[Dreveni]
Endlich schien sich doch noch jemand für die beiden zu interessieren, und Dreveni reichte es bald, als die Kinder anfingen, an ihrer Kleidung zu zupfen, was sich auch deutlich auf ihrem Gesicht zeigte. Schließlich trat ein hochgewachsener Dunmer aus einem Zelt, der anscheinend so etwas wie ein Anführer zu sein schien, und auf die beiden einredete. Dreveni konnte kein Wort verstehen, was nicht dazu beitrug, dass ihr die Situation wesentlich geheurer wurde.

Schließlich ging sie mit Tirian auf ein Zelt zu, dass offenbar ihrer Bleibe für heute Nacht sein sollte, und setzte sich ihm gegenüber auf eines der Kissen. Ihr sollte es recht sein, auch wenn sie die Sache mit der Wache nicht ganz so sah wie Tirian. So ganz traute sie dem Frieden nicht, sich blind irgendwelchen Leuten anzuvertrauen konnte sie sich einfach nicht leisten, und so war es ihr inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Auf die Frage des Heilers sah sie ihn nachdenklich an. In seinen dunklen, roten Augen konnte sie ehrliches Interesse sehen, bei dem ihr ihre knappe Antwort, die sie sich schon überlegt hatte, nicht über die Lippen kam. Diese Augen.. Jetzt in dem Dämmerlicht dass in dem Zelt herrschte, sahen sie mehr denn je aus wie Feryns Augen, auch wenn die weichen Gesichtszüge des Heilers ganz anders waren.
Ich habe den Einzigen, den ich jemals wirklich geliebt habe, umgebracht. Und seit dem verfolgt es mich in jeder Sekunde, egal ob ich wach bin oder träume. Das wäre die einzig ehrliche Antwort auf seine Frage gewesen, und in diesem Moment wurde ihr das erste Mal wirklich bewusst, dass sie vielleicht niemals damit abschließen konnte, zu viel war noch unbeantwortet, und sie wünschte sich fast, dass sie lieber mit Feryn zusammen untergegangen wäre, als dass sie sich so daraus befreit hätte. Für einen kurzen Moment hatte sie Tirians Frage aus der Fassung gebracht, was vielleicht auch an ihrer Müdigkeit lag, und so zeigten sich ihre Gefühle für einen Augenblick mehr als deutlich in ihrem Gesicht, bevor sie sich wieder gefasst hatte.
Sie überlegte sich kurz, Tirian ins Gesicht zu sagen, was sie getan hatte, bis auf den Punkt dass sie damit nicht zurecht kam, nur um ihn zu schockieren und so die Kontrolle über das Gespräch zu gewinnen, aber sie wusste dass sie es nicht schaffen würde, den richtigen Tonfall zu treffen. Kurz kam ihr der Gedanke, dass sie vielleicht wirklich mit jemandem reden sollte, mit jemandem anderen als Mordan, aber sie verdrängte ihn gleich wieder. Was würde dass denn für einen Eindruck machen? Davon abgesehen würde Tirian wohl kaum verstehen, warum sie so handeln musste, wie sie es getan hatte.
Schließlich wandte sie den Blick ab und antwortete: "Es ist nichts..."
Das war zwar nach der langen Pause in der sie überlegt hatte ziemlich unwahrscheinlich, aber sie hoffte halb dass Tirian es dabei belassen würde, halb dass er doch nachfragen würde.
Reiß dich zusammen.
"Er war nicht wehrlos.", sagte sie, scheinbar ohne Zusammenhang. "Er hatte seine Wahl getroffen, lange bevor er gefesselt am Boden lag.", spielte sie auf den Gefangenen an. Sie betrachtete kurz die Narben auf ihrem Arm, bevor sie schließlich wieder Tirian in die Augen sah. "Er wusste, worauf er sich einließ, als er sich entschieden hat, andere um ihren Besitz zu bringen um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Und ich bin mir auch sicher, er war sich ganz genau im klaren darüber, dass er dabei früher oder später den Kürzeren zieht, und eventuell auch nicht ehrenhaft im Kampf stirbt, sondern eben auf diese Art und Weise. Ich weiß dass ich selbst in so einer Situation alles nur keine Gnade erwarten darf." Sie hatte leise gesprochen, und in ihrer Stimme war keine Schärfe, sondern nur ein leichter Hauch von Resignation gelegen.

[Tirian]
Lyviani überlegte eine Weile. Für den Anflug eines Augenblickes konnte Tirian in dem sonst so kalten und verschlossenen Gesicht der Mörderin lesen. Es spiegelten sich Trauer, Schmerz... Bedauern (?) darin. Der Moment ging schnell vorüber und seine Begleiterin saß wie auch schon die meiste Zeit zuvor wieder vor ihm - ein fester Ausdruck in den Augen, kühle Neutralität. "Es ist nichts...": sagte sie nach einer Weile. Das wäre der Moment gewesen, wo der Heiler normalerweise beschloss, dass er die Frage ruhen lassen würde. Es gehörte zu seiner Überzeugung, dass er nicht das Recht hatte in das Innere einer anderen Person einzudringen, wenn sie das selbst nicht wollte. Allerdings konnte er spüren, dass es Lyviani in ihrem Innern nicht gut ging und das sie sich vielleicht nur nicht überwinden konnten. Gerade als er doch noch eine Nachfrage stellen wollte, fing sie von allein an zu erzählen: "Er war nicht wehrlos. Er hatte seine Wahl getroffen, lange bevor er gefesselt am Boden lag. Er wusste, worauf er sich einließ, als er sich entschieden hat, andere um ihren Besitz zu bringen um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Und ich bin mir auch sicher, er war sich ganz genau im klaren darüber, dass er dabei früher oder später den Kürzeren zieht, und eventuell auch nicht ehrenhaft im Kampf stirbt, sondern eben auf diese Art und Weise. Ich weiß dass ich selbst in so einer Situation alles nur keine Gnade erwarten darf." Sie sprach, mit mehreren kurzen Pausen, und sah ihm dann schließlich in die Augen.

"Ging es darum? Lässt sie das Töten doch nicht mehr so kalt, wie sie selbst es darstellt?": fragte sich Tirian, ob sie nun doch ein schlechtes Gewissen wegen des Mordes hatte. Andererseits bot ihre Erklärung auch ihm einen gewissen Halt, was sein Gewissen anging, die Tatsache, dass er nicht verhindern konnte, dass dieser Mann, der in seiner Gefangenschaft auch seiner Obhut unterlag, getötet worden war. Tirian schloss die Augen. "Er hätte uns gewiss getötet, wenn er gekonnt hätte...": sagte er nachdenklich und lehnte sich nach hinten. Er nickte schwach. Dann beugte er sich vor und schaute auf den Boden. "Es war falsch": sprach er zu dem Teppich, den er ansah. Es lag kein Vorwurf darin, keine Anklage. Es war einfach nur eine Feststellung, eine Selbstvergewisserung die ihn selbst davor bewahrte, auch in zukünftigen Situationen pauschal so zu denken. Er hatte Angst davor. Lyviani war in diesem Moment aus seinen Gedanken verschwunden.

[Dreveni]
Ihr Blick lag immer noch auf Tirian, als sie ihm Antwortete: "Mag sein dass es falsch war. Mag sein, dass es schon falsch war, sich überhaupt einzumischen, vielleicht wäre es gar nicht zu einem Kampf gekommen. Es war falsch von ihm, dass er überhaupt tat, was er tat, er hätte sicher sein Leben auch auf ehrlicherem Wege bestreiten können, als mit Waffengewalt." Dreveni wandte jetzt ebenfalls den Blick ab und studierte ein weiteres Mal das Muster auf ihren Armen. "Es mag leichter sein, nichts zu tun, und zu sagen, dass man mit den Konsequenzen lebt, auch wenn es heißt, dass er einem auflauert, wenn wir ihn hätten laufen lassen, und man vielleicht sein eigenes Leben verliert. Was ich persönlich nicht glaube, dazu habe ich schon zuviele so sprechen gehört, die dann - wenn es so weit war - um ihr Leben gebettelt haben, und bereut haben, nicht gleich gehandelt zu haben. Man kann nicht erwarten, dass man mit etwas anfängt, und sich dann der Rest schon von alleine regeln wird. So einfach ist das Leben nicht." Inzwischen sprach Dreveni weniger über den Gefangenen Dunmer als über Feryn, und auch wenn alles in ihren Ohren mehr als plausibel klang, fühlte es sich immer noch einfach nur falsch an.

[Tirian]
"Das Leben ist nicht einfach, da habt ihr Recht. Ich hätte vorhin nicht so leichtfertig in die Konfrontation hinein gehen sollen, aber ich hätte ihnen dennoch geholfen. Gleichwohl weil das Leben nicht so einfach ist, glaube ich auch nicht, dass man nach einem einfachen Prinzip leben kann, dass man einfach jeden tötet, der eine Gefahr darstellen könnte. Niemand verlangt blindes Vertrauen, aber man kann nicht nur durch die Welt gehen und hinter jeder Ecke einen Feind vermuten. Man muss auch vertrauen können, auch wenn man manchmal damit auf die Nase fällt. Viel schlimmer wäre es ewig, weil extrem vorsichtig und misstrauisch vor sich hin zu leben, aber somit ständig von seiner Angst und Furcht kontrolliert zu werden. Und vor allem wäre es ein Leben ohne Liebe und Zuneigung, denn jeder könnte ein Verräter sein": dachte Tirian laut und begann beim Nachdenken an den Maschen und Fäden des Teppichs zu seinen Füßen zu spielen. Noch immer plagten ihn Zweifel bezüglich Tarrior. Was war es, womit der Telvanni ihn erpresste?

[Dreveni]
"Ich gehe auch nicht durchs Leben und töte wahllos jeden, der eine Gefahr darstellen könnte. In dem Fall war die Gefahr allerdings meiner Meinung nach sehr real, dass er nicht nur allein hinter uns her wäre, sondern gleich mit ein paar seiner Kumpanen, die er sicher noch irgendwo hatte.", stellte Dreveni richtig. Und schon wieder war sie dabei, sich zu rechtfertigen, der Heiler würde sie noch in den Wahnsinn treiben. Dabei würde ihm selber ein bisschen mehr Vorsicht und Misstrauen sicher zu einem längeren Leben verhelfen. "Manchmal geht es beim 'auf die Nase fallen' um das eigene Leben, und man hat schlichtweg keine zweite Chance. Ich habe diesen Fehler genau ein einziges Mal gemacht obwohl ich eigentlich besser wusste, und fast wäre es auch definitiv das letzte Mal gewesen." Für einen Moment meinte sie wieder die Hitze der Flammen auf ihrer Haut zu spüren, als sie von Feryn einfach in dem alten Haus zurückgelassen worden war. Wäre sie keine Dunmer gewesen, vermutlich hätte sie sich nicht mehr retten können und wäre elendig verbrannt. "Hätte ich ein Leben voller Liebe und Zuneigung gewollt, hätte ich einen anderen Weg gehen müssen.", sagte sie schließlich, und sah auf Tirians Hände, die an dem Teppich zupften. "Für wenn nehmt ihr eigentlich das alles auf euch, um ihn aus den Fängen eines Hexenmeisters zu befreien? So ungefährlich ist es ja nicht, als dass man das für jeden auf sich nehmen würde, oder?" Tatsächlich fiel Dreveni auf Anhieb nur Mordan ein, der sie befreien würde, allerdings nur um sie nachher eigenhändig zu erwürgen ob der Dummheit, sich gefangen nehmen zu lassen.

[Tirian]
Lyviani hatte zu einem guten Teil Recht, gestand sich Tirian ein. Behram Meradanz würde auch keine Gnade kennen, wenn er ihm in eine Falle lief. Es brachte Tarrior keine Hilfe, wenn er starb. Aber nach waren sie nicht in Uvirith Mora oder dem Turm des Telvanni und noch bestand nur Anlass zur Vorsicht, aber nicht dazu, gerade in diesen Zeiten, andere Hilfsbedürftige einfach im Stich zu lassen. Es geboten ihm Ehre und Gewissen in so einem Fall wie bei den Aschländern zu helfen. Auf Lyvianis Kommentar hin, dass sie schon einmal nur knapp entkommen war, wollte er eigentlich eine Frage stellen, denn er konnte eine gewisse Verbitterung darin spüren. "Hätte ich ein Leben voller Liebe und Zuneigung gewollt, hätte ich einen anderen Weg gehen müssen": auch dieser Kommentar machte ihn nachdenklich, wie es um das Seelenleben der Assassine bestellt war. "Jedes Wesen ganz gleich ob Mensch oder Elf braucht Zuneigung, braucht jemanden der es liebt auch ganz unabhängig von dessen Taten": waren Tirians Gedanken und er war sich sicher, dass auch die Dunmer nicht wirklich so dachte, wie sie sich hier gab. Er konnte nicht genau sagen warum, aber er schätzte sie nicht so ein. Bevor etwas darauf erwidern konnte, kam eine Frage von ihr: "Für wenn nehmt ihr eigentlich das alles auf euch, um ihn aus den Fängen eines Hexenmeisters zu befreien? So ungefährlich ist es ja nicht, als dass man das für jeden auf sich nehmen würde, oder?" Tirian seufzte. "Er ist ein sehr wichtiger Freund": antwortete Tirian und versuchte damit ihrer Frage auszuweichen. Jetzt zupfte er noch etwas mehr an dem Teppich herum.

[Dreveni]
Sie schien es tatsächlich geschafft zu haben, Tirian aus der Fassung zu bringen mit ihrer Frage, wenigstens ein bisschen. Inzwischen rupfte er den armen Teppich so sehr, dass Dreveni fürchtete, er würde bald einen Faden ziehen und ihn kaputt machen. Kein guter Dank für die Gastfreundschaft der Aschländer.
"Na dann weiß er hoffentlich zu schätzen, was er an euch hat.", sagte sie schließlich nach einem nachdenklichen Blick auf den Heiler. Sie würde schon noch früh genug efahren, wen sie da letzten Endes befreien wollten, sollten sie den Turm des Magiers erreichen.
"Ach ja, eins noch: Meint ihr es wäre zuviel verlangt, wenn ihr in Zukunft das Wichtigste was die zu uns sagen kurz übersetzen könntet? Ich spreche leider kein Wort Dunmeri. Abgesehen von ein paar Flüchen.", wandte sie sich nach einer kurzen Pause noch an den Dunmer.