Als er den Dolch bemerkte, ging ihm ein gewisser Schauer über den Rücken, als ihn jedoch wegsteckte beruhigte sich sein springendes Herz wieder. Er schaute auf die stattdessen dargebotene Hand. "Gut dann ist es abgemacht": sagte Tirian und nahm die kühle Hand und drückte sie, um den Auftrag zu besiegeln. "Es wird das Beste sein, wenn wir morgen in der Frühe aufbrechen, deshalb möchte ich mich jetzt gerne hinlegen. Alles Weitere besprechen wir dann am Morgen bei einem Frühstück": schlug der Dunmer vor und die Assassinin war da scheinbar auf seiner Seite. "Wir sehen uns dann": sprach sie und entschwand durch die Tür. Der Heiler wartete noch einen Moment, dann sprang er vom Bett auf und schloss ab. Sie traf ihre Sicherheitsvorkehrungen und er seine. Lange stand er noch an die Tür gelehnt und lauschte auf die Geräusche und Stimmen, die dumpf aus dem Schankraum nach oben drangen. Sein Kopf war in diesem Moment seltsam leer. Nur langsam löste er sich von dem spröden Holz und schwankte zu seinem Bett herüber, auf dem er dann niedersank. Mit einer Bewegung schlüpfte er aus seinen Lederschuhen und schleuderte sie von sich. Müde schlüpfte er aus der grünen Robe und behielt nur das blau gefärbte Leinenhemd und die braune Hose an. Dann zog er die kratzige Decke über sich und bettete den Kopf auf das gestärkte Kissen. Seine Gedanken kreisten noch. "Dann geht es wohl doch ans Eingemachte": überlegte der Heiler. Er würde sich jetzt doch mit Behram Meradanz anlegen, von dem er durch seinen Vater wusste, dass er wirklich skrupellos war. "Wenn sie uns in Mora Uvirith erwischen, sind wir so gut wie tot": ging es Tirian dabei auf. Die Worte der Dunmer gingen ihm durch den Kopf: "Dann werden wir eben vorsichtig sein müssen." "Zumindest ist sie optimistischer als ich": sagte er sich. "Außerdem haben wir ja immer noch Meister Aryon als Trumpf, wenn alles schief geht": seufzte er und schloss endlich die Augen, nachdem er die Laterne auf dem kleinen Holztisch neben dem Bett gelöscht hatte. Ein Gedanke überfiel ihn noch, bevor er vor Erschöpfung ins Reich der Träume glitt: "Wo bin ich da nur hinein geraten?"

Als er am nächsten Morgen erwachte, war er schweißgebadet und in seinem Kopf klebten die Reste eines Alptraums, wie hartnäckige Spinnenweben, aber er konnte sich nicht daran erinnern und der Versuch danach zu greifen, zerriss das Gespinst und hinterließ nur ein Gefühl von Vergessen. In letzter Zeit erwachte er häufiger in diesem Zustand. Und jedes Mal musste er dann an Tarrior denken, doch er wusste einfach nicht wieso. Tirian setzte sich auf und schüttelte den Kopf um die Senkbleie von seinen Gedanken abzuschütteln und wuchtete sich aus dem Bett. Ein Blick aus dem winzigen Fenster seiner Kate verriet ihm, dass die Sonne noch nicht aufgegangen war, aber die Helligkeit der zwielichtigen Nacht dort draußen ließ auf eine baldige Dämmerung mit ihren golden-roten Farbimpressionen am Himmel schließen. Er schlüpfte aus seiner feuchten und nun mehr speckigen Kleidung und genoss einen Moment die morgendliche Frische auf der nackten Haut, bis sich ihm die feinen Härchen aufstellten. Er kramte aus seinem Gepäck ein frisches Hemd und eine frische Hose und zog sich die an. Er musste seine Kleidung unbedingt wieder waschen. An sauberer Wäsche war ihm nicht mehr viel geblieben. Heute hatten sie keine Zeit mehr. Wenn sie an die Küste kämen, würde er dort dann die Schmutzwäsche bei der Gelegenheit gleich reinigen. Es war ohnehin besser, wenn sie nach Tel Uvirith den Weg an der Küste entlang wählten und nicht direkt durch die Molag Amur gingen. Die Kundschafter mit denen er gesprochen hatte, hatten das alle empfohlen, zumal sich inzwischen auch mehr Anhänger Dagons dort herumtrieben, die ihre Aktionen nach dem Fall Mar Gaans nun auch in die beiden großen Küstenregionen ausweiteten. Seine restlichen Sachen und die abgelegte Kleidung packte der Heiler noch zusammen, streifte sich die robuste, grüne Robe wieder über, schloss die Tür auf und trat dann hinaus. Mit geschultertem Bündel ging er die Treppe hinunter, wobei er wieder nahe an der Wand blieb.

