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Habe gestern noch The Millennium Actress und eben gerade Brave Story gesehen und somit zumindest all die Filme gesehen, die ich auf DVDs/Blu-Ray habe.
Summer Wars fand ich super. Beim ersten Gucken mochte ich diese Cyberwelt (Oz) nicht wirklich, das war jetzt aber nicht mehr so. Das eigentliche Thema des Films, nämlich das Leben in einer großen Familie, war aber das eigentlich Tolle an dem Film, denn das wurde sehr lebendig, facettenreich und vielseitig dargestellt. Schade, dass es wohl noch ein paar Jahre bis zu Hosodas nächstem Film dauern wird.
The Millennium Actress hat mir auch sehr gut gefallen. Von Satoshi Kons Filmen definitiv mein Favorit. Ich mag es generell, wenn es in einer Geschichte um die Darstellung eines gesamten Lebens einer Person geht. Natürlich ist das bei diesem Film nicht alles, denn er ist auch ein riesiges Tribut an die japanische Filmgeschichte, auf eine – wie ich fand – ziemlich charmante Weise, denn die Darstellung der Stereotypen fand ich durchaus gelungen. Allerdings hat dieses Traumartige zwar einen wundervollen künstlerischen Eindruck hinterlassen und war auch atmosphäreprägend, aber der eigentliche Bezug zur grundlegenden Geschichte war nicht ganz deutlich, weshalb diese Synergie nicht vollständig aufgegangen ist. Das mag aber auch nur meine Meinung sein.
Musik war auch sehr gut, und dass der Film optisch ziemlich beeindruckend ist, muss ich wohl nicht erwähnen, oder?
Brave Story: Hm. Der Film hat es wirklich versucht, und ich habe gemerkt, wie viele Liebe da im Detail steckt, doch letztlich ist das ein Unterfangen, was nur scheitern konnte. Es funktioniert einfach nicht, eine so lange und komplexe Geschichte mit so vielen Schwerpunkten wie Brave Story in weniger als zwei Stunden Film zu packen. So eine Adaption würdig hinzubekommen ist einfach unmöglich, da bräuchte man mindestens eine Anime-Serie von zwei Seasons, vermutlich noch mehr.
Was mir am besten gefallen hat war die unglaublich fantasievolle, kreative und visuell ansprechende Umsetzung der Orte in Vision. Da wurden die Worte und der Einfallsreichtum von Brave Story wirklich toll bildlich umgesetzt.
Alles andere hat leider nicht so gut geklappt. Die Story hat versucht, ehrgeizig zu sein und möglichst viel vom Buch in sich zu vereinen. Das hat natürlich nicht geklappt, und das, obwohl schon extrem viele wichtige Aspekte weggelassen wurden. Irgendwie habe ich mich gefühlt, als würde ich von eine Szene in die andere gejagt werden. Ein Zusammenhang war schon da, aber es ging alles so schnell, dass ich überhaupt keine Zeit hatte, die Ereignisse wirklich zu verarbeiten bevor es weiterging. Auch die Charaktere haben stark darunter gelitten. Wataru ist schon von Anfang an tapfer, da fehlt die Entwicklung, und Meenas energische Persönlichkeit wurde sehr stark verändert und komprimiert. Auch mit Mitsurus Umsetzung war ich nicht zufrieden. Lediglich Kee Keema, der schon im Buch ein recht einfacher und konsequenter, aber sympathischer Charakter ist, fand ich gelungen.
Zwei andere sehr wichtige Aspekte der Geschichte wurden auch kaum beachtet. Es besteht zwischen der echten Welt und Vision ein sehr enges Band, und all die Gemeinsamkeiten die Wataru feststellt und schließlich als Spiegel seiner eigenen Wünsche und Ängste anerkennt, fehlen im Film fast komplett. Sehr geärgert hat mich auch, dass der Anfang anders als im Buch sehr kurz und eindimensional war. Miyuki Miyabe hat sich doch gerade bemüht, den Konflikt fair darzustellen und nicht den Vater zum Sündenbock zu machen, der Gründe dafür hatte, sich von seiner Frau und Wataru zu trennen, und zwar verständliche. Natürlich war Wataru dennoch wütend und traurig – er ist halt doch ein Kind. Aber im Verlauf der Zeit muss auch Wataru sich mit seinen eigenen Gefühlen auseinandersetzten und gelangt so zu neuem Verständnis. Davon ist im Film (abgesehen vom gerushten Ende) leider nichts zu sehen, und der Vater wirkt wie der Schuldtragende, der sich nur mit mäßigen Argumenten zu verteidigen weiß. Das ist sehr schade.
Insgesamt für mich weder eine gute Adaption noch ein guter Film. In vielerlei Hinsicht ist Brave Story toll, aber das Ausmaß der Handlung ist einfach zu viel für einen Film, weshalb nichts so wirklich den Eindruck hinterlässt, den es hinterlassen sollte und die ganzen Zusammenhänge, der große Kontext und die Komplexität und Lebendigkeit von Vision und auch von den Charakteren nicht wirklich rüberkommt.
Geändert von Narcissu (23.05.2013 um 19:13 Uhr)
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