[Dreveni]
Dreveni übersah das Schlachtfeld, denn als solches konnte man es fast bezeichnen, und stellte erleichtert fest, dass keiner der Krieger mehr stand. Die Aschländer schienen gerade noch auf einen der Gerüsteten eingeschlagen zu haben, und Tirian...
Was bei den Neun?! Er saß wie ein Häuflein Elend vor der Leiche eines ihrer Angreifer, der im Gesicht übel zugerichtet war. Soweit man da überhaupt noch von einem Gesicht sprechen konnte. Die Gruppe von Dunmern ignorierend, sammelte Dreveni ihr Schwert auf und wankte zu Tirian hinüber, wobei sie eine leichte Blutspur hinterließ, der Bastard hatte sie ordentlich mit seinem Schwert erwischt. Durch die Anstrengung des Kampfes und den Schnitt wurde es ihr gerade auch ziemlich leicht im Kopf, und so war sie froh dass sie sich unauffällig neben Tirian auf den Boden setzen konnte. Sie beobachtete ihn ein paar Augenblicke, konnte aber keine Verletzungen erkennen, die für seinen erbärmlichen Zustand verantwortlich sein konnten, bis auf leichte Würgemale am Hals und ein inzwischen ziemlich dunkel gerahmtes Auge. Was aber nichts heißen musste, er konnte auch einen stumpfen Schlag abbekommen haben.
Dass er nicht verkraftete, was er eben getan hatte, kam ihr nicht in den Sinn.
"Ihr seht nicht gut aus.", sprach sie endlich das offensichtliche aus. "Wo hat es euch erwischt? Ich war leider die letzten Minuten so beschäftigt, dass ich nicht nach euch sehen konnte." Ihre Worte klangen nicht so schnippisch, wie man es dem Inhalt nach vermuten konnte, dafür sah Tirian zu schlecht aus und sie selbst war einfach schon zu fertig für heute. Was nichts daran änderte, dass sie nach wie vor ein ernstes Wort mit ihm reden würde, wenn er nicht in den nächsten Minuten tot umkippte.

[Tirian]
Tirian schaute ins Leere. Nur ab und zu zuckte der Muskel unter seinem Auge und zeigte damit an, dass überhaupt noch eine Seele diesen Körper bewohnte. "Ich habe ihn getötet. Ich habe ihn getötet. Ich habe ihn getötet. Ich habe ihn getötet": ging es ihm immer wieder, wie bei einer Gebetsmühle durch den Kopf. Er war sich nur in seinem Innern bewusst, dass es nicht der Tod des Mannes an sich war, der ihn so mitnahm, sondern die Art, wie er ihn getötet hatte. Er bemerkte nicht einmal wie sich Lyviani neben ihn auf den Boden setzte. "Ihr seht nicht gut aus": waren ihre ersten Worte nach einigen Augenblicken. Ihre Stimme ging durch ihn durch, wie durch das aufklaffende Dunkel einer Höhle. Selbst ihre nächsten Worte streiften nur den Rand seines Bewusstseins. Es reichte, dass er sie bemerkte und sich ihr zuwandte. "Ich habe ihn getötet": sagte er und klang dabei so ehrlich fassungslos, wie auch in seinen Gedanken. Er sah die Dunmer zwar an, doch glitt sein Blick auch durch sie mehr durch, als das er sie wirklich anschaute. Seine Augen zuckten umher und suchten eine Stelle, an der er sich festhalten konnte. Da entdeckte er ihren Arm und an diesem blieben sie kleben. Eine breite Schnittwunde, aus der Blut sickerte, diente ihm als Anker. "Ihr seid verletzt": sagte er, völlig ohne Gefühl und griff geradezu mechanisch nach ihrem Arm und begann ebenso mechanisch mit einer magischen Behandlung, als wären weder Lyviani noch er wirklich da.

[Dreveni]
"Ich habe ihn getötet.", war alles was von Tirian als Antwort kam. Dabei blickte er wirr durch die Gegend, ohne dabei wirklich etwas zu sehen. Für einen Moment war Dreveni ehrlich sprachlos, und ihr Gesicht eine einzige Maske des Unverständnisses. Ihr dämmerte langsam, dass er es absolut ernst meinte, und halb hoffte sie, dass er einfach nur einen kräftigen Schlag auf den Kopf bekommen hatte, aber da griff er schon zielsicher nach ihrem Arm.
Da hatte sich Dreveni wieder gesammelt, entwand ihm schnell ihren Arm, wobei sie kurz vor Schmerz mit den Zähnen knirschte, und wollte den Heiler grad an den Schultern packen, um ihn kräftig zu schütteln. Sie besann sich aber gerade noch, sie war sich noch immer nicht komplett sicher, ob er nicht doch verletzt war, und so beließ sie es dabei, ihm halbwegs kräftig mit der flachen Hand eine zu scheuern. Sie wollte ihm nicht ernsthaft weh tun, es sollte ihn nur wieder zurück in die Realität bringen.
"Tirian, DIE haben UNS angegriffen, das war ein ehrlicher Kampf. Kein Grund... Ach verflucht." Dreveni, der bisher in jeder Situation irgendetwas eingefallen war, fühlte sich gerade leicht überfordert, was wirklich selten vorkam.

[Tirian]
Tirians erster Reflex war es nach dem Arm zu greifen, als er ihm entzogen wurde. Er war Heiler und es gab eine Verletzung die er behandeln musste, auf diesen Bruchteil seines Wesens hatte sich sein Verstand bereits verengt. Es war so als könne er durch diesen Arm auch die Welt heilen. Dass ihm das nicht gelungen würde, wurde ihm klar, als Lyviani ihm mit der flachen Hand einen Schlag verpasste. Er spürte das Brennen in seinem Gesicht. Der Schmerz riss den Heiler aus seiner Betäubung. "Tirian, DIE haben UNS angegriffen, das war ein ehrlicher Kampf. Kein Grund... Ach verflucht": sagte sie und nun drangen ihre Worte auch zu ihm durch. Er schielte zum Körper des toten Redoraners hinüber. Eine Kaskade von Bildern stürzte auf ihn ein. Er fasste sich an den Kopf. "Nein. Ich... Ich... Es ist nur... Habt ihr seine Wunden gesehen? Ich hätte ihn nicht töten müssen. Ich hätte ihn nicht so zurichten müssen. Ich... ich konnte nicht...": stammelte er und vor seinem Auge stiegen Bilder aus seiner Jugendzeit auf. Er sah Blut. Die Stimme versagte ihm. Er atmete tief ein. Seine Aufmerksamkeit, als wäre ein Schalter umgelegt, galt jetzt wieder Lyvianis Arm: "Euer Arm sieht schrecklich aus. Lasst mich ihn behandeln. Ihr verliert sonst zuviel Blut."

[Dreveni]
Der Heiler schien sich zumindest halbwegs wieder gefasst zu haben, immerhin war die Starre aus seinem Blick gewichen. Dreveni sah ebenfalls noch einmal zu der Leiche, und ja, er hatte ganze Arbeit geleistet, das musste sie neidlos anerkennen.
"Das war keine Übungsstunde mit Holzschwertern, es ging um deren oder unser Leben.", sagte sie leise und mit eindringlicher Stimme. "Dass man da manchmal etwas.. Nun ja.. Es passiert. Und ich bin mir sicher, er hätte nicht aufgegeben, solange noch ein Funken leben in ihm war."
Das konnte ja echt noch heiter werden, wenn sie seinen Freund aus den Fängen eines Hexenmeisters befreien sollten, wenn er jetzt schon völlig fertig war. Außerdem wunderte sie sich über sich selbst. Normal hätte sie ihm auf den Kopf zugesagt er solle sich nicht so anstellen, und ihn darauf hingewiesen, dass ihr letzter Gegner vermutlich gerade immer noch an seinem Blut ertrank, obwohl es schon verdächtig still in der Ecke war, wo er lag. Und dass das ganze Elend überhaupt nur passiert war, weil er nicht weitergehen wollte, sondern darauf bestanden hatte, sich einzumischen. Aber als sie Tirian da so sitzen sah, brachte sie es einfach nicht fertig. Sie sah ihm noch einmal fest in die Augen, die eine so unglaublich intensives Rot hatten wie sie es bis jetzt nur ein einziges Mal bei einem Dunmer gesehen hatte...
Scheiße. Vermutlich hatte er recht, sie war kurz davor zu verbluten und deshalb einfach nicht mehr Herr ihres Verstandes.
"Ihr habt recht.", sagte sie nach einem Blick auf ihren Arm, wo das Blut inzwischen auf ihre Hose gelaufen war, und hielt ihn wieder Tirian hin.