Im Schankraum sah er sich flüchtig um, aber konnte die Dunmerin nicht auf Anhieb entdecken. Stattdessen suchte er sich einen Tisch, der gestern von den Gästen nicht völlig eingesaut worden war, setzte das Bündel ab und setzte sich hin. Der Wirt bemerkte ihn, als er aus der Küche kam und war ehrlich überrascht schon so früh jemanden wach zu sehen, aber das Frühstück war ohnehin schon in der Vorbereitung weshalb dies auch kein Problem darstellte. Vorsorglich bestellte Tirian Essen für zwei und bekam dann nach und nach, je nachdem wie es fertig wurde. Eine Gemüsebrühe mit Salzreis, hart gekochte Kwama-Eimer, Brot und dazu Skattel und dazu dann stark verdünnten Wein. Als der Wirt das Mahl platziert hatte, tauchte die Dunmer aus den Weiten des Schankraumes auf und setzte sich mit einem knappen "Guten Morgen" an den Tisch. Während die Auftragsmörderin noch damit beschäftigt war die Speisen vor ihm auf dem Tisch zu mustern, kam der Heiler gleich zur Sache: "Ein Freund von mir wird wahrscheinlich in den Kerkern unter einem als Tel Uvirith bekannten Magierturm gefangen gehalten. Ich weis nicht, ob ihr euch in der politischen Landschaft Vvardenfells auskennt, aber dieser Turm ist der Sitz eines mächtigen Hexenmeisters namens Behram Meradanz der zu allem Überfluss noch im Fürstenhaus Telvanni den Posten eines Ratsherren bekleidet. Tel Uvirith liegt in der Siedlung Mora Uvirith, die schwer bewacht ist. Jeder Besucher wird an den Stadttoren kontrolliert. Da wir meinen Freund befreien wollen, müssen wir also in die Stadt, in den Turm und dann auch noch in die Kerker gelangen und schließlich und endlich muss uns noch die Flucht gelingen. Wie gesagt ein durchaus nicht leichtes und sogar gefährliches Unterfangen."

Tirian schaute bedrückt in die Ferne, als er geendet hatte. Erst der aufmerksame Blick der Dunmer, der nichts über ihre Gefühle verriet, holten ihn ins hier und jetzt zurück. Er zog sich sein Schälchen mit der Brühe heran und nahm einige Löffel. "Es gibt einen Kontaktmann in der Stadt der uns angeblich helfen können soll - ein Nord namens Vigald, der einen Waffenladen betreibt. Außerdem habe ich eine Möglichkeit gesichert, wie wir möglichst unauffällig in die Stadt gelangen können, ohne allzu genau kontrolliert zu werden. Der schwierigste Teil wird also der Turm und da verlasse ich mich dann ganz auf eure Talente": ergänzte Tirian noch und widmete sich nun gänzlich seiner Suppe, bis ihm noch ein kleines Detail in den Kopf kam: "Da wir nun schon zusammenarbeiten... Mein Name ist übrigens Tirian Morvayn."