-
Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer
[Tirian]
Tirian verbrachte eine traumlose Nacht, die erst durch seltsame Geräusche und und plötzlich Bewegung im Bettzeug neben ihm gestört wurde. Er öffnete kurz ein Auge und sah, wie Lyviani aus dem Zelt entschwand und schloss es danach wieder. Er wollte noch etwas schlafen. Leider war ihm das nicht allzu lange vergönnt, denn Ama und ihr Mann erwachten ebenfalls bald und die Frau machte sich schon daran ein neues Feuer zu entfachen, um das Essen des gestrigen Abends wieder aufzuwärmen, dass ihn dann schließlich auch unter Decke hervorlockte. Er hatte weniger gegessen als er gewollt hatte und war schon wieder oder immer noch, er konnte es nicht genau sagen, hungrig. Auch wenn die Assassine bald wieder ins Zelt kam und auf einen raschen Aufbruch drängte, bestand er auf dem Frühstück. Der Heiler schenkte seiner Begleiterin auch noch einen missbilligenden Blick als sie das Essen ein weiteres Mal verschmähen wollte. Das war sogar ziemlich unhöflich bei der Mühe, die sich die Aschländerin offenbar gemacht hatte. Allerdings aß Tirian soviel wie für zwei, sodass zumindest kaum etwas übrig blieb. Auf Lyvianis Drängen hin beschlossen sie dann auch bald aufzubrechen. Sie verabschiedeten sich von ihren Gastgebern, sogar Mossur kam mit einem Abschiedsgruß der Weisen Frau vor ihrer Abreise noch vorbei, und machten sich dann schließlich auf den Weg.
Sie ließen das Lager schnell hinter sich. Die Meuchlerin gab einen schnellen Schritt vor, der sich erst etwas verlangsamte, als sie etwas Entfernung zwischen sich und das Dorf gebracht hatten. Ihr Gesichtsausdruck war wieder so kühl und geschäftig wie sonst auch, allerdings schaute sie öfter zu ihm hinüber. Er fragte sich, ob etwas passiert war, das er wissen müsste, aber sie sagte auch Nichts, weshalb er versuchte ihre Blicken, die er nicht zuordnen konnte, zu ignorieren. Gerade als Lyviani wieder zu ihm hinüber blickte und er sich doch entschied, zu fragen, was los sei, sprach sie ihn selbst an. Sie fragte nach dem Kampf mit Kaushad und wollte wissen, wie er ihn nieder gerungen hatte. Tirian fühlte sich unschön an die Raserei des vergangenen Abends erinnert. "Ach ich hab ihn einfach nur überrascht und richtig zu packen bekommen": wich er ihrer Frage aus.
[Dreveni]
Bei Tirians Antwort blieb Dreveni stehen und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an, während sie die Arme vor der Brust verschränkte. Das glaubte er doch wohl selber nicht.
"Nehmt mich nicht auf den Arm. Einen Mann von Kaushads Größe und sicher auch Kraft bekommt man nicht einfach mal richtig zu packen. Vor allem nicht mit einer Axt in der Schulter."
Sie beobachtete ihn einen Augenblick prüfend - wirklich sicher dass ihr von dem Abend gestern nicht doch der letzte Teil fehlte war sie sich immer noch nicht - bevor sie weitersprach: "Nichts gegen euch, aber so kräftig seid ihr auch nicht. Ich kenne noch ganz andere Kaliber die hoffnungslos unterlegen gewesen wären gestern."
[Tirian]
Lyviani blieb stehen und schaute ihn an. Sie wollte es wissen, dass konnte man ihr ansehen und prompt widerlegte sie auch noch seine Version des Hergangs. Sie hatte ihn. Kaushad war wirklich ein ziemlicher Brocken. Tirian wusste, wie lächerlich es wäre, dem widersprechen zu wollen. Als sie dann auch noch die Axt erwähnte, erledigte sich auch der Rest seiner Ausflüchte. Schuldbewusst sah er zu Boden. "Ich habe Magie eingesetzt. Ich habe meine Muskelkraft verstärkt und habe ihn dann zu Boden gezwungen": verdrehte er die Wahrheit in der Hoffnung, dass es der Assassine reichen würde. "Können wir jetzt bitte weiter?": fügte er an und wollte an ihr vorbei treten.
[Dreveni]
"Können wir nicht.", sagte sie, während sie vor ihm stehen blieb.
Das könnte es tatsächlich gewesen sein, sie erinnerte sich daran, als er ihr den Arm festgehalten hatte, als sie den Gefangenen erstechen wollte und sie das prickeln von Magie gespürt hatte. Sie sah ebenfalls kurz zu Boden, als sie sich die Szene im Zelt noch einmal in Erinnerung rief. Sie glaubte ihm nicht, seine ganze Haltung zeigte ihr, dass er ihr noch etwas verschwieg, soviel Menschenkenntnis hatte sie inzwischen dann doch. Und wirklich, da war noch etwas.
