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Thema: Die Erben der Häuser

Hybrid-Darstellung

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  1. #1

    Weidenländer -> Lager der Aschländer

    Während Dreveni auf Tirian wartete und dabei versuchte, das Geschrei des Dunmer zu ignorieren, verflog ihr Ärger auf den Heiler langsam aber sicher. Vielleicht auch nur, weil sie inzwischen einfach zu Müde und zu erschöpft war, um sich noch groß über irgendetwas aufzuregen. Als Tirian schließlich fertig war, und ihr die Einladung der Aschländer übermittelte, erwachte allerdings wieder ihre Skepsis.
    "Unklug im Sinne von wir verletzen lediglich deren Gefühle, oder wir haben gleich den ganzen...", sie suchte kurz nach einem passenden Wort, "...Stamm auf dem Hals, weil wir irgendein ungeschriebenes Gesetz missachtet haben?", fragte sie Tirian misstrauisch.
    "Sie meinte, dass ihr Volk es als Entehrung betrachten würde, wenn wir diese Einladung ausschlagen. Offenbar schulden sie uns ihr Leben und es wäre dann wohl unhöflich, wenn wir als Lebensretter ihr Gegenleistung zurückweisen würden und könnte sie wirklich beleidigen. Mein Freund erwähnte einmal, dass viele Aschländer nur sehr selten freiwillig Leute in ihre Lager einladen. Ich wäre auch ganz froh, wenn wir heute Nacht zumindest eine weiche Lagerstatt dem Grasboden vorziehen würden. Es war ein langer Tag.", antwortete dieser.
    Dreveni sah ihn noch einmal überlegend an, es war tatsächlich ein langer Tag, und weit würde sie mit Tirian heute nicht mehr kommen.
    Einen weiteren Kampf konnten sie sich beide erst recht nicht mehr leisten, das war Dreveni mehr als klar.
    Schließlich erhob sie sich, und sie folgten mit dem Guar im Schlepptau den Fremden. Aschländer also. Nicht dass diese Tatsache Dreveni viel sagen würde, sie kannte kaum mehr als das Wort an sich.

    Schneller als Dreveni gedacht hätte, tauchten die Zelte vor ihnen auf, welche wohl das Lager der Aschländer darstellten. Urtümlich.., war das erste, was ihr spontan dazu einfiel. Die Zelte hatten nicht viel mit den ordentlichen Zelten der Legionäre in Cyrodiil zu tun, selbst die der Banditenlager waren - nun ja - symmetrischer. Diese hier schmiegten sich eher organisch in die Landschaft, und sie wunderte sich schon, ob da überhaupt ein System dahinter war, oder sie aufgespannt wurden, wie die Planen eben gerade fielen.
    Davon abgesehen war das Lager größer und es hielten sich mehr Dunmer hier auf, als sie gehofft hatte. Nun waren sie auf Gedeih und Verderb dem guten Willen ihrer Gastgeber ausgeliefert, was Dreveni überhaupt nicht gefiel. Trotzdem bemühte sie sich um einen freundlichen Gesichtsausdruck, als sie versuchte die vielfältigen Eindrücke zu verarbeiten. Überall hörte sie leise Gespräche auf Dunmeri, dazu lag das leichte Klimpern und Klingen von Windspielen in der Luft, die überall an den zelten hingen.
    In den Eingängen der Zelte konnte sie bunte Decken und Kissen erkennen, sowie Körbe in allen Größen, die entweder an den Zeltstangen hingen oder auf dem Boden standen.
    Durch die Luft wehten eigenartige Gerüche, die anscheinend von Räucherwerk herrührten. Fremde schienen für die Aschländer kein ungewohnter Anblick zu sein, wurden die beiden doch kaum beachtet, obwohl sie allein aufgrund ihrer Kleidung auffielen.
    Das alles trug dazu bei, dass sich Dreveni langsam aber sicher nur nur fremd, sondern auch noch leicht verloren vorkam. Sie wusste nicht einmal genau, wo sie jetzt waren. In Cyrodiil musste man eigentlich nie weit reiten, um wieder zu einer Stadt zu kommen, jedenfalls konnte man das Gefühl bekommen wenn man sich dort so gut auskannte, wie sie.
    Und trotz aller Fremdartigkeit konnte sie nicht verhindern, dass sie eine gewisse Bewunderung für diese Art zu leben empfand, auch wenn es niemals ihr Fall gewesen wäre.

  2. #2

    Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer, Zainab-Lager

    Ein Seitenblick auf Lyviani ließ Tirian erkennen, dass seine Begleiterin von den Zuständen im Dorf der Aschländer ebenso fasziniert war, wie er selbst. Er stammte ja schließlich aus Morrowind, aber da es traditionell lebende Dunmer nur noch unter den Aschländern Vvardenfells gab, war ihm dieses Lebensgefühl, das sich um sie herum in diesem Lager zeigte, auch völlig fremd. Der Heiler war die Zivilisation des städtischen Morrowind gewohnt. Tränenstadt gehörte zu einer der blühendsten Städte in Süd-Morrowind. Dieses Lager hier war dazu Nichts im Vergleich. Die Urtümlichkeit dieses Ortes faszinierte ihn dennoch auf ganz besondere Weise. Etwas verloren standen sie nun inmitten der Zelte. Zunächst nahm man erst keine Notiz von ihnen, erst allmählich, sammelten sich Neugierige und auch Kinder um sie herum. Allerdings interessierten sich diese weniger für den Heiler und seine Begleitung als vielmehr für die heimgekehrten Angehörigen ihres Stammes. Ein Stimmengewirr aus Dunmeri hob an. Den Gesprächen und Satzfetzen konnte Tirian wegen des starken Dialektes, des Durcheinanders und der hohen Sprechgeschwindigkeit nur schlecht folgen. Soviel er mitbekam waren die vier Aschländer, die sie gerettet hatten, auf dem Rückweg von einem Treffen mit einem anderen Stamm gewesen, als sie überfallen worden waren. Auch stellte die Frau, die offenbar nach dem verletzten Mann die Führungsperson der Gruppe war, die beiden Fremden als ihre Retter vor. Während die Älteren wenig mehr als angedeutet anerkennende Blicke zustande brachten, in der Regel eher neutrale Zurückhaltung, interessierten sich vor allem die Kinder für Tirian und Lyviani und begannen an ihren Kleidern zu zupfen.

    „Habt ihr es wirklich mit Beinernen aufgenommen?“: fragten manche, andere fragten nach der scheinbar wundersamen Heilung durch Tirians Magie und wollten wissen, ob er eine Weise „Frau“ sei. Er konnte die Fragen gar nicht beantworten, so schnell und vielstimmig wurde er bedrängt. Er warf einen Blick zur seiner Begleiterin hinüber in deren Gesicht sich deutliche Verwirrung und Unwillen ob der jetzigen Situation abzeichneten. Auch von ihr wollten die Kinder wissen, ob sie auch mit den Beinernen gekämpft habe und ob sie eine „Mabrigash“ sei, ein Wort das Tirian vage bekannt vorkam, dem er aber im ersten Moment keine Bedeutung zuordnen konnte. Er wusste nicht, wie die Assassine reagieren würde, wenn die Bedrängung durch die Kinder noch länger anhielt, aber die Sorge verflüchtigte sich in dem Moment, in dem ein hochgewachsener, älterer Dunmer aus einem Zelt trat. Seine Rüstung und sein Auftreten verrieten, dass er über Autorität im Stamm verfügte. Fast augenblicklich erstarben alle Gespräche und respektvoll machten die anderen Aschländer Platz, als er sich auf sie zubewegte. Tirian hielt sich ebenso zurück und hielt es für besser zu schweigen, auch als sich der Mann den beiden Fremden direkt vor ihnen stand und sie beäugte. Er wandte sich dann an die gerettete Aschländergruppe. Da der Mann noch immer bewusstlos war, sprach er nun die Frau an. „Was ist geschehen“: verlangte er zu wissen. Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass diese Frage als Befehl zu verstehen war: „Die Ahemmusa. Hat die Weise Frau zugestimmt?“ Seine zweite Frage beantwortete sie mit einem Ja und dann begann sie noch einmal zu berichten, wie er und Lyviani sie vor den Redoranern gerettet hatten. Als sie geendet hatte, wandte er sich wieder den Beiden zu. Sein musternder Blick wechselte mehrfach zwischen Tirian und seiner Begleiterin hin und her. Sein Blick ruhte einen Moment auf der Assassine. Er zog die Augenbrauen zusammen und musterte sie noch einmal ausführlich.

    „Eine würdige Kriegerin“: befand er auf Dunmeri und fasste Tirian nun wieder ins Auge. Sein Gesicht, das zuvor sehr verschlossen gewesen war, hellte sich deutlich auf. „Habt dank, dass ihr unsere Stammesbrüder und Stammesschwestern gerettet habt. Ama wird euch bei sich unterbringen. Ihr Mann schuldet euch sein Leben und das Gesetz der Gastfreundschaft gebietet es, dass sie euch dafür versorgen“: beschloss der Mann einfach. Ama so stellte sich nach kurzer Verwirrung heraus, war eben jene Frau, die gerade neben ihnen stand. Der autoritäre Dunmer reichte nun Lyviani und Tirian die Hand. „Willkommen bei den Zainab. Ich bin Ashkhan Kaushad. Genießt für diesen Abend und die kommende Nacht die Gastfreundschaft meines Stammes. Ich muss euch jedoch bitten, dass ihr uns am Morgen verlasst. Die Diener des Zerstörers suchen das Land unserer Ahnen heim und wir können in Anbetracht dieser Gefahr nicht für eure Sicherheit sorgen“: stellte er sich vor und schränkte die Gastfreundschaft seines Volkes sogleich auch wieder ein. Der Name Zainab sagte dem Heiler etwas. Er kannte die Aschländer aus Tarriors Geschichten und er hatte ihm auch etwas über die Zainab erzählt. „Wir danken euch Kaushad. Wir wollen auch sobald wie möglich weiter und werden eurem Volk nicht länger als nötig zur Last fallen“: bestätigte Tirian. Kaushad nickte und wandte sich dann ab. Ama sprach die Beiden nun an: „Mein Bruder bringt euch zu meinem Zelt. Dort könnt ihr heute Abend schlafen. Ich und mein Mann werden noch die Weise Frau aufsuchen. Sobald wir dort waren, werden wir nachkommen und ich werde euch ein Abendessen bereiten.“ Lyviani schaute noch immer verwirrt drein. Offenbar verstand sie kaum ein Wort von dem, was hier gesprochen wurde, sodass Tirian stattdessen bestätigte.

    Die Aschländer im Lager zerstreuten sich wieder und gingen ihren Tätigkeiten nach. Ama verschwand mit ihrem verletzten Mann in einem etwas abseits stehenden, großen Zelt, währenddessen der zweite Mann, der in der Gruppe war, die sie gerettet hatten, sie durch das nicht allzu große Lager hindurch führte. Die Assassine schwieg die meiste Zeit. Tirian hätte zu gerne gewusst, worüber sie nachdachte. Es dauerte kaum drei Minuten da hatten sie ein etwa mittelgroßes Zelt erreicht, dass sich zusammen mit einigen anderen zwischen einige Felsen duckte. Der Dunmer bedeutete ihnen, es zu betreten. „Das ist das Zelt von Ama und Hamsur. Ihr könnt hier warten“: sagte der Aschländer. „Ich werde nun zu meiner Familie zurückkehren“: verabschiedete er sich und ging einfach. Tirian wechselte mit Lyviani einen Blick und schob eine Plane aus Guarleder, die den Eingang des Zeltes bildete, das auch aus dem Leder dieser Tiere bestand, zur Seite und warf einen Blick hinein. Es war niemand zu sehen. Im Innern war es recht dunkel. Lyviani band ihren Packguar noch an einen kleinen Strauch beim Zelt, dass sie dann nach einander betraten. Es dauerte einen Moment, bis sich die Augen an das Zwielicht im Innern gewöhnt hatten.

    Im Zeltdach war ein kleines Loch durch das schimmerndes Dämmerlicht in die archaische Behausung direkt auf eine mittige Feuerstelle viel, die nicht entzündet war, über der aber ein Topf hing. Der Heiler ließ seinen Blick schweifen. Er sah zwei Bettzeuge aus dicken Decken und Matten aus Guarleder, die etwas abseits der Feuerstelle lagen. Um die Feuerstelle herum lagen einige sehr große Kissen in verschiedenen Formen, die man zum Sitzen benutzen konnte. So etwas wie ein Tisch fehlte völlig. Das Geschirr, zumindest hielt Tirian die Ansammlung an tönernen Bechern und Schüssel dafür standen sorgfältig aufgestapelt bei einer Ansammlung von Körben, die scheinbar Vorräte enthielten und Kisten, in denen der Hausrat der Familie untergebracht war. Der Boden selbst war mit grob gewobenen Teppichen oder aus Pflanzenfasern geflochtenen Matten bedeckt und schirmte das Zelt gegen die Kälte und den Schmutz der Erde ab. Mit einem Seufzen ließ sich der Heiler auf eines der großen Sitzkissen sinken. „Sieht hier doch wirklich besser aus, als ein Nachtlager in der Wildnis. Es muss zumindest niemand von uns Nachtwache halten. Und gekocht bekommen wir nachher auch etwas“: dachte er laut und ließ seinen Blick noch einmal schweifen. Es war nicht das Tiber Septim Hotel, aber besser als Vieles andere. Während sie warteten, dass ihre Gastgeber wieder auftauchten, trat wieder Stille zwischen die beiden Reisenden, zumindest bis Tirian das Wort ergriff. „Lyviani, ihr scheint seit vorhin so nachdenklich. Beschäftigt euch etwas?“: fragte der Heiler ehrlich interessiert.

  3. #3

    Zainab-Lager, Zelt

    [Dreveni]
    Endlich schien sich doch noch jemand für die beiden zu interessieren, und Dreveni reichte es bald, als die Kinder anfingen, an ihrer Kleidung zu zupfen, was sich auch deutlich auf ihrem Gesicht zeigte. Schließlich trat ein hochgewachsener Dunmer aus einem Zelt, der anscheinend so etwas wie ein Anführer zu sein schien, und auf die beiden einredete. Dreveni konnte kein Wort verstehen, was nicht dazu beitrug, dass ihr die Situation wesentlich geheurer wurde.

    Schließlich ging sie mit Tirian auf ein Zelt zu, dass offenbar ihrer Bleibe für heute Nacht sein sollte, und setzte sich ihm gegenüber auf eines der Kissen. Ihr sollte es recht sein, auch wenn sie die Sache mit der Wache nicht ganz so sah wie Tirian. So ganz traute sie dem Frieden nicht, sich blind irgendwelchen Leuten anzuvertrauen konnte sie sich einfach nicht leisten, und so war es ihr inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Auf die Frage des Heilers sah sie ihn nachdenklich an. In seinen dunklen, roten Augen konnte sie ehrliches Interesse sehen, bei dem ihr ihre knappe Antwort, die sie sich schon überlegt hatte, nicht über die Lippen kam. Diese Augen.. Jetzt in dem Dämmerlicht dass in dem Zelt herrschte, sahen sie mehr denn je aus wie Feryns Augen, auch wenn die weichen Gesichtszüge des Heilers ganz anders waren.
    Ich habe den Einzigen, den ich jemals wirklich geliebt habe, umgebracht. Und seit dem verfolgt es mich in jeder Sekunde, egal ob ich wach bin oder träume. Das wäre die einzig ehrliche Antwort auf seine Frage gewesen, und in diesem Moment wurde ihr das erste Mal wirklich bewusst, dass sie vielleicht niemals damit abschließen konnte, zu viel war noch unbeantwortet, und sie wünschte sich fast, dass sie lieber mit Feryn zusammen untergegangen wäre, als dass sie sich so daraus befreit hätte. Für einen kurzen Moment hatte sie Tirians Frage aus der Fassung gebracht, was vielleicht auch an ihrer Müdigkeit lag, und so zeigten sich ihre Gefühle für einen Augenblick mehr als deutlich in ihrem Gesicht, bevor sie sich wieder gefasst hatte.
    Sie überlegte sich kurz, Tirian ins Gesicht zu sagen, was sie getan hatte, bis auf den Punkt dass sie damit nicht zurecht kam, nur um ihn zu schockieren und so die Kontrolle über das Gespräch zu gewinnen, aber sie wusste dass sie es nicht schaffen würde, den richtigen Tonfall zu treffen. Kurz kam ihr der Gedanke, dass sie vielleicht wirklich mit jemandem reden sollte, mit jemandem anderen als Mordan, aber sie verdrängte ihn gleich wieder. Was würde dass denn für einen Eindruck machen? Davon abgesehen würde Tirian wohl kaum verstehen, warum sie so handeln musste, wie sie es getan hatte.
    Schließlich wandte sie den Blick ab und antwortete: "Es ist nichts..."
    Das war zwar nach der langen Pause in der sie überlegt hatte ziemlich unwahrscheinlich, aber sie hoffte halb dass Tirian es dabei belassen würde, halb dass er doch nachfragen würde.
    Reiß dich zusammen.
    "Er war nicht wehrlos.", sagte sie, scheinbar ohne Zusammenhang. "Er hatte seine Wahl getroffen, lange bevor er gefesselt am Boden lag.", spielte sie auf den Gefangenen an. Sie betrachtete kurz die Narben auf ihrem Arm, bevor sie schließlich wieder Tirian in die Augen sah. "Er wusste, worauf er sich einließ, als er sich entschieden hat, andere um ihren Besitz zu bringen um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Und ich bin mir auch sicher, er war sich ganz genau im klaren darüber, dass er dabei früher oder später den Kürzeren zieht, und eventuell auch nicht ehrenhaft im Kampf stirbt, sondern eben auf diese Art und Weise. Ich weiß dass ich selbst in so einer Situation alles nur keine Gnade erwarten darf." Sie hatte leise gesprochen, und in ihrer Stimme war keine Schärfe, sondern nur ein leichter Hauch von Resignation gelegen.

