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Legende
New Order – We all stand [Tribute to Dani x Michail]
Tess Blick verschwamm, als sie die Namen auf Yukis Brust noch einmal durchlas. Immer wieder zogen einzelne Namen ihr Auge auf sich. Die Metallmarke an ihrer Brust fühlte sich an wie ein Mühlenstein um ihren Hals. Der eine Zug am Joint war schon wieder verflogen, wie der Morgennebel aus der Bucht. Der Schmerz in ihrem Bein ließ nicht nach, also wickelte sie eine zweite Verbandsschicht über die erste.
So viele hatten ihr Leben für sie gelassen. Es durfte nicht umsonst gewesen sein. An der Bar ist immer ein Platz für euch. Wir sehen uns dort. Ihr werdet nicht vergessen werden. Kein einziger. Versprochen. Aber ihr müsst verstehen... ich kann nicht mehr tun, als ich getan habe. Ich habe alles gegeben – und werde auch weiterhin alles geben. Mehr kann ich nicht tun. Dobs plötzliche Anzeichen von etwas anderem als der Lebenslust bestärkten sie nur in diesem Gedanken. Keiner von ihnen würde unverändert hier rausgehen. Aber sie konnten versuchen das Beste daraus zu machen. Den Toden das Gewicht zu geben, das ihre eigenen Leben bereichern würde. Dani... danke. Ich weiß das es dich furchtbar ärgern würde und du würdest mir nochmal die Nase brechen, wenn ich dir sage was ich vorhab. Aber dann... würdest du verstehen. Oder du wüsstest es, wenn ich dich jetzt so ohne Worte anschaue. Das auf mich eben keine große Liebe am Ende des Weges wartet. Nichtmal für einen kurzen Moment. Das war dein Weg. Nicht meiner.
Tess humpelte dorthin zurück, wo Fawyer noch über einigen Koffern kniete und zog drei Lederkoffer die identisch mit dem waren, mit dem sie den ADF-Infizierten erledigt hatte, heran. Sie waren mit Zahlenschlössern versehen, aber ... wenn das Schicksal es gut meinte, dann würde sie den Diamanten von Wellerson nicht lange hinterhertrauern. Mit den drei Koffern in einer Hand und dem Gehstock in der anderen stakte sie zum Iren. Sie blieb stumm stand abseits, als Leo und die beiden Jungs über Alistair krabbelten und Tränen flossen. Langsam zog sie das Uniformhemd aus und schlüpfte in die weiße Bluse, die ihr Ellen gegeben hatte. Dann holte sie endlich das Funkgerät aus ihrer Tasche hervor, die grüne Kontroll-LED leuchtete hell. Wie wichtig war es jetzt noch Axels Mörder zu finden? Und konnten sie das überhaupt? Nein konnten sie nicht. Sogar Alistair könnte sie anlügen - und sie würde ihm glauben, allein weil sie es musste. Sie mussten zusammenhalten. Bis sie auf andere trafen. Es ist genug. Hör auf mit ihrer Hoffnung zu spielen, du Kontrollfreak, nur damit du deine Gerechtigkeitsphantasien ausspielen kannst, und gib ihm das Funkgerät schon.
Clover und Ian standen ein Stück abwärts. Dob schien in Gedanken versunken, er blickte in Richtung des Paares. Katastrophen machen aus einem keine Kampfmaschinen. Sie machen aus einem ein sinnentleertes Wrack - zurück bleibt wohl nur die Frage Warum. Waren sie besser gewesen als die Toten? Hatten sie etwas besonderes an sich? Stand ihr Schicksal unter einem andren Stern? Sie wusste keine Antworten. Aber sie wusste, das sie Dobs Grinsen wieder sehen wollte. Tausendmal lieber als dieses leere Gesicht, das sie allein zum weinen brachte.
"Erst mal müssen wir schauen, wie wir von hier wegkommen.", bemerkte Joshua. Mein Stichwort. Tess humpelte an die Gruppe heran und klopfte sacht gegen Alistairs breiten Rücken. "Joshua hat recht. Wir sollten los. So wie es aussieht kommen eben alle mit. Egal ob... ja. Alle kommen mit. Sherlock Holmes hat wohl heute zum ersten Mal keinen Fall gelöst. Zuwenig Indizien und ausserdem war er wohl in denkbar schlechter Verfassung. So ganz ohne seine Violine kann er wohl auch nich nachdenken. Das kann man ihm nicht krummnehmen.“ Sie blickte traurig aufs Meer hinaus, klopfte nachdenklich mit den Fingern auf den Griff des Gehstocks. Ihr Herz wollte Gerechtigkeit, aber sie war keine Juristin und nach der Bombardierung von Schanze 2 würde es keine Spuren geben, die verrieten wer Axel ermordet hatte. Also … würden sie alle gehen. Egal ob es ihr gefiel oder nicht. Sie hielt Alistair das Funkgerät mit ausgezogener Antenne hin.
„Na los, Alistair, bring uns alle hier raus. Das Funkgerät ist mit dem Dampfer verbunden so wie ich das sehe. Sag ihnen das wir hier sind und das die Garde keine Leute durch die Absperrung lässt – vielleicht können wir denen, die zurückgeblieben sind, noch Hilfe schicken. Aber sie zu das die Kerle auf der andren Seite wirklich die ADF-Leute sind – im besten Fall kennen die deinen Namen ja schon - und keine Japaner. Aye?" Alistair konnte sich inzwischen, abgesehn vom Alkohol und den Zigaretten, um sich selbst kümmern. Immerhin sprach er nicht mehr mit sich selbst und seine Suiziddrohung am Schrottplatz war die letzte gewesen – er hatte jetzt einen Grund weiterzumachen. Und die Kinder hätten einen Platz. Das war doch etwas gutes.
„Wenn... wenn danach noch Saft drauf ist, würde ich gern nochmal versuchen Reed, Terence und Sarah zu erreichen. Okay?“ Sie hatte den kurzen Moment mit der Koffersuche dazu genutzt ihrer eigenen Zukunft ins Auge zu sehen. Es war mehr als nur Dobs Wandel. Aber er war auch mit ein Grund weshalb sie hier in Australien bleiben wollte und das Rätsel, das ihr Team zerrissen hatte, lösen wollte. Und ihr Versprechen an Dani. Und damit auch das stumme Versprechen, die letzte Aufgabe, die mit Michails Marke verbunden war - sie würde sie seiner Familie zurückbringen, sobald sie es konnte.
„Du Leo? Magst du mir den Namen von deinem Papa sagen? Vielleicht hast du ja auch noch ein Bild von ihm? Weißt du, ich werde den Leuten hier helfen die wütenden Toten zu besänftigen. Und vielleicht macht Yuki ja wieder Radio und wir können deinem Papa dann sagen das du bei Alistair bist und wo er dich finden kann. Und auch wenn jemand anderes hier in Australien liebe Freunde oder Familie hat, nach der ich die Augen aufhalten kann wenn es für mich hier an die Arbeit geht – schreibt mir auf was ihr über sie wisst und sagt wo es für euch hingeht. Ich … versuch mein Bestes um … meinen Job gut zu machen.“
Einen Lederkoffer mit Geld stellte sie hinter den Iren. „Nimm den hier und mach nen Gedenkpub auf, damit wir auf unsrer Seite auch eine Bar haben wo wir einen heben können, okay? Ich … besuch euch mal in Irland. Vielleicht am 1. Juli, der Tag an dem uns allen zum zweiten Mal das Leben geschenkt wurde – weil wir überlebt haben.“ Die Sonne ließ die Tränen auf ihrem Gesicht schimmern wie Tautropfen in einem Spinnennetz. Tess würde tun was sie am besten konnte – einen guten Job machen. Ein einsames Leben führen, das einer Leidenschaft gewidmet war. Denn nur so wird man zu einem der Besten und kann etwas bewirken. Und wenn ichs nicht tue, wer dann?
Sie wischte trotzig die Tränen fort und langte dann in ihren Rucksack - in ihrer Hand lag das Letzte, was sie nach dieser Reise nun noch besaß. "Noah? Ich möchte das du das hier bekommst. Vielleicht... vielleicht denkt ihr ja ab und zu an mich. Ich würde mich freuen und ich wüsste keinen besseren, der sich mein Lieblingsmesser mehr verdient hat. Sorg dafür, das Josh und Alistair nicht zuviel Unsinn anstellen, ja? Keine unnötigen Kämpfe - das muss man Iren zweimal so oft sagen, wie anderen Leuten." Ein riesengroßes, gut gepflegtes Schweizer Taschenmesser mit unendlich vielen Werkzeugfunktionen, die nur darauf warteten entdeckt und benutzt zu werden, lag nun schwer in der kleinen Kinderhand. Man soll Kindern ja keine Waffen geben ... aber Noah ... vielleicht würde einer aus der Gruppe die grimmige Frau Doktor nicht vergessen. Sie hoffte es. Hoffte es sehr.
Geändert von Viviane (08.09.2012 um 16:01 Uhr)
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