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Thema: Die Erben der Häuser

  1. #101

    Molag Amur, Mora Uvirith

    [Dreveni]
    Die Sonne war gerade untergegangen, als Dreveni die Taverne verließ. Es war schon dunkel, aber der Himmel hatte noch nicht die samtene Schwärze tiefer Nacht. Masser war schon über den Häusern zu sehen, und bald würde Sekunder folgen. Jetzt im dunklen wirkte die Stadt noch viel unwirklicher als tagsüber. Erhellt von dem roten Schein der Kohlebecken und dem flackernden Licht von Öllaternen und Fackeln erwachten die Gebäude fast zum Leben. Auf den Straßen war es jetzt schon deutlich leerer als vorhin, aber immer noch voll genug um nicht übermäßig aufzufallen. Dreveni entschied sich, Tirian so bald wie möglich nachzuholen, um später nicht die volle Aufmerksamkeit der Wachen auf sich zu ziehen. Gemächlich, als wollte sie sich nur kurz die Beine vertreten, schlenderte sie über den Marktplatz, machte einer Patrouille platz um dann in eine kleine Gasse abzubiegen, die halb unter Wurzeln zwischen den Häusern entlang führte. Sie musste sich parallel zur Schmiede befinden, und als sie sich vergewissert hatte, das keine weiteren Wachen in Sicht waren, beschleunigte sie ihren Schritt. Mehr noch als den Wachplan herauszufinden wollte sie die kleinen Gassen ablaufen. Es wäre äußerst ungeschickt in einer Sackgasse zu landen, wenn sie - aus welchen Gründen auch immer - fliehen mussten.
    Als sie das Gefühl hatte, sich halbwegs orientieren zu können, und die Sanduhr schon das erste Mal durchgelaufen sein sollte, stand sie hinter der Schmiede, vor dem Eingang den Vingald gemeint haben musste. Es war eine relativ kleine Gasse, und schon bezweifelte, dass hier überhaupt jemals Wachen vorbeikamen, da hörte sie gedämpfte Stimmen hinter einer Biegung, keine zwanzig Meter zu ihrer linken. Schnell drückte sie sich zwischen zwei Häuser und halb unter eine der größeren Wurzeln, wo sie fast mit den Schatten verschmolz. Reglos harrte sie aus, bis eine Patrouille an ihr vorbeikam. Sie konnte die Worte nicht verstehen, aber alles an ihrem Ton in ihrer Haltung ließ darauf schließen, dass sie ihren Dienst eher unlustig verrichteten. Als sie an ihr vorbei und in einer anderen Gasse verschwunden waren, huschte sie wieder zurück auf den Marktplatz und ging ohne große Hast zurück in die Taverne. Wenn ihre Rechnung aufging, würde sobald keine Patrouille mehr an der Schmiede vorbeikommen. Nicht in der nächsten Stunde.
    Ohne aufgehalten zu werden betrat sie schließlich wieder das gemeinsame Zimmer.

    [Tirian]
    Dem Heiler fiel eine Zentnerlast von den Schultern als die Assassine noch vor dem zweiten Ablauf des Stundenglases zurück in die Kammer trat. Sie machte einen aufgeräumten Eindruck und ihr Blick war entschlossen. Offenbar war alles gut gegangen. "Der Weg ist frei": stellte sie fest. Tirian nickte. Er packte den Siegelring und die Tramawurzeln aus seinem Gepäck ein und warf sich eine dunklere Robe über. Den Rest würde er hier lassen. Einen Moment lang hatte er erwogen auch die Zubereitung der Tränke im Haus des Schmieds vorzunehmen, aber das würde deutlich länger dauern als die Wurzeln einzuäschern und er wollte vermeiden den Schmied über Gebühr in Anspruch zu nehmen einerseits und das sie sich allzu lange von der Taverne weg aufhielten, was auffallen mochte, wenn ihr Verschwinden bemerkt würde.

    "Wir können gehen": stellte Tirian fest und folgte Dreveni aus dem Raum. Er hielt es für besser, wenn sie die Führung übernahm, sodass sie nicht unversehends in eine Wache hineinliefen.

    [Dreveni]
    Es lief so gut wie erwartet, auch den Wirt schien es nicht zu erstaunen, dass sie, kaum hatte Dreveni das Zimmer betreten, die Taverne schon wieder verließen. Oder er zeigte es einfach nur nicht. Sie hoffte, ihre beginnende Paranoia war nicht gerechtfertigt.
    Nach einem kleinen Umweg standen sie vor dem Hintereingang der Schmiede, und klopften. Vingald öffnete nach ein paar Momenten, sah einmal abschätzend links und rechts in die Gasse, und als er sicher war, dass sie unbeobachtet waren, ließ er die beiden eintreten.

    [Tirian]
    Sie brachten den Weg hinter sich ohne weiter aufzufallen. Zumindest wurden sie nicht angehalten und trafen auch sonst auf keine Wachen. Ein Nord empfing sie an der Tür der Schmiede. Tirian nahm an, dass es sich dabei um Vingald persönlich handeln musste. Sie schlüpften schnell hinein, doch kaum hatte der Schmied die Tür verschlossen, verlangte er den Ring zu sehen. Tirian zog den Klunker aus der Tasche. Der Nord besah ihn sich und nickte dann. "Ihr seid also der Begleiter der jungen Dame?": fragte er. Tirian nickte. Mit einem Wink gebot er ihnen ihm zu folgen. Durch einen Vorhang hindurch traten sie in den Raum ein, in dem der Schmied wohl arbeitete. Eine große Esse befand sich in der Mitte des etwa oval geschnittenen Zimmers. Der Boden war, das merkte Tirian als er einen Schritt hineingesetzt hatte, dick mit Sand ausgestreut. Da das ganze Gebäude aus dem holzigen Geflecht des Riesenpilzes bestand, war das wohl eine nur allzu logische Sicherheitsmaßnnahme. An einer Wand entlang war eine umfangreiche Werkbank angebracht. Die Werkzeuge hingen an metallenen Haken von der Decke. Neben der Esse über der eine schirmartige Pilzstruktur wohl eine Art Rauchabzug bilden sollte, dominierten ein massiver, runder Schleifstein, der Amboss und ein großes Wasserbecken die Raummitte. Am Rand der Werkbank stand ein schiefer Tisch mit kleinen Holzschemeln. Vingald steuerte auf diese zu und der Heiler folgte ihm. Dreveni war direkt dahinter.

    Als sie sich gesetzt hatten, fing Vingald übergangslos an: "Die Wachen waren vorhin hier und haben sich nach euch erkundigt. Sie haben mich gefragt, ob ihr beide hier wart und was ihr bestellen wolltet." Der Nord ließ eine große Pause in der der Heiler etwas nervöser wurde. "Hab ihnen gesagt, dass ihr eure Waffen reparieren wolltet und von einem Kerl in Robe wüsste ich nichts": meinte Vingald, wobei er die meiste Zeit Dreveni anschaute, wenn er sprach. "Sie haben übrigens auch Armandil aufgesucht. Habs gesehen. Nachdem sie bei mir fertig waren, sind sie zu ihm rüber gegangen": löste er die Situation auf. "Dann werden wir also wirklich verdächtigt": warf Dreveni ein. Der Nord rieb sich das Kinn. "Nein, das machen sie mit jedem, der hier fremd ist. Es gibt zwar Handelsgenehmigungen und Passierscheine für die Tore, aber es kommen trotzdem noch immer Fremdländer in die Stadt, als Geschäftspartner einheimischer Händler oder als Teil kaiserlicher Delegationen. Jeder Fremdländer wird überprüft und euch merkt man das absolut an. Allerdings hat das den Vorteil, dass man euch wohl nicht weiter verdächtigen wird. Fremdländer gelten nur als potenzielle Spione des Kaiserreichs und es würde wohl kaum jemand glauben, dass ihr, so auffällig, wie ihr euch verhaltet, Agenten der Klingen seid. Ihr macht zumindest nicht den Eindruck, als wärt ihr besonders gefährlich": bei den letzten Worte schaute Vingald vor allem ihn lange an. Tirian runzelte die Stirn, was der Nord bemerkte und lachte.

    "Ihr könnt froh drum sein. Die Stadtwache ist da sehr unerbittlich, vor allem seit ein paar Monaten. Da hat man einen unbekannten Toten vor Sadrith Mora aus dem Meer gefischt. Ein Kaiserlicher, übel zugerichtet. Es hieß der Kerl sei von einem Schiff gefallen und die Schlachterfische haben an ihm genagt. Ein Kollege aus Sadrith Mora - Waffenschmied wie ich -, der die Leiche gesehen hat, meinte, dass er sehr gut Biss und Schnittwunden unterscheiden könne. Und ratet Mal, wo der Tote angeblich zuvor gesehen worden sein soll. Hier in Mora Uvirith. Hat zuvlele Fragen über den Turm gestellt. War wohl wirklich ein Mitglied der Klingen. Als er plötzlich verschwand, dachte ich schon, dass er abgezogen wäre. Als er auftauchte, konnte ich mir gut vorstellen, wo er die Wochen zuvor gewesen sein musste bzw. bei wem. Sagen wir, es kann gefährlich sein, sich in dieser Stadt allzu sehr für die Angelegenheiten des Stadtherren zu interessieren": erzählte Vingald und Tirian wurde dabei blass. "Deshalb halte ich mich lieber zurück und behalte für Meister Aryon die allgemeine Situation im Auge. Was mich zu euch führt. Ihr habt seinen Siegelring. Also was wünscht der Meister?“: wollte der Nord-Schmied nun schließlich wissen. Dabei sah er Dreveni auffordernd an. Tirian begriff so langsam, dass Vingald wohl die Assassine für die maßgebliche Agentin Meister Aryons hielt.

    [Dreveni]
    War die Assassine gerade noch von vorsichtigem Optimismus erfüllt, da sie unangefochten die Schmiede erreicht hatten, wurde dieser von Vingalds Aussagen jäh im Keim erstickt. Ob sie nun unter Beobachtung standen, weil sie Fremdländer waren, weil jemand hinter ihre Pläne gekommen war, oder aus sonst einem Grund, war zwar nicht unbedingt einerlei, aber gleichwohl schlecht. Auch dass Vingald meinte, sie würden nicht allzu gefährlich wirken, beruhigte sie nicht wirklich. Das konnte sich in den Augen der Stadtwache nur zu schnell ändern, wenn man erst einmal deren Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
    "Ich glaube da liegt ein Missverständnis vor.", sagte Dreveni schließlich, als der Schmied offenbar von ihr eine Antwort erwartete. "Er hier", dabei deutete sie salopp auf Tirian, "Ist der mit dem Siegelring. Ich bin nur Begleitschutz."

    [Tirian]
    Der Heiler setzte ein schiefes Grinsen auf, als Vingald sichtbar stutzte. Der Nord nahm sich nun einen Augenblick länger Zeit, um ihn noch einmal deutlich ausgiebiger zu mustern. "Den Agenten würde man euch wirklich nicht zutrauen": meinte er anschließend und man konnte in seiner Stimme deutlich das Kopfschütteln hören, das er sich verkniff. "Dann nun. Mit welchen Angelegenheiten hat euch der Meister betraut?": wollte der Schmied nun wissen. "Mit keinen. Ich bin in einer persönlichen Angelegenheit hier und Meister Aryon hat mir dafür Hilfe zugesagt": erklärte Tirian vorsichtig. Der Nord zog nicht nur die Augenbrauen hoch, sondern riss auch die Augen auf. "Der Meister wird euch doch gewiss nicht, einfach so helfen": blieb der Schmied skeptisch. "Nein, wir sollen ihm Beweise aus dem Turm beschaffen, dass Meradanz gegen den Telvanni-Rat intrigiert": bestätigte der Heiler. Der Nord lachte. "Da hat er euch ein schönes Schnippchen geschlagen. In den Turm gehen! Das wäre der reinste Selbstmord. Ich sage euch was. Ihr seht nett aus, deswegen will ich euch helfen und dem Meister dann sagen, dass ihr hier nie aufgetaucht seid": bot Vingald an. Tirian schüttelte leicht den Kopf: "Ich glaube ihr versteht nicht.." "Nein ihr versteht scheinbar nicht": fuhr ihm der Nord dazwischen: "Was hat es für einen Wert für euch eure Erledigung hier zu machen und dann beim Besorgen des Entgelts im Turm den Tod zu finden. Ihr müsst wissen, dass Verbrecher in den Turm gebracht werden. Banditen und anderes Gesocks. Das ist bei den Telvanni nicht ungewöhnlich, schließlich finden sich zumeist dort die Kerker. Aber keiner dieser Verbrecher ist je wieder aufgetaucht. Sie werden sicher auch nicht mitten in der Nacht entlassen. Natürlich kümmert sich keiner um das Verschwinden, denn diese Unholde haben niemanden, der nach ihnen suchen würde. Ihr wollt da wirklich nicht hinein." Der Heiler setzte eine ernste Miene auf. "Wie ich bereits sagen wollte, versteht ihr nicht so richtig. Meine Angelegenheiten führen mich ohnehin in den Turm. Ich will einen dieser 'Unholde', wie ihr sagt, da aus dem Kerker holen. Und ihr sollt uns helfen da hinein zu kommen": sprach Tirian es aus.

    Das Gesicht des Schmieds entglitt vollends. Tirian war sich nicht sicher, ob er schon jemals einen Nord in so einem Zustand erlebt hatte. Sie wirkten sonst so massiv wie Berge, aber diesem hier konnte man mehr als deutlich ansehen, dass er sich mehr als unwohl bei dieser Sache fühlte. "Das kann nicht euer Ernst sein?! Ich weis zwar nicht wen und weshalb ihr da jemanden herausholen wollt, aber eure Chancen stehen nicht gut. Aller Wahrscheinlichkeit nach werdet ihr entweder selbst getötet oder lauft Gefahr dort auch bald einzusitzen. Wenn die Person, die ihr befreien wollt, überhaupt noch lebt heißt das": moserte Vingald und Tirian war es langsam leid. Sie waren soweit gekommen. Sie hatten es bis in die Stadt und zu ihrem Kontaktmann geschafft. Tarrior saß unter Tel Uvirith, Tirian konnte es regelrecht spüren. Er war sich sicher. Er musste einfach am Leben sein. Er musste. Der Heiler war in diesem Moment keinesfalls mehr bereit umzukehren. Und das machte er mehr als deutlich. Daraufhin wandte sich der Nord an Dreveni: "Ihr wollt diesen Wahnsinn doch nicht etwa noch unterstützen?" Doch bevor die Dunmer etwas sagen kann, schlug der Heiler, er wusste selbst nicht, was ihn da überkam, mit der Faust auf den Tisch, dass er bedenklich wackelte. "Ihr seid feige! Offenbar sieht jeder, was hier vor sich geht. Es ist ganz klar, dass dieser Hexenmeister irgendetwas zu verbergen hat, doch niemand hat den Mut den Schleier herunterzureißen und ihn bloß zu stellen": keifte der Heiler, erhob sich erregt vom Schemel und begann etwas auf- und abzulaufen, während er vor seiner eigenen Courage schauderte. Aus den Augenwinkeln nahm er mehr unterbewusst, als wirklich bewusst war, wie der verdutzte Schmied hilfesuchend Dreveni anschaute.

    [Dreveni]
    Als Tirian loskeifte wie ein altes Waschweib, rollte sie entnervt mit den Augen. Die Bedenken des Schmiedes, deren Ernsthaftigkeit sie anzweifelte, hatten ihr schon gereicht. Als er sie dann auch noch hilfesuchend ansah, war es mir ihrer Gedult vorbei. "Eure Besorgnis berührt mich wirklich." Nicht. Das hatte sie nicht mehr aussprechen müssen, es war an dem Klang ihrer Stimme nur zu deutlich auszumachen. "Wenn ich doch nur wüsste, wo der Grund für selbige liegt. Ihr kennt uns doch gar nicht. Wenn wir in unser verderben rennen, könnte euch das ja egal sein. Oder sorgt ihr euch bei jedem, dem ihr ein Schwert verkauft, ob er im Kampfe zu Schaden kommen könnte?" Sie sah den Schmied für ein paar Sekunden an, bevor ihr Gesichtsausdruck ernst wurde, und jeder pikierte Klang aus ihrer Stimme wich: "Wir werden tun was wir uns vorgenommen haben, und auch ihr werdet uns nicht davon abbringen können. Davon abgesehen solltet ihr sehen, zu was Tirian in der Lage ist, wenn es drauf ankommt." Nein, diese Spitze hatte sie sich nicht verkneifen können. Sie sah Vingald immer noch unverwandt an, als wollte sie ihn mit ihrem Blick durchbohren, und wartete auf eine Antwort.

    [Tirian]
    Bei Drevenis Worten verzog Tirian kurz gequält sein Gesicht. Schließlich beendete er das Hin- und Hertigern und lehnte sich erwartungsvoll gegen die Schmiede während Dreveni den Besitzer derselben mit Blicken strafte. Der Nord wand sich sichtlich. "Es ist eine andere Sache, ob jemand vielleicht verletzt wird oder in seinen sicheren Tod geht. Und vor diesem Tod könnte die Folter stehen bei der verschiedentlich Namen fallen gelassen werden,so zum Beispiel meiner oder der von Meister Aryon. Das mag für Meister Aryon keine große Sache sein. Für mich jedoch könnte es schließlich bedeuten selbst in den Kerkern im Turm zu landen": sorgte sich Vingald. Sowohl sein Blick als auch der der Assassine machten deutlich, dass sie von diesen Ausflüchten nichts hören wollten. Hörbar seufzte der Mann schließlich. "Ein Hauptproblem wird sein, dass ihr euch im Turm kaum frei bewegen können werdet. Wie jeder dieser verdammten Pilztürme sind einige Ebenen nur mit Levitation gut oder überhaupt zu erreichen. Wenn ihr also nicht fliegen könnt, braucht ihr diese Unternehmung gar nicht zu starten, denn so würdet ihr nicht sehr weit kommen": gab Vingald nach und lieferte endlich Hinweise. Allerdings konnte Tirian diese Befürchtung schnell ausräumen: "Ich kann Tränke der Levitation herstellen. Ich muss dazu nachher euer Schmiedefeuer nutzen, um eine Zutat zu Asche zu machen, aber ansonsten habe ich alles, was ich dafür brauche": erklärte der Heiler. Der Nord schien direkt aufmerksamer zu werden. "Mit den Tränken würdet ihr im Turm auch weniger auffallen, wenn ihr Magie benutzen würdet": dachte er laut nach und lehnte sich auf dem Schemel gegen die Wand und schien nachzudenken. "Was allerdings etwas merkwürdig war, war der hiesige Alchemist. Er scheint zu ahnen, was wir vorhaben, aber hat uns sogar gratis eine wichtige Zutate für den Trank zukommen lassen": wunderte sich Tirian. Der Nord schaute zunächst überrascht, aber winkte dann ab. "Es ist zwar ungewöhnlich das Armandil jemals jemandem helfen könnte, aber er nimmt jede Gelegenheit war, um Fürst Meradanz zu schaden. Er hasst ihn. Ihr müsst wissen, dass er die Altmer in der Stadt nicht gut behandelt. Viele sind ohnehin nicht mehr übrig. Die Meisten hat er mit Schikanen durch die Wachen oder die Steuern bereits vertrieben. Armandil ist einer der letzten und muss besonders leiden. Dabei hilft ihm nicht, dass er nur ein Halbblut ist. Meradanz verabscheut Altmer. Ihr werdet in der Stadtwache oder bei den Turmwachen nicht einen von ihnen finden": erklärte der Nord. Tirian verzog bei dem Gedanken daran, dass sich sein Vater und Meradanz in dieser Sache gut verstanden hätten, leicht die Mundwinkel. Tarrior hielt ebenfalls nicht viel von den Hochelfen.

    "Aber zurück zum Turm": war Vingald nun bereit fortzufahren: "Die Kerker befinden sich unter dem Turm. Es handelt sich dabei hauptsächlich um ein System tiefliegender natürlicher Höhlen. Einige sind gefüllt mit Lava. Wir wissen allerdings nicht genau, wie es dort unten im Moment aussieht. Meine Informationen stammen noch aus der Zeit, bevor Meradanz kam. Man muss davon ausgehen, dass er die Höhlen inzwischen deutlich ausgebaut hat, wie die Stadt ja auch. So direkt würde ich aber sagen, wenn ihr jemanden befreien wollt, dann müsst ihr da runter. Grundsätzlich würde ich vermuten, umso wichtiger der Gefangene ist, umso tiefer im Inneren wird er wohl festgehalten werden. Der Turm an sich ist gut bewacht. Es gibt eine eigene Wachmannschaft, die nur sehr selten mit Leuten aus der Stadtwache ausgewechselt wird. Ins Innere werden nur verdiente Mitglieder der Wache gelassen, von Meradanz persönlich ausgewählt. Was auch der Grund ist, warum es bisher so schwer war einen eigenen Mann dort in den Reihen zu platzieren. Allerdings ist die Zahl der Wachen dennoch überschaubar. Wenn ich die Größe des Turms schätze, werden Wachen wohl nur an den wichtigen Punkten postiert sein können. Allerdings weis ich nicht, mit wie vielen Animunculi ihr es zu tun haben werdet. Es ist aber in jedem Fall besser beide Gegnerarten zu umgehen." Der Nord gab endlich Wissen preis, womit sie etwas anfangen konnten. Tirian hoffte, dass Dreveni sich so einen Plan machen konnte, wie sie am besten vorgehen sollten, wenn sie endlich im Inneren wären.

    Das war allerdings ein Problem, vor dem sie immer noch standen und er sprach das auch an. Der Nord runzelte die Stirn. "Ja der Zugang. Das Haupttor dürfte direkt ausfallen. Ihr kämet kaum den Damm hinauf, da wärt ihr schon in der Mangel. Aber ich habe vielleicht jemanden hier, der uns da weiterhelfen könnte": überlegte er und erhob sich von seinem Schemel. Er wollte gerade durch eine andere Tür verschwinden, da blieb er kurz stehen. "Ihr könnt schon einmal euer was auch immer an der Schmiede vorbereiten. Ich bin gleich wieder da. Aber ihr solltet wirklich ins Auge fassen, dass ihr im Turm leichte Beute seid. Gerade die Animunculi machen mit euch kurzen Prozess, wenn sie euch bemerken": warnte Vingald ein weiteres MAl und war dann durch den Rahmen verschwunden.

    Tirian zuckte mit den Schultern und trat zur Werkbank hinüber. Sein Blick tastete die dort hängenden groben Geräte ab und fand schließlich einen Tiegel mit langem Griff. Er nahm ihn herunter und ging damit zur Schmiede zurück. Er spürte dabei Drevenis Blicke auf sich. "Ich hoffe er hat wirklich jemanden, der uns in den Turm bringen kann. Allerdings hat Recht. Im Turm sind wir wirklich leuchte Beute": meinte Tirian, während er die Trama-Wurzeln in den Tiegel gab und diesen dann ins Feuer schob. "Es wird essentiell sein, dass sie uns nicht bemerken. Habt ihr eine Idee?": fragte Tirian, ohne sich Dreveni zuzuwenden. Seine Aufmerksamkeit galt dem Blasebalg, den er mit dem Fuß bediente, um die nur noch glimmende Glut wieder anzufachen.

    [Dreveni]
    Dreveni hatte den Kopf in die Hände gestützt und starrte auf die Tischplatte. "Idee?", murmelte sie gedämpft durch ihre Hände. Dann hob sie den Kopf, jedoch ohne Tirian anzusehen. "Wir improvisieren. Was bleibt uns auch anderes übrig. Wir haben ja nichtmal einen Lageplan. Es weiß ja offenbar niemand so genau, wie es in dem Turm aussieht. Andererseits scheint Meradanz sich auch ziemlich sicher zu sein, dass überhaupt niemand in den Turm hinein kommt. Die Überraschung dürfte also auf unserer Seite sein. Und natürlich ist es immer besser, den Gegnern auszuweichen, als zu riskieren, dass eine Wache den Rest alamiert." Schließlich sah sie den Heiler doch an, der ganz in seine Tätigkeit vertieft war. "Aber eins sage ich euch: Keine Diskussionen und keine Gefangenen. Wenn wir bemerkt werden, oder uns jemand im Weg steht, stirbt er." Übergangslos, ohne ihm die Gelegenheit zu widerworten zu geben, fügte sie an: "Ihr könnt nicht zufällig einen Unsichtbarkeitszauber?"