    [Tirian]
    Lyviani überlegte eine Weile. Für den Anflug eines Augenblickes konnte Tirian in dem sonst so kalten und verschlossenen Gesicht der Mörderin lesen. Es spiegelten sich Trauer, Schmerz... Bedauern (?) darin. Der Moment ging schnell vorüber und seine Begleiterin saß wie auch schon die meiste Zeit zuvor wieder vor ihm - ein fester Ausdruck in den Augen, kühle Neutralität. "Es ist nichts...": sagte sie nach einer Weile. Das wäre der Moment gewesen, wo der Heiler normalerweise beschloss, dass er die Frage ruhen lassen würde. Es gehörte zu seiner Überzeugung, dass er nicht das Recht hatte in das Innere einer anderen Person einzudringen, wenn sie das selbst nicht wollte. Allerdings konnte er spüren, dass es Lyviani in ihrem Innern nicht gut ging und das sie sich vielleicht nur nicht überwinden konnten. Gerade als er doch noch eine Nachfrage stellen wollte, fing sie von allein an zu erzählen: "Er war nicht wehrlos. Er hatte seine Wahl getroffen, lange bevor er gefesselt am Boden lag. Er wusste, worauf er sich einließ, als er sich entschieden hat, andere um ihren Besitz zu bringen um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Und ich bin mir auch sicher, er war sich ganz genau im klaren darüber, dass er dabei früher oder später den Kürzeren zieht, und eventuell auch nicht ehrenhaft im Kampf stirbt, sondern eben auf diese Art und Weise. Ich weiß dass ich selbst in so einer Situation alles nur keine Gnade erwarten darf." Sie sprach, mit mehreren kurzen Pausen, und sah ihm dann schließlich in die Augen.

    "Ging es darum? Lässt sie das Töten doch nicht mehr so kalt, wie sie selbst es darstellt?": fragte sich Tirian, ob sie nun doch ein schlechtes Gewissen wegen des Mordes hatte. Andererseits bot ihre Erklärung auch ihm einen gewissen Halt, was sein Gewissen anging, die Tatsache, dass er nicht verhindern konnte, dass dieser Mann, der in seiner Gefangenschaft auch seiner Obhut unterlag, getötet worden war. Tirian schloss die Augen. "Er hätte uns gewiss getötet, wenn er gekonnt hätte...": sagte er nachdenklich und lehnte sich nach hinten. Er nickte schwach. Dann beugte er sich vor und schaute auf den Boden. "Es war falsch": sprach er zu dem Teppich, den er ansah. Es lag kein Vorwurf darin, keine Anklage. Es war einfach nur eine Feststellung, eine Selbstvergewisserung die ihn selbst davor bewahrte, auch in zukünftigen Situationen pauschal so zu denken. Er hatte Angst davor. Lyviani war in diesem Moment aus seinen Gedanken verschwunden.

    [Dreveni]
    Ihr Blick lag immer noch auf Tirian, als sie ihm Antwortete: "Mag sein dass es falsch war. Mag sein, dass es schon falsch war, sich überhaupt einzumischen, vielleicht wäre es gar nicht zu einem Kampf gekommen. Es war falsch von ihm, dass er überhaupt tat, was er tat, er hätte sicher sein Leben auch auf ehrlicherem Wege bestreiten können, als mit Waffengewalt." Dreveni wandte jetzt ebenfalls den Blick ab und studierte ein weiteres Mal das Muster auf ihren Armen. "Es mag leichter sein, nichts zu tun, und zu sagen, dass man mit den Konsequenzen lebt, auch wenn es heißt, dass er einem auflauert, wenn wir ihn hätten laufen lassen, und man vielleicht sein eigenes Leben verliert. Was ich persönlich nicht glaube, dazu habe ich schon zuviele so sprechen gehört, die dann - wenn es so weit war - um ihr Leben gebettelt haben, und bereut haben, nicht gleich gehandelt zu haben. Man kann nicht erwarten, dass man mit etwas anfängt, und sich dann der Rest schon von alleine regeln wird. So einfach ist das Leben nicht." Inzwischen sprach Dreveni weniger über den Gefangenen Dunmer als über Feryn, und auch wenn alles in ihren Ohren mehr als plausibel klang, fühlte es sich immer noch einfach nur falsch an.

    [Tirian]
    "Das Leben ist nicht einfach, da habt ihr Recht. Ich hätte vorhin nicht so leichtfertig in die Konfrontation hinein gehen sollen, aber ich hätte ihnen dennoch geholfen. Gleichwohl weil das Leben nicht so einfach ist, glaube ich auch nicht, dass man nach einem einfachen Prinzip leben kann, dass man einfach jeden tötet, der eine Gefahr darstellen könnte. Niemand verlangt blindes Vertrauen, aber man kann nicht nur durch die Welt gehen und hinter jeder Ecke einen Feind vermuten. Man muss auch vertrauen können, auch wenn man manchmal damit auf die Nase fällt. Viel schlimmer wäre es ewig, weil extrem vorsichtig und misstrauisch vor sich hin zu leben, aber somit ständig von seiner Angst und Furcht kontrolliert zu werden. Und vor allem wäre es ein Leben ohne Liebe und Zuneigung, denn jeder könnte ein Verräter sein": dachte Tirian laut und begann beim Nachdenken an den Maschen und Fäden des Teppichs zu seinen Füßen zu spielen. Noch immer plagten ihn Zweifel bezüglich Tarrior. Was war es, womit der Telvanni ihn erpresste?

    [Dreveni]
    "Ich gehe auch nicht durchs Leben und töte wahllos jeden, der eine Gefahr darstellen könnte. In dem Fall war die Gefahr allerdings meiner Meinung nach sehr real, dass er nicht nur allein hinter uns her wäre, sondern gleich mit ein paar seiner Kumpanen, die er sicher noch irgendwo hatte.", stellte Dreveni richtig. Und schon wieder war sie dabei, sich zu rechtfertigen, der Heiler würde sie noch in den Wahnsinn treiben. Dabei würde ihm selber ein bisschen mehr Vorsicht und Misstrauen sicher zu einem längeren Leben verhelfen. "Manchmal geht es beim 'auf die Nase fallen' um das eigene Leben, und man hat schlichtweg keine zweite Chance. Ich habe diesen Fehler genau ein einziges Mal gemacht obwohl ich eigentlich besser wusste, und fast wäre es auch definitiv das letzte Mal gewesen." Für einen Moment meinte sie wieder die Hitze der Flammen auf ihrer Haut zu spüren, als sie von Feryn einfach in dem alten Haus zurückgelassen worden war. Wäre sie keine Dunmer gewesen, vermutlich hätte sie sich nicht mehr retten können und wäre elendig verbrannt. "Hätte ich ein Leben voller Liebe und Zuneigung gewollt, hätte ich einen anderen Weg gehen müssen.", sagte sie schließlich, und sah auf Tirians Hände, die an dem Teppich zupften. "Für wenn nehmt ihr eigentlich das alles auf euch, um ihn aus den Fängen eines Hexenmeisters zu befreien? So ungefährlich ist es ja nicht, als dass man das für jeden auf sich nehmen würde, oder?" Tatsächlich fiel Dreveni auf Anhieb nur Mordan ein, der sie befreien würde, allerdings nur um sie nachher eigenhändig zu erwürgen ob der Dummheit, sich gefangen nehmen zu lassen.

    [Tirian]
    Lyviani hatte zu einem guten Teil Recht, gestand sich Tirian ein. Behram Meradanz würde auch keine Gnade kennen, wenn er ihm in eine Falle lief. Es brachte Tarrior keine Hilfe, wenn er starb. Aber nach waren sie nicht in Uvirith Mora oder dem Turm des Telvanni und noch bestand nur Anlass zur Vorsicht, aber nicht dazu, gerade in diesen Zeiten, andere Hilfsbedürftige einfach im Stich zu lassen. Es geboten ihm Ehre und Gewissen in so einem Fall wie bei den Aschländern zu helfen. Auf Lyvianis Kommentar hin, dass sie schon einmal nur knapp entkommen war, wollte er eigentlich eine Frage stellen, denn er konnte eine gewisse Verbitterung darin spüren. "Hätte ich ein Leben voller Liebe und Zuneigung gewollt, hätte ich einen anderen Weg gehen müssen": auch dieser Kommentar machte ihn nachdenklich, wie es um das Seelenleben der Assassine bestellt war. "Jedes Wesen ganz gleich ob Mensch oder Elf braucht Zuneigung, braucht jemanden der es liebt auch ganz unabhängig von dessen Taten": waren Tirians Gedanken und er war sich sicher, dass auch die Dunmer nicht wirklich so dachte, wie sie sich hier gab. Er konnte nicht genau sagen warum, aber er schätzte sie nicht so ein. Bevor etwas darauf erwidern konnte, kam eine Frage von ihr: "Für wenn nehmt ihr eigentlich das alles auf euch, um ihn aus den Fängen eines Hexenmeisters zu befreien? So ungefährlich ist es ja nicht, als dass man das für jeden auf sich nehmen würde, oder?" Tirian seufzte. "Er ist ein sehr wichtiger Freund": antwortete Tirian und versuchte damit ihrer Frage auszuweichen. Jetzt zupfte er noch etwas mehr an dem Teppich herum.

    [Dreveni]
    Sie schien es tatsächlich geschafft zu haben, Tirian aus der Fassung zu bringen mit ihrer Frage, wenigstens ein bisschen. Inzwischen rupfte er den armen Teppich so sehr, dass Dreveni fürchtete, er würde bald einen Faden ziehen und ihn kaputt machen. Kein guter Dank für die Gastfreundschaft der Aschländer.
    "Na dann weiß er hoffentlich zu schätzen, was er an euch hat.", sagte sie schließlich nach einem nachdenklichen Blick auf den Heiler. Sie würde schon noch früh genug efahren, wen sie da letzten Endes befreien wollten, sollten sie den Turm des Magiers erreichen.
    "Ach ja, eins noch: Meint ihr es wäre zuviel verlangt, wenn ihr in Zukunft das Wichtigste was die zu uns sagen kurz übersetzen könntet? Ich spreche leider kein Wort Dunmeri. Abgesehen von ein paar Flüchen.", wandte sie sich nach einer kurzen Pause noch an den Dunmer.

  4. #4

    Weidenländer, Zainab-Lager, Zelt der Weisen Frau

    „Na dann weiß er hoffentlich zu schätzen, was er an euch hat“: bei diesem Satz musste Tirian grinsen. „Vermutlich wird er fürchterlich ungehalten darüber sein, dass wir ihn retten kommen“: sagte der Heiler und lachte. Die Bitte von Lyviani ließ ihn das aber schnell wieder einstellen. „Das hier ist das Lager der Zainab. Soweit ich aus Erzählungen weiß, treiben die Aschländer hier auch Handel mit dem Kaiserreich und den Telvanni in ihrer Umgebung und dürften des Cyrodiilischen zumindest halbwegs mächtig sein“: berichtete Tirian aus seiner Erinnerung. Glücklicherweise konnte er sich noch an diese alten Geschichten von Tarrior erinnern. Ihm tat es um die arme Lyviani ein wenig leid. Ihre Gastgeber sprachen wahrscheinlich mit ihnen nur Dunmeri, weil er selbst auch immer darauf antwortete. Gewissermaßen war er nicht unschuldig daran, dass sie hier von den Gesprächen ausgeschlossen war. „Ich werde Ama darum bitten, dass sie Cyrodiilisch mit uns spricht, damit wir sie beide verstehen können“: bot der Heiler an. Wobei ihm bei diesem Stichwort auffiel, dass ihre Gastgeber sie schon recht lange warten ließen. In diesem Moment taten Lyvianis Worte bei ihm ihr Übriges und in ihm begann schon der Verdacht zu keimen, dass hier womöglich in eine Falle geraten waren. Einen Moment überfiel den Dunmer diese Angst und er überlegte, ob er es gegenüber der Assassine ansprechen sollte, als dann zu seiner allgemeinen Beruhigung Ama mit ihrem Mann, der sich noch auf ihre Schultern stützen musste, aber zumindest bei Bewusstsein war, ins Zelt trat.

    „Verzeiht. Die Weise Frau hatte noch Fragen an uns“: sagte sie und bettete ihren Mann auf die Lagerstatt am Rande des Zeltes. Ihr stöhnte auf, als sie ihn niedersinken ließ. „Ama. Wäre es möglich, wenn ihr Cyrodiilisch mit uns sprechen könntet?“: fragte Tirian. Die Aschländerin zog die Augenbrauen hoch. „Wieso?“: fragte sie. „Mein Cyrodiilisch ist nicht so gut“: bekannte sie etwas errötet. „Und mein Mann spricht es kaum. Er ist aus einem anderen Stamm“: fügte sie noch an. Tirian hatte die Befürchtung, dass die Frau glaubte, dass er sie bloßstellen wolle. „Meine Begleiterin spricht kein Dunmeri und es wäre ihr gegenüber nicht schön, wenn sie uns nicht verstehen kann“: offenbarte der Heiler. Die Frau zog die Augenbrauen zusammen. „Sie ist eine Fremdländerin?“: fragte sie misstrauisch. „Ist das ein Problem?“: fragte Tirian mit fester Stimme. Amas Gesicht wurde milder. „Nein überhaupt nicht. Ihr habt uns gerettet. Es sind die Taten und nicht die Herkunft, die das wahre Wesen zeigen. Wir haben aber ein paar Jäger vom Stamm der Erabensium zu Gast hier im Lager. Eure Frau sollte sich von ihnen fernhalten, ihr Stamm ist nicht so gut auf Fremdländer zu sprechen“: warnte Ama. Als sie das Wort „Frau“ erwähnte, zuckte der Dunmer zusammen. „Ähm.. äh.. Lyviani ist nicht meine Frau“: sagte er stotternd. „So?“: fragend schaute sie ihn an und zuckte dann mit den Schultern. „Willkommen dennoch in unserem Heim“: sie sagte es diesmal auf Cyrodiilisch, auch wenn sie etwas länger bei manchen Worten überlegte.

    Der Heiler nickte dankbar und wollte sich wieder an die Feuerstelle setzen, die Ama langsam entzündete. „Ich werde gleich kochen Essen beginnen, aber das dauert“: sagte sie und richtete ihren Blick dann auf Tirian. „Die Weise Frau mich gebeten hat euch sofort ihr zu schicken“: sprach sie und ihre Stimme ließ auch keinen Zweifel dran, dass das keine Einladung war, sondern eine klare Aufforderung. Tirian schluckte. In diesem Moment trat ein Mann in Chitin-Rüstung, den der Heiler bisher nicht gesehen hatte, in das Zelt. „Das ist Mossur. Der Leibwächter der Weisen Frau. Er wird euch ihr Zelt zeigen“: erklärte Ama nun doch wieder auf Dunmeri, scheinbar weil das schneller und einfacher für sie war. Der Heiler fügte sich in sein Schicksal. „Ich bin bald wieder zurück“: rief er Lyviani noch zu, die etwas erstaunt registrierte, wie er von dem Mann abgeführt wurde. Beim Rausgehen hörte er noch, wie sich Ama noch an die Dunmer wandte: „Ashkhan Kaushad wollt mit euch sprechen. Sein Zelt ist groß in Mitte von Lager. Es sei große Ehre, dass der Khan einlädt jemand.“ Wie seine Begleiterin darauf reagierte, bekam der Dunmer allerdings nicht mehr mit, denn er war dann schon hinaus.

    Das glühende Abendrot legte sich wie Feuer über das Dorf der Aschländer. Es wirkte so als stünden die Zelte in Flammen. Es war tatsächlich nicht allzu groß und so fand sich das Zelt der Weisen Frau auch recht schnell etwas abseits der anderen Zelte. Es war umgeben von Pflanzen verschiedener wildblühender Kräuter, von den Tirian wusste, dass sie für die Alchemie interessant waren. Mossur ging stumm neben ihm her, während sie sich dem Zelt näherten. Ein Seitenblick auf den Leibwächter sagte ihm auch, dass der Versuch einer Kontaktaufnahme vermutlich zum Scheitern verurteilt wäre. So war er ehrlich froh, als sie vor dem Zelt standen und er sich von dem Wachhund verabschieden konnte. Gerade als er die Plane, die den Zelteingang bedeckte, zur Seite schieben wollte, legte der Gerüstete eine Hand auf die Schulter des Dunmers. „Leg Hand an sie und ich schneide sie dir ab!“: drohte er und ließ ihn dann gehen. Tirian schluckte wieder. Im nächsten Moment bildete sich latente Wut. Er war es schließlich, der hierher bestellt worden war. Entsprechend schlecht gelaunt gelangte er ins Zelt, wurde aber von dem intensiven Geruch verschiedenster Kräuter geradezu überwältigt. Die Luft war warm, trocken, abgestanden aber dank der Kräuter doch auch irgendwie erstaunlich frisch. Das Zelt quoll fast über vor Körben und Säckchen mit den Materialien der Natur. Geradezu stand ein Bett aus starken Ästen und Flechtwerk. Im Schneidersitz davor saß an der zentralen Feuerstelle eine alte Dunmerin auf einem großen Kissen. Neben sich standen allerlei alchemistische Gerätschaften. Sie sahen geradezu altertümlich aus.