[Tirian]
Der Heiler war dankbar dafür sich mit Lyvianis Wunde ablenken zu können. Angewidert klopfte er sich noch einmal ordentlich das verbrannte Fleisch von den Händen und legte seine Hand dann auf den Schnitt. "Erfreulicher als der Biss": sagte er. Die Wunde war relativ einfach zu heilen. Ein sauberer Schnitt ließ sich besser zusammenfügen als eine ausgefranste Wunde von Krallen oder Zähnen. Er konzentrierte sich und schickte seine Magie in tiefere Hautschichten und ließ die Blutgefäße und Gewebe sich wieder an einander schmiegen und nähte den Schnitt mit frischen Zellen, deren Wachstum er mittels Magie beschleunigte. So arbeitete er sich von innen nach außen. Schließlich zog er mit seinem Zeigefinger den Verlauf des Schnittes auf dem Arm seiner Begleiterin nach und nur eine dunkle Stelle erinnerte noch an die Wunde. Seine Hände waren nun blutig. Er wischte sie sich an seiner Robe ab. "Ihr habt viel Blut verloren. Hier kaut das. Das regt den Kreislauf an": holte er eines der Kräuter, die er zuvor noch gepflückt hatte aus dem kleinen Beutel an seinem Gürtel und hielt es ihr hin. Zögernd nahm sie es entgegen. Er selbst schob sich auch einige Blätter davon in den Mund und begann zu kauen. Jetzt wo sich Tirian wieder etwas gefasst hatte, wurde ihm bewusst, dass auch die Aschländer wenigstens einen Verletzten hatten, dem geholfen werden musste, doch war sein Magicka stark beansprucht nach dem Kampf und der Heilung, sodass es ihm half, wenn er seine Regeneration mit dem Kraut etwas beschleunigte. Er stand auf, stand dabei eher wacklig als wirklich fest und machte Anstalten zu den anderen Dunmern hinüber zu gehen, die sich um ihren Verletzten Freund versammelt hatten.

[Dreveni]
Nun saßen sie hier schon zum zweiten Mal an einem Tag dichter zusammen als es Dreveni lieb war. "Schön wenn wenigstens einer dem ganzen noch etwas positives abgewinnen kann.", nuschelte Dreveni auf Tirians Kommentar zu den Bisswunden. Wobei das tatsächlich noch besser war, als angenagt zu werden. Kaum war der Heiler fertig und hatte ihr irgendwelches Kraut gereicht, das absolut abartig schmeckte, war er schon wieder auf den Beinen und wankte auf die Gruppe Dunmer zu. Sie erwog kurz, ihn zurück zuhalten, wusste aber dass das ohnehin sinnlos war. Sie seufzte und stand ebenfalls auf, wobei sie für ein paar Sekunden die Augen schließen musste, bis sich der Schnee in ihrem Blickfeld verzogen hatte und sie wieder klar sehen konnte. Aber sie blieb stehen, immerhin. Unschlüssig ließ sie ihren Blick über die Leichen schweifen, bis sich ihre Augen erstaunt weiteten. Da lebte tatsächlich noch jemand, einer der Gerüsteten begann sich langsam zu bewegen. Nicht nur dass, je wacher er wurde, desto mehr fing er an, schmerzerfüllt zu stöhnen. Kein Wunder, war seine Hand doch leicht angekokelt. Tirian.. Für einen Heiler kannst du aber ganz schön austeilen.
Sie ging neben dem verwundetem in die Knie und betrachtete sein Gesicht. Noch war er nicht wieder ganz da, aber er schien zu realisieren, was um ihn herum vor sich gegangen war. Schließlich trafen sich sein und Drevenis Blick. Neben Schmerz konnte sie tatsächlich noch so etwas wie Verachtung in seinen Augen lesen. "Na, auch Lust mich als •••• zu bezeichnen? Dein Anführer hat das mit seiner halben Enthauptung bezahlt.", sagte sie leise mit einem fiesen Grinsen. Währenddessen hatte sie aus dem kurzen Umhang den er trug einen Streifen geschnitten und begann, ihm die Hände zu fesseln. Seine Protestlaute überhörte sie geflissentlich. "Schnauze sonst gibts auch noch einen Knebel.", flüsterte sie ihm schließlich ins Ohr, als es ihr doch zu bunt wurde.
Ein schneller Blick zeigte ihr, dass Tirian gerade noch mit den Aschländern zu Gange war.
"Gefangene sind völlig überbewertet, meint ihr nicht auch?", sprach ihn Dreveni wieder an, während sie ihren Dolch zog und das rötliche Metall im Licht blitzen ließ.

