Während Dreveni auf Tirian wartete und dabei versuchte, das Geschrei des Dunmer zu ignorieren, verflog ihr Ärger auf den Heiler langsam aber sicher. Vielleicht auch nur, weil sie inzwischen einfach zu Müde und zu erschöpft war, um sich noch groß über irgendetwas aufzuregen. Als Tirian schließlich fertig war, und ihr die Einladung der Aschländer übermittelte, erwachte allerdings wieder ihre Skepsis.
"Unklug im Sinne von wir verletzen lediglich deren Gefühle, oder wir haben gleich den ganzen...", sie suchte kurz nach einem passenden Wort, "...Stamm auf dem Hals, weil wir irgendein ungeschriebenes Gesetz missachtet haben?", fragte sie Tirian misstrauisch.
"Sie meinte, dass ihr Volk es als Entehrung betrachten würde, wenn wir diese Einladung ausschlagen. Offenbar schulden sie uns ihr Leben und es wäre dann wohl unhöflich, wenn wir als Lebensretter ihr Gegenleistung zurückweisen würden und könnte sie wirklich beleidigen. Mein Freund erwähnte einmal, dass viele Aschländer nur sehr selten freiwillig Leute in ihre Lager einladen. Ich wäre auch ganz froh, wenn wir heute Nacht zumindest eine weiche Lagerstatt dem Grasboden vorziehen würden. Es war ein langer Tag.", antwortete dieser.
Dreveni sah ihn noch einmal überlegend an, es war tatsächlich ein langer Tag, und weit würde sie mit Tirian heute nicht mehr kommen.
Einen weiteren Kampf konnten sie sich beide erst recht nicht mehr leisten, das war Dreveni mehr als klar.
Schließlich erhob sie sich, und sie folgten mit dem Guar im Schlepptau den Fremden. Aschländer also. Nicht dass diese Tatsache Dreveni viel sagen würde, sie kannte kaum mehr als das Wort an sich.

Schneller als Dreveni gedacht hätte, tauchten die Zelte vor ihnen auf, welche wohl das Lager der Aschländer darstellten. Urtümlich.., war das erste, was ihr spontan dazu einfiel. Die Zelte hatten nicht viel mit den ordentlichen Zelten der Legionäre in Cyrodiil zu tun, selbst die der Banditenlager waren - nun ja - symmetrischer. Diese hier schmiegten sich eher organisch in die Landschaft, und sie wunderte sich schon, ob da überhaupt ein System dahinter war, oder sie aufgespannt wurden, wie die Planen eben gerade fielen.
Davon abgesehen war das Lager größer und es hielten sich mehr Dunmer hier auf, als sie gehofft hatte. Nun waren sie auf Gedeih und Verderb dem guten Willen ihrer Gastgeber ausgeliefert, was Dreveni überhaupt nicht gefiel. Trotzdem bemühte sie sich um einen freundlichen Gesichtsausdruck, als sie versuchte die vielfältigen Eindrücke zu verarbeiten. Überall hörte sie leise Gespräche auf Dunmeri, dazu lag das leichte Klimpern und Klingen von Windspielen in der Luft, die überall an den zelten hingen.
In den Eingängen der Zelte konnte sie bunte Decken und Kissen erkennen, sowie Körbe in allen Größen, die entweder an den Zeltstangen hingen oder auf dem Boden standen.
Durch die Luft wehten eigenartige Gerüche, die anscheinend von Räucherwerk herrührten. Fremde schienen für die Aschländer kein ungewohnter Anblick zu sein, wurden die beiden doch kaum beachtet, obwohl sie allein aufgrund ihrer Kleidung auffielen.
Das alles trug dazu bei, dass sich Dreveni langsam aber sicher nur nur fremd, sondern auch noch leicht verloren vorkam. Sie wusste nicht einmal genau, wo sie jetzt waren. In Cyrodiil musste man eigentlich nie weit reiten, um wieder zu einer Stadt zu kommen, jedenfalls konnte man das Gefühl bekommen wenn man sich dort so gut auskannte, wie sie.
Und trotz aller Fremdartigkeit konnte sie nicht verhindern, dass sie eine gewisse Bewunderung für diese Art zu leben empfand, auch wenn es niemals ihr Fall gewesen wäre.