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Ritter
Die Tage auf dem Schiff vergingen wie im Flug. Sie hatten es geschafft. Sie hatten es überstanden und waren nun für's Erste in Sicherheit. Was noch kommen würde, könnte keiner erahnen. Wo es sie hintreiben würde, wusste niemand. Aber für den Moment waren sie außerhalb der Gefahr.
Ian hielt sich an Clover. Er redete nicht viel, weil er stets in Gedanken war. Auch die schmerzenden Abschiede fielen recht wortkarg aus, nicht aber tränenlos. Das Lebewohl mit Lèo fiel ihm besonders schwer. Sie hatte sich dazu entschieden, mit Alistair zu gehen und inzwischen hatte er auch verstanden, warum.
Der Ire war auch der letzte, von dem er sich verabschiedete. Die Tränen auf seinem Gesicht waren noch nicht getrocknet, als er ihm gegenüberstand, abschätzend gemustert wurde. Aber sein Auftreten sprach Bände. Er würde sich nicht wieder streiten wollen, kein Kontra geben. Weil er jetzt einsah, dass die Kritik an ihm richtig war. So ließ Alistair ihn reden.
"Es tut mir Leid!", begann er mit zitternder Stimme und zurückhaltendem, wenngleich aufrechtem und direktem Blick in das Gesicht des Mannes. Er musste ihn ansehen, weil dieser Kerl, der im Gegensatz zu ihm mit Taten gepunktet hatte, es verdiente, dass man dies tat. Keine verlogenen Blicke mehr, keine Fassade. "Du hast viel für uns getan und ich hab' dir nie wirklich dafür gedankt. Und du hattest Recht mit mir!" Eine Pause folgte, in der Ians Handballen nervös gegeneinander schlugen, er kurz seine Lider über die feuchten Augen schloss, um die Tränen hinauszudrücken.
"Ich weiß, dass du Clover magst und dich um sie sorgen wirst. Es ist eine große Geste von dir, selbst mich einzuladen. Vorerst habe ich aber noch etwas zu tun, jemanden zu finden. Mein Wort mag dir nicht mehr viel Wert sein - das verstehe ich - aber ich verspreche dir, dass ich mich ändern werde. Ich verspreche dir, dass ich der Mann werde, der ich bis jetzt nicht sein konnte... der Mann, der verdient, von ihr geliebt zu werden."
Erst nach all den Abschieden schien die Zeit sich auf seine Seite zu stellen. Der vierte Tag auf dem Schiff wollte nicht vergehen - doch mit jeder Meile, die es fuhr, fühlte er sich ein kleines Stückchen leichter und freier. Mit jeder Meile, die es fuhr, wurde ihm bewusster, wie unabdingbar es war, dass er ein besserer, wichtigerer Mensch werden musste, um seinen kleinen Teil für diese zerstörte Welt zu tun.
Mitten aus seinen Plänen, seinen Zukunftsvisionen, die er nun zeitweise alleine auf dem Oberdeck des Luxusliners verbrachte, riss ihn eine Gestalt. Die Figur einer Frau, das unvollendete Vorhaben eines toten Mädchens, an dessen Stelle er hätte stehen können. Sie war es - und das hier war seine erste Chance, etwas zu tun, das er hatte tun müssen. Entschlossen näherte er sich der ungefähr Vierzigjährigen, deren schulterlanges, braunes Haar im sanften Fahrtwind des Schiffes wehte. "Andrea?"
Isabelles Mutter drehte sich um und musterte ihn mit ihren graublauen Augen fragend. Ian zögerte nicht mehr. Es war seine Pflicht, sie über ihre Tochter aufzuklären - und so erzählte er ihr von allem. Von der langen Reise, die sie auf sich genommen hatte. Von ihrem unbedingten Willen, ihre leibliche Mutter kennenzulernen. Vom tragischen Tod. Als er fertig war, sah er sie nur an und wartete auf eine Reaktion.
"So ist das also..." Andrea nickte langsam, ihr Gesichtsausdruck verdächtig neutral. In ihren Augen aber spiegelte sich etwas anderes wieder. Vielleicht war es Bedauern, vielleicht auch unterschwellige Wut, vielleicht beides. Mit mechanischer Stimme fuhr sie fort. "Wissen Sie, es ist wirklich seltsam. All die Jahre habe ich hier gelebt, ohne allzu viele Gedanken an das zu verschwenden, was ich in Deutschland gelassen habe. Ich hatte damit abgeschlossen, wollte ungebunden und frei leben. Ohne Mann, ohne Kind, mit vielen Berufswechseln, vielen Umzügen, einfach so wie es mir gefällt. Aber dann, vor anderthalb Jahren hat mich auf einmal doch interessiert, was aus meiner Familie geworden ist. Also habe ich angerufen." Sie lächelte zynisch.
"Joachim, Isabelles Vater, war alles andere als begeistert. Wo ich die ganze Zeit gewesen wäre, hat er gefragt. Was ich gemacht hätte und ob ich wirklich glaubte, noch einen Anspruch auf Kontakt mit Isabelle zu haben. Und anscheinend hatte er ihr nichts von mir erzählt. Nun, ich kann´s ihm nicht verübeln, immerhin bin ich einfach im Nichts verschwunden, als es zu Meinungsverschiedenheiten kam und habe mich für über fünfzehn Jahre nicht gemeldet. Heh, das ist wirklich nicht die Art von Mutter, die man sich wünscht. Und weiter einmischen wollte ich mich dann auch nicht. Ich dachte, es wäre das beste."
Eine lange, nachdenkliche Pause, bevor sie fortfuhr. "Es ist ironisch, dass ich ihm einfach nur eine Telefonnummer hätte hinterlassen müssen. Dann hätte Isabelle mich einfach anrufen können und wir hätten uns entweder kennengelernt oder beschlossen, nichts miteinander zu tun haben zu wollen. Aber so ist das Mädchen um die halbe Welt gereist und schließlich in... das hier... reingeraten." Ernst blickte sie Ian an.
"Nein, ich werde jetzt nicht damit beginnen, in Selbstmitleid und Schuldgefühlen zu versinken. Man weiß nie, was passiert wäre, hätte Isabelle nicht die Reise hierher unternommen. Aber ich möchte Ihnen danken, dass Sie mir davon erzählt haben." Das Lächeln, welches Andrea ihm schenkte, ähnelte dem auf Isas Foto, obwohl ihre Augen nun Erschöpfung und unterdrückte Trauer anstatt Freude zeigten. "Ich schulde Ihnen wohl einen Gefallen - und in dem Chaos, in das wir hier versunken sind, ist das vermutlich mehr wert, als es den Anschein hat. Wenn Sie glauben, dass ich Ihnen bei irgendetwas helfen kann, sagen Sie es ruhig." Nach diesen Worten, nickte sie Ian noch einmal zu und drehte sich dann um, vermutlich, um ein wenig allein zu sein.
Er hätte ihr diesen Moment für sich gerne gegönnt. Doch da war noch etwas - etwas, dass er wissen musste. "Es gibt da etwas", sagte er nervös und noch immer unvorbereitet auf das, was sie ihm möglicherweise erzählen könnte. "Isabelle und ich... wir waren beide hier, um jemanden zu finden. Und es stellte sich heraus, dass Sie und... die Person, die ich suche... Shelley Weinberg!"
Wieder wandte sie sich ihm zu und er hatte das Gefühl, ihre volle Aufmerksamkeit zu haben. "Shelley? Ein toughes Mädchen. Hat immer das Beste gewollt!" Ian schluckte. Sie hat? "Wir waren zusammen, als alles anfing. Sind geflüchtet. Sie war stark und hat sich keine Angst anmerken lassen, bis..." - sie stockte. "Moment mal!" Andrea trat näher an ihn heran und musterte jetzt sein Gesicht. "Diese blauen Augen... du bist Ian oder?" Er nickte etwas perplex und war noch immer aufgeregt.
"Sie hat viel von dir erzählt... und davon, dass sie sich schon freut, wenn du endlich da bist. Naja - dann passierte das alles. Wie gesagt... sie war tough, bis sie irgendeine Nachricht von dir im Radio gehört hatte. Das hat sie wohl ziemlich mitgenommen." Wieder schluckte er. "Wo ist sie jetzt?" Andrea schüttelte ihren Kopf leicht. "Ich weiß es nicht. Wir wurden vor ein paar Tagen getrennt. Und seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen!"
Wenige Augenblicke später hatte Ian Andrea verlassen. Wieder etwas später lief auch der Luxusliner ein und brachte die Überlebenden an ihr Ziel. Eine kleine Vulkaninsel markierte jetzt ihren Standort. Nach einem erneuten Abschied von allen, die ihn in den letzten, so intensiven Tagen begleitet hatten, fing sein neues Leben an - mit Clover an seiner Seite.
Die Tage, Wochen und Monate verstrichen wie im Zeitraffer. Sie verbrachten jeden Moment gemeinsam und genossen die Gesellschaft des jeweils anderen. Ian erzählte seiner Liebe alles über sich, jedes kleine, eklige Detail seines Lebens - wie sie es sich gewünscht hatte. Und auch er erfuhr immer mehr über sie, erfuhr durch sie immer mehr über sich selbst, über die Person, die er war und die Person, die er werden müsste, die er werden würde.
Shelley hatte er nie vergessen. Er suchte sie und Clover begleitete ihn. Zahlreiche Enttäuschungen nahm er auf sich, mehrere Male schien die Suche erfolgreich zu sein. Mehrere Male hörte er Antworten wie "Shelley? Ja, klar!" Doch die Shelleys, die ihm vorgestellt wurden, ließen nie mehr als einen enttäuschenden Blick auf seinem Gesicht zurück.
Es tat ihm fast Leid, dass diese Mädchen ihm egal waren, aber die Enttäuschung war zu groß. Die Angst, dass ihr etwas passiert sein könnte, war zu gegenwärtig. Er war des öfteren kurz davor gewesen, die Suche aufzugeben, sich damit abzufinden, sie nie wieder zu sehen, sich krampfhaft einzureden, dass ihr nichts passiert sei und sie irgendwo an einem weit entfernten, sicheren Ort ein schönes Leben führen würde. Hätte er seinen Engel nicht gehabt, hätte er aufgegeben. Doch immer wieder weckte sie das Glück in ihm, die Moral, den Drang, die Dinge anzupacken und nicht aufzugeben. Immer wieder - bis zu diesem einen Tag.
Fast ein Jahr war vergangen, seit sie aus Sydney geflohen waren und ein neues Leben starteten. Immer größere Teile der Welt wurden von der Apokalypse überrannt, so erzählte man sich. Clover und er reisten von Insel zu Insel, um sein Vorhaben umzusetzen, etwas über den Verbleib von Shelley herauszufinden. Wie schon viele andere Inseln vor dieser, gab es auch hier eine Gemeinde, die sich im Laufe der Zeit kleine Dörfer gebaut hatten und einen Hauch der alten Zivilisation aufblitzen ließen. Die technischen Mittel waren begrenzt, aber es herrschte ein weitestgehend friedlicher Umgang unter den Menschen - und für die wichtigsten Dinge war gesorgt. Clover und Ian hatten sich etwas vorgenommen. Wenn sie Shelley finden würden, könnte man gemeinsam die Zukunft anpacken. Und wenn nicht? Irgendwann musste die Suche enden. Es konnte nicht ewig zwischen ihnen und ihrer Zukunft stehen.
Mehrere dutzend Male hatte er dieses Prozedere jetzt hinter sich gebracht. Er war in die Haupthäuser der kleinen Pazifikinseln getreten und hatte gefragt, ob man etwas von ihr gehört hatte, ob sie dort leben würde. In manchen Dörfern musste er selbst suchen. Andere Gemeinden verfügten über Listen, in die jeder neue Bewohner aufgenommen wurde. Viele Personen sollen so nach und nach zueinander gefunden haben.
Ian schob den Stoff sachte bei Seite, der den Eingang zum Haupthaus markierte. Der Holzboden wirkte frisch und knarrte etwas unter seinen Füßen, als er der alten, bebrillten Dame entgegenblickte, die an einem runden Tisch auf einem Stuhl saß und offenbar kleine Notizen schrieb.
"Huch!", entfuhr es ihr, als sie aufblickte und ein leises Husten folgte. "Was ein hübsches junges Glück!" Sie musterte die beiden mit einem faltigen aber sanften Lächeln und bemerkte offensichtlich ihre aufgeregten, neugierigen Gesichter. "Wie kann eine alte Dame wie ich euch helfen?" Ian trat einen Schritt nach vorne. "Ich suche jemanden. Eine junge Frau in etwa unserem Alter. Shelley... Shelley Weinberg!"
Die Seniorin erhob sich ungewöhnlich lebendig von ihrem Platz und das Lächeln auf ihrem Gesicht verblasste nicht. "Na - da hab ich mir doch fast gedacht, dass zwei so reizende, junge Menschen nur Freunde von Shelley sein können.", sagte sie und kicherte dabei fast absurd verspielt. "Also ist sie hier?" In Ian begann die Nervosität aufzusteigen, die Aufregung. Sollte er am Ziel seiner Suche angelangt sein? Sollte er sie endlich gefunden haben. Aber was, wenn es nur wieder ein Missverständnis war. Freu dich nicht zu früh! Die Frau nickte und nahm ein Stofftuch vom Tisch, dass sie sich langsam, aber geschickt um den Kopf legte und an ihrem Kinn befestigte. "Ja, das ist sie. Da brauch' ich nicht mal in eine Liste zu sehen. Shelley ist die gute Seele unseres Dorfes."
Ians beine zitterten, als er der alten Dame so grauenvoll langsam folgen musste. Sie führte ihn und Clover ein ganzes Stück durch das Dorf, bis sie an einer weiteren kleinen, unbedeutend aussehenden Holzhütte ankamen. Die Seniorin blieb stehen und nickte vielsagend in Richtung der Tür. Seine Glieder fühlten sich schwer an. Er streckte dennoch den Arm nach vorne und stieß die Tür vorsichtig auf. Ein Blick und er sah sie. Sie stand mit dem Rücken zur Tür, das dunkelbraune, leicht gelockte Haar fiel über ihre Schulter an ihrem Rücken herab und er konnte es nicht fassen. "Shelley?"
Sie drehte sich fast ruckartig um und die goldbraunen Augen strahlten ihn an. Der Bruchteil einer Sekunde - und ihm war klar, was ihr Blick bedeutete. Ihm war klar, was das heißen würde und ein schmerzhafter Druck baute sich in seiner Magengegend auf. Er würde - hoffentlich zum letzten Mal - einen Menschen enttäuschen müssen.
***
"Nein! Nein..." entfuhr es ihr, doch ihr Blick musste verraten, dass sie genau das Gegenteil hatte sagen wollen. Sie hatte nicht mehr damit gerechnet - nicht nach all der Zeit. Tränen schossen blitzartig in ihre Augen und das Glück trieb ihre Beine an, die sie - so schnell es ging - in die Richtung der Liebe ihres Lebens trugen. "I-I-Ich... h-hab dich so... ver-misst!", schluchzte sie, als sie sich in Ians Arme warf. Er hatte nach ihr gesucht. Er hat sie gefunden und als Belohnung dafür erdrückte sie ihn fast mit ihrer überschwänglichen Freude. Er hat sie gefunden und das gab ihr die Gelegenheit, all das Versäumte nachzuholen. All die Küsse, die sie sich gewünscht hatte. Dieser eine Satz, den sie nur von ihm hören wollte und dem sie ihm jetzt entgegenwarf.
"Ich liebe dich, Ian! Ich hab' dich immer geliebt!", ließ sie ihn heulend wissen und hinterließ ihre Tränen im Stoff seiner Kleidung. "Ich hätte dir das früher sagen müssen!" Mit dem Daumen und Mittelfinger der rechten Hand wischte sie sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht und sah ihn glücklich an. Doch das Glück erlosch so schnell, wie es gekommen war. Sein Blick verriet ihn, noch bevor er etwas sagte...
... und im selben Moment trat eine wunderschöne, rothaarige Frau zu den beiden in das Haus. Ians Hand, die eben noch so warm und beschützend um ihre Hüfte gelegen hatte, entfernte sich von ihr und fasste die Hand der unbekannten Person.
"Shelley... es... es... das... ist Clover. Sie ist die, die ich liebe!"
Ihre Welt brach in sich zusammen. Die kurzen Hoffnungen erstarben, bevor sie überhaupt klare Formen angenommen hatten. Es geschah nicht langsam und schleichend, wie in den letzten 28 Monaten, in denen sie sich nach und nach nicht mehr hatte einreden können, dass er irgendwann kommen würde. Nein. Mit einem einzigen, schmerzhaften Ruck riss er ihr das Herz raus, hielt es vor ihr ihre Augen. Es hatte unmittelbar aufgehört, zu schlagen. Die Tränen in ihrem Gesicht liefen nicht weiter, sie stoppten, ließen nur das Gefühl von Leere zurück.
Sie sah in Clovers Gesicht. Die Schönheit wirkte fast etwas hilflos, kam sich in der Situation wohl falsch vor. Doch der einzige Mensch, der nicht in diese Konstellation gehörte, war sie selbst. Sie, die sie erwartet hatte, dass die Zuneigung, all die kleinen Gesten, die er ihr immer entgegengebracht hatte, über Freundschaft hinausgegangen wären. Dieses Mädchen machte ihn glücklich - und nicht Shelley.
"Es tut mir Leid. Ich wollte nicht...", begann sie, doch verstummte. Es war nicht die Zeit für Worte. Sie brauchte keine Worte, um sich und anderen die Situation zu erklären. Keine Worte - bis auf: "Ich bin wirklich, wirklich froh, dass du glücklich bist!" Und es war ihr voller Ernst.
Nach einer Weile setzten sie sich. Shelley hatte Tee gekocht und den beiden nach ihrer offensichtlich langen Reise ein paar Beeren und Ähnliches in eine der großen Schüsseln gefüllt, die sie selbst getöpfert hatte. Sie erzählte Ian und Clover von ihrer Flucht aus Sydney und auch von den beiden erfuhr sie, was für ein Abenteuer sie hinter sich gebracht hatten, um der Gefahr zu entfliehen, erfuhr auch, wie lang die Suche nach ihr gewesen war. Ein bitteres Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. Es war schön zu hören, dass sie ihm - nach wie vor - wichtig genug war, um solche Anstrengungen auf sich zu nehmen - auch, wenn er ihre Liebe nicht erwiderte.
Sie blieben über Nacht und schliefen im Dorf. Shelley genoss jeden einzelnen Moment, den sie noch mit Ian hatte verbringen können. Denn sie wusste, dass er am nächsten Tag abreisen würde. Sie hatten viel vor, wollten weiter, vielleicht andere Inseln besuchen - genau wusste sie das nicht. Was sie wusste war, dass für sie kein Platz mehr in seinem Leben war.
So stand sie am Strand und hielt Ians Hand ein letztes Mal, sah ihm in seine Augen. Die Augen, in die sie sich seit dem ersten Moment verliebt hatte. Sie waren schöner als je zuvor, denn sie strahlten vor Glück. Sie trugen das Glück in sich, welches ihren Augen fremd geworden war, welches er nur für wenige Sekunden wieder entfacht hatte, bevor es vielleicht für immer erlosch.
"Wir werden uns wiedersehen, Shelley!"
"Versprich nichts, was du nicht halten kannst!", erwiderte sie mit dem immergleichen, bitteren Lächeln, bevor sie sich an Clover wandte.
"Pass auf ihn auf, ja?", hauchte sie schwach. Ians Freundin lächelte und nickte sanft.
Die beiden verließen die Insel und Shelley setzte sich auf den hellen Sand, blickte hinaus auf das Meer. Wie ihre Zukunft aussehen würde, war ihr nicht klar. Vielleicht würde sie hier bleiben und den Leuten auf der Insel helfen. Vielleicht würde es sie auch woanders hinziehen. Sie hatte von einer Militärbasis gehört, in der Leute gebraucht würden, die helfen wollten. Sie wusste es nicht. Sie versank nur in Gedanken und summte diese Melodie, die ihr in den Kopf gedrungen war, während die stichelnden Strahlen der gleißenden Mittagssonne in ihr leeres Gesicht fielen, auch die letzten Tränen aus ihren Augen herauskitzeln wollten.
Love of my life, my soulmate
You're my best friend
Part of me like breathing
Now half of me is left
Don't know anything at all
Who am I to say you love me
I don't know anything at all
And who am I to say you need me
Color me blue I'm lost in you
Don't know why I'm still waiting
Many moons have come and gone
Don't know why I'm still searching
Don't know anything at all
And who am I to say you love me
I don't know anything at all
And who am I to say you need me
Now you're a song I love to sing
Never thought it feels so free
Now I know what's meant to be
And that's okay with me
Ihre stillen Tränen hinterließen lächerlich kleine Flecken auf dem weichen Untergrund. Ihre Hände griffen nach den feinen Körnern neben ihren Beinen und sie ließ sich den Sand durch die zitternden Finger gleiten. Sie hatte ihn für immer verloren. Aber sie hatte die Gewissheit gewonnen, dass er lebte und glücklich war.
Was will ich mehr?
Geändert von MeTa (11.07.2013 um 15:24 Uhr)
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