"Und gleichzeitig habt ihr nebenbei noch eure Schulter geheilt, während ihr dabei wart, ihn umzubringen?", fragte sie schließlich skeptisch. "Nebenbei bemerkt war das einer der seltenen Fälle, in dem ein Mord mehr als ungünstig gewesen wäre.", fügte sie noch gedankenlos und mehr zu sich selbst hinzu.
[Tirian]
"Nebenbei bemerkt war das einer der seltenen Fälle, in dem ein Mord mehr als ungünstig gewesen wäre": sagte sie ihm. Tirian empfand es geradezu als unangemessen, dass sie jetzt noch Salz in diese Wunde streute, obwohl sie hier die Auftragsmörderin war. Aber er hatte sich das auch verdient, schließlich hatte sie Recht. Der Heiler wusste das und es quälte ihn. Zum zweiten Mal an einem Tag hatte er die Kontrolle über sich verloren. Was war nur mit ihm los gewesen? Er schämte sich dafür, denn beinahe wäre wieder jemand zu Tode gekommen. Und anhand ihrer Worte wusste er das Lyviani auf der Spur nach etwas noch Beschämenderen war. "Natürlich. Schließlich bin ich ein passabler Heiler": sagte er versuchte sich wieder an ihn vorbei zu drücken.
[Dreveni]
Dreveni konnte nicht genau sagen, was sich für Gefühle im Gesicht des Heilers spiegelten, aber mit irgendetwas, das sie gesagt hatte, schien sie voll getroffen zu haben. Nicht dass es ihre Absicht gewesen wäre, nur zu gut erinnerte sie sich an Tirians Bemühungen gestern Abend, auch wenn sie die ganze Sache am liebsten vergessen hätte. Plötzlich sah sie wieder das verschmorte Gesicht des Söldners vor sich.
Und was für ein Heiler du bist.
"Schwachsinn.", sagte sie und hielt ihn an den Schultern fest, bevor er sich an ihr vorbeischieben konnte.
"Ihr hättet gestern den Ashkhan dieses Stammes in seinem eigenen Zelt fast ermordet. Ihr hättet ihn umgebracht hätte ich euch nicht aufgehalten." Während sie sprach sah sie ihm fest ins Gesicht. Inzwischen sah sie die Szene in dem Zelt wieder ziemlich deutlich vor sich. Und auch Tirian, wie er am Hals Kaushads hing.
"Ich erkenne Mordlust wenn ich sie sehe.", sagte sie leise und und fast sanft, ohne jeden Vorwurf in der Stimme. Inzwischen war es fast zweitrangig geworden, wie er es getan hatte, auch wenn es Dreveni immer noch interessierte. Aber langsam bekam sie den Eindruck, dass dahinter mehr steckte, als man auf Anhieb sehen konnte.
[Tirian]
"Ich erkenne Mordlust, wenn ich sie sehe": das waren die Worte die Tirian völlig aus der Bahn warfen. Er wollte sich hinsetzen oder anlehnen, aber sah weder einen Stein noch einen Baum. Er sah nur Lyviani, die sich vor ihm aufgebaut hatte und keine Ruhe geben würde. Er schlug die Hände vor das Gesicht, nahm sie jedoch wieder runter. "Ihr habt Recht ich hätte ihn fast getötet. Ich... war nicht mehr Herr meiner Sinne. Dieser Schmerz... und dann diese Wut. Wie bei dem Anderen... Und doch... ich hätte es nicht nicht tun dürfen. Nicht auf diese Weise... Ein Heiler hätte das nicht tun dürfen...": stammelte er und ließ sich abseits des Weges, den sie beschritten ins Gras sinken. Sein Blick musste seine Zerknirschung deutlich widerspiegeln.
[Dreveni]
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Tirian so heftig reagieren würde. Und auch nicht damit, dass es ihr gerade fast schon leid tat. Bei jedem anderen hätte sie sich eine Notiz in Gedanken gemacht, wo dessen wunder Punkt war, in den sie bohren konnte, wenn es die Situation erforderte - sprich er nicht spurte wie es Dreveni vorschwebte.
Der Heiler ließ sich ins Gras am Wegrand sinken und sah zerknirscht vor sich hin. Wesentlich mehr als zerknirscht kam er ihr allerdings ehrlich erschüttert vor. Fast regte sich so etwas wie Reue in ihr, das hatte sie nicht gewollt. Auch wenn sie der Meinung war, dass man sich dem stellen mußte, was man getan hatte.
