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  1. #8
    Hui, gibt ja viele tolle Diskussionen in letzter Zeit.

    Ich finde gut ausgearbeitete Charaktere schon relativ wichtig, weil für mich der emotionale Anteil in einem RPG eine recht große Rolle spielt. Ausnahmen sind Geschichten, die eher mythologisch ambitioniert sind und eher Wert auf Awesomeness legen als auf die Persönlichkeit der Charaktere selbst (zum Beispiel Valkyrie Profile 2; das hatte sympathische und allsamt recht flache, aber oft trotzdem sehr coole Charaktere und auch das hat mir Spaß gemacht).

    Ich finde es wichtig, dass es Charaktere gibt, für die man sich als Spieler interessiert und deren Wohl einem am Herzen liegt. Ist die Darstellung eines Charakters unglaubwürdig, bringt man ihm auch weniger Empathie entgegen. So etwas kann sogar zu einem K.O.-Kriterium werden. Der Charakter muss dabei nicht immer sympathisch sein, aber man muss ihm Empathie entgegenbringen können (also doch ein gewisses Maß an Sympathie haben, was aber nicht heißt, dass man ihn nicht zugleich auch unsympathisch finden kann). Letzteren Fall finde ich manchmal sogar sehr interessant: Charaktere, denen man kontroverse Gefühle entgegenbringt. Luke auf TotA ist da ein ganz gutes Beispiel. Zugegebenermaßen wird er ein recht generischer Charakter nach seiner Wandlung, aber bis dahin habe ich zumindest immer gehofft, dass er sympathischer wird, weil ich ihn in einigen Belangen verstehen konnte, auch wenn ich manche seiner Handlungen und Äußerungen extrem unsympathisch fand.

    Beispiele für Spiele, die das grundsätzlich wirklich gut hinbekommen sind das bereits erwähnte Final Fantasy IX und The Legend of Heroes – Trails in the Sky. Final Fantasy IX hat einfach (bis auf Mahagon und evtl. Quina) wirklich toll ausgearbeitet Charaktere, die alle ihre nachvollziehbaren und ziemlich tiefgründigen Probleme haben. Das ganze wird im Spiel aber keinesfalls überdramatisiert. Im Gegenteil: Die Charaktere werden dem Spieler alle auf ziemlich sanfte und unaufdringliche Weise vorgestellt, und man erfährt erst mehr über ihre Probleme, wenn man sie bereits sympathisch findet. Das funktioniert hier wunderbar. Das tolle an Final Fanasy IX ist auch, dass in dem Spiel wirklich sehr viel drin steckt: Es behandelt viele unglaublich ernste Themen auf eine so einfühlsame und sanfte Weise. Das hat noch kein anderes Spiel so gut geschafft.

    In Trails in the Sky ist es einfach so, dass die Charaktere einem alle sehr schnell ans Herz wachsen. Das hat vor allem etwas mit gutem Writing zu tun. Dabei ist es nicht mal so, als würde man hier keine Stereotypen finden. Nur sind diese Stereotypen so wunderbar ausgearbeitet, dass sie darüber hinauswachsen und zu sehr viel mehr werden. Man merkt dem Spiel auch an, wie viel Wert auf die Charaktere gelegt wurde, was das emotionale Band zwischen Spieler und Protagonisten auch gleich noch viel enger schnürt.

    Andere Beispiele, die bei mir gut gewirkt haben, sind Persona 3 und Persona 4. In Persona 3 fand ich es toll, wie aus den Charakteren gegen Ende hin immer mehr eine Gruppe geworden ist. Am Anfang herrschte ein relativ kaltes Verhältnis zwischen allen bis hin zu offenkundigen Unsympathien zwischen den Protagonisten. Sie waren mehr oder weniger eine Zweckgemeinschaft. Im Verlauf des Spiels gibt es aber einige wirklich gute emotionale Konflikte, die von den Charakteren ganz andere Seiten offenbaren, die man bis dahin gar nicht kannte.

    In Persona 4 ist es anders. Fast der gesamte Cast ist von Anfang an sehr sympathisch und es herrscht eine sehr freundschaftliche und familiäre Alltagsatmosphäre. Ich kenne kein anderes Spiel, das in dieser Hinsicht auch nur Ansatzweise wirklich gut ist. Im Verlauf der Geschichte ist es auch so, dass einem die Charaktere sehr ans Herz wachsen. Bei mir sogar in einem Fall so stark, dass ich mich an einer Stelle des Spiels schuldig gefühlt hätte, wenn ich einfach die PS2 ausgeschaltet und nicht weitergespielt hätte. Das ist schon eine Leistung, denn das vollbringen nicht viele Spiele.


    Zitat Zitat
    Ach ja, und Spotlight-Phänomen. Das sollte im besten Fall vermieden werden oder es sollte zumindest noch genug Szenen geben, die einem die Charaktere irgendwie nahe bringen. Nen Char einmal in den Mittelpunkt zu rücken und dann zu vernachlässigen geht gar nicht.
    Japp, das ist eines der größten Probleme bei Charakteren in JRPGs, meiner Meinung nach. Hat wohl auch etwas damit zu tun, dass der Spieler eine gewisse Partygröße erwartet. Die Geschichte dann aber nur um wenige Charaktere herum aufzubauen widerspricht dem allerdings ein bisschen. In all den oben von mir genannten Beispiel war das aber wirklich gut gelöst: Keines der Spiele hat die Geschichte wirklich um alle Charaktere herum aufgebaut (außer Persona 4), aber in jedem der Spiele bekommen zumindest die meisten Charaktere genug Spotlight ab.

    Auch viele Spiel mit eigentlich gutem Writing leiden oft stark darunter. Final Fantasy VIII hat mit Squall zum Beispiel einen Charakter, dessen Charakterisierung ausführlicher ist als alles andere, was ich in dem Genre gesehen habe. Viele der anderen Charakteren werden aber recht schnell stark vernachlässigt. (Dies ist aber meiner Meinung nach nicht so extrem wie manche sagen, zumal sie immer noch alle auch in Dialogen sehr präsent ist, während es Spiele gibt, wo die Charaktere irgendwann wirklich nur noch in den Kämpfen auftreten, wenn man sie in der Party hat, aber in der Story absolut nichts mehr beizutragen haben.)

    Aber auch thickstone muss ich zustimmen, die Ausarbeitung muss nicht immer sehr ausführlich sein, damit man eine emotionale Bindung zu einem Charakter aufbaut. Ich meine, man kann sogar zu seinen Pokémon ein emotionales Band haben! Und es gibt Charaktere, deren Darstellung einfach so stark dem eigenen Geschmack entsprechen oder mit denen man sich über eine einzige Eigenschaft sehr stark identifizieren kann oder die man aus irgendeinem Grund einfach sehr sympathisch findet, ohne dass sie jetzt wirklich gut ausgearbeitet sind.

    Und was die Backstory ohne ausführliche Darstellung der Persönlichkeit angeht, muss ich dir auch zustimmen. In Final Fantasy VII fand ich aber dennoch den Charakter jeder Person recht greifbar, wobei es bei Tifa jedoch noch am schwierigsten ist.

    Speaking of FF7, ich fand Barret als Charakter sehr toll: Eigentlich ist er ein Charakter, der sehr viel Unsympathie auf sich zieht, aber durch seine Hintergrundgeschichte und seine Beweggründe wird er sehr sympathisch. Ich fand zum Beispiel den Moment sehr bewegend, in dem er sich das erste Mal ein bisschen mehr öffnet. Das ist, nachdem man Marlene bei Aeris' Mutter in die Obhut gibt.

    Ich kopiere mal den Dialog:

    Elmyra: She brought a little girl here with her. On the way here, Tseng found
    them. She probably couldn't get away fast enough. She decided to go to the
    Shinra in exchange for the little girl's safety.
    Cloud: Must be Marlene.
    Barret: Marlene!! Aerith was caught because of Marlene!? I'm sorry. Marlene's
    my daughter. I'm …really…sorry…
    Elmyra: You're her father!? How in the world could you ever leave a child alone
    like that!?
    Barret: …please don't start with that. I think about it all the time. What
    would happen to Marlene, if I… But you gotta understand somethin'…I don't got
    an answer. I wanna be with Marlene… But I gotta fight. 'Cause if I don't…the
    planet's gonna die. So I'm gonna keep fightin'! But, I'm worried 'bout Marlene.
    I really just wanna be with her…always. See? I'm goin' in circles, now.
    Elmyra: …I think I understand what you're saying… She's upstairs asleep, why
    don't you go and see her.

    Cloud proceeds upstairs. In the room with Barret and Marlene…

    Barret: I'm so glad…… I'm so glad you're all right…
    Marlene: Daddy, don't cry. Your whiskers hurt!
    Barret: (to Cloud) Cloud! You gonna go help Aeris, right? She's done so much
    for me… If it's the Shinra you're dealin' with, I can't just sit here! I'm
    comin' too!
    Geändert von Narcissu (23.09.2012 um 23:12 Uhr)


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