Also, ich fand, das war eine ziemlich gute Darstellung der Thematik. Ich habe auch einige Kommentare von Leuten zu dem Spiel gelesen, die meinten, dass das Spiel dies sehr gut darstellt und dass sie sich an ihre eigene Schulzeit zurückerinnert gefühlt haben und ähnliches erlebt haben. Viele, denen vielleicht die Erfahrung mit solchen Situationen fehlt, meinen vielleicht, dass einiges übertrieben scheint, aber die Wahrheit ist wohl eher, dass man nicht wahr haben möchte, dass wirklich solche schlimmen Dinge auf dieser Welt geschehen.
Zu der Sache, dass man sich als Spieler machtlos vorkommt: Natürlich. Das ist eine Visual Novel, eine Geschichte. Man schlüpft nicht selbst in eine Rolle, man erfährt eine Geschichte nur aus einer sehr persönlichen Perspektive. Trotzdem ist der Spieler nicht der Protagonist selbst.
Dass man dann zunächst nur zusieht und nichts tun kann ... das ist ein Stilmittel. Man könnte böse behaupten, damit wollte die VN beim Spieler Emotionen erzwingen, weil er gezwungen wird machtlos zuzusehen. Aber ich denke eher, dass nicht die Manipulation des Spielers im Vordergrund steht sondern das Darstellen von Teilnahmslosigkeit der Mitmenschen. Diese Teilnahmslosigkeit mag man nicht nachvollziehen können, wenn durch dramatische Hintergrundmusik und Fokus auf den einen Charakter doch das Geschehen eindeutig als furchtbar dargestellt wird und etwas dagegen getan werden muss, aber es ist durchaus realistisch, dass das nicht passiert. Ich erinnere mich an meine Schulzeit und da gab es zwar keine tollen BGMs, dafür aber einiges an Desinteresse, was das Wohl bestimmter Mitschüler angeht, denen es im Klassenverband offensichtlich nicht besonders gut geht.
Wie dem auch sei, ich kann dir versichern, dass Yume Miru Kusuri kein Spiel ist, welches diese Thematik nur nutzt, um eine möglichst melodramatische Geschichte zu erzählen, die beim Zuschauer die typischen Gefühle erzwingen will und das Setting dafür nur als Mittel zum Zweck ansieht. Dafür legt das Spiel einen viel zu großen Fokus auf die Charaktere und ihre Entwicklung. Wichtiger, als dass etwas getan wird, ist der Weg vom Nichtstun zum Handeln. Und die Darstellung dieses Wegs ist, finde ich, durchaus realistisch und nachvollziehbar geworden.
Also auf jeden Fall eine der besseren Geschichten zu diesem Thema.