Seufzend setzte sie sich neben ihn und sah ihn von der Seite an. "Ich war vielleicht etwas.. direkt.", sagte sie leise. Das war weit mehr an Entschuldigung als ihr normalerweise über die Lippen kam. Was sollte sie jetzt zu ihm sagen? Sie hatte noch nie jemand gesehen, der über sich selbst so fassungslos war, weil er in Notwehr etwas über die Stränge geschlagen hatte. "Ihr wurdet angegriffen, beide Male. Ihr seid auch nur ein Mensch."
Wenn auch mit den Fähigkeiten andere die weit stärker sind ins Jenseits zu befördern., dachte sie, sprach es aber nicht aus.
[Tirian]
Er atmete tief durch und versuchte sich zu sammeln. Hatte sie nicht recht? Immerhin hatten die Beiden ihn mit der Absicht angegriffen, ihn zu töten. Musste ihm der Tod des Redoraners deshalb nicht mehr leid tun? Er forschte in seinem Innern. Er fand eine Stimme die ihn einen Heuchler geschimpft hätte, wenn er dieser Regung nachgab. Nein. Nur weil sie ihn töten wollte, musste er nicht ebenso handeln, wenn es nicht unbedingt nötig war. Weder Redoraner hätte sterben müssen und Kaushad schon gar nicht. Noch mehr nahm ihm aber nicht der Tote Redoraner mit, sondern viel mehr Kaushad, der ja sogar überlebt hatte. Es war nicht die Zerstörungsmagie gewesen, die den Ashkhan fast das Leben gekostet hatte, sondern die Schule der Wiederherstellung, die eigentlich lindern, helfen und heilen sollte und die er dazu missbraucht hatte, anderes Leben zu vernichten. Das einzige was er als Entschuldigung zuließ, war die Tatsache, dass der Zauber womöglich sein Eigenes gerettet hatte.
Er sah Lyviani an. "Ich traue mir nicht mehr": sagte Tirian und seufzte. "Ich bin mir schon seit Wochen nicht mehr sicher, ob nicht noch ein Anderer in mir steckt. Das ich eigentlich jemand anderes sein müsste": versuchte er die Gedanken zu beschreiben, die ihn überkommen hatten, nachdem er herausgefunden hatte, dass Tarrior sein Vater war. Lyviani unterbrach ihn nicht. "Ich habe Angst davor, wozu ich fähig sein könnte": brachte er schließlich hervor und sah schuldbewusst zu Boden. "Kaushad. Diese Magie. Es war kein einfacher Stärkungszauber": gab er schließlich zu. Die Scham war wieder da. Er fühlte sich schuldig daran, seine Ideale verraten zu haben.
[Dreveni]
Tirian schien zu überlegen, und Dreveni unterbrach ihn nicht. Als er Dreveni wieder ansah und weitersprach, hatte sie mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass er ihr einen derartigen Einblick in sein innerstes geben würde. Sie erinnerte sich an den Anfang ihrer Reise, wie er versucht hatte, sie von der Kostbarkeit des Lebens zu überzeugen. In diesem Zusammenhang gewannen die Worte, die er jetzt an sie gerichtet hatte, zusätzliches Gewicht. Als sie ihn so ansah, meinte sie fast seinen Konflikt selbst zu spüren, und so etwas wie Anteilnahme und Mitgefühl schlich sich in ihre Gedanken, die sich kurz in ihrem Blick zeigten. Nicht ohne eine leise, warnende Stimme im Schlepptau: Hör auf dich so für ihn zu interessieren, du weißt wo das hinführt.
Da kam ihr ein Spruch in den Sinn, den ihr Mordan einmal gesagt hatte, auch wenn sie schon lange den Zusammenhang vergessen hatte. "Der härteste Kampf ist der gegen sich selber. Und auch der einzige, den man nicht gewinnen kann.", sagte sie gedankenverloren.
"Ich denke ihr habt gesehen, wozu ihr fähig wärt. Es hat keinen Sinn, das zu verleugnen.", richtete sie ihre Worte wieder direkt an den Heiler. "Was war es denn für ein Zauber?" Dreveni glaubte die Antwort schon zu kennen, wollte es aber von Tirian hören.
[Tirian]
"Der Kampf gegen sich selbst": diese Worte hallten in ihm nach. Die Frage für ihn war, ob man ihn tatsächlich nicht gewinnen konnte, ob dies sein Leben auf ewig bestimmen würde. Er wusste es nicht. Aber das war kein Grund aufzugeben. Wenn er dem nachgeben würde, könnte er sich kaum mehr im Spiegel anschauen. Er hatte immer versucht ein guter Dunmer zu sein. Für ihn war es immer selbstverständlich gewesen anderen zu helfen, doch inzwischen zweifelte er daran. War etwas Anderes vielleicht seine wahre Natur?