[Tirian]
Der Heiler war zu den Aschländern hinüber gegangen. Die Leute waren sehr reserviert, als er sich ihnen näherte. Tirians Dunmeri war durch die lange Zeit außerhalb der Provinz zwar deutlich eingerostet, aber nach dem er ein paar Sätze mit ihnen geredet hatte, ging es wieder einigermaßen. Er gab den Drei, die gekämpft hatten, auch von dem Kraut und besah sich die Kratzer, die sie davon getragen hatten. Es waren keine ernsthaften Wunden. Nur der Frau, die zuvor schon so energisch gewesen war, wollte er einen etwas größeren Schnitt, der aber nicht bedrohlich war, mit Magie behandeln, doch sie wehrte ab, sagte, dass sich die Weise Frau ihrer annehmen würde, wenn sie wieder im Lager waren. Mit einem Schulterzucken wandte sich Tirian ihrem sitzenden Gefährten zu. "Sie haben ihm mit ihrem Streitkolben den Arm zertrümmert": sagte die Frau auf Dunmeri, das sie schon die ganze Zeit sprach. Offenbar war sie die Wortführerin der Gruppe ihm gegenüber. Der andere Mann und die andere Frau beäugten ihn, trotz der Hilfe, die er und Dreveni geleistet hatten, misstrauisch und abweisend. Dem Heiler war das egal. Er beugte sich nun hinunter und forderte den Mann auf seine Hand zur Seite zu nehmen, die den anderen Arm hielt und verbarg. Als dieser das zögernd tat, sah er auch schon das Problem.

Tatsächlich stand der Unterarm unnatürlich vom Ellenbogen aus ab und Blut nässte die Kleidung aus einfachem Stoff. Der Mann schwitzte offenbar. Tirian verengte seine Augen und legte die Hand auf dessen Stirn. Sie war glühend heiß. "Er fiebert. Ich muss ihn sofort behandeln": sagte er und die Frau verzog das Gesicht. "Die Weise Frau...": wollte die Aschländerin protestieren, doch er schüttelte den Kopf. "Dafür bleibt keine Zeit. Wenn ich ihn nicht behandle, wird er sterben." In diesem Moment löste sich die Abweisung in den Gesichtern der Dunmer auf. Sie schauten sich gegenseitig an und nickten. "Was braucht ihr?": fragte die Frau. "Ich brauche warmes Wasser. Sammelt schnell Holz und macht ein Feuer": wies er sie an und blickte sich um, ob es einen Baum in der Nähe gab. Dabei entdeckte er, wie Lyviani mit einem gezückten Dolch über dem Mann kniete, den er vorhin niedergeschlagen und inzwischen ganz vergessen hatte. Es sah als würde sie zustechen. "Was tut ihr da?!": rief er und stürzte los. Er sah die Klinge niedersausen. Gerade noch im letzten Augenblick konnte er den Arm der Assassinin packen und sie vom tödlichen Stoß abhalten. Sie fuhr auf und drehte sich mit funkelnden Augen zu ihm herum.