Die eine Woche Vorbereitungszeit fand ich jetzt eigentlich nicht zu niedrig gegriffen, weil es ja auch ein offensichtlicher Pro war, der sich um den Code gekümmert hat und der Protagonist ja schon bestens mit der Steuerung vertraut war.
Wir werden sehen. *g* Ich hoffe nur, dass er nicht zu einem Standardprotagonisten mutiert.Zitat
Ich frage mich gerade, ob sich das ganze nicht vielleicht in 1984-Richtung entwickelt.Zitat
Gerade hab ich die letzte Folge von Aoi Bungaku gesehen.
Wie ich schon mehrmals bei klassischer Literatur, die mich interessiert, feststellen musste, habe ich auch bei einigen der Geschichten von Aoi Bungaku gemerkt, dass mir der Zugang fehlt.
Das heißt aber trotzdem nicht, dass ich sie nicht gut fand. Sie haben nur nicht so sehr auf mich gewirkt. Das trifft vor allem auf die ersten beiden, „No Longer Human“ und „In the Forest, Under Cherries in Full Bloom“ zu. Aber ich will mich kurz zu jeder einzelnen Geschichte äußern.
Aoi Bungaku Series
- No Longer Human: Ich mag es, wenn das Leben eines Menschen bzw. alle wichtigen Abschnitte davon in einer Geschichte dargestellt werden. Das wurde hier meiner Meinung nach ziemlich gut gemacht. Die letzten beiden Episoden fand ich wesentlich interessanter als die ersten beiden, und besonders da wurde das psychische Problem der Hauptfigur mit der Gesellschaft, seinem Vater und dem Menschsein deutlich. Dennoch konnte ich nicht viel damit anfangen.
- In the Forest, Under Cherries in Full Bloom: Das war ja mal ganz anders als ich erwartet hatte. Habe nicht mit so standard-animemäßigen Humordarstellungen gerechnet. War natürlich nicht der dominierende Teil der Geschichte. Ich habe auch hier nicht wirklich Zugang gefunden, das Denken der Hauptfigur erschien mir nicht wirklich ersichtlich. Die Sache mit den Köpfen in der zweiten Episode hat es ziemlich creepy bis verstörend gemacht. Was ich auch nicht verstanden habe, waren die modernen Darstellungen, die an zwei Stellen als für mich völlig unpassendes artistisches Stilmittel eingebracht wurden: Die Kopfhörer und die Handys, die kurz vorkamen und absolut nicht zum Rest der Darstellung der gesamten Geschichte gepasst haben.
- Kokoro mochte ich. Die Geschichte hat zwei interessante Hauptfiguren und stellt gesellschaftliche Probleme simpel und wirksam dar. Die Hauptfiguren haben beide nachvollziehbar gehandelt und haben gut dargestellt emotionale und sehr menschliche Konflikte präsentiert. Dass die zweite Folge (Koroko Winter = EP2, Kokoro Summer = EP1) nochmal die ganze Geschichte aus einer anderen Perspektive erzählt, fand ich auch toll. Musik war auch gut.
- Run, Melos! hat mir persönlich mit Abstand am besten gefallen. Die multidimensionale Erzählweise der Handlung fand ich überaus gelungen und wirkungsvoll: Zum einen gab es die Gegenwartsebene mit den psychischen Problemen der Hauptfigur, dann gab die die Vergangenheit und zuletzt das Theaterstück „Run, Melos“, das griechische Drama, das Vergangenheit und Gegenwart verbunden hat. Der Aufbau des psychische Zwiespalts der Hauptfigur hat hier meiner Meinung nach auch besser geklappt als bei z.B. der zweiten Geschichte. Sowohl artistisch als auch von der Geschichte hat mir Run, Melos sehr gut gefallen.
- The Spider's Thread: Das soll eine Kindergeschichte gewesen sein? Dafuq? Meiner Meinung nach viel zu blutig mit zu wenig eigentlicher Handlung und einer recht trivialen Aussage.
- Hell Screen war dann auch wieder ein Beispiel für ein recht offensichtliches und mehr gesellschaftliches als psychisches Problem, dessen Auflösung recht vorhersehbar war. Der Handlungsaufbau hat mir dann aber doch ganz gut gefallen. Artistisch gelungen, aber ansonsten konnte ich mich nicht sehr gut damit identifizieren.
Grafisch war natürlich alles top. Vielleicht hätte es mir geholfen, wenn ich mich vorher stärker mit der Handlung und dem gesellschaftlichen Kontext befasst hätte. Das hätte vielleicht meinen Blick auf No Longer Human ein bisschen aufgeklart. Das es was an meiner Meinung zu den letzten beiden Geschichten geändert hätte, wage ich aber zu bezweifeln.
Insgesamt bereue ich es aber keinesfalls, Aoi Bungaku gesehen zu haben. Auch wenn ich mich mit einigen der Geschichten nicht wirklich identifizieren konnte, habe ich mich nie wirklich gelangweilt.
Edit:
Shinsekai Yori 05: