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Thema: Genesareth

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Ai ai. Heftig, eigen, und verdammt gut. ^^' Am Anfang hat mich der Vergleichs-Overkill noch etwas gestört, aber letztendlich passt er sich einwandfrei ein. Sprachlich solltest du vielleicht noch ein paar mal darüberlesen, es gibt einige Wortwiederholungen und auch einige Wörter, die nicht so recht hineinpassen wollen (was gelegentlich dazu führt, dass ein Vergleich unfreiwillig komisch wird). Ich behaupte aber mal, mit etwas Distanz fallen dir solche Stellen selbst auf.

    Irgendwie finde ich sie fast schon interessanter als den Alten. Keine Ahnung, ob das jetzt nur ein Eindruck oder eine Kritik ist. ^^

  2. #2
    Dank dir für dein konstantes Feedback!

    In der Vergangenheit habe ich immer krampfhaft (versucht) Wortwiederholungen zu vermeiden und dabei ausgeblendet, dass sie vielfach Sinn machen. Dass sie guter Stil sein können. Nach genauerer Begutachtung des Textes, komme ich auf folgende Wiederholungen:
    - Glanz: "Er" hätte es für mich nicht getan. Glanz ist an der Stelle ein Schlüsselwort, das Wiederholung verdient.
    - Satzanfang mit "Er" oder "Sie": Ich stelle Subjekt und Prädikat mittlerweile lieber an den Anfang, da sie in der Regel die wichtigsten Informationen liefern. Wenn das zum selben Satzanfangswort führt, sei es drum.
    - Spezifische Satzanfänge wie "Bis zum": Ich mag solche Wiederholungen, um ein Muster zu prägen. Ich gehe allerdings sowieso nicht davon aus, dass du die meinst. :P
    - Lächeln: Ähnlich wie "Glanz". Zwar kein Schlüsselwort, doch bei so expliziter Inbezugnahme finde ich Wiederholung besser.
    - brach: Hiermit habe ich mich selbst schwer getan, obwohl die beiden Nutzungen auf zwei Absätze verteilt sind. Das war letztlich auch der Grund, warum ich es dringelassen habe.

    Das generelle Problem bei Wortwiederholungen sehe ich in ihrer Balance. Zu viel und zu wenig kann den Lesefluss zerstören. Zu viel, wenn man immer wieder auf dasselbe, belanglose Wort stößt (Das Parfüm: olfaktorisch - urgs); zu wenig, wenn der Leser vor lauter Synonymen die Zusammenhänge nicht mehr erschließen kann.

    Was die Bilder angeht, da könntest du Recht haben. Noch sehe ich nichts, was mich massiv stört. Wobei, das Ohrfeigen-Präludium hat definitiv Comedy-Potenzial. Und der Vergleich zwischen Vorgesetztem und leprakrankem Mops ließt sich auch...grenzwertig. Wirklich schlecht finde ich beide Bilder nicht, aber sie passen nicht zum restlichen Ernst. Ist es das?

    Wie ist es zum Eindruck gekommen, dass sie interessanter ist? Am Ende wird sie von ihrer himmlischen Sphäre runtergeholt und vermenschlicht. Im Grunde ist er mehr Zuschauer als alles andere. Er lässt ihre Behandlung über sich ergehen und seine Vergangenheit Revue passieren. Viele menschliche Züge bekommt er dabei nicht mit.

    (Allein in diesem Beitrag habe ich zwei "aber" durch Synonyme ersetzt. Ich bin also längst nicht kuriert. :/)

    Geändert von Owly (07.10.2012 um 19:36 Uhr)

  3. #3
    Für deine Statistik: Die Wiederholungen, die mir negativ aufgefallen sind, waren "Glanz" und "rotes Meer teilen". Die anderen gehen für mich klar, sage ich jetzt einfach mal. Habe dem Text beim Lesen jetzt aber auch nicht unbedingt 120% meiner Aufmerksamkeit gewidmet.
    Prinzipiell sehe ich die Angelegenheit aber auch so. Ich würde mich nicht aus Prinzip über Wortwiederholungen aufregen, aber eben dann, wenn sie den Lesefluss stören. Insofern kann ich die Begründung hinter "Glanz" auch verstehen, aber das ändert nichts daran, dass es mich beim Lesen stutzen lässt. Kann natürlich gewollt sein, wenn man sowas mag. ^^