    Tirian zögerte. Die Frau schien ihn gar nicht wahrgenommen zu haben. Mit geschlossenen Augen saß sie vor dem Feuer. Es war als würde sie schlafen. Er war sich unschlüssig was er tun sollte. „Tretet ruhig näher, junger Mann. Setzt euch bitte“: sagte sie ohne die Augen zu öffnen und deutete mit der ausgestreckten Hand auf ein Sitzkissen ihr gegenüber. Tirian nahm Platz. Es dauerte noch einen Moment und dann öffnete die Weise Frau ihre Augen. Ein blassroter Blick musterte den Heiler. „Ihr seid also derjenige, der den Verwundeten geheilt hat. Was wünscht ihr?“: fragte sie. „Was ICH wünsche? Ihr wart es doch, die mich hierher gerufen hat. Das solltet ihr auch mal eurem Wachhund sagen“: beschwerte sich der Dunmer. „Verzeiht Mossur, aber er nimmt seine Pflicht sehr ernst und in letzter Zeit ist es nötiger denn je“: sagte sie und lehnte sich angestrengt seufzend zurück. Sie sah wirklich aus wie eine alte Frau. Aber instinktiv spürte Tirian, dass er sie nicht unterschätzen sollte. „Die Söhne des Zerstörers verheeren das Land. Seine Diener bedrohen auch uns“: erzählte sie weiter. „Ihr meint Mehrunes Dagon und die Mythische Morgenröte? Sie machen also nicht einmal vor den Aschländern halt?“: warf Tirian erstaunt ein. Sie nickte erschöpft. „Der Zerstörer sandte seine Diener uns zu überzeugen. Sie versprachen den Khanen Macht, um die anderen Stämme zu unterwerfen und die Herrschaft der Häuser zu brechen. Sie versprachen die Rückkehr zur alten Lebensweise für das ganze Land. Der Khan der Erabensium wurde schwach. Ein offenes Bündnis konnte nur die Weise Frau des Stammes verhindern. Seither versuchen ihr Schatten uns Weise Frauen zu töten. Nur knapp verhinderte Mossur einen Anschlag auf mein Leben, daher ist er so vorsichtig geworden“: berichtete sie. Tirian wurde etwas ruhiger. Sein Zorn legte sich. Unter solchen Umständen, war das Verhalten verständlich.

    „Dennoch habt ihr mich hergebeten“: wandte der Heiler trotzdem noch ein. „Gewiss. Ich spürte eine Unruhe in euch, dass ich glaube, dass auch etwas euch hierher geführt hat“: meinte sie. „Mich hierher geführt?“: fragte Tirian. Sie nickte. „Was ist es das auch in diesen unruhigen Zeiten durch die Weidenländer treibt?“: erfragte sie. Der Heiler sah sich ihrem Blick gegenüber. „Ich muss jemanden retten, der in der Molag Amur gefangen gehalten wird. Ohne mich wird er womöglich sterben“: gab der Heiler freimütig zu und er wusste selbst nicht so recht, wieso er so offen darüber sprach. Die Weise Frau setzte eine nachdenkliche Miene auf. „Seine Erwähnung bedrückt euch, dass erkennt man. Ihr zweifelt. Warum zweifelt ihr?“: wollte sie weiter wissen. Die Fragen kamen ihm immer seltsamer vor, ebenso wie sich die ganze Situation außerordentlich seltsam gestaltete. Ihm lief der Schweiß und er spürte wie ihm etwas übel wurde, doch antwortete er einfach: „Er wurde erpresst. Ich weiß nicht womit man ihn erpressen könnte. Ich bin mir nicht sicher, was er getan haben muss, dass man ihn so erpressen kann. Ich frage mich welches dunkle Geheimnis er verbirgt.“ Wieder musterte ihn die Weise Frau ihre Augen schienen sich tief in seine eigenen zu brennen. „Ich sehe eure Furcht. Warum beunruhigt euch das so sehr?“: verhörte sie ihn weiter und Tirian war inzwischen richtig schlecht und unwohl zu Mute. Er wollte hinaus, doch etwas zwang ihn dazu zu bleiben. Ohne bewusstes Zutun redete er: „Er… er… er ist mein Vater. Ich habe Angst davor zu erfahren, was er Schreckliches getan haben muss.“ Ihm drehte sich inzwischen alles. „Da ist noch mehr!“: drängte sie. Sein Kopf schmerzte jetzt richtig. „Ich habe Angst davor, weil ich nicht weiß wie viel von ihm auch in mir steckt. Ich fürchte mich davor“: brachte unter Mühen hervor, verdrehte dann die Augen und kippte zur Seite weg. Er spürte wie ihn jemand auf den Rücken drehte, seine Lippen auseinander zwang und ihm eine bittere Flüssigkeit einflößte.

    Sein Herz, das eben noch raste, beruhigte sich langsam wieder. Sein verschleierter Blick klarte sich auf und er schaute wieder in die trüben, blassroten Augen der alten Dunmerin. „Was, was ist passiert?“: fragte er mit zitternder Stimme. „Ihr habt den Test bestanden. Ihr seid kein Diener des Zerstörers“: sagte sie und wirkte ehrlich froh. „Was.. was für ein Test“: begehrte der Heiler nun zu wissen. „Der Rauch der Kräuter, die ich vor eurem Eintreffen verbrannt habe, hat die besondere Wirkung, die Personen, die ihn einatmen, gesprächig zu machen – sie offenbaren ihre Geheimnisse, wenn man sie gezielt darauf anspricht“: erklärte sie und bot Tirian einen Tee an. Vorsichtig schlürfte er die heiße Flüssigkeit. „Diese Schmerzen“: keuchte er jetzt noch. „Sind die Geheimnisse tief vergraben oder werden sie zu verbergen versucht, bricht der Rauch die Schranken im Geist auch gewaltsam auf. Das Elixier, das ich euch gegeben habe, schützt euch gegen die Wirkung der Kräuter“: erklärte sie weiter. Der Heiler befühlte sich seinen pochenden Schädel. „Was wolltet ihr damit beweisen?!“: pflaumte er die alte Frau an. „Es tut mir leid, aber ich musste sichergehen, dass ihr uns nicht hintergehen würdet. Die Diener des Zerstörers sind raffiniert“: entschuldigte sie sich, doch Tirian mochte dieses Verhalten überhaupt nicht. „Ich habe nicht darum gebeten, dass euer Stamm mich einlädt. Ama war es, die darauf bestanden hat, dass wir euch in euer Lager begleiten“: ereiferte sich Tirian. Die Weise Frau nickte. „Das ist richtig. Allerdings wüsste ein Dienser des Zerstörers auch, dass kein Aschländer, der jemanden sein Leben schuldig ist, diesem die Gastfreundschaft verweigern würde. Bei der Mühe, die ihr euch gemacht habt, einer Gruppe Wildfremder Dunmer einfach so im Kampf zu helfen und dann auch noch ihre Wunden zu versorgen, machtet ihr euch verdächtig. Es schien als hättet ihr Hintergedanken gehabt“: klärte die alte Dunmer ihn nun endlich auf. „Entschuldigt noch einmal, dass ich zu solchen Mittel griff, um herauszufinden, ob ihr uns hintergehen wollt. Da ich nun von euren guten Absichten überzeugt bin, wollte ich euch noch einmal dafür danken, dass ihre unsere Stammesgeschwister gerettet und geheilt habt“: entschuldigte sich die Weise Frau noch einmal und Tirian war dabei ihr zu verzeihen. Hinge am ihm das Wohl eines ganzen Stammes hätte er womöglich genauso gehandelt.
    Geändert von KingPaddy (16.04.2013 um 16:07 Uhr)

  5. #5

    Weidenländer, Zainab-Lager, Zelt des Ashkhan

    Als Tirian antwortete, dass sein Freund wohl eher ungehalten reagieren würde, hatte Dreveni kurz wieder das Bild von Arranges vor Augen. Bitte nicht wieder so ein cholerischer Sturkopf, betete sie im Stillen. Auf seine Ankündigung, die Dunmer zu bitten, cyrodiilisch zu sprechen nickte sie dankbar. Kurz darauf betrat auch die Frau schon das Zelt, den verletzten Dunmer schwer auf ihre Schulter gestützt. Dem kurzen Gespräch konnte sie wieder nicht folgen, auch wenn sie skeptisch Tirians Gesichtsausdrücke musterte. Sie hatte das dumme Gefühl, dass er ihr einiges an mehr oder weniger unterhaltsamen Dingen verschwieg.
    Dann konnte sich die Dunmer aber wohl doch überwinden und begrüßte sie auf gebrochenem Cyrodiilisch. Dreveni nickte ihr freundlich zu, und wollte sich gerade bedanken, als diese schon weitersprach und den Heiler aufforderte, die weise Frau zu besuchen. Ihr gefiel gar nicht, hier allein zu bleiben, aber es schien kein Weg daran vorbeizuführen. Ihr gefiel die ganze Sache immer noch nicht, was auch nicht besser wurde, als sie selbst von der Dunmer aufgefordert wurde, sich bei Ashkhan Kaushad zu melden, wer auch immer das schon wieder sein mochte. Es war ihr auch egal wie groß die Ehre auch war, inzwischen wäre ihr ein Lagerplatz in der Wildnis entschieden lieber gewesen.
    "Jetzt sofort?", fragte sie die Dunmer.
    Diese sah sie mit einem leicht pikiertem Blick an, bevor sie antwortete: "Man nicht lässt Ashkhan Kaushad warten."
    Seufzend erhob sich Dreveni und machte sich auf die Suche nach dem Zelt. Sie hatte es bald gefunden, es war auch schwerlich zu übersehen, wenn man sich der Mitte des Lagers näherte. Vor dem Eingang des wirklich deutlich größerem Zelt standen zwei Dunmer langen Schwertern die Wache hielten. Dreveni straffte ihre Haltung, wobei sie froh war, wenigstens noch den Dolch und das Schwert an ihrem Gürtel zu haben, auch wenn das ganze nur ein psychologischer Effekt war, sie wagte es nicht einmal, auch nur die Hand an den Knauf zu legen, und ging zielstrebig auf die Wachen zu. Dieser Kaushad sollte sich bloß kurz fassen, sie hatte wirklich genug für heute. Und wenn er nur Dunmeri sprach, hätte sich die Sache ohnehin sofort erledigt. Als sie den Eingang des Zeltes erreicht hatte, trat eine der Wachen vor sie, sprach sie auf Dunmeri in einem bestimmten Tonfall an und zeigte auf ihren Schwertgürtel. Auch ohne seine Worte zu verstehen wurde Dreveni klar, was er von ihr wollte, und das war ganz und gar nicht in ihrem Sinne.
    "Ich lege meine Waffen nur zum Schlafen ab. Entweder ich gehe so in das Zelt oder gar nicht.", sagte sie leise, aber bestimmt und sah dem Dunmer vor ihr fest in die Augen, wobei sie den Kopf leicht in den Nacken legen musste.
    Immerhin schien er sie zu verstehen, denn er wiederholte seine Worte auf cyrodiilisch: "Ihr werdet Waffen ablegen. Sofort.", dieses Mal mit der Hand am Griff seines Schwertes. Auch die andere Wache reagierte auf diese Weise, stellte Dreveni nach einem kurzen Blick zur Seite fest, und nach kurzem überlegen legte sie mit düsterem Blick und unterstrichen durch einen leisen Fluch den Waffengurt mit ihrem Schwert und dem Dolch hab. Es wäre unklug, jetzt einen Zwischenfall zu provozieren. Als sie ihre Waffen der Wache gereicht hatte, zeigte diese auf das Stilett an ihrem Arm: "Das auch."
    "Nein!"
    "Ihr nicht betreten Zelt mit Waffen!"
    "Das hier werde ich nur ablegen wenn ich tot bin. Ich kann auch..." Bevor Dreveni ihre Drohung einfach wieder zu gehen beenden konnte, hörte sie aus dem Zelt eine befehlsgewohnte Stimme auf Dunmeri etwas sagen, woraufhin die Wache prompt zur Seite trat und ihr bedeutete, das Zelt zu betreten, nicht ohne ihr einen letzten missbilligenden Blick zuzuwerfen.
    Tatsächlich fühlte sich Dreveni ohne das Stilett irgendwie nackt, sie legte es oft nicht einmal zum schlafen ab.

    Als sie die Plane vor dem Eingang zur Seite geschoben und das Zelt betreten hatte, brauchten ihre Augen ein paar Sekunden um sich an das Zwielicht zu gewöhnen, dass nur von einem kleinen Feuer in einer Schale erhellt wurde. Der Boden des Zeltes war wie auch der in dem ihrer Gastgeber mit Teppichen ausgelegt, nur wirkten diese hier kostbarer. Zwischendurch waren immer wieder große Sitzkissen verteilt, und das Innere des Zeltes war durch Tücher abgeteilt, so dass sie nicht alles überblicken konnte.
    Jedenfalls wusste sie jetzt, wer Ashkhan Kaushad war, der große Dunmer der vorhin auch mit ihnen gesprochen hatte, saß auf einem der Kissen und erhob sich jetzt. Er musste älter als Mordan sein, schätzte Dreveni, und man sah seinem scharf geschnittenem Gesicht an, dass er die meiste Zeit seines Lebens im Freien verbracht hatte. Alles in allem war er eine imposante Erscheinung, die eine Autorität ausstrahlte, wie man sie sich nur über lange Jahre erarbeiten konnte.
    Unter anderen Umständen hätte Dreveni durchaus gefallen an ihm gefunden, aber gerade stand ihr wirklich nicht der Sinn nach solchen Dingen.
    Auch hatte sie nicht vor, sich einschüchtern zu lassen, und so stand sie gerade mit hoch erhobenem Kopf und erwiderte seinen Blick ohne diesem auszuweichen.

    "Ich wusste doch sofort, dass ihr eine würdige Kriegerin seid, als ihr in mein Lager tratet. Euer Temperament ehrt euch. Ein wahrer Krieger legt seine Waffen nur ab, wenn er dies wünscht. Setzt euch doch bitte", sprach er Dreveni schließlich mit seiner angenehm tiefen Stimme an. Er sprach gutes Cyrodiil mit einem leichten Akzent in der Aussprache.
    Dreveni leistete seiner Aufforderung folge, und musterte ihn weiter schweigend. Das schien ihr im Moment die beste Taktik zu sein, er würde schon auf den Punkt kommen, warum er sie hatte rufen lassen, Leute seines Kalibers musste man einfach etwas reden lassen und ihnen vor allem Zeit geben.
    Kaum hatte sie Platz genommen, betrat eine junge Dunmerin das Zelt und stellte ein Tablett mit Essen und Bechern mit dampfendem Tee auf den Boden.
    "Bedient euch bitte."
    Zwar sah das Essen nach nichts aus, das Dreveni kannte, aber sie war nach diesem langen Tag wirklich hungrig und so griff sie zu. Was auch immer es war - es hatte leichte Ähnlichkeit mit Käse und wirkte fettig, außerdem war es mit irgendwas gesüßt - schmeckte nicht schlecht.
    Inzwischen hatte der Ashkhan angefangen von seinem Stamm zu erzählen, wie lange er schon dessen Oberhaupt war und ähnliches mehr. Dreveni ließ ihn reden, was allerdings nicht lange dauerte, und er seinerseits fragte:
    "Ihr seid nicht von hier, das wollt ihr doch nicht bestreiten?"
    Wunderbar, trau dich. Sags. Sag fremdländische ••••, du wärest nicht der erste...
    "Was bringt euch nach Morrowind?"
    Inzwischen fühlte sich Dreveni schon leicht seltsam, was sie sich nicht recht erklären konnte, schmeckte doch weder der Tee noch das Essen nach Alkohol. Sie fühlte sich auch nicht wie betrunken. Eher angenehm leicht, entspannt und gleichzeitig wacher als vorhin. Das konnte allerdings auch nur Einbildung sein. Sie berichtete von der Reise hier her, angeblich unter dem Vorwand, das Land ihrer Ahnen kennen zu lernen und Abenteuer zu suchen. Dass sie dabei bei dem Ashkhan in genau die richtige Kerbe schlug, hätte sie an dem Leuchten seiner Augen sehen können, wäre sie etwas aufmerksamer gewesen. Dann hätte sie ihm auch nicht von den zwei Obliviontoren berichtet, bei deren Schließung sie zumindest beteiligt gewesen war.
    Inzwischen war das Tablett wieder abgeräumt worden, und der Ashkhan schenkte ihr etwas in einen mit Schnitzereien verzierten Kelch ein.