  2. #102

    Molag Amur, Mora Uvirith, Schmiede

    [Tirian]
    Der Heiler holte tief Luft. Das Feuer ging jetzt wieder auf kleiner Flamme und mehr brauchte es auch nicht, um die holzigen Wurzeln und Stacheln in feinste Asche zu verwandeln. "Wenn es nötig wird, dann werden wir es tun": gab er bezüglich möglicher Opfer kalt zur Antwort. Sie durften kein Risiko eingehen. Es ging nicht um einen irgendwann möglichen Verrat, wie damals in den Weidenländern. Wenn einer der Wächter entkam, würde er Alarm schlagen und ihr Tod wäre vermutlich mehr als gewiss. Hier konnten sie nicht ausweichen. Er starrte in die Flammen und fühlte sich ihnen in diesem Moment seltsam verbunden.

    "Ihr könnt nicht zufällig einen Unsichtbarkeitszauber?": hörte er ihre Frage. Ohne den Blick von den Flammen abzuwenden, antwortete er: "Meine Fähigkeiten beschränken sich auf Heilung und Stärkung. Und darauf zu zerstören." Er schluckte beim letzten und wandte sich schnell vom Ofen ab. Dann legte er den Kopf kurz in den Nacken und schaute Dreveni nach einem weiteren Augenblick mit einem Lächeln an. "Mit einem Zauber kann ich nicht dienen, aber vielleicht mit Tränken." Nach einem weiteren Augenblick fügte er hinzu: "Die Wirkung ist nur von kurzer Dauer und ich hab nur die Zutaten für relativ wenig Tonikum. Ein Trank für jeden von uns, maximal noch einen dritten."

    [Dreveni]
    Immerhin das war geklärt, registrierte sie erleichtert bei Tirians Antwort. Und der leisen Entschlossenheit in seiner nach zu Urteilen, meinte er es durchaus ernst.
    "Macht drei für euch.", antwortete sie, ebenfalls lächelnd und ohne nähere Erklärung. Sie rang kurz mit sich, sprach es aber schließlich doch aus: "Und falls ihr noch Zutaten für schnell und tödlich wirkende Gifte haben solltet... Vingald sprach von Folter. Sicher nicht meine bevorzugte Art und Weise, aus dem Leben zu scheiden." Nicht dass sie plante, vorschnell durch eigene Hand zu sterben, aber sie selbst hatte genug Menschen und Mer getroffen, die ihre Gegner mit Vergnügen zu Tode gefoltert hatten.

    [Tirian]
    Der Heiler schluckte bei den Worten der Assassine erneut. Sie bereitete sich offenbar auf den schlimmsten Fall vor. "Ähm.. nunja..": stammelte er, überlegte und begann dann noch einmal: "Ich habe Pilze dabei, aus denen ich eines ziehen kann... für den Notfall. Es sollte schnell wirken und mit Sicherheit tödlich sein, aber es wird in den letzten Augenblicken sehr grausam sein." Tirian wusste nicht, ob er es über sich bringen würde, das Toxin tatsächlich zu sich zu nehmen, auch wenn die Alternative in der Folter und deren Qualen bestand. Es ließ ihn schaudern. "Ich fürchte, ich werde die nächsten Stunden damit zu verbringen, die Tränke und das Gift vorzubereiten": seufzte er innerlich, auch wenn ihm Drevenis Aussage komisch vorkam, war sie die Expertin. Wenn sie die Tränke selbst nicht brauchte, könnte er damit vielleicht so manch unangenehmer Situation entkommen.

    In diesem Augenblick kehrte auch Vingald zurück. Er hatte den abgerissenen Mann in der Livree bei der Hand, den Tirian zuvor an der Statue vor der Taverne getroffen hatte. Der Heiler stutzte und dem anderen ging es offenbar genauso. "Er hier kennt einen Weg in den Turm, den ihr nehmen könnt": sagte der Nord. "Mein junger Freund!": rief der Mann aus und kam schwankend näher. Als der Heiler den Atem roch, wusste er auch wieso und warum Vingald wohl auch solange gebraucht hatte. Instinktiv wollte er zurückweichen, doch der Alte packte und umarmte ihn hastig. Als er jedoch wieder losließ, geriet er ins Schwanken und wäre mitten in die Essen gestürzt, hätte der Heiler ihn nicht an der Schulter gepackt und zurück gerissen. Der Nord räusperte sich, sein Gesicht verriet eine leichte Beschämung und dirigierte den Trunkenen zu einem der Schemel, wo sich dieser niederließ und gegen die Wand lehnte. "Ihr kennt euch also?": fragte der Schmied. "Ich habe mich heute Nachmittag kurz mit ihm unterhalten. Ich interessierte mich für die Statue vor der Taverne. Er war gerade dabei sie zu reinigen": antworte der Heiler. Der Nord nickte. "So, so. Ihr müsst wissen, dass der gute alte Malorus hier früher Diener im Turm war, als noch der alte Erzmagister dort residierte. Es mag sich ergeben haben, dass Meradanz den Turm umbauen ließ, aber hinein kommt ihr bestimmt immer noch auch auf anderem Weg. Nicht wahr Malorus?": erklärte Vingald. Der Alte hickste und beugte sich dann bedeutungsschwer über den wackligen Tisch. Tirian war inzwischen wieder nähergetreten. "Haben damals für den Meister einen Tunnel angelegt, um die Vorräte direkt in den Kavernen unter dem Turm zu schaffn *hicks* Sin imma noch da. Der Fremdling hat da in de Hügeln im Westen diese Arenen ausgehobn": der Alte stoppte kurz. Seine Augen irrlichterten etwas zwischen den drei Gesichtern, die ihn anblickten hin und her und fokussierten sich auf einen imaginären Punkte etwas links von Drevenis Schulter. "Er meint diese eingefassten, großen Ovalplätze. Nicht zu verfehlen": sekundierte der Nord. "Genau, die Dings. Da war mal der Tunnel. Jetzt sinds da viele Tunnel von de Plätze zum Turm. Viele Wege nach Cyrodiil. So sacht man doch bei euch Fremdländern? Gibt da auch viele Wachen, abaa das Dings ist groß. Viele Wachen abaaa nischt genuch *hicks* Wenns da jemand gäb, der weiß, wie die Wachschen langlaufen,.. Die verdammten Schranzen, die! Aber ihr versteht, was ich mein?": taste er sich mit seinen Worten voran, um dann unvermittelt inne zu halten, die Augen zu schließen und den Kopf auf die Tischplatte sinken zu lassen.

    Tirian schüttelte leicht den Kopf. Allerdings bedauerte er den armen Kerl. "Ihr müsst entschuldigen. Nach dem Tod seines Herrn und seiner Entlassung durch Meradanz, war er nicht mehr derselbe. Er verbringt seine Tage damit in der Stadt herumzulungern, in der Vergangenheit zu schwelgen, diese hässliche Skulptur zu putzen und abends eben.. naja ihr seht es ja selbst. Aber ich wüsste nicht, wer euch besser in den Turm führen könnte, zumindest bis zu den Tunneln": bat Vingald um Verzeihung. Tirian sah wie sich Drevenis Augenbraue steil in die Höhe schob. Er war sich sicher, dass sie in diesem Moment den gleichen Gedanken hatten. Dem Schmied fiel es offenbar auch auf, denn er versicherte schnell, dass der Alte am Morgen gewiss wieder nüchtern wäre. Tirian seufzte. Sollte Dreveni das entscheiden. Er wandte sich der Esse zu und zog den Tiegel aus dem Feuer. Wie erwartet war nur noch schwarze Asche übrig. Er füllte sie vorsichtig in eine mitgebrachte Phiole, womit die letzte Zutat für die Levitationstränke nun auch vorbereitet war.

    [Dreveni]
    "Ich hoffe doch für ihn, dass er morgen wieder nüchtern ist.", sagte Dreveni leise. Sie hatte keine andere Wahl, ob sie den Plan des Schmiedes nun gut hieß, oder nicht. Kurz schoß ihr durch den Kopf, welches Donnerwetter sie erwartete, sollte Mordan von dieser ganzen Aktion hier jemals Wind bekommen. Er würde sie glatt umbringen, und Tirian ebenfalls, falls sie es lebend nach Cyrodiil schaffen würden.
    "Ich denke wir lassen uns einfach morgen zu den Tunneln führen. Alles weitere wird sich ergeben, wir haben einfach zu wenig Informationen um genau zu planen. Je kürzer wir vorher in der Stadt herumhängen, umso besser." Sie wandte sich wieder an Vingald: "Welche Uhrzeit glaubt ihr ist am besten?" Jeder hätte wohl instinktiv die Nacht bevorzugt, aber wußte man schon, ob dieser verfluchte Magier nicht vielleicht gerade nachtaktiv war?

    [Tirian]
    Der Nord sah immer noch alles andere als begeistert aus, was den durchhängenden Alten anging. Dieser schnarchte inzwischen vernehmlich. "Wenn nötig tunke ich ihn morgen in das Wasserbecken meiner Schmiede. Kälte und Metallgeruch sollten ihn wieder hochbringen": meinte Vingald dann. Er schnaufte. "Ihr hattet Recht. Wird Zeit mal etwas zu unternehmen": sagte er dann und schaute sich einen Notizzettel, der an einem Nagel an der Wand über dem Tisch hing, an. "Da ihr es eilig habt, wird die beste Gelegenheit morgen um die Mittagsstunde herum sein": meinte der Nord nach einigem Nachdenken. Tirian war erstaunt. Er hätte geglaubt, dass man so etwas lieber nachts durchführen sollte. Er hatte schließlich auch noch von keinem Einbrecher oder Meuchelmörder gehört, der seine Arbeit am Tage verrichtet hatte. "Seid ihr euch... sicher?": fragte der Heiler. Der Nord nickte jetzt entschieden. "Die Wachen sind zwar den ganzen Tag aufmerksam und die Animunculi werden ohnehin nie müde, aber auch sie werden wohl kaum während des Tages mit so einer Aktion rechnen. Außerdem...": erklärte Vingald, doch Tirian wandte ein, dass sie so auch viel leichter entdeckt würden. "Außerdem": begann der Nord ohne Reaktion noch einmal von vorne: "bereitet Meradanz bei diesen Plätzen etwas Großes vor. Es gab vor zwei Wochen eine große Bestellung bei den hiesigen Handwerkern und Händlern. Rüstungen, Waffen, Pech, Leinen, Tränke, Pfeile. Und der Hauptschmied der Stadt, der beim Turm sitzt, wurde damit betraut einen riesigen Pfeil zu gießen?! Die Steinmetze haben dafür eine große Gussform angefertigt. Vorräte sollten auch vorbereitet werden. Und morgen soll das alles zu den 'Landebuchten' geliefert werden." Der Nord hielt kurz inne, als er die verwirrten Blicke bemerkte, die ihm sowohl Tirian als auch Dreveni zuwarfen. "Diese großen Anlagen in den Hügeln, nennen die Leute aus dem Turm 'Landebuchten'. Ich weis selbst nicht warum. Ein Hafen ohne Meer? Und für eine Werft sind die Dinger auch zu weit vom Wasser entfernt. Also fragt nicht. Aber dort sollen die Waren hin, um verladen zu werden. Vielleicht auf Karren? Ich wollte deswegen schon einen Boten zu Meister Aryon schicken. Das, was er bestellt hat, reicht aus um eine Truppe auszurüsten. Irgendetwas geht da vor sich. Aber das muss euch nicht kümmern. Was euch aber kümmern dürfte, ist das dort morgen so einiger Andrang herrschen wird. Wenn ihr es richtig anstellt, könnt ihr mit hinein schlüpfen, ohne das ihr bemerkt werdet": führte er es weiter aus.

    Tirian überkam langsam eine Ahnung, wofür diese "Landebuchten" dienen sollten. Er erinnerte sich an das, was Tarrior über seine Reise nach Cyrodiil unglaubliches zu erzählten gehabt hatte.

    "Kommt morgen früh wieder her, bevor die Sonne ihren höchsten Stand nimmt. Wir werfen euch dann ein paar Staubmäntel über und mischen euch unter die Lieferanten. Ihr werdet erst mich und meine Waffenlieferung begleiten und euch dann zwischen den Leuten verlieren. Mehr kann ich dann aber nicht für euch tun": machte der Schmied schließlich den Termin aus. Da alles geklärt war, wandten sie sich zum Gehen. Der Nord ging voran, überprüfte, dass hinter dem Haus sonst niemand war und entließ sie dann nach draußen.

    Tirian wollte Dreveni die Führung wieder überlassen, schließlich hatte sie sie schon zuvor unbemerkt hier durch geführt. "Ich habe eine gewisse Ahnung, was Meradanz dort in diesen 'Landebuchten' versteckt": meinte Tirian plötzlich. Irgendwie ließ es ihn nicht los.

    [Dreveni]
    Das Gespräch mit Vingald hatte nicht dazu beigetragen, Drevenis Stimmung wesentlich zu verbessern. Das ganze war ein Selbstmordkommando, und sie konnte immer weniger verstehen, warum sie sich darauf eingelassen hatte, und noch viel weniger, was mit dem geregelten Leben passiert war, dass sie noch vor nicht allzu langer Zeit geführt hatte. An sich hatte das ganze Elend begonnen, als sie auf Erynn und Arranges getroffen war, und der Brief von Feryn stellte den krönenden Abschluß dar. Nachdem das Stilett wieder unsichtbar in ihrer Kleidung verborgen war, dass ihr Vingald während des Gesprächs wortlos über den Tisch geschoben hatte, sah sie Tirian an und fragte: "Und was könnte das sein?" Sie selbst hatte tatsächlich nicht die geringste Idee, als sie neben dem Heiler durch die kleinen Gassen der Mora Uviriths lief.

    [Tirian]
    Als Dreveni ihn aufforderte zu reden, war er sich nicht mehr so sicher. Die Geschichte klang ja selbst in seinen Ohren ziemlich verrückt. Er überlegte einige Momente hin und her, ob er es ihr wirklich erzählen sollte. Doch dann seufzte er und begann mit einer Frage: "Könnt ihr euch Schiffe vorstellen, die fliegen können?" Er konnte das selbst nicht so wirklich. Diese Geschichte, die Tarrior ihm erzählt hatte, wie er über die Berge gekommen war, erschien ihm verrückt. Aber nachdem er die Animunculi am Tor gesehen hatte, war er sich nicht so sicher, was Meradanz mit der Dwemer-Technologie nicht noch alles bewerkstelligen konnte.

    [Dreveni]
    Tirian schien kurz mit sich zu ringen, erzählte ihr aber dann doch, woran er dachte. Vor ihrem inneren Auge erschienen unwillkürlich Bilder von Schiffen, die durch die Luft flogen - normale Schiffe, mit Segeln, Rudern, wie man sie auch aus dem Hafen der Kaiserstadt kannte. Unvermittelt blieb sie stehen, hielt den Heiler am Oberarm fest und sah ihm in die Augen. War das wieder einer seiner Aussetzer? Aber er schien relativ klar zu sein. "Fliegende Schiffe?", fragte sie schließlich. "Euch ist die ganze Fliegerei etwas zu Kopfe gestiegen, oder? Wenn wir dazu bestimmt gewesen wären, zu fliegen, hätten uns die Neun oder die Daedra Flügel gegeben." Dreveni behauptete von sich, sich durchaus eine Menge vorstellen zu können. Sie hatte auch schon einiges gesehen, auch wenn sie - nach den Maßstäben der Mer - noch relativ jung war. Dabei hatte es sich zwar meistens um geistige Abgründe gehandelt, aber sie hatte dadurch doch ein gewisses Maß an Fantasie und Vorstellungskraft. Aber irgendwo ging es dann doch zu weit. Fliegende Schiffe. Natürlich. Was kam als nächstes? Fliegende Städte?

    [Tirian]
    Als die Dunmer ihn ergriff und tief in seine Augen schaute, lief sein Gesicht unvermittelt dunkel an. Sein Mundwinkel zuckte leicht, da er nicht so recht wusste, wie er die plötzliche Reaktion deuten sollte. Sein Blick glitt zwischen ihren Augen und ihren Lippen hin und her. In seinem Kopf erhoben gewisse Gedanken ihr Haupt. Sie zerstoben als er ihre zweifelnde Stimme vernahm und sie ihn los ließ. "Euch ist die Fliegerei wohl zu Kopfe gestiegen, oder?": fragte sie. Er gestikulierte mit den Armen. Offenbar hielt sie ihn für einen Spinner. "Aber nein..., ich meine, dass ist nicht meine Idee, ich meine... Ich habe das auch bloß gehört": stotterte er. Er schüttelte über sich selbst den Kopf. Natürlich musste er wie ein Spinner erscheinen, denn wer hatte schließlich von so etwas gehört, wie Schiffen, die wie Vögel am Himmel fliegen, statt wie Fische im Meer zu schwimmen. Unwillkürlich fragte er sich in dem Moment, ob Tarrior ihn darüber auch belogen hatte.

    "Ein Freund hat erzählt, dass er mit so etwas geflogen wäre. Und irgendwo muss Meradanz die Dinger ja lassen und dachte ich, dass er sie vielleicht dort aufbewahrt": versuchte Tirian, die Sache zu erklären. Ihm wurde langsam selbst bewusst, dass es so nur noch seltsamer klang. Er stoppte und schwieg. "Ach ich weiß doch selbst nicht, wie so etwas gehen soll": gab er dann zu und mit ausgeholter Hand verwarf er diese Gedanken. Das er überlegt hatte, dass man womöglich levitierende Magier an das Schiff gefesselt hatte, die dieses in die Höhe heben sollten, verschwieg er besser. Genauso wahrscheinlich waren Drachen oder ein Schwarm von Klippenläufern, die den Rumpf wie Kutschpferde durch die Lüfte zogen.

    [Dreveni]
    Die Assassine schüttelte leicht den Kopf. Sie würden schon noch dahinterkommen, was das für ein Hafen war, auch wenn das prinzipiell unwichtig war für ihren Auftrag. Inzwischen hatten sie die Taverne erreicht, und gingen durch den Schankraum, der sich inzwischen geleert hatte, zurück auf ihr Zimmer. Dort angekommen sagte sie: "Wir sollten uns jetzt um die letzten Vorbereitungen kümmern und dann zusehen, dass wir genügend Schlaf für morgen bekommen."

    [Tirian]
    Als die Assassine von Schlaf sprach, musste er seufzen. „Die Tränke werden einige Zeit brauchen. Ihr könnt euch aber schon einmal hinlegen, während ich den Sud ziehe und die… Gifte vorbereite“: bot der Dunmer an und räumte den Tisch frei, auf dem er das gesamte alchemistische Reiseinstrumentarium im Anschluss ausbreitete. Die Ausrüstung kam zwar bei weitem nicht mit dem mit, was man in einem gut ausgestatteten Laboratorium für Möglichkeiten besaß, aber das machte nichts. Seine transportable Ausrüstung war von hervorragender Qualität. Mit genügend alchemistischem Sachverstand konnte man auch so sehr gute Ergebnisse erzielen. Der Dunmer betrachtete die Zutaten lange, während er sie in einer Reihe auf dem Tisch anordnete, sodass sie in der Reihenfolge der Verarbeitungsschritte bereit lagen. Die Zutaten für die Gifte hatte er in eine zweite Reihe oberhalb geschoben. Er wollte nicht, dass sie mit den anderen Ingredienzien in Berührung kamen und er wollte die Möglichkeit ausschließen aus Versehen einen der Pilze zu greifen und den Levitationstränken hinzuzufügen und er konnte darauf verzichten, den Sud mit Gift zu versetzen, zumal es schon schwierig genug werden würde, die giftigen Effekte der anderen Zutaten zu filtern oder zumindest abzuschwächen.

    Tirian warf noch einen Blick auf Dreveni und wandte sich dann seiner Arbeit zu. Kaum hatte er die Zutaten zur Hand genommen, war er auch schon ganz vertieft. Routiniert und so schnell und genau, wie es möglich war, erledigten seine Hände die Vorbereitungen, zerkleinerten, schabten und füllten auf. Als er eine Kerze anzündete und den Sud zum Kochen einfüllte, lehnte sich das erste Mal seit einiger Zeit zurück und musste warten bis sich Konsistenz und Farbe entsprechend verhielten. Allerdings wandte er auch dann seinen Blick nicht ab. Es würde am kommenden Tag darauf ankommen, dass die Tränke und wenn nötig die Gifte ihre Wirkung tun würden. Sie mussten sich darauf verlassen können und der Heiler wollte da nichts dem Schicksal überlassen. Als er merkte, dass die ersten Blasen aufstiegen, wandte er sich demnach schnell wieder dem Trank zu und regulierte die Temperatur mehrmals, wie es nötig war. Und so ging es auch weiter als er schließlich die Flüssigkeit filterte und anschließend noch einmal destillierte. Aus einem ziemlich üblem Brei – der Skattel war schließlich Grundlage gewesen – war ein klares, leicht lilafarbenes Tonikum geworden, dass er schlussendlich noch etwas verdünnte und dann auf Flaschen zog. Tatsächlich hatte er die Menge richtig geschätzt.

    Wieviel Zeit vergangen war, wusste der Heiler nicht. Er warf einen Blick über die Schulter. Seine Augenlider waren schwer und der Anblick einer schlafenden Dreveni tat nicht unbedingt dazu, diesen Zustand zu verbessern. Er rieb sich Stirn und Gesicht und wandte sich nun dem Gift zu. Er hoffte zwar, dass sie es niemals brauchen würden. Aber auch hier wollte er beste Arbeit abliefern. Das Gift würde zwar schneller zu ziehen sein. Allerdings musste es konzentriert werden, um möglichst schnell zu töten. Er bereitete die Pilze ebenso auf und tauschte schließlich die Kerze. Die alte war heruntergebrannt und gab nicht mehr genug Hitze auf den Kolben ab. Tirian seufzte schwer. In einem Labor hätte er beides parallel machen können. Zumindest hatte er noch einen zweiten Kolben dabei, sodass er den anderen nicht umständlich hatte auswaschen müssen. Doch auch hier hieß es nun warten und beobachten, sodass der Heiler schließlich völlig sein Zeitgefühl verloren hatte, als er schließlich eine völlig durchsichtige, leicht sirupartige Flüssigkeit erhalten hatte. Er mischte sie mit alchemistischer Grundlösung, sodass sie leicht zu trinken war und gab sie in jeweils einen kleinen Flakon aus grünem Glas. Es war nicht viel Konzentrat. Ein einziger Schluck und die Phiole war geleert… und der Tod unvermeidlich. Tirian legte die drei Giftfläschchen zu den Tränken, blies die Kerze aus. Er hatte nicht mehr die Kraft die Unsichtbarkeitstränke zu machen. Die mussten zum kommenden Morgen warten. Er wusste nicht wie spät oder früh es war. Der Blick jetzt ins Dunkel blieb ergebnislos. Allerdings brannten seine Augen wie Feuer und es bedurfte bald Baumstämmen, um sie offen zu halten. Er erhob sich schwerfällig vom Stuhl, stieß sich kurz an der Tischkante, was er so recht gar nicht mehr wahrnahm. Ein leichter Schwindel überkam ihm. Er hatte zu lange gesessen. Er machte nur zwei-einhalb Schritte bevor er die Bettkante an seinem Schienbein fühlte. Er beugte sich hinunter und tastete mit den Händen. Er fühlte die weiche Decke.

    Wie eine Schlange ließ er sich hineingleiten und blieb schlussendlich liegen. Es war ein unglaublich erhebenes Gefühl, wie sich sein verkrampfter Rücken auf einen Schlag entspannte. "Nur .. einen ... Moment .. ausruhen": dachte der Heiler, doch unterbewusst streifte er die Schuhe ab und befreite sich von der Robe. "Noch ... einen .. Moment": dachte er fahrig, doch da war er auch schon eingeschlafen.
    Geändert von KingPaddy (14.06.2015 um 17:49 Uhr)

  3. #103

    Molag Amur, Mora Uvirith, Taverne

    [Dreveni]
    Dreveni hatte nicht mehr mitbekommen, dass sich auch Tirian in das große Bett gelegt hatte. Und auch als sie erwachte und im Halbschlaf merkte, dass sie an einen warmen Körper gekuschelt lag und einen ruhigen, gleichmäßigen Herzschlag in der Brust hörte, auf der ihr Kopf ruhte, kam ihr das nicht im mindesten seltsam vor. Zum einen da sie noch immer mehr schlief als wach war, zum anderen kam es durchaus öfter vor, dass sie ihr Bett mit jemandem teilte. Zufrieden schmiegte sie sich noch etwas näher an den Mann, um dessen Identität sie sich in ihrem schlaftrunkenen Zustand keinerlei Gedanken machte, um noch eine Runde weiter zu schlafen...

    [Tirian]
    Durch den milchigen Schleier des Schlafes fühlte der Heiler Nähe, Wärme. Eine Berührung, enger noch als zuvor. Ein tiefsitzendes Kribbeln im Magen, das sich langsam nach außen verbreitete erfasste ihn. Der Traum, der in seinen Hirnwendungen klebte, machte daraus das Kitzeln eines lauen Lüftchens an einem warmen Sommernachmittag. Er streckte seine Hand in die Luft und genoss die weiche Berührung. Derweil sie sich sanft auf den Körper neben sich legte, die Schulter langsam hinauf strich, den Haaransatz erreichte und leicht hindurch strich, um dann wieder zurückzuwandern. Ein fast schon seliges Lächeln zeichnete sich in seinem Gesicht ab. "So lange her...": wisperte er im Halbschlaf und wünschte sich diesen Augenblick für die Ewigkeit.

    [Dreveni]
    Die sachte Berührung jagte ihr einen wohligen Schauer über den Rücken, und im gleichen Zug begann sie die Brust zu kraulen, auf der ihr Kopf ruhte. Doch schon bei der ersten Berührung, als sie Stoff statt wie erwartet nackte Haut unter ihren Fingern spürte, hielt sie inne, und keine Sekunde später wurde sie durch ein leises, kaum hörbares Flüstern jäh zurück in die Gegenwart gerissen. Wer bei Oblivion lag nur...
    "Tirian!"
    Mit einem Ruck setzte sie sich auf und hielt sich instinktiv die Decke in die sie sich im Schlaf gewickelt hatte, vor die Brust. Obwohl sie, bis auf die Tatsache dass die Tunika über ihre Schulter gerutscht war, vollständig bekleidet war. Sie starrte den Heiler entgeistert an, während sie verzweifelt überlegte, wann und warum sie ihm dermaßen auf die Pelle gerückt war. Oder war es von ihm ausgegangen?

    [Tirian]
    Durch die plötzliche Bewegung erschrocken, riss Tirian die verklebten Augen auf. Er hörte seinen Namen. Ihm fiel es enorm schwer sich zu besinnen, wo er überhaupt war, dass er sich nicht auf einer Sommerwiese befand und offenbar eingeschlafen sein musste. Die Unsichtbarkeitstränke kamen ihn in den Sinn. "Ich wollte doch nur kurz ausruhen": schoss es ihm durch den Kopf. "Wie spät ist es?": folgte die nächste gedankliche Frage. Dann erst besann er sich so langsam. Nahm die weiche Unterlage war, auf der immer noch, nun halb sitzend, ruhte. Sein Blick irrte hektisch umher und bleib schließlich an dem Schemen hängen, der sich von ihm weggedrängt auf die andere Seite des Bettes gedrückt hatte. Der Heiler war immer noch benommen, bis er in der Person in wenigen Augenblicken schließlich Dreveni erkannte, die sich offenbar bedeckte. Im nächsten Moment war der Dunmer völlig wach. Sein Kopf fühlte sich auf einmal sehr heiß an. Die Erinnerung kam zurück. Er hatte sich einfach ins Bett gelegt. An Dreveni hatte er gar nicht mehr gedacht! Einen weiteren Moment später sprang er selbst auf und fiel dabei halb aus dem Bett. "Verzeiht...": murmelte er, stieß fluchend mit dem blanken Fuß am Stuhl an, tastete sich an der Lehne entlang zum Tisch hinüber, fand die dortige Kerze und entzündete sie schließlich mittels Magie.

    [Dreveni]
    Tirian schien nicht weniger überrascht zu sein, als sie selbst. Als die Kerze endlich brannte und sie die Röte in seinem Gesicht sah, mußte sie grinsen.
    "Ich glaube ihr seid der Erste, der bei meinem Anblick aus halb aus dem Bett fällt.", sagte sie mit einem spöttischen Grinsen. "Jedenfalls wenn ich unbewaffnet war..."
    Die ganze Situation verwirrte sie immer noch, vor allem die Tatsache wie gut es sich angefühlt hatte, so nahe bei ihm zu liegen, aber sie konnte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, wieder die Kontrolle zu erlangen. Und der Heiler hatte ihr mit seiner überhasteten Reaktion die perfekte Vorlage geliefert.

    [Tirian]
    Der Heiler räusperte sich. "Es ist ja nicht so, als hätte ich mich plötzlich aus den Laken geflüchtet": grummelte Tirian auf den spöttischen Kommentar hin. "Aber es wurde ohnehin Zeit wach zu werden. Ich wollte nur kurz ausruhen und ich muss mich noch um die verbleibenden Tränke kümmern": meinte der Heiler dann schnell in geschäftigem Ton, Etwas zu schnell. Er schob die Kerze wieder in Position und stellte etwas alchemistische Grundsubstanz heiß und lehnte sich zurück um wirklich wieder zur Besinnung zu kommen, die Augen frei zu reiben und zu überlegen, was er jetzt eigentlich noch zu machen hatte. Die Zutaten waren zum Glück soweit schon vorbereitet, wie er sich erinnerte und ein Blick auf den Tisch bestätigte. Mit den bestehenden Mitteln würde er ohnehin keine Meisterleistung vollbringen zumal Unsichtbarkeitstränke auch nicht gerade die Toniken waren, die er häufig herstellte. Er zuckte mit den Schultern. Schlussendlich würde er wohl einfach die Zutaten fachmännisch zusammenrühren und filtrieren und hoffen, dass die Tränke mit ihrer Wirkung lange genug vorhalten würden. Er seufzte. Er beugte sich wieder über die Arbeit. In Gedanken war er jedoch bei den angenehmen Träumen, bei der sanften Berührung...

    [Dreveni]
    Dreveni stand ebenfalls auf und folgte Tirian zum Tisch. Sie ließ den Blick über sein ausgebreitetes Chaos schweifen, wurde aber daraus nicht wirklich schlau. "Wie lange braucht ihr noch?", fragte sie und beugte sich über seine Schulter.

    [Tirian]
    "Hmm": gab der Heiler von sich. "Lange wird es wohl nicht mehr dauern": meinte er und betrachtete wie sich die Flüssigkeit verfärbte und nochmals verfärbte als er einige der Zutaten hinzu gab. Als sich die Flüssigkeit ein drittes Mal ihr Aussehen änderte, gab er den Rest hinzu, stellte die Flamme weg und ließ die Flüssigkeit nur noch durchziehen. Er drehte sich zu Dreveni um: "Ich muss das Zeug nur noch filtern und bin dann fertig. Dann kann es auch schon losgehen": erklärte er. Tirian atmete tief durch. "Zugegeben, ich bin ein wenig nervös": sagte er dann.

    [Dreveni]
    "Wird schon schiefgehen.", antwortete Dreveni und musterte ihn von der Seite. Tatsächlich standen die Chancen dafür, dass es schiefgehen würde, relativ gut - sie hatte nach wie vor keine Illusionen dass sie einfach in den Turm fliegen, seinen Freund schnappen und wieder draußen sein würden. "Andererseits: Besser nervös als leichtsinnig. Und noch etwas: Keine Diskussionen dieses mal. Wer sich uns in den Weg stellt ist tot. Wir können nicht riskieren, dass uns später jemand in den Rücken fällt nur weil sich Euer Gewissen meldet."

    [Tirian]
    Der Heiler überging den Kommentar. Er war weit über den Punkt hinaus, an dem er sich das leisten durfte. Das wurmte ihn, aber Tarrior hatte Vorrang. Wenn es stimmte, was Tarrior gesagt hatte, dann war Meradanz aber ein ziemlicher Verbrecher und seine Diener auch nicht mehr als Banditen, die für diesen Schurken arbeiteten. Der Dunmer zog inzwischen die Flüssigkeit auf die verbleibenden Phiolen. Routiniert kratze er die Geräte notdürftig aus und packte sie zusammen. Den Dreck schob er unters Bett. Sie hatten das Gesetz ohnehin gebrochen, denn schließlich war es ihm verboten worden, Alchemie im Innern der Stadt zu betreiben. Aber sie hatten vor in den Turm des ansässigen Stadtherren einzubrechen. Was waren da eine Ordnungswidrigkeit und unhöfliches Verhalten? "Es wird Zeit. Packt eure Sachen zusammen. Wir gehen zur Schmiede und sehen dann wie weit man dort mit den Vorbereitungen ist": entschied Tirian. Er wollte nicht länger über Konsequenzen nachdenken. Dreveni hatte Recht: "Es wird schon schiefgehen".

  4. #104

    Molag Amur, Mora Uvirith, Landebuchten

    Die Kolonne bewegte sich langsam vorwärts. Tatsächlich ging etwas Wind, der den aschefarbenen Sand aufwirbelte. So fielen sie in ihren Staubmäntel nicht auf. Vingald, er und Dreveni als auch Vingalds Knecht waren in die langen Überhänge gehüllt und waren kaum mehr zu erkennen. Malorus ging etwas hinter ihnen. Als sie beim Schmied aufgetaucht waren, hatte der alte Diener sie bereits erwartet und sah alles andere als frisch aus. Nüchtern war er wieder, aber das schien wohl sein Problem zu sein. Viele andere Händler und Lieferanten hielten es mit den Mänteln ähnlich wie selbst. So fielen sie in der Masse nicht weiter auf. Auch schien es nicht so, dass die Wachen besonders streng kontrollierten. Die Wagen wurden nur kurz angehalten und ihr Inhalt in Augenschein genommen, ob er auch auf einer Liste, die an ihrer Pforte - es gab derer drei - von einem etwas unmotiviert dreinschauendem Dunmer abgehakt wurde. Neben dem Wind knallte auch die Sonne, die im Zenit stand, mit aller Kraft vom Himmel und die Wachen wagten es auch nicht den Schatten spenden Raum vor dem Komplex, den man Landebuchten nannte, zu verlassen. Unter den Staubmäntel schwitze man zwar, aber man spürte die Hitze der Sonne nicht direkt auf Haut und Kopf, was von Vorteil war.

    Tirian hatte am morgen noch die restlichen Tränke fertiggestellt und Dreveni recht wortlos beim knappen Frühstück den kleinen Flakon mit dem Gift herübergeschoben. Sie wusste schon. Das Fläschchen mit dem Levitationstrank hatte er ihr schon beigelegt, als sie ihre Ausrüstung geprüft hatte. Den Rest der Toniken trug er bei sich. Ein Flakon für sich und notfalls für Tarrior, wenn er denn noch lebte. Das Schwebeelixier brauchte er auch und die Unsichtbarkeitstränke waren ausschließlich für den Heiler, der sich wahrlich nicht für begnadet im Schleichen hielt. Aber nicht jeder konnte ein ausgebildeter Meuchelmörder sein, der sich beruflich Zutritt zu anderer Leute Wohnräumen verschaffte, um diese dann zu… Tirian verfolgte den Gedanken nicht weiter. Ihn schmerzte immer wieder daran denken zu müssen, zu was seine Begleiterin eigentlich fähig war. Er musste an den morgen denken. An diesen schönen Moment, auch wenn er sich nicht im Klaren darüber war, dass es Drevenis angenehme Nähe gewesen war, die er gespürt hatte. Ihn schauderte es. Denn es konnte auch diese Nähe sein, die tödlich für ein potenzielles Opfer ausgehen mochte. Er schüttelte den Kopf und versuchte sich auf den Auftrag zu konzentrieren. Es war besser sie brachten diese Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich und zogen ihrer Wege.

    Der Heiler ließ seinen Blick noch einmal über den großen Komplex schweifen. Soweit er das sehen konnte, waren das drei massive kreisförmige Gebäude, die zusammenhingen wie bei einem Kleeblatt. Man konnte sie am besten mit Arenen begreifen, zumindest wenn Vingald und Malorus recht hatten und die hohen aus Felsen und riesigen Wurzeln bestehenden Wände wirklich nur einen großen Innenraum umgrenzten. Von den Bergen im Westen hatte man wohl einen guten Blick darauf, aber sie hatten natürlich keine Zeit die Stadt noch einmal zu verlassen, um die Gebäude in Augenschein zu nehmen, zumal es schon schwierig genug war hinein zu kommen. Allerdings mussten sie zu einem Teil wohl in den Boden eingelassen sein. Auch wenn die Wände hoch waren, waren sie im Vergleich zu typischen Arenen eher niedrig. Tirian kannte kaiserliche Kolonien in Süd-Morrowind. Wurde dort ein Amphitheater oder eine Arena ausgehoben, behalf man sich mit diesem Trick auch gerne, in dem man eine Grube aushob und dann das Gefälle der Öffnung nutzte, statt aufwendig in die Höhe zu bauen. In jedem Fall konnte der Dunmer weit genug schauen, um zu sehen, dass die Kuppeln Dächer aus in einander geschlungenen riesigen Ranken hatten. Etwas weiter oben fanden sich in den aus groben Steinen bestehenden Wänden, die offenbar nur durch die Wurzeln in Form gedrückt und zusammengehalten werden, geschlitzte Fenster, durch die offenbar etwas Licht ins Innere fiel. Ein wenig waren Bögen in der Architektur erkennbar, aber das machte in dem sehr urtümlichen Eindruck, den das Gebäude sonst gab, kaum einen Unterschied. Es wirkte wie auch schon die restliche Stadt als hätte man die Natur gebändigt und in gelenkte Bahnen gezwungen. Der Heiler war ein wenig davon beeindruckt, was der Telvanni scheinbar aus der Stadt gemacht hatte: Stadtmauern, diese monströsen Gebäude, mechanische Brunnen und das scheinbar innerhalb weniger Jahre. Mit Hilfe dieser Pilze und genügend magischer Energie konnte man scheinbar innerhalb weniger Monate eine ganze Stadt im wahrsten Sinne des Wortes wachsen lassen.

    In Gedanken versunken war die Zeit vergangen und der Treck war weiter gezogen. Die Leute wurden schneller durchgewinkt, da jetzt die größeren Waren hineingeführt wurden und sich diese schneller in Augenschein nehmen ließen. Vingald rückte näher und winkte Malorus heran. "Die Wagen rollen jetzt schneller rein. Ich denke es wird drin ein gewisses Gedränge herrschen. Ihr werdet euch mit Malorus zusammen absetzen. Es scheint da drin recht dunkel zu sein. Ihr habt also beste Gelegenheit euch da unbemerkt durchzuschleichen": meinte der Nord und wies auf den dunklen Schlund des Portals hinter dem sich alles in Dunkelheit verlor. Gerade gegen die brennende Sonne am Horizont war es kaum möglich etwas darinnen zu erkennen. Und so war es dann abgemacht. Sie kamen an die Riehe. Mit einem Ächzen setzte Vingalds Lehrling den Wagen ab und der Wächter nahm das bestellte Eisenzeug kurz in Anschauung. Entsprechend gab es keine lange Pause für den armen Knecht und er musste den Karren nicht nur wieder in die Höhe stemmen, sondern auch weiterziehen. Hinter dem Portal trafen sie mit den Karren zusammen, die durch die anderen Portale eingelassen wurden und es bildete sich eine recht breite Traube, da auch weitere, die eigentlich bereits weiter vorne hätten sein müssen, sich zurückgestaut hatten, mutmaßlich weil auch dort erschöpfte Lehrlinge nicht mehr so zuverlässig zogen, wie sie eigentlich sollten. Der Stau und das daraus resultierende größere Gedränge wäre eigentlich eine gute Gelegenheit gewesen, um sich heimlich abzusetzen, doch Wächter flankierten den Weg. Die Waren strebten auf einen weiteren Durchgang zu. Wenn Tirian das richtig einschätzte, dann war die Mauer der "Landebuchten" eine Art geschlossene Arkade, die den freien Platz umgab. Hier waren womöglich Lagerräume oder Büros drin untergebracht. Breit genug waren sie auf jeden Fall. Das hieß, dass sie jetzt erst einmal durch den Ring hindurch mussten. Die waren wurden offenbar in der Arena selbst gebraucht. Viel Zeit blieb ihnen nicht mehr. Wenn sie erst einmal darin waren, dann kamen sie gewiss nicht mehr unbemerkt davon. Hier im Gedränge war ihre Chance aus dem Blick der Wachen zu verschwinden wohl am größten. Und Tirian hatte eine spontane Idee.

    Zwei Händler direkt vor ihnen, waren sich mit den Wagen recht nahe gekommen, zumal die Wachen darauf drängten den Strom hinter den drei Portalen irgendwie zu regulieren und wieder in Form zu bringen. Jeder Ausfallschritt und hektische Anweisung des Händlers des linken Wagens brachte den jungen Knecht, der das Wägelchen zog, zu hektischer Betriebsamkeit und den Karren damit ins Wanken. Tirian ließ Magie in seinen Arm fließen. Nicht allzu viel. Aus dem Augenwinkel bemerkte er wie kleine Kristalle, die er zuvor im Dunkeln gar nicht bemerkt hatte, ganz schwach nur aufleuchteten. Die Wachen waren scheinbar zu sehr mit den Leuten beschäftigt, um es wahrzunehmen. Tirian begriff erst als er bereits zur Tat schritt, was dieses Aufleuchten wohl zu bedeuten hatte. Er wollte jetzt keinen Rückzieher machen, zumal es ohnehin zu spät war und stützte sich kurz auf den linken Rand des linken Karrens auf. Normal hätte er weder mit Gewicht noch mit seiner üblichen Muskelkraft auch nur winzigste Veränderungen hervorrufen können. Jetzt aber kippte der Wagen dank des Stärkungszaubers fast mühelos nach links über. Allein von der Tatsache abgelenkt, dass die beiden Händler sich gegenseitig zu beschimpfen begonnen hatten, weil der Rechte jedes Nachgebens seines Nachbarn dazu nutzte sich in der Menge bequemer zu positionieren und somit trotz allen nachjustieren die beiden Wagen sehr eng beieinander standen, bemerkte keiner von ihnen den Heiler, der sich auch mit einem Schritt nach hinten ganz unschuldig entfernte, als der Wagen über den Scheitelpunkt geneigt war und fluchend Knecht und Händler versuchten zu retten, was nicht mehr zu retten war.

    Mit einem Krachen kippte die Karre um und versprengte laut klirrend etliche Eisenteile, die Tirian dann als bald als ein Großvorrat an geschmiedeten Bolzen identifizierte, über den ganzen Boden. Die Leute fluchten und versuchten aufzupassen auf keine der Spitzen zu treten, während sich der linke Händler nun den Rechten zur Brust nahm und mit einem unvermittelten Schlag in dessen Gesicht eine Keilerei auslöste, da er diesen für die Ursache seiner ausgekippten waren verantwortlich glaubte. Derweil war sein Knecht damit befasst die Bolzen einzeln aufzusammeln, den Schritten der Umherstehenden und den nun herandrängenden Wachen und von den Portalen nachdrängenden Lieferanten, die etwas sehen wollten, auszuweichen um dann scheinbar aber festzustellen, dass der Wagen noch immer umgekippt war und er allein ihn in dem Gedränge nicht aufzurichten vermochte. Mit einem Schulterzucken ließ er die Bolzen, die er aufgesammelte hatte fallen und setze sich hin und beobachtete seinen Meister dabei, wie er dem anderen Saures gab oder selbst Schläge ins Gesicht kassierte. Es war Dreveni, die die Situation erkannt hatte, die den Heiler, der dann schlussendlich selbst gebannt dem Kampf gefolgt war, was er nicht beabsichtigt hatte, packte und zusammen mit Malorus aus der Menge in einen Korridor zog, der gerade frei geworden war, weil die Wachen sich mit Mühe zu den Streithähnen vorzukämpfen versuchten.

    Malorus brauchte einen Moment um sich zu orientieren. "Der Tunneleingang ist in einer der anderen Arena. Die die links oberhalb von dieser, näher am Turm selbst liegt. Zumindest war er damals dort, aber ich denke in dem Gebäude müssten wir ihn finden": meinte er und schaute sich um. "Wir haben ja keine andere Wahl als diesen Rundweg zu nehmen und zu schauen, dass wir weiter vorne, wo sich die beiden Kreise berühren in das andere Gebäude rüber wechseln können": meinte er und hielt die Beiden zur Eile an. Sie folgten ihm. Es hatte seinen Vorteil, dass das Gebäude so massiv war. Es viel wenig Licht von außen hinein. Und das wenige Licht erzeugte nur diffuse Schatten, die Dreveni offenkundig zu nutzen verstand. Der Alte wäre unter Protest schneller vorangekommen, aber die Assassine bestand darauf, dass sie sich gemäß ihres Spezialgebietes im Dunkeln bewegten. Und Tirian vertraute da absolut in ihre Kompetenz. Allerdings trafen sie auf niemanden weiter, was Malorus mit: "Ich sagte ja, sie haben nicht genug Wachen. Der verfluchte Usurpator ist sich zu sicher, dass keiner an seinen Wachen vorbei schlüpfen kann, also sind hier auch nicht soviele und wir kommen durch": kommentierte.

    Der Schnittpunkt, wo die drei Gebäude sich trafen war allerdings ein großer knubbeliger Pilz in der Mitte der drei Arenen, da wo sich sonst eine kleine Lücke bildete, wenn man drei Kreise aneinander legte. Sie kamen nicht ganz bis zu ihm hin, sondern es gab einige Meter davor bereits einen Durchgang in den anderen Komplex, aber aus der Richtung dieses zentralen Elements drangen laute Geräusche - Stimmen vor allem. Sie entschlossen sich schnell hindurch zu schlüpfen und in den zweiten Ring, der näher am Turm lag, einzutreten. Die Architektur war dieselbe. Ebenso verloren sich die Decken im Dunkeln. Allerdings waren die Arkaden hier zum inneren Kreis hin deutlich häufiger mit offenen Bögen durchbrochen. Der Innenraum war dunkel. Die Wurzeldecke, die eine Kuppel über der Anlage bildete, schirmte Außenlicht fast völlig ab. Aber Tirian konnte, auch weil seine Augen inzwischen besser an die Dunkelheit im Gebäude gewöhnt waren, die Umrisse von etwas sehr, sehr Großem wahrnehmen. Sie waren gerade einige Bögen weitergehuscht. Da hörten sie Stimmen. Dreveni zog sie schnell in die Schatten, denn eine Lichtquelle näherte sich aber trat dann kurz bevor sie sie erreicht hatte, unter die Kuppel hinaus. Das Licht war magisch. Eine kleine Lichtsphäre schwebte über dem Kopf eines jungen Menschen, den Tirian etwa auf seiner Altersstufe verortete. Seine Gesichtszüge hatten etwas leicht elfisch Anmutendes. Der Heiler vermutete, dass der Mann ein Bretone sein könnte. Um den Bretonen selbst aber war Bewegung in der Dunkelheit. Gestalten huschten hin und her. Er wies die Assassine daraufhin, die das aber schon längst bemerkt zu haben schien. Die Lichtsphäre vergrößerte sich einen Moment und enthüllte in Mäntel gehüllte scheinbar unmenschlich gekrümmt laufende Wesen. Hinter ihm tauchten Wächter in Rüstungen auf, die Tirian von der Farbe der Legierung her sofort als aus Dwemer-Material bestehend identifizierte. Der junge Bretone wandte sich der Dunkelheit und dem großen Etwas dort zu. Einen Moment wurde es sehr still, während sich das Gewusel um ihn herum beruhigte. Offenbar wartete man auf eine Ansprache oder etwas in der Art. Malorus wollte sie weiterziehen, doch er wehrte ab. Man konnte nicht ahnen, wem sie vielleicht auf dem Gang noch in die Arme liefen, ohne sich wie jetzt hinter einigen großen Wurzelstrünken, die die Decke stützten, verbergen zu können.

    Doch der Bretone gab nur Befehle aus. Etwas sollte verladen werden. Plötzlich lief ein Bebend durch das Ganze Gewölbe. Die organische Struktur geriet kurz ins Zittern und als nächstes konnte Tirian von seinem Versteck aus beobachten, wie ein sich rasch verbreitender Spalt in der Decke auftat, durch den Licht hinein fiel. Die Decke der Halle schob sich tatsächlich auseinander. Mit offenem Mund verfolgte der Dunmer das Schauspiel. Er fühlte Drevenis Hand. Diese wies nach unten. Hatte das Licht zunächst nur den Bretonen in Licht getaucht, enthüllt die herein flutende Helligkeit ein riesiges, Tirian konnte es kaum beschreiben, Konstrukt aus bronzenem Metall. Erst nach etlichen Augenblicken langsamen Erfassens, sah erkannte er einen mit Metallplatten abgedeckten riesigen ledrigen Ballon unter dem ein riesiges Gehäuse aus Dwemer-Metall hing. Im vorderen Teil waren Fenster eingelassen. An den Seiten ragten Streben und Zahnräder und Rotoren heraus. Das ganze Ding war riesig und belegte in der nun hell erleuchteten Halle einen Großteil des Platzes. In der Länge nahm es die Kuppel fast völlig in Anspruch. "Was ist das": flüsterte Dreveni hinter ihm. Tirian hatte eine starke Vermutung. "Das ist dann wohl dieses fliegende Schiff": meinte er und gab nun endlich Malorus' Drängen nach, der sie tiefer in die Gewölbe führen wollte, aber vom Anblick des riesigen Metallkolosses war, dass er sichtlich zitterte. Schließlich erreichten sie eine in den Untergrund führende Treppe. Warme, stickige Luft schlug ihnen sofort entgegen. "Das ist der Zugang zu den Tunneln unter dem Turm. Weiter kann ich euch nicht begleiten. Ich würde euch nur behindern. Ich werde schauen, dass ich hier wieder herauskomme. Viel Glück bei eurem Auftrag": verabschiedete sich Malorus schließlich. Tirian streckte sich noch einmal. "Es scheint als wären die meisten Arbeiter jetzt damit befasst dieses Ungetüm dort hinten zu beladen. Wir sollten aber dennoch vorsichtig sein. Am besten übernehmt ihr ab hier die Führung": meinte Tirian und drückte sich noch leicht darum herum, hinab zu steigen. Dreveni setze einen entschlossenen Blick auf und begann den Abstieg.

  5. #105

    Molag Amur, Mora Uvirith

    [Tirian]
    Der Heiler trottete langsam hinter Dreveni her. Der Gang war reichlich zwielichtig. Die Lichtquellen hatte man sparsam und weit auseinander verteilt. Das war zwar im Moment zu ihrem Vorteil, weil sie schlechter gesehen werden konnten, allerdings sah man selbst nicht unbedingt viel mehr. Er verließ sich einfach darauf, dass die Assassine schon wusste, was sie tat. Wenn man Mensch und Mer im Dunkeln erdolchen konnte, musste man sich ja irgendwie an das Sehen im Dunkeln gewöhnt haben. Ihm schauderte bei dem Gedanken. Ansonsten war der Gang geräumig. Eigentlich hatte er mit deutlich größerer Enge gerechnet, doch der Tunnel erwies sich als breit genug, sodass zwei Leute bequem nebeneinander gehen und dabei Kisten, Körbe oder Fässer tragen konnten. "Alles andere wäre auch unsinnig": kam es Tirian zu Bewusstsein, denn schließlich bildete der Gang hier einen Teil des Netzwerks über den der Hexer, in dessen Turm sie eindringen wollten, eben diesen und die angeschlossenen Gebäude, wie die hinter ihnen liegende Kuppel, mit Vorräten versorgte.

    Sie konnten von Glück reden, dass Meradanz offenbar vorhatte, einen Flug mit dem Luftschiff zu unternehmen und deshalb jetzt alle Arbeiter damit beschäftigt waren. Es gab zwar Abzweigungen und Nischen in dem Gang aber das waren bisher sehr wenige. Im Zweifelsfall hätten sie sich sonst nicht verstecken können, wäre in den Gängen mehr Betrieb gewesen. Das mit dem Flugschiff wollte ihm allerdings immer noch nicht so wirklich in den Kopf. Er hatte zwar Tarrior seinerzeit mit wachsender Faszination gelauscht, doch hatte er es dennoch irgendwie für irreal gehalten. Und auch jetzt, wo er dieses Ungetüm in voller Pracht sah, war ihm, als bewege er sich durch einen Traum. Ein Schiff das fliegen konnte! Er war erstaunt, dass Dreveni dieser Tatsache gegenüber so gelassen blieb. Ihn selbst verunsicherte es enorm. Wie sollten sie gegen einen Gegner antreten, der im Stande war, so etwas zu bauen? Seine Hoffnung blieb, dass sie mit Tarrior aus dem Turm entkommen konnten, ohne dem Herren der Stadt zu begegnen.

    Beim Gedanken an die Stadt führte ihn sein Geist zurück in den Tunnel. Es war warm und stickig hier unten und es wurde heißer, je weiter sie dem Weg folgten, was umso erstaunlicher war, dass der Tunnel vom einem Geflecht aus offenkundig organischem Material gestützt wurde, aus dem auch ein Großteil der restlichen Stadt bestand. Es war wahrscheinlich, dass das hier die Wurzeln der Riesenpilze an der Oberfläche waren, die sich entlang der Wände und der Decke in einer Form ausgebreitet hatten, die an Rippen denken ließ, während ein feineres Geäst das Gestein abstützte, ganz so als würden sie sich durch einen riesigen Wurm bewegen. Tirian musste daran denken, wie der junge Bretone das Pilzgeflecht der Kuppel einfach öffnen konnte. Ihr Gegner verfügte über Magie, der sie wirklich besser nicht begegnen sollten.

    "Dreveni wir sollten...": wollte er etwas sagen, als die Assassine ihm mit einem Zischen befahl ruhig zu sein. Im Halbdunkel deutete sie nach vorne. In einigen Metern Entfernung konnte er aus einer Tunnelseite helleres Licht dringen sehen. "Ein Durchgang?": fragte er sich. Dann ganz leise, hörte er flüsternde, schnarrende Stimmen. Wie sollten sie daran nur vorbeikommen?

    [Dreveni]
    Noch verlief alles glatt - verdächtig glatt. Nicht nur der kleine Unfall und die darauffolgende Schlägerei hatte ihnen in die Hände gespielt, auch der Start dieses Dinges, dieses monströsen, fliegenden Abscheulichkeit, hatte mit Sicherheit einiges dazu beigetragen, von ihnen abzulenken. Also gab es dieses Luftschiff tatsächlich. Dreveni war nicht unbedingt abergläubisch - im Gegenteil, sie hielt sich für ziemlich rational - und doch hatte sie für einen Moment mit sich kämpfen müssen um nicht Hals über Kopf davon zu laufen. Und nun waren sie auch noch diesen leichtsinnigen Alten los. Sie hatte sich mehr als einmal geschworen ihn zu erdolchen als sie ihn wieder einmal am Kragen zurückhalten musste. Auch wenn es sich gezeigt hatte, dass er recht behalten sollte. Meradanz hatte zu wenig Wachen, allerdings war Vorsicht noch immer besser als Nachsicht.

    Doch das Glück schien sie langsam aber sicher zu verlassen, als sie vor sich im Gang schnarrende Stimmen und Geräusche hörte. Etwas bewegte sich, aber es klang mehr nach Kreaturen denn nach Mensch oder Mer. Sie bedeutete Tirian, der gerade zum Sprechen angesetzt hatte, zu schweigen, und schob sich vorsichtig ein Stück weiter in den Gang um eine bessere Sicht zu haben.

    Gegen das Licht konnte sie drei Wesen in Kutten sehen, die seltsam gekrümmt umherhuschten. Sie waren nicht wirklich groß, und fast mochte man sie für Goblins halten, wenn auch die Geräusche und ihr Gang nicht ganz zu passen schien. Aber wer wusste schon was es hier für Unterarten von Goblins gab. Außerdem trat gerade eine Gestalt in Knochenrüstung in ihr Blickfeld.
    Schlecht.
    Sie lief zurück und flüsterte Tirian ins Ohr: "Drei kleine Kreaturen in Kutte, vielleicht Goblins. Plus jemand in Knochenrüstung." Sie schwieg kurz während sie nachdachte. Die drei Kreaturen machten einen eher schwachen Eindruck. Entweder sie waren Diener, und ungefährlich, oder sie hatten etwas anderes in der Hinterhand. "Schleichen ist keine Option, zu hell. Selbst mit einem Unsichtbarkeitszauber werden sie uns vermutlich hören."

    [Tirian]
    Dem Heiler lief der Schweiß in den Nacken als die Geräusche näher kamen. "Eine offene Konfrontation? Ist das nicht das letzte, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt riskieren sollten": fragte er die Assassine fassungslos. Ihm war nicht wohl dabei. Sie waren kaum schon unter dem Turm, hatten Tarrior weder gefunden noch befreit und jetzt sollten sie sich schon in einen Kampf verwickeln lassen. "Irgendein Daedra treibt ein böses Spiel mit uns": war sich Tirian nun ganz sicher. "Der Tunnel ist zwar breit, aber nicht so breit. Zum Kämpfen wird kaum Platz bleiben": stellte er fest. Nicht das er viel von den diesen Dingen verstand, aber ihm erschien ihre eigene Bewegungsfreiheit angesichts des sie umgebenden Gesteins reichlich eingeschränkt. Es blieb nicht mehr viel Zeit, bald wären ihre Gegner da. Tirian seufzte. "Wie wollen wir also vorgehen?": fragte er seine Begleiterin, immerhin standen sie einer doppelten Anzahl an Gegner gegenüber.

    [Dreveni]
    Tirian hatte nicht unrecht mit seinen Bedenken. Aber blieb ihnen denn eine andere Wahl? Der Tunnel war in der Tat eng, zu eng um die Schwerter zu verwenden, aber das galt in diesem Fall nicht nur für sie selbst, sondern ebenso für ihre Gegner. Wäre sie alleine hätte sie es drauf ankommen lassen. Sie hätte sich in einen Unsichtbarkeitszauber gehüllt und versucht, vorbeizuschleichen. Aber auch wenn sich Tirian wesentlich leiser bewegte als Arranges, es würde ziemlich sicher schief gehen.
    Sie maß den Heiler mit einem kurzen, abschätzenden Blick, und raunte ihm zu: "Wollt ihr euren Freund nun befreien oder nicht?" Wenn er jetzt schon kalte Füße bekam, konnten sie genauso gut gleich wieder umdrehen. "Versucht, euch auf Magie zu konzentrieren. Wenn ihr das Schwert benutzt, passt bloß auf wenn ihr ausholt!"

    [Tirian]
    Der Heiler überlegte fieberhaft. Auf seine Zerstörungsmagie wollte er nur äußert ungern zurückgreifen und im engen Tunnel mit Blitzen zu arbeiten, wäre vielleicht auch nicht die beste Idee. Das Langschwert hatte eine scharfe Spitze und wäre bestens geeignet um zu stechen, allerdings war es für diese Aufgabe auch reichlich groß und entsprechend unhandlich. Allerdings, wenn die Gegner näher kommen, könnte ich vielleicht auf Berührung... "Ich kann einen Schildzauber um uns weben und ich kann auch versuchen eure Muskeln mit meiner Magie zu stimulieren, damit sich eure Kraft, oder Geschwindigkeit oder ähnliches verbessern": bot er an.

    [Dreveni]
    Hatte sie ihm nicht vor einer Weile erst gesagt dass er diese Stärkungszauber lassen sollte? Sie antwortete: "Nicht nötig," und sah sich nach den Gestalten um. Noch schienen sie nicht bemerkt worden zu sein. "Kommt nur ja nicht auf die Idee mich mit irgendwelchen Zaubern aus dem Konzept zu bringen. Ich kenne meine Stärke genau, auch ohne Magie" Noch während sie die letzten Worte sprach, griff sie zu ihrem Bogen und war tatsächlich froh ihn, sowie eine handvoll Pfeile, mitgenommen zu haben. Normalerweise hätte sie ihn zurück gelassen, war es doch eher keine klassische Nahkampfwaffe. Doch gerade war die Gelegenheit zu günstig, nachdem die kleinen Gestalten gerade kollektiv ihren Rücken zu ihr gedreht hatten. Drei gegen zwei klang doch schon gar nicht mehr so schlecht, oder? Leider reichte die Zeit nicht mehr, die Pfeilspitze zu vergiften, aber so musste sie eben besonders gut zielen und hoffen den Hals trotz Kutte zu treffen. Sekunden später fiel eine der kleinen Gestalten wie gefällt zu Boden, das Gesicht voraus, den Hals in dem nun der Pfeil steckte unnatürlich verdreht. Gleich darauf ließ sie den Bogen fallen, hüllte sich in einen Schildzauber und zog ihr Schwert.
    Geändert von KingPaddy (18.12.2016 um 14:21 Uhr)

  6. #106

    Molag Amur, Tel Uvirith, Tunnel

    [Tirian]
    In dem Moment, in dem Dreveni den Bogen weglegte und noch dabei war ihr Schwert zu ziehen, ihre Gegner jedoch kaum bemerkt hatten, dass ihr Begleiter niedergestreckt worden war, ließ Tirian einen Kugelblitz durch den Gang fliegen. Er zischte nahe Drevenis Gesicht vorbei und zog eine nach Ozon riechende Geruchsspur hinter sich her, als tobe im Gang gerade ein Gewitter. Mit einem lauten Britzeln fuhr er einem weiteren Kuttenträger in die Seite, hob ihn geradewegs vom Boden und schleuderte ihn die zwei Schritte weit gegen die nächste Wand. Tirian zog sein Schwert, nahm es mit beiden Händen am Griff und führte es in waagerechter Position an seiner Seite nach hinten. Seine Arme spannten sich, die Spitze zeigte nun nach vorne und er selbst war bereit zuzustechen. Er stellte sich leicht schräg hinter Dreveni auf. Als erfahrenere Kämpferin wäre sie besser dazu geeignet, etwaige Gegner abzufangen. Er würde von hinten jeden niederstechen, der ihr zu nah kam. Für Magie war jetzt kein Platz mehr. Die Gefahr die Dunmer zu treffen und zu verletzten war zu groß. Inzwischen kamen die Gegner heran. Die verbliebene Kuttengestalt hielt sich im Hintergrund und ließ den Kerl mit der Knochenrüstung vor. "Wenn es ein Goblin wäre, hätte die Wache ihn vorgeschickt. Was haben sie vor?": überlegte er und überprüfte noch einmal den Schild. Mit gezogenem Streitkolben stürmte der Gerüstete nun vor. Aus der Dunkelheit schälte sich sein Kopffüßerhelm als handele es sich bei ihrem Gegner um eine schleimige an die Oberfläche gekrochene Meereskreatur. Noch bevor sich die Waffen der Assassine und ihres Gegners begegneten, spürte Tirian jedoch eine Veränderung in der Luft. Ein Knistern und eine Aufladung, die nicht vom Schild kam. Eine Wolke roter Partikel manifestierte sich direkt hinter dem Gerüsteten, der wich ihr mit einem plötzlichen Ausfallschritt aus, der der Assassine vielleicht Gelegenheit zu einem Konter gegeben hätte, wenn der Heiler ihr nicht ebenso geistesgegenwärtig einen kleinen Stoß zur Seite gegeben hätte, während er sich selbst abduckte.

    Die Partikelwolke zog vorbei und zerplatzte an der Wand neben ihnen. Die Wurzeln begannen sichtlich zu pulsieren. Es war Magie im Spiel.

    [Dreveni]
    Da waren es schon zwei weniger, dachte sich Dreveni, doch sie hatte wenig Zeit sich über ihrer beiden Erfolg zu freuen. Nicht weniger verblüfft als Tirian sah sie, dass die dritte kleine Gestalt sich dezent im Hintergrund hielt, während die Knochenrüstung auf sie zugestürmt kam. Sie festigte ihren Stand noch etwas, registrierte dass Tirian halb hinter ihr stand, als sie schon das zweite Mal überrascht wurde.
    Nur Tirians Stoß hatte sie es zu verdanken dass die der seltsamen roten Partikelwolke ausweichen konnte. Es war müßig darüber nachzudenken was es genau für ein Zauber gewesen war, und sie hatte auch wenig Lust es durch eigene Erfahrung herauszufinden.
    Sekunden später war die Gestalt in Knochenrüstung heran, und sie schaffte es gerade noch den Streitkolben abzulenken, mit dem er zu einem knochenbrechendem Hieb ausgeholt hatte.
    Also war die verbliebene kleine Gestalt durchaus ein ernstzunehmendes Problem, und sie war froh dass sie die anderen zwei relativ schnell erledigt hatten.
    Wenn sie es schaffte die Knochenrüstung abzulenken, dann hatte Tirian eine Chance sich mit der Kuttengestalt zu befassen, gerade da er ja selbst den einen oder anderen Zauber auf Lager hatte. Hoffentlich schätzte er die Situation genauso ein wie sie...

    [Tirian]
    Mit Erleichterung bemerkte der Heiler, wie Dreveni es trotz seines Stoßes schaffte, sich dem Gerüsteten zu stellen, erst ließ sie seinen Hieb abgleiten dann warf sie sich ihm auch schon entgegen und drückte ihn zur Seite. Er wusste nicht, ob das Absicht war oder nicht, aber so beschäftigt, konnte der Rüstungsträger ihm nicht in die Quere kommen, wenn er sich mit der Kutte befasste. Tirian sah nun etwas deutlicher. schmale, magere Hände kamen unter dem Überwurf hervor. Er sah kleine roten Funken zwischen den Finger. "Noch ein Zauber": schoss es ihm durch den Kopf. Anhand der Blickrichtung, die der Dunmer vermutete, war es wohl immer noch das Ziel des zweiten seinen Partner gegen Dreveni zu unterstützen. Der Heiler schob sich an der verkeilten Assassine und ihrem Sparring-Partner vorbei und sammelte Magie. Als er sich sicher war keine Unbeteiligten zu treffen, entließ er sie, was ihm einerseits die Aufmerksamkeit des Kuttenträgers sicherte, der mit einem wütenden Zischen etwas zurückwich, scheinbar dennoch von den Ausläufern der zuckenden Blitzlanzen getroffen wurde, aber offenkundig kaum Schaden davon nahm. Da sich die Magie dank der stürmischen Entladung in der ganzen Weite des Tunnels ausgebreitet hatte, geriet stattdessen der Boden und die Wände bzw. die Wurzeln geradezu ekstatisch in Bewegung. Ein Rucken ging durch ihren Abschnitt.

    Tirian, der mit so etwas gerechnet hatte, war besser in der Lage das Gleichgewicht zu halten und die weiteren Meter noch voranzustolpern, während der Kuttenträger offenkundig alle Mühe hatte, zumal er sehr nah an der lebendigen Wand stand, nicht umzukippen. Das Schwert wie zuvor in Stichposition, ließ der Dunmer es nun nach vorne schnellen und traf tatsächlich, wenn wohl keine sonderlich letale Stelle, in dem Wust der Kutte, war das auch gar nicht so leicht auszumachen. Jedoch quittierte der Kuttenträger den Schwertspitzentreffer mit dem spitzen Schrei eines gestochenen Tieres. Und einem Fluch auf etwas, dass in Tirians Ohren nach einer Art altertümlich anmutendem Dunmeri klang. "Definitiv kein Goblin": stellte sein Kopf das Offenkundige noch einmal fest.

    Diesen kurzen Moment in Gedanken jedoch nutze die Kutte gnadenlos aus. Rote Strahlen bohrten sich in Tirians Brust. Neben dem plötzlichen Brennen, dass ihn aufjaulen ließ, spürte er plötzlich eine immer größer werdende Schwäche in sich. "Er... saugt mir die Energie ab": knirschte der Heiler zwischen den Zähnen hervor.

    [Dreveni]
    Der Gerüstete machte ihr schwer zu schaffen, und nur am Rande registrierte sie, dass Tirian den dezenten Hinweis verstanden hatte und sich tatsächlich um den dritten Kuttenträger kümmerte. Sie hatte keine Ahnung wer diese drei kleinen Gestalten waren, aber das war gerade auch eher zweitrangig.

    Der Gegner war ihr nicht unbedingt an Fertigkeiten überlegen, aber die Rüstung war ein klarer Pluspunkt. Sie versuchte immer wieder eine Schwachstelle zu finden, aber ein ums andere Mal prallte die gläserne Klinge ihres Schwertes mit einem hohen, vibrierenden Ton von den Knochen ab. Selbst wenn sie es schaffen sollte in eine Schwachstelle zu stechen, die Gefahr war groß dass das Schwert sich zwischen den Platten verkeilte.

    Schließlich - sie merkte wie langsam aber sicher ihre Kondition nachließ - wurde der Boden unter ihren Füßen erneut geschüttelt. Der Gerüstete, der gerade zu einem Schlag ausholte, musste um sein Gleichgewicht kämpfen. Er schwang den Streitkolben über seinen Kopf nach hinten, und gab sich so eine volle Blöße. Sie stieß das Schwert nach seiner Kehle, die, da er den Kopf ebenfalls nach hinten neigte, durch einen großen Spalt zwischen Helm und Brustplatte nun relativ ungeschützt war. Sie traf, ihr Gegner gab ein gurgelndes Geräusch, und - natürlich - das Schwert steckte fest. Bevor sie aber auch nur daran denken konnte, es wieder freizubekommen, sah sie aus dem Augenwinkel Tirian. Tirian, der gerade in einen der Zauber des Kuttenträgers geraten war. Sie gab dem Gerüsteten, der immer noch stand, aber offenbar absolut Handlungsunfähig war, einen Stoß um ihn aus dem Weg zu schaffen.
    Dann zog sie das Stilett und warf es in Richtung des Kuttenträgers. Er war gerade in voller Konzentration auf den Zauber, die Chancen waren gut dass er sie nicht gesehen hatte.

    [Tirian]
    Der Heiler wollte seine schwindende Kraft zusammennehmen, um sich gegen seinen Gegner zu werfen. Was das Körperliche anging, schien die Kutte nicht sonderlich befähigt zu sein. Eher im Gegenteil. Allerdings fühlten sich seine Beine immer mehr schwer wie Blei an. Sein eigener Körper kompensierte den Kraftverlust, in dem er sich langsam herunterregelte. Würde das noch ein wenig andauern, so bliebe schlussendlich sein Herz stehen. Mit schierer Willenskraft stemmte sich der Heiler gegen das saure Gefühl in seinen Muskeln. Um sie zumindest unter Schmerzen zur Bewegung zu zwingen. Es funktionierte, doch schien es hoffnungslos damit den Gegner angehen zu wollen. Da kam ihm etwas zur Hilfe. Aus dem Augenwinkel sah er etwas kurz im Zwielicht des Ganges funkeln, bevor es seitlich der Kutte auf der Höhe von Hals oder Brust, genau konnte der Dunmer es nicht sehen, in die Seite fuhr. Wieder war ein Kreischen zu vernehmen. Der Zauber brach ab.

    Mit dem seltsam watteartigen Gefühl tauber Beine und bleischwerer Arme, brachte er sein Schwert noch einmal in Anschlag, drückte seine Fersen gegen den Boden und stieß sich nach vorne hin ab. Der Bewegung konnte man wohl nicht mehr attestieren als besonders energisches Stürzen, doch mit dem Schwung nach vorn drang seine Klinge scheinbar mühelos in den Wust vor sich ein. Das Schwert durchbohrte nicht nur den Mantel, sondern Tirian merkte am leichten und dann sehr schnell schwindenden Widerstand, wie es auch den Körper seines Gegner penetrierte. Getragen von dem unglücklichen Schwung des halben Sturzes, fällte er den Kuttenträger wie einen Baum. Schwer atmend lag der Heiler nur auf seinem Opfer, das sich selbst nicht mehr rührte. Während sein Herz rasend schlug, bekam er langsam wieder Gefühl in seinen äußeren Gliedmaßen.

    [Dreveni]
    Treffer.
    Sie sah wie Tirian, zwar sichtlich geschwächt aber noch halbwegs Herr seiner Sinne, der Gestalt den Rest gab. Sie wandte sich wieder zu dem Gerüsteten, der inzwischen auf dem Boden lag und entweder schon tot oder kurz davor war, und zog mit einem kraftvollen Ruck das Schwert aus dessen Hals, und hob den Bogen auf den sie vorhin hatte fallen lassen. Dann ging sie hinüber zu dem Heiler, der immer noch auf sein Schwert gestützt da stand. Sie zog das Stilett aus dem Kuttenträger und wandte sich an Tirian: "Ich denke es ist besser wenn wir hier noch ein paar Minuten warten, bis Ihr wieder bei Kräften seid." Sie selbst fühlte wie sie langsam wieder zu Atem kam, aber ein paar Minuten Pause würden ihr auch nicht schaden.
    Geändert von KingPaddy (07.02.2017 um 05:15 Uhr)

  7. #107

    Mola Amur, Tel Uvirith, Tunnel

    [Tirian]
    Der Heiler hatte Mühe das Gleichgewicht zu halten, als er sich schließlich mit Hilfe des Schwertes wieder in den Stand gekämpft hatte. Die Klinge stak noch immer in dem gefällten Kuttenträger und hatte so genug Halt, um ihm selbst welchen zu geben. Drevenis Worte hatten Sinn. "Ja, lasst mich kurz ausruhen, bis ich mich wieder halbwegs bewegen kann": stimmte Tirian zu. "Dieser Zauber. Er war ziemlich stark. Ich frage mich": sagte er abgehackt. Er ließ die Klinge los und ging sich an der Wand abstützend zu dem Kuttenträger hinüber, den der Blitz zuvor gegen die Wand geworfen hatte. Mit einem mulmigen Gefühl, bückte er sich nach unten, was seine Muskeln mit Schmerzen und er mit einem Keuchen quittierte und versuchte die Kutte zur Seite zu schieben. Als das bei dem ganzen Stoff nur mehr schlecht als Recht klappte, bat er Dreveni sein Schwert hinüber zu bringen, was die Assassine schließlich auch tat.

    Die Klinge war zwar scharf aber nicht unbedingt zum Schneiden von Stoff geeignet, allein schon weil sie so lang war, entsprechend versuchte er die Klinge mehr wie eine Art scharfen Schleifstein einzusetzen und den Stoff darüber zu ziehen, sodass er den Körper des erledigten Gegners endlich mit Hilfe einiger Schnitte freilegen konnte.

    Als die Verhüllung schließlich gänzlich abgeschält war, entfuhr dem Heiler ein zugleich überraschter als auch erschreckter Laut: "Was bei ALMSIVI ist das?!" Als der erste Schreck verflogen war, nahm er den Körper genauer in Augenschein. Die spitzen Ohren und die aschgraue Haut als auch die sonstige Physiognomie sprachen deutlich für einen Dunmer. Doch der Körper dieser Kreatur war ausgemergelt der Kopf im Vergleich jedoch geradezu krankhaft angeschwollen. Die Augen selbst hatten viel von dem gesunden Rot verloren und waren vielmehr blässlich, fast schon weiß und traten aufgrund der enormen Kopfschwellung auch unangenehm hervor. Das krankeste aber waren die seltsamen metallischen... Applikationen - Tirian konnte es nicht anders beschreiben - die in dessen Rücken steckten. So als hätte sich jemand einen Spaß daraus gemacht, diese Kreatur zu foltern, war der Rücken entlang der Wirbelsäule mit fingerdicken Metallstäben gespickt worden, die offenkundig auch den seltsam gebeugt wirkenden Gang verursacht hatten, denn mit so etwas im Rücken war es gänzlich unmöglich sich aufzurichten. Die Metallstäbe selbst jedoch dienten aber offenbar dazu Halterung für die in sie eingelassenen Kristalle zu sein. Prüfend berührte Tirian einen von ihnen. Seine Hand zuckte zurück, denn es war eine Menge Energie in ihnen gespeichert. "Seelensteine?": stellte er verwundert fest.

    Mit eben solchem Erstaunen stellte er auch fest, dass nicht sein Blitz dem Gegner den Rest gegeben hatte. Die Brandwunde hielt sich in Grenzen und verriet, dass auch die Schockmagie nicht so stark gewirkt haben mochte, als das sie dieses Ding - Tirian weigerte sich irgendwie es als Mer zu identifizieren - hätte töten können. Ein prüfender Blick später war klar, dass wohl beim Schleudern gegen die Wand das Genick gebrochen war. Dazu klebte am ganzen Körper ein geradezu penetranter Schwefelgeruch.

    Er richtete sich wieder auf und steckte das Schwert zurück. Dreveni, die ihm bisher schweigend zugesehen hatte, trat an ihn heran. Auf die unausgesprochene Frage hin schüttelte der Heiler den Kopf. "Ich habe so etwas bisher noch nicht gesehen. Ich habe keine Ahnung was das da ist": sagte er. "Aber ich denke ich habe mich soweit ausgeruht, dass wir weitergehen können": meinte er dann. Er wollte bloß weg von dem seltsam verunstalteten Leichnam.

    [Dreveni]
    Sie sah zu wie Tirian Stück für Stück den Körper eines der Kuttenträger freilegte. Auch ihr erster Impuls war, zurückzucken, doch dann schallt sie sich. Was immer das gewesen war, war nun einwandfrei tot, und somit keine Gefahr mehr. Alles andere war abergläubische Furcht, wie sie höchstens den Waschweibern gut zu Gesicht stand, oder degeneriertem Adel, aber nicht ihr, die sie schon unzählige Male mehr oder weniger übel zugerichtete Leichname gesehen hatte.
    Allerdings war ihr das dort auch noch nie untergekommen. Was war das? Halb Mer, halb - ja was? Dann sah sie ebenfalls die Seelensteine. Magie also, und zwar von der übelsten Sorte. Nun ja, wirklich wundern sollte sie das nicht, nachdem sie das Luftschiff gesehen hatte.
    Also versuchte sie, Haltung zu bewahren. Zurück war jedenfalls keine Option, nicht nachdem was sie alles er- und überlebt hatten auf dem Weg hierher.
    "Was auch immer es ist, es ist tot," antwortete sie dem Heiler. "Also kann es getötet werden. Mehr muss ich nicht wissen."
    Dann gingen sie weiter den Gang entlang. Es tat sich nicht viel, und so sehr sie sich auch bemühte, es war nichts zu hören. Sie schienen alleine zu sein. Auch die Kammern, zu denen sich der Gang hin und wieder erweiterte, und die offenbar als Unterkünfte dienten, waren leer. Glücklicherweise, es wären auch zu viel Gegner gewesen. Doch irgendwo mussten die Kreaturen sein, die hier normalerweise hausten.
    Das einzige was ihr auffiel, war ein immer stärker werdender Schwefelgeruch, dem sie übereinstimmend beschlossen zu folgen.

    [Tirian]
    Nach einer Weile des stillen Nachdenkens begann der Heiler laut zu überlegen, mit Dreveni zu sprechen, um vielleicht dem Geheimnis dieser Kreaturen näher zu kommen. So sehr er sich bemüht hatte, sich auf ihren Weg durch das Zwielicht zu konzentrieren, konnte er seine Gedanken nicht von dem grotesk-deformierten Wesen abwenden, das sie angegriffen hatte.

    "Ihr habt die Magie doch sicher auch bemerkt. Ich habe überlegt, ob es vielleicht ein Daedra sein könnte. Diese Dinger in seinem Rücken, die offenbar Seelensteine enthielten, waren so stark geladen, dass da mit Sicherheit die Seelen von Daedra oder zumindest Trollen oder Ogern aus unserer Welt verwendet worden waren. Allerdings glich dieses Ding keiner mir bekannten Daedra-Abart und der Tempel besitzt darüber eigentlich umfangreiches - freilich theoretisches - Wissen. Dremoren sind uns Dunmern ähnlich, aber doch ganz anders, vor allem als diese Dinger. Die Stangen erinnerten mich an ein altes medizinisches Lehrbuch aus der Potentaten-Zeit im Kaiserreich. In Akavir soll es wohl vorkommen, dass Heilbehandlungen vorgenommen wurden, in dem man den Patienten mit Nadeln spickt. Ein Unsinn. Aber selbst dafür benutzt man nicht solche Stäbe. Der deformierte Kopf wiederum erinnert an Dinge, die ich in Schwarzmarsch und Vvalenwald gesehen habe. Der Biss giftiger Insekten oder Schlangen kann eine derartige Schwellung verursachen. Es gibt auch Insekten die ihre Eier unter der Haut ablegen und das Wachsen des Nestes bläht dann die entsprechenden Körperstellen auf. Aber ein derart krankhaftes Anschwellen des Kopfes bei gleichzeitiger Atrophie des Körpers habe ich noch nicht gesehen."

    Tirian seufzte und bemerkte einen Seitenblick der Assassine. Er räusperte sich. "Es ist nicht so, dass das ganze nur ein interessanter Krankheitsfall ist. Offenbar verfügt das Ding auch über starke magische Fähigkeiten, die vermutlich nicht allein von den Kraftquellen auf seinem Rücken herrühren. Ich hab davon eine Kostprobe zu schmecken bekommen. Wenn ich an die Unterkünfte denke, an denen wir gerade vorbei gekommen sind und an die ganzen wuselnden Kuttenträger, die dabei waren das Luftschiff zu beladen, macht mir der Gedanke Angst, dass der Hexer hier unter dem Turm womöglich eine ganze Schar von denen versteckt hält": erklärte der Heiler seine Besorgnis. Bevor er dem Gedanken jedoch weiter nachgehen konnte, bogen sie um eine Ecke und sahen endlich deutlich Licht am Ende des Tunnels. Doch es war feuerrot. Der Schwefelgeruch, dem sie bisher gefolgt waren, wurde jetzt sehr stark und die warme Luft, die bisher auch schon im Tunnel gestanden hatte, wurde mit jedem weiteren Schritt zu einer Wand, die zusammen mit den Schwefeldämpfen das Atmen ebenso erschwerte, wie das Vorankommen.

    [Dreveni]
    Sie hörte Tirian mit halben Ohr zu, während sie versuchte auf die Umgebung zu achten. Gerade als sie ihn zurechtweisen wollte, merkte er selber dass es langsam zu viel wurde. Und doch konnte sie nicht umhin zu sagen: "Ihr könntet euch eure wissenschaftlichen Ausführungen generell für später aufheben. Alles was momentan interessiert ist: Wie viele, und wie tötet man sie am schnellsten. Das warum und wieso muss warten für später."
    Dann sah sie das rote Licht am Ende des Tunnels ebenfalls. Auch wurde die Luft immer stickiger, und zusammen mit dem Schwefelgestank wurde es fast unmöglich zu atmen.
    "Außerdem solltet ihr euch eure Luft jetzt lieber für wichtigere Dinge sparen," fügte sie noch hinzu.
    Geändert von KingPaddy (07.02.2017 um 05:16 Uhr)

  8. #108

    Molag Amur, Tel Uvirith, Kerker

    Tirian drückte sich zusammen mit Dreveni dichter an den Durchgang heran, um in den stickigen Raum dahinter zu spähen. Nach der langen Zeit in dem schummrigen, dunklen Tunnel, brannte das nun allgegenwärtige Rot in den Augen und die stickige heiße, auf eine unangenehme Art zugleich feuchte sich aber trocken anfühlende Luft, raubte ihm den Atem. Ein penetranter Gestank von Schwefel hing allgegenwärtig und massiv in der Luft. Vor ihnen öffnete sich eine große Höhle. Von der Decke hingen Stalagtiten und die Ränder der Höhle waren mit Stalagmiten, kleinen Schwefelgeysiren und heiß brodelnden terrassenartig angeordneten Tümpeln belegt. Der rote Schein rührte von kleinen und größeren Lavagruben her, die wie blutige Einsprengsel im grauen Gestein der Höhle wirkten. Das Wurzelgeflecht war hier zu einem das den Boden bedeckendes Parkett geworden und wand sich als schmaler Weg durch die Höhle und verband ihren Durchgang mit zwei weiteren im hinteren Teil, von denen die eine mit einem massiven Eisentor gesichert war. Ein weiterer, breiterer Abgang führte zu einem großen, runden gemauerten Durchgang, der ganz den Eindruck erweckte hier handle es sich offenkundig um einen repräsentativen Weg.

    „Womöglich befindet sich dahinter der Zugang zum Turm“, überlegte der Heiler, als er die Entfernung schätzte, die sie bereits zurückgelegten hatten. Sie mochten sich nun ungefähr unter dem Turm des Hexenmeisters befinden. Sein Blick fiel nun nach links. Die ganze dortige Seite der Höhle nahm eine Grube von riesigen Ausmaßen ein, die zudem auch einen Gutteil der Höhle selbst ausfüllte. In der Mitte dieses kreisrunden Schlunds erhob sich eine große, schwarze Felsnadel. Der Rand, den er von seiner Position aus einsehen konnte, ging allein einige Meter in die Tiefe, bevor er hinter dem Erdboden verschwand. So mochte die Grube wohl noch viel tiefer sein. Auch von dort leuchtete es rot hinauf, was darauf hinwies, das sich am Grunde dieses Trichters wahrscheinlich Lava befand. Was Tirian jedoch merkwürdig fand war, dass eine weitere Abzweigung des Wurzelstegs, direkt zum Rand der Grube führte und dann über diesen hinweg nach unten hin verschwand. „Dort muss es weitergehen“: überlegte der Dunmer und schaute sich noch einmal um. Es waren keinerlei Wachen oder andere Leute zu sehen. Der Weg war frei, dass sie sich umschauen konnten. Wenn sie so nah am Turm waren, mussten die Kerker also hier direkt vor ihnen liegen. Er konnte fast schon körperlich spüren, dass ihm Tarrior nahe war.

    Ein kurzer Blick zurück zur Assassine, ein ebenfalls kurzes Nicken und die beiden schlichen geduckt, sodass die Felsnadeln ihnen Deckung geboten hätten, wäre plötzlich jemand aus einem der anderen Durchgänge aufgetaucht, in den Raum hinein. Offenbar hatten sie wirklich Glück gehabt, dass Behram offenbar einen Ausflug mit seinem Luftschiff machen wollte. Tirian hatte den Verdacht, dass die Kreaturen in den Kutten, die sie gesehen hatten, sich sonst hier unten herumtrieben. So wie ihre Mäntel gerochen hatten, verbrachten sie wahrscheinlich die meiste Zeit in den Höhlen, wenn sie denn überhaupt jemals ans Tageslicht kamen, was er bezweifelte. Da sie jetzt dieses metallene Ungetüm in dem Hangar beluden, waren die Höhlen und Tunnel hingegen fast leer. Sehr zu ihrem Glück. So erschien trotz aller Vorsicht auch keine weitere Überraschung in einem der Durchgänge und sie befanden sich schnell in etwa der Mitte der Höhle an dem Punkt, wo sich der Weg zu einer Kreuzung verwandelt hatte und jetzt mehrere mögliche Abzweigungen bot. Rechts lag der gemauerte Ausgang, von der sich der Heiler sehr sicher war, dass er in den Turm hinein führen würde. Kurz zuckte die Erinnerung an Meister Aryon auf. Er hatte ihm einen Beweis im Austusch für seine Hilfe versprochen. Obwohl er Heiler sonst geneigt war Abmachungen einzuhalten, erschien ihm der Gedanke viel sinnvoller mit Tarrior zusammen die Tunnel zu verlassen, am besten auf dem gleichen Weg, den sie gekommen waren und einfach aus der Stadt zu fliehen. Die direkte Konfrontation mit dem Hausherrn zu suchen, war in keinem Fall etwas, worauf er Lust hatte.

    Als er so grübelte, deutete Dreveni schon nach links und wies auf die Grube. „Bevor uns dahinter schleichen, sollten wir vielleicht mal einen Blick darunter werfen“: schlug sie vor. Der Heiler war einverstanden. Womöglich ließ der Telvanni seine Feinde ja in Käfigen über dem Feuer rösten. So etwas taten, laut Tarrior, die Dremora Mehrunes Dagons in Oblivion mit ihren Feinden. Tirian lief ein Schauer den Rücken herunter, bis er sich besann, dass das Tarrior nichts ausmachen würde. Langsam näherten sich die beiden dem Rand, schoben sich heran und warfen schließlich mehr als einen Blick hinunter. Was sie sahen ließ sie staunen, zumindest der Heiler brauchte einen Moment, um die Szene zu erfassen.
    Die Wurzeln bildeten, nachdem sie unter dem Rand abfielen eine Treppe, die sich entlang der Grubenwand in einer Spirale nach unten zog. Knapp vor ihnen hing, scheinbar ebenfalls aus Pilzen und Wurzelmaterial gewachsen – obwohl es vom Aussehen her an eine fette Raupe erinnerte, die sich an die Wand klammerte – ein Gebilde mit vergitterten Fenstern, das man offenbar durchqueren musste, denn auf der anderen Seite setzte sich der Weg in die Tiefe einfach fort. Weiter unten jedoch waren dann auf mehreren Etagen Kammern mit Gittern, ebenfalls aus Wurzeln, in die Grubenwand gehauen, sodass es über dem mit Lava gefüllten Grund des Schachts mehrere Ebenen mit Zellen gab, die über jenen Wurzelstieg angeschlossen wurden, der auf der Zellenbene direkt am Grund herum um die brodelnde Lavagrube endete. Mehrfach liefen Wurzeln von der Treppe zur der großen Felsnadel in der Mitte hin und umklammerten diese, scheinbar um der Konstruktion am Rand den nötigen Halt zu verleihen. Es war eindeutig. Sie hatten den Kerker von Tel Uvirith gefunden. „Mein Freund muss irgendwo da unten sein“: flüsterte der Heiler Dreveni zu. Der Assassine deutete mit einem Nicken ihres Kopfes nach rechts an, dass sie den Rand etwas entlang krabbeln sollten, was sie auch taten.

    Offenbar wollte sie sich das Gebilde, das den Weg knapp unter dem Rand blockierte, genauer anschauen. So geriet es auch für Tirian genauer in den Blick. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. In dem Raum befand sich vermeintlich nichts weiter als ein großer Tresen, hinter diesem mehrere Truhen und auf einem Stuhl sitzend offenbar so etwas wie ein Wärter, der scheinbar den Durchgang und damit die Gefangenen bewachte. Wenn Tirian das richtig erkennen konnte, handelte es sich angesichts der hellen Haut um einen Menschen, die doch beeindruckende Körpergröße, die sich trotz der schwarzen Robe abzeichnete, sprach sogar für einen Nord. „Hm schlau. Jeder der in den Kerker hinabsteigen oder ausbrechen will, muss zwingend an dem Wächter vorbei“: dachte der Heiler, dann fiel ihm etwas Seltsames auf. „Trägt der Kerl eine schwarze Augenbinde?“, fragte er halblaut, und erntete, wie er mit einem Seitenblick bemerkte, ein nachdenkliches Nicken seiner Begleiterin. „Meradanz wird ja wohl kaum einen Blinden zur Bewachung seiner Gefangenen abstellen“: verwarf Tirian ebenso halblaut diesen dummen Gedanken gleich wieder. Das Gesicht der Assassine blieb ausdruckslos, „Oder doch?“

  9. #109

    Molag Amur, Tel Uvirith, Kerker

    [Dreveni]

    Dreveni musterte den Mann einen Augenblick. Natürlich würde Meradanz keinen Blinden als Wärter einsetzen, es sei denn, er konnte das fehlende Augenlicht mit etwas anderem mehr als kompensieren. Doch mit was? Für einen Moment erwog sie, ob das nicht einfach nur eine Art Tarnung sein konnte, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Wer sollte hier in die Irre geführt werden? Die Aufgabe des Wärters war eindeutig die Gefangenen an der Flucht zu hindern, und eher weniger Fremden das Eindringen zu verwehren. Die Gefangenen würden vermutlich schnell dahinter kommen, sollte der Mann überhaupt nicht blind sein. Also war er vermutlich wirklich blind, was dann wieder zurück zu der ursprünglichen Frage führte. Mit anderen Worten, sie drehten sich im Kreis.
    "Wartet einen Moment", flüsterte sie Tirian zu, lief ein paar Schritte zurück und sammelte ein paar kleinere Steine. Als sie wieder an Tirians Seite war, warf sie einen davon in hohem Bogen über den Kopf des Mannes hinweg, wo er leise klirrend auf dem Boden aufschlug. So würde der Mann denken dass das aus Richtung der Zellen kam, und sie hoffte dass seine Reaktion ihnen etwas mehr verraten würde.

    [Tirian]
    Tirian hielt einen Moment den Atem an, als die Assassine vom Rand einen Stein in Richtung des Wärterraums warf. Er zog schräg über den Wärter hinweg und landete in der Nähe des zweiten Durchgangs, zum gewundenen Pfad hinab zu den Zellen. Ganz gefangen vom Schrecken des Augenblicks entging dem Heiler, dass es den Anschein hatte, dass die Hände des Wärters kaum merklich zuckten, als der Stein angeflogen kam, so als wolle er sich von dem heran fliegenden Geschoss schützen. Was der Dunmer jedoch sah, dass der Mann kurz nach dem Aufprall den Kopf einen kurzen Moment in Richtung des Durchgangs drehte, kaum mehr als einen Augenblick, sodass es mehr wie eine reflexhafte Reaktion wirkte. Da er sich sogleich wieder umwandte, wirkte es nicht so, als wäre ihm das Geräusch verdächtig vorgekommen.

    [Dreveni]
    Drevenis Augen waren auf den Wärter fixiert, sobald der Stein ihre Hand verlassen hatte. Ihr entging nicht das leichte Zucken seiner Hände, noch dass er den Kopf drehte. Allerdings war sie nun nicht wirklich schlauer als noch vor einem Moment - hatte er einfach nur ein unglaublich gutes Gehör, oder hatte er den Stein gesehen und wollte sie nur in dem Glauben lassen, blind zu sein?
    "Tirian?", flüsterte sie dem Heiler zu ohne den Kopf von dem Wärter zu nehmen. "Was haltet ihr davon?"
    Ihr selbst fiel dazu nicht mehr wirklich viel ein. Der nächste Schritt wäre dann wohl angriff, denn selbst wenn sie sich mit einem Unsichtbarkeitszauber an dem Wächter vorbeischleichen konnten, sie würden sich früher oder später verraten. Wer konnte schon sagen was in diesen Zellen alles eingesperrt war, und ob sie nicht Alarm schlagen würden. Das sicherste war also, den Wärter so schnell und lautlos wie möglich zu beseitigen.

    [Tirian]
    Der Heiler ließ etwas von der aufgestauten Luft entweichen. "Ich verstehe das ehrlich gesagt nicht. Das der Hexenmeister vielleicht nur einen Wächter platziert, weil er seinen Turm und die Katakomben unangreifbar wähnt, schön und gut, aber bei einem Ausbruch von Gefangenen wäre er allein. Und jemand der dazu noch blind ist? Ich kenne den Hexer nicht persönlich, aber jemand der sich mit einer kleinen Armee an Wachen und Söldnern und Dwemer-Mechanoiden umgibt, wird doch wohl kaum so nachlässig sein?": stellte der Heiler eine mehr rhetorische Frage in den Raum. Er betrachtete noch einmal die Situation. "Mir ist nicht wohl bei all dem. Das riecht mir allzu sehr nach einer Falle. Aber ihr seid die Expertin. Das solltet ihr entscheiden": war sich Tirian unsicher. Allerdings blieb ihnen so oder so kein anderer Weg als an dem Mann in der schwarzen Kutte vorbei. Ob nun schleichend oder wenn sie ihn aus dem Weg räumten. Auch wenn ihn schon jetzt gewisse Skrupel plagten, einen scheinbar blinden Mann, von Händen seiner Begleiterin abgestochen zu sehen.

