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Thema: Die Erben der Häuser

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  1. #1

    Weidenländer, Zainab-Lager, Zelt des Ashkhans

    Es war inzwischen dunkel geworden und außer den beiden Wächtern vor dem Zelt des Ashkhans war auch niemand weiter zu sehen. Tirian nickte. Er holte aus und warf die Flasche zu den beiden Wachen hinüber. Beim Aufprall auf den Boden zerbarst das filigrane Gefäß. Ein leichter Dampf breitete sich aus, den der Heiler selbst kaum sehen konnte. Die Wächter die wegen des plötzlichen Klirrens in Unruhe geraten waren, bewegten sich auf einmal nur noch sehr fahrig und kippten dann einfach um. Einen kurzen Augenblick wartete der Heiler noch, um sicherzugehen, dass sich das Gas verflüchtigt hatte und ging hinüber. Ein prüfender Blick verriet ihm, dass die Leibwächter tatsächlich bewusstlos waren. Innerlich dankte der Weisen Frau für ihre Hilfe und betrat energisch das Zelt. „Von wegen Kind“: sagte er und versuchte sich der Wut wieder zu besinnen, die ihn zuvor so überkommen hatte, um den richtigen Ton zu treffen. Der Ashkhan wandte sich um und war über diese Störung sichtlich alles andere als erfreut. Er ließ von Lyviani ab, aber baute sich direkt vor ihr auf. „Sie ist zu schade für euch. Ihr seid ihrer nicht würdig. Ich bin es!“: verkündete er auf Dunmeri. Zur Provokation behielt Tirian diesmal das Cyrodiilische bei: „Allein schon, dass ihr das sagt, zeigt, dass ihr Unrecht habt. Ich bin der Überzeugung Lyviani kann selbst darüber befinden, wer ihrer würdig ist und wer nicht und braucht keinen Dahergelaufenen, der dies für sie entscheidet!“ Der Ashkhan schaute beleidigt drein und wurde immer wütender. „Dahergelaufen?! Ich bin Ashkhan Kaushad! Ich herrsche über den wohlhabendsten Stamm der Aschländer. Wie kann ein N’wah, wie ihr es wagen?!“: ereiferte sich. Er legte seine Hand auf die Streitaxt an seiner Seite. Die Assassinin wollte sich einmischen, doch brutal schnitt ihr der Häuptling das Wort ab. „Scheinbar auf die gleiche Art, wie ein S’wit wie ihr, dies wagen kann!“: erwiderte Tirian. Das ging offenbar zu weit. Er zog seine Chitin-Streitaxt, die vor Magie schimmerte und glühte und wohl mit mehr als einem einfachen 0815-Zauber geladen war. Er wollte offenbar angreifen, doch in diesem Moment erhob sich die Assassine und ihrer blitzte ihr Stilett. In diesem Moment war der Heiler doch dankbar dafür, dass Lyviani eine Meuchelmörderin war. Doch das verflog im nächsten Moment.

    Der Ashkhan musste die Bedrohung in seinem Rücken wahrgenommen haben und die Dunmer schien im Gegenzug zu ihren sonstigen Kampffähigkeiten, die er schon bewundern durfte, geradezu langsam und tumb. Mit einer schnellen Bewegung schlug der Khan ihr nicht nur das Stilett aus der Hand, sondern schickte sie mit einer schallenden Ohrfeige zu Boden. Tirian musste sich schwer beherrschen, dem Ashkhan in diesem Moment nicht an die Gurgel zu gehen. „Misch dich nicht ein Weib. Dieser Hund hat mich beleidigt“: sagte er und wandte sich von Lyviani, die deutlich geschockt auf dem Boden saß, ab. „Wir machen das jetzt nach alter Sitte im Zweikampf aus. Ich werde ihr beweisen, dass nur ich es Wert bin ihr Mann zu werden. Ich werde dich zertreten wie einen Skrib!“: forderte ihn zum Kampf heraus und begab sich schon in Position. Tirian zog sein Schwert, um sich zumindest verteidigen zu können. Er hatte im Duell keine Chance gegen den Ashkhan. Er stand langjähriger Erfahrung in Nahkampf und enormer Stärke entgegen. Die verzauberte Waffe und die offenbar auch verzauberte Rüstung, die er unter seinem Gewand trug, man konnte sie erkennen, als er seine Waffe zog, machten die Überlegenheit seines Gegenübers nur allzu deutlich. Einen Zweikampf konnte er auf diese Art und Weise nicht gewinnen.

    Das war dem Ashkhan seinerseits offenbar auch bewusst und er stürmte ohne Erbarmen los und ließ Schläge auf ihn niederprasseln. Als sich die Axt des Khans mehrmals funkensprühend in seiner Waffe verkeilte, wurde jedoch keine offensive Magie freigesetzt, was Tirian verwunderte. Er nahm diese glückliche Fügung jedoch an und versuchte mit aller Kraft gegen die Schläge zu halten, doch er spürte seine Kraft schnell erlahmen. Als die Schneide der Axt ihm bei einem Schlag nur kurz im Gesicht streifte und ihm eine blutige Strieme hinterließ, begann er Magicka zu pumpen. Seine Stärke erhöhte sich für einen Moment. Mit einem Stoß brach er die Schlagblockade des Gegners auf und warf nun seine Klinge nach Kaushad. Wie erwarten wehrte er sie jedoch mit der Axt ab. Als er sich Tirian nun wieder zuwenden wollte, musst er feststellen, dass der Dunmer auf ihn zugerannt kam und gefährlich nahe war. Er versuchte einen Axtstreich auf weniger als Armlänge. Mit einem satten Geräusch grub sich die Schneide in die Schulter des Heilers. Tirians Gesicht verzog sich vor Schmerz. Wie Butter drang die Waffe durch seine Robe und fraß sich ins Fleisch. Ein unglaubliches Brennen folgte. Jetzt erst zeigte sich die Wirkung der Verzauberung. Offenbar war ein Rüstung auflösen Zauber auf die Axt gewirkt worden. Die Robe begann sich von der Stelle aus, wo die Waffe hineingeschlagen hatte, zu verfallen. Doch Tirian nahm das kaum mehr, höchstens noch am Rande wahr. Sein gesamtes Denken wurde im Moment vom Schmerz und von der Wut auf den Khan bestimmt. Er war ihm nun direkt nahe. Es passte kaum mehr eine Handbreite zwischen sein Gesicht und das Kaushads. Ihre Blicke trafen sich. Der Heiler war entschlossen. Er ergriff den Waffenarm des Aschländers, der noch immer Druck auf die Wunde ausübte und versuchte die Schneide weiter hineinzudrücken. Tirian, in dessen Kopf der Schmerz förmlich explodierte, nutzte nun noch den Rest seines Magickas, das sich während der kurzen Schonzeit seit dem Kampf gegen die Redoraner nur leidlich erholt hatte, und ließ es in den Körper des Khans fließen.

    Es dauerte einen kurzen Moment, bevor die Wirkung für Tirian spürbar wurde. Er fühlte… neue Energie, die zu ihm hinströmte. Er presste noch fester zu und versuchte mehr davon zu bekommen. In seinem Kopf verschwand langsam der Schmerz und machte dem süchtigmachenden Gefühl nach neuer Stärke Platz. Der Arm des Ashkhans verdorrte immer schneller unter dem gierigen Griffs des Heilers. Mit Schrecken in den Augen sah Kaushad zu, wie sich die Muskeln darin regelrecht auflösten und die Axt seinen Händen entglitt. Die Schneide löste sich aus der Wunde und viel zu Boden. Blut netzte den stellenweise freigelegten, weil die Robe sich inzwischen in diesem Bereich schon gut aufgelöst hatte, Oberkörper Tirians. Nun packte der Dunmer auch noch mit der anderen Hand zu. Sie griff nach der Kehle des Ashkhans. Inzwischen hatte er sich von dem Schock erholt und wollte sich wehren, doch versagten ihm eindeutig die Kräfte, denn die saugte der Heiler nun voller Genuss aus ihm heraus. Er konnte sich nicht mehr beherrschen. Sein Verstand war wie ausgeschaltet. Während sich der Schnitt auf seiner Wange und die tiefe, triefende Wunde in der Schulter ohne zurückbleibende Spuren schlossen, mergelte Kaushads Körper immer weiter aus. In diesem Moment fühlte er eine Hand, die sich zupackend auf seine Schulter legte. In seinem Kopf manifestierte sich das Bild eines neuen Feindes. Er ließ den Khan los und wollte umfassen, doch in diesem Moment fing er sich einen ordentlichen Schlag ein. Sein Blick klarte auf und er sah Lyviani, die ihn festhielt und versuchte vom Ashkhan wegzureißen.

    Tirian kam wieder zu Sinnen. Etwas fassungslos betrachtete er seine Hände. „Wir sollten verschwinden“: sagte sie und er pflichtete ihr bei. Er packte sein Schwert ein und gemeinsam verließen sie das Zelt des Khans schleunigst. Die beiden Wächter waren noch immer bewusstlos, was ihnen gerade gut passte. Außerdem wurden sie schon von Mossur erwartet. Ohne Widerworte oder eine Frage Lyvianis abzuwarten, folgte Tirian dem Leibwächter der Weisen Freu einfach, der sie auch zurück zu seiner Herrin brachte. Sie wartete in der Nacht vor ihrem Zelt und schien besorgt zu sein, doch als sie den Heiler und seine Begleiterin entdeckte, wirkte sie deutlich erleichtert. „Sehr gut. Ihr habt euch den Werbungsversuchen unseres Khans widersetzt. Er kann da manchmal sehr unbedacht sein“: sprach sie und zwar auf Cyrodiilisch, sodass die Assassine es auch verstehen konnte. Dann bemerkte sie die zerstörte Robe des Dunmers. „Oh. Was ist geschehen?“: wollte sie wissen. Tirian fand erst keine Worte. Glücklicherweise nahm ihm seine Begleiterin diese Bürde ab und setzte der alten Frau kurz auseinander, was vorgefallen war. „Ihr braucht euch keine Sorgen machen. Ashkhan Kaushad wird sicherlich von sich aus Nichts unternehmen. Er würde sein Gesicht verlieren, würde er eine Niederlage gegen einen Fremdländer zugeben. Vor allem würde er sich vor dem ganzen Stamm blamieren, wenn er den Grund für dieses Duell offenbart“: beruhigte die Weise Frau sie. Tirian war sich da zwar nicht so sicher, denn er hatte den Ashkhan fast getötet. Er hoffte die alte Dunmerin würde Recht behalten und die Sache fiel nicht auf ihn und Lyviani zurück. „Ihr solltet jetzt zu Ama zurückkehren und das Dorf morgen bei Tagesanbruch verlassen“: empfahl die Weise Frau. Tirian und seine Begleiterin schauten sich kurz an und waren sich einig darin, dieser Empfehlung zu folgen.

    Schweigend liefen sie zum Zelt von Ama zurück. In Tirians Geist tobten diese Selbstvorwürfe. Es quälte ihn. Er schaute zu Boden, während er sich einfach nicht erklären konnte, was mit ihm im Zelt des Ashkhans oder früher am Tag bei den Redoranern passiert war. Diese blinde Raserei… Er schloss die Augen. Vielleicht war einfach nur müde. Er fühlte sich tatsächlich sehr erschöpft. Der Tag war lang und seine Kräfte ausgereizt. Es wurde Zeit zu schlafen. Vielleicht würde er dann wieder zu etwas innerer Ruhe finden. Die war ihm schon innerhalb der letzten Wochen mehr als abhanden gekommen. Die letzten Ereignisse hinterließen weitere Spuren. „Ausruhen“: flüsterte er vor sich hin. Da betraten er auch schon Amas Zelt. Es roch nach leckerem Essen. Die Feuerstelle brannte und darüber hing ein Topf der mit einer hellbraunen Flüssigkeit gefüllt war, in der allerlei Zeug schwamm – verschiedene Stückchen an Getier und Gemüse. Tirian war im Moment nicht wählerisch. Etwas Warmes zu essen, war genau das, was er sich jetzt neben einem Bett geradezu sehnsüchtig wünschte. „Ah da ihr ja wieder seid. Essen schon fertig": wurde er von Ama wieder begrüßt. Tirian brachte bloß einen schwachen Gruß zustande und setzte sich teilnahmslos an den Rand der Feuerstelle, abseits von ihr und ihrem Mann, der sich inzwischen auch erhoben hatte. Für Lyviani hatte er im Moment keinen Blick mehr.

  2. #2
    Dreveni brauchte ein paar Augenblicke um zu realisieren, wer da in das Zelt gestürmt kam. Als sie dann aber Tirian erkannte, war sie nur noch erleichtert, was nicht lange anhielt, denn nach einem kurzen Wortwechsel forderte der Ashkhan Tirian glatt zum Zweikampf auf, den er anscheinend an Ort und Stelle austragen wollte. Für Dreveni war klar gewesen, dass sie auf jeden Fall ohne Waffengewalt aus dieser Situation kommen wollte, aber dazu war es jetzt zu spät. Der Heiler hatte nicht die geringste Chance gegen Kaushad, und wenn er jetzt starb, sanken auch ihre Chancen das Lager so bald wieder zu verlassen rapide. Sie versuchte sich zu sammeln, zog ihr Stilett und ging auf Kaushad los, der fing ihren Stich allerdings mühelos ab und schlug ihr kräftig ins Gesicht. Dass sie nach hinten auf den Boden fiel war nicht allein der Wucht des Schlages zu verdanken, sondern auch ihrem Zustand, den man nur noch als Unkoordiniert bezeichnen konnte. Was danach kam, geschah fast zu schnell, als das sie es noch wirklich verarbeiten konnte, irgendwann sickerte nur in ihr Bewusstsein, dass der Heiler offenbar gerade dabei war, Kaushad zu erwürgen. Wie zum Henker er das fertig brachte, konnte sie sich nicht erklären, sie wusste nur, dass sie das irgendwie verhindern musste. Sie rappelte sich auf, fasste Tirian an der Schulter und wollte ihn wegziehen, was ihr nicht gelang. Sie wusste sich nicht mehr anders zu helfen, als ihm kräftig ins Gesicht zu schlagen, woraufhin er schließlich von Kaushad abließ. Einen Moment fürchtete sie schon, er würde jetzt auf sie losgehen, aber dann ließ er sich von ihr aus dem Zelt führen. Dort lagen die Wachen bewusstlos auf dem Boden, und fast automatisch nahm Dreveni ihren Schwertgürtel, der dort ebenfalls auf dem Boden lag.

    Inzwischen kam es ihr vor, als würde sie Schlafwandeln, auch die kühle Nachtluft trug nicht wesentlich dazu bei, ihren Kopf wieder klarer zu machen. Sie wurden von einem Dunmer durch das Lager bis zu einer alten Frau geführt, der Dreveni schließlich bruchstückhaft und unzusammenhängend erzählte, was gerade passiert war. Jedenfalls kam es Dreveni absolut wirr vor, die Dunmer schien allerdings zu verstehen.

    Schließlich gingen sie wieder zurück zu dem Zelt ihrer Gastgeber, wobei sich Dreveni an Tirians Arm festhielt, um nicht zu wanken. Dieser schien das nicht einmal zu bemerken, und als sie das Zelt fast erreicht hatten und Dreveni das Licht des Feuers durch den Eingang sehen konnte, wusste sie, dass sie jetzt auf keinen Fall wieder in eines dieser Zelte wollte. Hunger hatte sie ohnehin keinen, noch einmal würde sie nichts essen was ihr hier angeboten wurde. Mit was hatte sie dieser Kerl nur vergiftet?
    "Ich bleib noch ein bisschen hier draußen.", sagte sie leise zu Tirian, wobei sie sich nicht einmal sicher war ob er sie gehört hatte, ließ seinen Arm los und setzte sich ein paar Meter neben der Seitenwand des Zeltes in die Dunkelheit, den Schwertgürtel ließ sie achtlos neben sich fallen. Hier würde man sie nicht gleich sehen, und sie brauchte jetzt Ruhe, um wieder etwas klarer zu werden und zu verstehen, was gerade überhaupt alles passiert war. Wenn die Welt wieder aufhören würde, sich um sie herum zu drehen, hätte sie auch nichts dagegen. Seufzend ließ sie sich zur Seite kippen, zog die Knie an und legte ihren Kopf auf die Hände. Als sie so auf der Seite lag, ließ wenigstens der Schwindel etwas nach, trotzdem ging es ihr immer noch reichlich elend. Wieso meinten eigentlich alle in letzter Zeit, sie könnten ständig ihre schmierigen Hände an ihr haben? Wäre Tirian nicht dazwischen gegangen, wäre sie morgen früh vermutlich als neue Frau des Ashkhan aufgewacht.
    Eigentlich war es nur ihre eigene Schuld, dachte sie. Sie hätte einfach gleich wieder gehen können. Natürlich hätte sie auch nicht unbedingt etwas dagegen gehabt, wenn der Abend vielleicht nicht nur bei Gesprächen geblieben wäre, unter der Voraussetzung dass sie weiterhin ihre Sinne beisammen gehabt hätte. Und er sie nicht mit irgendwas, das sie nicht einmal kannte, gefügig gemacht hätte. Während diesen Gedanken beobachtete sie den Streifen Licht, der aus dem Zelt auf den von dünnem Gras bedeckten Boden fiel und dachte, dass sie eigentlich schon längst hätte reingehen sollen. Aber sie konnte sich beim besten Willen nicht überwinden, inzwischen war ihr einfach nur zum Heulen, und in Tränen ausbrechen wollte sie wirklich nicht vor anderen. Nicht einmal allein hier im dunklen.

  3. #3

    Weidenländer, Zainab-Lager, Amas Zelt

    [Tirian]
    Ama füllte ihm eine Schale mit dem Fleischtopf und gab ihm dazu noch ein großes Stück Fladenbrot. „Ich hoffe es schmeckt euch“: sagte sie lächelnd. Ihm gegenüber bevorzugte sie eindeutig ihr Dunmeri. Tirian nahm das Essen mit entgegen, nahm mit dem Löffel etwas auf und pustete, bis es eine angenehme Temperatur hatte. Er kostete es. Es schmeckte gut. Er begann sich den Fleischtopf hinein zu schaufeln. Es tat so gut den Magen zu füllen. Dazu biss er ab und an vom knusprigen Fladenbrot ab. „Ich hoffe es schmeckt euch“: sagte Ama und inzwischen fühlte sich Tirian auch wieder mehr in der Lage etwas zu sagen. „Ja, danke. Das tut wirklich gut“: bedankte er sich. Sie lächelte und reichte auch ihrem Mann eine Schüssel. „Ja man sieht euch an, dass ihr das gebraucht habt. Ihr habt heute schwer gekämpft. Da habt ihr euch das auch verdient“: meinte die Aschländerin. „Mehr als du denkst“: dachte der Heiler, der durch den Kommentar wieder an den Ashkhan denken musste. Er hoffte wirklich, dass sich Kaushad von dem magischen Angriff erholte. „Möchte eure Begleiterin eigentlich Nichts essen?“: riss ihn seine Gastgeberin zurück aus seinen Gedanken. Er schaute sich um. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Lyviani gar nicht mit ins Zelt gekommen war.

    Ama bemerkte seinen suchenden Blick: „Sie ist noch draußen vor dem Zelt. Ich nahm an, sie wollte noch etwas die frische Abendluft genießen.“ Sein Blick wanderte zum Zelteingang. Die Dunmer drückte ihm eine weitere, volle Schale mit Essen in die Hand. „Vielleicht möchte sie lieber draußen essen. Nehmt ihr das doch bitte mit“: bat sie. Tirian nickte. Die Assassine hatte sicherlich auch Hunger. Er fragte sich gerade, warum die Frau nicht mit hinein gekommen war. Er zuckte mit den Schultern und erhob sich. „Und wenn ihr wieder hereinkommt, könnt ihr uns ja erzählen, was mit eurer Robe geschehen ist“: wies sie ihn noch auf etwas Anderes hin, an das er selbst gar nicht mehr gedacht hatte. Er besah sich seinen halb freiliegenden Oberkörper. Der Zauber der Axt hatte nicht nur die Robe sondern auch das Hemd darunter zersetzt. Er hatte diese Robe gemocht. Er würde eine Menge mehr Stoff brauchen, um sie zu reparieren. Ein Schneider musste bei der nächsten Gelegenheit heran. „Vielleicht“: sagte er und erwiderte das verschmitzte Lächeln der Aschländerin etwas missglückt.

    Er trat vor das Zelt und konnte die Dunmerin zunächst nicht sehen. Erst als seine Augen, die inzwischen an das Licht der Feuerstelle gewohnt waren, sich auf die Nacht umstellten, entdeckte er die Assassinin einige Schritte vor dem Eingang im Gras liegend. Er lief zu ihr hinüber und beugte sich schnell herunter. „Geht es euch gut?“: fragte er besorgt. Er suchte ihren Blick, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Er beruhigte sich etwas, als sie ihn ansah.

    [Dreveni]
    Die Ruhe die Dreveni vor dem Zelt gesucht hatte, wurde jäh gestört, als Tirian ins Freie trat und sich über sie beugte. Das hatte ihr jetzt gerade noch gefehlt. Sie fühlte sich so überhaupt nicht in der Lage, ihm auch nur vorzumachen, dass alles in Ordnung war. Wenigstens war es so dunkel, dass er ihr Gesicht nicht genau erkennen konnte, hoffte sie jedenfalls.
    "Ja, es geht mir gut.", nuschelte sie, klang dabei allerdings wenig überzeugend. Sie setzte sich wieder aufrecht hin, was mit einem erneuten Schwindelanfall belohnt wurde, und legte ihren Kopf auf die angezogenen Knie.
    Geh einfach wieder ins Zelt. Bitte. Geh einfach.

    [Tirian]
    Lyviani sagte, dass mit ihr alles in Ordnung wäre, als sie sich aufsetzte. Sie erweckte ihm gegenüber jedoch nicht diesen Eindruck. Auch die Art wie sie sich hinsetzte, tat nicht unbedingt ein Übriges, um ihn davon zu überzeugen, dass es ihr wirklich gut ging. "Ama hat Essen für uns zubereitet. Ich habe euch etwas mitgebracht". sagte er und stellte die Schale mit dem Fleischtopf neben sie und brach ihr etwas von dem Fladenbrot ab. "Es schmeckt wirklich gut": sagte er. Tirian setzte sich neben sie und betrachtete sie einen Moment nachdenklich. Er erinnerte sich an ihre merkwürdig benommenen Bewegungen im Zelt des Khans. "Geht es euch wirklich gut? Wollt ihr reden?": fragte er nach einem kurzen Moment vorsichtig und aß wieder aus seiner Schale, die er mit nach draußen genommen hatte.

    [Dreveni]
    Geh mir bloß mit dem Essen weg., dachte sie nur, als er die Schüssel neben sie stellte. Auch tat er ihr nicht den Gefallen, einfach wieder zu gehen. Statt dessen setzte er sich neben sie und fragte weiter. Nein, es ging ihr nicht gut. Nicht nur dass ihr immer noch elendig seltsam war, sie fühlte sich auch nach wie vor so, als würde sie nach spätestens drei Worten in Tränen ausbrechen, wenn sie jetzt mit jemandem reden würde. Was war nur los mit ihr? Es war sonst nicht ihre Art, in Selbstmitleid zu versinken, aber gerade konnte sie einfach weder mit dem Erlebnis mit Kaushad gerade umgehen, noch mit Tirians besorgten Fragen, und auch das was in der Dwemerruine passiert war, war wieder in ihrem Kopf, als wäre es eben erst geschehen.
    "Es geht schon.", sagte sie schließlich, hob den Kopf und strich sich mit einer fahrigen Geste das Haar aus dem Gesicht, vermied es aber, Tirian anzusehen.
    "Da war nur irgendwas in dem Essen. Oder dem Tee. Ich.. Ich bin ja selber Schuld. Wäret ihr nicht ins Zelt gekommen und..."
    Scheiße.
    Schnell wischte sie die Tränen aus den Augen, ohne daran zu denken, dass es so erst recht auffiel.

    [Tirian]
    "Etwas im Essen!?": die Alarmglocken schrillten bei Tirian. Hatte der Ashkhan so etwas nötig? Allerdings würde es die fahrigen Bewegungen der Assassinin erklären. Da sie noch ansprechbar war, konnte es aber keine allzu starke Droge gewesen sein. Sie hatte wohl noch einmal Glück gehabt. Die Dunmer wischte sich durch das Gesicht. "Weinte sie?": fragte er sich überrascht. Mit so etwas hatte er beim besten Willen nicht gerechnet. Lyviani wirkte bisher auf ihn so stark und kalt. Er nahm ihre Schüssel und hielt sie ihr mit etwas Abstand vor das Gesicht. "In diesem Fall ist es besser, wenn ihr etwas zu euch nehmt, dass nicht mit irgendetwas versetzt ist. Soweit ich das beurteilen kann, hat Ama nicht vor uns zu vergiften, zumindest nicht, wenn sie nicht auch noch ihren Mann und sich selbst umbringen will. Etwas in den Magen zu bekommen, hilft eurem Körper die Wirkung dessen, was auch immer euch verabreicht hat, zu bekämpfen. Außerdem hilft es gegen die Übelkeit und bringt euch wieder zu Kräften": sagte er und bot ihr die Schale weiterhin an. "Und macht euch keine Vorwürfe. Wer konnte das schon ahnen? Ich war ja noch rechtzeitig zur Stelle": wollte Tirian sie beruhigen.

    [Dreveni]
    "Nehmt das bloß weg." Es war ihr egal, ob in diesem Essen auch etwas war oder nicht, sie konnte es gerade nicht einmal sehen, geschweige denn riechen. Und was wußte er schon, was sie sich für Vorwürfe machte. "Ich hätte es ahnen müssen.", sagte sie mit zittriger Stimme. "Er hätte euch fast umgebracht, weil ich nicht vorsichtig genug war. Und wenn ihr nichts mitbekommen hättet, und nicht dazwischen gegangen wäret, dann hätte ich vermutlich dieses Mal nicht soviel Glück gehabt wie in der Dwemer Rui.." Erschrocken hielt sie inne und sah Tirian an. Was tat sie hier eigentlich?

    [Tirian]
    Er nahm die Schale wieder herunter. Offenbar wollte sie wirklich nicht, obwohl es ihr danach sicherlich besser gehen würde. Sie gab sich selbst die Schuld für alles. Tirian wollte ihr widersprechen, da brach sie plötzlich von selbst ab. Er sah einen Schreck in ihrem Gesicht. "Dieses Mal? Dwemer-Ruine?": ging es ihm durch den Kopf. Etwas belastete sie, dass konnte man ihr ansehen. Sie schaute schon am Nachmittag so traurig. "Hatte etwas damit zutun?": fragte sich der Heiler. "Was ist euch in dieser Ruine zugestoßen?": wollte Tirian wissen und widerstand dem Gefühl Lyviani den Arm um die Schulter legen zu wollen.

    [Dreveni]
    Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass er ihr jetzt endlich recht geben würde. Sie hatte Mist gebaut, nicht nur dieses mal, und jetzt mußte sie auch mit den Folgen leben, wie sie es ihr ganzes Leben bisher gelernt hatte, und auch gut damit gefahren war. Aber von Tirian kam nichts dergleichen.
    "Nichts.", sagte sie, seufzte und sah wieder geradeaus. "Ein paar Leute der Mor.. ähm. Naja, wir wurden belauscht und es war ein dummer Zufall, jedenfalls schien ihnen die Ruine ein geeigneter Ort, um in Erfahrung zu bringen, was sie wissen wollten, ich ihnen aber nicht sagen konnte. Selbst wenn ich gewollt hätte. Die zwei, mit denen ich unterwegs war, kamen gerade noch rechtzeitig, bevor sie ihren Fragen noch etwas mehr.. Nachdruck verleihen konnten.", stammelte Dreveni vor sich hin. Sie wußte selbst nicht, warum sie Tirian das jetzt alles erzählte, und ihr jetzt schon wieder Tränen über das Gesicht liefen. Wieso konnte sie das nicht endlich vergessen?

    [Tirian]
    Er hörte Lyviani zu. Sie versuchte möglichst unbeteiligt zu klingen, doch es misslang ihr sichtbar. Es nahm sie offenbar mit. Tirian konnte aber mochte sich kaum vorstellen, was sie damit meinte, als sie davon sprach, dass "sie ihren Fragen noch etwas mehr.. Nachdruck verleihen" wollten. Er schüttelte den Kopf. Was musste man für eine Vorstellung von der Welt haben, um sich dann auch noch dafür die Schuld zu geben. "Ihr wart weder damals noch heute an irgendetwas Schuld. Ihr sagtet selbst, dass es damals Zufall war und auch heute konntet ihr nicht ahnen, was Kaushad von euch wollte. Ihr brauchtet Hilfe, weil euch das Schicksal übel mitgespielt hat und nicht weil ihr an selbst an irgendetwas Schuld gewesen wäret. Und es ehrt euch, dass ihr euch Gedanken wegen mir gemacht habt, aber ich habe mich nicht in Gefahr begeben euch zu retten, weil ich es musste, sondern weil ich es wollte.": sagte Tirian, der in Anbetracht ihrer Tränen nicht mehr an sich halten konnte und sie nun doch in den Arm nahm. "Ihr meintet, dass ihr euch lieber auf euch selbst verlasst. Doch es gibt Dinge, die ihr nicht kontrollieren könnt. Es ist dann gut Freunde zu haben, die einem helfen können, auch ohne das man von ihnen abhängig ist. Es ist keine Schande Hilfe anzunehmen, wenn man ihrer wirklich bedarf": fügte er noch an und schaute nachdenklich in den Nachthimmel. "Was würde wohl Tarrior darüber denken": überlegte er.

    [Dreveni]
    Schicksal? Was war daran Schicksal, wenn man alle Vorsicht in den Wind schoss - oder so unvorsichtige Bekannte hatte, die einfach mitten in der Taverne von Dingen sprachen, die nicht unbedingt in die Öffentlichkeit gehörten? Selbst wenn die Chance, von den Falschen belauscht zu werden, verschwindend gering war? Oder einfach völlig blauäugig der Einladung eines Mannes zu folgen, der sie mit Drogen und Wein abfüllte um sie zur Frau zu nehmen? Gerade wollte sie zu einer Erwiderung ansetzen, da wurde sie von Tirian auch noch in den Arm genommen. Erst war sie völlig verblüfft und wie versteinert, ihr nächster Reflex wäre gewesen, seinen Arm wegzustoßen, aber dafür fehlte ihr gerade die Kraft und der Wille. Wann war sie das letzte Mal von jemanden in den Arm genommen worden? Einfach so, nur weil es ihr gerade nicht gut ging? Es war nicht so, dass Mordan sie früher nicht getröstet hätte, aber er hatte dabei auch darauf geachtet, dass sie aus ihren Fehlern lernte und es ihr auch gesagt, und eben nicht alles vom Schicksal abhängig machte, wenn sie am Leben bleiben wollte.
    Er hatte ihr inzwischen allen Wind aus den Segeln genommen, außerdem war sie inzwischen einfach zu erschöpft, um ihm noch groß zu widersprechen. Sie lehnte einfach nur ihren Kopf an seine Schulter und bemühte sich aufzuhören zu weinen. Als sie die Wärme spürte, die von ihm ausging, merkte sie erst, wie kühl es inzwischen hier draußen geworden war.

    [Tirian]
    Tirian behielt sie im Arm. Sie weinte. Er blieb einfach still sitzen und versuchte ihr etwas Halt zu geben. Mit der Zeit spürte er ein leichtes Zittern, das von Lyviani ausging. Jetzt fühlte er auch die kühle Nachtluft, die über seinen halbnackten Oberkörper strich. Es fröstelte ihn leicht, auch wenn die Wärme, die der Körper der Assassine verströmte, dem entgegen hielt. Es war eine seltsam gedankenleere Situation. Die Strapazen des Tages waren für ihn vergessen und das Entsetzen über seine Raserei sank an den Rand des greifbaren Bewusstseins, wo es ihn in Ruhe ließ, wenn er nicht direkt darüber nachdachte und das tat er im Moment nicht. In diesem Sinn gab ihm auch seine Begleiterin Halt. Er konnte an ihr festhalten und seinen Verstand mit einem Dauerblick in den Nachthimmel leeren. Doch inzwischen wurde auch ihm die Kälte zuviel. Er erhob sich und zog Lyviani mit sich nach oben. Schweigend ging er mit ihr zum Zelt hinüber und bettete sie auf ein Nachtlager, das Ama bereits für sie vorbereitet hatte. Die Aschländerin sagte kein Wort, auch nicht als Tirian noch einmal nach draußen ging, um das zersetzte Hemd und die Robe abzulegen und sich zumindest ein neues Hemd aus seinem Gepäck zu nehmen und die Schüssel mit dem nur noch lauwarmen Fleischtopf mit hereinzunehmen. Er aß pflichtschuldig noch den Rest auf und legte sich neben Lyviani auf das Bettzeug und zog sich die schwere Decke über den Kopf. Auch die geflüsterten Gespräche von Ama und ihrem Mann verstummten irgendwann, ebenso wie das Feuer mit der Zeit immer schwächer wurde. Noch lange bevor es wirklich erlosch, schlief der Heiler auch schon ein.

  4. #4

    Weidenländer, Zainab Lager, Amas Zelt

    Dreveni merkte kaum noch, wie sie von Tirian ins Zelt geführt wurde, und kaum lag sie auf dem Lager, schlief sie auch schon ein. Ihr Schlaf war tief und traumlos, und es kam ihr nicht lange vor, als sie wieder aufwachte, aber durch die geschlossenen Lieder schon das Dämmerlicht des Morgens im Zelt wahrnahm. Sie schlug blinzelnd die Augen auf und ihr Blick fiel auf die jetzt erloschene Feuerstelle. Da dämmerte ihr auch langsam wieder, was gestern Abend alles passiert war. Verflucht.
    Der Rest im Zelt schien noch zu schlafen, und so blieb sie ebenfalls liegen, während sie versuchte, sich möglichst viel des gestrigen Abends in Erinnerung zu rufen. Sie hatte nicht wirklich Tirian etwas vorgeheu...
    Verdammter Mist!, durchfuhr es sie eiskalt. Hatte sie ihr Schwert gestern mit ins Zelt genommen? Nein. Verflucht sein die Neun.
    Sie drehte sich auf den Rücken, um aufzustehen, da stieß sie an den schlafenden Tirian, der verdächtig nahe bei ihr lag. Zu nahe, was ihr den nächsten Schock versetzte. Was war gestern noch alles...? Nein. Nein? Bitte nicht.
    Inzwischen war sie vollends wach und sprang hektisch auf, nicht ohne sich dabei in die Decke zu wickeln und fast das Gleichgewicht zu verlieren. Sie fing sich gerade noch, hoffte dabei niemanden aufgeweckt zu haben und stellte gleichzeitig fest, dass sie fiese Kopfschmerzen hatte. Immerhin war sie noch vollständig angezogen.
    Schnell verließ sie das Zelt, bevor sie doch noch über etwas stolpern und alle aufwecken würde. Draußen blieb sie kurz stehen und blinzelte in den Sonnenaufgang. Als sie ihren Blick schweifen ließ, sah sie den Griff des Schwertes im Morgenlicht blitzen und atmete erleichtert auf.
    Sie schlang sich den Gurt um die Hüften und ging dann zu ihrem Guar. Das Tier schnaubte als es Dreveni erblickte und sie tätschelte ihm den breiten Schädel. Dann suchte sie ihren Kamm, kämmte sich und schlang die Haare im Nacken zu einem tiefen Knoten. Danach schüttete sie sich etwas Wasser aus ihrem Trinkschlauch ins Gesicht, inzwischen hatten auch ihre Kopfschmerzen etwas nachgelassen. Sie waren immer noch fies, würden sie aber nicht weiter behindern.

    Es war noch ziemlich früh und so saß sie mit geschlossenen Augen noch eine Weile bei dem Guar und versuchte noch einmal den gestrigen Abend zu rekapitulieren. An sich fehlte ihr nichts und sie schien sich noch an alles zu erinnern. Nun ja, sie würde das Gespräch nicht mehr darauf lenken und hoffte dass Tirian es ebenfalls nicht tat. Da fiel ihr wieder ein wie er Kaushad gewürgt hatte. Das hatte sie gestern schon erstaunt, wäre sie nicht dazwischen wäre der Ashkhan wohl ein toter Mann. Was er sowieso war, sollte er ihr jemals alleine begegnen.

    Langsam ging sie wieder ins Zelt, in dem inzwischen die anderen erwacht waren. Ama wärmte das Essen von gestern noch einmal auf, bei dessen Anblick sich Dreveni fast wieder der Magen umdrehte. Nicht dass es schlecht gerochen hätte, und anscheinend war da wirklich nichts drinnen, das nicht hinein gehörte, aber ihr reichte es schlicht und ergreifend.
    Sie entschuldigte sich bei Ama, dass es ihr nicht gut ging, was ihr einen missbilligenden Blick von Tirian einbrachte, der es wohl für ausgesprochen unhöflich hielt. Sollte er ruhig noch Frühstücken, sie würde draußen warten. Nachdem sie sich bei Ama bedankt und mit einem Seitenblick zu dem Heiler nochmals entschuldigt hatte, ging sie. Als Tirian nach einer Weile das Zelt verließ, kam noch der Dunmer vorbei, der sie gestern durch das Lager geführt hatte und verabschiedete sich im Namen der alten Frau.
    Dreveni stand teilnahmslos dabei und wartete nur ungeduldig, dass sie endlich aufbrechen konnten. Sie wollte so schnell wie möglich soviel Strecke wie möglich zwischen sich und diesen Stamm bringen.

    Schließlich schafften sie es tatsächlich unbehelligt aus dem Lager und liefen neben dem Guar weiter Richtung Süden. Dreveni warf Tirian immer wieder einen Blick von der Seite zu, aber er tat so als würde er es nicht merken oder es fiel ihm tatsächlich nicht auf. Jedenfalls sprach er den gestrigen Abend von sich aus nicht mehr an, was ihr mehr als Recht war.
    Nach einer Weile siegte aber doch ihre Neugier und sie fragte ihn:
    "Was bei den Höllen Oblivions habt ihr eigentlich gestern mit Kaushad gemacht? Ihr mögt ja vielleicht stärker sein als ihr ausseht, aber so stark um ihn mit bloßen Händen zu würgen und ihn in diesen.. Zustand zu versetzen, dann doch nicht. Was war das?"

  5. #5

    Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer

    [Tirian]
    Tirian verbrachte eine traumlose Nacht, die erst durch seltsame Geräusche und und plötzlich Bewegung im Bettzeug neben ihm gestört wurde. Er öffnete kurz ein Auge und sah, wie Lyviani aus dem Zelt entschwand und schloss es danach wieder. Er wollte noch etwas schlafen. Leider war ihm das nicht allzu lange vergönnt, denn Ama und ihr Mann erwachten ebenfalls bald und die Frau machte sich schon daran ein neues Feuer zu entfachen, um das Essen des gestrigen Abends wieder aufzuwärmen, dass ihn dann schließlich auch unter Decke hervorlockte. Er hatte weniger gegessen als er gewollt hatte und war schon wieder oder immer noch, er konnte es nicht genau sagen, hungrig. Auch wenn die Assassine bald wieder ins Zelt kam und auf einen raschen Aufbruch drängte, bestand er auf dem Frühstück. Der Heiler schenkte seiner Begleiterin auch noch einen missbilligenden Blick als sie das Essen ein weiteres Mal verschmähen wollte. Das war sogar ziemlich unhöflich bei der Mühe, die sich die Aschländerin offenbar gemacht hatte. Allerdings aß Tirian soviel wie für zwei, sodass zumindest kaum etwas übrig blieb. Auf Lyvianis Drängen hin beschlossen sie dann auch bald aufzubrechen. Sie verabschiedeten sich von ihren Gastgebern, sogar Mossur kam mit einem Abschiedsgruß der Weisen Frau vor ihrer Abreise noch vorbei, und machten sich dann schließlich auf den Weg.

    Sie ließen das Lager schnell hinter sich. Die Meuchlerin gab einen schnellen Schritt vor, der sich erst etwas verlangsamte, als sie etwas Entfernung zwischen sich und das Dorf gebracht hatten. Ihr Gesichtsausdruck war wieder so kühl und geschäftig wie sonst auch, allerdings schaute sie öfter zu ihm hinüber. Er fragte sich, ob etwas passiert war, das er wissen müsste, aber sie sagte auch Nichts, weshalb er versuchte ihre Blicken, die er nicht zuordnen konnte, zu ignorieren. Gerade als Lyviani wieder zu ihm hinüber blickte und er sich doch entschied, zu fragen, was los sei, sprach sie ihn selbst an. Sie fragte nach dem Kampf mit Kaushad und wollte wissen, wie er ihn nieder gerungen hatte. Tirian fühlte sich unschön an die Raserei des vergangenen Abends erinnert. "Ach ich hab ihn einfach nur überrascht und richtig zu packen bekommen": wich er ihrer Frage aus.

    [Dreveni]
    Bei Tirians Antwort blieb Dreveni stehen und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an, während sie die Arme vor der Brust verschränkte. Das glaubte er doch wohl selber nicht.
    "Nehmt mich nicht auf den Arm. Einen Mann von Kaushads Größe und sicher auch Kraft bekommt man nicht einfach mal richtig zu packen. Vor allem nicht mit einer Axt in der Schulter."
    Sie beobachtete ihn einen Augenblick prüfend - wirklich sicher dass ihr von dem Abend gestern nicht doch der letzte Teil fehlte war sie sich immer noch nicht - bevor sie weitersprach: "Nichts gegen euch, aber so kräftig seid ihr auch nicht. Ich kenne noch ganz andere Kaliber die hoffnungslos unterlegen gewesen wären gestern."

    [Tirian]
    Lyviani blieb stehen und schaute ihn an. Sie wollte es wissen, dass konnte man ihr ansehen und prompt widerlegte sie auch noch seine Version des Hergangs. Sie hatte ihn. Kaushad war wirklich ein ziemlicher Brocken. Tirian wusste, wie lächerlich es wäre, dem widersprechen zu wollen. Als sie dann auch noch die Axt erwähnte, erledigte sich auch der Rest seiner Ausflüchte. Schuldbewusst sah er zu Boden. "Ich habe Magie eingesetzt. Ich habe meine Muskelkraft verstärkt und habe ihn dann zu Boden gezwungen": verdrehte er die Wahrheit in der Hoffnung, dass es der Assassine reichen würde. "Können wir jetzt bitte weiter?": fügte er an und wollte an ihr vorbei treten.

    [Dreveni]
    "Können wir nicht.", sagte sie, während sie vor ihm stehen blieb.
    Das könnte es tatsächlich gewesen sein, sie erinnerte sich daran, als er ihr den Arm festgehalten hatte, als sie den Gefangenen erstechen wollte und sie das prickeln von Magie gespürt hatte. Sie sah ebenfalls kurz zu Boden, als sie sich die Szene im Zelt noch einmal in Erinnerung rief. Sie glaubte ihm nicht, seine ganze Haltung zeigte ihr, dass er ihr noch etwas verschwieg, soviel Menschenkenntnis hatte sie inzwischen dann doch. Und wirklich, da war noch etwas.
    "Und gleichzeitig habt ihr nebenbei noch eure Schulter geheilt, während ihr dabei wart, ihn umzubringen?", fragte sie schließlich skeptisch. "Nebenbei bemerkt war das einer der seltenen Fälle, in dem ein Mord mehr als ungünstig gewesen wäre.", fügte sie noch gedankenlos und mehr zu sich selbst hinzu.

    [Tirian]
    "Nebenbei bemerkt war das einer der seltenen Fälle, in dem ein Mord mehr als ungünstig gewesen wäre": sagte sie ihm. Tirian empfand es geradezu als unangemessen, dass sie jetzt noch Salz in diese Wunde streute, obwohl sie hier die Auftragsmörderin war. Aber er hatte sich das auch verdient, schließlich hatte sie Recht. Der Heiler wusste das und es quälte ihn. Zum zweiten Mal an einem Tag hatte er die Kontrolle über sich verloren. Was war nur mit ihm los gewesen? Er schämte sich dafür, denn beinahe wäre wieder jemand zu Tode gekommen. Und anhand ihrer Worte wusste er das Lyviani auf der Spur nach etwas noch Beschämenderen war. "Natürlich. Schließlich bin ich ein passabler Heiler": sagte er versuchte sich wieder an ihn vorbei zu drücken.

    [Dreveni]
    Dreveni konnte nicht genau sagen, was sich für Gefühle im Gesicht des Heilers spiegelten, aber mit irgendetwas, das sie gesagt hatte, schien sie voll getroffen zu haben. Nicht dass es ihre Absicht gewesen wäre, nur zu gut erinnerte sie sich an Tirians Bemühungen gestern Abend, auch wenn sie die ganze Sache am liebsten vergessen hätte. Plötzlich sah sie wieder das verschmorte Gesicht des Söldners vor sich.
    Und was für ein Heiler du bist.
    "Schwachsinn.", sagte sie und hielt ihn an den Schultern fest, bevor er sich an ihr vorbeischieben konnte.
    "Ihr hättet gestern den Ashkhan dieses Stammes in seinem eigenen Zelt fast ermordet. Ihr hättet ihn umgebracht hätte ich euch nicht aufgehalten." Während sie sprach sah sie ihm fest ins Gesicht. Inzwischen sah sie die Szene in dem Zelt wieder ziemlich deutlich vor sich. Und auch Tirian, wie er am Hals Kaushads hing.
    "Ich erkenne Mordlust wenn ich sie sehe.", sagte sie leise und und fast sanft, ohne jeden Vorwurf in der Stimme. Inzwischen war es fast zweitrangig geworden, wie er es getan hatte, auch wenn es Dreveni immer noch interessierte. Aber langsam bekam sie den Eindruck, dass dahinter mehr steckte, als man auf Anhieb sehen konnte.

    [Tirian]
    "Ich erkenne Mordlust, wenn ich sie sehe": das waren die Worte die Tirian völlig aus der Bahn warfen. Er wollte sich hinsetzen oder anlehnen, aber sah weder einen Stein noch einen Baum. Er sah nur Lyviani, die sich vor ihm aufgebaut hatte und keine Ruhe geben würde. Er schlug die Hände vor das Gesicht, nahm sie jedoch wieder runter. "Ihr habt Recht ich hätte ihn fast getötet. Ich... war nicht mehr Herr meiner Sinne. Dieser Schmerz... und dann diese Wut. Wie bei dem Anderen... Und doch... ich hätte es nicht nicht tun dürfen. Nicht auf diese Weise... Ein Heiler hätte das nicht tun dürfen...": stammelte er und ließ sich abseits des Weges, den sie beschritten ins Gras sinken. Sein Blick musste seine Zerknirschung deutlich widerspiegeln.

    [Dreveni]
    Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Tirian so heftig reagieren würde. Und auch nicht damit, dass es ihr gerade fast schon leid tat. Bei jedem anderen hätte sie sich eine Notiz in Gedanken gemacht, wo dessen wunder Punkt war, in den sie bohren konnte, wenn es die Situation erforderte - sprich er nicht spurte wie es Dreveni vorschwebte.
    Der Heiler ließ sich ins Gras am Wegrand sinken und sah zerknirscht vor sich hin. Wesentlich mehr als zerknirscht kam er ihr allerdings ehrlich erschüttert vor. Fast regte sich so etwas wie Reue in ihr, das hatte sie nicht gewollt. Auch wenn sie der Meinung war, dass man sich dem stellen mußte, was man getan hatte.
    Seufzend setzte sie sich neben ihn und sah ihn von der Seite an. "Ich war vielleicht etwas.. direkt.", sagte sie leise. Das war weit mehr an Entschuldigung als ihr normalerweise über die Lippen kam. Was sollte sie jetzt zu ihm sagen? Sie hatte noch nie jemand gesehen, der über sich selbst so fassungslos war, weil er in Notwehr etwas über die Stränge geschlagen hatte. "Ihr wurdet angegriffen, beide Male. Ihr seid auch nur ein Mensch."
    Wenn auch mit den Fähigkeiten andere die weit stärker sind ins Jenseits zu befördern., dachte sie, sprach es aber nicht aus.

    [Tirian]
    Er atmete tief durch und versuchte sich zu sammeln. Hatte sie nicht recht? Immerhin hatten die Beiden ihn mit der Absicht angegriffen, ihn zu töten. Musste ihm der Tod des Redoraners deshalb nicht mehr leid tun? Er forschte in seinem Innern. Er fand eine Stimme die ihn einen Heuchler geschimpft hätte, wenn er dieser Regung nachgab. Nein. Nur weil sie ihn töten wollte, musste er nicht ebenso handeln, wenn es nicht unbedingt nötig war. Weder Redoraner hätte sterben müssen und Kaushad schon gar nicht. Noch mehr nahm ihm aber nicht der Tote Redoraner mit, sondern viel mehr Kaushad, der ja sogar überlebt hatte. Es war nicht die Zerstörungsmagie gewesen, die den Ashkhan fast das Leben gekostet hatte, sondern die Schule der Wiederherstellung, die eigentlich lindern, helfen und heilen sollte und die er dazu missbraucht hatte, anderes Leben zu vernichten. Das einzige was er als Entschuldigung zuließ, war die Tatsache, dass der Zauber womöglich sein Eigenes gerettet hatte.

    Er sah Lyviani an. "Ich traue mir nicht mehr": sagte Tirian und seufzte. "Ich bin mir schon seit Wochen nicht mehr sicher, ob nicht noch ein Anderer in mir steckt. Das ich eigentlich jemand anderes sein müsste": versuchte er die Gedanken zu beschreiben, die ihn überkommen hatten, nachdem er herausgefunden hatte, dass Tarrior sein Vater war. Lyviani unterbrach ihn nicht. "Ich habe Angst davor, wozu ich fähig sein könnte": brachte er schließlich hervor und sah schuldbewusst zu Boden. "Kaushad. Diese Magie. Es war kein einfacher Stärkungszauber": gab er schließlich zu. Die Scham war wieder da. Er fühlte sich schuldig daran, seine Ideale verraten zu haben.

    [Dreveni]
    Tirian schien zu überlegen, und Dreveni unterbrach ihn nicht. Als er Dreveni wieder ansah und weitersprach, hatte sie mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass er ihr einen derartigen Einblick in sein innerstes geben würde. Sie erinnerte sich an den Anfang ihrer Reise, wie er versucht hatte, sie von der Kostbarkeit des Lebens zu überzeugen. In diesem Zusammenhang gewannen die Worte, die er jetzt an sie gerichtet hatte, zusätzliches Gewicht. Als sie ihn so ansah, meinte sie fast seinen Konflikt selbst zu spüren, und so etwas wie Anteilnahme und Mitgefühl schlich sich in ihre Gedanken, die sich kurz in ihrem Blick zeigten. Nicht ohne eine leise, warnende Stimme im Schlepptau: Hör auf dich so für ihn zu interessieren, du weißt wo das hinführt.
    Da kam ihr ein Spruch in den Sinn, den ihr Mordan einmal gesagt hatte, auch wenn sie schon lange den Zusammenhang vergessen hatte. "Der härteste Kampf ist der gegen sich selber. Und auch der einzige, den man nicht gewinnen kann.", sagte sie gedankenverloren.
    "Ich denke ihr habt gesehen, wozu ihr fähig wärt. Es hat keinen Sinn, das zu verleugnen.", richtete sie ihre Worte wieder direkt an den Heiler. "Was war es denn für ein Zauber?" Dreveni glaubte die Antwort schon zu kennen, wollte es aber von Tirian hören.

    [Tirian]
    "Der Kampf gegen sich selbst": diese Worte hallten in ihm nach. Die Frage für ihn war, ob man ihn tatsächlich nicht gewinnen konnte, ob dies sein Leben auf ewig bestimmen würde. Er wusste es nicht. Aber das war kein Grund aufzugeben. Wenn er dem nachgeben würde, könnte er sich kaum mehr im Spiegel anschauen. Er hatte immer versucht ein guter Dunmer zu sein. Für ihn war es immer selbstverständlich gewesen anderen zu helfen, doch inzwischen zweifelte er daran. War etwas Anderes vielleicht seine wahre Natur?

    "Ich denke ihr habt gesehen, wozu ihr fähig wärt. Es hat keinen Sinn, das zu verleugnen": meinte Lyviani. Sie hatte Recht und doch Unrecht. "Ich wusste das ich die Befähigung habe, aber... diese Wut": konnte er es selbst nicht einordnen. "Dieser Zauber": fuhr er fort: "nennt sich Leben entziehen. Es ist in meinen Augen die Perversion eines Heilzaubers. Er ermöglicht es die Lebensenergie, die Kraft, die Vitalität eines Gegners völlig auszusaugen, um sich selbst damit zu heilen oder zu stärken, wenn man nicht verletzt ist. Man kehrt damit den Fluss heilender Energien einfach um. Jeder befähigte, magische Heiler kann dies theoretisch, aber viele schrecken aus berechtigtem Grund davor zurück, weil es ein Verrat an allem ist, an das wir glauben - Magie, die eigentlich heilen soll, dazu zu benutzen, um Leben zu nehmen. Das Opfer wird ausgezehrt, wie Kaushad gestern. Im Zweifelsfall kann man sich von einem Gegner nähren, um sein eigenes Leben retten. Dafür wurde dieser Zauber ursprünglich entwickelt, aber ihr habt gesehen, dass auch ein Missbrauch möglich ist. Es ist ohnehin schwer die Kontrolle zu behalten, weil es dem Anwender über die reine Heilung hinaus ein wahnsinnig gutes Gefühl verschafft, aber wenn man... in diesem Zustand ist, wie ich..."

    Tirian brach ab. "Der Kampf, den man nicht gewinnen kann": ging es ihm wieder durch den Kopf. "Manchmal frage ich mich, ob ich nicht jemand anders hätte werden sollen": überlegte der Heiler laut.

    [Dreveni]
    Während sie Tirian zuhörte, massierte Dreveni mit Daumen und Zeigefinger ihre Stirn über den Augenbrauen. Ihr tat immer noch der Kopf weh, und dieses Gespräch trug auch nicht gerade zur Besserung bei. Daher wehte also der Wind. Dreveni war in dieser Sache ganz anderer Ansichten. Ihrer Meinung nach waren Dinge weder gut noch schlecht, oder ausschließlich zu einem Zweck vorhanden. Man benutzte sie eben der Situation entsprechend, egal ob man damit schadete oder nützte. Und trotzdem konnte sie Tirians Punkt nachvollziehen, wenigstens im Ansatz. Bei seinem letzten Satz reichte es ihr aber. Sie stand auf, ging ein paar Schritte und drehte sich dann wieder zu Tirian um.
    "Jemand anderes werden sollen? Ihr zweifelt jetzt nicht wirklich alles an, was ihr bisher getan habt, wofür ihr gelebt habt, nur weil ihr ein paar Mal die Kontrolle verloren habt? Weil ihr euch gewehrt habt und eben zu den Mitteln gegriffen habt, die ihr beherrscht?", fragte sie ihn energisch.
    "Ihr wart wütend, verwundet, und nicht mehr ganz Herr eurer Sinne. Und selbst wenn, macht es euch nicht zu einer schlechteren Person. Wie viele habt ihr inzwischen schon geheilt? Wie vielen habt ihr das Leben gerettet? Meint ihr nicht, das wiegt weit schwerer?", fuhr sie fort, ihre Worte durch ausladende Gesten unterstreichend. "Könnt ihr euch auch nur vorstellen, wie viele Leben ich schon ausgelöscht habe? Und trotzdem wart ihr gestern Abend da und habt mich nicht pauschal verurteilt.", rutschte ihr noch heraus, obwohl sie den Abend eigentlich ruhen lassen wollte.
    Inzwischen hatte sie sich aber so in Rage geredet, dass es ihr fast schon egal war. Sie wusste nicht warum, aber sie wollte nicht das Tirian jetzt alles anzweifelte, an was er glaubte. Sie erinnerte sich daran, wie er sie mit seinen Reden und Idealen fasziniert hatte. Schließlich legte sie mit einer schnellen Bewegung ihren Waffengürtel ab, und ließ ihn demonstrativ auf den Boden fallen, nachdem sie ihren Dolch gezogen hatte, welchen sie Tirian vor die Füße warf. "Nehmt ihn. Wäret ihr fähig, jetzt so auf mich loszugehen? Auf einen unbewaffneten?" Während sie sprach, hatte sie auch noch ihr Stilett neben das Schwert auf den Boden fallen lassen. Herausfordernd sah sie ihn nun an, die Arme leicht zur Seite gestreckt, die Handflächen ihm zugewandt.

  6. #6
    [Tirian]
    Tirian griff nach dem Dolch. Er nahm in die Hand und besah ihn sich ausdauernd. Er fuhr mit dem Finger die Klinge nach. Sie war kalt. Er hatte zumindest erwartet eine gewisse Faszination zu spüren, als er ihn in der Hand hatte, doch Nichts davon war der Fall. Er besah sich Lyviani. Nicht einmal, wenn sie bewaffnet gewesen wäre, hätte er auch nur im Traum daran gedacht, auf sie los zugehen. Er stand auf und ging auf die Assassine zu. Den Dolch hielt er fest in seiner Hand. Er stand direkt vor ihr. Sie schaute ihn herausfordernd an. So sehr der Heiler seinen Körper auch zwingen wollte, zumindest zur Probe einmal auszuholen, es gelang ihm nicht. Er hob den Dolch hoch und setzte die Spitze Lyviani an den Hals. Er zitterte. Sie sah ihn immer noch an. Er fühlte... Nichts - keine Aufregung, keine Spannung, keine Befriedigung. Das Einzige was nur in Spuren vorhanden war, war ein Gefühl der Hemmnis in seinem Kopf, das nur nicht stärker war, weil er ohnehin nicht vorhatte seiner Begleiterin etwas anzutun. Er nahm die Klinge herunter und gab sie der Dunmer zurück in die Hand und trat einen Schritt zurück. "Nein das bin ich nicht": sagte er kopfschüttelnd. Er sah in den Himmel, musste wieder an Tarrior denken. "Ihr habt Recht und doch... Sagt, erinnert ihr euch noch an eure Eltern?": fragte Tirian.

    [Dreveni]
    Dreveni beobachtete Tirian genau, als er nach dem Dolch griff und über die Klinge strich. Sie fragte sich ob ihm bewußt war, wieviele Menschen und Elfen sie mit dieser Klinge schon hinterrücks erstochen hatte. Vermutlich nicht.
    Dreveni ihrerseits fiel es schwer einzuschätzen, was der Heiler jetzt wirklich tun würde. Sie glaubte nicht, dass er wie ein Berserker auf sie losgehen würde, hielt sich aber doch bereit auszuweichen und seine seltsamen umgedrehten Heilzauber durch einen Stillezauber zu unterbinden.
    Nichts dergleichen geschah, er hielt ihr nur mit zittriger Hand die Spitze des Dolches an ihren Hals. Schließlich trat er zurück und gab die Waffe wieder Dreveni.
    Sagte ich es nicht? Es braucht mehr als gelegentliche Aussetzer, um alles in Zweifel zu ziehen.
    Seine nächste Frage kam allerdings völlig unerwartet. Was hatte er nur für seltsame Gedankensprünge?
    "Nein?", antwortete Dreveni leicht perplex. "Das kommt darauf an. Ich weiß, wer mich aufgezogen hat. Meine leiblichen Eltern kenne ich nicht.", fügte sie noch an, nachdem sie Tirian kurz gemustert hatte.

    [Tirian]
    "Sie weiß also Nichts von ihnen?": ging es Tirian durch den Kopf, während er sich wieder hinsetzte. "Das tut mir leid": sagte er mitfühlend und zögerte. Ihm fehlten die Worte. Er dachte einen Moment nach, bevor er sprach: "Denkt ihr manchmal darüber nach, ob ihr etwas von ihnen geerbt habt? Ich meine nicht euer Aussehen, sondern ob ihr ihnen auch vom Charakter her ähnlich gewesen wärt - das ihr etwas an euch sucht, dass von einem der Beiden stammt?" Er kam sich selbst ziemlich idiotisch vor, als er das fragte. Er schaute sie an und wartete auf eine Antwort.

    [Dreveni]
    Was soll dass denn jetzt?, dachte sich Dreveni auf Tirians fragen. Sie sah noch immer nicht, wie der Heiler jetzt auf dieses Thema kam.
    "Es braucht euch nicht leid tun. Wie gesagt, ich kannte sie nicht. Der Mann der mich aufgenommen hat ist für mich wie ein Vater." Sie überlegte kurz, während sie versuchte in Tirians Gesicht zu lesen. "Natürlich habe ich mich oft gefragt, wer meine Eltern sind und wie sie gelebt haben. Und vermutlich bin ich ihnen ähnlich, immerhin sind es meine leiblichen Eltern. Aber was spielt dass denn für eine Rolle? Ich bin wie ich bin, was macht es für einen Unterschied ob ich manche Eigenschaften von meiner Mutter oder meinem Vater habe?" Während sie sprach, hatte sie sich nach ihrem Schwertgürtel und dem Stilett gebückt und beides aufgehoben, ohne Tirian aus den Augen zu lassen. Tatsächlich hatte sich Dreveni widerholt gefragt, wer ihre Eltern waren und warum sie sie weggeben mußten. Ob sie überhaupt noch lebten. Aber nicht in dem Sinne, wie Tirian es zu meinen schien. Jedenfalls bis jetzt nicht.
    "Ihr glaubt aber auch, dass euch diese Eigenschaften zu dem machen der ihr seid? Wenn es ein Teil eures Charakters ist, glaubt ihr nicht, dass es dann auch euer Leben bestimmt?": stellte der Heiler eine weitere Frage.
    Dreveni schloß für einen Moment die Augen, bevor sie den Heiler wieder mit purer Skepsis in ihrem Gesicht ansah. "Was sind denn das für Fragen? Natürlich macht mich das zu dem was ich bin. Hätte ich nicht das geringste Talent zum kämpfen, wäre ich vermutlich keine Assassine geworden. Wäre ich nervös, ängstlich oder übervorsichtig vermutlich auch nicht. Worauf bei allen Höllen Oblivions wollt ihr eigentlich hinaus?"

    [Tirian]
    "Worauf ich hinaus will?": er verzog leicht das Gesicht. "Wisst ihr, ich bin ohne meinen leiblichen Vater aufgewachsen. Meine Mutter hatte mir erzählt, dass er sie verlassen hat, als sie schwanger wurde. Sie hat nie schlecht über ihn gesprochen, aber auch sonst nie etwas von ihm erzählt. Da sie kurz darauf einen anderen Mann heiratete, den ich dann als meinen Vater kennenlernte, wäre das wohl auch nicht gerecht ihm gegenüber gewesen, wenn gleich sie mir nicht verschweigen wollte, dass mein Vater eben nicht mein Vater ist. Ich habe mich seit damals oft gefragt, wie er wohl so sei, ob wir uns ähnlich wären und ob ich ihn erkennen würde, wenn wir uns zufällig begegneten. Und natürlich habe ich mich auch oft gefragt, was an mir von ihm ist": erzählte er.

    Tirian musste tief Luft holen, bevor er weitersprechen konnte: "Vor wenigen Wochen erfuhr ich, wer mein Vater ist. Ironischerweise war ich ihm tatsächlich zuvor schon einmal begegnet. Wir haben uns nicht erkannt. Eigentlich ist er ganz umgänglich und freundlich, aber er hat auch etwas Anderes an sich - einen gewissen Jähzorn und auch Kaltblütigkeit. Außerdem steckt er wohl wegen eines schlimmen Ereignisses in seiner Vergangenheit im Moment in Schwierigkeiten und ich quäle mich auch mit der Frage danach, was er Schreckliches getan haben musste, um das auf sich zu ziehen. Ich frage mich wozu er fähig sein konnte und in meinen Gedanken sehe ich da die schrecklichsten Dinge." Während der ganzen Zeit blickte er zu Boden. Er konnte und wollte Lyviani dabei nicht anschauen, zu real waren die Bilder aus seinen Erinnerungen und seinen Gedanken, die sich vor einen Augen manifestierten. Er wusste nicht einmal, ob sie überhaupt noch zuhörte.

    Noch einmal atmete er tief durch. "Noch immer frage ich mich, was von meinem Vater in mir steckt, doch fürchte ich die Antwort auf diese Frage. Diese 'Aussetzer', ich frage mich, ob das nicht der Teil von ihm ist, der in mir steckt. Das ich eigentlich mehr sein sollte, wie er, dass ich auch zu Gräueltaten fähig bin. Das es das ist, was ich eigentlich sein soll": erzählte er Lyviani von den Ängsten, die ihn im Moment plagten und die mit jedem Schritt, dem sie Tel Uvirith näher kamen, noch größer wurden. Er stützte den Kopf auf seine Arme und schaute einigen kleinen Käfern zu, wie sie durchs Gras krabbelten.

    [Dreveni]
    Dreveni seufzte und ließ sich ebenfalls neben Tirian ins Gras sinken, wo sie sich die Schläfen rieb. Inwzwischen brummte ihr wieder ziemlich der Kopf. "Diese Themen und mein tierischer Kater von gestern sind eigentlich keine gute Mischung", sagte sie beiläufig, ohne Tirian anzusehen.
    "Ich kann nur noch einmal fragen, wieso glaubt ihr, dass sich auf einmal alles was ihr seid auf eure 'Aussetzer' reduziert? Ich hätte es in meinem Leben vermutlich auch leichter gehabt, wenn ich etwas weniger... impulsiv wäre.", sprach sie ihn jetzt wieder direkt an. "Und egal von wem ich das habe, es ist so und wird sich nicht ändern." Sie hob in einer fast hilflos wirkenden Geste die Hände. Was sollte sie dem Heiler noch sagen?
    "Selbst wenn ihr zu solchen Gräueltaten fähig sein mögt - was auch immer ihr darunter versteht - jetzt wo ihr euch dessen bewusst seid, könnt ihr ja vielleicht lernen, damit umzugehen?" Sie sah ihn an und versuchte den Blick seiner glutroten Augen festzuhalten. "Und glaubt mir, jeder hat seine Leichen im Keller. Jeder. Dinge auf die er alles andere als Stolz ist, die er vielleicht am liebsten komplett verleugnen würde."

    [Tirian]
    "Ihr habt Schmerzen. Das tut mir leid. Vielleicht sollten wir einfach weitergehen. Ich belästige euch mit meinen Problemen": bot Tirian entschuldigend an. Lyviani brachte ihn ins Grübeln. Eigentlich hatte sie Recht. Bisher hatte er immer ein gutes Leben geführt und eigentlich wollte er das weiterhin tun, aber würde er nicht zwangsläufig so werden wie sein Vater, wenn es ihm schon in die Wiege gelegt war? Zumindest wollte die Dunmer nun auch weiter, auch wenn sich ihr Gesichtsausdruck nicht richtig deuten ließ, hinsichtlich des plötzlichen Abbruchs des Gesprächs durch ihn. "Damit umgehen lernen?": er fragte sich, ob das überhaupt möglich war. Zuvor hatte er nie an sich gezweifelt. Hatte es wirklich etwas geändert, dass er jetzt wusste das Tarrior sein Vater war? Er schüttelte den Kopf. Die gleiche Frage ging ihm schon seit Wochen durch den Kopf. Er drehte sich damit im Kreis. Und Leichen hatte auch er im Keller, fragte sich nur ob sein Vater nicht ganze Berge davon verbarg.

    "Wenn wir uns weiter nach Süden halten, dürften wir bald auf die Molag Amur treffen. Ich hoffe wir bleiben vor weiteren Angriffen verschont": dachte er laut.

    [Dreveni]
    "Und auch das braucht euch nicht leid tun, das ist die gerechte Strafe für meinen Leichtsinn gestern.", meinte Dreveni nur. Ihr kam es komisch vor, dass Tirian das Gespräch einfach so abbrach, aber sie hatte jetzt auch keine Nerven mehr, weiter nachzubohren. Auch wenn sie hier gerade ganz gut saß und sicher auch noch eine Weile gut hätte sitzen bleiben können. Andererseits hatte sie jetzt schon ein viel zu langes Gespräch geführt, auf eine Art und Weise, die ihr normal so gar nicht entsprach. Wenn du mich schon so weit getrieben hast, kannst du gar kein schlechter Elf sein., dachte sie, wobei sie sich eingestehen mußte, dass das keiner ihrer schlechteren Züge war, der hier zu Tage trat, so sehr ihr das auch wiederstrebte. Kurz überlegte sie, ihn doch noch anzupflaumen ob Gestern noch etwas gewesen war, an das sie sich nicht mehr erinnern konnte, ließ es aber dann doch bleiben.
    "Ich kann auch gut auf noch mehr Kampf verzichten. Wie stehen die Chancen, dass wir auf dem Weg noch durch Siedlungen oder ähnliches kommen?", fragte sie noch, dabei an ihre Vorräte denkend.

    [Tirian]
    "Wenn wir die Amur erst einmal erreicht haben, ist da nur noch Mora Uvirith, unser Ziel. Am südlichen Ende der Weidenländer gibt es eine Festung namens Falensarano. Das ist eine dieser alten Dunmer-Festungen, die seit Jahrhunderten eigentlich nicht mehr genutzt werden. In der Regel nistet sich dort Gesindel ein, wenn sie leer stehen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass man die Festung aufgrund der Bedrohung durch die Daedra vielleicht wieder in Betrieb genommen hat. Wir müssen dort ohnehin vorbei, wenn ich meine Karte richtig im Kopf habe. Wir könnten also einen Abstecher dorthin machen, wenn ihr das wollt"
    Für Dreveni war das zwar etwas viel 'vielleicht', aber sie stimmte dem Heiler zu, eine bessere Möglichkeit schien sich ihnen nicht zu bieten und so setzten sie beide ihren Weg fort.

  7. #7

    Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer

    Tirian und Lyviani setzten ihre Reise fort, nachdem die Dunmer damit einverstanden war, dass sie der Festung einen Besuch abstatten würden. Der Heiler sah sich um. Zwar erweckten immer mal wieder ein paar Kräuter sein Interesse, aber er hatte seinen Vorrat schon am vergangenen Tag aufgestockt, also vermied es ihr Fortkommen zu verzögern, in dem er weitere Pflanzen sammelte. Ab und an schaute er zu seiner Begleiterin hinüber. Sie beobachtete aufmerksam ihre Umgebung und hielt scheinbar nach weiteren Gefahren Ausschau. Auch er ließ seinen Blick schweifen. Die Landschaft der Weidenländer hatte sich im Gegensatz zum vergangenen Tag nicht sonderlich geändert. Allerdings war die Luft viel frischer. Der allgegenwärtige Gestank von verbrannten Leichen und Rauch, der noch in der Gegend um Tel Vos allgegenwärtig gewesen war, war hier nicht mehr wahrzunehmen. Tirian wandte seinen Blick zum Himmel. Auch von hier konnte man noch die dunklen Rauchsäulen sehen, die über dem Zentrum der Insel standen, aber es blieb dabei. Auch die Folgen der daedrischen Verwüstung gingen deutlich zurück, umso weiter sie sich nach Süden vorarbeiteten. Mehrunes Streitkräfte waren hier offenbar nicht durchgekommen. Die südlichen Weidenländer waren hier noch immer das Paradies, von dem ihm Tarrior erzählt hatte - der wilde Dochtweizen, der überall wuchs und sich sanft im warmen Wind unter blauem Himmel wiegte. Mit der Zeit wurde er wieder ruhiger. Die ruhige Natur beruhigte auch seine Gedanken, die sich immer noch um Tarrior drehten und die Frage, was er wohl zu verheimlichen hatte. Diese Frage verschwand mit der Zeit ebenso, wie das, was Lyviani zu ihm gesagt hatte und über das er auch noch immer nachgrübelte. Sein Kopf leerte sich langsam und er fand etwas Ausgeglichenheit in der Natur. Auch wenn der Fußweg mit der Zeit wider recht anstrengend wurde, da die Straßen hier nicht befestigt waren, sondern eher den Charakter von Trampelpfaden hatten, fühlte sich Tirian dennoch irgendwie gut. Allerdings wurde es gegen Mittag doch Zeit für eine kleine Pause. Er blieb kurz stehen und sah sich um und entdeckte schließlich eine kleine Ansammlung von Bäumen, die etwas Schatten und Ruhe versprach. „Wir sollten eine Pause einlegen“: sagte er und deutete auf die Baumgruppe. Dann ging er auch schon dort hinüber. Er sah sich kurz um. Der Ort war wie geschaffen, um sich auszuruhen. Außerdem musste er wieder an die Kräuter denken, die er gesammelt hatte.

    Der Heiler begann lose Äste für ein kleines Feuer zu sammeln und schichtete sie an einer freien Stelle auf. Dann sammelte er etwas Magie in seiner rechten Hand und ließ einen kleinen, magischen Blitz aus seiner Handfläche in das Holz einschlagen. Es fing sofort Feuer. Aus seinem Gepäck, das Lyvianis Guar noch immer tapfer trug, holte er einen kleinen Eisenkessel und stellte ihn in die Feuerstelle. Statt ihrer begrenzten Wasservorräte, die sie, wie Tirian etwas besorgt feststelle, im Lager der Aschländer aufzufüllen vergessen hatte, kippte er direkt seine verbleibenden drei Heiltränke als Grundlage für weitere Tränke in den Kessel und vermischte erst diese noch mit etwas Wasser. Ein süßlicher Duft breitete sich aus, während die Flüssigkeit im Kessel aufkochte. Währenddessen holte der Dunmer auch noch seinen Mörser und Stößel aus dem Gepäck und begann bereits damit einige der Kräuter, die er zuletzt gesammelt hatte, zu zerreiben. Er war mittlerweile so gefangen von seiner Tätigkeit, dass er schon gar keine Augen mehr für Lyviani hatte. Mit routinierten Bewegungen zerrieb er das pflanzliche Material, bis es eine breiige Konsistenz hatte, die nussig-aromatisch roch und gab sie in den Topf. Als er sie einrührte, änderte sich der plötzlich der Geruch. Anstatt süßlich roch es nun deutlich sauer und die rote Farbe wich nun einem dunklen Lila. Tirian nahm sich nun einige getrocknete Pilze heran, die er noch mit sich führte und zerbröselte sie direkt über dem Topf, um dann anschließend einige frische Kappenträger klein zu würfeln und ebenfalls dem Sud beizugeben. Das Gleiche tat er mit einer mittelgroßen Korkwurzel, die er ebenfalls aus seinem Gepäck holte. Beim Vorbeigehen bemerkte er noch eine Häckselblattpflanze, die an einen der Bäume gelehnt wuchs und schnitt auch ihr einige Blätter ab, die er dann aber wieder in seinem Mörser zerrieb, bevor er den Brei der Flüssigkeit beigab, die nun eine Mischung aus lila und rot war und fast wie junger Wein wirkte, allerdings roch sie recht bissig. Schließlich holte Tirian aus einem Beutel einige Zweige Hustengras hervor, die er sich von Tarriors Plantage mitgenommen hatte. Er zerrieb auch sie und warf sie ebenfalls mit in den Kessel. Noch einmal rührte er kräftig um und langsam wich der bissige Geruch und wurde neutral mit einer unscheinbaren, süßlichen Note. Tirian roch an dem Trank und prüfte die Konsistenz. „Das sieht in Ordnung aus“: flüsterte er und lehnte sich gegen den Baum. Nun musste der Sud noch etwas kochen und ziehen, damit möglichst viele Stoffe in das Endprodukt übergingen.

    Der Heiler bedauerte es sehr, dass für die Reise keine bessere Ausrüstung zur Verfügung stand, allerdings wäre die reichlich schwer geworden und er hatte auch nicht damit gerechnet, dass er solange brauchen würde, um seinen Vater zu finden. Schon gar nicht hatte Tirian damit gerechnet, dass er sich Meradanz würde entgegenstellen müssen. Bei den Zutaten, die er mit sich führte, hätte er mit einer Retorte oder einem Destillierkolben aus diesem ohnehin schon stark geplanten Trank vermutlich etwas ganz Besonderes gemacht. In jedem Fall etwas, das den Begriff Lebensversicherung verdient hätte. Auch so war der Trank schon sehr stark, allerdings bei weitem nicht perfekt und er hatte eine Menge mehr Zutaten aufwenden müssen, als es für ein alchemistisches Produkt gut war, nur um die negativen Wirkungen einzelner Trankbestandteile abzuschwächen. Es war also auch vermutlich besser, wenn sie die Tränke nicht direkt hintereinander verbrauchten, sondern sie mit zeitlichem Abstand tranken. Es gab einige Fälle, in denen sich schon Arenakämpfer am übermäßigen Konsum von Heiltränken vergiftet hatten. Tirian überlegte, ob er nicht vielleicht irgendwo als Heiler und Alchemist sesshaft werden sollte, wenn das hier vorüber war. Seinen Dienst auf dem Handelsschiff hatte er ja quittiert und etwas Neues stand noch nicht in Aussicht. Während er so in Gedanken an die Zukunft schwelgte, Gedanken an die Gegenwart verdrängte und schließlich gedankenlos dahindämmerte, kochte der Sud weiter. Erst als die Lösung richtig brodelte, kam der Heiler wieder zu sich und nahm schnell den Kessel vom Feuer. Noch einmal prüfte er den Geruch und die Konsistenz und war vollends zufrieden mit dem Ergebnis.

    Tirian holt einen Tönernen Krug aus dem Gepäck und spannte über die Öffnung ein Stock Leinenstoff, das darum gewickelt war. Das erste Mal, seit sie ihre Pause machten, rief er nun Lyviani zu sich und bat sie, ihm einmal kurz zu helfen. „Könntet ihr kurz den Krug festhalten. Ich werde vorsichtig sein“: sagte Tirian und die Dunmer griff zu, während sich der Heiler nun den Kessel nahm und langsam die Flüssigkeit durch das Leinen hindurch in den Topf hinein goss. Auf dem Leinenstoff blieben die festen Rückstände zurück. Tirian löste das Bändchen, mit der das Leinen festgebunden hatte und wickelte die Überreste darin ein. Er drückte das Ganze noch einmal zusammen und entleerte so noch einige Tropfen Flüssigkeit in den Krug. Das Leinen hielt er nun mit etwas Abstand über die Feuerstelle und trocknete es zusammen mit dem Inhalt. Schließlich ließ er den Beutel in einem Säckchen an seinem Gürtel verschwinden. Mit etwas besserer Ausrüstung konnte er den Rückstand noch einmal verwenden. Es wäre Verschwendung ihn einfach wegzuwerfen. Tirian holte nun einige kleine Phiolen hervor. Eigentlich waren es nur längliche Glasröhrchen mit Korken. Lyviani, die nun neben ihm saß, zog die Augenbrauen hoch. „Der Trank ist so stark, dass eine kleinere Menge davon ausreicht. Vorsichtig füllte er die Phiolen voll. Die Flüssigkeit darin sah nun aus wie junger Wein und war so klar, dass man hindurch sehen konnte. Insgesamt reichte es für acht solche Röhren. Er gab vier davon seiner Begleiterin. „Das sind starke Heiltränke, nur zur Sicherheit. Sie heilen nicht nur Wunden, sondern geben euch auch verlorene Kraft zurück und mindern damit die Erschöpfung“: erklärte Tirian und packte seine Sachen zusammen. Zum Schluss löschte er das Feuer. “Wir sollten wieder aufbrechen, damit wir es bis heute Abend noch nach Falensarano schaffen“: meinte der Heiler und sie machten sich wieder auf den Weg.

    Auch auf dem weiteren Weg mochte er nicht mit Lyviani reden. Er vermied es nach aller Möglichkeit an das zu denken, was sie ihm erzählt hatte und ließ sich lieber noch ein wenig von der Landschaft einnehmen. Ab und an sah man in der Entfernung Anzeichen für Oblivion-Tore, aber der Heiler war sich sicher darin, dass er nicht vorhatte, eines dieser Dinger zu betreten oder auch nur in die Nähe zu kommen, wenn er es nicht unbedingt musste. Einen Hexenmeister als Gegner zu haben, reichte für seine Begriffe völlig aus, er musste sich nicht auch noch mit den Dämonen aus dem Reich des Vergessens anlegen. Der Skamp-Angriff des Vortages hatte ihm auch schon völlig gereicht. So kamen sie aber recht störungsfrei durch. Die Daedra hielten sich an ihre Tore – Tirian sah in der Entfernung einige Atronachen dort herumschleichen – und behelligten sie nicht. Derweil kam endlich die Hügelkette in Sichtweite, die die Weidenländer im Süden von der Molag Amur schied. Auf dieser Seite war das fruchtbare Weideland, während sich auf der anderen Seite das tödliche von Lavaflüssen und heißen Schlammgruben durchzogene, unfruchtbare Aschland befand. Ein deutliches Zeichen dafür, dass sie ihrem Ziel immer näher kamen. Mora Uvirith befand sich auf der anderen Seite dieser Hügelkette. Nun kehrten die Gedanken an Tarrior doch wieder zurück. Tirian verdrehte die Augen. Doch langsam tauchte vor ihnen auch ein riesiges, steinernes Ungetüm auf, das seine Aufmerksamkeit auf sich zog. „Das muss wohl Falensarano sein“: sagte Tirian. Von der Anhöhe aus stieg Rauch auf. „Sie scheint bewohnt zu sein“: stellte der Heiler fest.

    Langsam schlichen sie die Rampe nach oben. Auf Lyvianis Anraten hielten sie sich ruhig und bedeckt, denn man konnte wohl nie wissen, wer sich jetzt hier verschanzt hatte. Auf dem Festungssockel standen wild zusammengewürfelt einige Zelte und ansonsten stapelten sich wahllos Kisten und Körbe. Auf die Entfernung entdeckte der Heiler etwas, dass aussah, wie mehrere große Käfige. Plötzlich hörte er dumpfes Geräusch und einen Aufprall. Er drehte sich um und sah Lyviani am Boden liegen. „Was habt ihr?!“: fragte er besorgt und beugte sich zu ihr hinunter. Etwas Blut lief aus einer Platzwunde an der oberen Stirn. Plötzlich tauchte geradezu aus dem Nichts neben ihm eine Person auf. Reflexartig wandte er seinen Kopf zur Seite. Er konnte nur noch in die schwarzen, gläsernen Löcher einer Chitin-Maske schauen, bevor er einen Schlag in der Nähe seiner Schläfe fühlte und dann gar nichts mehr. Bewusstlos ging Tirian zu Boden.

  8. #8
    Den weiteren Weg brachten sie schweigend hinter sich, und jeder hing seinen Gedanken nach. Dreveni fragte sich zum wiederholten Male, warum sie, wenn sie mit Tirian sprach, dermaßen ...weich... wurde. Das musste aufhören, und zwar am besten sofort. Sie konnte nicht zulassen, dass ihr der Heiler wirklich etwas bedeutete, auch wenn sie sich noch nicht einmal sicher war, auf welcher Ebene sich ihr Interesse an ihm bewegte. War es wirklich nur weil er so das genaue Gegenteil von ihr war? Und trotz seiner Gutmütigkeit seine Ansichten doch ihr gegenüber mit einer Stärke vertrat, die sie immer wieder erstaunte? Oder waren es nur seine glutroten Augen, die sie schon an Feryn beinahe um den Verstand gebracht hätten? Sie wusste es nicht, und es war auch definitiv besser, sie würde dem Ganzen erst gar nicht weiter auf den Grund gehen.
    Es konnte und durfte nicht sein, nicht schon wieder. Weder als Freund noch sonst etwas.
    Ab jetzt würde wieder Schluss mit dem Verständnis sein, schluss damit ihn zu schonen oder mit ihrer Meinung hinter dem Berg zu halten.
    Würde er ihr wieder den Arm festhalten, wenn sie sich eines Gefangenen entledigen wollte, würde sie nicht mehr lange diskutieren sondern gleich den Dolch in die andere Hand nehmen und ausprobieren, wie schnell er reagieren würde. Und vor allem keine Tränen mehr nachts in seinem Arm.

    Gerade als sie sich das geschworen hatte, erreichten sie einen Platz, der Tirian wohl für eine Rast geeignet schien. Sie selbst hatte nichts dagegen und setzte sich - immer noch schweigend - auf den Boden, nachdem sie dem Guar einen Teil des Gepäcks abgenommen hatte. Sie tat nichts weiter, als Tirian zu beobachten, bei was immer er da gerade zusammenbraute. Zeitweise stank es wirklich übel, und als er sie am Schluss bat, den Krug zu halten, dass er die siedend heiße Flüssigkeit filtern konnte, dachte sie nur: Ich würde dir auch ernsthaft raten, vorsichtig zu sein., und warf ihm einen entsprechenden Blick zu. Er schaffte es aber, ohne sie zu verbrühen, und nachdem er ihr die Phiolen gereicht hatte, setzten sie ihren Weg fort, bis sie Gegend Abend die Festung erreichten. Es war ein großer Bau aus Stein, ganz anders als die Festungen in Cyrodiil, die mehr an Burgen erinnerten. Diese hier lag wie ein Schiff in der Landschaft, und Dreveni bekam sofort ein ungutes Gefühl, als sie ebenfalls die Rauchfäden sah.

    Sie ließen die Guar in einiger Entfernung stehen und näherten sich vorsichtig und Deckung suchend der Festung. Dabei stellte Dreveni erleichtert fest, dass sich Tirian durchaus leise bewegen konnte, auch wenn es natürlich noch ausbaufähig war. Das half ihnen allerdings alles nichts, und auch Dreveni hörte niemanden kommen, bis sie plötzlich einen kräftigen Schlag auf den Kopf bekam, als wäre sie mit Anlauf an eine Mauer gelaufen, dem nur noch Schwärze folgte.

    Der Schmerz durchfuhr sie erst, als sie wieder zu sich kam. Instinktiv langte sie mit der Hand an ihren Kopf und stöhnte leise auf, als sie mit den Fingern direkt auf der Platzwunde landete. Das brachte sie immerhin soweit wieder zur Besinnung, dass ihr langsam dämmerte, was passiert war. Niedergeschlagen. Schon wieder. Nur dieses Mal schien sie auf dem Boden zu liegen, der hart und klamm war. Vorsichtig öffnete sie die Augen, konnte im Dämmerlicht aber erst nichts erkennen. Vorsichtig lauschte sie in die Dunkelheit, es war ihr als könnte sie ein Schaben und Schnaufen hören, war sich aber nicht ganz sicher. Außerdem das Plätschern und Tropfen von Wasser. Es war also keine gute Idee, jetzt einen Lichtzauber zu wirken, inzwischen konnte sie aber auch so schon etwas mehr erkennen.
    Als nächstes fuhr ihre Hand an ihre Hüfte, und sie stellte erleichtert fest, dass man ihr wenigstens ihre Waffen gelassen hatte. Zumindest das Schwert, den Dolch und auch das Stilett. Immerhin etwas. Vorsichtig rappelte sie sich auf, wenigstens bis auf die Knie, da sah sie neben sich noch jemanden liegen. Tirian. Sie beugte sich über ihn und konnte sehen, dass auch er eine hässliche Platzwunde auf der Schläfe hatte. Sie wagte nicht ihn anzusprechen, sie hatte keine Ahnung wer sie dort im Dunklen alles gehört hätte, und so schüttelte sie ihn nur vorsichtig an der Schulter.

  9. #9

    Weidenländer, Falensarano, Kanalisation

    Ein Schütteln holte ihn langsam ins Bewusstsein zurück - erst langsam und dann immer fest, bis Tirian endlich die Augen aufschlug. Für den ersten Moment kam Panik in ihm auf, als er Nichts sehen konnte, doch als die erster Anflug abgeklungen war und ein stechender Schmerz in seinem Schädel einsetzte, nahm er auch mehr Konturen in der Dunkelheit war. Es war nicht völlig dunkel, sondern nur sehr, sehr zwielichtig an diesem… Tirian versuchte sich umzuschauen. Wo befand er sich eigentlich. Er drehte Anhaltspunkte suchend den Kopf und entdeckte Lyviani, die neben ihm saß. Erst jetzt bemerkte er ihre Hände, die ihn gepackt hielten. Sie hatte ihn wachgerüttelt. „Wo sind…“: wollte er ansetzen, doch da legte sie ihm schon eine Hand auf den Mund. Er konnte erkennen, dass sie mit ihrem Zeigefinger vor dem Mund andeutete, dass er leise sprechen sollte. Dann nahm sie langsam ihre Hand aus seinem Gesicht. „Wo sind wir“: flüsterte der Heiler eine Frage. Sie zuckte mit den Schultern. Es roch muffig, es stank sogar leicht und es war feucht, sehr feucht. Er stand langsam auf. Zwar verlor sich sein Blick in einigen Metern bereits in tieferer Dunkelheit, aber in der Nähe konnte er alte Kisten und Fässer ausmachen, halb oder ganz zerbrochen und an- bzw. verschimmelt. Ebenso sah und roch er Speisereste und kleineres Ungeziefer, das sich darüber hermachte. Er tastete etwas und fand eine Wand und etwas Metallenes. „Sprossen“: schoss durch seinen Kopf, als er es näher betastete. „Hier ist eine Leiter“: zischte er zu seiner Begleiterin hinüber und stieg dann hinauf. Tatsächlich befand sich oberhalb davon eine Luke. Er versuchte sich aufzustemmen, doch sie schien blockiert. Auch als er etwas Magie in seine Arme fließen ließ und seine Muskelkraft verstärkte, ließ sich die Klappe nicht aufstoßen. Sie musste verriegelt worden sein.

    „Verflucht“: zischte der Dunmer das verdammte Ding an und stieg wieder hinab. „Und?“: hörte er Lyvianis Flüsterstimme hinter sich. „Der Weg ist versperrt. Da kommen wir nicht raus“: wisperte Tirian: „Die müssen uns hier hinuntergeworfen haben.“ Wieder fuhr ein stechender Schmerz durch seinen Kopf. Seine Hand glitt reflexhaft zu der schmerzenden Stelle. Er zuckte zurück, als sie unter Berührung noch mehr schmerzte. Er fühlte verkrustetes Blut. „Wir sollten…“: wieder unterbrach ihn die Hand der Assassine, die sich schnell auf seinen Mund legte. „Horcht“: zischte sie. Erst hörte Tirian Nichts, doch dann ein Schaben, ein Kratzen. Von der Lautstärke war es zu groß für irgendwelches Ungeziefer. Es bewegte sich. Tirian verengte die Augen, versuchte noch mehr zu erkennen, doch da war Nichts, das flüsterte er ihr auch zu. „Ich denke mal, dass das hier die Kanalisation der Festung ist. Womöglich gibt es noch einen anderen Zugang, durch den wir entkommen können. Wir sollten danach suchen“: schlug er vor. Entgegen Lyvianis Willen nahm er sich eine erloschene Fackel von der Wand und zündete sie mit einer kleinen Portion Magie an. Qualmend erfüllte sie die Kanalisation mit funzeligem Licht. Offenbar benutzten die Bewohner der Festung sie wirklich als Müllhalde. Überall lag Abfall herum und das Wasser, das noch im Kanal stand, war trüb und sah ekelhaft aus. In der Entfernung konnte der Heiler einige Abzweigungen ausmachen und kleinere Brücken, die über die Kanäle führten. Wenigstens würden sie vorankommen, ohne durch diese Brühe waten zu müssen. Da auch er nicht wusste, wohin sie gehen sollten, wählte er den Weg, der ihnen am nächsten lag. Möglichst leise schritten sie voran. Das Flackern der Fackel warf unruhige Schatten an die Wand. Rastlos irrten Tirians Augen umher. Bei jedem Mal, bei dem ein Windzug den Schattenriss verzerrte, war es für ihn als würden Monster an die Wand gezeichnet, die mit Klauen nach ihm zu greifen versuchten. Ein ums andere Mal zuckte er zusammen, blieb kurz stehen und schaute sich um.

    Auch Lyviani erging es scheinbar nicht besser. Auch sie sah sich desöfteren um. Sie rückten enger in den Lichtschein der Fackel zusammen. Trotz des unnachgiebigen Gefühls, dass sie hier unten nicht alleine waren, setzten sie ihren Weg fort, kamen aber nur langsam voran. Das Echo ihrer eigenen Schritte hallte vielfach gebrochen, geradezu unnatürlich verzehrt im Gang wieder. Tirian hatte oft das unbestimmte Gefühl, als sei jemand hinter ihnen, doch wenn er sich umdrehte, war dort niemand. „Vielleicht bilde ich mir das alles nur ein“: überlegte er und versuchte sich zu beruhigen. Er wusste auch nicht, was ihn so beunruhigte. Es war geradezu ein irrationales Gefühl von Bedrohung, das er hier unten verspürte. Wenn er zu ihren Schatten sah, glaubte er dort Monster zu erkennen, die nach ihm griffen, lauschte er auf ihre Schritte, war dort jemand hinter ihnen, schaute er ins trübe Brackwasser, dachte er eine Bewegung dort auszumachen. Und doch war da Nichts. Er blieb kurz stehen und stützte sich einen Moment an der feuchten Wand ab. Noch immer tat ihm sein Kopf weh. „Lyviani, ich…“: doch dann hörte er ganz eindeutig ein Schaben, ein Kratzen, etwas das klang als würde etwas über den Boden geschliffen. Das Geräusch war nicht nah, nein, es schien an den Wänden entlang durch den Kanal zu schallen. „Was ist das bloß?“: fragte sich der Heiler laut. Allerdings war er sich mit der Assassinin darin einig, dass sie es nicht unbedingt herausfinden wollten.

    Sie irrten weiter. Inzwischen hatte Tirian auch schon völlig die Orientierung verloren. Da er sich an den letzten Abzweigungen mehr auf die vermeintliche Gefahr in seinem Nacken konzentriert hatte, hatte er gar nicht darauf geachtet, in welche Richtung sie schließlich gelaufen waren. Inzwischen kamen ihm die Gänge, die Brücken und der Abfall, der allgegenwärtig war, nur allzu sehr bekannt vor. Tirian glaubte langsam, dass sie im Kreis liefen. Die Orientierung hatte er längstens verloren. Als sie schließlich wieder an eine Kreuzung gelangten, die er wieder erkannte. Allerdings waren sie schon vor einer gefühlten Ewigkeit an genau dieser Stelle vorbeigekommen. Der Heiler wusste nicht weiter. „Verflucht“: stieß er hervor. Lyviani trat vor ihn und sah ihn auffordernd an. „Ich habe keine Ahnung wo wir sind. Wir haben uns verirrt“: gab er schließlich zu. Wieder war das Kratzen zu hören.

  10. #10

    Weidenländer, Falensarano, Kanalisation

    Inzwischen war auch Dreveni klar geworden, wo sie sich befinden mussten, sah das Ganze doch verdächtig nach Kanalisation aus, wie sie auch in Cyrodiil unter der Kaiserstadt zu finden war. Ein ausgezeichneter Fluchtweg, wenn man sich dort auskannte. Wenn nicht...
    Sie wagte es nicht, den Gedanken weiterzuführen, und kramte statt dessen in ihrem Gedächtnis nach der Formel für einen ganz bestimmten Zauber. So merkte sie zu spät, dass Tirian dabei war eine Fackel anzuzünden, und sich trotz ihres Protestes nicht davon abbringen ließ. Sie hatte vor einer Weile einen Zauber gelernt, um im Dunkeln zu sehen ohne Licht zu brauchen, aber er wollte ihr gerade nicht mehr einfallen, noch dazu schmerzte ihr Kopf eh so sehr, dass sie sich kaum konzentrieren konnte.
    Nachdem sie hier nicht bleiben konnten, und jede Abzweigung so gut wie die andere zu sein schien, folgte sie Tirian, die Hand fest am Griff ihres Schwertes, was ihr zumindest im Ansatz die Illusion von Sicherheit gab. Sie wusste, dass sie hier nicht allein waren, und auch dass sie sich die seltsamen Geräusche nicht nur einbildete, auch wenn bis auf ihre verzerrten Schatten an den Wänden nichts zu sehen war.
    Dreveni behauptete von sich immer, furchtlos zu sein, doch war ihr diese Umgebung auch alles andere als geheuer. Sie hasste es wenn sie ihre Feinde nicht sehen konnte, und dass es diese hier gab bezweifelte sie nicht eine Sekunde. Unbewusst hielt sie sich näher an Tirian, dessen Nervosität sich langsam aber sicher doch auf sie übertrug.
    Dreveni selbst meinte ständig Blicke in ihrem Nacken zu fühlen, die ihr einen Schauer über den Rücken jagten und die jedes einzelne Haar in ihrem Nacken sich aufstellen ließen. Blicke, die nur darauf zu warten schienen dass sie abgelenkt war, um über sie herzufallen. Noch dazu verzerrte sich das Echo ihrer eigenen Schritte hier unten derart, dass sie dauernd meinte, etwas würde hinter ihr laufen.
    Während sie so voran schlichen, achtete sie nicht auf den Weg, sie verließ sich ganz darauf, dass es Tirian tat, was sich bald als Fehler herausstellte. Die Kreuzung die sie erreicht hatten, kam ihr nur allzu bekannt vor. "Scheiße.", fluchte sie leise und fast unhörbar. Da drehte sich der Heiler auch schon zu ihr um: „Ich habe keine Ahnung wo wir sind. Wir haben uns verirrt“.
    "Wunderbar. Da verlässt man sich einmal..." Weiter kam sie nicht, da war wieder das eigenartige Schaben und Kratzen zu vernehmen, dieses mal jedoch näher und sie war sich wirklich sicher, dass es keine Einbildung war. Irgendetwas kam auf sie zu. Insgeheim musste sie zugeben, dass es ihr ganz Recht war, wenn es endlich zur Konfrontation kommen würde, diese Ungewissheit zerrte inzwischen ziemlich an ihren Nerven.
    So zog sie ihr Schwert und rief laut in die Richtung, aus der das Geräusch scheinbar gekommen war: "Komm endlich raus, du feiger Hund!"
    Sie war noch halb erstaunt darüber, dass ihre Stimme sicherer klang, als es ihr zumute war, da konnte sie einen Schatten von etwas das sich hinter der Biegung des Ganges befand, erkennen. Der Schatten bewegte sich taumelnd und fast unsicher, was nicht nur an dem flackerndem Licht der Fackel liegen konnte. Sie griff ihr Schwert fest mit beiden Händen und hielt die Spitze der Klinge weit vor sich gestreckt, die Formel eines Schildzaubers war ihr glücklicherweise nicht entfallen wie die des Nachtsichtzaubers vorhin.

  11. #11

    Weidenländer, Falensarano, Kanalisation

    [Tirian]
    "Wunderbar. Da verlässt man sich einmal...": wollte seine Begleiterin ansetzen, doch wurde sie durch das seltsame schabende Geräusch unterbrochen. Lyviani hatte scheinbar etwas entdeckt. "Komm endlich raus, du feiger Hund!": schrie sie und hatte ihr Schwert gezogen. Sie bewegte sich langsam in Richtung einer Ecke vorwärts. Tirian konnte Nichts erkennen. „Es tut mir leid, dass ich…“: doch mit einem energischen Wink verbot sie ihm das Wort. Der Heiler folgte ihr dicht auf, als sie sich weiter bewegte. Er zog sein Schwert. „Ich habe da vorne etwas gesehen“: flüsterte sie und langsam gingen sie weiter. Sie näherten sich einer Ecke. Ihm wurde langsam mulmig zu Mute. Schweißperlen liefen von seiner Stirn. Einen Moment standen sie noch vor der Abbiegung von der aus das Geräusch angeblich gekommen waren und sahen sich in die Auge. Tirian nickte und griff sein eigenes Schwert fester. Mit einem Satz sprangen Beide gleichzeitig hervor und dort war… Nichts. Seiner Begleiterin stand die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. Man konnte ihr deutlich ansehen, dass sie ratlos war. Sie sah sich etwas hektisch um. Tirian tat es ihr gleich, doch auch er konnte Nichts erkennen. Das Geräusch war auch längst wieder verstummt. Womöglich hatte sie sich die Bedrohung nur eingebildet. Ihre Kopfwunde und die Umgebung zehrten vielleicht schon an ihren Nerven. Seiner Ansicht sollten sie hier verschwinden, statt Phantomen nachzujagen. „Vielleicht habt ihr euch getäuscht“: sagte er. Lyviani schenkte ihm einen grimmigen Blick. Er wollte etwas erwidern, als ein leichter Hauch sein Gesicht streifte. Die Fackel flackerte etwas. „Ein Luftzug!“: erkannte der Heiler. Er kam aus dem Tunnel zu ihrer Rechten. Womöglich gab es dort einen Ausgang. „Ich weis jetzt wo wir lang müssen“: sagte der Dunmer und deutete in die Richtung, aus der der Lufthauch gekommen war.

    [Dreveni]
    Getäuscht? Sicher nicht., dachte sich Dreveni und warf Tirian einen Blick zu, der genau das ausdrückte. Hier war etwas, auch wenn es sich - aus welchen Gründen auch immer - nicht zeigen wollte. Sie hatte zwar einen ziemlichen Schlag auf den Kopf gekommen, was aber nicht hieß, dass sie vollkommen blöd, blind und taub war. Bevor sie doch noch etwas darauf erwidern konnte, kam schon von Tirian: „Ich weis jetzt wo wir lang müssen“
    Der Blick, den sie dem Heiler zuwarf, verdüstere sich noch etwas, als sie antwortete: "Sicher. Ändern wir die Richtung wenn wir im Kreis laufen, schadet ja nicht. Mir ist eh schon ganz schwindlig." Nicht das Dreveni selber eine Ahnung gehabt hätte, wo es lang ging, aber um Tirians Orientierungssinn schien es auch nicht sonderlich gut bestellt zu sein. Ihr Schwert hatte sie noch nicht wieder weggesteckt und hielt es in der Rechten, die Spitze leicht auf den Boden gestützt. Ihre Linke hatte sie in die Hüfte gestemmt, da sie fürchtete, ihre Hände könnten zittern. Tirian machte sie noch ganz irre mit seiner Angst, nie hätte sie zugegeben, dass es ihr selbst auch langsam etwas unheimlich wurde, unabhängig von dem Nervenbündel von Dunmer vor ihr.

    [Tirian]
    Der Heiler starrte sie ob der Spitze einen Moment lang an. "Ich fand es besser, dass wir uns überhaupt erst einmal einen Weg suchen, bevor wir noch länger unter diesem verschlossenen Schacht sitzen. Entschuldigt bitte, dass ich uns im Kreis herum geführt habe, aber ihr hattet auch keine Einwände oder einen besseren Vorschlag": giftete der Heiler Lyviani an. Der Schmerz in seinen Schläfen meldete sich gerade wieder zurück. "Da sind solche Kommentare von euch nicht sonderlich hilfreich": fügte er noch dazu. Zumal sie hier auf irgendwelche Phantome losgehen wollte. Wieder fuhr ihm ein Schmerz durch den Schädel. Er fasste sich an den Kopf. "Ich will hier raus": dachte er sich.

    [Dreveni]
    "Nicht hilfreich?", zischte sie Tirian an, und stand einen Moment sprachlos vor ihm. "Ich dachte ihr wüsstet, wo ihr langlauft. Jedenfalls soweit, dass wir nicht im Kreis gehen. Das muß man doch merken!" Natürlich hätte sie selbst auch auf den Weg achten können, doch das würde sie jetzt sicher nicht zugeben. "Und einer von uns musste ja auf die Umgebung achten, während ihr euch verlauft. Falls es euch entgangen ist, wir sind sicher nicht die Einzigen hier unten." Sie sah ihn einen Moment abschätzend an, bevor sie fort fuhr: "Wenn ihr zuviel Angst habt um euch auf den Weg zu konzentrieren, sagt es lieber gleich."

    [Tirian]
    "Wie soll ich wissen, wo wir lang laufen müssen, wenn ich zum ersten Mal hier unten bin?": entgegnete er. "Außerdem wart ihr diejenige, die jetzt Phantomen nachjagen wollte. Ich bin mir inzwischen nicht mehr sicher, ob wirklich etwas hinter uns her ist. Wir haben einen Schlag auf den Kopf bekommen, womöglich bilden wir uns das hier auch nur ein. Oder seht ihr hier irgendwo einen Gegner?": wandte Tirian ein. Lyviani schaute ihn ratlos an. "Ich sehe auch keinen. Ihr habt euch das nur eingebildet!": redete er mit Nachdruck auf sie ein. Er spürte wieder etwas Wut aufkommen, doch er wusste gar nicht wieso. Sein Kopf schmerzte. Sein Blick glitt über die Hand, mit der sie sich auf ihr Schwert stützte. Er zog die Augenbrauen hoch. "Zittert sie?": fragte er sich. In diesem Moment taten ihm seine Worte leid. "Ich bin froh, dass ihr auf uns aufpasst, doch diesmal bin ich mir sicher. Ich habe einen Luftzug gespürt. In dieser Richtung muss es zumindest einen Ort geben, der mit der Oberfläche verbunden ist": entschuldigte sich der Heiler und erklärte er seine Beobachtung. "Vertraut mir": bat er.

    [Dreveni]
    Dreveni dachte nicht daran, jetzt einzulenken. Dass Tirian schon wieder nachgab, bewirkte bei ihr das genaue Gegenteil.
    "Ich sehe auch keine Gegner, und genau DAS ist das Problem.", sagte sie und funkelte ihn an. "Außerdem neige ich nicht dazu, mir Dinge einzubilden, dazu braucht es schon mehr als einen Schlag auf den Kopf." Sie hatte tatsächlich grausame Kopfschmerzen und die Wunde an ihrer Stirn brandte, aber so schlimm war es nun auch wieder nicht. Mit dem Luftzug hatte er aber einen guten Punkt, mußte sie wiederstrebend zugeben. "Und nein, ich vertraue euch nicht. Ihr mögt Recht haben mit dem Luftzug, aber das hat nichts mit Vertrauen zu tun.", giftete sie ihn an und wollte sich an ihm vorbei in die Richtung schieben, in die er gedeutet hatte.

    [Tirian]
    "Ich dachte über diesen Punkt wären wir schon hinaus": bedauerte der Dunmer und ließ Lyviani passieren. "Und was beim Tribunal meint ihr damit, dass das genau das Problem ist?": wollte der Heiler wissen, während er ihr folgte. "Mir persönlich ist es lieber, wenn wir nicht von Irgendetwas hier im Halbdunkel angegriffen werden": war er eigentlich ganz froh darüber, dass sie die Assassine nur ein Hirngespinst gesehen hatte. "Ich weis nicht. Dieser Ort hat eine seltsame Ausstrahlung. Ich fühle mich schon die ganze Zeit über beobachtet, da hier aber offenbar Nichts ist, muss ich mir das wohl nur einbilden": redete Tirian auf seine Begleiterin ein. In diesem Moment erklang ein unmenschliches Brüllen, das sich im Tunnel ausbreitete.

    [Dreveni]
    "Und was lässt euch solche abwegigen Dinge denken, dass wir darüber hinaus wären?", fragte sie Tirian scharf. "Wenn ihr das wirklich so meint, seid ihr noch naiver als ich angenommen habe. Ich vertraue euch genauso wie jedem anderen nur solange, bis ich ihm den Rücken zukehre. Und ihr tätet gut daran, das selbe zumindest bei mir zu tun." Jetzt konnte sie endlich ein paar Dinge der letzten Tage geraderücken, wenn auch weniger bei Tirian, als bei sich selber. "Und diese 'seltsame Ausstrahlung' ist irgendwer der im Dunkel sitzt und uns auflauert. Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich für meinen Teil bin schon durch genug düstere Gänge gekrochen während..." Weiter kam sie nicht, denn da wurde sie von dem Brüllen unterbrochen. Es durchfuhr sie eiskalt, und für einen Moment sah man das Entsetzen und den Schreck auf ihrem Gesicht, als sie reflexhaft das Schwert hochriss. Das Brüllen war durch die gemauerten Gänge verzerrt, so dass sie es erst nicht identifizieren konnte, was sie auch ganz ehrlich nicht unbedingt wollte. Es war nach wie vor kein Gegner zu sehen, nur klangen jetzt auch schlurfende Schritte aus dem Gang, so weit man das neben dem Brüllen sagen konnte. Ein hektischer Blick zu ihrem Begleiter zeigte ihr, dass sich Tirian schon zur Flucht umgewandt hatte, und Dreveni war das mehr als recht. Es hörte sich so an, als wären sie beide hoffnungslos unterlegen, und in diesem Fall war eine Flucht nun wirklich nicht verwerflich, so folgte sie Tirian in der Hoffnung, dem was immer in dem Tunnel so abartig brüllte, zu entkommen.

    [Tirian]
    Lyvianis Worte trafen ihn wirklich. Auch wenn es ihn selbst überraschte, mochte er die Meuchlerin inzwischen. "Dann traut ihr mir eben nicht": nuschelte der Heiler in sich hinein, während sie flohen. "Ich bin mir nicht sicher, ob die Dinger da hinter uns alles sind, denn ich habe immer noch das Gefühl, dass man uns beobachtet": sagte Tirian atemlos zu seiner Begleiterin, während sie nebeneinander in Richtung des Ausganges flohen. Hinter ihnen waren die Schritte, wenn man das so nennen konnte, ihrer Verfolger. Sie folgten dem Luftzug, bogen ab und erreichten schließlich einen ziemlich baufälligen Übergang. Ein Teil war bereits abgebröckelt, womit die Brücke so schmal geworden war, dass nur eine Person gleichzeitig darüber gehen konnte. Weiteres Brüllen erschall hinter ihnen. Tirian schaute Lyviani an, die bereits vorgegangen war und nun etwas unschlüssig vor dem Übergang stand. Mutig machte sie einige Schritte auf den Steg. Innerlich bereitete sich der Heiler bereits darauf vor, ihr nachzufolgen. Gerade als er einen Schritt nach vorne machen wollte, nahm er aus dem Augenwinkel eine Bewegung war. Er drehte sich um, doch konnte er wieder nur seinen Schatten sehen, der von der Fackel an die Wand geworfen wurde.

    Ein weiterer Windhauch kam, brachte die Fackel zum Flackern, doch sein Schattenriss blieb davon ganz unbeirrt. Tirians Augen weiteten sich, als sich plötzlich das Schattenbild verzerrte und seinem eigenen Umriss tatsächlich Klauen wuchsen. Wieder spürte er einen stechenden Schmerz im Kopf und musste vor Qual schreien. "Was ist los?": fragte Lyviani, die sich umgedreht hatte, um nach ihm zu sehen. "Der Schatten, es ist der...": weiter kam er nicht, denn plötzlich löste sich der monströs veränderte Schattenriss etwas von der Wand. Die Klaue schoss hervor und packte den Heiler am Hals. Sie war schattenhaft und kalt, geradezu... "Geisterhaft!" wurde ihm bewusst, womit sie es zu tun hatten. Lyviani wollte mit ihrer Waffe ausholen, doch in diesem Moment brach etwas unterhalb der Brücke aus dem Wasser. Tirian konnte Nichts sehen, da er von der Klaue und dem Anblick seines eigenen diabolisch grinsenden Abbildes an der Kanalwand gefesselt war. Die Dunmer keuchte als sie wohl von unten gepackt wurde. Der Fäulnisgestank und das Stöhnen, das sich pötzlich ausbreitete wiesen auf einen Zombie hin.

    [Dreveni]
    Sie lief neben Tirian in die Richtung, in die der Dunmer den Ausgang vermutet hatte. Hoffentlich hatte er recht damit. Schließlich kamen sie an etwas, was einmal ein Steg gewesen war, jetzt war davon nur noch ein schmaler Streifen aus Stein übrig, der kaum stabil genug wirkte, um noch eine Person tragen zu können. Nachdem ihnen nichts anderes übrig blieb, tat Dreveni prüfend einen Schritt auf den schmalen Übergang, als sie Tirian plötzlich hinter sich schreien hörte. Sie sah gerade noch, wie etwas ...Ein Schatten!?... Tirian am Hals packte. Sie wollte schon mit dem Schwert danach schlagen, da fühlte sie sich unsanft am Bein gepackt und ein ekelerregender Gestank nach Fäulniss stieg ihr in die Nase. Etwas versuchte sie in das abgestandene Kanalwasser zu ziehen. Fast panisch hieb sie mit dem Schwert danach, und am Rande registrierte sie, dass es sich bei der verfaulten Gestalt um einen Zombie handelte. Als sie ihm den Arm abschlug fand sie zumindest ihr Gleichgewicht wieder, doch die Kreatur schien das nicht groß zu stören. Erst als sie ihm nach ein paar weiteren, hektischen Hieben den Kopf abgeschlagen hatte, gab das Viech frieden und sank blubbernd in das Wasser zurück.
    Jetzt erst fand sie Zeit, sich um Tirian zu kümmern.
    Sie konnte nicht genau erkennen, was ihn gepackt hielt, aber es mußte irgendein Schatten aus der Zwischenwelt sein. Als ob Zombies hier unten nicht gereicht hätten. Sie nahm das Schwert in die Linke und zog jetzt ihren Dolch, Untote schienen gegen daedrischen Stahl empfindlicher zu sein als gegen Vulkanglas. Und so dicht, wie das Wesen Tirian umklammert hielt, wagte sie es nicht, einen Zauber einzusetzen. Sie hieb blindlings mit dem Dolch auf den Schatten ein, in der Hoffnung dass er den Heiler wenigstens für einen Moment loslassen würde. Kaum traf sie ihn das erste Mal gab die Kreatur ein kreischen von sich, dass ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.

    [Tirian]
    Tirian schwanden schon die Sinne, so fest packte ihn die Kreatur an. Er fühlte außerdem wie langsam Kälte seinen Körper erfüllte. Im Augenblick als er bereits nur noch verschwommen sah, erklang ein markerschütterndes Kreischen. Er ging in die Knie und schnappte nach Luft. Selbst die faulig-abgestandene Luft im Kanal erschien ihm unsagbar süß. Er sah wie Lyviani mit ein daedrischen Waffe in der Hand über ihm stand, deren rote Musterung im Licht der Fackel, die ihm heruntergefallen war, dämonisch glühte. "Daedrisches Metall": überlegte er. Der Schatten hatte noch nicht aufgegeben. Wieder wurde er stofflicher, diesmal schossen beide Klauen hervor, jedoch ließ sich der Heiler diesmal nicht mehr erschrecken. Der einen Klaue verpasste er Blitzzauber und in einer hochfahrenden Bewegung griff er nach dem Schwert, das ebenso wie die Fackel zu Boden gegangen war, und hieb damit nach der anderen Klaue. Wieder kreischte das Schattenwesen vor Schmerz und offenbarte so, was es wirklich war. Er drehte sich herum und schob die Assassine, die scheinbar noch etwas unschlüssig war, wie man mit diesem Gegner umgehen sollte, über die Brücke. Die Fackel ließ er zurück. "Das ist ein Geist": sagte Tirian ihr und sie rannten wieder in die Richtung, in der doch endlich der Ausgang liegen musste. In seinem Rücken hörte er das laute Platschen von Wasser. Offenbar waren da noch mehr Untote und sie kamen näher. Das Gefühl tiefsitzender Angst und Bedrohung war wie von ihm abgefallen und ihm ging dabei etwas auf. "Lyviani": rief er der Assassinin, die vor ihm lief, zu: "Die Geräusche und die Bewegungen die wahrgenommen haben, die Angst, dieser verfluchte Geist muss unseren Verstand verwirrt haben. Wenn er das kann, muss er ziemlich stark sein." Er brauchte einen Moment um Luft zu holen. "Allerdings glaube ich, dass diese Dinger hinter uns, real sind": befürchtete er.
    Geändert von KingPaddy (03.05.2013 um 00:40 Uhr)

  12. #12

    Weidenländer, Falensarano, Kanalisation

    [Dreveni]
    Sie hörte den Reden Tirians nur mit halben Ohr zu, zu sehr war sie darauf konzentriert nicht auszurutschen, und darauf zu achten, dass sie nicht von der Horde Untoter eingeholt wurde, die inzwischen auf ihren Fersen klebte. Es kam ihr allerdings langsam so vor, als würden sie einen - wenn auch nur kleinen - Vorsprung gewinnen.
    Inzwischen hatten sie sich einem Bereich der Kanalisation betreten, der nicht ganz zu alt zu sein schien, die Steine waren weniger vermodert und rissig. Es sah allerdings immer noch nicht nach Ausgang aus hier, als sie vor einem Gang standen, der nur grob in das Erdreich geschlagen war, und nach ein paar Metern in einer Holztüre endete.
    Dreveni trat vor Tirian in den Gang und rüttelte an der Tür, die sich aber nicht rührte, außerdem konnte sie das leichte kribbeln von Magie fühlen. "Verfluchter Dreck, Magie. Und was jetzt?", sprach sie und sah Tirian an, fast panisch, denn sie hörte wie die Horde aus Zombies und Skeletten immer näher kam. Sie saßen in der Falle, im wahrsten Sinne des Wortes, denn so wie es klang, waren dort nicht nur ein oder zwei der untoten Kreaturen hinter ihnen her. Einen Augenblick später hatte sie sich wieder etwas gefangen und akzeptiert, dass es keinen anderen Weg gab, als sich der Meute zu stellen. Sie sprach einen Schildzauber und nach kurzem überlegen berührte sie Tirian an der Schulter um ihn ebenfalls durch einen Zauber zu schützen, da er nicht mehr als seine Robe trug, die den Klauen der Zombies wenig entgegenzusetzen hatte.
    Wenn es jemals einen passenden Zeitpunkt für einen seiner Wutanfälle gegeben hatte, dann jetzt, Dreveni hätte nichts dagegen wenn der die Untoten einfach auf einen Schlag grillte.
    "Verschwendet eure Magie nicht auf irgendwelche Stärkungszauber, seht zu dass ihr diese Zombies erwischt, wenn sie uns erst einmal umringt haben, ist es zu spät.", raunte sie ihm noch zu, da waren die Ersten auch schon heran...