"Ich denke ihr habt gesehen, wozu ihr fähig wärt. Es hat keinen Sinn, das zu verleugnen": meinte Lyviani. Sie hatte Recht und doch Unrecht. "Ich wusste das ich die Befähigung habe, aber... diese Wut": konnte er es selbst nicht einordnen. "Dieser Zauber": fuhr er fort: "nennt sich Leben entziehen. Es ist in meinen Augen die Perversion eines Heilzaubers. Er ermöglicht es die Lebensenergie, die Kraft, die Vitalität eines Gegners völlig auszusaugen, um sich selbst damit zu heilen oder zu stärken, wenn man nicht verletzt ist. Man kehrt damit den Fluss heilender Energien einfach um. Jeder befähigte, magische Heiler kann dies theoretisch, aber viele schrecken aus berechtigtem Grund davor zurück, weil es ein Verrat an allem ist, an das wir glauben - Magie, die eigentlich heilen soll, dazu zu benutzen, um Leben zu nehmen. Das Opfer wird ausgezehrt, wie Kaushad gestern. Im Zweifelsfall kann man sich von einem Gegner nähren, um sein eigenes Leben retten. Dafür wurde dieser Zauber ursprünglich entwickelt, aber ihr habt gesehen, dass auch ein Missbrauch möglich ist. Es ist ohnehin schwer die Kontrolle zu behalten, weil es dem Anwender über die reine Heilung hinaus ein wahnsinnig gutes Gefühl verschafft, aber wenn man... in diesem Zustand ist, wie ich..."
Tirian brach ab. "Der Kampf, den man nicht gewinnen kann": ging es ihm wieder durch den Kopf. "Manchmal frage ich mich, ob ich nicht jemand anders hätte werden sollen": überlegte der Heiler laut.
[Dreveni]
Während sie Tirian zuhörte, massierte Dreveni mit Daumen und Zeigefinger ihre Stirn über den Augenbrauen. Ihr tat immer noch der Kopf weh, und dieses Gespräch trug auch nicht gerade zur Besserung bei. Daher wehte also der Wind. Dreveni war in dieser Sache ganz anderer Ansichten. Ihrer Meinung nach waren Dinge weder gut noch schlecht, oder ausschließlich zu einem Zweck vorhanden. Man benutzte sie eben der Situation entsprechend, egal ob man damit schadete oder nützte. Und trotzdem konnte sie Tirians Punkt nachvollziehen, wenigstens im Ansatz. Bei seinem letzten Satz reichte es ihr aber. Sie stand auf, ging ein paar Schritte und drehte sich dann wieder zu Tirian um.
"Jemand anderes werden sollen? Ihr zweifelt jetzt nicht wirklich alles an, was ihr bisher getan habt, wofür ihr gelebt habt, nur weil ihr ein paar Mal die Kontrolle verloren habt? Weil ihr euch gewehrt habt und eben zu den Mitteln gegriffen habt, die ihr beherrscht?", fragte sie ihn energisch.
"Ihr wart wütend, verwundet, und nicht mehr ganz Herr eurer Sinne. Und selbst wenn, macht es euch nicht zu einer schlechteren Person. Wie viele habt ihr inzwischen schon geheilt? Wie vielen habt ihr das Leben gerettet? Meint ihr nicht, das wiegt weit schwerer?", fuhr sie fort, ihre Worte durch ausladende Gesten unterstreichend. "Könnt ihr euch auch nur vorstellen, wie viele Leben ich schon ausgelöscht habe? Und trotzdem wart ihr gestern Abend da und habt mich nicht pauschal verurteilt.", rutschte ihr noch heraus, obwohl sie den Abend eigentlich ruhen lassen wollte.
Inzwischen hatte sie sich aber so in Rage geredet, dass es ihr fast schon egal war. Sie wusste nicht warum, aber sie wollte nicht das Tirian jetzt alles anzweifelte, an was er glaubte. Sie erinnerte sich daran, wie er sie mit seinen Reden und Idealen fasziniert hatte. Schließlich legte sie mit einer schnellen Bewegung ihren Waffengürtel ab, und ließ ihn demonstrativ auf den Boden fallen, nachdem sie ihren Dolch gezogen hatte, welchen sie Tirian vor die Füße warf. "Nehmt ihn. Wäret ihr fähig, jetzt so auf mich loszugehen? Auf einen unbewaffneten?" Während sie sprach, hatte sie auch noch ihr Stilett neben das Schwert auf den Boden fallen lassen. Herausfordernd sah sie ihn nun an, die Arme leicht zur Seite gestreckt, die Handflächen ihm zugewandt.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln