekommen würde, war ihm der Appetit restlos vergangen. Er stocherte noch etwas im Fleisch herum und fragte sich, was er von seiner Begleiterin halten sollte. "Sie ist eine Meuchelmörderin": rief er sich wieder ins Gedächtnis und seufzte. Wenn man gemeinsam einem rachsüchtigen Geist entkommen war, konnte man das schnell vergessen. Schließlich erhob er sich. Auf einen fragenden Blick der Assassine sagte er nur: "Ich schaue mal, ob ich hier einen gewünschten Trank bekomme. Ihr könnt ruhig weiter essen. Wir sehen uns später auf der Kammer" Sie nickte und drehte sich wieder zum Tisch. Ein dreckiges Lachen erklang von den Söldnern. Verwirrt darüber entfernte sich Tirian. Er verließ die Kantine und streifte etwas durch die Gänge. Aber nicht weit. Lauter werdende Verkaufsverhandlungen erweckten seine Aufmerksamkeit. Sie drangen aus einer Kammer. Langsam näherte sich der Heiler der Tür und sah hinein. Links und rechts eines Korridors, den man freigelassen hatte, waren Tische aufgestellt worden hinter denen nun vier Männer und zwei Frauen saßen und allerlei Waren feilboten. Die eine Frau in der hinteren rechten Ecke hatte auf ihrem Tisch Kräuter und Flaschen ausgebreitet. Dort, so hoffte er, würde er sicher bekommen, was er brauchte.

    Tirian trat hinein. Ein Söldner, der direkt um die Ecke gewartet hatte, packte ihn. "Keinen Ärger, keine langen Finger, sonst sind sie ab": drohte er. Der Dunmer signalisierte, dass er keinen Ärger machen würde und wurde losgelassen. Schnell bewegte er sich zur gewünschten Händlerin. Die schaute ihn mit einem schiefen Lächeln an. "Verzeiht": begann sie das Gespräch. "Das scheint mir ja nicht sonderlich verkaufsfördernd zu sein": merkte der Heiler missmutig an. "Sicher nicht. Aber die Kunden hier haben auch keine andere Wahl. In dieser Gegend der Weidenländer und vor der Amur sind wir der einzige Handelsposten. Und leider müssen auch wir die Söldner akzeptieren, denn denen gehört die Festung jetzt. Wir zahlen auch nur unsere Standmiete dafür, dass wir hier handeln dürfen. Dafür verbieten sie das der Konkurrenz": erklärte die Frau. Tirian machte darauf nur ein "hmm". Die Altmer spielte sich hier scheinbar wirklich auf, als wäre sie die Fürstin dieses Gebietes - absolut, willkürlich, gierig. "Es ist immer noch besser als zu den Händlern zu gehören, die den Wegzoll der Söldner bezahlen müssen...": merkte sie deutlich leiser und mit einem Blick auf eine der Wachen an. Der Heiler zog die Augenbrauen hoch. Er verstand es. "Neulich allerdings kehrte eine Gruppe von Eintreibern, Dunmer aus dem Redoran-Gebiet, nicht zurück, seitdem sind die Leute noch unerbittlicher geworden": meinte sie. Der Heiler verlor wieder seine Farbe. Er musste gerade an die Gruppe Redoraner denken, die sie in der Nähe des Aschländerlagers ausgelöscht hatten. Wenn die zu diesen Söldnern hier gehörten, dann sollte die Altmer besser nicht erfahren, dass er und Lyviani direkt an ihrem Tod beteiligt waren. "Geht es euch nicht gut?": fragte die Händlerin. "Ach mir wurde gerade nur etwas schwindlig. Ich wollte ohnehin einen allgemeinen Heiltrank gegen Krankheiten kaufen. Er kann gern etwas stärker sein": wünschte Tirian und bekam gleich eine Flasche gereicht. "Das macht 50 Draken": sagte sein Gegenüber mit einem Lächeln. "Wegelagerei gibt es offenbar auch in den unterschiedlichsten Formen": dachte er und bezahlte widerstrebend den Preis.

    [Dreveni]
    Ihr war nicht entgangen, wie schockiert sie Tirian angesehen hatte. Andererseits konnte sie es auch nicht ändern, und besser so, als dass er sie noch beide um Kopf und Kragen redete. Und wer wußte schon, wo sich die Assassinen der Morag Tong überall herumtrieben. Immerhin hatte sie ihm von Anfang an nicht ihren richtigen Namen genannt, worüber sie jetzt auch mehr als froh war. Sie ärgerte sich nur, dass ihr Feryns Name so herausgerutscht war, aber daran war jetzt nichts mehr zu ändern.
    Es hielt sie ebenfalls nicht mehr lange am Tisch zwischen den Söldnern, und so machte sie sich wieder auf den Weg in ihre Kammer. Dort angekommen suchte sie den Ring aus ihren Sachen, den sie dem Dremora vom Finger geschnitten hatte. Sie würde vermutlich nicht das bekommen, was er wert war, aber wenn es hier schon Händler gab, war das vermutlich vorerst die letzte Gelegenheit, ein paar Dinge zu erledigen. Ein Schmied käme nicht ungelegen, die Spitze ihres Stiletts hatte tatsächlich schon bessere Zeiten gesehen.
    Sie fragte eine der Wachen direkt nach dem Schmied, in der Hoffnung, den Ring dort auch direkt zu Gold machen zu können. Er deutete in Richtung Decke, und es gab wohl tatsächlich keinen besseren Ort als unter freien Himmel. Nachdem sie die Plattform oben betreten hatte, war das Zelt unter dem sich die Schmiede befand nicht schwer zu finden. Der Schmied selbst war ein Muskelbepackter Rothwardone, der anscheinend hier auch nur zu Gast war.
    Sie feilschten eine Weile, und einigten sich schließlich darauf, dass er ihr das Stilett schleifen würde und ihr noch 100 Draken dazu geben würde. Ihr kam die unangenehme vermutung, dass er ganz genau wußte, welche Verzauberung auf dem Ring lag und sie kräftig übers Ohr haute, aber sie hatte auch wirklich keine Lust, weiter zu feilschen und außerdem sonst nur noch ein paar Septime aus Cyrodiil.
    Auch die geringschätzigen Blicke, die er ihr zuwarf als er sah, welche Waffe er reparieren sollte, entgingen ihr nicht. Es war nicht unbedingt so, dass nur Assassinen solche Waffen führten, aber es war doch eine ausgesprochen hinterhältige Waffe. Wenn man es richtig machte, konnte man die Opfer fast ohne Spuren ums Eck bringen, da ein Stilett zwar spitz war, aber normalerweise keine geschliffene Klinge hatte. Dadurch konnte es massive innere Verletzungen verursachen, während man von außen gerade einen feinen Einstich sah, wenn man es richtig machte.
    Schließlich gab er ihr das Stilett zurück, das jetzt wieder spitz wie eine Nadel war, und einen kleinen Stoffbeutel mit 100 Draken.
    Als sie auf dem Weg in das Innere der Festung war, beschlich sie wieder kurz das Gefühl dass sie beobachtet wurde, hakte es aber gleich als Einbildung ab. Immerhin hatte sie dieses Mal nicht durch die halbe Taverne geschrien, wer sie war und von wem sie Briefe bekommen hatte.
    Bevor sie noch richtig wußte, wo sie als nächstes hingehen sollte, stand sie schon wieder vor ihrer Kammer. Sie beschloss, hineinzugehen und ihre Kleidung zu sortieren was man noch waschen und nähen konnte und was hoffnungslos hinüber war.
    Erleichtert sah sie, dass das Zimmer leer war, sie hatte gerade überhaupt keine Lust, sich mit dem Heiler auseinander zu setzen.

    [Tirian]
    Den Heiler zog es nur noch etwas länger durch die Gänge, nachdem er den Trank gekauft hatte. Über den Preis ärgerte er sich noch, aber er musste zumindest zugeben, dass sie ihm gute Qualität verkauft hatte. Er schlenderte nur noch kurz durch die Festung und kehrte bald zu ihrer Kammer zurück. Er hatte vor einem Moment Lyviani aus der Ferne hinein huschen sehen. Er drückte sich noch etwas auf dem Gang herum. Eigentlich wollte er im Moment nicht zu ihr, allerdings trieb ihn seine Berufsehre dazu. Umso schneller sie den Trank bekam, umso besser für den Heilungsprozess. Tirian würde es sich niemals verzeihen, wenn er ihr den Arm abschneiden müsste, nur weil er jetzt nicht zu ihr gehen wollte. Der Heiler ging zur Kammer hinüber. Seine Hand ruhte auf der Klinke. In seinem Kopf spielte sich die Szene in der Kantine noch einmal ab. Ein eiskaltes Schaudern lief seinen Rücken hinunter "Feryn...": flüsterte er. "Was hat es mit ihm auf sich, dass sie so wütend wird?": ging es ihm durch den Kopf. Er öffnete die Tür und trat ein. Er schloss leise die Tür. Die Assassine saß vor ihrem Gepäck und schien ihre Kleidung zu sortieren. Ohne ein Wort zu sagen ging er zum Waschzuber und hob die versiffte Robe und den Gürtel auf und entfernte die Beutel. Anschließend legte er sie zu seinem Gepäck und behielt nur den Beutel mit dem Hustengras in der Hand. Er nahm einen Stängel heraus, zerrieb ihn und streute ihn dann in den Heiltrank.

    Er stellte ihn neben Lyviani auf den Boden. "Das ist der Heiltrank. Ich habe ihn gerade noch um ein wenig Hustengras angereichert. Könnte sein, dass ihr ein paar Stückchen bemerkt. Schluckt sie mit runter. Die sind gesund": sagte er und setzte sich dann auf sein Bett. Die Dunmer ignorierte ihn völlig. Mehrere Minuten lang herrschte Grabesstille im Raum. "Ich will nicht aufdringlich sein, aber könnt ihr mir verraten, was das vorhin zu bedeuten hatte?": wollte er schließlich wissen. Der Schreck saß ihm noch immer im Kopf. Und er wollte das lieber geklärt wissen.

    [Dreveni]
    Auch dieses Mal währte die Ruhe nicht lange, die sie in der Kammer gesucht hatte, denn schon kurz nach ihr trat Tirian durch die Tür. Sie sah nicht einmal von ihrer Arbeit auf, auch wenn sie genau hörte, was er gerade tat. Auch als er das Fläschchen neben sie stellte, sah sie nicht auf. Immerhin machte es bis jetzt den Anschein, dass er das Thema Feryn ruhen lassen würde. Was bildete er sich auch ein, dass er dermaßen nach bohrte nur weil sie sich im Halbschlaf versprochen hatte? War sie vorhin schon wieder fast in einer ausgeglichenen Stimmung gewesen, wuchs nun langsam wieder ihr Wut, wobei sie noch nicht einmal sagen könnte, auf wen oder was genau sie wütend war. Inzwischen hatte sie ihr Nähzeug, dass neben ihr lag, genommen und riss ein Stück Faden ab. Sie konnte die Sachen auch vor dem Waschen noch kurz nähen.
    Gerade als sie Tirians Anwesenheit erfolgreich verdrängt hatte und sie einen Riss in einer dunkelgrauen Tunika nähte, hörte sie ihn fragen: "Ich will nicht aufdringlich sein, aber könnt ihr mir verraten, was das vorhin zu bedeuten hatte?"

    Sie hielt kurz mit ihrer Tätigkeit inne, sah ihn aber immer noch nicht an. Für einen Moment schloss sie entnervt die Augen, bevor sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorbrachte: "Vielleicht solltet ihr dann einfach still sein, wenn ihr schon nicht aufdringlich sein wollt." Danach nähte sie weiter an einem Riss, wobei sie so fest am Faden zog, dass er fast gerissen wäre.

    [Tirian]
    Etwas sprachlos schaute er sie an. Sie hatte diesen Namen ausgesprochen. Er hatte nur eine beiläufige Frage gestellt, die ihn nicht wirklich brennend interessiert hatte und wurde von ihr dafür mit dem Tode bedroht. Und jetzt sollte er still sein? "Nein ich will wirklich nicht aufdringlich sein, aber schweigen werde ich nicht. Ihr schuldet mir ein paar Antworten. Mich interessiert nicht einmal wer dieser Feryn ist, aber verzeiht ihr habt diesen Namen genannt. Ich wollte mich bloß erkundigen, da ihr so verträumt drein geschaut habt, als er ihn ausspracht, was bei euch schon selten genug vorkommt und als Dank droht ihr mir an mich abzustechen": sagte er wurde nicht wirklich laut aber redete in seiner Erregung immer schneller. Schließlich sprang er beim letzten Satz vom Bett auf und machte einige hektische Schritte im Zimmer auf und ab.

    [Dreveni]
    Schulden? Antworten? Sie ihm? Dreveni glaubte ernsthaft, sich verhört zu haben, aber dem Dunmer war es offensichtlich ernst. Verträumt dreingeschaut? Es wurde ja immer besser. Konnte sie etwas dafür, dass er fast genau seine Augen hatte? Sie schüttelte nur stumm den Kopf während sie demonstrativ an Tirian vorbeisah, und ihm dabei zuhörte.
    "Ich habe euch nur klar gemacht, dass das kein Thema ist, dass ihr in der Öffentlichkeit erwähnt. Und zwar unter keinen Umständen.", sagte sie nun, wobei sie etwas lauter und schärfer sprach als vorhin noch, den Blick jetzt wieder direkt auf ihn gerichtet. "Und wenn ihr derart sensibel seid, dass euch das so aus der Fassung bringt, ist dass nun wirklich euer Problem." Sie legte das Nähzeug mit Schwung zur Seite, da ihr vor Wut die Hände zitterten, und starrte den Heiler an, blieb dabei jedoch sitzen.

    [Tirian]
    Sie schaute ihn direkt an. "Wenn ihr nicht über ihn sprechen wolltet, hättet ihr mir das auch sagen können, dann hätte ich das respektiert und nicht weiter nachgehakt. Das ihr mir dann aber sogar mit dem Tode droht, obwohl ich den Namen nicht einmal ausgesprochen habe, ist ein starkes Stück": erregte sich der Heiler. Er hielt ihrem Blick stand. "Was ist an diesem Feryn dran, dass ihr den Namen in der Öffentlichkeit nicht gebrauchen wollt? Habt ihr etwa Angst? Ist das jemand den ihr töten wolltet und dessen Rache euch nun verfolgt? Nicht das es mich interessieren würde, aber ich wüsste gerne, was so besonders an einem Namen ist, dass ihr mich töten wollt, nach alldem...": sagte er und klang jetzt fast noch eher enttäuscht als alles andere. War Lyviani denn wirklich alles egal?

    [Dreveni]
    "Wie verflucht naiv kann man eigentlich sein?", fuhr sie Tirian an, und erhob sich nun ebenfalls, mit einer einzigen fließenden Bewegung, und mit zwei weiteren, schnellen Schritten stand sie direkt vor dem Dunmer. Die Enttäuschung in seinen letzten Worten war ihr nicht entgangen, und das war mehr, als sie im Moment ertragen konnte. Sie funkelte ihn wütend an, als sie nach Worten suchte. Er hatte sie bei ihrer Reise schon das eine oder andere Mal auf die Palme getrieben, aber noch nie war sie so kurz davor gewesen, ihm gegenüber komplett die Beherrschung zu verlieren.
    "Und ja, ich hätte nicht das geringste Problem, euch zu töten, bevor ihr uns beide um Kopf und Kragen redet."
    Jetzt gerade zweifelte sie selbst nicht daran, denn sie war ohnehin kurz davor, sich auf Tirian zu stürzen, würde er nicht bald aufhören, weiter nach Feryn zu fragen. Andererseits war ihr auch mit einem letzten Rest von klarem Denken bewußt, dass sie es vielleicht doch nicht mehr so kaltblütig konnte, wie vermutlich noch zu beginn ihrer Reise, als sie ihn nicht so gut gekannt hatte...

    [Tirian]
    Sein Gesicht verschloss sich. "Naiv?": überlegte er. Wahrscheinlich hatte sie Recht. Naiv war er vielleicht ein bisschen. Aber es war ihm lieber dieses Stück Naivität zu bewahren als einzig zynisch durch die Welt zu gehen und hinter jeder Ecke das Schlimmste zu vermuten. Er traute Lyviani unweigerlich zu, dass es sie tun konnte und würde. Dann fiel ihm der Abend im Lager der Aschländer wieder ein. Sie hatte geweint. Sie war verletzlich und letztlich glaubte er ihr zumindest nicht, dass sie es zumindest oder Bedauern tun würde. Er schaute sie an, versuchte ihn ihren vor Wut zusammengezogenen Augen zu lesen und schaute dabei tief hinein. Kurz zuckten seine Mundwinkel zu einem Lächeln, bevor er sich ausdruckslos abwandte. "Ich sagte euch, dass ich es respektieren würde. Ihr wollt nicht über Feryn reden. Ich werde es nicht tun. Doch ich glaube, dass ihr diejenige seid, die hier wirklich ein Problem hat": meinte er und ging zur Tür. Er öffnete sie schnell. "Ich lasse euch am besten allein. Ich werde mir die Festung noch etwas ansehen und etwas frische Luft schnappen": verabschiedete er sich schließlich. Er wollte keine Antwort von ihr haben. Sie hatte ihren Standpunkt ohnehin klar genug gemacht.

    [Dreveni]
    Er ließ sie einfach stehen. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Genauso wie damals, als sie die Ashländer vor den Söldnern gerettet hatten. Problem? DU bist mein Problem., dachte sie, und rief ihm hinterher: "Wir sind noch nicht fertig, ihr werdet jetzt nicht...!", doch da hatte er die Türe schon hinter sich geschlossen. Bevor sie noch richtig merkte, was sie tat, hatte sie den Dolch in der Hand und Richtung Tür geworfen, in der er jetzt zittern steckte. "SCHEISSE!", fluchte sie laut und sah sich um, aber es war nichts unmittelbar greifbar, was sie ebenfalls an die Tür schmeißen konnte. Sie stand immer noch mitten im Raum und atmete ein paar Mal tief durch, wurde aber nicht wirklich ruhiger dadurch. Schließlich ging sie zur Tür und zog den Dolch mit Schwung heraus und steckte ihn wieder in die Scheide an ihrem Gürtel. Wenn sie hier noch weiter in diesem Zimmer war, würde sie noch explodieren, anstatt sich zu beruhigen, und so verließ sie ebenfalls die Kammer, inzwischen sollte der Heiler wohl weit genug weg gegangen sein, dass sie ihn nicht mehr sehen mußte. Hier draußen unter Anderen war sie gezwungen, sich zumindest äußerlich zusammen zu nehmen, was sich meistens auch auf ihre Stimmung auswirkte.
    Fast automatisch schlug sie den Weg auf das Dach der Festung ein, bis ihr einfiel, das Tirian etwas von frischer Luft gesagt hatte. Nun ja, sie würde ihm schon ausweichen, aber sie mußte jetzt ebenfalls hier raus.

  11. #11

    Weidenländer, Falensarano

    Tirian hörte nur noch kurz ein Geräusch an der Tür, ansonsten war er auch schon weg. „Eine Mörderin! Wie konnte ich nur auf diese Idee kommen“: fragte er sich immer wieder und wies sich selbst im nächsten Moment zurecht. Er wusste nur zu gut, dass das zu einfach wäre. Es wäre so einfach, wie Lyviani sich vielleicht wünschte, dass sie wäre. Das war sie aber nicht und er konnte das spüren. Er wünschte sich selbst, dass es einfach wäre. Jetzt noch mehr als zuvor. Das sie wieder nur die angeheuerte Söldnerin für ihn wäre. Davor hatte er sie nicht einfach benutzen können, das lag nicht in seiner Natur. Und jetzt? Noch weniger. Der Heiler schüttelte den Kopf. „Was soll das nur werden? Wir sind so verschieden“: überlegte er und sah die Chancen schwinden Tarrior tatsächlich aus Tel Uvirith zu befreien. Sie konnten wenn es drauf ankam zusammenarbeiten, aber in ihren Methoden und ihrem Handeln unterschieden sie sich grundlegend, weshalb Tirian große Zweifel hatte, ob dieser Zweckbund halten würde. Ihn beschäftigte dabei auch, wie sehr er ihr überhaupt vertrauen konnte. „Was weis ich schon über sie“: ging es ihm durch den Kopf. Er wusste genug, um zu sagen, dass sie wenige Skrupel kannte und bereit war für Geld zu töten ohne Fragen zu stellen. Wenn Meradanz ihr nun Geld für ihren Verrat anbot? Würde sie das ausschlagen? Oder würde sie ihn und Tarrior hintergehen? Er konnte es nicht wissen. Die Zweifel hatten sich jetzt innerhalb der letzten Stunden verstärkt. „Du konntest ihr schon zuvor nicht vertrauen“: erinnerte er sich selbst und doch war diese Drohung am Esstisch doch eine andere Qualität. Er schüttelte den Kopf. Er hatte Lyviani versprochen nicht weiter Feryn nachzusinnen, obwohl ihm das gerade als Schlüssel zu ihr erschien. Er würde sich an sein Wort halten. Wahrscheinlich war es auch besser für sie Beide, wenn er das Thema ruhen ließ. „Ich muss mit ihr noch einmal darüber sprechen“: entschied er. Feryn würde ihn nicht interessieren, aber er musste wissen, ob er sich auf die Assassinin verlassen konnte. Diese Gedanken und noch andere beschäftigten ihn, als er ein wenig durch die Festung streunte.

    Irgendwie war er auf der untersten Ebene angelangt. Tirian war jetzt wohl in dem Teil der Festung, der direkt über der Kanalisation lag. Eine Tür stand offen. Er ging heran und lugte hinein. Ein paar nackte Menschen und Elfen, die sich in Zubern oder sitzend neben einem Eimer abschruppten, deuteten auf den Waschraum der Festung hin. Offenbar verfügten nur wenige Quartiere über einen eigenen Zuber. Einige Türen weiter waren Sklaven damit beschäftigt Wäsche zu waschen und offenbar waren die kleinen Katen hier, die kaum größer waren als Besenkammern, wohl auch deren Unterkünfte. In einer großen Zelle im hinteren Teil der unteren Ebene saßen sogar noch mehr von ihnen ein. Tirian war angewidert. Das Haus Dres, aus dem er stammte, war auch eines der größten Häuser von Sklavenhaltern. Er war damit aufgewachsen, doch mussten ihre Sklaven nie unter solchen Bedingungen hausen. Er wandte sich abgestoßen ab. Plötzlich überfielen ihn Kopfschmerzen für einen Moment tauchten Bilder in seinem Kopf auf – zu schnell um sie richtig zuordnen oder erkennen zu können. Er musste sich an einer Wand abstützen. Dieser Keller der Festung kam ihm auf einmal furchtbar eng und stickig vor. „Ich muss hier raus“: war das Einzige was er dachte, als er sich zu der Treppe zurückbewegte, die er herunter gekommen waren. Wieder Schmerz, wieder Bilder. Er krümmte sich im Stehen. Musste sich wieder abstützen. Es war als bohrte irgendetwas in seinem Verstand. Kalter Schweiß lief ihm seinen ganzen Körper herunter. Ein Blick auf seine Hände verriet ihm, dass er inzwischen alle Farbe verloren hatte. „Was ist los? Mir ist so schwindlig“: keuchte er und schaffte es schließlich doch zur Treppe. Sie erschien ihm unendlich lang zu sein und seine Beine fühlten sich an, als bewegte er sich unter Wasser. Schließlich schaffte er es hoch. Das Gefühl wich langsam und doch rannte er nun, sah noch eine letzte Tür und stieß sie auf. Der sternenklare Nachthimmel über ihm mit einem Meer aus weißen Punkten und die frische Luft der Weidenländer begrüßten ihn. Er hielt einen Moment im Türrahmen inne und atmete hektisch tief ein und aus. Langsam beruhigte er sich. Es war offenbar spät geworden. Bis auf die allgegenwärtigen Wachposten war niemand mehr zu sehen. Offenbar hatten sich die meisten der hier oben in Zelten ausharrenden Leute bereits zu Bett begeben. Ihm war das nur Recht er wollte allein sein und wollte Ruhe haben, um noch etwas nachzudenken. Auch wollte er Lyviani Zeit geben, auch sich noch zu beruhigen. Er schlenderte ein wenig über das Plateau und genoss die Nacht.

    Tatsächlich beschäftigte ihn nicht nur die Frage nach der Zuverlässigkeit der Assassinin, sondern wenn er ehrlich war, fragte er sich, wie er persönlich zu ihr stand. Das Gefühl des Gemeinsamen war nach den letzten Kämpfen und Erlebnissen stark geworden. „Freundschaft mit einer Meuchelmörderin“: sagte er sich und lächelte dann schief in den Nachtwind hinein. „Kein Mensch, kein Mer ist nur gut und auch nicht nur schlecht“: sagte er sich wieder. Er wusste das Lyviani mehr war, als sie vorgab zu sein, als sie vielleicht sein wollte. Und er musste sich eingestehen, dass da mehr war, als nur ihre Geschäftsbeziehung. Gerade als er an die Enttäuschung denken musste, die ihn bei den Worten seiner Begleiterin überkommen hatte, wusste Tirian das es so war. Er konnte sich nicht selbst belügen. Er seufzte und setzte sich auf einen Haufen Säcke. Der körnige Inhalt mochte Weizen oder Salzreis sein. Sie waren weich. Er lehnte sich zurück und schaute in den Himmel. Seine Gedanken pendelten zwischen der Aussprache, die er unbedingt mit Lyviani führen musste, damit er wusste, woran er bei ihr war, und seinem Vater. Der Heiler hoffte inständig das Tarrior noch am Leben war. Er hatte das nie in Frage gestellt, hatte einen Tod nicht einmal in Betracht gezogen und doch war er sich nicht sicher, was das anging, denn schließlich gab es weder einen Anlass zu glauben, dass er noch am Leben war. Allerdings gab es auch keinen Grund dafür vom schlimmsten auszugehen. „Außer der besonderen Skrupellosigkeit des Telvanni“: wie sich der Heiler gedanklich selbst ergänzte. Er verdrängte dies schnell. Es konnte nicht sein, was nicht sein durfte. Er klammerte sich daran. Ein Moment der Leere trat in seinem Verstand ein, als er diese ganzen Probleme zur Seite schob. Über sich rückte der Nachthimmel mit seinen Myriaden von Sternen und den zwei Monden Masser und Secunda in den Fokus. Ganz von dem hypnotischen Anblick betäubt, wurden seine Augenlider schwerer und schwerer. Ruhe überkam ihn. Tirian schlief ein.

    Ein Gang. Ein dunkler Gang. Die Luft war kühl und schal wie in einer Gruft. Vorsichtig machte er einen Schritt in die Dunkelheit. Der Ton unter seinen Stiefeln war metallisch. Er beugte sich herab. Seine Hände glitten über einen kalten, eisernen Boden. Einzelne, metallene Platten. Als kleine, runde Erhebungen fühlte er die Nieten unter seinen Fingern, die die Platten im Boden verankerten. Ein Lufthauch fegte durch den Korridor, wirbelte Staub ihm herum auf. Die Luft wurde stickig, ekelhaft am Boden. Er erhob sich wieder. Sich blind voran tastend ging er weiter. Hielt sich an der Wand und benutzte ein metallenes Rohr, das dort entlanglief, um sich Halt zu verschaffen. Zeitlos, sich zur Ewigkeit hin dehnend irrte er so voran. Er wusste schon nicht mehr wo genau er hin wollte. Warum ging er durch diesen Gang? Er hatte keine Ahnung. Erst nach Ewigkeiten angestrengten Nachdenkens wurde ihm wieder bewusst, dass er eigentlich nach einem Ausgang suchte. Er suchte nach einem draußen, das aber genauso gut drinnen liegen konnte. Die Röhre machte eine Biegung. Er wollte sich von dieser Eisenrinne, die ihm Halt und Sicherheit im Dunkel vermittelte, nicht trennen. Das seelenlose, kühle Metall, die raue Oberfläche, die eingravierten Runen, all dies war ihm ein Anker in der Finsternis. Ein Zeichen, dass er noch da war und einen Körper hatte. Das er nicht einfach durch das große Nichts jenseits Nirns wandelte. Das Rohr war sein Freund und er folgte ihm. Irgendwo hin mochte es ihn doch führen. Er hoffte es inständig.

    Da war ein Geräusch! Ein Schaben und dann Schritte. Sie verklangen in der Entfernung. Umgehend blieb er stehen. Nein er hatte sich nicht verhört. Er kannte alle Geräusche seiner Umgebung. Er kannte das Geräusch seiner Schritte und das Schaben seiner Sohlen am Metall. Er kannte seinen Atem und die knarrenden Geräusche, die der Gang selbst ab und an von sich gab, als würde er sich strecken und seufzen. Das waren andere Schritte. Jemand hatte sich herumgedreht und war weggegangen. Er folgte dem Geräusch nun schneller und versuchte es einzuholen, wieder kam er an eine Biegung. Eine Kreuzung, wie er dann feststellte. Die Geräusche bewegten sich rechts von ihm. Er musste sein Rohr loslassen. Er tat es schweren Herzens, aber es war besser als noch eine halbe Ewigkeit durch die Dunkelheit zu irren. Zitternd verließ er seinen Halt und wandte sich nach Rechts. Hier war keine Röhre mehr sondern nur noch der kalte, leblose Gang. Nun lief er schneller. Immer den Geräuschen in der Entfernung nach, bis sie irgendwann verstummten und er in absoluter Finsternis verloren war. Hektisch sah er sich um. Suchte nach einem Anhaltspunkt und doch verlor sich alles, was nicht direkt in seiner Nähe war in völliger Schwärze. Dann hörte er wieder etwas. Nur ein kleiner Schritt. Er wandte sich nach links. Und dann plötzlich wurde es hell. Ein grünes, gedämpftes für ihn aber unverstellbar helles Licht illuminierte den Gang zu seiner linken. Er sah einen schemenhaften Umriss dort stehen. Langsam ging er auf ihn zu. Die Konturen wurden etwas schärfer. Die Person war in figurbetontes Leder gehüllt. Es handelte sich dabei um eine Frau, die mit dem Rücken zu ihm stand. Ihr Körper war gespannt. Der Kopf befand sich zwischen den vor Anspannung hochgezogenen Schultern. Sie atmete schwer und deutlich erkennbar. Langsam näherte er sich von hinten. Kurz bevor er sie erreicht hatte, drehte sie sich um. „Lyviani“: sagte er überrascht und da wurde es gleißend und er bedeckte seine Augen.

    Als er sie wieder öffnete befand er woanders. Es war eine Kammer mit gemauerten Wänden. Völlig anders als der Korridor zuvor. Fackeln erhellten den Raum flackernd und mehr spärlich als wirklich ausreichend. Er wollte sich gerade umschauen, als ein Schrei ertönte. Er wandte sich der Richtung zu aus dem er gekommen war. Er trat hinter einer breiten Steinsäule hervor und sah wieder die Frau in der Lederrüstung. „Lyviani“: flüsterte er. Doch was tat sie da. Er ging noch etwas um die Säule herum, um besser sehen zu können. Was er dort sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Ein Dunmer mit schwarzen Haaren und völlig zerschnittenem Gesicht hing an zwei Ketten von der Decke. Die Assassine malträtierte ihn mit ihrem Stilett. Immer wieder schrie er auf, wenn die Frau zustach. Ein blutiges Messer, das sie wohl schon benutzt hatte, nahm sie zur Hand und rammte es ihrem Opfer mit einem kräftigen Hieb etwas unterhalb des Brustbeins in den Oberkörper. Als sie damit begann ihn von oben nach unten aufzuschlitzen, löste sich seine Starre und er griff er ein. „Nein!“: schrie er und stürzte nach vorne. Er packte ihrem Arm. Versuchte sie zurückzuhalten. Mit blutverschmierten Händen drehte sie sich langsam um. Als er ihr Gesicht sah, ließ er sie los und trat vor Schreck mehrere Schritte zurück. Ihrem Gebiss entsprangen etliche spitze Zähne, die sie mit einem kühlen Lächeln zur Schau stellte. Ihre Augen brannten regelrecht und aus ihrer Stirn wuchsen zwei spitze Hörner. Sie sah aus wie eine Dremore. „Was ist? Gefalle ich dir etwa nicht?“: fragte sie und trat näher auf ihn zu. „Du… du…“: stammelte er. Ihr Lächeln wurde breiter, eine Spur dämonischer. Sie leckte sich Blut von der Hand. Er war absolut sprachlos. „So überrascht? Du wusstest doch was ich bin“: sagte sie und stand nun direkt vor ihm. Sie streichelte seine Wange mit blutigen Fingern. „Du was bist?“: fragte er zweifelnd. „Armer Kerl. Er hat um sein Leben gebettelt. Es war mir eine Freude ihn auszunehmen“: ignorierte sie seine Frage. „Du bist grausam“: brachte er hervor. „Sag schon was du wirklich denkst“: verlangte sie und fixierte ihn nun unerbittlich. „Was soll ich sagen?“: wollte er wissen. „Du weist es nur zu gut“: sagte sie und nahm seine Hände. „Ich weis, was du denkst. Sag es!“: fordert sie. Er schüttelte den Kopf. „Nein, das stimmt nicht“: beharrte er. „Ich weis und du weist es“: sagte sie kalt und hob seine Hände mit den ihren an. „Ich bin ein Monster“: sagte sie und legte seine Hände an ihren Hals.

    Wieder wurde es hell. Die Kammer verschwand und im nächsten Moment fand er sich in den Weiten der Weidenländer wieder. Er kannte diesen Ort. „Das kann unmöglich sein“: schoss es ihm durch den Kopf. Wieder stand er da und hatte seine Hände um Lyvianis Hals geschlossen. Doch diesmal hielt sie sie umfasst. „Los töte mich!“: befahl sie. Er schüttelte energisch den Kopf. „Ich bin ein Monster. Du musst mich töten“: verlangte sie. Er weigerte sich noch immer. Seine Hände zitterten. „Denk nur an all die Menschen und Mer, die ich getötet habe. An all diejenigen, die noch durch meine Hand sterben werden“: sagte sie. „Dieser köstliche Augenblick, wenn das Leben aus ihnen weicht – wenn sie betteln und ihr Schicksal absolut in meiner Hand liegt“: erzählte sie weiter. Zunehmend spürte er Ekel. Sie schrie ihn an. Befahl er die Bestie, die er so gepackt hatte, zu würgen bis sie tot war. Das Monstrum zur Strecke zu bringen. „TÖTE MICH!“: verlangte sie immer wieder. „NEIN!“: schrie er immer wieder. „Ich werde dich schlachten“: drohte Lyviani schließlich. Ihre Hände lösten sich von seinen und griffen an seinen Hals. Sie drückte zu. Er röchelte, bekam keine Luft mehr. „Los töte mich, bevor ich dich töte“: sagte sie. Er versuchte zuzudrücken. Schaute in ihr Gesicht. Sah plötzlich Bilder von ihr aufblitzen, wie sie kurz vor dem Aufwachen aussah. Erinnerte sich an die Nacht im Aschländerlager. Seine Hände versagten ihm den Dienst. „Ich kann es nicht tun“: brachte er schließlich unter Tränen hervor. Der Druck um seinen Hals verschwand schlagartig. Die Weidenländer verschwanden und wichen einer anderen vertrauten Umgebung – ihre Unterkunft in der Dunmer-Festung.

    Er atmete durch. Lyviani war nicht mehr zu sehen. Er schloss für einen Moment die Augen, doch dann bemerkte er wie sich zwei Arme von hinten um ihn schlangen. Sofort versteifte sich sein ganzer Körper. Ein Kopf legte sich auf seine Schulter. „Wie verflucht naiv kann man eigentlich sein?“: hörte er Lyvianis Stimme. Sie war nicht wütend, sondern ganz sanft. Er verdrehte fast die Augen, um zu ihr hinüber zu schielen. In ihrem Dremorengesicht lächelte sie nun etwas verträumt und sanft. „Mein armer kleiner, naiver Tirian“: sagte sie und küsste ihn auf die Wange. Dann schnellten ihre Arme hoch. Die eine Hand packte seinen Kopf. Es ging zu schnell, als das er sich hätte wehren können. In der anderen blitzte der daedrische Dolch auf. Er spürte wie die Klinge durch seinen Hals schnitt. „Warum…“: keuchte er mit letztem Atem, bevor seine durchtrennte Kehle mit Blut voll lief. „Ich bin nun einmal ein Monster“: lachte sie.


    Schreiend schoss der Heiler in die Höhe. Seine Augen vor Schreck geweitet starrte er einen Moment in das Firmament über sich. Ein Söldner kam heran. „Alles in Ordnung“: fragte der bullige Mann. „Ja, ja… es geht schon. Ich dachte… ich…“: versucht er sich zu erklären. „Wenn Nichts ist, schlagt gefälligst auch keinen Alarm“: beschwerte sich der Kerl und wandte sich wieder ab. „Wenn doch bloß Nichts gewesen wäre“: wünschte sich Tirian, wenn er an diesen verrückten Traum dachte. Er bekam Kopfschmerzen. Es ging ihm nicht gut. Er erhob sich von den Säcken und wankte zum Rand des Plateaus. Von dort schaute er in die Nacht der Weidenländer hinaus und versuchte sich abzulenken, in dem er in der Entfernung ein Oblivion-Tor beobachtete.

  12. #12

    Weidenländer, Falensarano

    Als sie auf dem Weg zum Dach, aus der Festung heraus, war, kam sie an einer Art Halle vorbei, aus der sie das Klappern von Holzschwertern hörte, anscheinend übten hier die Söldner. Ihre Vermutung bestätigte sich, als sie in der Tür stehen blieb, und tatsächlich einen Übungsraum vorfand, in dem sich zwei Pärchen mit Holzschwertern duellierten, ein weiteres mit Dolchsimulatoren und einer auf eine Puppe aus Holz und Stroh einhieb. An der Wand stand ein Waffenständer mit weiteren Holz- und stumpfen Stahlschwertern.
    Alles in allem eine optimale Gelegenheit, um sich etwas abzureagieren, dachte sich Dreveni und trat kurz entschlossen durch die Tür und auf die Schwerter zu. Die skeptischen Blicke, die ihr von den Kämpfern zugeworfen wurden, entgingen ihr nicht, sah sie doch nicht sonderlich kriegerisch aus mit den offenen, langen Haaren und dem knöchellangen Kleid. Sie kümmerte sich nicht darum und griff nach einem Langschwert aus Holz, dass ihr in etwa bis zur Brust ging vom Boden aus, und somit etwas länger als ihr Vulkanglasschwert war. Sie hatte zwar einen tierischen Muskelkater, aber etwas Bewegung würde auch dagegen helfen. Etwas anders sah es mit der Prellung über ihren Rippen aus, aber dann war das eben Training unter erschwerten Bedingungen.
    Sie baute sich neben dem Mann auf, auf, der auf die Übungspuppe einschlug - ein Altmer wie die Söldnerin, der sie um fast zwei Köpfe überragte, und dessen sehnige Figur trotz seiner Schlankheit von Kraft zeugte - und sprach ihn an: "Ist es nicht langweilig nur auf das Ding da einzuschlagen?"
    Er hielt nur kurz inne, sah sie abschätzend an und erwiderte: "Besser als auf Frauen mit zu großen Schwertern.", und widmete sich wieder der Puppe.
    "Angst zu verlieren?", fragte Dreveni und warf ihm einen abschätzenden Blick zu.
    "Gegen eine Dunmer? Niemals.", antwortete er, wobei er immer noch auf die Puppe einhieb.
    "Das werden wir ja sehen.", sagte Dreveni, während sie seinen nächsten Hieb von der Seite her ablenkte, er und er sich endlich ihr zuwandte: "Wenn ihr darauf besteht...Sagt nachher nicht, ich hätte euch nicht gewarnt."
    Lauernd, mit dem Schwert an der Schulter gingen sie ein Stück weg von den anderen um Platz zu haben, wobei in den Augen des Altmer immer noch zweifel standen, und die Hoffnung, sich seiner - seiner Meinung nach unfähigen - Übungspartnerin schnell zu entledigen.
    Der Altmer hatte einen recht offensiven Kampfstil, denn schnell hieb er von oben nach Dreveni, die ihm mit ihrer Klinge ins Schwert fiel und sie dann eindrehte, um einen Stich zu seinem Hals an seiner Klinge vorbei zu führen. Dieser kam auf die selbe Idee, und so war er immerhin langsam überzeugt davon, dass Dreveni schon mal ein Schwert in der Hand gehabt hatte. Diese Geplänkel gingen noch eine Weile hin und her, während beide versuchten, abzuschätzen, wie gut der jeweils andere war. Ohne sich abgesprochen zu haben, legten beide eher Wert auf Technik als auf Geschwindigkeit, was so gänzlich ohne Schutz auch nicht unvernünftig war, keiner von ihnen hatte Lust auf gebrochene Finger oder ein Schwert im Auge.
    Als sie sich beide schließlich schon mehrmals umgebracht hätten im echten Kampf, schlich sich langsam doch so etwas wie Achtung in den Blick des Altmers.
    Sie hätten noch eine Weile weitermachen können, da wurde er leider von jemandem außerhalb des Saales gerufen.
    "Vielen Dank für den guten Kampf.", sagte er bevor er sein Schwert in den Ständer stellte und sich zum gehen wandte.
    "Ebenso.", antwortete Dreveni lächelnd. Inzwischen war sie schon wieder etwas ruhiger und hatte auch vorübergehend sowohl Tirian als auch Feryn aus ihren Gedanken verdrängt.
    Sie sah noch eine Weile dem Pärchen mit den Dolchen zu, während sich doch wieder Tirian und Feryn in ihre Gedanken schlichen.

    Sie konnte immer noch nicht nachvollziehen, warum Tirian jetzt sich wieder so aufregte. Besser sie sagte ihm jetzt klipp und klar was Sache war, als dass sie nachher beide von den Morag Tong gefoltert wurden, weil er seinen Mund nicht halten konnte. Dreveni selbst wusste schon nicht mehr, wie viele ihr schon gedroht hatten, sie würden sie umbringen, wenn sie dieses oder jenes tat oder sagte. Und? So war das Leben eben, ihrer Ansicht nach.
    Wenn Tirian nicht verstand, dass nicht alle und jeder gute Absichten hatte, dann war das sein Problem.
    Unabhängig davon bereute sie es gerade, dass sie Feryn nicht einfach vor zehn Jahren schon umgebracht hatte, wie sie es hatte tun sollen. Dann wäre ihr einiges erspart geblieben. Nun ja, das war jetzt leider nicht mehr zu ändern, auch wenn sie nach wie vor nicht verstehen konnte, wie er seinen Gildenbrüdern von ihr erzählen konnte. Was zum Henker hatte ihn da nur geritten? Sie würde sich jedenfalls so schnell auf niemanden mehr in dieser Art und Weise einlassen, das würde doch nicht gut gehen. Selbst wenn er ihre Berufung teilte, wie Feryn es getan hatte, gab es doch nichts als ärger, und mit jemandem, der das nicht tat, gab es auch mehr als genug Probleme.

    Schließlich stellte sie das Holzschwert zurück und ging ebenfalls auf das Plateau oben auf der Festung. Die Türe fiel ihr leider etwas lauter ins Schloss, als beabsichtigt, da sie ihr aus der Hand rutschte, die noch müde von dem Übungskampf eben war. Oben angekommen schloss sie kurz die Augen und genoss die kühle Nachtluft,inzwischen war es ganz dunkel geworden und es hielten sich nicht mehr viele hier auf, bis auf die Wachposten, und eine Gestalt die am Rand des Plateaus stand und in die Tiefe sah. Im hellen Licht der beiden Monde konnte sie sehen, dass die Gestalt eine Robe trug, und auch von Statur, Haltung und Haaren sah sie verdächtig nach Tirian aus...

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