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The Big Guns
Blue Gender eben gerade gefinisht.
Post-Apokalypse, Mechas, Psychohorror - klingt nach NGE? Sollte damals in '99 wohl auch ein Cash-in sein, um ein bisschen im Windschatten von Annos Psychosen mitzusegeln. Das Ergebnis hingegen ist meiner Meinung nach nicht nur strukturierter aufgebaut als NGE, sondern alles in allem um einiges besser. Der Fehler dieser Serie - was sie auch eher zur Serie der obskuren Sorte gemacht hat - ist halt leider, dass sie nicht so spektakulär entgleist wie NGE, fast schon stur linear auf ein Ende zuballert, was in Sachen "Was zum Fick ist hier los?" allerdings dem Konkurrenten in nichts nachsteht.
Die Story ist eine herrliche Hommage an Sci-Fi-Actioner wie Starship Troopers und Aliens: eine insektoide Lebensform namens "Blue" macht die Menschheit fast komplett tot. Die letzten Überreste fristen ein eher tristes Dasein auf einer Raumstation, ab und an mal die Erde erkundend nach Blues zum totschießen und/oder sogenannten "Sleepers", Leute die vor ein paar Jahrzehnten geschockfrostet wurden als sie mit einem dort noch unheilbaren Gen-Defekt namens "B-Cells" diagnostiziert wurden. Einer dieser Sleeper, die erfolgreich geborgen werden können ist unser Protagonist Yuji (= Shinji in kompetent), der von da an mit der stoischen badass Ballerbraut Marlena (= proaktive Rei) und anderen Sleepers versucht, die Menschheit vor der endgültigen Vernichtung zu bewahren. Aber es gibt natürlich ein Komplott, die B-Cells sind nicht das was sie scheinen und am Ende kulminiert alles in einem der übelst gerushtesten und sinnentleertesten Finali die ich je in einem Anime gesehen habe.
Positiv zu vermerken sind die schönen, recht realistisch gehaltenen Charakterdesigns und die anfangs etwas albern anmutenden Mecha-Designs (da sich die Armour Shrieks bewegen wie auf Roller Skates. Das sieht anfangs tatsächlich ziemlich dorpig aus.), aber vor allem der Soundtrack ist große Spitzenklasse, mal moody mit verstörender Violinen-Untermalung, Akira-Style-Chorgesängen, John Carpenter-Gedächtnis-Synthie-Melodien oder einfach ziemlich fetten Gitarrenrock-Melodien - in der Hinsciht wird einiges aus dem Hut gezaubert. Auch visuell weiß der Anime durchaus zu gefallen mit düsteren Umgebungen, schlicht gehaltenen aber dennoch hübschen Hintergründen und slicken Actionszenen, die mit hübsch gemachten Gore-Effekten nicht geizen. Auch schön fand ich wie in der Serie mit Sex umgegangen wird: Für die meisten Leute ist es halt einfach eine Sache die man tut, um Stress abzubauen. Dementsprechend wird halt auf der Raumstation Second Earth (ja ich weiß, toller Name) überall rumgebumst, wo gerade nicht zuviele Leute sind. Somit haben wir auch die Ayuss'n'Titties-Fraktion abgedeckt. Die freakigen Alpträume von Yuji sind wunderbar in Szene gesetzt, und allgemein ist der Anime am stärksten wenn es Aliens-mäßig in engen Korridoren, düsteren Häuserkomplexen und klaustrophobisch erscheinden Straßenschluchten gegen massenhaft Starship Troopers-Bugs zur Sache geht. Dieser Horror-Aspekt hebt für mcih die Serie von all dem anderen Postapokalypse-Schlock hervor. Leider verschießt Blue Gender den Großteil seiner dramatische Ladung bereits drei Folgen vor dem eigentlichen Ende, was relativ schade ist.
Was für mich die ansonsten exzellent gepacete und relativ selten Aussetzer (selbst die englische Dub ist bis auf ein paar Ausnahmen sehr sehr gut) aufzeigende Serie im Endeffekt herunterzieht, ist das unsinnige Ende. Ansonsten ist das hier definitiv einer der besseren 90er-Postapokalypse-Anime die ich bis jetzt gesehen habe. Schade, dass es nicht eine noch größere Fanbase hat und mich damit zum Fan von nunmehr zwei weitestgehend unbekannten Serien macht (nämlich das hier und Burn-Up! W/Excess), die mMn mehr Aufmerksamkeit verdienen.
Definitive Empfehlung vom Anti-Dub-Nazi.
Geändert von T.U.F.K.A.S. (01.06.2013 um 19:16 Uhr)
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