    [Dreveni]

    Dreveni überlegte einen Moment. Eins war sicher: Ob blind oder nicht, der Kerl hatte ein unglaublich gutes Gehör. Ob es eine Falle war? Wer konnte das schon mit Sicherheit sagen. Ihrer Ansicht nach befanden sie sich fast schon zu nahe am Turm, um noch mit derartigen Fallen rechnen zu müssen. Mit selbstauslösenden Fallen, sicher. Aber eher nicht mit einem angeblich blinden Wärter. Auf der anderen Seite, wer wusste schon wie paranoid dieser Hexenmeister wirklich war.
    Wie auch immer, Falle oder nicht, ihr war es lieber das Problem gleich jetzt und hier zu beseitigen, und nicht zu riskieren davon eingeholt zu werden. Anschleichen würde schwierig werden, aber bei einem Angriff aus der Ferne bestand immer die Gefahr, dass sie ihn verfehlte oder er sich plötzlich bewegte - wenn sie nahe genug war um ihm die Kehle durchzuschneiden konnte sie wesentlich flexibler darauf reagieren. Und wenn er einen Pfeil knapp an seiner Nase vorbeifliegen sehen würde, wäre das Geschreie sicher groß, und sie wären aufgeflogen.
    "Wir müssen so oder so an ihm vorbei", sagte sie schließlich zu Tirian. "Also können wir uns auch gleich um das Problem kümmern. Falls er wirklich blind ist, hat er ein sehr gutes Gehör, er hat den Stein noch im Flug gehört. Ich gehe vor und versuche ihm die Kehle durchzuschneiden. Ihr wartet hier und greift ein, wenn es Probleme gibt."
    Sie wartete nicht auf Tirians Antwort, zog statt dessen ihren Dolch und sprach leise einen Unsichtbarkeitszauber. Sie hoffte, im Schutze des Zaubers, nahe genug von hinten an den Wärter heranzukommen, ihm dann dass Messer über den Hals zu ziehen und ihm tunlichst noch den Mund zuzuhalten.

    [Tirian]
    "Ihr wartet hier und greift ein, wenn es Probleme gibt": sagte sie gut. Wenig später löste sich sie sich quasi in Luft auf. Wäre nicht das in dem Zwielicht des roten Feuerscheins hin und wieder aufscheinende Wabern der Luft, das aber genauso gut von der heißen, stickigen Luft rühren mochte, hätte er nicht gewusst, dass sie überhaupt noch da war. Allerdings verlor er sie immer wieder aus den Augen. Wie sollte er da eingreifen? Statt zu versuchen ihr mit dem Blick zu folgen, robbte er wieder an den Rand der Grube heran und nahm statt ihr den Wärter in den Blick. Sollte etwas aus dem Ruder laufen, dann würde er seine Magie bemühen. Wenn ihr Gegner tatsächlich ein Nord war, würde sein Körper sicherlich eine gewisse Resistenz gegenüber seiner Schockmagie aufweisen. Tirian würde also gleich von vornherein einen stärkeren Zauber bemühen. Geriete Dreveni in Gefahr konnten sie es sich nicht leisten, dass ein Kampf länger als nötig andauern würde. Der Heiler konzentrierte Magie in der Hand und hoffte, dass die Schussbahn weiterhin frei bleiben würde.

    Es dauerte ein paar Minuten dann sah Tirian das Wabern am Zugang zur Wärterzelle. Die Rundtür, die wohl den oberen Zugang sonst blockierte stand offen. Scheinbar ließ der Wärter sie geöffnet, wenn er Dienst hatte. Die andere Rundtür auf der gegenüber liegenden Seite war jedoch geschlossen. Womöglich wären sie sogar am Tresen vorbeigekommen was jedoch nicht hieß, dass sie auch unbemerkt hätten die Tür aufsperren können. Mehr Schweiß als sowieso schon durch die unangenehme, schwefelhaltige Umgebung lief ihm von der Stirn und in den Nacken. Jetzt wurde es ernst. Die Assassine näherte sich jetzt wohl ihrem Ziel.

    Tirians Augen zuckten wild umher, in der Erwartung doch noch einen plötzlichen Hinterhalt oder eine Falle zu entdecken, doch da war nichts. Als das Wabern noch einmal kurz hinter dem Wärter aufblitzte, die Attentäterin brachte wohl gerade ihre Waffe in Anschlag, wie er vermutete, hefteten sich seine Augen schließlich auf den Wächter. Nicht mehr als ein winziges Glimmen um die Hände herum. Er hätte es beinah nicht entdeckt. Im nächsten Augenblick. Ein Lächeln? "Dreve...": setzte er zu einem Schrei an, im nächsten Augenblick drückte sich geradezu explosionsartig kalte Luft in sein Gesicht es war als hätte er eine Faust aus Wind abbekommen. Fast zeitgleich war der ganze Bereich der oberen Grube voll von einem dichten Nebel. "Kälte..magie": ächzte der Heiler, der nichts sehen konnte und sich deshalb mit dem Händen am Rand der Grube entlang tastete, um nicht versehentlich hinein zu fallen, während er versuchte zu Dreveni zu gelangen. "Der Nord muss Kältemagie eingesetzt haben, weil die Luft bereits sie heiß war, muss es zu einer enormen Verpuffung um den Nord herum gekommen sein": überschlugen sich die Gedanken in Tirians Kopf. Dreveni musste es weggefegt haben.

    Er hatte gerade den Weg nach unten gefunden und sich an der Wand haltend schnell ein paar Schritte herunter gearbeitet, stolperte ihm die Attentäterin plötzlich entgegen. Er sah jetzt wieder mehr. Sie stand im Rahmen der Rundtür, er hinter ihr. Nur ein Zwinkern später flogen messerscharfe Klingen an ihm vorbei, schnitten seine Kleidung und rissen haarfeine, schmerzende Wunden in seinen Wangen. Erst einen Schreckmoment später registrierte er die Kälte und wusste, dass es Eiskristalle waren. "Ein verfluchter Eismagier": stellte Tirian fest. "Der Feigling versteckt sich im Nebel": fügte Dreveni hinzu. "Wie kann er uns in dieser Waschküche nur sehen?!": ereiferte sich der Heiler, als sie sich hinter den Rahmen an die Wand drückten, um einer weiteren Welle von Eisklingen zu entgehen.

  10. #110

    Molag Amur, Tel Uvirith, Kerker

    [Dreveni]
    Sie hörte nicht Tirians Rufen, noch konnte sie die Hände des Mannes sehen, da sie sich - trotz des Unsichtbarkeitszaubers - überwiegend von hinten an ihn herangeschlichen hatte. Als sie fast am Ziel war, wurde sie plötzlich von einer unglaublichen Wucht erfasst. Es geschah so schnell, dass sie schon gegen die rückwärtige Wand prallte, bevor sie überhaupt merkte dass etwas gewaltig schief gelaufen war. Der Aufprall trieb ihr die Luft aus den Lungen, und für einen langen Moment dachte sie, sie müsste ersticken. Als es ihr schließlich gelang, wieder Luft zu holen, war diese so kalt dass sie in ihrer Lunge brannte. Als sie die Augen öffnete, war alles um sie herum von weißem Nebel erfüllt. Instinktiv tastete sie nach dem Dolch, aber er musste beim Aufprall wohl aus ihrer Hand geschleudert worden sein, denn ihre Finger griffen ins Leere. Selbst diese kleine Bewegung schmerzte in jeder Faser ihres Körpers, und ihr erster Gedanke war, einfach liegen zu bleiben. Doch langsam klärte sich ihr Kopf weit genug um den Ernst der Situation zu erfassen, und ächzend stemmte sie sich erst auf Hände und Knie, bis sie schließlich auf ihren Füßen stand. Sie fühlte sich wie von zehn Pferden überrannt, und dass sie kaum die Hand vor Augen sehen konnte, kam erschwerend hinzu. Glücklicherweise hatte sie noch ihr Schwert, das sie jetzt zog. Im Zweifelsfalle würde sie einfach blind solange durch diese Brühe hacken, bis sie irgendetwas traf. Es kam selten vor dass sie wütend wurde, zumindest in einer derartigen Situation. Sicher, es kam vor dass sie boshaft oder kalkuliert wütend wurde, und trotzdem immer noch Herrin ihrer Sinne. Doch gerade war sie tatsächlich drauf und dran die Beherrschung zu verlieren - was vielleicht auch daran liegen mochte, dass ihr ganzer Körper immer noch schmerzte und dieser Typ sicher die halbe Höhle aufgescheucht hatte mit dieser kleinen Vorführung.
    Und wo war überhaupt-
    Doch da sah sie ihn, blind durch den Nebel stolpern, ebenso wie sie selbst. Kaum hatte er sie erblickt, sprach er auch schon das offensichtliche aus.
    Eismagie, und wer wusste schon was er sonst noch auf Lager hatte.
    "Wie konnte er uns vorher sehen?" fragte sie zurück. "Ich glaube nicht, dass das viel mit sehen zu tun hat. Ihr habt nicht zufällig einen Zauber auf Lager der uns helfen kann? Ihn irgendwie sichtbar machen, auch durch den Nebel?"

    [Tirian]

    "Wie konnte er uns vorher sehen?": die Frage glitt so schnell an Tirians Bewusstsein vorbei, wie die Assassine ihn ausgesprochen hatte, auch wenn etwas, das knapp unterhalb seiner bewussten Wahrnehmung entlang kroch, ihm deutlich vermittelte, dass in der Antwort womöglich auch die Antwort auf die Frage lag, warum man diesen Mann hier als Wächter eingesetzt hatte. Doch das ging vorüber, als Dreveni ihn um einen Zauber bat und sich sein Verstand darauf konzentrierte, diese jetzt mehr als essentielle Frage zu beantworten, während er die Zusammenballung weiterer Magie und das Heranrauschen weiterer Kälte-Attacken spürte. Der Nebel machte ihrem Gegner offenkundig nichts aus. Er überlegte fieberhaft unter großem Druck bis ihm schließlich doch noch, geradezu erlösend ein Gedanke in den Sinn kam, der, wie er dann direkt feststellte, auch seine Schwernisse hatte. Der Zauber entsprach nicht wirklich seiner Befähigung und ihn auf eine andere Person zu legen als sich selbst, würde sich noch einmal als besonders schwierig erweisen. Wenn er gelang, war fraglich, wie lange er halten mochte. Gewiss aber nicht länger als einige Momente.

    "Ein Zauber des Lebenentdeckens. Man kann die Lebenskraft einer Person wahrnehmen, auch durch Wände und andere Dinge, die dem bloßen Auge den Blick verwehren würden. Die Schule der Veränderung ist jedoch nicht meine stärkste Fähigkeit": sagte er. Mehr als Vorwarnung. Im nächsten Moment packte der Heiler ihre Schulter, schloss die Augen und versuchte sich an die Formel und die richtige Kontrolle des Manas zu erinnern und fokussierte sich auf seinen Willen, die Realität diesem zu unterwerfen. Seine Hand wurde heiß. Ein kurzer Blick genügte um den leicht lilanen Schein zu erkennen, der kurz aufblitzte, die Assassine einhüllte und sich dann wieder legte. Er hoffte, dass es funktioniert hatte.

    [Dreveni]

    Während Dreveni noch darüber nachdachte, wie der Wärter sie hatte sehen - oder vielmehr: wahrnehmen - können, und wie sie das zu ihren Gunsten nutzen konnten, packte sie Tirian von hinten an den Schultern, nachdem er eine Antwort auf ihre Frage gemurmelt hatte.
    Für einen Moment verdunkelte sich ihr Sichtfeld, fast als ob alles in einem lilanen Nebel verschwand, doch schon Sekunden später war alles wieder beim Alten. Jedenfalls fast. Langsam und doch deutlich begann sich eine lila-wabernde Gestalt aus dem Nebel zu schälen. Sie konnte die Entfernung schlecht schätzen, da Einzelheiten fehlten, auch war es unmöglich zu sagen, ob er in ihre Richtung sah oder genau mit dem Rücken zu ihnen stand. Sie sah noch einmal genauer hin und kam zu dem Schluss, dass er etwa drei große Ausfallschritte von ihr entfernt sein musste - sicher war sie sich aber nicht dabei. Auch wusste sie nicht ob er ihre kurze Unterhaltung gehört hatte und nun wusste dass sie ihn sehen konnte.
    Wie auch immer, jetzt war nicht die Zeit um zögerlich zu sein. Mit dem Schwert angriffsbereit vor sich haltend begann sie, leicht schräg nach vorne zu gehen, jedoch nicht genau auf den Wärter zu. Sie holte ein, zweimal aus und führte einen Hieb aus, augenscheinlich hoffend auf diese Art jemanden zu treffen. Schließlich, als sie auf der Höhe war auf der sie den Wärter schätzte, machte sie einen weiten Ausfallschritt zur Seite, drehte sich und holte gleichzeitig mit dem Schwert aus. Die gesamte Aktion hatte nur wenige Momente gedauert, da sie genau wusste dass sie wenn überhaupt eine Chance hatten, wenn sie den Wärter überraschen konnten.

    [Die Klinge flog auf einen sich aus dem Nebel schälenden Arm zu, der offenkundig erhoben wurde. um den Schlag abzufangen. Sie schnitt die Robe um dann mit einem Klonk zurückzuprallen. Undeutlich war ein massiver schwarzer Armreif zu erkennen, augenscheinlich aus Ebenerz, der den Schlag abgefangen hatte. Drevenis Klinge prallte zurück. während die andere Hand des Nord plötzlich hervor schoss. Das kurze Blitzen der magischen Energien war auch durch den Nebel zu erkennen.]

    Und tatsächlich, der Schlag war ein Volltreffer. Damit hatte sie gerechnet, jedoch nicht damit, dass die Klinge mit Wucht zurückprallte. Für einen Moment glaubt sie, sie hätte etwas anderes getroffen, den Tisch vielleicht, doch dann schälte sich die Gestalt des Wärters für einen kurzen Moment aus dem Nebel.
    Rüstung, schoss ihr durch den Kopf als sie zurücktaumelte.
    Als sie etwas Abstand gewann, verschwamm die Gestalt wieder, und doch entging ihr das Blitzen um seine Hände nicht. Sie schaffte es sich unter dem Frostzauber hinwegzuducken, oder eher, aus dem Weg zu taumeln und immer noch um ihr Gleichgewicht ringend. Mehr instinktiv als durch kühles Überlegen gesteuert warf sie sich ihrem Kontrahenten sogleich aufs Neue entgegen. Sie wußte, würde sie ihn wieder verlieren, sie würde ihn kein zweites Mal finden in diesem Nebel, noch viel mehr jetzt wo Tirian nicht mehr in ihrer Nähe war. Dieses Mal sauste die Klinge ihres Schwertes höher durch die Luft. Vielleicht hatte sie Glück, und, wenn er schon einen Helm trug, so wenigstens einen ohne Visier.

    [Ein kurzer Aufschrei und ein Fluchen erklang, als Dreveni die Klinge durch die wabernden Schwaden gezogen hatte. Ein Tropfen viel auf ihr Gesicht. Blut? Bevor der Zauber seine Wirkung endgültig verlor und der wabernde Nebel, der den Gegner anzeigte, verschwand, erkannte sie noch, wie er zurück taumelte. Im nächsten Augenblick schoss ein Blitz von hinter ihr kommend, knapp neben ihr vorbei und löste bei seinem Einschlag einen weiteren Schrei aus. Durch die Feuchtigkeit der Luft fühlte sie die Spannung noch ganz deutlich auf der Haut ihres Gesichts.]


    Nur Sekunden später bestätigte ein Aufschrei, gefolgt von einem derben Fluch, ihre Vermutung. Warme, feuchte Tropfen landeten in ihrem Gesicht; ein Gefühl dass sie nur zu gut kannte, und absolut unverwechselbar war: Blut.
    Die Gestalt des Wärters taumelte zurück, nur um endgültig wieder von dem wabernden Nebel verschlungen zu werden. Und doch, fast gleichzeitig, zuckte ein Blitz an ihr vorbei, dessen Energie über die feuchte Luft übertragen die Haare an ihren Armen zu Berge stehen ließ. Der Wärter, offenbar getroffen, schrie erneut auf. Also wusste Tirian inzwischen auch, wo er sich befand. Leider hatte sie selbst den Wärter inzwischen vollends aus den Augen verloren, und so blieb sie abwartend an Ort und Stelle, falls Tirian dem Wärter noch einen weiteren Zauber entgegen schleudern wollte.

    [Tirian]
    Da. Endlich hatte sich ihr Gegner von Dreveni wegbewegt. Tirian erkannte ihn in dem lialenem Nebel, der kurz wegtaumelte. Warum wusste er nicht, aber der Weg war frei für einen Blitz. Er konzentrierte sich und ließ die Lanze nach vorne zucken. Das Nebelabbild wurde erschüttert, verlor deutlich an Konturen, ein Zeichen das der Nord schwächer wurde, und verlor sich schließlich nach hinten zurückfallend im Nebel. Erst dachte der Heiler er hätte dem Wärter den Rest gegeben, bis er merkte, dass einfach die Wirkung des Zaubers nachgelassen hatte. Er war schon froh, dass der Zauber auf die Assassine überhaupt gewirkt hatte. Das die Kraft des Zaubers so schnell nachließ war zu verschmerzen. Doch jetzt hatten sie das gleiche Problem wie zuvor. Der Nebel hing noch immer im Raum, aber wurde langsam etwas lichter. Er versuchte Dreveni auszumachen, als plötzlich vor ihm zwei kleine blauer Lichter im Dunst auftauchten. "Blaue Flammen?!": ging es ihm noch durch den Kopf. Im nächsten Augenblick brach ein Gesicht durch den Schleier, für Details ging alles zu schnell. Er sah noch wie eine Hand vorschoss. Wieder war sie umgeben von Magie. Er konnte sie reflexartig mit den Armen zur Seite drücken, war aber schutzlos als direkt im Anschluss der andere Arm des Gegners angeflogen kam. Offenkundig eine Finte. Etwas Steinhartes am Handgelenk des anderen krachte gegen seinen Schädel. Ihm wurde kurz schwarz vor Augen, als er einfach nach hinten wegfiel. Und auch nachdem er unsanft aufgekommen und an der Wand, gegen die er geprallt, herunter gerutscht war, fiel es ihm schwer bei Besinnung zu bleiben. Er presste seine Hand gegen die Seite seines Kopfes. Fühlte Blut. Er versuchte heilende Magie zu kanalisieren, doch die Konzentration fiel ihm enorm schwer. Es gelang ihm kaum.

    "Zeit das hier zu beenden. Schlau von euch mich anzugreifen, während ich nicht auf eure Magie geachtet habe, weil ich mit der anderen kleinen Maus beschäftigt war": erklang eine tiefe aber nicht unangenehme Stimme aus dem Nebel. Dem Dunmer rauschte das Blut in den Ohren und der Schmerz pulste durch seinen Schädel, deshalb hörte er auch nicht die dumpfen Schritte, die sich ihm näherten.

    [Dreveni]

    Der Nebel schien sich langsam zu lichten, und doch war er immer noch dicht genug um die Gestalt des Wärters zu verbergen. Sie versuchte sich statt auf ihre Augen, auf ihre Ohren zu verlassen, und tatsächlich hörte sie das leise Geräusch von Schritten. Allerdings erwieß es sich als schwieriger als sie erwartet hatte, die Richtung und vor allem die Entfernung des Wärters abzuschätzen - doch es machte den Eindruck als würde er sich von ihr Entfernen. Was war das nun? Ein Rückzug? Doch schon kurz darauf hörte sie das ekelhafte Klatschen eines weichen Körpers der gegen etwas Hartes prallt. Tirian! Sie hörte auch die Worte, die der Wärter an den Heiler richtete - nun war es ihr auch möglich, zu bestimmen, wo sich ihr Gegner aufhielt. Sie umfasste den Griff ihres Schwertes fester, und, so leise auftretend wie möglich, näherte sie sich dem Wärter von hinten. Doch dann besann sie sich noch einmal. Es würde wenig Sinn machen, ihn mit dem Schwert von hinten eins überzuziehen, auch wußte sie immer noch nicht genau, wie gut er gerüstet war. Stattdessen konzentrierte sie sich auf einen Feuerzauber. Auch dieser würde ihn nicht ausschalten, aber hoffentlich zumindest dazu bewegen, sich umzudrehen.
    Als sie schließlich die Gestalt ein paar Schritte vor sich aus dem Nebel auftauchen sah - es war mehr als eindeutig dass es nicht Tirian war, schleuderte sie dieser den Feuerzauber in den Rücken, um sofort danach mit dem Schwert vor sich in Position zu gehen, bereit zuzuschlagen sobald die Gelegenheit günstig war.
    Geändert von KingPaddy (25.06.2017 um 12:08 Uhr)

  11. #111

    Molag Amur, Tel Uvirith, Kerker

    [Der Nord hielt noch während der Feuerzauber Drevenis Hand verließ kurz inne, einen kurzen Augenblick später wandte er den Kopf um und um dann unelegant zur Seite auszuweichen. "Das andere Mäuschen kann also auch zaubern": war die Stimme, wie zuvor, zu hören, als die Detonation des Feuerballs an der nächsten Wand die Nebelschwaden mit Druck aus dem Raum presste. Die Assassine stand ihrem Gegner nun direkt gegenüber. Der großgewachsene Mann in der schwarzen Robe war enthüllt. Die kurze Freude des Moments einen greifbaren Gegner zu haben, wurde schnell vom entsetzlichen Anblick, den das Gesicht ihres Gegenübers bot vertrieben. Der Schlag zuvor hatte die Augenbinde durchtrennt und sie war längst zu Boden gefallen. Doch darunter waren keine Augen. In den Höhlen tanzten stattdessen kleine blaue Flammen. Ihr Gegner jedoch wirkte angespannt und konzentriert.]

    [Dreveni]
    Nur Sekunden später war klar dass der Zauber danebengegangen war - ihr Gegner war ziemlich unelegant zur Seite gewichen, wie sie schemenhaft sehen konnte, und bedachte sie mit den Worten: "Das andere Mäuschen kann also auch zaubern".
    Dafür hatte es einen anderen, eher unerwarteten, Effekt gegeben: Durch den Aufprall des Feuerballs an der gegenüberliegenden Wand und die darauffolgende Druckwelle war der Nebel förmlich aus dem Raum geblasen worden. Nun konnte sie ihren Gegner das erste Mal wieder direkt ins Angesicht sehen - auch wenn sie im selben Moment wünschte der Nebel würde weiterhin verschleiern was sich ihren Augen darbot.
    Die Augenbinde war verschwunden, vermutlich als sie ihn mit dem Schwert getroffen hatte. Sie hätte mit vielem gerechnet, von normalen Augen bis leeren Augenhöhlen - doch nicht mit leeren Augenhöhlen in denen geisterhafte blaue Flammen tanzten. Was bei allen neun Daedra war das? Ihr erster Impuls war flucht, doch sie beherrschte sich schnell - was sie nicht zuletzt der Mordans nüchterner Erziehung zu verdanken hatte, welcher wenig Sinn für Aberglaube und die Furcht davor hatte.
    Ihr Blick glitt kurz an dem Mann vorbei zu Tirian, der reichlich benommen an die Wand gelehnt saß, oder besser, lag. Sie hoffte dass er bald zu sich kommen würde, denn alleine hatte sie wenige Chancen gegen dieses Monstrum.
    Sie bewegte sich leicht zur Seite, während sie seine Hände stets aus dem Augenwinkel beobachtete, und versuchte abzuschätzen was er als nächstes tun würde, bereit sofort mit dem Schwert zuzuschlagen.

    [Die Flammen flackerten kurz, was bei einem normalen Menschen womöglich ein Hinweis auf ein Umherschweifen des Blickes gewesen wäre, ließ hier überhaupt keinen Schluss auf die Aufmerksamkeit von Drevenis Gegenüber zu. Der Körper des hochgewachsenen Nord war leicht nach vorne gebeugt, offenkundig sprung- oder kampfbereit wie eine Katze. Die sonstige Mimik ließ darauf schließen, dass er sich jedoch auf seine Gegnerin konzentrierte. Ebenso wie Dreveni sich mit einer Aktion zurückhielt, so belauerte auch er zunächst die Assassine.

    Einige Augenblicke dauerte dieser Moment an, doch dann trat er fast unmerklich etwas zurück, vergrößerte die Distanz. Als die Dunmer für einen kurzen Augenblick ihren Blick von seinem Gesicht abwandte, um die Bewegung nachzuvollziehen, streckte er einen Arm nach vorne und sandte Magie aus. Ein Schleier als flirrenden Eiskristallen schob sich auf sie zu und zog eine Bahn gefrorenen Bodens hinter sich her.]


    [Dreveni]
    Für einen langen Moment belauerten sich Dreveni und dieses - Ding, für welches sie immer noch keinen Namen hatte. Jeder schien darauf zu warten, dass der andere den ersten Schritt tun würde - Dreveni wartete allerdings auch darauf, dass sich Tirian noch einmal aufrappeln würde um diesem Kampf endlich ein Ende zu bereiten. Sie fühlte wie sie körperlich und geistig langsam am Ende ihrer Kräfte war, und nicht nur bedingt durch den harten Aufprall anfangs.
    Lauernd verfolgte sie jede seiner Bewegungen, und es entging ihr nicht, dass er sich leicht nach hinten bewegte. Durch jahrelange Erfahrung wußte sie auf was zu achten war, und dass es gefährlich werden konnte nur auf die Augen des Gegners fixiert zu sein. Gerade noch rechtzeitig sah sie aus dem Augenwinkel wie die Gestalt beide Arme nach vorne strecken. Ohne groß zu überlegen sprang sie zur Seite, rollte über ihre Schulter und spürte noch die Kälte des Frostzaubers auf ihrer Hand. Im nächsten Moment war sie wieder auf den Beinen um mit ihrem Schwert nach der Seite der Kreatur zu schlagen.

    [Tirian]
    Es war einige Momente sehr angenehm in der Dunkelheit, doch dann kam die Kälte. Es wurde kälter. Das Gefühl eines kalten, unangenehmen Nebels, der sich über seinen ganzen Körper legte und ihm ein Schütteln abrang, brachte Tirian zurück zu Bewusstsein. Etwas das einen Moment später für den Wunsch sorgte zurückzukehren, da mit ihm der hämmernde Schmerz in seinem Schädel zurückkehrte, als würde ein Ork seinen Kopf zum Training mit seinem Kriegshammer missbrauchen. Schritte? Der Heiler versuchte seine krampfenden Augenlider zu öffnen. Verschwommen sah er die vertrauten, schlanken Beine der Assassine. Sie war zurückgewichen... ihr gegenüber stand ihr gemeinsamer Gegner. Der Schmerz wurde immer schlimmer, das Licht, die stickige Luft, die Kälte auf seinem Körper, die von einer leichten Reifschicht stammte, die sich auf ihn gelegt hatte und der ohnehin schon hämmernde Schmerz in seinem Schädel, vereinten sich zu einer einzigen Kakophonie, unter der Tirians Kopf eigentlich gerade zu innerlich zu platzen drohte. Doch nur eigentlich.

    In dem Moment, in dem der Schmerz so schlimm wurde, das der Heiler meinte, erneut in Ohnmacht fallen zu müssen, verschwand er gänzlich. Wie ausgeschaltet, als das Niveau des Tragbaren überschritten war. Ein Moment kurzer absoluter Klarheit, in dem sich die Zeit geradezu endlos zu dehnen schien. Er sah wie die Assassine sich anspannte, in eine leicht gebückte Haltung ging, ihre Klinge bereit für einen letzten Angriff. Der Mann in der schwarzen Robe vollzog die Bewegung nach, schien sich ebenfalls auf einen Sprungangriff vorzubereiten, nur zu gut erinnerte sich der Heiler an den harten Schlag, doch das war jetzt bedeutungslos. Es war eine Finte. Nur ganz leicht funkte die Magie zwischen den Fingern der Hand, die der Nord jetzt nach hinten nahm, während er die Finger der anderen Hand sichtbar lockerte. Wie ein Taschenspieler, der von dem ablenken wollte, was eigentlich geschah. Sie standen in einer Linie er, sie und ihr Gegner. Dreveni schien es nicht ganz wahrzunehmen, ein Moment der Überraschung und des Zögerns, als der Schwarzgemantelte sich statt nach vorne zu springen, in einer fließenden Bewegung kurz erhob und seine Deckung völlig fallen ließ. Ein Moment des Unerwarteten, das Übersprühen magischer Energie legte sich als feines Gewebe um die Zweite Hand, die nun gemeinsam mit der ersten, flach in Richtung Boden fuhren. Es war spürbar, wie sich der letzte Rest Magie im Raum verdichtete. Nicht kunstvoll, zusammengestoßen und komprimiert. Kein feines Geflecht sondern eine pulsive Freisetzung schien das Ziel zu sein. Kälte, wie zuvor schon.

    Es blieb keine Zeit mehr. Die nächsten Schritte geschahen, wie durch einen weiten Schleier hindurch, es war als würde sein Verstand sich ähnlich wie der Schmerz abschalten, aus dem Körper heraustreten, es war Tirian so als könne er sich von weit weg selbst betrachten. Den Kopf mit Blut überströmt, die Augen nur scheinbar fokussiert, aber eigentlich völlig besinnungslos, Blut, so tiefrot wie die Pupillen selbst, das in kleinen Tropfen unter den Augäpfeln hervor quoll und feine Linien zeichnete, als sich, angesichts des Zustandes, in dem sich der niedergeschlagene Sack Fleisch befand, dieser ungewöhnlich rasch erhob, freilich sämtliche Eleganz verlor, als er nach vorne stolperte, einen nicht mehr menschlich zu nennenden Schrei auf den Lippen, in dem das Wort "Schild" kaum mehr als ein gurgelnder, hervorgewürgter Laut war und die Assassine leicht zur Seite rempelte. Derweil die flachen Hände des Nords, mit einem imaginierten Krachen, dass nicht durch die Ohren sondern einzig durch das Bewusstsein drang, den Boden trafen und sich in Bruchteilen von Momenten eine Eisfläche bildete, aus der eine Welle von langen, spitzen Eiszapfen, Speeren gleich hervorbrach und sich in klarer Linie auf ihn und die Assassine vorschob.

    Um die Faust des Heilers bildete sich eine Korona aus Blitzen, die er seinerseits, er wusste nicht wie er sie geformt hatte, wie er überhaupt auf die Idee gekommen war, es war ihm als steuere ein tieferer, uralter Instinkt seinen Körper, dem er jetzt nur noch fassungslos zuschauen konnte, und entlud sich in einer statischen Welle, die das Eis nicht nur traf, sondern es brach, stoppte und zersprengte. Blut sprühte aus feinsten Wunden, die die Splitter rissen, bevor sie sich in feinen Pulverschnee auflösten, als ein Schild sie erfasste. Ihrem Gegner jedoch erging es nicht so wohl, seine schwere, schwarze Robe bot bald keinen Schutz mehr, riss zusehends wie sein Gesicht auf und bot schließlich auch die Haut seines Körpers als Angriffsfläche dar.

    Eine Angriffsfläche die folgend auch Dreveni endlich für einen finalen Schlag zu nutzen verstand, in dem sie nun selbst, zum Schlag ausholte. Während Tirian in seinen Körper zurückgezogen wurde, das Geschehen wieder immer mehr aus seinen eigenen Augen wahrzunehmen schien, war die Attentäterin heran. In einem kurzen Bogen seitlich von oben, ließ sie das Gewicht ihrer Klinge gegen den Nord arbeiten, der erhob seinen Arm, an dem nur noch die Fetzen der Robe hingen und den schwarzen, offenbar aus Ebenerz bestehenden, schweren Armreif entblößten, den er zuvor schon zur Abwehr genutzt hatte, entblößten. Ein Krachen gefolgt von einem Kreischen erfüllte den Raum, als die Klinge den Armreif traf, an ihm hinunterglitt. Der Nord war offenbar nicht mehr in der Lage der Wucht noch etwas entgegen zu setzen. Dreveni drückte den Arm zur Seite und verpasste dem Gegner einen Hieb quer über den Brustkorb. Der tödlichen Wirkung entging der Kerkermeister nur, indem er sich nach hinten fallen ließ, was nicht verhinderte, dass seine Haut quer über seinen Körper tranchiert wurde und ein Regen feiner Bluttropfen auch das Gesicht des Heilers benetzte.

    Der Nord fiel um wie in Baum, schlug mit dem Hinterkopf auf dem Boden auf, versuchte noch einmal hochzukommen, bevor die Flammen in seinen Augenhöhlen erloschen und er erschlafft liegen blieb, unregelmäßig atmend. Dreveni mit der nach unten gerichteten Klinge über ihm.
    Tirian schnaufte, der Moment der Klarheit war lange vorbei, der Schmerz kam mit einer Wucht zurück, die ihn überwältigte. "Nicht.... töten. Brauch...en .... ihn": brachte er mühselig hervor und erschlaffte seinerseits ebenso.
    Geändert von KingPaddy (25.08.2018 um 11:06 Uhr)

  12. #112

    Molag Amur, Tel Uvirith, Kerker

    [Dreveni]
    Vorbei.
    Das war das Einzige was die Stille durchdrang, welche sich um sie herum ausgebreitet hatte, nachdem die mächtige Gestalt des Wachmanns zu Boden gegangen war. Wenn auch nur in ihren Gedanken, und auch wenn sie noch so angestrengt lauschte, sie konnte niemanden hören. Der Lärm den sie gemacht hatten, hätte alles im Umkreis von mindestens hundert Metern aufschrecken müssen, und doch schien sie niemand bemerkt zu haben.
    Langsam ging sie zu der reglos daliegenden Gestalt zu und stieß diese unsanft mit dem Fuß an, aber sie regte sich nicht.
    Tot. Tatsächlich tot.
    Wenn es denn jemals wirklich gelebt hatte. Die Spuren von Blut die überall waren, einschließlich auf ihrer Haut und ihrer Kleidung, sprachen zwar eine andere Sprache, doch sie zweifelte daran. Was bei allen Daedra war das gewesen?
    Langsam drehte sie sich um die eigene Achse, bis sie Tirian erblickte. Der Heiler lag am Boden - Bewusstlos, zumindest hoffte sie das.
    Sie ging neben ihm in die Hocke, und stellte erleichtert fest dass sie seinen flachen Atem hören konnte. Was aber, wenn er schwer verwundet war? Sie konnte ihm nicht helfen, nicht mit dem rudimentären Heilzauber den sie beherrschte. Sie wusste auch nicht wirklich, was er alles in seinen Taschen hatte.
    "Tirian?", sprach sie ihn an und rüttelte leicht an seiner Schulter.
    Jetzt, als die Anspannung des Kampfes ihren Körper verließ, fühlte sie einen beinahe übermächtigen Drang sich neben ihn zu legen. Müdigkeit drohte sie zu übermannen, und es kostete sie eine immense Anstrengung, auch nur den kleinen Finger zu heben.
    "Tirian? Wacht auf!" sagte sie noch einmal, dieses Mal etwas lauter, ihre Hände an seinen beiden Schultern, und schüttelte ihn wieder leicht.

    [Tirian]
    Es dauerte bis Tirian durch Drevenis Schütteln wieder zu sich kam. Der Schmerz war noch da, omnipräsent. Er wusste zu gut, dass Schläge gegen den Kopf verheerende Folgen haben konnten und mit ihnen nicht zu spaßen war. An Magie war nicht zu denken, immer wieder schweiften seine Gedanken weg, wenn sie nicht völlig vom Pochen des Leids in seinen Schläfen übertüncht wurden. Und er fühlte sich völlig ausgelaugt, magisch, körperlich. Er griff nach einer Flasche mit roter Flüssigkeit. Zum Glück war er vorbereitet und ein guter Heiler verließ sich nie allein auf Magie. Er schluckte den Trank und fast augenblicklich setzten ein Brennen und schmerzhaftes Ziehen direkt zwischen Stirn und Schläfe ein. Nach wie vor konnte der Heiler seine Begleiterin, die ihm besorgt gegenüber saß, nur ignorieren und sich erst einmal um sich selbst kümmern. Wenn sie etwas sagte, drang nicht mehr als ein dumpfes Tönen durch die dicke Watte in seinen Ohren. Langsam ließ das alles nach und eine Betäubung setzte ein die jeden Schmerz erstickte, seine Wahrnehmung jedoch auch deutlich abstumpfte. Es war ein bisschen so als hätte er zuviel Alkohol getrunken, nur mit dem Unterschied, dass er völlig klar war. Zumindest jetzt, wo das Dröhnen aus seinem Schädel gewichen war.

    Er versuchte nun zurück in seine Umwelt zu finden. Seine Hände sie waren schmierig und klebrig. Voll Blut. Die vielen Schnittwunden, von den Eissplittern, die auch die Ärmel seiner Robe zerrissen hatten, waren vom Heiltrank bereits geschlossen. Die schmierige Masse jedoch, die überall an ihm klebte noch nicht. Er erinnerte sich an die Kopfwunde. Sein Gesicht musste furchtbar aussehen, die braun-roten Schlieren auf der grauen Haut. Glücklicherweise war nirgends ein Spiegelglas zu entdecken, in dem er sich hätte betrachten müssen. Sein Blick richtete sich nun auf die Assassine.

    "Der Wärter?": fragte er. Sie deutete auf den Fleischhaufen hinter sich. "Augenscheinlich tot": meinte sie. "Mist": dachte der Heiler und versuchte aufzustehen. Etwas das ihm nach mehreren Anläufen schließlich gelang. Noch einmal schaute er seine Begleiterin an. Seid ihr verletzt worden": erkundigte er sich und versuchte dabei den Schwindel aus seinem Kopf zu bekommen, der ihn plötzlich in der Vertikalen überkommen hatte.

    [Dreveni]
    Sie atmete erleichtert auf, als Tirian sich schließlich regte. Seine Frage nach dem Zustand des Wärters bewies dass er zumindest klar genug war um die Situation zu erfassen.
    "Ja, aber anscheinend nicht schwer genug um nicht mehr kämpfen zu können," antwortete sie auf Tirians frage. In der Tat schien nichts gebrochen zu sein, auch hatte sie keine größeren Stich oder Schnittwunden davon getragen. Alles andere musste warten.
    "Was ist mit euch? Ich fürchte wir können uns nicht wirklich eine Pause erlauben. Wer weiß", sie sah kurz zu dem Wächter und unterdrückte ein Schaudern während sie sich im Geiste als Abergläubisch beschimpfte, "ob es hier noch mehr von diesen Gestalten gibt. Wir sollten weitergehen, jedenfalls weg von hier, vielleicht können wir weiter hinten etwas rasten. Aber nicht hier wo wir den ganzen Lärm veranstaltet haben."

    [Tirian]
    Lärm war das beste, um dieses dumpfe Gefühl in seinem Kopf zu beschreiben. Es war nicht wirklich laut, kein pochen, kein schrilles Eisen das in seinem Kopf bearbeitet wurde. Nein. Sowie Worte und Sätze in den Hintergrundgeräuschen in einer Taverne untergehen können, so war es mit seinen Gedanken. Seine Gedanken waren laut. So viele. Es war als klebte ihm Nebel im Schädel. Nebel... Nebel.. aus dem ihn zwei rote Augen anzuschauen schienen... "Tirian.. hallo?": holte ihn Drevenis Stimme zurück. Sie schaute ihn merkwürdig an. "Ich hatte gefragt, wie es euch geht und ob wir weiter können". Der Heiler erinnerte sich. Er schüttelte den Kopf, was keine gute Idee war. "Ich denke nicht, dass wir bemerkt worden sind. Man hätte schon längst eingegriffen, denkt ihr nicht. Die Kuttenträger schienen hier unten zu hausen, vermutlich sind sie alle oben bei diesem Metallding": sagte er. "Wir müssen dahinten runter...": wollte er ein paar Schritte auf die Tür zu gehen, wieder schwindelte ihm. Dreveni war direkt heran und stützte ihn. "Mir geht es nicht gut": meinte der Heiler: "eine Gehirnerschütterung womöglich. Ich müsste mich ausruhen." Die Worte sprach er mehr vor sich hin. Er drückte sich dann je eine Handfläche gegen die Schläfen und ließ Magie fließen. Das Gefühl war als würde eine Nadel über das Innenleben seines Kopfes kratzen. Tirian schüttelte sich, verlor die Konzentration und erbrach sich anschließend auf den Boden. Ein frischer Blutstropfen rann ihm aus der Nase.

    Er versuchte wieder aufzustehen, die Beine waren zittrig, doch der Schwindel stellte sich nicht wieder ein. Die Dumpfheit in seinem Kopf war nach wie vor da, aber der Nebel hatte sich etwas verzogen. Komplexeres Denken wurde wieder möglich. Dreveni half ihm endgültig auf die Beine. Ihr Blick spiegelte Besorgnis. Er versuchte zu lächeln, er wollte sich nicht mal vorstellen, wie das mit dem ganzen Blut auf der aschgrauen Haut aussehen musste. "Es geht jetzt besser": keuchte er. Die Luft wurde wieder sehr stickig, was für seinen Zustand nicht besser war. "Auch wenn uns niemand bemerkt hat, möchte ich auch nicht länger als nötig hierbleiben". Sein Blick glitt wieder zur Tür. Ein paar Wurzeln hielten sie an den Rändern umrankt. "Magisch verschlossen": schlussfolgerte er und besah sich den Wärter genauer. An seinem Gürtel, der nur notdürftig nach das zerschlissene schwarze Gewand oben herum zusammen hielt, hing ein goldener, zylindrischer Gegenstand mit einem Kristall als Spitze. Das musste es sein!

    Tirian nur wenig begeistert sich wieder in Richtung Boden zu begeben hockte sich neben den gefällten Nord und wollte nach dem Schlüssel greifen, als ihm etwas auffiel. Die Brustmuskeln schienen leicht zu vibrieren. Seine Augenbrauen schoben sich in die Höhe. Er robbte näher an den Kopf heran und legte sein Ohr ganz dicht über Mund und Nase des Mannes. Es dauert einen Moment. Nur ganz unmerklich zwar, aber er spürte ein Atmen. Seine Augen wurden weit.

    Zur Sicherheit rückt er mit dem Kopf ein Stück tiefer, dort wo er das schwache zucken wahrgenommen hatte. Legte sein Ohr direkt auf die verschwitze und blutbesprenkelte Brust. Eine Weile war nichts zu hören, doch dann: "Popumm, Popumm". "Trance" ging es dem Heiler durch den Kopf. Leider hatte der Nord, was ihm jetzt wieder zu Bewusstsein kam, keine Augen und so konnte er seine Theorie nicht überprüfen. Er richtete sich auf und im nächsten Augenblick waren seine Hände auf der Brust des Mannes. Eine leichter blau-grüner Schimmer umgab sie. "Dreveni, schaut ob ihr hinter dem Tisch Fesseln findet. Das hier ist ein Kerker und wenn sie Magier wie meinen Freund hier einsperren dann müssen sie auch Handschellen haben, die Magie unterdrücken": wies Tirian sie an und konzentrierte sich auf den Körper vor ihm. Noch war Leben in ihrem Gegner.

    [Dreveni]
    Von dem Moment an, als sich Tirian zu dem Nord heruntergebeugt hatte und offenbar nach seinem Atem lauschte, schwante ihr nichts Gutes. Ihr war zwar nicht ganz klar wie er überlebt hatte, aber offenbar hatte er das. Doch anstatt nach Fesseln zu suchen, wie ihr der Heiler geheißen hatte, zog sie ihren daedrischen Dolch und setzte die Klinge an die Kehle des Wärters.
    "Entweder euer Gedächtnis hat mehr gelitten als ihr wahrhaben wollt, oder ihr seid jetzt völlig übergeschnappt. Oder beides. Ihr habt genau fünf Sekunden um mir einen verdammt guten Grund zu nenne, ihn am Leben zu lassen. Eins - zwei..."

    [Tirian]
    "Er ist ein Magier und unbewaffnet. Ohne seine Magie ist er wehrlos. Wenn ich richtig liege, dürfte der Hexenmeister hier Fesseln haben, die Magie unterdrücken, ansonsten könnte er meinen Freund und wer weiß, was nicht noch alles, dort unten gefangen halten. Und es wäre nützlich, wenn wir jemanden haben, der uns dort hinunter führt und uns die Zellen aufsperrt. Meint ihr nicht auch?": gab der Heiler genervt zur Antwort von sich, während er sich wieder auf den zerschnittenen Körper unter sich konzentrierte.

    [Dreveni]
    "Uns die Zellen aufsperren? Sicher, wenn ihr ihn nett fragt... Und ihr ihm dafür die Fesseln abnehmt, weil er ja sonst die Zellen nicht aufsperren kann. Merkt ihr noch was?"
    Dreveni starrte den Heiler an, den Dolch immer noch an der Kehle des Wärters. Hatte er den Kampf schon wieder vergessen? Wenn jemals ein toter Gegner ein guter Gegner war, dann dieser hier.

    [Tirian]
    Der Heiler drehte missgestimmt den Kopf. Noch immer knirschte es in seinem Schädel und irgendetwas, das Tief aus den dunklen Rissen in seinem Verstand zu sprechen schien, versuchte ihm einzuflüstern, der Assassine den Dolch mit einem Blitz aus der Hand zu schlagen. Etwas, auf das er immer mehr Lust bekam. "Wir lassen ihn notfalls dort unten zurück. Oder ihr stecht ihn dort unten ab, wenn wir haben, was wir wollen. Ich will nicht mehr Zeit als nötig damit vergeuden nach der Zelle zu suchen oder sie vielleicht nicht aufzubekommen, wenn wir hier jemanden haben, der uns diese Arbeit abnehmen kann": sagte Tirian und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass das auch sein letztes Wort in der Sache war. "Holt mir jetzt ein paar Fesseln, bevor er wieder zu Bewusstsein kommt": wies er seine Begleiterin, jetzt etwas freundlicher, nochmals an.

    [Dreveni]
    Für einen Moment blickte sie den Heiler unverwandt an. Er hatte recht, sie würden dieses Ding - sie weigerte sich, von einem Menschen zu sprechen nachdem sie dessen Augen gesehen hatte - noch brauchen. Allerdings hatte er ihnen gerade einen Kampf geliefert, den sie so schnell nicht wiederholen wollte. Es war knapp gewesen, verflucht knapp, und sie würde nicht diesen Auftrag vor ihr eigenes Leben stellen. Bei allen Daedra, sie war Assassine, kein Kämpfer der Kriegergilde der es in einem offenen Kampf mit dieser Kreatur aufnehmen würde. Und da war noch etwas, etwas was sie sich nicht wirklich eingestehen wollte. Abgesehen von dem Respekt gegenüber der offensichtlichen Überlegenheit ihres Gegners rührte dieses Ding noch an etwas anderem, tieferen, weniger rationalem in ihr. Eine urtümliche, fast abergläubische Furcht vor dem Fremden, dem Unbekannten und Unverstandenem, derer sie sich immer relativ immun gegenüber gewähnt hatte. Doch jetzt fühlte sie, wie sie mit kalten Fingern nach ihr Griff und ihr die Kehle eng werden ließ. Sie wollte diese Gestalt tot sehen, und weit weit weg von deren Leiche sein.

    Einzig Tirians Reaktion war sie sich nicht sicher. Sie hatte gesehen, wozu er fähig war, und nun shien er überzeugt dass sie den Wächter noch brauchten. Außerdem hatte er ordentlich was auf den Kopf bekommen, was vermutlich seine Fähigkeit klar zu denken einschränkte.
    Wie auch immer, sie brauchte Schwung um den Dolch in die Brust dieser Kreatur zu rammen, also musste sie wohl oder übel etwas ausholen, womit Tirian gewarnt wäre. Hoffentlich war sie schnell genug...

    [Tirian]
    "Verräter": zischte es in seinen Gedanken, das Bild eines jungen ausblutenden Kaiserlichen stand ihm vor dem inneren Auge. Er wusste nicht, ob er, weil er bereits gewarnt war, die Stimme nur einbildete oder ob sie real war. Der Reflex den es auslöste, war mehr als das. Ein Ziehen das durch seinen Schädel ging und ihm danach neuerliches Blut unter der Nase wegwischen ließ, war die Folge allzu schnellen Handelns. Ein partieller Schild lenkt den Dolch ab, der statt in den Körper zur Seite abglitt, ebenso wie die Assassine, die plötzlich den Halt verlor und endgültig zum Kippen gebracht wurde, als der Heiler ihr Handgelenk griff und sie leicht nach vorne zog. Er drückte ihr den Daumen fest auf die Handwurzel, damit sie sich nicht mehr schmerzfrei bewegen konnte und zog sie zu sich heran und blickte ihr in die Augen, während er sich mit dem freien Arm das Frische Blut abwischte.

    In seinen Augen stand ein ganz fremdartiger Ausdruck, sie selbst wirkten ebenfalls fremdartig. Die Miene düster, sprach er: "Die Fesseln. Wir brauchen diesen Nord noch. Ich bin mir dessen sicher."

    [Dreveni]
    Es ging alles zu schnell. Noch bevor sie realisierte, was genau dazu führte dass sie mit dem Dolch scheinbar mitten in der Luft abrutschte, kippte sie nach vorn, nur gestoppt von Tirian, der ihr Handgelenk griff und schmerzhaft seinen Daumen auf ihren Knochen bohrte. Sie starrte in sein Gesicht als er sie zu sich heranzog, welches plötzlich nichts mehr von den eher sanften, teilweise verträumten Zügen hatte, die sie sonst von Tirian hatte. Stattdessen wirkte es hart, beinahe fremd, als er sich beiläufig das frische Blut unter der Nase wegwischte. Sie hörte seine Worte kaum noch, denn trotz der seltsamen Verwandlung die mit ihm vorgegangen zu sein schien, kochte der Zorn, welcher in den letzten Minuten in ihr gebrodelt hatte, über. Was fiel diesem dahergelaufenem Heiler eigentlich ein, der sich soviel auf seine Kunst und seine angebliche moralische Überlegenheit ihr gegenüber einbildete, nur um dann doch die Beherrschung zu verlieren und andere auf bestialische Art und Weise umzubringen? Sie hatte noch nie jemandem so gänzlich das Gesicht verbrannt wie er.
    Es klatschte als Dreveni mit der freien Hand ausgeholt hatte und ihm eine schallende Ohrfeige versetzte.
    "Dazu müsst ihr mich erst einmal wieder loslassen.", zischte sie.

    [Tirian]
    Er sah den Schlag nicht kommen. Das Bedürfnis ihr mit einem Blitz in gleicher Weise das Gesicht zu versengen war groß. Im nächsten Augenblick ließ er die Assassine entsetzt los. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Da war dieses Gefühl wieder, wie in der Festung der Söldner, in Falensarano. Eine ganze Reihe von Bildern zogen plötzlich in seinem Geist auf. Eine Grube mit Lava, Wurzeln, Tarrior mit schwarzen Augen, sein Sturz in die Tiefe und das Lauern von etwas Bösem. Schweiß brach ihm für einen Moment aus. "Der Kerker!": stellte der Heiler jetzt entgeistert fest. Er hatte den Traum beinah vergessen, vergessen wollen. Allzu lebhaft erinnerte er sich jetzt wieder an den Traum in Falensarano, wie Tarrior ihn in die Tiefe stürzen ließ, seinen leeren Blick und erinnerte sich auch an den Ort, den er gesehen hatte. Er befand sich nun dort. Die große spiralförmige Grube, gefüllt mir Lava, die schwefligen Gase, die stickige Luft. All das war hier. Der Schmerz kehrte zurück....

    Tirian zuckte zusammen, als Dreveni ihm die Fesseln reichte, wenn auch sichtlich widerstrebend. Er war sich nun absolut sicher, dass sie den Nord brauchen würden. Es gab nicht mehr als dieses unbestimmte Gefühl, das ihm diese Ansicht eingab und doch wollte er sich ihm hingeben. Er legte dem Kerkermeister die Fesseln an, was wegen der starren Obsidianringe, kaum ging, schaute noch einmal zur Assassine zurück, er traute ihr noch nicht wieder und legte eine Hand auf die Stirn des Mannes vor ihm. Ein kurzes, blaues Aufleuchten und plötzlich regte sich wieder etwas.

    Die leeren, verstörend leeren Augenhöhlen verrieten nicht, ob der Mann erwacht war oder nicht. Erst als er sich aufsetzte. Der Kopf begann wie wild hin- und herzuzucken wie bei einem Vogel. Der Atem wurde merklich schneller. Geriert ihr Gefangener in Panik? Seine Hände tasteten über den Boden und das Gesicht spiegelte, abgesehen von den Augenhöhlen Furcht wieder. Es schien als wäre der Nord plötzlich orientierungslos. Tirian runzelte die Stirn. Eigentlich hatte er erwartet, dass sich die Flammen erneut entzündeten, aber nichts dergleichen tat sich. In seinem jetzigen Zustand wirkte der Mann eher armselig als furchteinflößend.

    "Ihr seid jetzt unser Gefangener, wir haben euch Sklavenfesseln angelegt, die eure Magie zerstreuen, Widerstand ist zwecklos. Meine Gefährtin wird euch beim leisesten Anzeichen eines Tricks die Kehle durchschneiden, also tut besser das, was wir von euch verlangen": machte Tirian den Nord auf seine Situation aufmerksam.
    Der Gefangene beruhigte sich zusehends und schien sich wieder in den Griff zu kriegen, nachdem der Begriff Sklavenfessel gefallen war.
    "Habt ihr gehört?!": fragte Tirian jetzt etwas ärgerlicher, da er keine Antwort bekam.
    Die Antwort kam direkt: "Ich habe euch verstanden."
    "Wir suchen einen Gefangenen und ihr werdet uns zu seiner Zelle führen, einen rothaarigen, hochgewachsenen Dunmer, mit stechendem Blick": beschrieb der Heiler Tarrior.

    "Ich bin noch nicht lange Herr der Kerker. Aber wir halten hier nur noch eine Dunmerin gefangen, von der ich weiß. Inzwischen sind hier mehr Daedra und Fremdländer eingesperrt": erklärte der Nord.
    Tirian fühlte wieder Wut in sich aufsteigen. "Er muss hier sein oder habt ihr noch andere Zellen?": wollte er wissen.
    Der Nord schüttelte den Kopf. Tirian rutschte im selben Augenblick die Faust aus und er schlug dem Gefangenen direkt ins Gesicht.
    "Wir haben nur diese Grube. Sie ist groß genug für alle Gefangenen. Ich war nur noch nie auf der untersten Ebene. Dort haben nur der Hexenmeister und sein Stab Zugang. Dort unten sind nur mächtige Daedra und andere gefährliche Kreaturen eingeschlossen": warnte der Nord.
    Tirian überlegte einen Moment. "Ihr werdet uns nach dort unten bringen. Er muss dort sein!": entschied er und stieß den Mann durch die zweite Tür nach vorne auf die Wurzeltreppe hinaus. Umgehend klammerte er sich verzweifelt an die Felswand heran.

    "Ich kann nichts sehen, wie soll ich euch da führen. Bitte": wandte der Nord ein. Der Heiler war inzwischen unleidlich. Dieses Gefühl und sein klares Bewusstsein rangen miteinander. "Ihr konntet uns vorhin doch auch so gut sehen. Tastet euch halt voran": meinte er nur lapidar und folgte dem Nord in kürzestem Abstand hinunter. Dreveni war direkt hinter ihnen.

    [Dreveni]
    Ihr gefiel das ganze nicht, aber sie sah ein dass sie momentan nichts gegen Tirian und seinen Plan unternehmen konnte. Sie fand nach wie vor es war Wahnsinn diese Gestalt am Leben zu lassen, und auch Tirians Wandlung war ihr nicht entgangen. Wie auch immer, ein Zurück gab es nun nicht mehr, und ehrlich gesagt war ihr Tirian wenn er zuschlug in dieser Situation wesentlich lieber als wenn er um jedes Leben feilschte nur um seinen Gewissen willens.
    Geändert von KingPaddy (25.08.2018 um 11:07 Uhr)

  13. #113

    Mora Uvirith, Tel Uvirith, Kerker

    Wie von oben bereits zu erkennen war, gestaltete sich der Kerker vor allem als eine tiefe, feurige Grube. Am Grunde des Schachtes war eine schweflige Dämpfe ausspeiende Lavagruben, die es fast unmöglich machte zu atmen und deren Hitze selbst einem Dunmer fast geradezu unerträglich auf der Haut brannte, zumindest wenn man sich ihr näherte. Und das taten sie. Geführt von ihrem vermeintlich blinden Gefangenen stiegen Tirian und Dreveni in die Gefangenengrube herab. Die Mitte der Grube beherrschte eine große Felsnadel, die wie ein Monolith aus der Lava in die Höhe wuchs. Der Heiler dachte lieber nicht darüber nach, wie lange schon das untenläufige Magma an der Basis der Nadel fraß und das sie jederzeit umkippen könnte. Das wäre fatal. Der Wendelgang, den sie sich hinabarbeiteten bestand aus mehreren strunkigen, dicken Wurzeln des Pilzturmes über ihnen, die wie auch schon in den Gängen, die hinter ihnen lagen, geformt worden waren um einen Weg zu bilden. Allerdings klammerte sich die Konstruktion Halt und Stütze suchend immer wieder an der Nadel fest. Auch wenn es schon ein Wunder war, dass dieses, offenkundig magische, Wurzelwerk der Hitze standhielt, war klar, dass ein Wegbrechen des Monolithen nur in einem Zusammenbruch des ganzen Wendelgangs enden konnte.

    Derart befestigt zog sich der Wurzelsteg an der Außenwand der Grube in einer Spirale nach unten und traf hin und wieder auf einen breiteren, ebenen Halbring entlang der Felswand, die die verschiedenen Etagen dieses Gefängnisses bildeten. In Form einer Gallerie wäre es dann möglich gewesen die Grube von oben in Augenschein zu nehmen, etwas worauf der Heiler bewusst verzichtete, außerdem waren hier dann halbkreisförmig eine Reihe von Zellen in den Fels geschlagen, in die sich das Wurzelsystem einerseits hineinerstreckte, andererseits wurden die Gitter von den Wurzeln selbst gebildet. Ein organisches Gefängnis quasi. Über jeder Zelle waren Kristalle eingelassen, die jedoch immer unterschiedlich schwach oder stark leuchteten. Das Leuchten wurde allerdings stärker, je tiefer sie kamen. Auf seine Frage, erklärt der Nord:

    "Den Gefangenen wird ihre Magie entzogen. Bei den Sterblichen sorgt es dafür, dass eine Flucht gänzlich unmöglich wird, denn mit reiner Muskelkraft ist aus den Zellen kein Entkommen. Auf den unteren Ebenen sind Daedra angekettet, deren Energie den Turm und seine Wurzeln nähren. Etwas, das erst all dies hier möglich macht."

    Beim Vorbeigehen warf Tirian einen Blick in jede Zelle. Tatsächlich hatte ihr Gefangener nicht gelogen er sah viele abgerissene Gestalten in fleckigen Leinenhemden, schwer gezeichnet von ihrer Gefangenschaft. Diebe, Banditen und anderlei Verbrecher zunächst; später Mörder, Spione und Kultisten, allerlei Gesindel mit dickerem Kerbholz. Bisher ausschließlich Fremdländer.
    Für einen kurzen Augenblick flammte Mitleid in dem Heiler auf, der zwar keine besonderen Sympathien für Verbrecher verschiedenster Art hegte, aber der keinem ein solches Schicksal jemals gewünscht hätte. Dieser Gedanke erstarb allerdings sehr schnell und wurde von dem Bohren in seinem Kopf, das sich auf den Gefangenen, wegen dem sie eigentlich hier waren, fokussierte, völlig verdrängt.

    Erst auf der vierten Ebene änderte sich das Bild: Viele leere Zellen von denen nur eine einzige besetzt war. In ihr saß eine Dunmerin, die angesichts ihres Haftortes, noch manierlich dreinschaute und eine gewisse Schönheit ausstrahlte, auch wenn ihr schwarzes Haar, ihr Gesicht nur noch in fettigen, zerzausten Strähnen einrahmte. Der erste Eindruck trügte jedoch.
    Bei näherem Hinsehen wurde klar, dass ihr Körper, dort wo er trotz des rohen, weiten Leinenhemdes erkennbar war, übersät war mit Wunden, Prellungen, Verbrennungen und ja selbst etwas, das Tirian für Erfrierungen hielt. Es war eindeutig, dass man sie gefoltert hatte. Tirian blieb zu Drevenis Missfallen, die sichtlich auf mehr Eile drängte, einen Moment länger stehen.

    "Wer ist die hier?": fragte er den Nord. Dieser schien zu überlegen, wieviele Ebenen sie bereits zurückgelegt hatten. Tirian war sich inzwischen nicht sicher, ob er den Blinden, jetzt wo er ihr Gefangener war, vorspielte oder ob er sich in ihm getäuscht hatte. Schließlich bekam er seine Antwort: "Das hier sind die politischen Gefangenen. Sie ist die Einzige, die noch hier ist. Ihren Namen kenne ich nicht. Sie saß schon ein, als ich meinen Dienst begonnen habe. Serjo Brasselin hatte sie erst am morgen noch einmal einer Befragung unterzogen."

    Tirian trat ans Gitter. Apathisch saß die Frau da und machte keinerlei Anstalten zu reagieren. Wer wusste, ob sie Tarrior nicht in einem ähnlichen Zustand vorfinden würden. Im Gegensatz zu den Galgenvögeln weiter oben, überkam den Heiler hier doch sein schlechtes Gewissen. "Öffnet die Zelle": befahl er dem Nord. Dieser schien Anstalten machen zu wollen, den Befehl nicht auszuführen. Mit einem schnellen Griff, hatte er ihren Gefangenen an den Resten seiner Robe gepackt und schubste ihn gegen die hölzernen Gitterstangen. "Sofort!": herrschte Tirian ihn an. Der Mensch murrte, griff an seinen Gürtel und zog einen kleinen Goldstift mit einem Edelstein an der Spitze hervor. Tirian hatte ihn fest im Blick und war darauf gefasst, sollte er einen Trick probieren. Ein Seitenblick verriet ihm, dass Dreveni ähnlich wachsam war.

    Der entmachtete Wärter tastete sich am Gitter entlang, trat einen halben Schritt zurück und legte den Stift mit der Spitze auf das Holz auf. Es geschah nichts. Ein plötzlicher Anflug von Wut erfasste den Heiler, dass er innerlich selbst überrascht war, als dieser auch noch mit Heftigkeit hervorbrach: "Nun macht. Wenn ihr uns behindern wollt. Landet ihr in der Grube!" Die Miene des Nord blieb steinern. "Ihr werdet mir die Fesseln abnehmen müssen, denn ohne Magie kann ich das Instrument nicht bedienen": stellte der Gefangene klar. Tirian schnaufte. "Das könnte euch so passen": antwortete der Dunmer. "Dann bleibt die Zelle zu": entgegnete er ungerührt. Tirian zog die Augenbrauen zusammen. Er schaute Dreveni an, die das sichtlich für keine gute Idee hielt dann wieder die Arme des Mannes, die dieser erhoben hatte und hinter den Obsidianreifen die Sklavenfesseln saßen.

    "Die Fesseln unterdrücken Magie. Ihr könnt sie aber dennoch wirken": fiel dem Heiler ein. Eine Augenbraue des Nord zuckte. "Ihr wisst dann aber sicher auch, dass die Fesseln das mit Schmerzen und Verbrennungen goutieren": wies er ihn auf etwas hin, worüber sich Tirian aber völlig im Klaren war. Er zuckte mit den Schultern. Da der blinde Mann, das aber offenbar nicht wahrnahm, beeilte er sich ihm auch zu sagen, dass ihm das egal sei. Nicht das ihr Gefangener noch die Stille als Zweifel missdeutete. "Aber": versuchte er noch einen Einwand.

    "Ich kann auch meine Blitze noch einmal über euren Körper tanzen lassen, wenn euch die magischen Verbrennungen der Fesseln ängstigen": schlug Tirian vor. Sich auf das verlassend, was ihm die innere Stimme, die an seinem Bewusstsein kratzte, eingab. Die Miene des Nord brach auf, er knirschte mit den Zähnen und wandte sich wieder dem Gitter zu. Wieder setzte er den Metallstift an und jetzt ging ein deutliches Knistern von den Sklavenfesseln aus, während sich der Nord mit zunehmend schmerzverzerrtem Gesicht auf das magische Objekt fokussierte. Ein leichtes Leuchten umfing das arkane Gerät und in die Wurzeln kam Bewegung. Langsam aber stetig glitten sie zur Seite und gaben letztlich die Zelle frei. Tirian ließ den Nord in Drevenis Obhut und trat heran, um die Gefangene einer Begutachtung zu unterziehen.

    Tatsächlich war ihr Körper übersät mit Verletzungen aber vor allem kleiner Art. Man hatte ein Instrumentarium von Nadeln bis hin zu punktierter Magie ausprobiert. Verbrenneungen, Erfrierungen, Nekrose. Hier hatte jemand gezeigt, welches Talent er darin besaß anderen Leid durch Folter zuzufügen. "Befragung" war kaum ein geeigneter Ausdruck, um das hier zu beschreiben. Er fühlte sich an ein Theaterstück erinnert. Spielte das nicht auch in einem Telvanni-Herrenhaus? Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf auf etwas Heilmagie. Er bemerkte, wie ein Vibrieren durch die Zelle ging. Er schüttelte den Kopf und begann die Dunmer aus der Zelle zu ziehen. Alles an diesem Turm schien Magie zu spüren und darauf zu reagieren. Als hätte das Wurzelwerk ein eigenes Bewusstsein. Außerhalb der Zelle legte er die Frau die Hände auf die Stirn und versuchte ihre Sinne und ihren Geist mit etwas heilender Magie zu beleben, nachdem er schwerere Verwundungen an den Gelenken behandelt hatte.

    "Überwiegend der Schock und die Erschöpfung. Die anderen Verletzungen sind minderschwer": stellte er fest. Kurz darauf tat die Frau die Augen auf, reagierte zunächst einigermaßen panisch als zu Sinnen kam, insbesondere als sie Aurek registrierte, ließ sich aber vom Heiler ganz leicht zu Boden drücken. Ihr fehlte es tatsächlich an Kraft sich wirklich zur Wehr zu setzen. Der Heiler erklärte die Situation, was das Verhalten der Dunmer beruhigte, allerdings auch wenn Tirian ihr dazu Gelegenheit gab, sprach sie kein Wort. Ein Nicken hin und wieder war die einzige Reaktion, die er bekam. Allerdings schien sie damit einverstanden sie zu begleiten, da es offensichtlich war, dass sie auch aus dem Turm wollte. Allerdings hätte Tirian durchaus interessiert, was für eine Art politische Gefangene sie war und welches Interesse der Herr des Turmes an ihr hatte.

    "Wir könnten längst wieder draußen sein, wenn ihr euch nicht ständig mit solchen Dingen aufhalten würdet": wies ihn Dreveni zurecht, mit einem missmutigen Seitenblick auf ihre neue Begleitung. Es war offensichtlich, dass sie die schwächelnde Gefangene, die sich zwar auf den Beinen halten konnte, aber durchweg den Eindruck eines verschreckten Kaninchens machte, für eine Belastung hielt. Zumal da ja auch noch der Wärter war. Tirian musste selbst zugeben, dass diese Infiltrationsmission letztlich schnell ganz andere Züge angenommen hatte, denn schließlich schlichen sie jetzt nicht mehr zu zweit durch den Turm sondern, wenn sie ihr Ziel erreichten wären sie zu fünft. Der Heiler überlegte, ob sie den Nord einfach am Boden des Kerkers einsperren konnten, aber es hätte sicher auch gewisse Vorteile ihn auf dem Weg nach draußen mitzunehemn, um etwaige Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

    Sie setzen ihren Weg zur untersten Ebene fort. Die nächste Ebene an der sie vorbeikamen war vollauf belegt mit Daedra. Einige schienen frisch gefangen und warfen sich geifernd gegen die Gitter. Die Kristalle über den Zellen glühten ständig. Die Wesen aus dem Reich des Vergessens wurden bis auf den letzten Rest ihrer Energie ausgesaugt. In den hinteren Zellen, die nahe der nächsten Rampe waren, fanden sich Exemplare, die offenbar schon länger hier einsaßen. Das boshafte Funkeln in ihren Augen war nicht gebrochen, als Tirian in die Zellen spähte, aber ihre Körper auf eine Weise ausgemergelt und kraftlos, verbogen hingestreckt, wie sie der Heiler vor allem bei einem Dämonen noch nie gesehen hatte. er kannte Daedra als Kreaturen von unbändiger Kraft und übermenschlicher Vitalität, selbst bei kleineren Exemplaren wie Skampen und das hier war das völlige Gegenteil. Ein Daedroth mit dem Unterkörper einer Spinne lag hingestreckt in der letzten Zelle, bevor es weiter nach unten ging es machte den Eindruck als könne man die Beine wie trockenes Stroh einfach durchbrechen oder als würden sie fast von selbst vom Körper abfallen.

    Eine weitere Drehnung nach unten, durchschritten sie noch einmal eine solche Ebene. Der Nord erklärte, dass die drei unteren Ebenen nur noch Daedra in wachsender Stärke beheimaten würden und allein dazu dienten um den Turm zu nähren. Das wurde noch einmal deutlich, da sie auf dieser vorletzten Ebene in den wenigen Zellen vor allem Atronachen in unterschiedlichen Stadien der Atrophie antrafen. Während die Feuerelementare schon dabei waren zu verlöschen, strotzten gerade die Sturm-Atronache noch voller Kraft. "Ihr werdet hier nicht finden, wonach ihr sucht, dass ist doch Irrsinn": mischte sich der Nord erneut ein, als die den Weg zum Grund beschreiten wollten. Direkt auf Höhe der Lava lagen dort die letzten Zellen und Tirian konnte sich jenseits vom Reich des Vergessens selbst kein schlimmeres Gefängnis vorstellen. Er ignorierte den Nord. Er konnte sich den Zweifel nicht leisten. Es konnte nicht sein, dass sie den ganzen Weg umsonst gekommen waren. Tarrior musste hier sein, er musste am Leben sein. Nur allzu deutlich konnte er zusammen mit dem wieder stärker werdenden Pochen in seinem Kopf spüren, dass sie dem Ziel so unglaublich nahe waren. Ja, er musste einfach hier sein.

    Tirian begann die Treppe schneller hinunter zu gehen, konnte gar nicht schnell genug in die Grube hinab gelangen und als er seinen Fuß auf das hitzige, dunkle Vulkangestein setzte, von dem schweflige Dämpfe aufstiegen und sein Blick auf eine Reihe weniger Zellen gegenüber des heißen Rots des nahen Lavaschlundes warf, war es als würde er von einer von ihnen magisch angezogen. Wie besinnungslos begann er loszuhetzen, die anderen Zellen und ihre Insassen ignorierend, auch als sich ein Ogrim mit aller Gewalt gegen eines der Gitter warf, die aber mit eiserner Gewalt den Massen des gewaltigen Daedroth standhielten. Er als er knapp vor dem Gitter war verlangsamten sich seine Schritte. Ein wildes Rauschen klang in seinen Ohren als er sich mit langsamen Schritten der Zelle näherte und zwischen den Wurzeln in das Innere spähte. Im fahlen Licht des Kristalls an der Decke erkannte er die dort sitzende, zusammengekümmerte Gestalt. Langes, wildgewordenes, rotes Haar ein groß gewachsener, noch hagerer Körper auch die Nase war unverkennbar. "Tarrior": flüsterte der Heiler, der sein Ziel endlich erreicht hatte. Die Gestalt schaute auf. Sein Blick war nicht gebrochen. Neben Überraschung spiegelte sich in den noch tiefer eingegrabenen stechend-roten Augen vor allem eines: Entschlossenheit.

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