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Mythos
Weidenländer, Vos, Handelshaus
Als Tirian plötzlich die Hand der Dunmerin an seinem Arm spürte, die ihn zurückhalten wollte, setzte sein Herz einen weiteren Schlag aus. Wollte sie ihn hier vor allen Leute... Umso überraschter war er, dass sie ihn nicht angriff, sondern ihm scheinbar sogar ein Angebot machte. "...nicht die falsche Person": sagte sie. Er blickte sie verwirrt an. Das Stilett kam ihm wieder in den Sinn und dessen Versteck im Ärmel. So langsam begriff er, worauf die Frau hinaus wollte. Ekel stieg in ihm auf, als er ernsthaft darüber nachdachte, dass er sie anheuern könnte. Doch bei den Gedanken an Behram Meradanz und seinen Vater wurde der Ekel durch Hass ausgelöscht und sein Mund formte fast mechanisch flüsternd: "In einer Viertelstunde auf meinem Zimmer. Ich lasse die Tür unverschlossen." Tirian entfernte sich mit abgehackten Schritten vom Tisch und wandte sich der Treppe zu, die aus schweren Holzbalken bestand, die man in die Wand eingelassen hatte und die jetzt wie Rippen herausragten. Es gab kein Geländer, also zog Tirian es vor in seinem angetrunkenen Zustand nahe der Wand zu bleiben. Er schwankte zwar nur leicht, aber es war besser kein Risiko einzugehen. Auf der schmalen Galerie gab es drei Türen, die zu einzelnen, kleinen Zimmer führten. Tirian war froh über dieses Zimmer. Er musste dem Vorbesitzer eine Menge Geld bezahlen, damit er die Reservierung auf umschrieb, aber immerhin konnte er so in einem richtigen Bett schlafen und im Moment war ihm dafür jeder Betrag recht. Er schloss die Tür auf und ging hinein, ohne sie wieder abzuschließen. Wenn die Frau tatsächlich das war, wofür sie sich ausgab, dann würde sie bald ebenfalls kommen.
Er setzte sich auf den Rand seiner Schlafstatt und fuhr sich mit den Händen über die Augen. „Was tue ich da gerade?“: fragte sich der Heiler. Er ließ sich nach hinten fallen und seufzte. „Eine vermeintliche Meuchelmörderin?!“: stöhnte er. Langsam nagte sein Gewissen an ihm. Es war eine Sache, wenn man jemanden selbst umbrachte, aber jemanden dafür zu bezahlen einen anderen hinterrücks umzubringen, war eine gänzlich andere Qualität. Es war… schäbig. Auch empfand er es geradezu als widerlich für den Tod eines Anderes zu bezahlen, als könne man ein Leben für Geld kaufen und dann frei darüber verfügen. „Eigentlich habe ich es zu meiner Lebensaufgabe gemacht Leben zu retten und Verletzungen zu heilen…“: schüttelte er sich. Er war angewidert von sich selbst. „Ich kann das nicht tun“: sagte er sich selbst, aber er klang selbst für sich nicht überzeugend. Ein tiefes inneres Verlangen verlangte nach dem Blut des verfluchten Telvanni-Hexers. Er konnte es kaum unterdrücken und leugnen schon gar nicht.
Tirian war sich bewusst, dass er allein nicht die Kraft hätte, gegen Behram Meradanz und seine Schergen anzutreten, doch konnte und wollte er diesen nicht einfach ermorden lassen. Doch er wollte es. Aber er konnte es nicht tun. Seine Gedanken drehten sich im Kreis und sein Kopf fing an zu schmerzen. Sein Gewissen bereitete ihm schiere Qualen. Er rollte sich auf dem Bett herum, versuchte eine Entscheidung mit sich zu treffen und wurde erst durch das Drücken der Türklinke ins Hier und Jetzt zurück gerissen. Er schluckte. Er wusste nicht, was er sagen sollte, als die Dunmerin eintrat.
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