Lyviani und Tirian wanderten nach dem Zusammentreffen mit den Skampen noch eine Weile schweigend durch die Weidenländer. Noch immer konnte man hier und dort Verwüstungen erkennen, wo die Daedra entlang gezogen waren, aber mit zunehmender Entfernung von Tel Vos, nahmen sie ab und die Natur der Weidenländer trat in den Vordergrund. Es wehte auch eine leichte Brise und die Luft roch frisch und sie roch auch nach dem Meer und zeigte, dass sie sich trotz der weiten Ebenen in einer Region an der Küste befanden. Nur die allgegenwärtigen Oblivion-Tore stellten einen nicht zu übersehenden Makel dar. Die Energie des Reiches des Vergessens, die aus ihnen nach Nirn sickerte, vergiftete und verwandelte das Land um sie hin und färbte den Himmel in einem diabolischen Rot. Er konnte herrenlose Daedra erkennen, die mehr planlos als gezielt die Tore ins Reich des Vergessens umstreiften. Sie hielten sich soweit es ging von den zackigen Gebilden, die aussahen wie Raubtierzähne, fern.

Tarrior hatte ihm damals in Cyrodiil von seiner Begegnung mit einem dieser Tore berichtet und er selbst war nicht erpicht darauf, die Erfahrung zu teilen. Hinter dem feurigen Spiegel lagen wohl nur Tod und Ödnis. Dank ihrer Vorsicht und dem einsichtigen Gelände – sie mieden jetzt auffällige Felsformationen oder Hügel, die sie nicht überblicken konnten – entgingen sie weiteren Angriffen durch die Dämonen. Nur in der Entfernung sahen sie häufiger, wie Gruppen aus Soldaten der Legion, der Telvanni und Söldnern sich kleinere Scharmützel mit versprengten Daedragruppen lieferten, die sich nach der gescheiterten Belagerung wohl über das ganze Gebiet verteilt haben mussten. Lyviani selbst schaute häufiger nachdenklich drein, wenn sie kurz innehielten, um die Daedra oder die Tore zu betrachten, als würde sie etwas beschäftigen.

Auf den Nachmittag hin erklommen sie einen kleinen Hügel, auf dem zwischen einigen kleineren Felsen ein einsamer Baum wuchs und Schatten vor der herabprasselnden Sonne spendete. Sie waren erschöpft und beschlossenen eine Rast zu machen. Nach dem Kampf, dem langen Fußmarsch und der Tatsache, dass eine Essenspause zum Mittag ausgefallen war, war es wirklich Zeit für eine Rast. Inzwischen war Tirian dank seiner Wanderungen der letzten Zeit wieder an lange Märsche gewohnt, etwas, das er sich in den vergangenen Jahren in seinem Dienst als Schiffsheiler abgewöhnt hatte. Anders als noch nach den ersten Tagen in Cyrodiil mit Tarrior oder hier auf Vvardenfell brauchte er sich keine Sorgen wegen Blasen oder dergleichen zu machen. Seine Füße taten ihm dennoch etwas weh und er war für die Verschnaufpause dankbar. Eine lange erloschene Feuerstelle zeigte den Beiden, dass dieser Ort hier schon öfter für Rasten genutzt wurde. Während Lyviani etwas Proviant auspackte, zog sich Tirian seine Robe über den Kopf, sodass er nun in seiner leinenen Unterkleidung etwas mehr Bewegungsfreiheit genoss. Er kramte aus seinem Gepäck das kleine Lederpäckchen mit seinem Operationsbesteck und rollte es auf dem Boden aus. Neben scharfen Messern, einer kleinen Säge, Schwämmen und anderen metallischen Instrumenten fanden sich darin auch einige Nadeln, von denen er sich eine mit dem feinen Wundgarn nahm und anfing den Ärmel der Robe zu flicken und zwischenzeitlich nur unterbrach, um etwas Fleisch von Lyviani entgegen zu nehmen und das zu essen.

Zwar ging etwas Wind und ließ die Blätter des Baumes, in dessen Schatten sie sich aufhielten, rauschen, ebenso wie die Gräser um sie herum und doch kam es Tirian so totenstill vor. Er und Lyviani schwiegen sich schon die letzten Stunden mehr oder weniger an. Um die beklemmende Stille zu durchbrechen, stellte er eine Frage, um ein Gespräch zu beginnen: „Ihr sagtet heute früh, dass ihr nicht aus Morrowind kommt, was hat euch denn nach Vvardenfell verschlagen? Ihr scheint schon gegen Daedra gekämpft zu haben. Seid ihr deswegen hier?“