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Drachentöter
Ja, Kiru, ich habe ja auch nicht gesagt, dass man mit ATLAS sondern dass man mit diversen Übersetzungs-Tools lesen soll.
Wenn du dich stur zu 100% auf ATLAS verlässt, wirst du scheitern. Zumindest bei allem, was über ein Nukige hinausgeht. Aber du musst auch kein perfektes Japanisch können um etwas unabhängig von der Maschinenübersetzung zu sein.
Es gibt da verschiedene Ansätze. Wenn man absolut Angst vor Japanisch hat, könnte man sich zum Beispiel von verschiedenen Übersetzern die Übersetzung anzeigen lassen. Da kriegt man dann möglicherweise verschiedene Bedeutungen mit und kann so kleinere Nuancen erkennen oder die Bedeutung erschließen indem man von jeder Übersetzung sich etwas heraus greift, was passend klingt.
Das ist allerdings eine unschöne Lösung. Ich habe das am Anfang gemacht und schnell gemerkt, dass eigentlich neben ATLAS nur LEC bzw. Honyaku in Frage kommt, weil die Qualität aller anderen Übersetzern einfach müllig ist.
Allerdings muss man das auch etwas differenzierter betrachten und zwar indem man sich bewusst macht, was das eigentlich für Übersetzer sind, die man da benutzt. Beispielsweise ist Google kein "echter" Übersetzer. Soweit ich weiß funktioniert Google primär über Heuristiken, die über Wahrscheinlichkeits- und Häufigkeitsverteilungen aus dem riesigen indizierten Google-Fundus sich die Phrase heraussuchen, die am wahrscheinlichsten einer Übersetzung des Textes entsprechen. Google hat also keine Ahnung von der Semantik oder Syntax einer Sprache, zumindest nicht in dem Rahmen, dass es wirklich weiß, was es da eigentlich tut. Das kann manchmal extrem nach hinten losgehen, insbesondere wenn es ein sehr individueller Satz ist. Bei häufig benutzten ganzen Phrasen ist Google dagegen sehr gut, manchmal besser als es ein echter Maschinenübersetzer je sein könnte. Aber das basiert nur auf gutem Raten, dem muss man sich bewusst sein, wenn man den Wahrheitsgehalt verschiedener Übersetzungen gegeneinander abwiegt.
Man sollte sich auch im Klaren darüber sein, dass ATLAS eine Software konzipiert für Business-Menschen ist. ATLAS mag die komplexesten Sprachregeln besitzen, die ein Japanisch-Übersetzer bis heute hat, aber es versagt bei dem kleinsten Anzeichen an Umgangssprache. Und die ist bekanntlich bei VNs sehr häufig vertreten. Demzufolge kann man wohl zu mehr als 99,9% davon ausgehen, dass wenn ATLAS meint, es wird von "sleeping" geredet, es in Wirklichkeit einfach nur ein relativ informationsarmes ね ist. Deshalb sollte man ja auch das "Replacement-Script" benutzen, welches die häufigste Umgangssprache in Formalsprache parst, bevor diese an ATLAS zum Übersetzen geschickt wird. Natürlich wird dadurch der Text verfälscht, aber die Übersetzungsqualität steigt. Und der aufmerksame Hörer kriegt meist auch über die Sprachausgabe dann die umgangssprachlichen Nuancen mit.
Maschinenübersetzungen sind schlecht und sie werden auch nie gut sein. Zumindest nicht für Japanisch. Das Problem ist wohl NP-vollständig.
Die Enttäuschung der Nutzer resultiert meist daraus, dass sie die Übersetzer als einziges Hilfsmittel ansehen und das ohne zu wissen, was ein Übersetzer überhaupt ist. Das funktioniert nicht. ABER ... das heißt nicht, dass man sie nicht als ein Hilfsmittel zum Verstehen der Texte benutzen kann ... wenn man sich bewusst macht, dass es eben nur ein Hilfsmittel ist und nicht die komplette Lösung.
Ich habe gesagt, man solle sich mal ein Wochenende Zeit nehmen und etwas japanische Grammatik lernen. Natürlich reicht das nicht auch nur ansatzweise Japanisch im syntaktischen und semantischen Sinne "verstehen" zu können. Aber es ist ein riesiger Schritt nach vorne, ein sehr guter Anfang und, das ist das wichtigste, es ermöglicht eine relative Unabhängigkeit von den Übersetzern und bringt ein erstes Gefühl für die Sprache.
Das muss man auch etwas pragmatisch sehen. Jemand, der japanisch kann, würde sagen "Das bringt überhaupt nichts.", "Das widerspricht jeglichen Grundsätzen, wie man eine Sprache lernen sollte." und "Lern gefälligst die Sprache richtig, du Weeabo!"
Das stimmt ja auch alles ... wenn man wirklich japanisch lernen möchte. Aber das wollen die meisten nicht. Also "wollen" vielleicht schon, aber wohl kaum einer hat die Freizeit und die Motivation sich damit genügend auseinander zu setzen, sodass das richtige Lernen der Fremdsprache überhaupt realistisch wäre.
Aber darum geht es mir hier auch gar nicht. Die "Sprache lernen" und "VNs lesen können mithilfe von Tools" sind zwei unterschiedliche Dinge und, das ist besonders wichtig, letzterer benötigt bei weitem weniger Aufwand und hat auch eine relativ geringe Einstiegshürde, wesentlich geringer als man denken würde. Eben mal ein Wochenende sich die Zeit nehmen, sich etwas mit japanischem Satzbau zu beschäftigen. Das ist natürlich nicht alles, aber es ist ein sehr guter Anfang. Je nach dem wie gut man wirklich lesen können möchte und wie hoch man sich da die eigenen Ziele setzt, kann man noch viele weitere Stunden investieren, um das Lesen flüssiger und angenehmer zu machen (speziellere Regeln, häufig genutzte Vokabeln). Aber an dieser Stelle kann man mithilfe der von mir genannten Parsing-Tools bereits recht gut japanische VNs verstehen und hat statt sturem Lernen einen praktischen und auch spaßigen Bezug mit der Sprache.
Mein Punkt ist, dass die meisten Menschen sich diese Einstiegshürde zu hoch vorstellen und ich nur sagen möchte, dass wenn man es wirklich will, man schon nach ein paar Stunden Vorbereitung erstaunliche Ergebnisse erzielen kann. Man sollte es einfach mal probieren (und es auch richtig machen, sprich Tools ordentlich einstellen und nicht als erstes die japanische Übersetzung von Der Herr der Ringe lesen wollen).
Und ja, bestimmte Arten von VNs eignen sich besser zum Einstieg als andere. Würde da aber nicht unbedingt an Moege denken. Die haben zwei Probleme; einmal sind sie stinklangweilig, was so ziemlich schnell die eigene Motivation in den Keller treibt, und zweitens verfügen sie über sehr viele Dialoge, die genrespezifisch viele Gefühle und öfter auch Wortspiele beinhalten, was natürlich äußerst schlecht ist.
Generell würde ich sagen, dass sich eine "Story-VN" wesentlich besser lesen lässt als eine "Romance-VN". Beschreibender Text ist einfacher zu verstehen als emotionale Metaphern. Das ist aber auch sehr stark generalisiert. Das beste ist immer noch, das zu spielen, was einem am meisten Spaß macht.
Nukige gehen übrigens fast immer sehr gut. 
Nasu an sich ist auch nicht wirklich so schwer. Er hat zwar nen persönlichen und auch markanten Schreibstil, aber solange dieser sich auf die Syntax beschränkt, kann man die Nuancen auch gut im geparsten Originaltext erkennen (natürlich weniger in der Maschinenübersetzung). Komplizierter wird es eher bei einem Romeo Tanaka, der das eine schreibt, aber im Subtext das andere meint... ja...
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