    "Was ist das?", fragte sie, und klang dabei schon nicht mehr gar so skeptisch wie normalerweise.
    "Shein.", antwortete er nur, und fing nun seinerseits an, von seinen Kämpfen und Schlachten zu erzählen. Erzählen konnte er, das musste Dreveni zugeben, und der harte und doch irgendwie samtige Akzent in seinem Cyrodiil zusammen mit der Wärme und dem schummrigen Licht in dem Zelt schlug sie so in seinen Bann, dass sie kaum merkte, wie er ihr immer wieder von dem Shein nach schenkte.
    Irgendwo in ihrem Bewusstsein regte sich dann doch noch eine Stimme, die sie zur Vorsicht mahnte, und so stellte sie den Kelch neben sich, fest entschlossen, nicht mehr daraus zu trinken. In diesem Shein war - im Gegensatz zu dem Tee - definitiv Alkohol.
    "Nun habt ihr gehört, was ich alles für mein Volk getan und wie ich es durch sämtliche Widrigkeiten geführt habe. Sogar der Nerevarine war zu Gast.", dabei sah er Dreveni aufmerksam an, und sie meinte etwas wie leichte Wut in seiner Stimme zu hören.
    Und wer bei Oblivion ist der Nerevarine?
    Sie nickte wissend, und hoffte, dass er nicht genauer nachfragen würde. Er ging auch nicht näher darauf ein und fuhr fort:
    "Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie einsam einen Dunmer meine Position machen kann. Es ist nicht leicht, eine Gefährtin zu finden, die einem Ashkhan würdig ist. Und ich kann mein Volk auch unmöglich ohne Nachfolger verlassen, wenn meine Zeit gekommen ist."
    "Da habt ihr sicher recht...", antwortete Dreveni, und blinzelte ihn von unten her an. Mehr um ihren Blick zu klären als ihm zu zuzwinkern, aber sie merkte gerade nicht mehr, wie missverständlich das gewesen war. Was war bloß in dem Wein gewesen? Soviel hatte sie doch auch nun wieder nicht getrunken, davon abgesehen vertrug sie einiges.
    "Ich könnte natürlich eine Tochter aus einem der Fürstenhäuser zur Frau nehmen."
    "Hm.", brachte Dreveni nur hervor.
    "Aber ich glaube nicht dass ein so verweichlichtes Geschöpf richtig an meiner Seite wäre. Ich brauche eine Frau die Mut und Stolz hat, eine Frau die mir starke Söhne schenkt."
    Inzwischen war er näher an sie herangerückt, jedenfalls kam es ihr so vor. Davon abgesehen nahm das Gespräch langsam eine ungute Richtung, die Dreveni gar nicht gefiel.
    "Und natürlich Töchter, ebenso schön wie ihre Mutter." Dabei strich er Dreveni mit einer Hand durch das schwarze Haar.
    Der Schreck klärte ihren Geist wieder, jedenfalls für den Moment, und sie zuckte zurück: "Ich.. ich glaube da liegt ein Missverständnis vor..."
    Den Ashkhan schien das nicht zu interessieren: "Wir könnten über alle Stämme des Aschlandes herrschen. Es würde euch an meiner Seite an nichts fehlen. Für eine Frau wie euch ist es sicherlich schwer, einen Mann zu finden, zu dem sie noch aufschauen kann. Wir wären einander wahrlich würdig, ich könnte viele Frauen aus meinem Stamm haben, aber ich habe auf eine wahre Kriegerin gewartet."
    Dreveni hatte sich inzwischen erhoben und hielt abwehrend die Hände vor den Oberkörper, Kaushad war ebenfalls aufgestanden und machte keine Anstalten, Abstand zu ihr zu halten.
    "Wirklich, euer Angebot ehrt mich, aber..." Ihr war inzwischen ziemlich schwindlig, was ihr im sitzen gar nicht so aufgefallen war.
    "Aber?", fragte Kaushad sanft, mit dem Gesicht schon wieder ziemlich nah an ihrem Ohr.
    "Aber das geht nicht. Ich.. Tirian. Mein Begleiter. Er würde das nie gut heißen. Ich... Wir.. wir wollen heiraten."
    Kurz stand dem Ashkhan die pure Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben, dann brachte er hervor: "Was wollt ihr denn mit diesem Kind? Ihr werdet ihn an meiner Seite noch vor dem Morgengrauen vergessen haben.." Dabei legte er ihr eine Hand auf die Hüfte, mit der anderen Strich er ihr zart über die Wange.
    In Drevenis Kopf arbeitete es, wie sie am Besten aus dieser Situation raus kommen konnte. Wie würden die anderen reagieren wenn sie schreiend aus dem Zelt rannte? Aber eine diplomatischere Lösung fiel ihr bei allen Daedrafürsten gerade nicht ein. Wenn es ihr doch nur nicht so schwer gefallen wäre, sich zu konzentrieren. Die unglaubliche Präsenz, die der Dunmer vor ihr ausstrahlte, tat ihr übriges, zusammen mit dem seltsamen Wein.
    Geändert von Andromeda (20.04.2013 um 00:36 Uhr)

  6. #6

    Weidenländer, Zainab-Lager, Zelt der Weisen Frau

    Nachdem Tirians Empörung abgeklungen war, unterhielt er sich mit der Weisen Frau recht angeregt über die Kunst des Heilens. Sie war eindeutig von seinen Fähigkeiten überzeugt. Sie erzählte ihm auch, dass genau das ihn auch verdächtig gemacht habe. Einen Heiler, der sowohl auf magische Art und auf alchemistische und vor allem kombinatorisch heilte, traf man selten einfach nur zufällig. Solche Leute reisten normalerweise nicht einfach durch das Land. Der Verdacht lag daher nahe, dass ein Mitglied der Mythischen Morgenröte seine Fähigkeiten nur eingesetzt hatte, um sich Zugang zum Stamm zu verschaffen. Inzwischen war die Dunmer aber offenbar von seinen guten Absichten überzeugt. „So ist das also und ihr reist also durch das Land, um eure Fähigkeiten weiter zu verbessern?“: erkundigte sie sich. „Ja diese Sache mit dem Schiff hat mich erst einmal aus der Bahn geworfen, aber hier auf Vvardenfell habe ich ja ohnehin ein anderes Ziel, wie ihr aus mir herausgebracht habt“: antwortete er und konnte sich diese Spitze einfach nicht verkneifen. Die Aschländerin setzte ein zerknirschtes Gesicht auf. Als Entschädigung bot sie an, etwas von ihrem Wissen mit ihm zu teilen. Sie erklärte ihm, dass viele Kräuter mehr als nur ein, zwei offensichtliche Wirkungen hätten. Das wusste Tirian auch, allerdings war die Weise Frau offenkundig wesentlich versierter. Nicht nur das sie ihm die verborgenen Eigenschaften einiger einheimischer Pflanzen vollständig nennen konnte, sondern sie setzte ihm auch ein Verfahren auseinander, wie er genau diese Eigenschaften herausfiltern konnte. Er hoffte, dass er alles im Kopf behalten würde, vor allem weil ihn noch etwas Anderes währenddessen beschäftigte.

    Die Weise Frau hatte ihn zu Gedanken gezwungen, die er eigentlich hatte verdrängen wollen. „Was ist Tarrior eigentlich für ein Dunmer? Wir waren befreundet und kennen uns nun schon seit einigen Jahren, aber ich weis eigentlich so gut wie Nichts über ihn persönlich“: mit dieser innerlichen Feststellung brach der Damm in seinem Kopf. „Er ist mein Vater, aber was weis ich schon über ihn. Meradanz erpresst ihn und wenn Tarrior sogar bis nach Cyrodiil gereist, um es zu tun UND es nicht um eine Tochter ging, muss wirklich etwas Schlimmes sein“: kamen ihm weitere Überlegungen. Tarrior würde sich gewiss nicht so einspannen lassen, wenn der Telvanni nur bluffen würde und es musste wahrlich etwas wirklich Zerstörerisches sein. Tirian konnte sich kaum vorstellen, dass eine ordinäre, peinliche Geschichte aus der Vergangenheit seines Vaters – etwas wie Affäre oder ein Betrug – ausreichen würde, ihn dazu zu zwingen, sich in den Schlund Oblivions zu werfen. „Nein. Da muss mehr dahinter stecken“: befürchtete der Heiler und versuchte vorzustellen, was das sein könnte. Verrat, Mord, Nekromantie – es gab so Einiges und er musste an das Verhalten seines Vaters damals in Cyrodiil denken, als sie in Hrotanda Vale gewesen waren. Er hatte ohne zu zögern selbst bewusstlose Feinde einfach getötet. Er hatte nicht einmal gezögert. Und es hatte ihm womöglich sogar Spaß gemacht. Die Erinnerung daran war eindrücklich, aber auch seltsam verschmiert.

    Die Ruine hatte Tirian ohnehin sehr mitgenommen. Doch etwas anderes kam ihm wieder zu Bewusstsein. Er hatte sich auch schon damals gefragt, wie viel er eigentlich wirklich über Tarrior wusste. Und genau bei diesem Gedanken zweifelte er an sich selbst. Tarrior war immerhin sein Vater. „Wie viel von ihm, steckt in mir?“: fragte sich der Heiler. Er wusste nicht, was er getan hatte und wie es um sein Inneres wirklich bestellt war, aber gerade diese Ungewissheit machte ihm noch mehr Angst, weil er dort seine schlimmsten Gedanken hinein projizieren konnte. Er zweifelte an Tarrior und er zweifelte damit an sich selbst. „Bin ich wie er“: fragte er sich und musste an den Redoraner denken, dem er in seiner Wut das Gesicht weg gebrannt hatte. „Ist er so, bin ich wie er?“: pochte die Frage weiterhin in seinem Kopf.

    Die Weise Frau bemerkte seine schwindende Konzentration und schaute ihn fragend an. „Ich spüre das ihr euch quält, woran denkt ihr?“: fragte sie. Diesmal nicht misstrauisch, sondern ehrlich aufrichtig, mitfühlend. „Ich… das was… mein Vater und ich… ich weis nicht“: konnte der Dunmer nur herausbringen. Sie sah ihn durchdringend an. Ihre blassroten Augen schienen nirgendwo hinzuschauen, wie zwei milchige Teiche. Sie blickte einfach durch ihn hindurch. Sie wollte offenbar dazu ansetzen, etwas zu sagen, aber in diesem Moment kam eine junge Dunmer in ihr Zelt gerannt und zerstörte den Moment. „Weise Frau. Der Ashkhan!“: sagte sie aufgeregt. Die alte Frau wandte sich ihr umgehend zu.

    „Marna. Was hast du auf dem Herzen?“: fragte sie. Die Dunmer warf einen Seitenblick auf Tirian, den sie erst jetzt bemerkte. Sie stoppte, zögerte und druckste dann herum: „Ihr habt… einen Gast… Ich komme besser später wieder.“ Sie wollte sich zum Gehen wenden, doch die Aschländerin hielt sie zurück: „Sprich, Marna. Mein Gast stört nicht.“ Sie druckste noch immer herum. „Nunja, es wäre vielleicht doch besser, wenn er hinausgehen würde“: meinte die junge Dunmer und ihr Blick verriet nur allzu deutlich, dass bei dem Gespräch womöglich um ihn gehen sollte. Eine Anspielung die die Weise Frau entweder nicht verstand, nicht bemerkte oder die ihr einfach egal war. Sie wiederholte ihre Aufforderung zum Sprechen nur noch einmal mit einer Geste. Marna seufzte und setzte sich neben Tirian. Sie schaute noch ein paar Mal zu ihm hinüber, bis ein Stirnrunzeln der Weisen Frau ausreichte, um sie endlich zum Sprechen zu bringen. „Ashkhan Kaushad hat sich für eine Braut entschieden“: sagte Marna und klang ehrlich enttäuscht, als sie die Worte aussprach. Die alte Dunmer zog die Augenbrauen hoch. „Er nimmt sich nun doch jemanden, aus dem Stamm? Hm. Eventuell müssen wir diese Heirat verhindern. In der jetzigen Situation wäre eine Heirat mit der Tochter eines anderen Stammes nützlicher. Ich hoffe Kaushad hat nicht schon wieder eine überstürzte Entscheidung getroffen und jemand vernünftigen auserwählt. Wer ist es?“: sinnierte die alte Frau längere Zeit nach. Tirian war es nun doch etwas peinlich an diesem Gespräch teilzunehmen, wo über die Ehe des Häuptlings wie über einen Staatsakt geredet wurde, was sie vermutlich auch war, aber Tirian in diesem Moment nicht ganz so bewusst, weil er Ehe vor allem mit Liebe in Verbindung brachte.

    Wieder schaute Marna zu ihm hinüber und zögerte zu sprechen. „Wer ist es nun?“: wollte die Weise Frau wissen. „Nun ja. Ashkhan Kaushad hat sie zu sich eingeladen und ich habe den Beiden Essen und Getränke serviert. Ich weis nicht genau, ob er sie zur Braut nehmen will, aber die Signale waren doch sehr eindeutig…“: redete sie um den heißen Brei herum und die alte Dunmer war inzwischen auch nicht mehr gewillt, dass noch länger zu akzeptieren. „Wer Marna?“: wiederholte sie ihre Frage. Ihre Stimme hatte einen autoritären Klang. Die junge Dunmerin schluckte, sah noch einmal zu Tirian hinüber und antwortete: Die Fremde. Die Fremde, die heute mit eurem Gast hier eintraf. Kaushad will sie heiraten. Sie ist gerade bei ihm im Zelt und die Stimmung schien ausgelassen, als ich ging.“ In ihrer Stimme lag eine gehörige Portion Neid, die Tirian nicht wahrnahm, weil ihm erst einmal die Kinnlade regelrecht herunterfiel, sich seine Augen ungläubig aufrissen und er nur noch ein fassungsloses „Was?!“ hervorbringen konnte. Ein etwas stärkeres Zucken des Augenlides im ansonsten eher starren Gesicht der Weisen Frau verriet auch ihre Überraschung. „Das ist nicht gut. Sie ist eine Fremdländerin. Jemand aus einem anderen Stamm hätte schon genug Unfrieden im Stamm geschürt, aber eine Fremdländerin…“: überlegte die Alte laut, doch da erhob sich Tirian schon. „Was habt ihr vor?“: wollte sie wissen. Der Dunmer ließ sie ohne eine Antwort zurück und wandte sich zum Gehen. Mossur versperrte plötzlich den Durchgang. „Lass ihn“: gab die Alte klein bei und Mossur ließ Tirian durch, dessen Gedanken in seinem Kopf durcheinander gingen.

    Erst als er einige Meter in die Mitte des Dorfes zurückgelegt hatte und das Zelt in Sicht kam, beruhigte er sich soweit, dass er sich ernsthaft fragte, warum er überhaupt so überstürzt aufgebrochen war. Lyviani ging ihn Nichts an. Sie konnte auf sich selbst aufpassen und außerdem war sie nur seine Begleiterin, also hatte er auch keinen Grund in irgendeiner Form eifersüchtig zu sein. Und dennoch beunruhigte ihn die Vorstellung, dass sich die Assassine einfach so einem wildfremden hingeben sollte. „Ausgelassene Stimmung“: rief er sich die Worte Marnas ins Gedächtnis. Das sah Lyviani eigentlich nicht ähnlich. Zwar kannte der Heiler sie kaum, aber zumindest war die Dunmer dem Eindruck nach, den er von ihr hatte, nicht der Typ, der einfach so mit jemandem anbändelte. „Ich muss das mal überprüfen, genau überprüfen…“: redete sich Tirian ein und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Zelt, das aufgrund seiner Größe und seiner zentralen Lage, die Behausung des Khans sein musste. Er ging dort hinüber. Die Wächter vor dem Eingang machten allerdings nicht den Eindruck, als würden sie ihn durchlassen wollen. „Solange ich nichts Genaueres weis, wird es besser sein, wenn ich keinen großen Aufruhr verursache“: überlegte der Heiler und schlich um das Zelt herum. Und legte sein Ohr auf das Leder. Gedämpft drangen Stimmen nach draußen. „… glaube nicht dass ein so verweichlichtes Geschöpf richtig an meiner Seite wäre. Ich brauche eine Frau die Mut und Stolz hat, eine Frau die mir starke Söhne schenkt": hörte er. Er zog sein Langschwert und begann etwas die Naht der Zeltes an dieser Stelle etwas aufzutrennen. „"Und natürlich Töchter, ebenso schön wie ihre Mutter“: war der nächste Satz und Tirian fühlte ihn ungut bestätigt, als er durch das kleine Loch spähte, das er sich geschaffen hatte und Lyviani und den Ashkhan von hinten sah. Sie, wie sie sich scheinbar willenlos, seiner doch sehr eindeutigen Annäherung hingab. Er schluckte. Er wollte sich abwenden, denn offenbar schien seine Begleiterin nicht abgeneigt, als er weitere Worte vernahm: "Ich.. ich glaube da liegt ein Missverständnis vor..." Er wurde hellhörig, lauschte direkt weiter.

    Er hörte die Versprechungen des Khans und verdrehte die Augen, ob des dargebotenen Größenwahns. „Und nachher versprichst du ihr die Weltherrschaft, wenn sie dich nur heiraten möge“: dachte Tirian und wurde dann schwer überrascht. „Aber das geht nicht. Ich.. Tirian. Mein Begleiter. Er würde das nie gut heißen. Ich... Wir.. wir wollen heiraten“: bei diesen Worten schoss ihm das Blut in den Kopf. „Lyviania… mich heiraten?!“: keuchte er, bis ihm einen Augenblick später klar wurde, dass das nicht sein konnte. Es war eindeutig eine Ausrede. Die Assassine suchte offenbar nach einem Ausweg aus der Situation, in der sie sich befand. Der Ashkhan jedoch ließ sich überhaupt nicht davon beirren, berührte ihren Körper weiter. Er musste unbedingt etwas unternehmen, denn die Dunmer schien keinerlei Anstalten zu machen sich zu wehren, als wäre sie… benommen?. "Was wollt ihr denn mit diesem Kind? Ihr werdet ihn an meiner Seite noch vor dem Morgengrauen vergessen haben..": meinte der Khan dann noch. Tirian fühlte sich nun auch noch deutlich gekränkt. „Dir werde ich zeigen, wer ein Kind ist“: dachte er sich und marschierte los. Eine Wut überkam ihn und tatsächlich hatte er vor einfach an den Wachen vorbei in das Zelt des Häuptlings zu marschieren. Eine starke Hand packte ihn jedoch vorher an der Schulter und hielt ihn zurück. Er drehte sich um und sah in das kantige Gesicht Mossurs. „WAS!“: fuhr er ihn an. In diesem Moment beruhigte sich sein Geist wieder, als ihm bewusst wurde, in welchem Zustand er sich gerade noch befand. „Ihr solltet dies nicht tun“: sagte der Wächter und schüttelte den Kopf. „Aber…“: wollte Tirian widersprechen, da holte der Andere ein kleines Fläschchen hervor. „DAS solltet ihr tun. Die Weise Frau sagte, ihr wüsstet schon, was damit gemeint wäre“: sagte Mossur und gab dem Heiler die Phiole. Anschließend entfernte er sich wieder. Der Dunmer betrachtete das Gefäß einen Moment. Eine blass-grüne Flüssigkeit schwappte darin. Er runzelte die Stirn, bis ihm auffiel, dass Mossur ihm außer der Flasche noch ein Blatt in die Hand gedrückt hatte. Tirians Augen weiteten sich. Er hatte mit der alten Dunmer zuvor noch über diese Pflanze gesprochen und jetzt ahnte er auch, was das für eine Flüssigkeit in dem Fläschchen war.

  7. #7

    Weidenländer, Zainab-Lager, Zelt des Ashkhans

    Es war inzwischen dunkel geworden und außer den beiden Wächtern vor dem Zelt des Ashkhans war auch niemand weiter zu sehen. Tirian nickte. Er holte aus und warf die Flasche zu den beiden Wachen hinüber. Beim Aufprall auf den Boden zerbarst das filigrane Gefäß. Ein leichter Dampf breitete sich aus, den der Heiler selbst kaum sehen konnte. Die Wächter die wegen des plötzlichen Klirrens in Unruhe geraten waren, bewegten sich auf einmal nur noch sehr fahrig und kippten dann einfach um. Einen kurzen Augenblick wartete der Heiler noch, um sicherzugehen, dass sich das Gas verflüchtigt hatte und ging hinüber. Ein prüfender Blick verriet ihm, dass die Leibwächter tatsächlich bewusstlos waren. Innerlich dankte der Weisen Frau für ihre Hilfe und betrat energisch das Zelt. „Von wegen Kind“: sagte er und versuchte sich der Wut wieder zu besinnen, die ihn zuvor so überkommen hatte, um den richtigen Ton zu treffen. Der Ashkhan wandte sich um und war über diese Störung sichtlich alles andere als erfreut. Er ließ von Lyviani ab, aber baute sich direkt vor ihr auf. „Sie ist zu schade für euch. Ihr seid ihrer nicht würdig. Ich bin es!“: verkündete er auf Dunmeri. Zur Provokation behielt Tirian diesmal das Cyrodiilische bei: „Allein schon, dass ihr das sagt, zeigt, dass ihr Unrecht habt. Ich bin der Überzeugung Lyviani kann selbst darüber befinden, wer ihrer würdig ist und wer nicht und braucht keinen Dahergelaufenen, der dies für sie entscheidet!“ Der Ashkhan schaute beleidigt drein und wurde immer wütender. „Dahergelaufen?! Ich bin Ashkhan Kaushad! Ich herrsche über den wohlhabendsten Stamm der Aschländer. Wie kann ein N’wah, wie ihr es wagen?!“: ereiferte sich. Er legte seine Hand auf die Streitaxt an seiner Seite. Die Assassinin wollte sich einmischen, doch brutal schnitt ihr der Häuptling das Wort ab. „Scheinbar auf die gleiche Art, wie ein S’wit wie ihr, dies wagen kann!“: erwiderte Tirian. Das ging offenbar zu weit. Er zog seine Chitin-Streitaxt, die vor Magie schimmerte und glühte und wohl mit mehr als einem einfachen 0815-Zauber geladen war. Er wollte offenbar angreifen, doch in diesem Moment erhob sich die Assassine und ihrer blitzte ihr Stilett. In diesem Moment war der Heiler doch dankbar dafür, dass Lyviani eine Meuchelmörderin war. Doch das verflog im nächsten Moment.

    Der Ashkhan musste die Bedrohung in seinem Rücken wahrgenommen haben und die Dunmer schien im Gegenzug zu ihren sonstigen Kampffähigkeiten, die er schon bewundern durfte, geradezu langsam und tumb. Mit einer schnellen Bewegung schlug der Khan ihr nicht nur das Stilett aus der Hand, sondern schickte sie mit einer schallenden Ohrfeige zu Boden. Tirian musste sich schwer beherrschen, dem Ashkhan in diesem Moment nicht an die Gurgel zu gehen. „Misch dich nicht ein Weib. Dieser Hund hat mich beleidigt“: sagte er und wandte sich von Lyviani, die deutlich geschockt auf dem Boden saß, ab. „Wir machen das jetzt nach alter Sitte im Zweikampf aus. Ich werde ihr beweisen, dass nur ich es Wert bin ihr Mann zu werden. Ich werde dich zertreten wie einen Skrib!“: forderte ihn zum Kampf heraus und begab sich schon in Position. Tirian zog sein Schwert, um sich zumindest verteidigen zu können. Er hatte im Duell keine Chance gegen den Ashkhan. Er stand langjähriger Erfahrung in Nahkampf und enormer Stärke entgegen. Die verzauberte Waffe und die offenbar auch verzauberte Rüstung, die er unter seinem Gewand trug, man konnte sie erkennen, als er seine Waffe zog, machten die Überlegenheit seines Gegenübers nur allzu deutlich. Einen Zweikampf konnte er auf diese Art und Weise nicht gewinnen.

    Das war dem Ashkhan seinerseits offenbar auch bewusst und er stürmte ohne Erbarmen los und ließ Schläge auf ihn niederprasseln. Als sich die Axt des Khans mehrmals funkensprühend in seiner Waffe verkeilte, wurde jedoch keine offensive Magie freigesetzt, was Tirian verwunderte. Er nahm diese glückliche Fügung jedoch an und versuchte mit aller Kraft gegen die Schläge zu halten, doch er spürte seine Kraft schnell erlahmen. Als die Schneide der Axt ihm bei einem Schlag nur kurz im Gesicht streifte und ihm eine blutige Strieme hinterließ, begann er Magicka zu pumpen. Seine Stärke erhöhte sich für einen Moment. Mit einem Stoß brach er die Schlagblockade des Gegners auf und warf nun seine Klinge nach Kaushad. Wie erwarten wehrte er sie jedoch mit der Axt ab. Als er sich Tirian nun wieder zuwenden wollte, musst er feststellen, dass der Dunmer auf ihn zugerannt kam und gefährlich nahe war. Er versuchte einen Axtstreich auf weniger als Armlänge. Mit einem satten Geräusch grub sich die Schneide in die Schulter des Heilers. Tirians Gesicht verzog sich vor Schmerz. Wie Butter drang die Waffe durch seine Robe und fraß sich ins Fleisch. Ein unglaubliches Brennen folgte. Jetzt erst zeigte sich die Wirkung der Verzauberung. Offenbar war ein Rüstung auflösen Zauber auf die Axt gewirkt worden. Die Robe begann sich von der Stelle aus, wo die Waffe hineingeschlagen hatte, zu verfallen. Doch Tirian nahm das kaum mehr, höchstens noch am Rande wahr. Sein gesamtes Denken wurde im Moment vom Schmerz und von der Wut auf den Khan bestimmt. Er war ihm nun direkt nahe. Es passte kaum mehr eine Handbreite zwischen sein Gesicht und das Kaushads. Ihre Blicke trafen sich. Der Heiler war entschlossen. Er ergriff den Waffenarm des Aschländers, der noch immer Druck auf die Wunde ausübte und versuchte die Schneide weiter hineinzudrücken. Tirian, in dessen Kopf der Schmerz förmlich explodierte, nutzte nun noch den Rest seines Magickas, das sich während der kurzen Schonzeit seit dem Kampf gegen die Redoraner nur leidlich erholt hatte, und ließ es in den Körper des Khans fließen.

    Es dauerte einen kurzen Moment, bevor die Wirkung für Tirian spürbar wurde. Er fühlte… neue Energie, die zu ihm hinströmte. Er presste noch fester zu und versuchte mehr davon zu bekommen. In seinem Kopf verschwand langsam der Schmerz und machte dem süchtigmachenden Gefühl nach neuer Stärke Platz. Der Arm des Ashkhans verdorrte immer schneller unter dem gierigen Griffs des Heilers. Mit Schrecken in den Augen sah Kaushad zu, wie sich die Muskeln darin regelrecht auflösten und die Axt seinen Händen entglitt. Die Schneide löste sich aus der Wunde und viel zu Boden. Blut netzte den stellenweise freigelegten, weil die Robe sich inzwischen in diesem Bereich schon gut aufgelöst hatte, Oberkörper Tirians. Nun packte der Dunmer auch noch mit der anderen Hand zu. Sie griff nach der Kehle des Ashkhans. Inzwischen hatte er sich von dem Schock erholt und wollte sich wehren, doch versagten ihm eindeutig die Kräfte, denn die saugte der Heiler nun voller Genuss aus ihm heraus. Er konnte sich nicht mehr beherrschen. Sein Verstand war wie ausgeschaltet. Während sich der Schnitt auf seiner Wange und die tiefe, triefende Wunde in der Schulter ohne zurückbleibende Spuren schlossen, mergelte Kaushads Körper immer weiter aus. In diesem Moment fühlte er eine Hand, die sich zupackend auf seine Schulter legte. In seinem Kopf manifestierte sich das Bild eines neuen Feindes. Er ließ den Khan los und wollte umfassen, doch in diesem Moment fing er sich einen ordentlichen Schlag ein. Sein Blick klarte auf und er sah Lyviani, die ihn festhielt und versuchte vom Ashkhan wegzureißen.

    Tirian kam wieder zu Sinnen. Etwas fassungslos betrachtete er seine Hände. „Wir sollten verschwinden“: sagte sie und er pflichtete ihr bei. Er packte sein Schwert ein und gemeinsam verließen sie das Zelt des Khans schleunigst. Die beiden Wächter waren noch immer bewusstlos, was ihnen gerade gut passte. Außerdem wurden sie schon von Mossur erwartet. Ohne Widerworte oder eine Frage Lyvianis abzuwarten, folgte Tirian dem Leibwächter der Weisen Freu einfach, der sie auch zurück zu seiner Herrin brachte. Sie wartete in der Nacht vor ihrem Zelt und schien besorgt zu sein, doch als sie den Heiler und seine Begleiterin entdeckte, wirkte sie deutlich erleichtert. „Sehr gut. Ihr habt euch den Werbungsversuchen unseres Khans widersetzt. Er kann da manchmal sehr unbedacht sein“: sprach sie und zwar auf Cyrodiilisch, sodass die Assassine es auch verstehen konnte. Dann bemerkte sie die zerstörte Robe des Dunmers. „Oh. Was ist geschehen?“: wollte sie wissen. Tirian fand erst keine Worte. Glücklicherweise nahm ihm seine Begleiterin diese Bürde ab und setzte der alten Frau kurz auseinander, was vorgefallen war. „Ihr braucht euch keine Sorgen machen. Ashkhan Kaushad wird sicherlich von sich aus Nichts unternehmen. Er würde sein Gesicht verlieren, würde er eine Niederlage gegen einen Fremdländer zugeben. Vor allem würde er sich vor dem ganzen Stamm blamieren, wenn er den Grund für dieses Duell offenbart“: beruhigte die Weise Frau sie. Tirian war sich da zwar nicht so sicher, denn er hatte den Ashkhan fast getötet. Er hoffte die alte Dunmerin würde Recht behalten und die Sache fiel nicht auf ihn und Lyviani zurück. „Ihr solltet jetzt zu Ama zurückkehren und das Dorf morgen bei Tagesanbruch verlassen“: empfahl die Weise Frau. Tirian und seine Begleiterin schauten sich kurz an und waren sich einig darin, dieser Empfehlung zu folgen.

    Schweigend liefen sie zum Zelt von Ama zurück. In Tirians Geist tobten diese Selbstvorwürfe. Es quälte ihn. Er schaute zu Boden, während er sich einfach nicht erklären konnte, was mit ihm im Zelt des Ashkhans oder früher am Tag bei den Redoranern passiert war. Diese blinde Raserei… Er schloss die Augen. Vielleicht war einfach nur müde. Er fühlte sich tatsächlich sehr erschöpft. Der Tag war lang und seine Kräfte ausgereizt. Es wurde Zeit zu schlafen. Vielleicht würde er dann wieder zu etwas innerer Ruhe finden. Die war ihm schon innerhalb der letzten Wochen mehr als abhanden gekommen. Die letzten Ereignisse hinterließen weitere Spuren. „Ausruhen“: flüsterte er vor sich hin. Da betraten er auch schon Amas Zelt. Es roch nach leckerem Essen. Die Feuerstelle brannte und darüber hing ein Topf der mit einer hellbraunen Flüssigkeit gefüllt war, in der allerlei Zeug schwamm – verschiedene Stückchen an Getier und Gemüse. Tirian war im Moment nicht wählerisch. Etwas Warmes zu essen, war genau das, was er sich jetzt neben einem Bett geradezu sehnsüchtig wünschte. „Ah da ihr ja wieder seid. Essen schon fertig": wurde er von Ama wieder begrüßt. Tirian brachte bloß einen schwachen Gruß zustande und setzte sich teilnahmslos an den Rand der Feuerstelle, abseits von ihr und ihrem Mann, der sich inzwischen auch erhoben hatte. Für Lyviani hatte er im Moment keinen Blick mehr.

  8. #8
    Dreveni brauchte ein paar Augenblicke um zu realisieren, wer da in das Zelt gestürmt kam. Als sie dann aber Tirian erkannte, war sie nur noch erleichtert, was nicht lange anhielt, denn nach einem kurzen Wortwechsel forderte der Ashkhan Tirian glatt zum Zweikampf auf, den er anscheinend an Ort und Stelle austragen wollte. Für Dreveni war klar gewesen, dass sie auf jeden Fall ohne Waffengewalt aus dieser Situation kommen wollte, aber dazu war es jetzt zu spät. Der Heiler hatte nicht die geringste Chance gegen Kaushad, und wenn er jetzt starb, sanken auch ihre Chancen das Lager so bald wieder zu verlassen rapide. Sie versuchte sich zu sammeln, zog ihr Stilett und ging auf Kaushad los, der fing ihren Stich allerdings mühelos ab und schlug ihr kräftig ins Gesicht. Dass sie nach hinten auf den Boden fiel war nicht allein der Wucht des Schlages zu verdanken, sondern auch ihrem Zustand, den man nur noch als Unkoordiniert bezeichnen konnte. Was danach kam, geschah fast zu schnell, als das sie es noch wirklich verarbeiten konnte, irgendwann sickerte nur in ihr Bewusstsein, dass der Heiler offenbar gerade dabei war, Kaushad zu erwürgen. Wie zum Henker er das fertig brachte, konnte sie sich nicht erklären, sie wusste nur, dass sie das irgendwie verhindern musste. Sie rappelte sich auf, fasste Tirian an der Schulter und wollte ihn wegziehen, was ihr nicht gelang. Sie wusste sich nicht mehr anders zu helfen, als ihm kräftig ins Gesicht zu schlagen, woraufhin er schließlich von Kaushad abließ. Einen Moment fürchtete sie schon, er würde jetzt auf sie losgehen, aber dann ließ er sich von ihr aus dem Zelt führen. Dort lagen die Wachen bewusstlos auf dem Boden, und fast automatisch nahm Dreveni ihren Schwertgürtel, der dort ebenfalls auf dem Boden lag.

    Inzwischen kam es ihr vor, als würde sie Schlafwandeln, auch die kühle Nachtluft trug nicht wesentlich dazu bei, ihren Kopf wieder klarer zu machen. Sie wurden von einem Dunmer durch das Lager bis zu einer alten Frau geführt, der Dreveni schließlich bruchstückhaft und unzusammenhängend erzählte, was gerade passiert war. Jedenfalls kam es Dreveni absolut wirr vor, die Dunmer schien allerdings zu verstehen.

    Schließlich gingen sie wieder zurück zu dem Zelt ihrer Gastgeber, wobei sich Dreveni an Tirians Arm festhielt, um nicht zu wanken. Dieser schien das nicht einmal zu bemerken, und als sie das Zelt fast erreicht hatten und Dreveni das Licht des Feuers durch den Eingang sehen konnte, wusste sie, dass sie jetzt auf keinen Fall wieder in eines dieser Zelte wollte. Hunger hatte sie ohnehin keinen, noch einmal würde sie nichts essen was ihr hier angeboten wurde. Mit was hatte sie dieser Kerl nur vergiftet?
    "Ich bleib noch ein bisschen hier draußen.", sagte sie leise zu Tirian, wobei sie sich nicht einmal sicher war ob er sie gehört hatte, ließ seinen Arm los und setzte sich ein paar Meter neben der Seitenwand des Zeltes in die Dunkelheit, den Schwertgürtel ließ sie achtlos neben sich fallen. Hier würde man sie nicht gleich sehen, und sie brauchte jetzt Ruhe, um wieder etwas klarer zu werden und zu verstehen, was gerade überhaupt alles passiert war. Wenn die Welt wieder aufhören würde, sich um sie herum zu drehen, hätte sie auch nichts dagegen. Seufzend ließ sie sich zur Seite kippen, zog die Knie an und legte ihren Kopf auf die Hände. Als sie so auf der Seite lag, ließ wenigstens der Schwindel etwas nach, trotzdem ging es ihr immer noch reichlich elend. Wieso meinten eigentlich alle in letzter Zeit, sie könnten ständig ihre schmierigen Hände an ihr haben? Wäre Tirian nicht dazwischen gegangen, wäre sie morgen früh vermutlich als neue Frau des Ashkhan aufgewacht.
    Eigentlich war es nur ihre eigene Schuld, dachte sie. Sie hätte einfach gleich wieder gehen können. Natürlich hätte sie auch nicht unbedingt etwas dagegen gehabt, wenn der Abend vielleicht nicht nur bei Gesprächen geblieben wäre, unter der Voraussetzung dass sie weiterhin ihre Sinne beisammen gehabt hätte. Und er sie nicht mit irgendwas, das sie nicht einmal kannte, gefügig gemacht hätte. Während diesen Gedanken beobachtete sie den Streifen Licht, der aus dem Zelt auf den von dünnem Gras bedeckten Boden fiel und dachte, dass sie eigentlich schon längst hätte reingehen sollen. Aber sie konnte sich beim besten Willen nicht überwinden, inzwischen war ihr einfach nur zum Heulen, und in Tränen ausbrechen wollte sie wirklich nicht vor anderen. Nicht einmal allein hier im dunklen.

  9. #9

    Weidenländer, Zainab-Lager, Amas Zelt

    [Tirian]
    Ama füllte ihm eine Schale mit dem Fleischtopf und gab ihm dazu noch ein großes Stück Fladenbrot. „Ich hoffe es schmeckt euch“: sagte sie lächelnd. Ihm gegenüber bevorzugte sie eindeutig ihr Dunmeri. Tirian nahm das Essen mit entgegen, nahm mit dem Löffel etwas auf und pustete, bis es eine angenehme Temperatur hatte. Er kostete es. Es schmeckte gut. Er begann sich den Fleischtopf hinein zu schaufeln. Es tat so gut den Magen zu füllen. Dazu biss er ab und an vom knusprigen Fladenbrot ab. „Ich hoffe es schmeckt euch“: sagte Ama und inzwischen fühlte sich Tirian auch wieder mehr in der Lage etwas zu sagen. „Ja, danke. Das tut wirklich gut“: bedankte er sich. Sie lächelte und reichte auch ihrem Mann eine Schüssel. „Ja man sieht euch an, dass ihr das gebraucht habt. Ihr habt heute schwer gekämpft. Da habt ihr euch das auch verdient“: meinte die Aschländerin. „Mehr als du denkst“: dachte der Heiler, der durch den Kommentar wieder an den Ashkhan denken musste. Er hoffte wirklich, dass sich Kaushad von dem magischen Angriff erholte. „Möchte eure Begleiterin eigentlich Nichts essen?“: riss ihn seine Gastgeberin zurück aus seinen Gedanken. Er schaute sich um. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Lyviani gar nicht mit ins Zelt gekommen war.

    Ama bemerkte seinen suchenden Blick: „Sie ist noch draußen vor dem Zelt. Ich nahm an, sie wollte noch etwas die frische Abendluft genießen.“ Sein Blick wanderte zum Zelteingang. Die Dunmer drückte ihm eine weitere, volle Schale mit Essen in die Hand. „Vielleicht möchte sie lieber draußen essen. Nehmt ihr das doch bitte mit“: bat sie. Tirian nickte. Die Assassine hatte sicherlich auch Hunger. Er fragte sich gerade, warum die Frau nicht mit hinein gekommen war. Er zuckte mit den Schultern und erhob sich. „Und wenn ihr wieder hereinkommt, könnt ihr uns ja erzählen, was mit eurer Robe geschehen ist“: wies sie ihn noch auf etwas Anderes hin, an das er selbst gar nicht mehr gedacht hatte. Er besah sich seinen halb freiliegenden Oberkörper. Der Zauber der Axt hatte nicht nur die Robe sondern auch das Hemd darunter zersetzt. Er hatte diese Robe gemocht. Er würde eine Menge mehr Stoff brauchen, um sie zu reparieren. Ein Schneider musste bei der nächsten Gelegenheit heran. „Vielleicht“: sagte er und erwiderte das verschmitzte Lächeln der Aschländerin etwas missglückt.

    Er trat vor das Zelt und konnte die Dunmerin zunächst nicht sehen. Erst als seine Augen, die inzwischen an das Licht der Feuerstelle gewohnt waren, sich auf die Nacht umstellten, entdeckte er die Assassinin einige Schritte vor dem Eingang im Gras liegend. Er lief zu ihr hinüber und beugte sich schnell herunter. „Geht es euch gut?“: fragte er besorgt. Er suchte ihren Blick, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Er beruhigte sich etwas, als sie ihn ansah.

    [Dreveni]
    Die Ruhe die Dreveni vor dem Zelt gesucht hatte, wurde jäh gestört, als Tirian ins Freie trat und sich über sie beugte. Das hatte ihr jetzt gerade noch gefehlt. Sie fühlte sich so überhaupt nicht in der Lage, ihm auch nur vorzumachen, dass alles in Ordnung war. Wenigstens war es so dunkel, dass er ihr Gesicht nicht genau erkennen konnte, hoffte sie jedenfalls.
    "Ja, es geht mir gut.", nuschelte sie, klang dabei allerdings wenig überzeugend. Sie setzte sich wieder aufrecht hin, was mit einem erneuten Schwindelanfall belohnt wurde, und legte ihren Kopf auf die angezogenen Knie.
    Geh einfach wieder ins Zelt. Bitte. Geh einfach.

    [Tirian]
    Lyviani sagte, dass mit ihr alles in Ordnung wäre, als sie sich aufsetzte. Sie erweckte ihm gegenüber jedoch nicht diesen Eindruck. Auch die Art wie sie sich hinsetzte, tat nicht unbedingt ein Übriges, um ihn davon zu überzeugen, dass es ihr wirklich gut ging. "Ama hat Essen für uns zubereitet. Ich habe euch etwas mitgebracht". sagte er und stellte die Schale mit dem Fleischtopf neben sie und brach ihr etwas von dem Fladenbrot ab. "Es schmeckt wirklich gut": sagte er. Tirian setzte sich neben sie und betrachtete sie einen Moment nachdenklich. Er erinnerte sich an ihre merkwürdig benommenen Bewegungen im Zelt des Khans. "Geht es euch wirklich gut? Wollt ihr reden?": fragte er nach einem kurzen Moment vorsichtig und aß wieder aus seiner Schale, die er mit nach draußen genommen hatte.

    [Dreveni]
    Geh mir bloß mit dem Essen weg., dachte sie nur, als er die Schüssel neben sie stellte. Auch tat er ihr nicht den Gefallen, einfach wieder zu gehen. Statt dessen setzte er sich neben sie und fragte weiter. Nein, es ging ihr nicht gut. Nicht nur dass ihr immer noch elendig seltsam war, sie fühlte sich auch nach wie vor so, als würde sie nach spätestens drei Worten in Tränen ausbrechen, wenn sie jetzt mit jemandem reden würde. Was war nur los mit ihr? Es war sonst nicht ihre Art, in Selbstmitleid zu versinken, aber gerade konnte sie einfach weder mit dem Erlebnis mit Kaushad gerade umgehen, noch mit Tirians besorgten Fragen, und auch das was in der Dwemerruine passiert war, war wieder in ihrem Kopf, als wäre es eben erst geschehen.
    "Es geht schon.", sagte sie schließlich, hob den Kopf und strich sich mit einer fahrigen Geste das Haar aus dem Gesicht, vermied es aber, Tirian anzusehen.
    "Da war nur irgendwas in dem Essen. Oder dem Tee. Ich.. Ich bin ja selber Schuld. Wäret ihr nicht ins Zelt gekommen und..."
    Scheiße.
    Schnell wischte sie die Tränen aus den Augen, ohne daran zu denken, dass es so erst recht auffiel.

    [Tirian]
    "Etwas im Essen!?": die Alarmglocken schrillten bei Tirian. Hatte der Ashkhan so etwas nötig? Allerdings würde es die fahrigen Bewegungen der Assassinin erklären. Da sie noch ansprechbar war, konnte es aber keine allzu starke Droge gewesen sein. Sie hatte wohl noch einmal Glück gehabt. Die Dunmer wischte sich durch das Gesicht. "Weinte sie?": fragte er sich überrascht. Mit so etwas hatte er beim besten Willen nicht gerechnet. Lyviani wirkte bisher auf ihn so stark und kalt. Er nahm ihre Schüssel und hielt sie ihr mit etwas Abstand vor das Gesicht. "In diesem Fall ist es besser, wenn ihr etwas zu euch nehmt, dass nicht mit irgendetwas versetzt ist. Soweit ich das beurteilen kann, hat Ama nicht vor uns zu vergiften, zumindest nicht, wenn sie nicht auch noch ihren Mann und sich selbst umbringen will. Etwas in den Magen zu bekommen, hilft eurem Körper die Wirkung dessen, was auch immer euch verabreicht hat, zu bekämpfen. Außerdem hilft es gegen die Übelkeit und bringt euch wieder zu Kräften": sagte er und bot ihr die Schale weiterhin an. "Und macht euch keine Vorwürfe. Wer konnte das schon ahnen? Ich war ja noch rechtzeitig zur Stelle": wollte Tirian sie beruhigen.

    [Dreveni]
    "Nehmt das bloß weg." Es war ihr egal, ob in diesem Essen auch etwas war oder nicht, sie konnte es gerade nicht einmal sehen, geschweige denn riechen. Und was wußte er schon, was sie sich für Vorwürfe machte. "Ich hätte es ahnen müssen.", sagte sie mit zittriger Stimme. "Er hätte euch fast umgebracht, weil ich nicht vorsichtig genug war. Und wenn ihr nichts mitbekommen hättet, und nicht dazwischen gegangen wäret, dann hätte ich vermutlich dieses Mal nicht soviel Glück gehabt wie in der Dwemer Rui.." Erschrocken hielt sie inne und sah Tirian an. Was tat sie hier eigentlich?

    [Tirian]
    Er nahm die Schale wieder herunter. Offenbar wollte sie wirklich nicht, obwohl es ihr danach sicherlich besser gehen würde. Sie gab sich selbst die Schuld für alles. Tirian wollte ihr widersprechen, da brach sie plötzlich von selbst ab. Er sah einen Schreck in ihrem Gesicht. "Dieses Mal? Dwemer-Ruine?": ging es ihm durch den Kopf. Etwas belastete sie, dass konnte man ihr ansehen. Sie schaute schon am Nachmittag so traurig. "Hatte etwas damit zutun?": fragte sich der Heiler. "Was ist euch in dieser Ruine zugestoßen?": wollte Tirian wissen und widerstand dem Gefühl Lyviani den Arm um die Schulter legen zu wollen.

    [Dreveni]
    Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass er ihr jetzt endlich recht geben würde. Sie hatte Mist gebaut, nicht nur dieses mal, und jetzt mußte sie auch mit den Folgen leben, wie sie es ihr ganzes Leben bisher gelernt hatte, und auch gut damit gefahren war. Aber von Tirian kam nichts dergleichen.
    "Nichts.", sagte sie, seufzte und sah wieder geradeaus. "Ein paar Leute der Mor.. ähm. Naja, wir wurden belauscht und es war ein dummer Zufall, jedenfalls schien ihnen die Ruine ein geeigneter Ort, um in Erfahrung zu bringen, was sie wissen wollten, ich ihnen aber nicht sagen konnte. Selbst wenn ich gewollt hätte. Die zwei, mit denen ich unterwegs war, kamen gerade noch rechtzeitig, bevor sie ihren Fragen noch etwas mehr.. Nachdruck verleihen konnten.", stammelte Dreveni vor sich hin. Sie wußte selbst nicht, warum sie Tirian das jetzt alles erzählte, und ihr jetzt schon wieder Tränen über das Gesicht liefen. Wieso konnte sie das nicht endlich vergessen?

    [Tirian]
    Er hörte Lyviani zu. Sie versuchte möglichst unbeteiligt zu klingen, doch es misslang ihr sichtbar. Es nahm sie offenbar mit. Tirian konnte aber mochte sich kaum vorstellen, was sie damit meinte, als sie davon sprach, dass "sie ihren Fragen noch etwas mehr.. Nachdruck verleihen" wollten. Er schüttelte den Kopf. Was musste man für eine Vorstellung von der Welt haben, um sich dann auch noch dafür die Schuld zu geben. "Ihr wart weder damals noch heute an irgendetwas Schuld. Ihr sagtet selbst, dass es damals Zufall war und auch heute konntet ihr nicht ahnen, was Kaushad von euch wollte. Ihr brauchtet Hilfe, weil euch das Schicksal übel mitgespielt hat und nicht weil ihr an selbst an irgendetwas Schuld gewesen wäret. Und es ehrt euch, dass ihr euch Gedanken wegen mir gemacht habt, aber ich habe mich nicht in Gefahr begeben euch zu retten, weil ich es musste, sondern weil ich es wollte.": sagte Tirian, der in Anbetracht ihrer Tränen nicht mehr an sich halten konnte und sie nun doch in den Arm nahm. "Ihr meintet, dass ihr euch lieber auf euch selbst verlasst. Doch es gibt Dinge, die ihr nicht kontrollieren könnt. Es ist dann gut Freunde zu haben, die einem helfen können, auch ohne das man von ihnen abhängig ist. Es ist keine Schande Hilfe anzunehmen, wenn man ihrer wirklich bedarf": fügte er noch an und schaute nachdenklich in den Nachthimmel. "Was würde wohl Tarrior darüber denken": überlegte er.

    [Dreveni]
    Schicksal? Was war daran Schicksal, wenn man alle Vorsicht in den Wind schoss - oder so unvorsichtige Bekannte hatte, die einfach mitten in der Taverne von Dingen sprachen, die nicht unbedingt in die Öffentlichkeit gehörten? Selbst wenn die Chance, von den Falschen belauscht zu werden, verschwindend gering war? Oder einfach völlig blauäugig der Einladung eines Mannes zu folgen, der sie mit Drogen und Wein abfüllte um sie zur Frau zu nehmen? Gerade wollte sie zu einer Erwiderung ansetzen, da wurde sie von Tirian auch noch in den Arm genommen. Erst war sie völlig verblüfft und wie versteinert, ihr nächster Reflex wäre gewesen, seinen Arm wegzustoßen, aber dafür fehlte ihr gerade die Kraft und der Wille. Wann war sie das letzte Mal von jemanden in den Arm genommen worden? Einfach so, nur weil es ihr gerade nicht gut ging? Es war nicht so, dass Mordan sie früher nicht getröstet hätte, aber er hatte dabei auch darauf geachtet, dass sie aus ihren Fehlern lernte und es ihr auch gesagt, und eben nicht alles vom Schicksal abhängig machte, wenn sie am Leben bleiben wollte.
    Er hatte ihr inzwischen allen Wind aus den Segeln genommen, außerdem war sie inzwischen einfach zu erschöpft, um ihm noch groß zu widersprechen. Sie lehnte einfach nur ihren Kopf an seine Schulter und bemühte sich aufzuhören zu weinen. Als sie die Wärme spürte, die von ihm ausging, merkte sie erst, wie kühl es inzwischen hier draußen geworden war.

    [Tirian]
    Tirian behielt sie im Arm. Sie weinte. Er blieb einfach still sitzen und versuchte ihr etwas Halt zu geben. Mit der Zeit spürte er ein leichtes Zittern, das von Lyviani ausging. Jetzt fühlte er auch die kühle Nachtluft, die über seinen halbnackten Oberkörper strich. Es fröstelte ihn leicht, auch wenn die Wärme, die der Körper der Assassine verströmte, dem entgegen hielt. Es war eine seltsam gedankenleere Situation. Die Strapazen des Tages waren für ihn vergessen und das Entsetzen über seine Raserei sank an den Rand des greifbaren Bewusstseins, wo es ihn in Ruhe ließ, wenn er nicht direkt darüber nachdachte und das tat er im Moment nicht. In diesem Sinn gab ihm auch seine Begleiterin Halt. Er konnte an ihr festhalten und seinen Verstand mit einem Dauerblick in den Nachthimmel leeren. Doch inzwischen wurde auch ihm die Kälte zuviel. Er erhob sich und zog Lyviani mit sich nach oben. Schweigend ging er mit ihr zum Zelt hinüber und bettete sie auf ein Nachtlager, das Ama bereits für sie vorbereitet hatte. Die Aschländerin sagte kein Wort, auch nicht als Tirian noch einmal nach draußen ging, um das zersetzte Hemd und die Robe abzulegen und sich zumindest ein neues Hemd aus seinem Gepäck zu nehmen und die Schüssel mit dem nur noch lauwarmen Fleischtopf mit hereinzunehmen. Er aß pflichtschuldig noch den Rest auf und legte sich neben Lyviani auf das Bettzeug und zog sich die schwere Decke über den Kopf. Auch die geflüsterten Gespräche von Ama und ihrem Mann verstummten irgendwann, ebenso wie das Feuer mit der Zeit immer schwächer wurde. Noch lange bevor es wirklich erlosch, schlief der Heiler auch schon ein.

  10. #10

    Weidenländer, Zainab Lager, Amas Zelt

    Dreveni merkte kaum noch, wie sie von Tirian ins Zelt geführt wurde, und kaum lag sie auf dem Lager, schlief sie auch schon ein. Ihr Schlaf war tief und traumlos, und es kam ihr nicht lange vor, als sie wieder aufwachte, aber durch die geschlossenen Lieder schon das Dämmerlicht des Morgens im Zelt wahrnahm. Sie schlug blinzelnd die Augen auf und ihr Blick fiel auf die jetzt erloschene Feuerstelle. Da dämmerte ihr auch langsam wieder, was gestern Abend alles passiert war. Verflucht.
    Der Rest im Zelt schien noch zu schlafen, und so blieb sie ebenfalls liegen, während sie versuchte, sich möglichst viel des gestrigen Abends in Erinnerung zu rufen. Sie hatte nicht wirklich Tirian etwas vorgeheu...
    Verdammter Mist!, durchfuhr es sie eiskalt. Hatte sie ihr Schwert gestern mit ins Zelt genommen? Nein. Verflucht sein die Neun.
    Sie drehte sich auf den Rücken, um aufzustehen, da stieß sie an den schlafenden Tirian, der verdächtig nahe bei ihr lag. Zu nahe, was ihr den nächsten Schock versetzte. Was war gestern noch alles...? Nein. Nein? Bitte nicht.
    Inzwischen war sie vollends wach und sprang hektisch auf, nicht ohne sich dabei in die Decke zu wickeln und fast das Gleichgewicht zu verlieren. Sie fing sich gerade noch, hoffte dabei niemanden aufgeweckt zu haben und stellte gleichzeitig fest, dass sie fiese Kopfschmerzen hatte. Immerhin war sie noch vollständig angezogen.
    Schnell verließ sie das Zelt, bevor sie doch noch über etwas stolpern und alle aufwecken würde. Draußen blieb sie kurz stehen und blinzelte in den Sonnenaufgang. Als sie ihren Blick schweifen ließ, sah sie den Griff des Schwertes im Morgenlicht blitzen und atmete erleichtert auf.
    Sie schlang sich den Gurt um die Hüften und ging dann zu ihrem Guar. Das Tier schnaubte als es Dreveni erblickte und sie tätschelte ihm den breiten Schädel. Dann suchte sie ihren Kamm, kämmte sich und schlang die Haare im Nacken zu einem tiefen Knoten. Danach schüttete sie sich etwas Wasser aus ihrem Trinkschlauch ins Gesicht, inzwischen hatten auch ihre Kopfschmerzen etwas nachgelassen. Sie waren immer noch fies, würden sie aber nicht weiter behindern.

    Es war noch ziemlich früh und so saß sie mit geschlossenen Augen noch eine Weile bei dem Guar und versuchte noch einmal den gestrigen Abend zu rekapitulieren. An sich fehlte ihr nichts und sie schien sich noch an alles zu erinnern. Nun ja, sie würde das Gespräch nicht mehr darauf lenken und hoffte dass Tirian es ebenfalls nicht tat. Da fiel ihr wieder ein wie er Kaushad gewürgt hatte. Das hatte sie gestern schon erstaunt, wäre sie nicht dazwischen wäre der Ashkhan wohl ein toter Mann. Was er sowieso war, sollte er ihr jemals alleine begegnen.

    Langsam ging sie wieder ins Zelt, in dem inzwischen die anderen erwacht waren. Ama wärmte das Essen von gestern noch einmal auf, bei dessen Anblick sich Dreveni fast wieder der Magen umdrehte. Nicht dass es schlecht gerochen hätte, und anscheinend war da wirklich nichts drinnen, das nicht hinein gehörte, aber ihr reichte es schlicht und ergreifend.
    Sie entschuldigte sich bei Ama, dass es ihr nicht gut ging, was ihr einen missbilligenden Blick von Tirian einbrachte, der es wohl für ausgesprochen unhöflich hielt. Sollte er ruhig noch Frühstücken, sie würde draußen warten. Nachdem sie sich bei Ama bedankt und mit einem Seitenblick zu dem Heiler nochmals entschuldigt hatte, ging sie. Als Tirian nach einer Weile das Zelt verließ, kam noch der Dunmer vorbei, der sie gestern durch das Lager geführt hatte und verabschiedete sich im Namen der alten Frau.
    Dreveni stand teilnahmslos dabei und wartete nur ungeduldig, dass sie endlich aufbrechen konnten. Sie wollte so schnell wie möglich soviel Strecke wie möglich zwischen sich und diesen Stamm bringen.

    Schließlich schafften sie es tatsächlich unbehelligt aus dem Lager und liefen neben dem Guar weiter Richtung Süden. Dreveni warf Tirian immer wieder einen Blick von der Seite zu, aber er tat so als würde er es nicht merken oder es fiel ihm tatsächlich nicht auf. Jedenfalls sprach er den gestrigen Abend von sich aus nicht mehr an, was ihr mehr als Recht war.
    Nach einer Weile siegte aber doch ihre Neugier und sie fragte ihn:
    "Was bei den Höllen Oblivions habt ihr eigentlich gestern mit Kaushad gemacht? Ihr mögt ja vielleicht stärker sein als ihr ausseht, aber so stark um ihn mit bloßen Händen zu würgen und ihn in diesen.. Zustand zu versetzen, dann doch nicht. Was war das?"

  11. #11

    Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer

    [Tirian]
    Tirian verbrachte eine traumlose Nacht, die erst durch seltsame Geräusche und und plötzlich Bewegung im Bettzeug neben ihm gestört wurde. Er öffnete kurz ein Auge und sah, wie Lyviani aus dem Zelt entschwand und schloss es danach wieder. Er wollte noch etwas schlafen. Leider war ihm das nicht allzu lange vergönnt, denn Ama und ihr Mann erwachten ebenfalls bald und die Frau machte sich schon daran ein neues Feuer zu entfachen, um das Essen des gestrigen Abends wieder aufzuwärmen, dass ihn dann schließlich auch unter Decke hervorlockte. Er hatte weniger gegessen als er gewollt hatte und war schon wieder oder immer noch, er konnte es nicht genau sagen, hungrig. Auch wenn die Assassine bald wieder ins Zelt kam und auf einen raschen Aufbruch drängte, bestand er auf dem Frühstück. Der Heiler schenkte seiner Begleiterin auch noch einen missbilligenden Blick als sie das Essen ein weiteres Mal verschmähen wollte. Das war sogar ziemlich unhöflich bei der Mühe, die sich die Aschländerin offenbar gemacht hatte. Allerdings aß Tirian soviel wie für zwei, sodass zumindest kaum etwas übrig blieb. Auf Lyvianis Drängen hin beschlossen sie dann auch bald aufzubrechen. Sie verabschiedeten sich von ihren Gastgebern, sogar Mossur kam mit einem Abschiedsgruß der Weisen Frau vor ihrer Abreise noch vorbei, und machten sich dann schließlich auf den Weg.

    Sie ließen das Lager schnell hinter sich. Die Meuchlerin gab einen schnellen Schritt vor, der sich erst etwas verlangsamte, als sie etwas Entfernung zwischen sich und das Dorf gebracht hatten. Ihr Gesichtsausdruck war wieder so kühl und geschäftig wie sonst auch, allerdings schaute sie öfter zu ihm hinüber. Er fragte sich, ob etwas passiert war, das er wissen müsste, aber sie sagte auch Nichts, weshalb er versuchte ihre Blicken, die er nicht zuordnen konnte, zu ignorieren. Gerade als Lyviani wieder zu ihm hinüber blickte und er sich doch entschied, zu fragen, was los sei, sprach sie ihn selbst an. Sie fragte nach dem Kampf mit Kaushad und wollte wissen, wie er ihn nieder gerungen hatte. Tirian fühlte sich unschön an die Raserei des vergangenen Abends erinnert. "Ach ich hab ihn einfach nur überrascht und richtig zu packen bekommen": wich er ihrer Frage aus.

    [Dreveni]
    Bei Tirians Antwort blieb Dreveni stehen und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an, während sie die Arme vor der Brust verschränkte. Das glaubte er doch wohl selber nicht.
    "Nehmt mich nicht auf den Arm. Einen Mann von Kaushads Größe und sicher auch Kraft bekommt man nicht einfach mal richtig zu packen. Vor allem nicht mit einer Axt in der Schulter."
    Sie beobachtete ihn einen Augenblick prüfend - wirklich sicher dass ihr von dem Abend gestern nicht doch der letzte Teil fehlte war sie sich immer noch nicht - bevor sie weitersprach: "Nichts gegen euch, aber so kräftig seid ihr auch nicht. Ich kenne noch ganz andere Kaliber die hoffnungslos unterlegen gewesen wären gestern."

    [Tirian]
    Lyviani blieb stehen und schaute ihn an. Sie wollte es wissen, dass konnte man ihr ansehen und prompt widerlegte sie auch noch seine Version des Hergangs. Sie hatte ihn. Kaushad war wirklich ein ziemlicher Brocken. Tirian wusste, wie lächerlich es wäre, dem widersprechen zu wollen. Als sie dann auch noch die Axt erwähnte, erledigte sich auch der Rest seiner Ausflüchte. Schuldbewusst sah er zu Boden. "Ich habe Magie eingesetzt. Ich habe meine Muskelkraft verstärkt und habe ihn dann zu Boden gezwungen": verdrehte er die Wahrheit in der Hoffnung, dass es der Assassine reichen würde. "Können wir jetzt bitte weiter?": fügte er an und wollte an ihr vorbei treten.

    [Dreveni]
    "Können wir nicht.", sagte sie, während sie vor ihm stehen blieb.
    Das könnte es tatsächlich gewesen sein, sie erinnerte sich daran, als er ihr den Arm festgehalten hatte, als sie den Gefangenen erstechen wollte und sie das prickeln von Magie gespürt hatte. Sie sah ebenfalls kurz zu Boden, als sie sich die Szene im Zelt noch einmal in Erinnerung rief. Sie glaubte ihm nicht, seine ganze Haltung zeigte ihr, dass er ihr noch etwas verschwieg, soviel Menschenkenntnis hatte sie inzwischen dann doch. Und wirklich, da war noch etwas.
    "Und gleichzeitig habt ihr nebenbei noch eure Schulter geheilt, während ihr dabei wart, ihn umzubringen?", fragte sie schließlich skeptisch. "Nebenbei bemerkt war das einer der seltenen Fälle, in dem ein Mord mehr als ungünstig gewesen wäre.", fügte sie noch gedankenlos und mehr zu sich selbst hinzu.

    [Tirian]
    "Nebenbei bemerkt war das einer der seltenen Fälle, in dem ein Mord mehr als ungünstig gewesen wäre": sagte sie ihm. Tirian empfand es geradezu als unangemessen, dass sie jetzt noch Salz in diese Wunde streute, obwohl sie hier die Auftragsmörderin war. Aber er hatte sich das auch verdient, schließlich hatte sie Recht. Der Heiler wusste das und es quälte ihn. Zum zweiten Mal an einem Tag hatte er die Kontrolle über sich verloren. Was war nur mit ihm los gewesen? Er schämte sich dafür, denn beinahe wäre wieder jemand zu Tode gekommen. Und anhand ihrer Worte wusste er das Lyviani auf der Spur nach etwas noch Beschämenderen war. "Natürlich. Schließlich bin ich ein passabler Heiler": sagte er versuchte sich wieder an ihn vorbei zu drücken.

    [Dreveni]
    Dreveni konnte nicht genau sagen, was sich für Gefühle im Gesicht des Heilers spiegelten, aber mit irgendetwas, das sie gesagt hatte, schien sie voll getroffen zu haben. Nicht dass es ihre Absicht gewesen wäre, nur zu gut erinnerte sie sich an Tirians Bemühungen gestern Abend, auch wenn sie die ganze Sache am liebsten vergessen hätte. Plötzlich sah sie wieder das verschmorte Gesicht des Söldners vor sich.
    Und was für ein Heiler du bist.
    "Schwachsinn.", sagte sie und hielt ihn an den Schultern fest, bevor er sich an ihr vorbeischieben konnte.
    "Ihr hättet gestern den Ashkhan dieses Stammes in seinem eigenen Zelt fast ermordet. Ihr hättet ihn umgebracht hätte ich euch nicht aufgehalten." Während sie sprach sah sie ihm fest ins Gesicht. Inzwischen sah sie die Szene in dem Zelt wieder ziemlich deutlich vor sich. Und auch Tirian, wie er am Hals Kaushads hing.
    "Ich erkenne Mordlust wenn ich sie sehe.", sagte sie leise und und fast sanft, ohne jeden Vorwurf in der Stimme. Inzwischen war es fast zweitrangig geworden, wie er es getan hatte, auch wenn es Dreveni immer noch interessierte. Aber langsam bekam sie den Eindruck, dass dahinter mehr steckte, als man auf Anhieb sehen konnte.

    [Tirian]
    "Ich erkenne Mordlust, wenn ich sie sehe": das waren die Worte die Tirian völlig aus der Bahn warfen. Er wollte sich hinsetzen oder anlehnen, aber sah weder einen Stein noch einen Baum. Er sah nur Lyviani, die sich vor ihm aufgebaut hatte und keine Ruhe geben würde. Er schlug die Hände vor das Gesicht, nahm sie jedoch wieder runter. "Ihr habt Recht ich hätte ihn fast getötet. Ich... war nicht mehr Herr meiner Sinne. Dieser Schmerz... und dann diese Wut. Wie bei dem Anderen... Und doch... ich hätte es nicht nicht tun dürfen. Nicht auf diese Weise... Ein Heiler hätte das nicht tun dürfen...": stammelte er und ließ sich abseits des Weges, den sie beschritten ins Gras sinken. Sein Blick musste seine Zerknirschung deutlich widerspiegeln.

    [Dreveni]
    Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Tirian so heftig reagieren würde. Und auch nicht damit, dass es ihr gerade fast schon leid tat. Bei jedem anderen hätte sie sich eine Notiz in Gedanken gemacht, wo dessen wunder Punkt war, in den sie bohren konnte, wenn es die Situation erforderte - sprich er nicht spurte wie es Dreveni vorschwebte.
    Der Heiler ließ sich ins Gras am Wegrand sinken und sah zerknirscht vor sich hin. Wesentlich mehr als zerknirscht kam er ihr allerdings ehrlich erschüttert vor. Fast regte sich so etwas wie Reue in ihr, das hatte sie nicht gewollt. Auch wenn sie der Meinung war, dass man sich dem stellen mußte, was man getan hatte.
    Seufzend setzte sie sich neben ihn und sah ihn von der Seite an. "Ich war vielleicht etwas.. direkt.", sagte sie leise. Das war weit mehr an Entschuldigung als ihr normalerweise über die Lippen kam. Was sollte sie jetzt zu ihm sagen? Sie hatte noch nie jemand gesehen, der über sich selbst so fassungslos war, weil er in Notwehr etwas über die Stränge geschlagen hatte. "Ihr wurdet angegriffen, beide Male. Ihr seid auch nur ein Mensch."
    Wenn auch mit den Fähigkeiten andere die weit stärker sind ins Jenseits zu befördern., dachte sie, sprach es aber nicht aus.

    [Tirian]
    Er atmete tief durch und versuchte sich zu sammeln. Hatte sie nicht recht? Immerhin hatten die Beiden ihn mit der Absicht angegriffen, ihn zu töten. Musste ihm der Tod des Redoraners deshalb nicht mehr leid tun? Er forschte in seinem Innern. Er fand eine Stimme die ihn einen Heuchler geschimpft hätte, wenn er dieser Regung nachgab. Nein. Nur weil sie ihn töten wollte, musste er nicht ebenso handeln, wenn es nicht unbedingt nötig war. Weder Redoraner hätte sterben müssen und Kaushad schon gar nicht. Noch mehr nahm ihm aber nicht der Tote Redoraner mit, sondern viel mehr Kaushad, der ja sogar überlebt hatte. Es war nicht die Zerstörungsmagie gewesen, die den Ashkhan fast das Leben gekostet hatte, sondern die Schule der Wiederherstellung, die eigentlich lindern, helfen und heilen sollte und die er dazu missbraucht hatte, anderes Leben zu vernichten. Das einzige was er als Entschuldigung zuließ, war die Tatsache, dass der Zauber womöglich sein Eigenes gerettet hatte.

    Er sah Lyviani an. "Ich traue mir nicht mehr": sagte Tirian und seufzte. "Ich bin mir schon seit Wochen nicht mehr sicher, ob nicht noch ein Anderer in mir steckt. Das ich eigentlich jemand anderes sein müsste": versuchte er die Gedanken zu beschreiben, die ihn überkommen hatten, nachdem er herausgefunden hatte, dass Tarrior sein Vater war. Lyviani unterbrach ihn nicht. "Ich habe Angst davor, wozu ich fähig sein könnte": brachte er schließlich hervor und sah schuldbewusst zu Boden. "Kaushad. Diese Magie. Es war kein einfacher Stärkungszauber": gab er schließlich zu. Die Scham war wieder da. Er fühlte sich schuldig daran, seine Ideale verraten zu haben.

    [Dreveni]
    Tirian schien zu überlegen, und Dreveni unterbrach ihn nicht. Als er Dreveni wieder ansah und weitersprach, hatte sie mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass er ihr einen derartigen Einblick in sein innerstes geben würde. Sie erinnerte sich an den Anfang ihrer Reise, wie er versucht hatte, sie von der Kostbarkeit des Lebens zu überzeugen. In diesem Zusammenhang gewannen die Worte, die er jetzt an sie gerichtet hatte, zusätzliches Gewicht. Als sie ihn so ansah, meinte sie fast seinen Konflikt selbst zu spüren, und so etwas wie Anteilnahme und Mitgefühl schlich sich in ihre Gedanken, die sich kurz in ihrem Blick zeigten. Nicht ohne eine leise, warnende Stimme im Schlepptau: Hör auf dich so für ihn zu interessieren, du weißt wo das hinführt.
    Da kam ihr ein Spruch in den Sinn, den ihr Mordan einmal gesagt hatte, auch wenn sie schon lange den Zusammenhang vergessen hatte. "Der härteste Kampf ist der gegen sich selber. Und auch der einzige, den man nicht gewinnen kann.", sagte sie gedankenverloren.
    "Ich denke ihr habt gesehen, wozu ihr fähig wärt. Es hat keinen Sinn, das zu verleugnen.", richtete sie ihre Worte wieder direkt an den Heiler. "Was war es denn für ein Zauber?" Dreveni glaubte die Antwort schon zu kennen, wollte es aber von Tirian hören.

    [Tirian]
    "Der Kampf gegen sich selbst": diese Worte hallten in ihm nach. Die Frage für ihn war, ob man ihn tatsächlich nicht gewinnen konnte, ob dies sein Leben auf ewig bestimmen würde. Er wusste es nicht. Aber das war kein Grund aufzugeben. Wenn er dem nachgeben würde, könnte er sich kaum mehr im Spiegel anschauen. Er hatte immer versucht ein guter Dunmer zu sein. Für ihn war es immer selbstverständlich gewesen anderen zu helfen, doch inzwischen zweifelte er daran. War etwas Anderes vielleicht seine wahre Natur?

    "Ich denke ihr habt gesehen, wozu ihr fähig wärt. Es hat keinen Sinn, das zu verleugnen": meinte Lyviani. Sie hatte Recht und doch Unrecht. "Ich wusste das ich die Befähigung habe, aber... diese Wut": konnte er es selbst nicht einordnen. "Dieser Zauber": fuhr er fort: "nennt sich Leben entziehen. Es ist in meinen Augen die Perversion eines Heilzaubers. Er ermöglicht es die Lebensenergie, die Kraft, die Vitalität eines Gegners völlig auszusaugen, um sich selbst damit zu heilen oder zu stärken, wenn man nicht verletzt ist. Man kehrt damit den Fluss heilender Energien einfach um. Jeder befähigte, magische Heiler kann dies theoretisch, aber viele schrecken aus berechtigtem Grund davor zurück, weil es ein Verrat an allem ist, an das wir glauben - Magie, die eigentlich heilen soll, dazu zu benutzen, um Leben zu nehmen. Das Opfer wird ausgezehrt, wie Kaushad gestern. Im Zweifelsfall kann man sich von einem Gegner nähren, um sein eigenes Leben retten. Dafür wurde dieser Zauber ursprünglich entwickelt, aber ihr habt gesehen, dass auch ein Missbrauch möglich ist. Es ist ohnehin schwer die Kontrolle zu behalten, weil es dem Anwender über die reine Heilung hinaus ein wahnsinnig gutes Gefühl verschafft, aber wenn man... in diesem Zustand ist, wie ich..."

    Tirian brach ab. "Der Kampf, den man nicht gewinnen kann": ging es ihm wieder durch den Kopf. "Manchmal frage ich mich, ob ich nicht jemand anders hätte werden sollen": überlegte der Heiler laut.

    [Dreveni]
    Während sie Tirian zuhörte, massierte Dreveni mit Daumen und Zeigefinger ihre Stirn über den Augenbrauen. Ihr tat immer noch der Kopf weh, und dieses Gespräch trug auch nicht gerade zur Besserung bei. Daher wehte also der Wind. Dreveni war in dieser Sache ganz anderer Ansichten. Ihrer Meinung nach waren Dinge weder gut noch schlecht, oder ausschließlich zu einem Zweck vorhanden. Man benutzte sie eben der Situation entsprechend, egal ob man damit schadete oder nützte. Und trotzdem konnte sie Tirians Punkt nachvollziehen, wenigstens im Ansatz. Bei seinem letzten Satz reichte es ihr aber. Sie stand auf, ging ein paar Schritte und drehte sich dann wieder zu Tirian um.
    "Jemand anderes werden sollen? Ihr zweifelt jetzt nicht wirklich alles an, was ihr bisher getan habt, wofür ihr gelebt habt, nur weil ihr ein paar Mal die Kontrolle verloren habt? Weil ihr euch gewehrt habt und eben zu den Mitteln gegriffen habt, die ihr beherrscht?", fragte sie ihn energisch.
    "Ihr wart wütend, verwundet, und nicht mehr ganz Herr eurer Sinne. Und selbst wenn, macht es euch nicht zu einer schlechteren Person. Wie viele habt ihr inzwischen schon geheilt? Wie vielen habt ihr das Leben gerettet? Meint ihr nicht, das wiegt weit schwerer?", fuhr sie fort, ihre Worte durch ausladende Gesten unterstreichend. "Könnt ihr euch auch nur vorstellen, wie viele Leben ich schon ausgelöscht habe? Und trotzdem wart ihr gestern Abend da und habt mich nicht pauschal verurteilt.", rutschte ihr noch heraus, obwohl sie den Abend eigentlich ruhen lassen wollte.
    Inzwischen hatte sie sich aber so in Rage geredet, dass es ihr fast schon egal war. Sie wusste nicht warum, aber sie wollte nicht das Tirian jetzt alles anzweifelte, an was er glaubte. Sie erinnerte sich daran, wie er sie mit seinen Reden und Idealen fasziniert hatte. Schließlich legte sie mit einer schnellen Bewegung ihren Waffengürtel ab, und ließ ihn demonstrativ auf den Boden fallen, nachdem sie ihren Dolch gezogen hatte, welchen sie Tirian vor die Füße warf. "Nehmt ihn. Wäret ihr fähig, jetzt so auf mich loszugehen? Auf einen unbewaffneten?" Während sie sprach, hatte sie auch noch ihr Stilett neben das Schwert auf den Boden fallen lassen. Herausfordernd sah sie ihn nun an, die Arme leicht zur Seite gestreckt, die Handflächen ihm zugewandt.

  12. #12
    [Tirian]
    Tirian griff nach dem Dolch. Er nahm in die Hand und besah ihn sich ausdauernd. Er fuhr mit dem Finger die Klinge nach. Sie war kalt. Er hatte zumindest erwartet eine gewisse Faszination zu spüren, als er ihn in der Hand hatte, doch Nichts davon war der Fall. Er besah sich Lyviani. Nicht einmal, wenn sie bewaffnet gewesen wäre, hätte er auch nur im Traum daran gedacht, auf sie los zugehen. Er stand auf und ging auf die Assassine zu. Den Dolch hielt er fest in seiner Hand. Er stand direkt vor ihr. Sie schaute ihn herausfordernd an. So sehr der Heiler seinen Körper auch zwingen wollte, zumindest zur Probe einmal auszuholen, es gelang ihm nicht. Er hob den Dolch hoch und setzte die Spitze Lyviani an den Hals. Er zitterte. Sie sah ihn immer noch an. Er fühlte... Nichts - keine Aufregung, keine Spannung, keine Befriedigung. Das Einzige was nur in Spuren vorhanden war, war ein Gefühl der Hemmnis in seinem Kopf, das nur nicht stärker war, weil er ohnehin nicht vorhatte seiner Begleiterin etwas anzutun. Er nahm die Klinge herunter und gab sie der Dunmer zurück in die Hand und trat einen Schritt zurück. "Nein das bin ich nicht": sagte er kopfschüttelnd. Er sah in den Himmel, musste wieder an Tarrior denken. "Ihr habt Recht und doch... Sagt, erinnert ihr euch noch an eure Eltern?": fragte Tirian.

    [Dreveni]
    Dreveni beobachtete Tirian genau, als er nach dem Dolch griff und über die Klinge strich. Sie fragte sich ob ihm bewußt war, wieviele Menschen und Elfen sie mit dieser Klinge schon hinterrücks erstochen hatte. Vermutlich nicht.
    Dreveni ihrerseits fiel es schwer einzuschätzen, was der Heiler jetzt wirklich tun würde. Sie glaubte nicht, dass er wie ein Berserker auf sie losgehen würde, hielt sich aber doch bereit auszuweichen und seine seltsamen umgedrehten Heilzauber durch einen Stillezauber zu unterbinden.
    Nichts dergleichen geschah, er hielt ihr nur mit zittriger Hand die Spitze des Dolches an ihren Hals. Schließlich trat er zurück und gab die Waffe wieder Dreveni.
    Sagte ich es nicht? Es braucht mehr als gelegentliche Aussetzer, um alles in Zweifel zu ziehen.
    Seine nächste Frage kam allerdings völlig unerwartet. Was hatte er nur für seltsame Gedankensprünge?
    "Nein?", antwortete Dreveni leicht perplex. "Das kommt darauf an. Ich weiß, wer mich aufgezogen hat. Meine leiblichen Eltern kenne ich nicht.", fügte sie noch an, nachdem sie Tirian kurz gemustert hatte.

    [Tirian]
    "Sie weiß also Nichts von ihnen?": ging es Tirian durch den Kopf, während er sich wieder hinsetzte. "Das tut mir leid": sagte er mitfühlend und zögerte. Ihm fehlten die Worte. Er dachte einen Moment nach, bevor er sprach: "Denkt ihr manchmal darüber nach, ob ihr etwas von ihnen geerbt habt? Ich meine nicht euer Aussehen, sondern ob ihr ihnen auch vom Charakter her ähnlich gewesen wärt - das ihr etwas an euch sucht, dass von einem der Beiden stammt?" Er kam sich selbst ziemlich idiotisch vor, als er das fragte. Er schaute sie an und wartete auf eine Antwort.

    [Dreveni]
    Was soll dass denn jetzt?, dachte sich Dreveni auf Tirians fragen. Sie sah noch immer nicht, wie der Heiler jetzt auf dieses Thema kam.
    "Es braucht euch nicht leid tun. Wie gesagt, ich kannte sie nicht. Der Mann der mich aufgenommen hat ist für mich wie ein Vater." Sie überlegte kurz, während sie versuchte in Tirians Gesicht zu lesen. "Natürlich habe ich mich oft gefragt, wer meine Eltern sind und wie sie gelebt haben. Und vermutlich bin ich ihnen ähnlich, immerhin sind es meine leiblichen Eltern. Aber was spielt dass denn für eine Rolle? Ich bin wie ich bin, was macht es für einen Unterschied ob ich manche Eigenschaften von meiner Mutter oder meinem Vater habe?" Während sie sprach, hatte sie sich nach ihrem Schwertgürtel und dem Stilett gebückt und beides aufgehoben, ohne Tirian aus den Augen zu lassen. Tatsächlich hatte sich Dreveni widerholt gefragt, wer ihre Eltern waren und warum sie sie weggeben mußten. Ob sie überhaupt noch lebten. Aber nicht in dem Sinne, wie Tirian es zu meinen schien. Jedenfalls bis jetzt nicht.
    "Ihr glaubt aber auch, dass euch diese Eigenschaften zu dem machen der ihr seid? Wenn es ein Teil eures Charakters ist, glaubt ihr nicht, dass es dann auch euer Leben bestimmt?": stellte der Heiler eine weitere Frage.
    Dreveni schloß für einen Moment die Augen, bevor sie den Heiler wieder mit purer Skepsis in ihrem Gesicht ansah. "Was sind denn das für Fragen? Natürlich macht mich das zu dem was ich bin. Hätte ich nicht das geringste Talent zum kämpfen, wäre ich vermutlich keine Assassine geworden. Wäre ich nervös, ängstlich oder übervorsichtig vermutlich auch nicht. Worauf bei allen Höllen Oblivions wollt ihr eigentlich hinaus?"

    [Tirian]
    "Worauf ich hinaus will?": er verzog leicht das Gesicht. "Wisst ihr, ich bin ohne meinen leiblichen Vater aufgewachsen. Meine Mutter hatte mir erzählt, dass er sie verlassen hat, als sie schwanger wurde. Sie hat nie schlecht über ihn gesprochen, aber auch sonst nie etwas von ihm erzählt. Da sie kurz darauf einen anderen Mann heiratete, den ich dann als meinen Vater kennenlernte, wäre das wohl auch nicht gerecht ihm gegenüber gewesen, wenn gleich sie mir nicht verschweigen wollte, dass mein Vater eben nicht mein Vater ist. Ich habe mich seit damals oft gefragt, wie er wohl so sei, ob wir uns ähnlich wären und ob ich ihn erkennen würde, wenn wir uns zufällig begegneten. Und natürlich habe ich mich auch oft gefragt, was an mir von ihm ist": erzählte er.

    Tirian musste tief Luft holen, bevor er weitersprechen konnte: "Vor wenigen Wochen erfuhr ich, wer mein Vater ist. Ironischerweise war ich ihm tatsächlich zuvor schon einmal begegnet. Wir haben uns nicht erkannt. Eigentlich ist er ganz umgänglich und freundlich, aber er hat auch etwas Anderes an sich - einen gewissen Jähzorn und auch Kaltblütigkeit. Außerdem steckt er wohl wegen eines schlimmen Ereignisses in seiner Vergangenheit im Moment in Schwierigkeiten und ich quäle mich auch mit der Frage danach, was er Schreckliches getan haben musste, um das auf sich zu ziehen. Ich frage mich wozu er fähig sein konnte und in meinen Gedanken sehe ich da die schrecklichsten Dinge." Während der ganzen Zeit blickte er zu Boden. Er konnte und wollte Lyviani dabei nicht anschauen, zu real waren die Bilder aus seinen Erinnerungen und seinen Gedanken, die sich vor einen Augen manifestierten. Er wusste nicht einmal, ob sie überhaupt noch zuhörte.

    Noch einmal atmete er tief durch. "Noch immer frage ich mich, was von meinem Vater in mir steckt, doch fürchte ich die Antwort auf diese Frage. Diese 'Aussetzer', ich frage mich, ob das nicht der Teil von ihm ist, der in mir steckt. Das ich eigentlich mehr sein sollte, wie er, dass ich auch zu Gräueltaten fähig bin. Das es das ist, was ich eigentlich sein soll": erzählte er Lyviani von den Ängsten, die ihn im Moment plagten und die mit jedem Schritt, dem sie Tel Uvirith näher kamen, noch größer wurden. Er stützte den Kopf auf seine Arme und schaute einigen kleinen Käfern zu, wie sie durchs Gras krabbelten.

    [Dreveni]
    Dreveni seufzte und ließ sich ebenfalls neben Tirian ins Gras sinken, wo sie sich die Schläfen rieb. Inwzwischen brummte ihr wieder ziemlich der Kopf. "Diese Themen und mein tierischer Kater von gestern sind eigentlich keine gute Mischung", sagte sie beiläufig, ohne Tirian anzusehen.
    "Ich kann nur noch einmal fragen, wieso glaubt ihr, dass sich auf einmal alles was ihr seid auf eure 'Aussetzer' reduziert? Ich hätte es in meinem Leben vermutlich auch leichter gehabt, wenn ich etwas weniger... impulsiv wäre.", sprach sie ihn jetzt wieder direkt an. "Und egal von wem ich das habe, es ist so und wird sich nicht ändern." Sie hob in einer fast hilflos wirkenden Geste die Hände. Was sollte sie dem Heiler noch sagen?
    "Selbst wenn ihr zu solchen Gräueltaten fähig sein mögt - was auch immer ihr darunter versteht - jetzt wo ihr euch dessen bewusst seid, könnt ihr ja vielleicht lernen, damit umzugehen?" Sie sah ihn an und versuchte den Blick seiner glutroten Augen festzuhalten. "Und glaubt mir, jeder hat seine Leichen im Keller. Jeder. Dinge auf die er alles andere als Stolz ist, die er vielleicht am liebsten komplett verleugnen würde."

    [Tirian]
    "Ihr habt Schmerzen. Das tut mir leid. Vielleicht sollten wir einfach weitergehen. Ich belästige euch mit meinen Problemen": bot Tirian entschuldigend an. Lyviani brachte ihn ins Grübeln. Eigentlich hatte sie Recht. Bisher hatte er immer ein gutes Leben geführt und eigentlich wollte er das weiterhin tun, aber würde er nicht zwangsläufig so werden wie sein Vater, wenn es ihm schon in die Wiege gelegt war? Zumindest wollte die Dunmer nun auch weiter, auch wenn sich ihr Gesichtsausdruck nicht richtig deuten ließ, hinsichtlich des plötzlichen Abbruchs des Gesprächs durch ihn. "Damit umgehen lernen?": er fragte sich, ob das überhaupt möglich war. Zuvor hatte er nie an sich gezweifelt. Hatte es wirklich etwas geändert, dass er jetzt wusste das Tarrior sein Vater war? Er schüttelte den Kopf. Die gleiche Frage ging ihm schon seit Wochen durch den Kopf. Er drehte sich damit im Kreis. Und Leichen hatte auch er im Keller, fragte sich nur ob sein Vater nicht ganze Berge davon verbarg.

    "Wenn wir uns weiter nach Süden halten, dürften wir bald auf die Molag Amur treffen. Ich hoffe wir bleiben vor weiteren Angriffen verschont": dachte er laut.

    [Dreveni]
    "Und auch das braucht euch nicht leid tun, das ist die gerechte Strafe für meinen Leichtsinn gestern.", meinte Dreveni nur. Ihr kam es komisch vor, dass Tirian das Gespräch einfach so abbrach, aber sie hatte jetzt auch keine Nerven mehr, weiter nachzubohren. Auch wenn sie hier gerade ganz gut saß und sicher auch noch eine Weile gut hätte sitzen bleiben können. Andererseits hatte sie jetzt schon ein viel zu langes Gespräch geführt, auf eine Art und Weise, die ihr normal so gar nicht entsprach. Wenn du mich schon so weit getrieben hast, kannst du gar kein schlechter Elf sein., dachte sie, wobei sie sich eingestehen mußte, dass das keiner ihrer schlechteren Züge war, der hier zu Tage trat, so sehr ihr das auch wiederstrebte. Kurz überlegte sie, ihn doch noch anzupflaumen ob Gestern noch etwas gewesen war, an das sie sich nicht mehr erinnern konnte, ließ es aber dann doch bleiben.
    "Ich kann auch gut auf noch mehr Kampf verzichten. Wie stehen die Chancen, dass wir auf dem Weg noch durch Siedlungen oder ähnliches kommen?", fragte sie noch, dabei an ihre Vorräte denkend.

    [Tirian]
    "Wenn wir die Amur erst einmal erreicht haben, ist da nur noch Mora Uvirith, unser Ziel. Am südlichen Ende der Weidenländer gibt es eine Festung namens Falensarano. Das ist eine dieser alten Dunmer-Festungen, die seit Jahrhunderten eigentlich nicht mehr genutzt werden. In der Regel nistet sich dort Gesindel ein, wenn sie leer stehen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass man die Festung aufgrund der Bedrohung durch die Daedra vielleicht wieder in Betrieb genommen hat. Wir müssen dort ohnehin vorbei, wenn ich meine Karte richtig im Kopf habe. Wir könnten also einen Abstecher dorthin machen, wenn ihr das wollt"
    Für Dreveni war das zwar etwas viel 'vielleicht', aber sie stimmte dem Heiler zu, eine bessere Möglichkeit schien sich ihnen nicht zu bieten und so setzten sie beide ihren Weg fort.

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