    [Tirian]
    Lyviani reagierte gar nicht auf das, was er sagte, aber auch er konzentrierte sich lieber darauf in diesem schmierigen Loch, in dem sie hier festsaßen nicht fehlzutreten, abzurutschen und in dieses Brackwasser zu fallen, in dem sich offenbar erweckte Kadaver tummelten. Schließlich erreichten sie einen nicht gar so alten Teil der Kanalisation. Der war zwar immer noch sehr alt, aber sichtbar neueren Datums als die Architektur der zurückliegenden Gänge. Offenbar war dieser Teil auch nicht komplett fertig. Der Kanal war noch nicht ganz fertig ausgehoben und die Wände waren auch noch nicht verputzt. An der Stelle auf die sie zu hielten, waren sogar noch Felswände zu erkennen. Anhand der herumliegenden Werkzeuge ließ sich ablesen, dass die Arbeiten wohl abrupt geendet haben mussten. Tirian verschwendete darauf aber weiter keine Gedanken, sondern folgte der Dunmer lieber, bis sie vor einer Holztür anlangten. Sie war eindeutig provisorisch aus losen Planken zusammen gezimmert worden. Durch die großen Ritzen darin drang der Luftzug, der sie bis hierher geführt hatte. Tatsächlich besaß die Tür nicht einmal ein Schloss, doch konnte seine Begleiterin sie nicht öffnen. "Verfluchter Dreck, Magie. Und was jetzt?": fluchte sie. Tirian legte seine eigenen Hände noch einmal prüfend auf das Holz. Tatsächlich blockierte ein Siegel den Durchgang. "Wir sollen nicht entkommen": ging es dem Heiler durch den Kopf. Und hier saßen sie eindeutig in einer Sackgasse, einer Falle.

    Der Dunmer schaute sich hilfesuchend um und war schon am Überlegen, ob er seine Magie mit der des Siegels messen sollte, doch entschied er sich dagegen. Er wusste nicht, was passieren würde, wenn er diesen Abwehrzauber mit einem Blitz traktierte. Im schlimmsten Fall konnte er auf ihn zurückfallen. Sich selbst zu grillen, war keine angenehme Vorstellung. Er spürte eine Hand auf seiner Schulter. Er drehte sich um und schaute Lyviani in die Augen. Er spürte wie sich ein Schild um ihn herum aufbaute. Er wusste zwar aus dem Kampf gegen die Redoraner, dass die Dunmer auch über rudimentäre, magische Fähigkeiten verfügte, aber das sie auch etwas anderes konnte, als reine Kampfzauber, überraschte ihn dann doch etwas. "Verschwendet eure Magie nicht auf irgendwelche Stärkungszauber, seht zu dass ihr diese Zombies erwischt, wenn sie uns erst einmal umringt haben, ist es zu spät": rief sie ihn zur Ordnung. Er nickte. Das sie von der stärkenden Magie wenig hielt, war ihm noch gut in Erinnerung. Außerdem stimmte er mit ihr darin überein, dass seine Schockzauber ihre beste Möglichkeit waren, sich zu erwehren. Das Silberschwert würde auch nur bedingt gegen stoffliche Untote helfen und ein Skelett bedrängte man am Besten mit etwas wie einem Streitkolben oder einer Axt nur gegen einen Zombie würde er damit einen Stich sehen. Und für einen Geist würde er keine zusätzliche Kraft brauchen, mehr Schaden als durch das Silber, würde die Kreatur eh nicht erleiden.

    Er lud seine Hände mit Schockenergie auf. Glücklicherweise hatten sie heute noch nicht weiter kämpfen müssen, sodass seine magische Reserven gefüllt waren. Er verengte die Augen und versuchte im Dunkel, das sie nun dichter umgab, seit er die Fackel zurückgelassen hatte, etwas zu erkennen. Doch hörte er die Gegner, bevor er sie sah. Stöhnend, klappernd, schleifend und kratzend bewegten sie sich auf sie zu. Aus einem nahen Gang kamen sie gewankt. Es waren Zombies, halb verfault, aufgedunsen, mit leeren Blicken, wenn die Gesichter nicht schon halb zerfallen waren, die Schimmel und offene Wunden zeigten. Neben ihnen marschierten fahle Skelette mit Resten von zerfetzter Kleidung oder Rüstungsteilen um den klapprigen Rumpf. Ihre Augenhöhlen waren schwarz und leer. Sie entdeckten sie und blieben einen Moment stehen. Einer der Zombies trat vor und riss seinen verfallenen Unterkiefer um und stieß das Brüllen aus, das sie schon zuvor gehört hatte. Der Tunnel wurde hell, als sich ein Kugelblitz von Tirians Hand löste, summend durch die Luft schoss und der Kreatur den Schädel unter dem zuckenden Licht einer Entladung den Kopf platzen ließ. Das Brüllen verstummte und die anderen Untoten stürmten auf sie zu. Die Zombies mit ihren entstellten Gliedmaßen, die Skelette bewaffnet mir rostigen Spitzhacken und anderen Werkzeugen, offenbar die ehemaligen Bauarbeiter. Tirian zog sein Schwert und feuerte noch einen Kugelblitz in die Menge, bevor sie sich auffächern konnte.

    [Dreveni]
    Es waren viele, zu viele, dachte Dreveni nur, als sie die Meute sehen konnte. Dass sie den Gang, der sich etwas verengte, im Rücken hatten, gab ihnen zwar den Vorteil dass sie schwerer einzukreisen waren, allerdings konnte er auch zur Falle werden, wenn sie in ihn zurückgedrängt wurden.
    Eine der Kreaturen stieß ein Brüllen aus, das Dreveni nur allzu bekannt vorkam, bis er von Tirian unsanft zum Schweigen gebracht wurde. Machte einen weniger, aber immer noch nicht wenige genug. Nun gut, sie hatten keine Wahl, so oder so.
    Sie trat ein Stück weg von dem Heiler, um ihn nicht ausversehen mit dem Schwert zu erwischen, und holte aus, als die ersten zwei Zombies nahe genug bei ihr waren. Sie zog das Schwert mit schwung in einem weiten Bogen von unten nach schräg oben, was den beiden Kreaturen die Reste ihrer Rümpfe aufschlitzte und sie zurücktaumeln ließ. Vergammelter Schleim spritzte aus den Wunden, schien die beiden aber nicht weiter zu stören, schon stürmten sie wieder nach vorne. Dieses mal schickte sie dem rechten Zombie einen Schockzauber entgegen, der nicht ganz so kräftig wirkte wie der von Tirian, aber reichte um ihn dieses mal endgültig ins Jenseits zu befördern. Dem linken hieb sie kurzerhand den Kopf ab, doch kaum war er gefallen, war schon ein Skelett mit einem Langschwert heran, dass ihr einen kräftigen Hieb versetzte, der die magische Barriere um sie herum aufleuchten ließ. Noch hielt sie und der Hieb ging nicht durch, aber sie merkte die Magie, die sie brauchte, um den Schild weiterhin stabil zu halten.
    Ungezielt stach sie nach dem Skelett, wodurch sich ihr Schwert in seinen Rippen verfing, und sie brauchte ein paar Sekunden, um ihre Klinge wieder zu befreien.
    Wieviele kommen denn noch?, dachte sie, leicht verzweifelt. Als das Skelett kurz damit beschäftig war, seine Knochen zu sortieren, nutzte sie die Chance um einen kurzen Blick zu ihrem Begleiter zu werfen...

    [Tirian]
    Lyviani tat es ihm schnell gleich und setzte den ersten zwei Zombies, die an sie herankamen, ihr Vulkanglasschwert entgegen und brachte die Kreaturen auf Abstand. Derweil deckte der Heiler weitere heranstürmende Gegner mit Blitzen ein. Einem anderen wanken Fleischhaufen zerfetzte er den Torso mit einer Lanze gebündelter Schockmagie und ließ zuerst dessen verfaultes Gekröse herausfallen, um mit der Lanze dann wie mit einem Skalpell nach oben zu fahren und ihm den Schädel von unten nach oben aufzureißen. Der Geruch von verbranntem Fleisch breitete sich aus. Es roch ekelerregend, was den Heiler kurz husten ließ, ihm aber nicht die Konzentration für einen weiteren Zauber stahl, der in Form eines Kugelblitzes eines der Skelette traf, die außer ihren zombiösen Kollegen hervorstürmten und die magische Verbindung zwischen Knochen zersprengte und den beinernen Körper gleich mit. Allerdings war in dieser Zeit ein anderer Zombie gefährlich nahe gekommen und Tirian hatte alle Hände voll damit zu tun ihn mit seinem Schwert auf Abstand zu halten. Das Silber machte der hinfälligen Kreatur nichts aus und auch die Klinge zerschnitt den Körper, richtete aber wenig aus.

    Der Dunmer ließ nun doch etwas stärkende Energie in seine Arme fließen und schaffte es schließlich mit einem Streich schräg von unten nach oben, durch beide Arme zu schneiden und das Biest zu verkrüppeln. Als es sich nun ohne seine Klauen gegen ihn werfen und ihn beißen wollte, riss er die Klinge hoch und trieb sie dem Körper durch den Schädel. Vor ihm brach der Wiedergänger zusammen, doch steckte das Schwert so fest, dass Tirian seinen Fuß auf die Schulter des Zombies stellen und geradezu am Griff reißen musste, um es wieder zu befreien. Diese Augenblicke erschienen anderen Untoten wohl günstig genug, um anzugreifen. Der Heiler erkannte, dass er sie nicht mehr abwehren konnte. Er rief sich einen Zauber ins Gedächtnis, der ihm in seiner Lehre zum Heiler vermittelt worden war. Da es damals noch zu erwarten gestanden hatte, dass er Priester werden sollte, etwas das er schließlich aufgrund des Dogmas des Tribunals Tempels ablehnte, gab es auch entsprechenden Unterricht darin, sich den Kräften des Bösen zu erwehren. Er murmelte schnell die heiligen Worte und streckte die Hände vor. Ein weißes Licht materialisierte sich vor seinen Handflächen. Die Gegner, die ihn angreifen wollten, blieben stehen. Dann löste sich der Zauber von seiner Hand und breitete sich in einer Welle weißen Nebels aus, der die Toten umfasste. Die beiden Zombies, die er damit einfing begannen zu brüllen, als der Nebel sie berührte. Zusammen mit dem Skelett, das ebenfalls angreifen wollte, ließen sie von ihm ab und ergriffen die Flucht. Tirian nutzte die kurze Kampfpause, um zu schauen, ob Lyviani seine Hilfe brauchte.

    [Dreveni]
    Der Heiler neben ihr schlug sich tapfer, und mit irgendeinem Zauber den Dreveni nicht kannte, schaffte er es sogar, die Untoten zur Flucht zu verleiten. War nur die Frage offen, wie lange das anhalten und wann sie zurückkehren würden.
    Sie hatte keine Zeit, näher darüber nachzudenken, da schon wieder das Skelett mit dem Langschwert ausholte. Sie war dem Schildzauber mehr als dankbar, auch wenn sie dieser, zusammen mit dem, den sie über Tirian gelegt hatte, einiges an Kraft kostete, die sie nun nicht mehr für Schockzauber übrig hatte. Ohne diesen hätte der Zombie, der gerade dazu noch nach ihr schnappte, sich wohl kräftig in ihrem Arm verbissen. Mit einem gezielten Tritt hielt sie ihn auf Abstand, als sie den nächsten Hieb des Skelettes blockte. Nachdem sie in diesem Skelett gerade die größere Gefahr sah, da es ihr mit dem Langschwert wirklich gefährlich werden konnte, legte sie alle ihre Kraft in ihren nächsten Hieb. Sie nahm das Schwert in einem fast elegant wirkendem Bogen nach oben - wobei sie dem Zombie neben sich streifte, der ihr schon wieder gefährlich nahe gekommen war - und schlug dem Skelett mit Wucht von oben auf den Schädel. Knochen splitterten, für einen Moment stand die Kreatur kopflos da, dann wurde sie schon von dem Schwung der Klinge zu Boden gerissen, wo sie als ein Haufen Knochen liegen blieb. Dreveni hoffte, dass sie nicht noch einmal aufstehen würde, da sprang sie auch schon wieder der Zombie neben ihr an, so dass sie gegen Tirian stolperte.

    [Tirian]
    Lyviani schlug sich gut gegen die Wiedergänger, die ihr auf den Pelz rückten. Beruhigt wandte sich Tirian den Gegnern zu, die wieder auf ihn zu hielten. Ein Skelett kam her, wurde jedoch durch einen magisch verstärkten Schlag gefällt. Die Klinge sauste in einem steilen Winkel von oben aus in die belebten Gebeine, traf zwischen Wirbelsäule und Schulterblatt das Rückgrat und zerschmetterte das klappernde Konstrukt mit voller Wucht. Knochensplitter und Einzelteile zerstoben in alle Richtungen. Derweil näherte sich ein weiterer, diesmal kopfloser Zombie und packte den Heiler mit fuchtelnden Armen. Ihm wurde schlecht, als er den Fäulnisgestank so nah an sich hatte und das schleimige Miasma seiner Verwesung sich über seine Robe verteilte. Den Ekel nur schwer überwindend drückte der Dunmer seine Hand auf den nackten, ebenfalls aufgedunsen, weichen und schmierigen Körper des Monstrums und ließ der Magie freien Lauf. Vom Schockzauber getroffen, wurde der Zombie regelrecht gegrillt. Flüssigkeit, die durch die Hitze des Blitzes aus ihm herausgekocht wurde, sickerte ebenfalls über Tirians Kleidung. Er fühlte sich in diesem Moment so ekelerregend schmutzig, dass ihm selbst ein Bad in der Brühe, die in dem Kanal stand, zur Reinigung gedient hätte.

    Gerade als er sich wieder weiteren Gegnern zuwenden wollte, sah er aus dem Augenwinkel etwas auf sich zustolpern. Er wandte sich um, gerade rechtzeitig, um das Silberschwert fallen zu lassen und etwas unbeholfen Lyviani aufzufangen sowie mit einer weiteren Blitzlanze reflexartig den Zombie aufzuschneiden, der ihr dicht gefolgt nachsetzte. In diesem Moment wich die Dunkelheits des Tunnels plötzlich einem grün-weißen Leuchten. Tirian sah, wie zwischen den restlichen Untoten ein Geist aus dem Boden wuchs. Der Heiler erkannte ihn an seinen Klauen. "Das ist der Geist, der uns vorhin an der Brücke erwischt hat": sagte er der Assassine. Der Dunmer schaffte es gerade noch sein Schwert aufzuheben, da sah er auch schon eine Kugel aus glitzernder Luft auf sie zufliegen. Er schubste Lyviani schnell aus dem Weg und lass sich nach hinten fallen. Er spürte die Kälte im Gesicht als der Zauber des Geistes auf dem Boden explodierte und die getroffene Stelle mit Frost überzog. Leider war Tirian zu langsam, um dem nächsten Zauber zu entgehen. Im Licht, das der Geist ausstrahlte, glänzten die winzigen, rasiermesserscharfen Eiskristalle noch einen Moment, bevor die Wolke ihn traf. Er schloss die Augen, während er ein fürchterliches Brennen im Gesicht spürte und die scharfkantigen Eisklingen ihm die Haut aufschlitzten. Er blutete aus dutzenden kleinen Schnitten.

    [Dreveni]
    Dreveni fühlte sich von Tirian aufgefangen, der auch gleich den Zombie erledigte, der sie hartnäckig immer wieder von der Seite angriff. Gerade als sie sich wieder aus den Armen des Heilers befreite, sah sie auch schon was da in der Mitte der Untoten erschien, und hätte Tirians Erklärung kaum noch bedurft.
    Sie hatte kaum einen Blick auf den Geist geworfen, da wurde sie auch schon unsanft geschubst, gerade noch rechtzeitig um nicht von dem Eiszauber des Geistes getroffen zu werden. Viel Zeit um sich zu sammeln blieb ihnen nicht, da holte das Gespenst erneut aus. Dieses mal hatte Tirian bei weitem weniger Glück, ihn traf es voll. Dreveni sah wie ihm das Blut über das Gesicht lief, und für den Moment schien er auch nicht wirklich handlungsfähig. Nicht gut. Dreveni konzentrierte sich kurz, bevor sie dem Schattenwesen einen Feuerzauber entgegen schleuderte. Mit was sollte man Eis auch besser bekämpfen können? Davon abgesehen lag ihr das eher als Schockzauber.
    Für einen Augenblick verschwand die Silhouette des Geistes hinter den Flammen, als er wieder sichtbar wurde, meinte Dreveni seinen wütenden Blick auf sich zu fühlen. Es schien ihm nicht viel ausgemacht zu haben, aber er war jetzt - wenigstens vorerst - von Tirian abgelenkt. Außerdem hatte es ein paar der Untoten um ihn herum so angekokelt, dass sie doch endlich ihr Heil in der Flucht suchten.
    Für einen Moment schien es, als belauerten sich Dreveni und der Geist, bevor er einen weiteren Frostzauber in ihre Richtung warf. Auf das hatte sie allerdings nur gewartet, und sie hatte ganz ihren Reflexen vertraut, die sie auch nicht im Stich ließen, und so warf sie sich fast ohne nachzudenken aus der Flugbahn des Zaubers, der wirkungslos an der Wand zerplatzte, vor der sie gerade noch gestanden war.

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