    Zitat Zitat
    Wie ist es zum Eindruck gekommen, dass sie interessanter ist? Am Ende wird sie von ihrer himmlischen Sphäre runtergeholt und vermenschlicht. Im Grunde ist er mehr Zuschauer als alles andere. Er lässt ihre Behandlung über sich ergehen und seine Vergangenheit Revue passieren. Viele menschliche Züge bekommt er dabei nicht mit.
    Vielleicht liegt es einfach daran, dass man zu ihm so viel, zu ihr aber praktisch gar nichts erfährt. Lässt halt Leerstellen, die in so einer emotional tiefgreifenden Geschichte Fragen aufwerfen. Ist aber, wie gesagt, nichts Schlimmes oder so.

  4. #4
    @flow: Dankeschön! Und du bringst mich auf eine Idee: Ich lese den Text und unterlege ihn mit dem Track. Nur um zu schauen. Meine Stimme klingt zwar wie Jan Delay als Rabe Socke, aber das stört schon nicht.

    Als Untermalung gefällt mir das jedenfalls verdammt gut. Wie ein weniger theatralisches, dreckiges Rope of Weeds von Elysian Fields. Besonders passend, wie sich die hypnotische Wirkung steigert.



    @La Cipolla: Ich schätze, bei beiden Wiederholungen muss ich schauen, wie sie sich in Zukunft für mich anfühlen. Momentan lese ich einigen schreibtheoretischen Kram und habe schwer aufzupassen, dass ich nicht täglich meinen Stil ändere. Wobei, so schlimm ist es nicht.

  5. #5
    Kenn ich ja auch, und es kann denk ich auch nicht unbedingt schade. Auf lange Sicht zumindest. ^^

  6. #6
    Sehr guter Text! Obwohl ich die Erzählung teilweise etwas befremdlich fand, was wohl am Thema lag, liest sie sich sehr flüssig und durchgehend angenehm. Sowohl die Symbolik als auch der Stil an sich passen sehr gut zum Inhalt und schaffen eine schöne und stimmige Atmosphäre. Am Anfang bist du meiner Meinung nach sehr knapp an der Grenze, was die Dichte und Anzahl an Vergleichen und Adjektiven angeht, aber insgesamt hilft es dem Text, eine Dynamik zu entwickeln, vom langsamen, beschreibenden Beginn hin zum aktiveren, handlungsreicheren Ende, was einen schönen Spannungsbogen bildet.
    Ein paar Stellen sind mir aufgefallen, entschuldige bitte wenn ich deinen Text etwas auseinanderpflücke.
    Zitat Zitat
    aber der Glanz seiner Augen pulsierte im Feuerschweif der heruntergebrannten Kerze.
    Hier zum Beispiel passen die Worte meiner Meinung nach nicht ganz. Das Licht kann pulsieren, aber nicht der Glanz in den Augen. Damit verbinde ich zumindest ein inneres "Licht", und dafür passt "pulsieren" einfach nicht.
    Zitat Zitat
    Die Pfennigabsätze ihrer Lackstiefel bohrten Stigmata in den morschen Holzboden.
    "Stigmata" ist für mich von der sprachlichen Ebene her übertrieben. Es klingt zu gezwungen, um sich gut in den Text einzufügen, ich würde den Satz einfach bei "Die Pfennigabsätze ihrer Lackstiefel bohrten sich in den morschen Holzboden." belassen, das passt sich meiner Meinung nach besser ein.
    Das mit dem Roten Meer hat Cipolla ja schon erwähnt (und als Eigenname wird "Rotes" groß geschrieben). Ich würde es einfach beim ersten belassen, man hat den Vergleich schon verstanden, wenn du das Bild wiederholst scheint es, dass du den Leser nicht für fähig hältst, es beim ersten Mal zu verstehen.
    Zitat Zitat
    etc. pp.
    Das ist das umgekehrte Beispiel, für den Ton des ganzen Textes ist das für mich viel zu technisch, kalt und bürokratisch.
    Zitat Zitat
    Nervenendigungen
    Nervenenden?

    Das sind aber alles nur kleine Details und persönlicher Geschmack. Insgesamt finde ich den Text sehr gut und im Vergleich zu anderen Werken, die du hier hochgeladen hast, sehr klar und in sich geschlossen.

  7. #7
    @Aenarion:
    Vielen Dank!
    Grundsätzlich schreibe ich meistens so strukturiert und zugänglich wie hier. Dass meine sonstigen Veröffentlichungen ein anderes Bild zeichnen - das kriege ich noch korrigiert!
    Zitat Zitat
    Das Licht kann pulsieren, aber nicht der Glanz in den Augen.
    Das Pulsieren ist ganz objektiv gemeint. Ich wollte ausdrücken, dass die Lichtreflektion in den Augen des Alten größer und kleiner wird, und eine Parallele zum späteren Würgen in atmungsgleichen Intervallen schaffen. Mir schien das nach etwas Recherche ein geeignetes Wort zu sein.

    Zitat Zitat
    ich würde den Satz einfach bei "Die Pfennigabsätze ihrer Lackstiefel bohrten sich in den morschen Holzboden." belassen
    So sah der Satz ursprünglich aus, bis mir Stigmata als weiteres religiöses Symbol als Muss erschienen. Vielleicht fehlt mir immer noch Abstand zum Text und meine Symbolverliebtheit ist sowieso gefährlich, aber zwischen einem Marienbildnis und Moses Wunder, scheint mir das nicht außer der Reihe zu tanzen. Zumal ich in jedem Absatz wenigstens ein Symbol haben wollte, um die Kette zu erhalten, damit der Leser die Ebene nicht verlässt.

    Zitat Zitat
    wenn du das Bild wiederholst scheint es
    Ich sehe es nicht als Wiederholung des Bildes, sondern als Weiterführung und Bestätigung. Das Aufplatzen des Fleisches ist wie die Teilung des Roten Meeres, die Blutlache wie das Rote Meer selbst. Aber da denke ich sicher nochmal genauer drüber nach.

    Zitat Zitat
    Das ist das umgekehrte Beispiel, für den Ton des ganzen Textes ist das für mich viel zu technisch, kalt und bürokratisch.
    Würdest du es gar nicht substituieren? Sinn der Aufzählung ist es ja, eine schnelle, für den Leser unspannende, aber umfangreiche Ereignis-/Informationskette abzufrühstücken. Die Floskel selbst wollte ich auf jeden Fall drinhaben und eben einen Verweis auf ihre Inhaltslosigkeit.

    Zitat Zitat
    Nervenenden?
    Recherche zu Verbrennungen haben mich zu den Endigungen gebracht. Ich dachte selbst zunächst an Nervenenden. Verschiedene medizinische Artikel und Lexika sprechen jedoch durchgehend von Endigungen. Vielleicht sollte ich gerade deshalb tatsächlich Nervenenden nehmen, weil es kein Fachjargon ist.

  8. #8
    Zu Glanz und Rotem Meer, wie gesagt, Geschmackssache. Bei den Stigmata finde ich passt das Wort wirklich nicht. Ich verstehe die Symbolik dahinter und den Zusammenhang, aber es passt meiner Meinung nach vom Vokabular einfach nicht. Es klingt mitten in der stimmigen Atmosphäre einfach fehl am Platze. Finde ich.
    Beim etc. pp. würde ich das von Sinn her drin lassen, ich würde die Begriffe substituieren, irgendwas, was mehr in die Erzählerstimme passt, wenn du weißt, was ich meine... "und so weiter" oder "bla bla...", meinetwegen sogar "et cetera" ausgeschrieben, nur nicht diese kalten, kalten Akronyme...

  9. #9
    Sehr sehr gut geschrieben, der Detailgrad lässt nicht zu Wünschen übrig und bringt die Atmosphäre gut rüber. Mein Soundtrack dazu:


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